47.

„Alles im Leben hat seine Zeit", hatte Silver gesagt und während diese Worte in stetiger Wiederholung durch seinen Kopf wanderten durchquerte, Harry den inzwischen leeren Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Auf dem Tisch lag noch sein Aufsatz für Zaubertränke, genau wie er ihn am Nachmittag hatte liegen lassen. Eigentlich hatte Harry sich ja vorgenommen, nach der DA-Stunde seine Hausaufgabe für den nächsten Morgen fertig zu machen, doch nun war es bereits Mitternacht. Einige Sekunden starrte Harry unschlüssig auf das zusammengerollte Pergament und überlegte, mit welcher Ausrede er morgen Snape gegenübertreten konnte, bis er schweren Herzens einsah, dass es wohl keine Begründung gab, die Snape als Entschuldigung gelten lassen würde, wenn Harry am nächsten Morgen ohne seinen Aufsatz im Kerker erschien.

„Ja, ja, alles im Leben hat seine Zeit", brummte er ungnädig, während er eine Feder aus seiner Tasche zog und das Pergament aufrollte. „Wobei jetzt wohl eher Zeit zum Schlafen wäre."

Snape hatte mit ihnen einen hochwirksamen Schlaftrank durchgenommen und nun sollten sie, neben der genauen Zubereitung, auch noch Anwendungsmöglichkeiten, Haltbarkeit, Lagerung und besondere Gefahren erklären. Am Nachmittag hatte Harry bereits die Zutaten für den Trank herausgeschrieben und in groben Stichpunkten die Zubereitung zusammengefasst, aber der größte Teil der Arbeit lag noch vor ihm, da Snape sich nicht nur auf die Angaben beschränken wollte die im Lehrbuch für Zaubertränke aufgeführt waren. Harry musste noch in einem halben Dutzend anderer Bücher nachschlagen und eine Welle unendlicher Dankbarkeit übermannte ihn, als er sah, dass Hermine ihm nicht nur die Bücher bereitgelegt, sondern auch die entsprechenden Kapitel mit kleinen Zetteln gekennzeichnet hatte.

Beschreiben Sie die Gefahren, welche ein so hochpotenter Schlaftrunk mit sich bringt – war die letzte Aufgabe und während Harry sich immer wieder über die brennenden Augen fuhr, wanderten seine Gedanken, wie so oft in den letzten Stunden, zu Andrea.

„Verdammt, Harry, konzentrier dich!", ermahnte er sich selbst und schob dir Brille ein Stück höher, während er selbst gleichzeitig tiefer in den Sessel sank. Mit müden Augen begann er zu lesen oder versuchtes es zumindest…

Dean, der Parvati und Lavender am nächsten Morgen mit einem lauten und fröhlichen „Guten Morgen!", begrüßte, riss Harry unvermittelt aus dem Schlaf.

„Oh hallo, Harry! Hast du heute Nacht dein Bett nicht gefunden?", grinste Lavender, als Harry sich verwirrt im Sessel aufrappelte und seine steif gewordenen Glieder streckte.

„Muss eingeschlafen sein", nuschelte er und rieb sich über die Augen, ehe er nach seine Brille suchte, die in der Nacht auf den Boden gefallen war.

Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch etwas Zeit hatte, dennoch fühlte er sich viel zu müde und erschlagen, als dass er seinen Aufsatz hätte beenden können. Wütend auf sich selbst kramte er seine Schulsachen zusammen und stopfte sie in die Schultasche, als auch schon Hermine neben ihm erschien.

„Guten Morgen, Harry!", sagte sie zögernd und für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als wollte sie dem noch etwas hinzufügen, doch sie schwieg und wartete geduldig, bis Harry seine Schulsachen vollständig verstaut hatte.

„Danke für die deine Hilfe", nuschelte Harry und deutete mit einem schiefen Lächeln auf die kleinen Zettel, die noch immer aus den Büchern spitzten.

„Schon gut", nickte sie und wandte sich zum Gehen, als auch Ron reichlich zerzaust im Gemeinschaftsraum erschien.

„Du warst heute Nacht nicht in deinem Bett", sagte er stirnrunzelnd, während er Harry und Hermine durch das Portraitloch nach draußen folgte.

„Bin hier unten eingeschlafen", seufzte Harry und fügte, nachdem er sich kurz vergewissert hatte, dass ihnen niemand zuhörte etwas leiser hinzu. „Andrea ist gestern aufgewacht."

„Das ist ja wunderbar!", strahlte Hermine erleichtert und noch ehe er sich versah, fiel sie ihm glücklich um den Hals. „Wie geht es ihr? Ist sie in Ordnung?"

„Hm…schwer zu sagen. Madam Pomfrey meinte, körperlich befände sie sich in guter Verfassung", erklärte Harry zögernd, nicht wissend wie er Andrea Zustand mit Worten beschreiben sollte.

„Na siehst du, hast dir ganz umsonst den Kopf zerbrochen", grinste auch Ron und klopfte ihm aufmuntern auf die Schulter.

Harry antwortete ihm nicht. Für einen kurzen Moment war er versucht, ihm einfach entgegen zu schleudern, dass überhaupt nichts in Ordnung war, doch als Neville und Ginny sie einholten, beschloss er weitere Erklärungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Zu Fünft durchquerten sie die Eingangshalle, als ihnen Ted Moran und zwei weitere Slytherins begegneten. Harry konnte nicht hören, worum es bei ihrer Unterhaltung ging, doch die Blicke, mit denen die drei Slytherins zu ihnen herübersahen, ließen ihn vermuten, dass die Gryffindors der Gegenstand ihres Gesprächs waren. Ted hob mit einem flüchtigen Lächeln die Hand zum Gruß, ehe er mit den anderen beiden Jungs in die Große Halle hinein ging.

