52.

„Hast du eine Ahnung, warum Dumbledore mitten in der Nacht noch in den Krankenflügel geht?", fragte Hermine, während sie atemlos neben Harry herlief.

„Ja, allerdings", seufzte Harry düster, als er kurz anhielt, um einige Hausgeister vorbeizulassen und um selbst wieder Luft zu bekommen.

„Oh…dann weißt du mehr als ich", erklang es plötzlich amüsiert hinter ihnen und ohne das Harry es hätte erklären können, stand plötzlich Dumbledore da und lächelte sie an. „Mir wurde nur mitgeteilt, dass mich Madam Pomfrey dringend im Krankenflügel erwartet."

Für einen kurzen Augenblick waren sie so erschrocken von seinem lautlosen und unerwarteten Auftauchen, dass sie ihn sprachlos anstarrten.

„Nun ich denke, es hat sicherlich einen Grund, weshalb ihr vier hier um Mitternacht durch das Schloss hetzt?", fragte Dumbledore noch immer lächelnd, wenn nun auch deutliche Besorgnis in seinem Blick, mit dem er sie musterte, mitschwang.

„Ähm…ja…wir…suchen Sie!", stotterte Harry, doch einen Moment später hatte er sich wieder gefangen und erklärte nun wesentlich sicherer. „Professor, jemand hat Luca Ackerley aus Ravenclaw umgebracht. Er hängt in der Höhle und…"

„Bitte Sir, noch wichtiger als das ist, dass die beiden Männer, die Sie heute Abend noch erwarten, in eine Falle laufen, wenn sie niemand warnt", fiel Ted Moran Harry ungeduldig ins Wort.

„Im vierten Stock gibt es einen Geheimgang, der in eine Tropfsteinhöhle mündet", erklärte Hermine noch immer atemlos.

„Wir haben Ackerley gesehen, er ist wirklich tot, er hängt von der Decke…", versuchte Ron die Erklärungen zu ergänzen.

Einige Sekunden redeten alle vier wirr durcheinander, bis Dumbledore die Hand hob und sich direkt an Moran wandte. „Ted, was ist mit den beiden Männern?"

„Ich hab die Todesser belauscht und sie sagten, dass sie irgendetwas mit einer Hütte gemacht hätten und wenn ihre Kuriere die Hütte betreten, dann explodiert sie. Professor, falls sie heute Abend tatsächlich jemanden erwarten, dann müssen Sie ihn warnen!", fügte Ted drängend hinzu.

„Ich verstehe!", nickte Dumbledore.

„Ich hab keine Todesser gesehen…nur ihn", warf Ron ein, doch Harry wusste, wen Dumbledore noch an diesem Abend in Hogwarts erwartete.

„Die heulende Hütte!", stieß er mit einem Anflug von Panik aus. „Kommt Sirius über…."

„Einen Moment, Harry….", unterbrach ihn Dumbledore, zog seinen Zauberstab und einen Augenblick später sah sie einen silbrig glänzenden Vogel daraus hervorbrechen, der durch die Gänge von Hogwarts schoss, bis er um die nächste Biegung verschwand. Einige Sekunden blickte ihm der alte Zauberer besorgt nach, ehe er sich wieder an seinen Schülern zuwandte.

„Ihr wartet kurz hier!"

Noch bevor jemand weitere Fragen stellen oder weitere Erklärungen geben konnte, stieß Dumbledore die Tür zu seiner Rechten auf und Harry konnte sehen, dass sich dahinter ein düster aussehender Raum befand; vermutlich einer jener Räume, die seit Jahren nicht mehr benutzt wurden. Dumbledore steuerte den Kamin an und noch ehe er ihn erreicht hatte, entfachte er dort ein Feuer. Sie konnten vom Korridor aus beobachten, wie er über das Kaminnetzwerk mit mehreren Leuten sprach. Silver wurde beauftragt bei der heulenden Hütte nach dem Rechten zu sehen, während Flitwick, McGonagall und Madam Pomfrey die Anweisung bekamen, in die Höhle zu gehen. Irgendwie überraschte es Harry nicht, dass Dumbledore offensichtlich nicht nur diese seltsame Höhle kannte, sondern auch ganz genau wusste, wie man dort hingelangte und plötzlich formte sich in seinem Kopf das Bild eines jugendlichen Dumbledore, der nach Art der Rumtreiber des Nachts durch das Schloss schlich, um neue Geheimgänge zu finden. Für einen kurzen Moment verblüffte ihn diese Vorstellung und er fragte sich unwillkürlich, wie Dumbledore wohl in seiner Jugend gewesen sein musste, als der alte Zauberer auch schon seine kurzen Anweisungen beendet hatte und wieder aus dem Raum trat.

