55.

„Ich hab es geschafft!"

Harry stürmte, von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl beflügelt, durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

„Ich hab es geschafft! Ich hab es tatsächlich geschafft!", rief er der verdutzen Hermine entgegen, durchquerte mit einigen langen Schritten den Raum und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.

„Du hast was?", fragte Hermine verdutzt, doch Harry redete bereits weiter.

„Rons Tipp war einfach genial! Er ist so simpel und doch hat es auf Anhieb funktioniert."

„Wovon redest du?"

Perplex von Harrys euphorischem Benehmen starrte sie ihn ungläubig an, bis sich Harry bewusst wurde, dass er die allgemeine Aufmerksamkeit der Gryffindors auf sich gezogen hatte und diese nichts von seinen Occlumency-Stunden erfahren sollten.

„Komm, ich erzähl es dir", sagte Harry nun deutlich leiser und dirigierte sie, noch immer über das ganze Gesicht strahlend, zu einer der hinteren Ecken des Gemeinschaftsraums, in der sie ungestört reden konnten.

„Ich hab euch doch erzählt, dass ich es bisher nicht fertig gebracht habe, Silver zu blocken. Ich konnte zwar spüren wenn er in meinen Geist eindrang, doch es schien unmöglich zu sein ihn abzuwehren. Na ja und Ron gab mir vor einiger Zeit den Tipp, ich sollte es machen wie beim Quidditch; wenn ich einen Angriff nicht blocken konnte, dann sollte ich ihm einfach ausweichen. Dieser Vorschlag war einfach genial. Am Anfang hatte ich zwar meine Schwierigkeiten mir etwas vorzustellen, was Stöße…" Harry brach ab und blickte besorgt in Hermines Gesicht, die ihm nur halb zuzuhören schien und sichtlich mit den Tränen kämpfte. „Was ist los? Was ist passiert?"

„Du kannst noch nichts davon gehört haben, weil du bei Silver warst…." Hermine brach ab und schluckte schwer. „Es hat einen Überfall auf den Fuchsbau gegeben. Es wurde niemand getötet, doch Rons Mutter liegt im St. Mungos und auch sein Vater und die Zwillinge sind ziemlich übel zugerichtet worden. McGonagall kam und hat es erzählt, jetzt sind Ron und Ginny bei Professor Dumbledore um ihn zu bitten, ihre Eltern im St. Mungos besuchen zu dürfen."

Hätte Hermine ihm einen Schlag mit einem Klatscher verpasst, wäre die Wirkung sicher keine andere gewesen. Von einer Sekunde zur anderen war das Hochgefühl verschwunden und Harry hatte die bizarre Vorstellung in einen Abgrund zu stürzen.

„Das kann nicht sein", hauchte er fassungslos und sank kraftlos auf dem Sessel hinter ihm nieder.

„McGonagall sagte ihre Verletzungen sind zwar schwer, doch nicht lebensgefährlich", erklärte Hermine mit zittriger Stimme und setzte sich ebenfalls.

Unfähig zu sprechen oder nach Einzelheiten zu fragen, schüttelte Harry ungläubig den Kopf, während sich sein Magen gleichzeitig zu einem undefinierbaren Klumpen zusammenzog.

Es schien Stunden zu dauern, bis Ron und Ginny von Dumbledore zurückkehrten. Mit bleichen Gesichtern berichteten sie, dass Dumbledore ihnen grundsätzlich einen Besuch bei ihren Eltern gestatteten würde, jedoch nicht sofort. Erst müssten entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden und sich ihr Zustand etwas mehr stabilisieren.

„Das heißt, wir werden noch ein paar Tage warten müssen", sagte Ginny leise, während sie hart mit den aufsteigenden Tränen kämpfte.

„Und wir werden Weihnachten hier in Hogwarts verbringen", fügte Ron bitter hinzu, ehe er sich umwandte und mit eiligen Schritten im Schlafsaal der Sechstklässer verschwand.