„Ich muss mich beeilen, hab in der ersten Stunde Muggelkunde", stöhnte Ron, während er mit langen Schritten auf den Tisch der Gryffindors zuging. „Denke wir werden heute…"

Harry hörte ihm nicht weiter zu, denn genau in dem Augenblick, da er sich Ron gegenüber hinsetzte, fiel sein Blick hoch zum Lehrertisch. Snape der neben McGonagall saß, hatte offensichtlich ihr Eintreten in die Große Halle beobachtet und nun da sich ihre Blicke begegneten, glitt ein kurzes, spöttisches Lächeln über sein Gesicht. Harry wusste nicht weshalb, doch etwas an Snapes Mimik versetzte ihn in Alarmbereitschaft und das Bewusstsein, dass in seiner Schultasche ein unvollständiger Aufsatz für Zaubertränke steckte, steigerte diesen Zustand.

„Sag mal, Hermine…", begann Harry nach einiger Zeit zögernd, während er unschlüssig die Scheibe Toast auf seinen Teller betrachtete. „….wäre es möglich, dass ich den letzten Teil für meinen Aufsatz, nur den wo es um die Gefahren geht, von dir abschreiben könnte?"

„Ich dachte…" Hermine stockte und blickte ebenfalls zum Lehrertisch hoch, ehe sie resignierend nickte. „Dann sollten wir uns aber beeilen."

Harry war sich zuvor nicht bewusst, wie schnell er im Notfall zwei Seiten Pergament beschreiben konnte, doch als Snape kurz vor Unterrichtsbeginn den Kerker betrat, war sein Aufsatz fertig. Sich die schmerzende Hand reibend beobachtete er Snape, der sich betont gelangweilt gegen seinen Schreibtisch lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt hatte und darauf wartete, bis die letzten Schüler den Raum betreten hatten.

„10 Punkte Abzug für Gryffindor wegen Zuspätkommen!", bellte Snape, als Dean die Tür des Klassenzimmers hinter sich schloss.

Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte Dean ihm widersprechen; ihm erklären, dass er offiziell noch zwei Minuten hätte, doch er besann sich und setzte sich schweigend auf seinen Platz neben Parvati. Mit dem unguten Gefühl, dass sein Zaubertrankaufsatz möglicherweise das geringste Problem war, beobachtete Harry das Grinsen auf den Gesichtern der Slytherins.

„Ihre Aufsätze nach vorn!", kommandierte Snape.

Es entstand ein kurzfristiges Rücken der Stühle, als einer nach dem anderen seinen Aufsatz bei Snape ablieferte. Seufzend legte Harry seine Aufsatz zu den anderen, als Snape auch schon danach gegriffen hatte und ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen überfolg.

„Interessant, was man in letzter Minute noch bewerkstelligen kann", schnarrte Snape und Harry spürte wie seine Ohren zu glühen begannen. Snape konnte doch unmöglich wissen, dass er den Rest erst vor wenigen Minuten geschrieben hatte oder etwa doch? Harry kehrte gerade auf seinen Platz zurück, als er auch schon Snapes weitere Anordnungen hörte.

„Nachdem es sich bei diesem Trank um ihre Hausaufgabe handelte, dürfte es Ihnen nicht schwer fallen, den Schlaftrank aus dem Gedächtnis zu brauen. Zutaten finden sie in dem Regal! Potter, Sie setzen sich auf den freien Platz neben Parkinson; Thomas, Sie gehen zu Montague und MacMillan Sie werden mit Malfoy den Platz tauschen."

Harry hatte das untrügliche Gefühl, eben in eine Falle getappt zu sein, als er seinen Kessel neben Pansy Parkinson stellte und somit unmittelbar auf dem Platz vor Malfoy saß. Hermine warf ihm einen mitfühlenden Blick zu, als sie beide nach vorn gingen, um sich die entsprechenden Zutaten zu holen.

„Sei bloß vorsichtig", flüsterte sie, während sie die Affodillwurzel aus einem Glasbehälter fischte.

„Miss Granger! 10 Punkte Abzug! Mr. Potter sollte durchaus dazu in der Lage sein, seine Zutaten selbst zusammenzusuchen."

„Hermine hat mir nicht geholfen", verteidigte sich Harry halbherzig, wohl wissend, dass seine Beteuerung den Zaubertranklehrer unbeeindruckt ließ.

Ohne weiter auf Snape zu achteten, grübelte Harry was er in der vergangenen Nacht aufgeschrieben hatte. Er war sich nicht so ganz sicher, wirklich alle Zutaten beisammen zu haben und schielte vorsichtig zu Malfoy zurück, der gerade mit seinem Wermutaufguss beschäftig war.

„Richtig, das war es noch!", seufzte Harry innerlich und griff nach dem Wermut.

Bereits nach einer halben Stunde rauchte Harrys Kopf genauso wie sein Kessel. Auch wenn er sich bemüht hatte mit Pansy Parkinsons Arbeitstempo mitzuhalten, so musste er doch sehr bald feststellen, dass er sich wohl oder übel nur auf sein eigenes Gedächtnis verlassen musste. Es hatte keinen Sinn Pansy zu beobachten, denn ihr Aufguss war längst fertig, als Harry selbst noch immer damit beschäftigt war, die Affodillwurzel zu reiben. Weißer Rauch stieg aus seinem Kessel und zu seiner Beruhigung sahen die Rauchschwaden, die von den Kesseln der Slytherins aufstiegen, nicht anders aus.

Sie arbeiteten schweigend und nur das leise Blubbern aus den Kesseln erfüllte den Raum. Pansy zerstieß gerade mit dem Mörser Knollpilze, als Harry sich daran erinnerte, dass Snape von diesem Zaubertrank in seiner allerersten Zaubertrankstunde gesprochen hatte. Den Trank der lebenden Toten hatte Snape ihn damals genannt und Harry mit seiner Fragerei über die Zutaten vor der ganzen Klasse bloßgestellt. Harry fügte behutsam die geriebene Wurzel seinem Zaubertrank hinzu und rührte sie bedächtig unter den Wermutaufguss. Malfoy hinter ihm begann leise zu summen und Harry fragte sich unwillkürlich, ob er etwas falsch gemacht hatte oder was es sonst sein konnte, was den Slytherin in so gute Laune versetzte. Gerade wollte er vorsichtig zu Hermine hinüber linsen, als Snape sich auf der anderen Seite des Raums über Parvatis Kessel beugte.