„Hermine, du gehst bitte in den Krankenflügel. Andrea hat meiner Unterredung mit Professor Silver zugehört und wird nun vermutlich ziemlich aufgelöst sein. Versuch sie, soweit es dir möglich ist, zu beruhigen und wenn sie kommen möchte, dann zeig ihr bitte den Weg in mein Büro. Ted, Ron, ihr beide sucht bitte Professor Snape. Ihn konnte ich über das Flohnetzwerk nicht erreichen; vermutlich befindet er sich in seinem Zaubertranklabor. Sagt ihm was geschehen ist und wenn es ihm möglich ist, möchte er bitte in mein Büro kommen. Harry, du kommst mit mir!"

Hermine und Ron nickten und sausten augenblicklich davon, nur Moran zögerte einen Moment, ehe er sich ebenfalls mit der Miene eines zur Folter Verurteilten, auf den Weg in den Kerker machte; eine Reaktion, die ihm Harry nicht verdenken konnte. Nur zu gut erinnerte er sich noch an Snapes Gesichtsausdruck, als Harry und Ted in der großen Halle miteinander gesprochen hatten und er mochte sich nicht ausmalen, wie der Hauslehrer der Slytherins reagierte, wenn er nun sah, dass einer seiner Schützlinge mit einem der verhassten Gryffindors unterwegs war. Einen Augenblick später verblasste jedoch dieser Gedanke und erneut machte sich seine Sorge um Sirius breit.

„Professor, wollte Sirius den Geheimgang von der heulenden Hütte aus benutzen?", fragte er zögernd, auch wenn er die Antwort bereits zu kennen glaubte.

„Ich bin mir nicht sicher", erklärte Dumbledore, während sie gemeinsam die Treppen nach oben stiegen. „Wir haben nicht besprochen auf welchem Weg er und Remus nach Hogwarts zurückkehren wollten."

Sie erreichten den steinernen Wasserspeicher, Dumbledore nannte das Passwort und in Harrys Magen bildete sich ein bleierner Kloß. Was wenn Dumbledores Warnung sie nicht rechtzeitig erreichte? Was, wenn Silver zu spät kam? Sein Gesicht musste seine Gedanken wohl verraten haben, denn noch ehe Dumbledore auf die rotierende Wendeltreppe trat, legte er seine Hand schwer auf Harrys Schulter. „Hab ein bisschen Vertrauen in die Intelligenz und Wachsamkeit unserer Freunde. Sirius genau wie Remus sind sich der Gefahr, welche es mit sich bringt nach Hogwarts zu kommen, durchaus bewusst und sie werden dementsprechend handeln. Uns ist seit längerem bekannt, dass Voldemort hinter Remus Lupin her ist und glaub mir, die beiden werden bestimmt nicht blauäugig in eine Falle tappen."

Tief in seinem Inneren musste Harry ihm Recht geben, auch wenn dies seine Sorge nur geringfügig mindern konnte. Sie betraten das Büro des Schulleiters und Dumbledore beschwor, in Erwartung der Anderen, Stühle herbei. Harry rechnete nun eigentlich damit, dass Dumbledore beginnen würde ihm Fragen zu stellen, doch stattdessen lehnte sich der alte Zauberer über seine silbernen, filigranen Instrumente, die wie gewohnt an ihren Platz standen, merkwürdige Geräusche von sich gaben und kleine Rauchwolken ausstießen und beobachtete sie konzentriert. Eine für Harry unerträglich lange Zeit schwieg er, bis er endlich kurz aufsah.

„Setz dich, Harry! Es würde mich wundern, wenn wir lange warten müssten", sagte er, während seine Augen weiterhin die stetige Auf- und Abwärtsbewegung der Instrumente verfolgten.

Harry nickte, auch wenn Dumbledore es nicht sehen konnte, bevor er jedoch seinen Platz vor dem Schreibtisch eingenommen hatte, klopfte es an der Tür und Ted kam gefolgt von Ron herein.