Eine seltsame Unwirklichkeit schien von Harry Besitz ergriffen zu haben, während er seinem Freund die Treppen nach oben gehen sah. Es war nicht das erste Mal, dass die Weasleys in Gefahr waren und dennoch haftete dieser Situation diesmal noch etwas anderes an. Es war fast genau ein Jahr her, dass Rons Vater im Zaubereiministerium von der Schlange angegriffen wurde und fast an seinen Verletzungen gestorben wäre. Jetzt, ein Jahr später, passierte es wieder zu Weihnachten und nicht nur Harry schien sich die Frage zu stellen, ob dieser Zeitpunkt bewusst gewählt wurde. Harry blickte nach oben. Er war sich wirklich nicht sicher, ob es ihm gelang die passenden Worte zu finden, dennoch drängte etwas in ihm, Ron zu folgen.

Der beginnende Abend hatte den Schlafsaal bereits in ein Halbdunkel getaucht, dennoch konnte Harry deutlich erkennen, dass Ron auf seinem Bett lag und das Kissen über seinen Kopf gezogen hatte.

„Sie werden wieder gesund werden, McGonagall hat es gesagt", begann Harry zaghaft und setzte sich Ron gegenüber auf sein eigenes Bett.

„Ja, diesmal noch, aber was ist beim nächsten Mal?"

Rons Stimme klang undeutlich und brüchig unter dem Kissen hervor, doch Harry wusste trotzdem, dass ein Freund weinte und was noch schlimmer für ihn war, er wusste keine Antwort darauf. Wie gern hätte er Ron mit tiefer Überzeugung gesagt, dass sich so etwas nicht wiederholen würde, doch er konnte es nicht. Solange Voldemort lebte und dort draußen sein Unwesen trieb, konnten sie nie sicher sein, was als nächstes geschehen würde; wer das nächste Opfer war oder welche Gräueltaten in diesem Moment irgendwo in Großbritannien ausgeheckt wurden.

Einige Minuten schwiegen sie, bis Harry tief seufzte. „Ich weiß, dass dir das jetzt auch nicht viel hilft, doch ich wollte dir trotzdem sagen….du bist nicht allein, Ron. Egal was geschieht, du bist nicht allein!"

Eine ganze Weile erfolgte keine Reaktion, bis Ron schließlich das Kissen vom Kopf nahm und Harry ansah. Seine Augen waren gerötet und verrieten, dass er geweint hatte, dennoch klang seine Stimme fest als er sagte: „Danke, Kumpel!"

Harry nickte verstehend, während er plötzlich selbst mit dem Brennen in seinen Augenwinkeln kämpfen musste.

„Wir werden ihn besiegen! Irgendwann werden wir diesen Bastrad besiegen!", sagte Ron und fuhr sich fahrig mit dem Ärmel über die Augen.

„Das werden wir!", nickte Harry und reichte Ron die Hand. „Ich werde nicht eher ruhen, bis ich ihn zur Strecke gebracht habe."

Diese Worte hingen einige Zeit wie ein Schwur im Raum, bis Ron sich plötzlich aufsetzte und das Kinn nach vorn reckte. „Kein Grund mutlos zu werden! Komm lass uns zum Abendessen gehen und den Möchtegern-Todessern zeigen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen!"

x x x x

Die folgenden Tage zogen sich mit quälender Langsamkeit dahin, bis McGonagall am Weihnachtsmorgen in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors kam und erklärte, dass Ron und Ginny sich in einer Stunde in Dumbledores Büro einfinden sollten. Von dort würde sie ein Portschlüssel direkt ins St. Mungos bringen.

Die noch unausgepackten Weihnachtsgeschenke vergessend, nickten Ron und Ginny erleichtert. „Danke, Professor!"

„Vergesst bitte die Geschenke für eure Eltern nicht", sagte Hermine leise, als Ginny und Ron sich fertig machten und hielt ihnen die beiden Päckchen mit den Geschenken für die Weasleyeltern entgegen.

Für einen kurzen Augenblick dachte Harry, Ron wurde es ablehnen, diese beiden, doch etwas eigenwilligen Geschenke, seinen Eltern mitzubringen; doch wider Erwarten lächelte Ron und steckte sie in seine Tasche, ehe er Ginny aufforderte sich zu beeilen.

„Ich bin froh, dass sie wenigstens heute ins St. Mungos gehen dürfen", sagte mit einem traurigen Lächeln, als sie das Einwickelpapier um einen Pullover entfernte, den ihr Mrs. Weasley gestrickt hatte.