„Miss Patil würden Sie mir bitte erklären, was dies werden soll?", fragte er mit öliger Stimme und als Harry hinüber sah, konnte er purpurfarbenen Rauch aus ihrem Kessel aufsteigen sehen.

„Ich befürchte, ich habe die Reihenfolge durcheinander gebracht", antwortete sie kleinlaut und blickte hilfesuchend zu ihren Mitschülern.

Harry bekam nicht mehr mit, was Snape darauf antwortete, denn im gleichen Augenblick begann das Gebräu in seinem eigenen Kessel gefährlich zu zischen. Irritiert blickte Harry nach unten, doch noch ehe er recht wusste wie ihm geschah, explodierte der gesamte Inhalt seines Gebräus. Einem Springbrunnen gleich schossen kleinen Fontänen weißer Flüssigkeit in die Luft und nur seiner schnellen Reaktion hatte es Harry zu verdanken, dass ihn der Trank nicht im Gesicht erwischte. Seine Hand jedoch, mit der er die Kelle zum umrühren hielt, bekam den größten Teil der Ladung ab und Harry ließ mit einem leisen Aufschrei die Schöpfkelle fallen.

„POTTER!", bellte Snape und hatte mit wenigen Schritten Harrys Tisch erreicht. „Was zum Teufel tun Sie?"

Mit einem Schlenker seines Zauberstabs entfernte Snape die Reste des missglückten Tranks, während sich auf Harrys Hand und Arm riesige dunkelrote Blasen bildeten. Harry biss die Zähne zusammen, dennoch konnte er nicht verhindern, dass ihn der Schmerz zittern ließ. Dem Gefühl in flüssiges Metall hineingelangt zu haben, folgte rasch ein Taubheitsgefühl, das sich langsam von seiner Hand in den gesamten Arm ausbreitete. Snape betrachtete mit einem herablassenden Ausdruck im Gesicht Harrys Verletzung, ehe er sich grimmig zu Hermine umwandte.

„Granger, Sie bringen Potter unverzüglich in den Krankenflügel."

Hermine nickte mit bleichem Gesicht, doch sie hatten den Klassenraum noch nicht verlassen, als Snape ihnen mit deutlichem Spott in der Stimme hinterher rief.

„Und weitere 20 Punkte Abzug, wegen Fahrlässigkeit und mangelnder Kenntnis über diesen Trank."

Hermine erging sich in eine Unzahl an Beschimpfungen über Snape, während sie Harry eilig die Treppen zum Krankenflügel nach oben bugsierte. Wäre nicht dieses beängstigende Gefühl gewesen, sein kompletter Körper könnte sich jeden Moment in eine gummiartige, gefühllose Masse verwandeln, hätte Harry Hermines Ausbruch sicher zum Lachen gebracht, doch so beeilte er sich mit ihr Schritt zu halten.

„Hast du große Schmerzen?", fragte sie atemlos, als sie in den Krankenflügel einbogen.

„Nein", stöhnte Harry und lehnte sich einen Augenblick erschöpft gegen die Tür. „Es ist eher so, als würde sich meine rechte Körperhälfte im Tiefschlaf befinden."

„Du hast Affodill vor den Knollpilzen hinzu gegeben", seufzte sie, während sie ihn besorgt stützte.

„Kann sein", brummte Harry abwesend, während er sich suchend nach Madam Pomfrey umsah.

Inzwischen hatte das Taubheitsgefühl auch sein anderes Bein erfasst und er musste sich auf einen der Stühle setzen um nicht Gefahr zu laufen einzuknicken. Sie warteten nicht lange, da erschien auch schon Madam Pomfrey.

„Wir hatten Zaubertränke…", begann Hermine, doch die Krankenschwester winkte bereits seufzend ab.

„Ich sehe schon! Sind sie auch verletzt Miss Granger?"

„Nein, nur Harry …sein Trank explodierte."

Madam Pomfrey untersuchte ihn stirnrunzelnd, ehe sie ihm leise vor sich hin brummend ein Trank verabreichte und anschließend eine himmelblaue Paste auf seiner Verbrennung auftrug. Es dampfte leicht, doch schon nach wenigen Sekunden war das Brennen verschwunden und die Paste hatte ihre Farbe von hellblau nach orange verändert. Das taube Gefühl jedoch, das inzwischen Harrys gesamten Körper einnahm, blieb.

„Können Sie auch was tun, damit ich wieder Gefühl in den Armen und Beine bekomme?", sagte Harry, während er sich gleichzeitig die taube Hand massierte.

„Tut mir leid, doch das wird wohl noch einige Stunden andauern. Das Gift der Affrodill ist durch das verbrannte Geweben in ihren Blutkreislauf eingedrungen und es wird einige Zeit kosten, bis der Trank es neutralisiert hat."

„Einige Stunden?", fragte Harry entsetzt. „Wir haben jetzt im Anschluss Verteidigung gegen die dunklen Künste und ich muss…"

„Sie müssen vorläufig nur eins, nämlich hier bleiben!", unterbrach ihn Madam Pomfrey und schob ihn resolut zu einem der leer stehenden Betten.

„Aber…"

„Schlafen Sie, das beschleunigt die Wirkung des Gegengifts und dann können Sie am Nachmittag auch wieder aufstehen", erklärte die Krankenschwester streng.