„Professor Snape kommt in ein paar Minuten nach, er muss noch einen Trank vom Feuer nehmen und einen anderen beenden, dessen Zubereitung er nicht unterbrechen kann", sagt Moran tonlos und setzte sich, auf Dumbledores einladende Geste hin, auf einen der freien Stühle.

„Ich möchte morgen nicht in Morans Haut stecken", raunte Ron Harry zu, als er sich neben ihn setzte und das erste Mal schwang etwas wie Sympathie in seinem Blick mit, den er Ted zuwarf. Dumbledore schien es ebenfalls zu bemerken und für einen winzigen Augenblick huschte etwas wie Zufriedenheit über die runzeligen Gesichtszüge des alten Zauberers und Harry verstand plötzlich, dass Dumbledore sehr bewusst Ron ausgewählt hatte, um mit Ted Moran in den Kerker zu gehen.

„Nun bisher haben wir noch keine Nachricht erhalten, was in diesem Fall als eine gute Nachricht zu werten ist", begann Dumbledore und setzte sich auf die andere Seite seines Schreibtischs.

Es klopfte erneut und Hermine kam zusammen mit Andrea herein. Während sie in Hogwarts bisher immer eine schlichte Robe getragen hatte, war Andrea nun in einen dicken Reiseumhang eingehüllt und bestätigte damit Harrys Vermutung, dass Madam Pomfrey Dumbledore in den Krankenflügel gerufen hatte, da Andrea beabsichtigte Hogwarts zu verlassen.

„Vielen Dank, Professor, dass Sie mich hier nicht ausschließen", sagte sie leise und kam zögernd an den Schreibtisch heran.

Dumbledore nickte ihr freundlich zu, auch wenn er sie gleichzeitig prüfend über den Rand seiner Brille hinweg betrachtete. „Ich weiß um die Größe ihrer Sorge", sagte Dumbledore behutsam und plötzlich erinnerte sich Harry wieder an das, was er Andrea im Krankenflügel erzählen hörte. Man hatte ihr während ihrer Gefangenschaft gedroht Remus wortwörtlich in Einzelteilen zu ihr zurückzuschicken, sollte sie nicht auf die Forderungen Voldemorts eingehen. Harry hatte es nicht über sich gebracht Ron oder Hermine davon zu erzählen, dementsprechend fehl am Platz wirkte daher auch der wissende Blick den Ron und Hermine austauschten. Harry war klar, dass seine Freunden Dumbledores Worte falsch interpretierten; sie hatten keine Ahnung von dem wirklichen Horror, der in diesen Minuten in Andreas Inneren ablaufen musste.

Während Dumbledore sie der Reihe nach aufforderte zu erzählen, versuchte Harry erfolglos nicht an den Ausdruck in Andreas Augen zu denken, als sie Silver davon berichtete. Hermine erzählte, was sie in der Bibliothek beobachtete und wie sie schließlich Moran gefolgt war. Ron ergänzte ihren Bericht, bis zu dem Punkt an dem sie die Leiche in der Höhle gefunden hatten. Hier brach er ab und blickte fragend zu Moran.

„Vielleicht könntest du uns jetzt mal erzählen, wie du zu der Behauptung kommst, dass Ackerley ein Todesser war", sagte er mürrisch.

Moran, der bisher genau wie Harry geschwiegen hatte, nickte und starrte mit eisigem Gesicht auf Dumbledores Tischkante. „Nun, ich werde da wohl etwas weiter ausholen müssen. Angefangen hat es damit, dass jemand Harrys Schlange getötet hat und die gesamte Schule davon ausging, dass dies wohl ein Slytherin gewesen sein musste", begann Moran zögernd, ehe er Dumbledore direkt in die Augen sah. „Halten Sie mich nun für verrückt, wenn ich Ihnen sage, dass es mir einfach wichtig war, diese Anschuldigung von dem Haus Slytherins zu nehmen?"

„Nein, das tue ich sicherlich nicht", entgegnete Dumbledore ernst. „Ich vermute, du sahst die einzige Möglichkeit diesen Vorwurf zu entkräften darin, dass du dich auf die Suche nach dem wahren Täter gemacht hast."