„Ich hab auch einen bekommen", lächelte Harry und hielt einen smaragdgrünen Pullover nach oben. „Ich frage mich nur…" Er stockte und betrachtete irritiert das Geschenk, das unter dem Pullover gelegen hatte. Ein kleines Zettelchen mit Harrys Name klebe darauf, Einen Moment wusste Harry nicht woher er diese Handschrift kannte, ehe sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit machte. „Ich glaub es einfach nicht!", stieß er ungläubig aus, während er das bunte Papier von dem Geschenk riss.

„Ein Buch über nordische Mythologie", sagte Hermine, die sich offensichtlich keinen Reim auf Harrys plötzliche Begeisterung machen konnte.

„Ja, doch nun rate mal von wem das stammt!", grinste Harry, während er die Widmung auf der ersten Seite las.

„Keine Ahnung, von Sirius?"

„Nein!"

„Von Remus?"

„Nein!"

„Mensch, Harry, mach es nicht so spannend!", grummelte Hermine und beugte sich nach vorn, um ebenfalls die Widmung lesen zu können.

Alles Liebe zu Weihnachten, Harry!

Möge dieser kleine Ausflug in die Welt der Mythologie deine Gedanken beflügeln und es dir ermöglichen, Dinge von einer anderen Warte aus zu betrachten.

Meine Herz und meine Gedanken sind bei dir!

Andrea

„Andrea", wiederholte Hermine überrascht und atmete erleichtert auf. „Dann scheint es ihr tatsächlich soweit gut zu gehen."

Harry nickte glücklich, während er immer wieder von neuem die Widmung las, bis er plötzlich mit einem Satz auf die Füße sprang.

„Wo willst du hin?", rief Hermine ihm nach, noch ehe er das Porträtloch erreicht hatte.

„Zu Silver! Ich muss es ihm sagen!"

Ohne Hermine die Chance einer weiteren Frage zu lassen, schlüpfte er noch draußen und stürmte durch die Gänge, bis er endlich Silvers Privaträume erreicht hatte. Er klopfte einmal und ein zweites Mal, doch es öffnete niemand.

„Professor Silver ist nicht in Hogwarts", erklang es hinter Harry und als er sich umdrehte stand er Ted Moran gegenüber.

„Hallo Ted!", schnaufte Harry noch immer atemlos. „Fröhliche Weihnachten!"

„Dir auch fröhliche Weihnachten!", entgegnete der Slytherin mit erkennbarer Verwunderung. „Was ist los? Du siehst so aus, als wärst du den gesamten Weg vom Gryffindorturm hierher gerannt."

„Bin ich auch!", nickte Harry noch immer nach Luft ringend. „Hab vergessen, dass Silver über Weihnachten nicht hier ist."

„Alles in Ordnung?", frage Ted unsicher. „Brauchst du Hilfe?"

„Nein, es ist alles in Ordnung! Ich wollte Silver nur sagen…"

Von einem Moment auf dem anderen war Harry sich nicht mehr sicher, was er dem Slytherin verraten durfte, doch schließlich gab er sich einen Ruck und grinste. „Was hältst du davon, wenn du mit in unseren Gemeinschaftsraum kommst, dort werde ich dir alles erzählen?"

„In der Gryffindorturm?", stieß Ted verblüfft aus.

„Ja warum nicht? Hermine und ich sind derzeit die einzigen Gryffindors und sie hat bestimmt nichts dagegen."

„Ich glaube nicht, dass jemals ein Slytherin in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors eingeladen wurde", grinste Ted ein wenig unsicher.

„Nun dann wird es Zeit", entgegnete Harry und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„In Ordnung! Auf in die Höhle des Löwen!", lachte Ted und es war ein fröhliches, ungezwungenes Lachen, wie Harry es bisher noch bei keinem Slytherin erlebt hatte.

„Vielleicht sollte dein Besuch in der Geschichte Hogwarts vermerkt werden", überlegte Harry mit einem Augenzwinkern, als sie auf das Porträt der fetten Dame zugingen.

„Er ist ein Slytherin!", protestierte die fette Dame empört, als Harry das Passwort nannte und Ted in den Gemeinschaftsraum bat.

„Na und? Wir haben Weihnachten!", erklärte Harry, bemüht möglichst gleichgültig zu ihr aufzublicken.

Höchst widerwillig schwang die fette Dame zur Seite und Harry war sich sicher, sie würde augenblicklich ihr Bild verlassen, um jedem im Schloss diese Ungeheuerlichkeit mitzuteilen, dass ein Slytherin den Gemeinschaftraum der Gryffindors betrat.