Augenrollend und innerlich vor Zorn bebend, ergab sich Harry in sein Schicksal und ließ sich auf dem Bett zurücksinken. Wie konnte er auch nur so dusslig sein, natürlich musste die Affodillwurzel vor den Knollpilzen hinein, er hatte es doch erst aufgeschrieben?

„Ich werde dich bei Silver entschuldigen", seufzte Hermine resignierend, als Madam Pomfrey eine Decke über Harry ausbreitete.

„Hermine!", hielt Harry sie zurück, als sie bereits die Tür des Krankenflügels erreicht hatte.

Sie drehte sich zu ihm um, als er ein beschämtes „Danke!" murmelte.

„Dafür sind Freunde doch da!", entgegnete sie mit einem müden Lächeln, doch Harry hörte sehr wohl den bitteren Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang.

„Eigentlich sind wir mehr, als nur Freunde", grübelte Harry niedergeschlagen, während er ihr mit einem dumpfen Gefühl im Magen, das nicht von dem Gift der Affodillwurzel kam, nachblickte. Er sah auch dann noch auf die weiß lackierte Tür des Krankenflügels, als diese sich längst hinter Hermine geschlossen hatte. Insgeheim hatte er gehofft, dass Hermine ihren Streit vom Vortag vergessen hatte, doch ihr letzter Satz sagte ihm deutlich, dass zu diesem Thema noch längst nicht das letzte Wort gesprochen war.

Vielleicht war es die Wirkung von Madam Pomfreys Gegengift oder die Tatsache, dass er die letzten Tage sehr wenig geschlafen hatte, doch es dauerte nur wenige Minuten, da hatte ihn die Ruhe des Krankenflügels ins Land der Träume befördert.

x x x x

Silver hatte seine Unterrichtsstunde mit den Gryffindors beendet, doch statt zum Mittagessen zu gehen, steuerte er den Krankenflügel an. Hermine hatte ihm von dem Vorfall im Zaubertrankunterricht erzählt und so wunderte er sich auch nicht Harry in einem von Madam Pomfreys Betten liegen zu sehen. Silver seufzte leise, als er am Bett des schwarzhaarigen Jungen vorbei ging. So friedlich und entspannt hatte er Harry bisher selten gesehen und er vermutete, dass die Krankenschwester ihren Patienten auch ein leichtes Beruhigungsmittel in seinen Gegengifttrank gemengt hatte.

„Wie geht es Harry?", fragte er leise, als die gestrenge Krankenschwester mit einem Tablett in der Hand neben Harrys Bett erschien.

„Ist ausnahmsweise mal nichts Ernstes, nur ein harmloser Unfall in Zaubertränke", sagte Madam Pomfrey leise, während ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht huschte. „Heute Nachmittag wird er schon wieder in der Lage sein die nächsten Streiche auszuhecken."

Silver nickte, auch wenn er bezweifelte, dass Harry großes Interesse an Streichen hatte. Mit einem letzten Blick auf seinen schlafenden Schüler wandte er sich wieder der Krankenschwester zu.

„Und wie geht es Andrea?"

„Schwer zu sagen", seufzte sie schwer und blickte düster gegen die geschlossene Tür, hinter der sich Andreas Krankenzimmer befand. „Sie spricht kaum, doch zumindest hat sie heute Morgen etwas gegessen."

„Mal sehen, ob ich sie zu einem gemeinsamen Mittagessen überreden kann", lächelte Silver, ehe er behutsam gegen die Tür zu Andreas Zimmer klopfte. Als keine Reaktion erfolgte klopfte er einen Moment später etwas lauter und öffnete die Tür. Für einen kurzen Moment war er überrascht ihr Bett leer zu sehen, als er sie auch schon auf der breiten Fensterbank sitzen sah. Die Arme um die angezogenen Beine geschlungen starrte sie nach draußen und schien sein Kommen nicht bemerkt zu haben.

„Hallo Andrea!", grüßte er leise und trat zögernd näher an sie heran.

„Lass mich allein, Clark!", entgegnete sie matt, ohne sich nach ihm umzudrehen.

„Ich dachte es wäre nett, wenn wir gemeinsam Mittagessen würden", sagte er mit einem Lächeln und setzte sich auf die andere Seite der Fensterbank ihr gegenüber.

„Ich möchte nichts essen", erwiderte sie kraftlos und für einen kurzen Moment verhärtete sich der Zug um ihre Lippen.

„Hast du keinen Hunger oder möchtest du nur mit mir nicht zusammen essen?"

„Das hat nichts mit dir zu tun", sagte sie leise und Silver konnte sehen, wie sich in ihren Augen Tränen sammelten.

„Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer das alles für dich ist, doch es wird nicht leichter wenn du…"

„Gib dir keine Mühe, du kannst es dir nicht vorstellen!", unterbrach sie ihn schroff und im Bruchteil einer Sekunde schien alle Müdigkeit verflogen. „Wenn du mir wirklich helfen willst, dann lass mich einfach in Ruhe!"

„Nein, das werde ich nicht und das weißt du!", widersprach ihr Silver sanft.

Andrea gab ein hörbares Schnauben von sich und zog die Beine enger an ihren Körper heran. Einige Sekunden beobachtete Silver ihr Mienenspiel, bis er unerwartet die Hand ausstreckte und sie auf ihren Arm legte. Sie zuckte zusammen und einen Augenblick lang funkelte sie ihn zornig an, doch sie entgegnete nichts und zog auch den Arm nicht zurück.

„So unangenehm, wie du versuchst vorzugeben, ist dir meine Nähe nicht", sagte er mit einem sanften Lächeln, während er für einen kurzen Moment den Druck auf ihren Arm verstärkte.

„Ach ja? Bist du seit neuestem Mr. Allwissend?", fauchte sie ihn ärgerlich an. „Du denkst also, dass ich selbst nicht beurteilen kann, ob ich allein sein möchte oder lieber Gesellschaft hätte?"