„Ja, genau so war es", seufzte Moran schwer und fügte nun an Harry, Ron und Hermine gewandt hinzu: „Ich habe bis heute noch nicht herausgefunden, wer es wirklich war, doch…und jetzt geht mir bitte nicht an die Gurgel, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Gryffindor gewesen sein muss."

„Quatsch!", empörte sich Ron und auch Hermine schüttelte energisch den Kopf.

„Das kann nicht sein! Keiner aus unserem Haus wäre zu so einer Grausamkeit fähig!"

Harry hätte Moran gern mit der gleichen inbrünstigen Überzeugung widersprochen; hätte ihm gern die Unsinnigkeit dieser Behauptung an den Kopf geworfen, doch er konnte es nicht.

„Was genau hast du herausgefunden", sagte er stattdessen, die Empörung in den Gesichtern seiner Freunde ignorierend.

„Im Grunde ist es nicht sehr viel", seufzte der Slytherin und rieb sich über die Stirn. „Wie ihr sicher wisst, gibt es hier in Hogwarts verschiedene Clubs, deren Mitglieder sich in regelmäßigen Abständen treffen."

Ted Moran machte eine kurze Pause und holte tief Luft, ehe er resignierend die Schultern hob, wie jemand, der wusste dass er einen Fehler machte, jedoch keinen anderen Weg sah und für einen kurzen Augenblick flackert Angst in den Augen des jungen Slytherin auf. Ron und Hermine tauschten einen kurzen Blick, der Harry nur zu deutlich zeigte, dass seine beiden Freunde auch nicht verstanden, auf was Moran hinaus wollte, warteten jedoch geduldig bis Moran wieder zu sprechen begann.

„Nun einer dieser Clubs ist in Wirklichkeit ein Treffen von Leuten die sich selbst „die Anhänger der Dunkelheit" nennen", erklärte Ted Moran zögernd. „Dieser Club existiert schon seit zwei Jahren unter dem Deckmantel eines Koboldsteinclubs; doch was anfänglich nur ein kindisches Spiel a la „ach wie bin ich böse" war, muss irgendwann dann im Sommer ernst geworden sein."

Moran machte erneut eine kurze Pause und blickte nun Dumbledore direkt an, ehe er stockend fortfuhr: „Wie Sie, Professor, sicher wissen und ich selbst auch nicht abstreite, gibt es im Hause Slytherins Schüler deren Eltern Todesser sind. Ich weiß nicht wer genau, doch jemand von Außen hat sich diesen Club zu nutze gemacht, um zukünftige Todesser zu rekrutieren oder auch um auf diese Weise besseren Zugang nach Hogwarts zu bekommen. Es gibt hier Leute, die sich damit brüsten dem dunklen Lord persönlich vorgestellt worden zu sein. Luca Ackerley war einer von ihnen."

Moran schluckte schwer und Harry bemerkte, dass der Slytherin offensichtlich sehr darum bemüht war, keine Namen zu nennen. „Es hat eine ganze Weile gedauert bis ich begriff, dass dieser Club wirklich keine Spiel mehr war und in direkten Zusammenhang mit dem Tod von Harrys Schlange stand. Luca Ackerley fiel mir allerdings erst auf, als Harry den Unfall in Zaubertränke hatte, bei dem ihm das Amulett gestohlen wurde. Einige Slytherins waren plötzlich sehr angetan von Ackerley und es entstand ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen ihm und einigen meiner Hauskameraden. Es war ein Zufall, dass ich eines Abends ein Gespräch über diesen Koboldsteinclub mit anhörte, welches mir dann deutlich vor Augen führte, dass diese keine kindische Prahlerei mehr waren, sondern die Mitglieder dieses Clubs wirklich ernsthafte Überlegungen anstellten, wie man die Todesser ins Schloss einschleusen konnte. Ich begann Ackerley und einige andere zu beobachten."

„Daher auch die nächtlichen Besenausflüge", nickte Dumbledore verstehend. „aber warum hast du niemanden etwas von deinem Verdacht erzählt? Wenn ich richtig unterrichtet bin, dann hat Professor Silver dich mehrmals darauf angesprochen."

„Das wollte ich erst auch, doch ich dachte… er hat derzeit genug andere Sorgen und so beschloss ich zu warten, bis ich konkrete Beweise liefern konnte. Es gibt an dieser Schule so viele Gerüchte und Spekulationen, dass ich denen nicht noch eine weitere hinzufügen wollte. Solange ich nichts beweisen konnte, hätte es auch nichts gebracht."