„Hallo Hermine!", grüßte Moran, während er sich neugierig im Raum umsah.

„Ted?", stieß Hermine ungläubig hervor, während das Buch, das sie eben noch in Händen gehalten hatte mit einem lauten Knall auf den Boden fiel.

„Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn Ted uns ein wenig besucht", grinste Harry mit dem Gefühl tiefer Befriedigung in seiner Brust.

„Nett habt ihr´s hier! Sieht ein bisschen aus wie das Wohnzimmer meiner Großeltern", bemerkte Ted, während er sich zögernd in den Sessel neben Hermine setzte.

Die folgenden Stunden bis zum Mittagessen waren vermutlich einmalig in der Geschichte Hogwarts. Da saß nun ein Slytherin mit zwei Gryffindors in deren Gemeinschaftsraum, unterhielten sich angeregt und fröhlich, während sie eine große Portion Bertie Botts verdrückten und sich unter anderem gegenseitig bildhaft ausmalten, wie wohl der eine oder andere Lehrer darauf reagieren würde, wenn er sie hier so sitzen sehen würde.

Nachdem sie gemeinsam den Weg hinunter zum gemeinsamen Mittagessen genommen hatten, verabschiedete sich Ted mit einem wehmütigen Lächeln von ihnen. „Tja, ich würde mich gern mit einer Gegeneinladung revanchieren, doch ich vermute das gäbe mehr Ärger, als die ganze Sache wert wäre."

Sie betraten die Große Halle.

„Das denke ich auch", stimmte Harry bei und deutete mit einer eindeutigen Kopfbewegung Richtung Lehrertisch.

Während Dumbledore sie mit einem strahlenden und sehr zufriedenen Lächeln begrüßte, saßen zu seiner rechten und linken Seite McGonagall und Snape. Es war schwer zu entscheiden, welcher der beiden Hauslehrer nun finsterer dreinschaute, Snape, von dem sie so ein Verhalten bereits gewohnt waren oder McGonagall die sie mit einem Blick tiefster Empörung empfing.

„Unser Regelbruch hat sich also schon herum gesprochen", flüsterte Harry, als er mit möglichst unbefangener Miene auf den Tisch der Gryffindors zuging.

„Sieht so aus", nickte Hermine, während sich auf ihrem Gesicht ein rebellischer Schalk abzeichnete.

„Was denkst du wie lange McGonagall wartet, bis sie mich zu einem Gespräch in ihr Büro bittet?", brummte Harry, den Lehrertisch nicht beachtend.

„So wie sie aussieht, nicht lange", flüsterte Hermine.

Doch ihre Vermutung bestätigte sich nicht, auch wenn McGonagall sie mit äußerst ungnädigen Blicken bedachte. Harry vermutete, dass Dumbledore hier ein klares Machtwort gesprochen hatte.

Gegen Abend kehrten Ron und Ginny zurück.

„Sagt mal, stimmt das, dass Moran in unserem Gemeinschaftsraum war?", fragte Ron atemlos, kaum dass er durch das Porträtloch gestiegen war. „Der Kopflose Nick hat es uns erzählt, als wir durch die Eingangshalle gingen."

„Ja, das stimmt. Ich dachte es könnte nicht schaden, wenn…Ron schau nicht so entsetzt!", stöhnte Harry, als Ron wie vom Donner gerührt stehen blieb.

„Wie geht es euren Eltern?", fragte Hermine und es war offensichtlich, dass sie mit dieser Frage dem Gespräch eine neue Wendung geben wollte.

„Besser als wir erwartet haben", sagte Ginny, die sich schneller als ihr Bruder wieder gefangen hatte. „Wir sollen euch grüßen und sagen, dass sie sich sehr über euer Geschenk gefreut haben. Auch über die Krawatte", fügte sie mit einem leisen Lächeln hinzu.

„Hab ich doch gesagt!", triumphierte Hermine, was Ron endgültig aus seiner Erstarrung riss.

„Ich sag da nichts dazu!", brummte er ungnädig und ließ sich neben Harry in den Sessel fallen. „Erklärst du mir mal, wie du auf die Schnapsidee gekommen bist Moran hierher einzuladen?"