„Nein, nicht so ganz. Ich denke eher, dass du dich einerseits nach Nähe sehnst und andererseits davor Angst hast", erklärte er gelassen und zog seine Hand zurück.

„Nein", sagte sie schlicht und starrte einige Sekunden auf die Stelle, die Silver zuvor berührt hatte, ehe sie den Kopf wandte und wieder aus dem Fenster sah.

Eine ganze Weile sprach niemand, bis sich die Tür des Krankenzimmers öffnete und Madam Pomfrey mit einem Tablett vor sich herschwebend herein kam.

„Mittagessen!", sagte sie freundlich und beschwor einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen herauf, auf dem sie das Tablett abstellte. „Es gibt heute Hackbraten mit Kartoffeln und Gemüse."

„Danke, Madam Pomfrey!", nickte Silver und schwang sich von der Fensterbank.

Andrea beobachtete schweigend wie er den Tisch deckte, auf einem der Stühle Platz nahm und sie mit einer einladenden Geste aufforderte seinem Beispiel zu folgen. Der Duft des Essens erfüllte den Raum und auch wenn sich noch immer Ärger und Ablehnung in ihrem Gesicht widerspiegelten, so glitt sie doch von der Fensterbank und setzte sich ihm gegenüber. Madam Pomfrey nickte und verließ mit einem zufriedenen Lächeln das Zimmer, während Andrea unschlüssig ihren Teller betrachtete und schließlich zögernd das Besteck in die Hand nahm. Silver füllte gerade ihr Glas mit Wasser, als Andrea plötzlich das Besteck in der Hand zurück auf den Tisch warf, als hätte sie sich an dem silberfarbenen Metall verbrannt.

„Ich kann nicht!", stieß sie panisch aus und stand mit einem Satz auf den Füßen. „Ich will nicht, ich kann nicht!"

„Andrea was ist los?", fragte Silver sichtlich verwirrt und stellte den Krug zur Seite.

„Bitte geh!", flehte sie, während sie langsam, Schritt für Schritt vom Tisch zurück wich.

„Andrea wovor fürchtest du dich?" Silver war inzwischen ebenfalls aufgestanden und ging nun mit langsamen Schritten auf sie zu.

„Nein, geh weg", jammerte sie und wich zurück, bis sie die Wand des Zimmers im Rücken spürte.

„Ich werde nicht gehen", entgegnete Silver stirnrunzelnd, blieb jedoch an der Stelle stehen und blickte sie unschlüssig an. „Sag mir was dir Angst macht?"

„Nichts", entgegnete sie mit einem furchtsamen Kopfschütteln und schlang die Arme um ihren Körper.

„Sag es mir, Andrea!", sagte er leise und ging einen vorsichtigen Schritt weiter auf sie zu.

„Nein! Ich kann nicht! Ich…"

Als wären ihre Beine nicht länger in der Lage sie zu tragen, rutschte sie an der Wand abwärts und vergrub das Gesicht in den Armen. „Bitte geh, lass mich alleine!"

„Wenn ich vor hätte dich alleine zu lassen, wäre ich nicht hier", entgegnete er behutsam, während er das letzte Stück Distanz zwischen ihnen überwand und sich vor sie kniete.

„Bitte geh!", flehte sie leise, als Silver sanft die Hände auf ihre zitternden Schultern legte.

„Wovor hast du Angst, Andrea?", wiederholte er beharrlich seine Frage. „Denkst du ich würde dich verletzen?"

„Bitte geh weg!", schluchzte sie leise in die Tiefe ihrer Armbeuge.

„Nein!"

„Bitte!"

„Nein, nicht bevor du mit mir geredet hast."

„Ich kann nicht."

„Doch du kannst und du musst auch. Du wirst die Angst nicht überwinden können, wenn du ihr nicht ins Gesicht siehst", sagte er fest.

„Bitte lass mich!"

„Nein!"

„Verdammt! Ich weiß doch noch nicht mal, ob du wirklich du bist!"

Andreas Ausbruch kam so heftig und unerwartet, dass Silver erschrocken die Hände zurückzog.

„Ist es das, was dir so zu schaffen macht, weil du dir nicht sicher sein kannst, dass ich der echte Clark Silver bin?", fragte er seufzend, während er besorgt ihr Minenspiel verfolgte.

„Ja, unter anderem!", nickte sie zögernd, während sie stur seinem Blick auswich.

„Dann stell mich auf die Probe, frag mich etwas, was dir nur der echte Clark Silver beantworten kann."

Andrea, die mit einer Mischung aus Schmerz und Furch über seine Schulter hinweg ins Leere starrte nickte zögernd, dennoch dauerte es noch geraume Zeit bis sie leise zu sprechen begann.

„An dem Tag, als du zum Abendessen bei mir warst und Dumbledore dich zurück beordert hat….erinnerst du dich daran?"

„Ja, sehr genau", lächelte Silver offensichtlich erleichtert, dass Andrea die erste Hürde überwunden hatte.

„Du hast mir etwas versprochen…"

„Nein, nicht ich dir, sondern du mir", antwortete Silver leise und griff vorsichtig und zart nach ihrer Hand.

„Und habe ich dieses Versprechen gehalten?", flüsterte sie leise und dennoch war deutlich zu hören, wie sehr ihre Stimme zitterte.

„Nein, hast du nicht", entgegnete er genau so leise, während er sacht mit dem Daumen über ihren Handrücken strich. „Du hast mir versprochen heil zurückkommst."

„Es tut mir leid, ich wollte es wirklich", sagte sie kraftlos und blickte ihn das erste Mal, seit sie in Hogwarts war direkt in die Augen.

„Ich weiß und ich mach dir auch keine Vorwürfe", seufzte er schwer, während er mit einem traurigen Lächeln den Kopf schüttelte. „Doch sag mir jetzt bitte, wovor du Angst hast."