„Hab ich das jetzt richtig verstanden, die Slytherins haben hier in Hogwarts einen Todesserclub gegründet?", fragte Ron und starrte Moran verblüfft an.

„Du begreifst es immer noch nicht Ron Weasley!", widersprach ihm Moran mit Ärger in der Stimme. „Dieser Club hat nichts mit der Zugehörigkeit zu einem einzelnen Haus zu tun!" Moran schüttelte den Kopf ehe er leiser und beherrschter nachsetzte: „Es ist fast so etwas wie Ironie, doch die so viel gerühmte und vergeblich versuchte Einigkeit der Häuser scheint bisher einzig und allein bei genau diesem Club geklappt zu haben. Ihm gehören Schüler aller Häuser an, Slytherins, Hufflepuffs, Ravenclaws und… auch Gryffindors."

Für einige Minuten schwebte Morans letzte Aussage wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen, ehe er vernehmbar Luft holte und mit seiner Erzählung fortfuhr. „Heute Abend gelang es mir dann endlich Ackerley durch den Geheimgang zu folgen. Er traf sich dort mit einigen Todessern und die warfen ihm vor, das Amulett, das er in ihrem Auftrag gestohlen hat, wieder verloren zu haben. Ich habe nicht alles verstanden, da ich mich nicht weiter an ihn heran traute, doch einer der Todesser war über Ackerleys Geständnis, dass er das Amulett erst stehlen konnte und dann wieder verloren hat so zornig, dass er ihm mit dem Cruciatusfluch solange belegte, bis …er starb."

„Ackerley hat das Amulett gestohlen und es dann wieder verloren? Wie?" Harry drehte sich erschrocken um; er war so sehr auf Morans Ausführungen konzentriert gewesen, dass er erst jetzt Silver bemerkte, der inzwischen ebenfalls in Dumbledores Büro betreten hatte.

„Hm, das was er da erzählte ist etwas seltsam, Ackerley sagte, er hätte es in der Hand gehalten, als es ihm plötzlich mit einer unsichtbaren Kraft entrissen wurde und einfach so verschwand. Kann natürlich auch nur eine Geschichte sein, die Ackerey dem Todesser aufzutischen versuchte", sagte Moran und zuckte unschlüssig die Schultern.

„Das glaube ich nicht", widersprach ihm Silver und wiegte nachdenklich den Kopf, ehe er seine Hand auf Andreas Schulter legte und zu Dumbledore gewandt sagte: „Unseren beiden Freunden geht es gut, sie werden sich nur auf Grund der Umstände etwas verspäten."

Ein hörbares Aufatmen ging durch den Raum und Andrea erwiderte dankbar den Druck von Silvers Hand, indem sie nun ihrerseits die Hand darauf legte. „Danke!", sagte sie mit einem matten Lächeln und plötzlich liefen Tränen der Erleichterung ihre Wangen hinab.

Hermine reichte ihr mit eine einem unsicheren Lächeln ein Taschentuch, während Dumbledore Moran und Harry noch weitere Fragen vorlegte. Dabei kam auch zur Sprache, dass die Feuerwerkskörper, mit dem man Andrea attackiert hatte, vermutlich aus Rons Koffer stammten. An diesem Punkt angekommen, musste selbst Ron einräumen, dass eine Beteiligung von Gryffindors wirklich nicht auszuschließen war.

Mit dem dumpfen Gefühl mehr erfahren zu haben, als sie eigentlich wollten, verabschiedeten sich die Gryffindors und auch Moran schien froh zu sein, Dumbledores Büro verlassen zu können. Harry war der letzte, der durch die Tür nach außen ging, als Andrea ihn unerwartet zurück hielt.

„Einen kurzen Augenblick noch, Harry!", sagte sie mit einem unschlüssigen Blick auf Ron, Hermine und Ted.

„Geht schon mal vor, ich komme gleich nach", nickte Harry seinen Freunden zu und wandte sich an Andrea. „Du willst dich verabschieden, nicht wahr?", sagte er schwer, sobald die Tür hinter den anderen ins Schloss fiel.

„Ja, ich denke, das bin ich dir schuldig", seufzte Andrea und sah betreten zu Boden. „Ich werde Hogwarts noch heute Nacht verlassen."