Harry verdrehte die Augen, erzählte jedoch wie es dazu gekommen war und als sie wenig später zum Abendessen gingen und Snape über den Weg liefen, der ihnen bitterböse Blick zuwarf, fand auch Ron diese Aktion mehr als amüsant.

Die Tatsache, dass es Rons Eltern inzwischen deutlich besser ging hatte zur Folge, dass sich auch die Anspannung der vergangenen Tage löste. Auch wenn Ted Morans Besuch eine einmalige Angelegenheit blieb, so traf man sich doch wieder und gegen Ende der Ferien musste sogar Ron eingestehen, dass der Slytherin ein verdammt netter Kerl war, mit dem man jede Menge Spaß haben konnte.

Mit dem Ende der Ferien kehrte auch Silver zurück. Harry sah ihn erstmals beim Abendessen in der Großen Halle und während Ron und Hermine nach dem Essen in den Gemeinschaftsraum zurückkehrten, machte sich Harry auf den Weg zu Silver. Zuerst versuchte er es bei dessen Privaträumen, doch als dort keiner öffnete, beschloss er zum Büro seines Lehrers zu gehen.

Harry hatte gerade die Hand gehoben, um an der Tür zu klopfen, als aus dem Inneren Silvers Stimme erklang.

„Komm rein, Harry!"

Irritiert, woher Silver wusste, wer ihn besuchen wollte, öffnete Harry die Tür und trat zögernd ein.

„Guten Abend, Professor! Ich hoffe ich störe nicht?"

Silver saß an seinem Schreibtisch, auf dem mehrere aufgeschlagene Bücher lagen und schien sich Notizen zu machen.

„Die Störung ist in Ordnung", lächelte Silver, während er Harry aufmerksam beobachtete. „Nun ich denke, es wird einen Grund haben, wenn du mich hier besuchen kommst?"

„Ähm…ja", nickte Harry zögernd, während sein Blick auf die Tür fiel.

Für einen kurzen Moment blinzelte er und glaubte nicht richtig zu sehen, denn die Tür zu Silvers Büro schien plötzlich aus Glas zu bestehen; man konnte den dahinter liegenden Korridor erkennen und Snape, der eben einer großen, schwarzen Fledermaus gleich, an der Bürotür vorbeimarschierte. Anscheinend sah für ihn Silvers Bürotür völlig normal aus.

„Ich wollte Ihnen nur erzählen, dass Andrea sich zu Weihnachten gemeldet hat; sie hat mir ein Buch geschickt", sagte Harry, nur mühsam den Blick von der Tür wendend und setzte sich bedächtig auf den angebotenen Stuhl.

„Ja, Professor Snape hat es mir beim Abendessen erzählt", antwortete Silver ernst, ohne die von Harry erwartete Begeisterung.

„Von Snape, aber..?" Harry blickte ihn verdutzt an.

„Ja und dieser hat es von Professor McGonagall erfahren", nickte Silver tonlos.

„Richtig, ich…ich hab es ihr beim Weihnachtsessen erzählt", erwiderte Harry unsicher. Irgendetwas an Silvers Reaktion irritierte ihn gewaltig. Was sollte daran falsch gewesen sein, McGonagall von Andreas Geschenk zu erzählen?

„Hat jemand außer Ron und Hermine das Buch gesehen?"

„Nein, doch weshalb ist das so wichtig?"

„Gut!", nickte Silver ohne auf Harrys Frage einzugehen.

Einige Sekunden schien Silver nachzudenken, bis er Harry wieder mit dem gleichen prüfenden Ausdruck in den Augen ansah, wie bei seinem Eintreten. „Tee, Harry?"

„Ähm…ja, gern!"

Silver zog mit einer lässigen Bewegung den Zauberstab.

„Legilimens!"

Die Attacke kam so überraschend, schnell und machtvoll, dass es Harry mit einem Ruck vom Stuhl fegte. Das Büro um ihn herum verschwand für einige Sekunden, die Atmosphäre schien zu vibrieren und Harry hatte das bizarre Gefühl, sein Geist würde einen Salto rückwärts schlagen. Einem Kaleidoskop gleich strömten Farben auf ihn ein, doch noch ehe sich diese zu einem Bild formen konnten, hatte Harry es geschafft, den Teil seiner selbst, den es hier zu schützen galt, in eine pulsierende, unförmige Masse zu verwandeln.