Eine ganze Zeit schwieg sie und Silver wartete geduldig, bis sie die passenden Worte fand.

„Denkst du es ist möglich, dass so ein schwarzmagisches Haus die Seele vergiften kann?", sagte sie plötzlich in die Stille hinein. „Glaubst du, dass Hussels altes Haus einen Menschen böse macht?"

„Die Atmosphäre eines Hauses hat immer Auswirkung auf seine Bewohner, genau wie die Menschen die längere Zeit ein Haus bewohnen auch die Atmosphäre in dem Gebäude verändern, das Haus speichert sozusagen die Energien, die in seinem Inneren freigesetzt wurden, dennoch kann so ein Haus die darin lebenden Menschen nicht böse machen", sagte Silver bedächtig und blickte sie prüfend an.

„Es sei denn, diese Menschen trugen das Böse bereits in ihren Erbanlagen mit sich", flüsterte Andrea, als traute sie sich nicht dies laut auszusprechen.

„Auf was möchtest du hinaus?", fragte Silver mit der Mimik eines Mannes, der bereits die Antwort vermutete.

„Richard sagte, das Haus habe mich verändert und das stimmt auch, ich bin anders seit ich in das casa de anhelo gezogen bin. Ich habe dich verletzt und… und….ich hätte dich fast… getötet. Ich…ich…konnte nicht mehr denken…und…" Andrea entzog ihm mit einem Ruck die Hand und presste die Lippen zusammen.

„Das Besteck auf dem Tisch erinnerte dich an den Brieföffner?", sagte Silver stirnrunzelnd.

Andrea nickte und plötzlich rannen Tränen ihre Wangen hinab. „Es tut mir so leid, ich wollte dir nicht wehtun, wollte dich nicht verletzen und doch ist es geschehen."

„Und nun hast du Angst es könnte noch einmal geschehen?", sagte Silver leise und blickte ihr ernst entgegen.

Andrea nickte erneut, während sie mit dem Ärmel der Robe über ihr nasses Gesicht fuhr. „Ich habe Angst, dass dieses Böse in mir die Kontrolle übernimmt und ich dann nicht mehr weiß was ich tue. Ich will niemanden verletzen und…und tu es doch. Ich kann es nicht ertragen, dass jemand wegen mir leidet und doch wird es immer wieder geschehen. Ich ertrage diesen Schmerz nicht und kann mich nicht gegen ihn wehren. Es ist meine Schuld, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Warum konnte ich mich nicht einfach fügen und das tun, was Francesco von mir verlangt hat? Nun ist er tot und es ist meine Schuld. Die Leute von diesem Bund waren Freunde meiner Eltern und nun sind sie ebenfalls tot. Ich habe sie sterben sehen, ich hörte Richards Schreie und hab seinen Tod doch nicht verhindert. Das Beschämende ist, ich sah wie der Anführer der Todesser seinen Zauberstab auf ihn richtete und es war mir egal, es war mir in diesen Augenblick einfach egal. Es war, als könne ich nichts mehr fühlen, als wäre alles bedeutungslos geworden. Tod oder Leben, es spielten keine Rolle mehr und ich hoffte nur…dass es bald vorbei ist. Es war, als wäre ich selbst tot und erst als ich Remus…"

„…und erst als du Remus gesehen hast, wurde dir bewusst, dass es noch Menschen gibt, die du liebst und die du nicht verlieren möchtest?", beendete Silver ihren unterbrochenen Satz und legte erneut die Hand auf ihren Arm.

„Ich erinnerte mich, was…was sie mit ihm machen werden. Dieser Todesser erklärte mir genau was ich zu erwarten hätte, sollte ich zu fliehen versuchen oder Voldemort hintergehen. Er hat es nicht nur erzählt, er hat einen Zauber gesprochen mit dem ich die Bilder vor mir sah."

Andrea presste die Handballen fest auf die Augen, als könne sie so verhindern die Bilder noch einmal zu sehen.

„Andrea sieh mich an! Was hat er dir angedroht?" Silver hatte ihre Unterarme ergriffen und zwang sie damit ihn anzusehen.

„Nein! Ich kann nicht!", schluchzte sie und wollte sich aus seinem Griff befreien, doch er hielt sie unerbittlich fest.

„Doch, du kannst und du musst es!"

„Clark…bitte…"

„Sag es mir, Andrea!"

Harry war durch die Stimmen aufmerksam geworden und hatte leise die Türe zu Andreas Krankenzimmer geöffnet. Unbemerkt von Silver und Andrea war er Zeuge des Gespräches geworden und auch wenn er schon vor geraumer Zeit den Entschluss gefasst hatte, sich wieder zurückzuziehen, stand er noch immer wie angewurzelt da und beobachtete das Schauspiel. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als Silver Andrea hart festhielt und dennoch konnte er nichts weiter tun, als erstarrt zuzusehen, wie Andrea sich unter inneren Qualen wandte, bevor sie Silver von der Drohung des Todessers erzählte.

„Er sagte…wenn ich nicht tun würde, was sie verlangten…. dann….dann…würden sie…würden sie…Remus in Einzelteilen zu mir zurück schicken. Er sagte, dass es einen Zauber gäbe, der das Opfer solange am Leben hält, bis sie auch das letzte Teil von seinem Körper abgetrennt hätten", schluchzte sie, während ihr unaufhaltsam Tränen über das Gesicht liefen und sie heftig zitterte. „Clark, ich habe es gehen…ich hab die Eulen gesehen, dir mir jeden Tag ein Päckchen brachten…ich…ich bekomm diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf."

Andrea hatte sich aus seinem Griff befreit, doch nicht um sich zurückzuziehen, sondern um die Arme fest um Silvers Körper zu schlingen und den Kopf in seiner Schulter zu vergraben.