„Aber warum? Dies ist vermutlich der einzige Platz, an dem du wirklich sicher bist!", ereiferte sich Harry und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme dabei unangebracht laut wurde.

„Glaubst du das wirklich noch immer? Auch noch nach allem was du heute Abend hier gehört hast?", stellte Andrea die Gegenfrage und Harry wusste, dass diese nicht nur an ihn gerichtet war. Harry antwortete nicht und auch Silver und Dumbledore schwiegen.

„Machen wir uns nichts vor! Sobald bekannt wird wo wir uns befinden, wird die Dunkelheit von Tag zu Tag ein Stück näher kommen, solange bis sie uns erreicht hat und die Finger nach uns ausstrecken kann", sagte sie leise, als sie keine Antwort bekam und reichte Harry die Hand. „Es war schön dich kennen gelernt zu haben und es macht mich ein bisschen stolz, auch wenn ich befürchte, in junges Leben zusätzlich Ärger gebracht zu haben. Es tut mir leid. Wenn ich geahnt hätte, was das mit dem Herzstück für Konsequenzen nach sich ziehen würde, dann hätte ich dir diese Last sicher nicht aufgebürdet."

Harry konnte sich nicht recht entschließen, was er ihr hierauf antworten sollte oder konnte. Es gab so vieles was er zu sagen hatte, doch in diesem Augenblick schien sein Kopf einfach leergefegt. Andrea kniff die Lippen zusammen und schien mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, ehe sich einen Ruck gab und den Händedruck verstärkte.

„Pass auf dich auf, Harry!"

„Nein!" Als wäre dies das Stichwort gewesen kam plötzlich wieder Leben in Harry und er entzog ihr energisch die Hand. „Nein, das hört sich an wie…wie ein Abschied für immer! Du kannst nicht einfach…"

„Harry, hör mir zu! Ich kann, muss und werde gehen."

„Aber warum? Warum jetzt? Hier sind deine Freunde! Hier sind Menschen die sich um dich sorgen!"

„Sicher nicht, weil ich euere Freundschaft und Fürsorgen nicht zu schätzen wüsste, sondern weil…." Sie brach ab und sah betreten zu Boden.

„Was haben Sie vor, Andrea?", schaltete sich an dieser Stelle Dumbledore in die Verabschiedung ein und kam um seinen Schreibtisch herum.

„Es tut mir leid, Professor, doch das kann ich Ihnen nicht sagen. Verstehen Sie das bitte nicht falsch, es ist nicht weil ich Ihnen misstraue, sondern weil es Dinge gibt, über die ich einfach nicht sprechen darf."

„Wie die Sache mit dem Zurückruf-Zauber auf dem Herzstück?", sagte Silver bitter und trat ebenfalls auf sie zu.

Für einen Moment blickt Andrea erschrocken zu ihm auf, ehe sie den Kopf wandte und an Dumbledore vorbei ins Leere blickte.

„Was ist ein Zurückruf-Zauber?", stieß Harry verblüfft aus, dem langsam dämmerte, wohin das Amulett aus Ackerleys Hand verschwunden war.

„Man kann magische Gestände zu sich zurück rufen, wenn man sie beim Namen nennen kann", erklärte Dumbledore bedächtig, während er Andreas Mienenspiel scharf beobachtete. „Das heißt, besondere Kostbarkeiten werden mit einem speziellen, sehr schwierigen Zauber belegt, der es dem Eigentümer ermöglicht, seinen Besitz herbei zu rufen. Allerdings funktioniert das nur, wenn man den Namen, den wirklichen Namen des Gegenstands kennt und ihn in besonderer Weise ausspricht."

„Dann hast du das Amulett wieder?" Harry konnte nicht verhindern, dass er Andrea mit weit aufgerissenen Augen fassungslos anstarrte. Warum um alles in der Welt hatte sie nichts davon gesagt?

Sie antwortete nicht darauf, doch das war auch nicht nötig, ihre Reaktion sprach für sich. Es entstand ein betretenes Schweigen, bis Silver sich schließlich räusperte und in seine Tasche griff.

„Weil wir schon mal dabei sind", sagte er mit einem halbherzigen Lächeln und streckte Andrea die geschlossene Hand entgegen. „Ich habe hier noch etwas, das dir gehört."