„WASSER!" rief er sich panisch ins Gedächtnis. „Wasser kann nicht attackiert werden, es weicht aus!"

Silvers Geist näherte sich langsam aber stetig und Harry spürte wie sich sein geistiges Bewusstsein in eine Unzahl von Tropfen zerteilte, Silver hindurch ließen und sich Sekunden später wieder zu einer einheitlichen Masse formten. Silver wiederholte den Angriff noch einige Male mit dem gleichen Erfolg, bis ein pochender Schmerz Harry unvermittelt in das Hier und Jetzt zurück brachte. Silvers Büro bekam wieder klare Konturen und als Harry die Augen öffnete, blickte er in Silvers lächelndes Gesicht.

„Hervorragend, Harry!", grinste er, während er Harry gleichzeitig die Hand entgegen streckte, um ihn auf die Füße zu helfen.

„Was sollte das!", fuhr Harry ihn wütend an, seine angebotene Hand missachtend.

Ihm war übel, sein Kopf pochte und Harry vermutete, dass er sich ihn irgendwo angeschlagen haben musste.

„Ein Test!", grinste Silver, Harrys Zorn ignorierend. „Und du hast dich bemerkenswert geschlagen. Einen mentalen Angriff zu blocken, wenn man darauf vorbereitet ist, ist eine Sache; doch entscheidend ist es, wie du dich in einer unerwarteten Situation wehren kannst. Ich bin mit deiner schnellen Reaktion und geistigen Flexibilität sehr zufrieden!"

Harry war alles andere als zufrieden. Seine Beine zitterten, sein Kopf pochte und sein Magen fuhr in ungeahnten Dimensionen Achterbahn.

„Das war nicht gerade die feine Englische", brummte er ungehalten, während er den Stuhl neben sich aufstellte und sich erschöpft darauf fallen ließ.

„Nein, war es sicher nicht!", nickte Silver mit einem entschuldigenden Lächeln, ehe sein Gesicht unerwartet ernst wurde und er Harry eindringlich ansah. „Für das, was ich dir erzählen möchte, war es mir wichtig sicherzustellen, dass deine Fähigkeit in Occlumency soweit fortgeschritten ist, dass du dich auch vor einem gänzlich unerwarteten Angriff schützen kannst."

Silver griff erneut nach seinem Zauberstab, den er zuvor auf dem Schreibtisch abgelegt hatte und Harry erwartete bereits einen neuen Angriff, doch Silver tat nichts dergleichen. Mit einem lässigen Schlenker beschwor er ein Tablett mit zwei Teetassen herauf.

„Hier trink das, es wird dir gut tun und auch deinen Magen wieder beruhigen", sagte Silver ruhig, ehe er seinen Zauberstab auf die Tür richtete und einige für Harry unverständliche Worte flüsterte.

Die durchsichtige Tür bekam einen milchigen Glanz und Harry wusste, dass Silver einen Stillezauber darauf gelegt hatte. Für einen kurzen Augenblick kämpfte er, immer noch zornig, ernsthaft mit dem Gedanken, Silver einfach den Tee über den Kopf zu kippen und sein Büro zu verlassen, doch letztendlich siegte die Neugier.

„Was möchten Sie mir erzählen?", fragte er nach einer kurzen Pause und drehte unschlüssig seine Teetasse zwischen den Händen.

„Eine ganz Menge. Doch vorher möchte ich, dass du dir bewusst machst, dass kein Wort von dem was ich dir jetzt sage oder von dem was ich dir zeigen werde, für jemanden außerhalb dieses Raums bestimmt ist."

„Selbstverständlich!", nickte Harry mit einer Mischung aus explodierender Neugier und dem Gefühl, dass Silver sehr eigenmächtig beschlossen hatte, Harry in das einzuweihen, was Dumbledore bisher streng von ihm ferngehalten hatte.

„Versprich mir, mit niemand, auch nicht mit Ron, Hermine oder Sirius darüber zu reden!"

„Ich verspreche es! Sie haben mein Wort!"

Fortsetzung folgt…

AN: Oh, ja ich weiß…ich weiß, dieser Cliffhanger ist nicht sehr nett….hm…vielleicht sogar ein bisschen fies. Ich entschuldige mich jetzt auch gleich mal dafür, dass ich euere Nerven ein bisschen strapaziere! Dafür kommt aber das nächste Kapitel auch bald nach! Versprochen!