Harry hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl, als hätte ihn genau jener Zauber getroffen, mit dem man auch Andrea belegt hatte. Ohne es willentlich verhindern zu können, sah er die Bilder, die Andrea quälten und ihm wurde übel. „Das ist unmenschlich und grausam!", schrie es in ihm auf und plötzlich hörte er seine eigenen Worte, die er vor nicht allzu langer Zeit zu Hermine gesagt hatte. „Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen möchtest!" Harrys Innereien fuhren Achterbahn, verschlangen sich und für einen kurzen Moment dachte er, nur durch einen lauten Schrei diesem Grauen entkommen zu können.

„Das wird nicht geschehen!", sagte Silver mit brechender Stimme und zog Andrea näher an sich heran. „Niemals!", fügte er mit fester Stimme hinzu und in Harrys Ohren klang es wie ein Schwur.

„Es ist alles meine Schuld, Clark!", schluchzte sie in seine Schulter, während Silvers Hand beruhigend über ihren Rücken strich. „Es ist meine verdammte Sturheit. Ich hab so viel Leid heraufbeschworen, nur weil ich…"

„Nein!", unterbrach sie Silver und schob sie ein Stück zurück, damit sie ihn ansehen konnte. „Nein, es ist nicht deine Schuld. Lange bevor du den Entschluss gefasst hast ins casa de anhelo zurückzukehren, hatte Voldemort bereits Interesse an diesem Haus. Und keiner von uns kann wirklich sagen, was geschehen wäre, wenn du es nicht bezogen hättest. Sicherlich wäre Einiges anders verlaufen, doch niemand kann sagen, ob die Dinge sich dann tatsächlich positiver entwickelt hätten. Es war dein Weg, Andrea und du musstest ihn gehen, auch wenn er sicherlich…"

„Aber mir ist das alles über den Kopf gewachsen, ich wollte damit helfen und hab doch nur Leid und Unglück damit herauf beschworen!", fiel ihn Andrea verzweifelt ins Wort.

„Nein, das hast du nicht!"

Es war allerdings nicht Silver der Andrea an dieser Stelle widersprach, sondern Harry. Ohne sage zu können woher, wusste er plötzlich dass er in diesem Augenblick seine geheime Beobachterrolle aufgeben musste.

„Du hast Sirius die Rückkehr ermöglicht und dafür bin ich dir unendlich dankbar", sagte Harry mit zitternder Stimme und kam näher heran. „Hättest du dich damals in die Muggelwelt zurückschicken lassen, wäre Sirius noch immer in dieser Traumwelt gefangen, wir würden noch immer unter seinem angeblichen Tod leiden und Voldemort hätte dich inzwischen sicher auf anderem Weg gefunden. Genau wie jetzt würde er versuchen dir weh zu tun, deinen Willen zu brechen und ich bezweifle, dass du in der Muggelwelt wehrhafter sein könntest, als hier bei den Menschen die dich mögen und dir zur Seite stehen wollen."

Andrea, genau wie Silver, blickten ihn einen Augenblick geschockt an, bis sich auf Silvers Gesicht ein leises Lächeln bemerkbar machte und Harry den Mut gab, weiter zu reden.

„Ich weiß nicht, ob ich das Grauen und den Schmerz den man dir angetan hat wirklich nachvollziehen kann und wenn ich ganz ehrlich bin…bezweifle ich auch, dass ich es wissen möchte oder ertragen könnte. Mag sein, dass dies nun sehr egoistisch klingt, doch ich bin dankbar für das, was du getan hast und möchte dir sagen, dass du…sofern du es zulassen kannst, nicht allein bist."

Andrea starrte ihn fassungslos entgegen, während sie sich noch immer an Silver fest klammerte, als wäre er das Einige, was ihr in dieser Situation Halt geben könnte. Eine, für Harry unerträglich lange Zeit, sprach niemand, bis Silver hörbar die Luft einzog, sich aufrichtete und Andrea mit auf die Füße zog. Sie schwankte kurz, ehe sie sich der ungewohnten Nähe zu ihm bewusst wurde und die Hände zurückzog.

„Bitte lasst mich jetzt allein", sagte sie leise und wandte ihnen den Rücken zu.

Harry Magen sacke nach unten und für einen kurzen Augenblick war er sich sicher, einen großen Fehler gemacht zu haben. Warum musste er sich auch in dieses sehr persönliche Gespräch zwischen Silver und Andrea einmischen? Hätte er nicht einfach wieder unbemerkt verschwinden können? Silver schien seine Gedanken zu erraten, denn er klopfte ihm leicht auf die Schulter und bedeutete Harry mit einer schlichten Kopfbewegung, ihm aus Andreas Zimmer zu folgen.

„Es tut mir leid", sagte er sobald Silver die Tür behutsam ins Schloss gezogen hatte. „Es war dumm von mir."

„Nein, ich denke, du hast Andrea damit geholfen", seufzte Silver leise, während er noch immer gegen die geschlossene Tür starrte. „Dennoch wird sie noch sehr viel Zeit brauchen, um das alles zu verkraften."

„Es ist grausam und unmenschlich, was sie ihr angetan haben!", stieß Harry frustriert aus und ließ sich erschöpft auf die nächste Bettkante sinken. Zorn und Hass auf diesen Todesser loderten in ihm hoch und obwohl seine Beine sich noch immer leicht taub anfühlten, hielt er dieses Ruhigsitzen nicht aus und stand eine Sekunde später bereits wieder auf den Füßen.

„Ja, das ist es!", nickte Silver und wandte sich zu ihm um. „Doch ich befürchte, dass die Geister, die wir hier zu sehen bekamen, nur die Spitze des Eisbergs sind."

Harry mochte sich nicht vorstellen, was Silver unter den restlichen Geistern verstand. Sein Gesicht wirkte hart, schon fast versteinert und verriet nicht, was in seinem Inneren vor sich ging.

Hastige Schritte, die sich im Laufschritt dem Krankenflügel näherten, rissen Harry aus seinen Gedanken und einen Augenblick später erschien Hermine mit geröteten Wangen in der Tür.