Silver ließ Andreas Silberkettchen mit dem Schwert und der Schlage als Anhänger in ihre offene Hand fallen. „Möglicherweise wirst du es brauchen."

Einige Sekunden baumelte der Anhänger zwischen ihren Fingern, während Andrea ihn nachdenklich betrachtete. „Ich wusste nicht, dass er überhaupt noch existiert", sagte sie traurig, ehe sie zu Harrys Verblüffung die Kette in Silvers Hand zurücklegte. „Behalte sie! Ich brauche sie nicht und… es ist ein gutes Gefühl sie in deinen Händen zu wissen."

„Wo willst du hin, Andrea?", sagte Silver leise, auch wenn seinem Gesicht deutlich anzusehen war, dass er sich der Sinnlosigkeit dieser Frage bewusst war.

„Ich werde in Sicherheit sein", entgegnete sie ausweichend, griff jedoch nach seiner Hand und erst als er den Druck um ihre Finger verstärkte blickte sie zu ihm auf. Einige Sekunden sahen sie einander nur in die Augen, bis Andrea schließlich leise lächelte. „Du machst dir wie zu viele Sorgen."

„Und du hast mir schon einmal gesagt, dass ich mir unnötig Sorgen machen", seufzte er schwer und hielt ihre Hand fest. „Ich habe kein gutes Gefühl, dich allein gehen zu lassen und kann dich doch nicht aufhalten."

„Ich weiß", nickte sie und entzog ihm die Hand, als könne sie plötzlich diese Nähe nicht mehr ertragen.

„Grüße bitte Sirius und Remus von mir und sag ihnen… dass ich sehr dankbar bin, für alles was sie für mich getan haben."

„Willst du nicht auf sie warten? Sie werden nicht mehr lange brauchen und werden sich sicherlich ebenfalls verabschieden wollen", startete Harry einen letzten, verzweifelten Versuch sie aufzuhalten.

„Nein, ich denke, es ist besser so", widersprach sie mit einem traurigen Lächeln und wandte sich als letztes Dumbledore zu.

„Auch Ihnen vielen Dank!" Sie reichte ihm die Hand und mit einem kurzen Seitenblick auf Harry fügte sie plötzlich bedeutend ernster werdend hinzu. „Achten Sie bitte gut auf den Jungen und geben Sie ihm den Freiraum zu dem erwachsen Zauberer heranzureifen, der er in seinem Herzen bereits ist."

Für Harry klang dieser Satz mehr als widersprüchlich, doch Dumbledore schien zu verstehen, was sie ihm damit sagen wollte; er nickte. „Ich muss gestehen, ich habe nicht die leiseste Vorstellung, von dem, was Sie genau vorhaben und kann Ihnen deshalb nur Erfolg und einen glücklichen Ausgang wünschen. Wenn Sie Hilfe brauchen, wissen Sie wo sie uns finden!"

„Danke!", sagte sie offensichtlich erleichtert, dass Dumbledore sie nicht zurückhielt.

„Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie hier Freunde haben, die sie vermissen werden."

„Nein das werde ich nicht vergessen." Von einem Moment auf den anderen schien sie es plötzlich sehr eilig zu haben. „Leben Sie wohl und vielen Dank für alles!"

Andrea ging und während sie die Tür hinter sich schloss, hatte Harry das betäubende Gefühl in seinem Traum, von dem er nicht wusste, ob es wirklich ein Traum war, zurückgeschleudert worden zu sein.

Fortsetzung folgt…

AN: So das war´s für heute! Ich hoffe es hat euch gefallen! Meine liebe Vivi, die immer so treu für mich Korrektur liest ist nun in ihrem wohlverdienten Urlaub gefahren, daher wird das nächste Kapitel noch ein paar Tage dauern, doch es kommt! ;-)

Review-Antworten:

Saretina: Vielen Dank für deine lange und ausführliche Review, ich hab mich sehr darüber gefreut! Deine Fragen kann ich dir an dieser Stelle leider noch nicht beantworten, doch in den noch folgenden Kapiteln werden sie sich bestimmt zum größten Teil klären.

HexeLea: Auch dir vielen Dank! Und ja, ich denke wirklich, dass das nächste nicht mehr lange dauert.