So und nun…

Die Review-Antworten:

Rudi: Ich danke dir, dafür, dass du so fleißig deinen Kommentar dazu schreibst! Danke:-)

Maya: vielen Dank für deine liebe mail! ;-)

michi-sky: ja, stimmt, ist schon eine Weile her. ggg Das Harry / Hermine-Thema fällt nicht unter den Tisch, und nein, ich werde sie nicht trennen. So und nun zu deiner Bitte – ich habe sie dir erfüllt! Zufrieden damit? sfg

HexeLea: Na nu? Keine Fragen? gggggg Freut mich, dass dir die Story weiterhin gefällt!

Rapunzelou: Vielen, vielen Dank! Dein Lob ehrt mich sehr! Und wie du siehst hat sich dein Wunsch erfüllt! Liebe Grüße nach Montreal!

Der Slytherin Lord: Bitte jetzt nicht falsch verstehen… doch ich denke, du solltest die alten Kapitel noch mal lesen ;-) Prof. Muffin ist Lehrer für alte Runen und ja, in Kapitel 17 erfahren Harry und Hermine, dass Silver seine Ausbildung in Hogwarts begann. Was deine Idee mit der Kurzgeschichte zu Silvers Jugend angeht – hm, ich und Kurzgeschichten? Keine Ahnung, ob ich dieser Herausforderung gewachsen bin, bisher wurden meine FF immer sehr, sehr lang! Aber ich werde mal darüber nachdenken ;-) Oh ja und der Schlafsaal der Siebtklässer…peinlich, peinlich, natürlich sollte das Sechstklässer heißen! Danke, für dein aufmerksames Lesen, werde es dann gleich mal ausbessern.

Mealla: Hm… ich und nicht romantisch veranlagt? Das halte ich für ein Gerücht! Kicher Hm, verrate ich jetzt zuviel, wenn ich schreibe, dass Hermine deine Ansicht teilt? ;-)

Eva Luna: Tja, das Weihnachten lief ja dann wohl etwas anders, als du es erwartet hast. Ron und etwas lernen wollen – nun ich denke, auch bei Ron kommt der Punkt, an dem er über seinen Schatten springt und manches aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Denke so was gehört auch zum erwachsen werden! ;-)

The Snitch: Nachdem Arnold Friedrich mir bereits im Hp-freunde-Forum einen Kommentar zu dem neuen Kapitel gegeben hat und ich ihm darauf schon antwortete, war die Review-Antwort darauf bezogen. Arnie hatte im letzten Kapitel etwas falsch interpretiert und ich habe dies berichtigt. Mehr von Silver? Kein Problem! ;-)

Mr. Unknown: wir hatten noch nicht das Vergnügen, oder? gggg Freut mich, dass dir meine FF gefällt!

Dkub: Nun wenn du Überraschungen liebst, dann denke ich wird dir auch dieses Kapitel gefallen haben sfg Dein Lob an Vivi hab ich weitergegeben und sie hat sich sehr darüber gefreut. Ich finde es sehr schön, dass du die Arbeit einer guten Beta-Leserin anerkennst, denn sie trägt sehr viel zum Gelingen einer guten FF bei. Und nein, Ron stand nicht unter dem Einfluss von einem Imperius-Fluch. Wie ich Eva Luna bereits geschrieben habe, denke ich dass dies zu seiner Entwicklung gehört. ;-)

Anne-Julia-Shirley: Freut mich zu lesen, dass dir meine Story gefällt! Und ja, ich kann mich an eine Review von dir erinnern! ;-)

Jo Lizard: Ja, ich musste an dieser Stelle aufhören! Hm…Harry Silver aus seinem Geist pfeffern? kicher nun so was in der Art!

Alex Uhde: Tja, lieber Alex, das ist jetzt die Preisfrage! ;-) Du wirst es in den kommenden Kapiteln lesen! ggg

So und nun noch mal ein ganz herzliches Dankeschön, an euch alle die ihr mir so fleißig Reviews schreibt! Ich freue mich sehr darüber! Es ist immer wieder schön euere Gedanken und Anregungen zu den einzelnen Kapiteln zu lesen!

Liebe Grüße von eurem Sternchen (die jetzt weiter an Kapitel 56 schreibt) ;-)