„Hermine, ist etwas passiert?", fragte Silver alarmiert und trat einen raschen Schritt auf sie zu.

„Ja…nein…ich weiß nicht!", keuchte sie und blickte Harry flehend an. „Hast du dein Amulett?"

„Was?", stieß Harry betroffen hervor, während er automatisch an die Stelle griff, an der sich dieses für gewöhnlich unter seiner Robe befand.

„Dein Herzstück!", schnaufte Hermine ungeduldig und rannte, seine Schultasche fest an die Brust gepresst, auf ihn zu.

„Es ist in der Schultasche! Ich habe es heute Morgen, wie vor jeder Unterrichtstunde, in der ich Magie gebrauche, in die Tasche gesteckt!"

„Da ist es nicht mehr!", entgegnete Hermine schrill und drückte ihm seine Schultasche entgegen. „Als ich unsere Schultaschen aus den Kerker geholt habe…da bemerkte ich, dass jemand darin gewühlt hatte, doch erst beim Mittagessen wurde mir bewusst, was sich in deiner Tasche befand. Ich hab nachgesehen und nichts gefunden", erzählte sie atemlos, während Harry kurzerhand den Inhalt seiner Tasche auf das Bett neben ihm kippte. Das Herzstück des Salomonschilds war verschwunden!

Fortsetzung folgt….

Autornote: Vielen, vielen Dank für euere lieben Reviews! Ihr macht mich wirklich sehr, sehr glücklich damit!

Review-Antworten:

Padfoot's Mate: Vielen Dank! „mich tief verbeug"

Friel Danke sehr! Freu mich, dass dir das neue Kapitel auch gefallen hat! ;-)

Rudi: Keine Sorge, ich kann zwar nicht supergut schwimmen, doch die vielen liebe Reviews halten mich schon oben!

Ancestry: Dein Lob macht mich ganz verlegen "rotwerd"

Schoggi Mal gucken! ;)

Lord Slytherin: Das freut mich, dass ihr so viel Geduld mitbringt! ;-)

Anne: So nun muss ich erst einmal tief Luft holen! Denkmähler? Tempel? Puhh! Ähm… ja was soll ich jetzt dazu sagen? Nun erst einmal DANKE! Und ich werde mich bemühen, weiter deine Erwartungen zu erfüllen. Warum möchtest du denn, dass Harry in der FF nochmals verletzt wird? Glaubst du nicht, dass er auch so schon genug zu leiden hat? ;-)

Fluffy Bond: Nun, eine Fortsetzung der Fortsetzung wird es vermutlich nicht geben. Außerdem kommt ja im Juli bereits der 6. Band und ich persönlich werde mich dann wohl mal an ein eigenes Werk wagen.

Jonas: Aber klar doch! "ggg"

Ming: Nun dieses Kapitel kam zwar nicht rechtzeitig zu deinem Geburtstag, ist aber auch ein bisschen länger geworden – zufrieden?

DKub Vielen Dank! Weiß gar nicht, was ich sagen soll. „rotwerd"

Torence: Vielen Dank dass du dir trotz Stress Zeit für eine Review genommen hast! Hoffe dein Stress ist inzwischen wieder vorbei! Drück dich mal ganz fest!

X-Ray Oh…vielen dank, für das große Lob!

Kaori: Nun du bekommst ja auch mehr! „ggggggg"

Jana: Ach die Idee fliegen einfach nur so in meinem Kopf rum und ich muss sie nur einfangen! ;.)

Maya: Ja, das mit Wurmschwanz wird sich noch aufklären! Und danke – falls ich mal Bedarf habe, werde ich gern auf dich zurückkommen. „ggg"

HexeLea Recht hast du – Snape muss nicht alles wissen! „ggg"

TheSnitch: Hab mich sehr gefreut wieder eine Review von dir zu lesen – Danke! Freut mich, dass dir das neue Kapitel gefallen hat.

Frodo Mach ich! „ggg"

Arwen Na mit 4 Kapitel werde ich wohl nicht so ganz hinkommen – 8 bis 10 werdet ihr wohl noch zu lesen bekommen. Was eine Fortsetzung angeht…nun die wird es vermutlich nicht geben. S. Fluffy Bond. ;-)

Insa Black: Heute! "gggg"

Maya: Macht nix! Ich mag neugierige Leser! Aber das Neue ist ja schon da! ;-)

Unbekannter: Vielen, vielen Dank! Freu mich!

true-light Vielen Dank für dein großes Lob! Freu mich sehr, dass dir meine FF gefällt!

Korksie Vielen Dank! Hoffe die restlichen Kapitel gefallen dir auch!

Italodancer Zu deinen Fragen – nun ich persönlich lese lieber zwei drei kürzere Kapitel als ein super langes. Liegt aber sicher daran, dass ich die meisten FF´s immer so auf die Schnelle zwischendurch lese und leider oft genug dabei unterbrochen werde. Was die Kapitelnamen angeht- hm…ich denke, die werde ich wie bei der ersten FF im Anschluss schreiben. Sie kommen noch! ;-)

padfoot13: Ja, das denkt Vivi bestimmt auch! „gggg" Aber das Neue ist ja auch wieder mal länger geworden.

Andrea Lupin: Nun ich denke, deine Frage hat sic him neuen Kapitel geklärt, oder? ;-)

Rapunzelou: Vielen Dank, dass du dir bei all dem, was du so um die Ohren hast, immer wieder Zeit nimmst eine Review zu schreiben. Ich weiß das wirklich zu schätzen! Ich drück dich ganz fest!

Frodo Mach ich, dein Wunsch ist mir Befehl!

Jana: Heute geht es weiter! „gggg"

So nun hoffe ich, wie immer, dass ich niemanden vergessen habe und wünsch euch viel Spaß beim lesen!

Liebe Grüße von euerem Sternchen!