Lilith35: Tja die Fragen haben sie in diesem Kapitel beantwortet, oder? g

Kassi: Nun sehr viele Kapitel werden es sicher nicht mehr werden, da wir uns schon mit großen Schritten dem Ende dieser FF nähern; eine genaue Zahl kann ich dir leider nicht sagen, weil ich es selbst schwer einschätzen kann. Hm…wie mir der 6. Band gefallen hat? Schwere Frage – ich fand ihn spannend und nun ja, er hat mich persönlich ins rudern gebracht, weil JKR offensichtlich in einigen Punkten……nun les die FF zu ende und du wirst es wissen ;-) Es wäre blöd an dieser Stelle zu viel zu verraten. Sorry, wenn auch nicht jetzt, doch die Antwort wird noch kommen.

The Snitch: Hm… ich soll die beiden retten? Na lass dich überraschen gggg Du solltest aber trotz allem nicht vergessen, dass sich die Zaubererwelt im Krieg befindet und daher werden sich weitere Tote nicht vermeiden lassen. Das ist nicht schön, aber es ist die Realität eines Krieges.

Adsartha: Na ich denke, das neue Kapitel hat deine Fragen beantwortet ;-)

Der Slytherin Lord: Nun diese Höhle könnte ich mir auch noch gut als Schauplatz für so einige Ereignisse vorstellen, geplant hab ich es aber nicht. Diese Höhle ist während des Schreibens in meinen Gedanken so entstanden und hat im Grunde eigentlich keinen tieferen Sinn. Na mal gucken ;-)

Rapunzelou: Vielen Dank für deine liebe Review! Und nachdem ich eben erst deine e-mail gelesen habe und noch nicht zum antworten kam, erstmal hier die Antwort dazu – nein, das ist es nicht, was mit Andrea los ist. Wobei diese Idee auch super passen würde, nur leider ist sie nicht von mir! g

Kaori: Eine Gänsehaut – hm ist das nun gut oder schlecht? gggg

Tammo: Ja, ich mach ja auch weiter! Danke für dein dickes Lob!

DKub: Das freut mich zu lesen!

Arnold Friedrich: Tja, da liegst du mit deiner Einschätzung, dass man gar nicht mehr weiß, wen man trauen soll und kann ganz richtig. Und Grüße hab ich ausgerichtet, sie senden dir ebenfalls liebe Grüße zurück und hoffen dich bald mal wieder zu sehen!

Municat: ja ich lebe noch! ggggggggg hm… das mit dem Cliffhanger sit so eine Sache, die entstehen meist ganz von selbst. Na aber in diesem Kapitel hält er sich aber in Grenzen, oder? ;-)

JoLizard: Tja liebe Jo, da geht es mir ganz ähnlich! Derzeit versuche ich auch alles das, was ich HbP gelesen habe während des Schreibens aus meinem Gedächtnis zu streichen und inzwischen geht das sogar besser als erwartet. Am Ende des letzten Kapitels werde ich dazu auch noch einen Kommentar schreiben. Danke für das Erinnern an die Bezeichung „AU" die hatte ich völlig vergessen, wird aber bei hochladen dieses Kapitel nachgeholt.

Rudi: Vielen Dank für dieses tolle Kompliment!

Aley Uhde: Das freut mich sehr, denn ohne euch treue Leser würde es weniger Spaß machen. ;-)

Lisa: Das es wieder Probleme mit dem Revier-Schreiben gab hab ich inzwischen schon von mehreren gehört, daher einen besonderen Dank an dich, dass du es so unermüdlich weiter versucht hast! Ich weiß das sehr zu schätzen.

ming: Manchmal wäre es schon nicht schlecht, wenn ich wirklich zaubern könnte :-)

X-Ray: Hattest du etwas anderes erwartet – nach dieser Mail? sfg

Maya: Nein, es ist nicht nötig, dass du mich an meinen PC kettest, ich schreib auch so weiter! gggggggggg

So ich hoffe, ich hab niemanden vergessen. Hm…falls doch, so war es sicher keine Absicht und wird nachgeholt! Vielen, vielen Dank noch mal an euch, die ihr trotz HbP und Ferien noch Zeit findet hier eine Review zu schreiben. Ihr macht mich sehr glücklich damit!

Bis zum nächsten Kapitel grüße ich euch ganz herzlich!

Euer Sternchen