57.
Harrys Versprechen an Silver stellte Harrys Gewissen in den folgenden Wochen auf eine harte Probe und es waren nicht nur seine häufigen Besuche in der Küche, die Ron genauso wie Hermine zu immer neuen Fragen trieben. Harry musste sich selbst auch eingestehen, dass es schon ein wenig paranoid wirkte, wenn er bei jeder Gelegenheit die Karte der Rumtreiber hervor zog oder Andreas Buch mit einem Unsichtbarkeitszauber belegte.
„Meinst du nicht, dass du es langsam etwas übertreibst", fragte Hermine mit säuerlicher Miene, als Harry sich eines Nachmittags wieder auf den Weg in die Küche machte.
„Warum, was spricht dagegen Dobby zu besuchen?", entgegnete Harry mit einem Achselzucken.
„Weil es nicht um Dobby geht", zischte Hermine ärgerlich und drehte sich nach einige Erstklässern um, die in diesen Augenblick durch das Porträtloch den Gemeinschaftsraum betraten.
„Was haltet ihr davon mitzukommen?", sagte Harry mit einem versöhnlichen Lächeln und zwinkerte Hermine zu.
Hermine erwiderte dieses Lächeln nicht, dennoch nickte sie und blickte fragend zu Ron.
„Vergiss es!", stöhnte Ron und verdrehte die Augen. „Nichts gegen ein gutes Stück Kuchen, doch ich hab die letzten Wochen soviel Zeit in der Küche verbracht, dass ich mir schon langsam wie ein Hauself vorkomme."
„In Ordnung, wir sehen uns dann später", sagte Harry mit dem Versuch möglichst unbefangen zu klingen.
„Gar nichts ist in Ordnung", brummte Hermine ärgerlich, während sie sich auf den Weg nach unten machten. „Nein, lass mich ausreden", würgte sie Harrys Widerspruch ab, noch ehe dieser seine Lippen verlassen konnte. „Ich weiß nicht was es ist und ich weiß nicht warum du uns was vorspielst, doch…ich denke nicht, dass Ron und ich dieses Misstrauen verdient haben."
„Ich misstraue euch nicht", seufzte Harry, während er, die Hände tief in den Taschen seiner Robe, stur nach vor sah und beharrlich seinen Weg fortsetzte.
„Schön zu hören, doch auf mich macht es leider sehr wohl diesen Eindruck. Seit Weihnachten, oder besser gesagt seit im Januar die Schule wieder los ging, benimmst du dich mehr als sonderbar. Ich streite ja nicht ab, dass es ein blödes Gefühl ist, wenn niemand weiß, wem er wirklich trauen kann, doch wir sind deine Freunde, Harry und ich denke, wir haben dies mehr als einmal bewiesen."
„Ich sagte doch schon, dass ich euch beiden vertraue", entgegnete Harry gereizt. „Es ist nur…" Harry brach ab und starrte zu Boden. Wie sollte er Hermine sein Schweigen erklären ohne sie anzulügen oder Andeutungen zu machen von denen er nicht wusste, ob sie Hermine nicht erst recht zu Fragen anstachelten?
„Es tut mir leid…", setzte er nach einer kurzen Pause an, wurde jedoch von Marvin und noch einem Jungen aus seinem Jahrgang unterbrochen, die in diesem Augenblick zusammen mit zwei weiteren Jungs aus der Küche kamen.
„Hi Harry, hi Hermine!", grüßte Marvin mit sichtlich nervösen Grinsen und eilten den drei anderen Jungs hinterher.
„Die Küche scheint heute gut besucht zu sein", sagte Hermine grimmig und trat an das Bild mit der Obstschale heran, um die Birne zu kitzeln.
„Sieht so aus", entgegnete Harry, während er den vier Jungs nachblickte. „Die sind aber nicht alle in Gryffindor, oder?"
„Nein. Ich kann dir aber auch nicht sagen, in welches Haus die gehören", entgegnete Hermine grimmig und Harry wusste, dass sie seine letzte Frage als Versuch wertete, das Thema zu wechseln.
„So hat es keinen Sinn, ich muss mit Silver reden, auf Dauer kann ich Hermine und Ron nichts vormachen", grübelte Harry, während er mit langsamen Schritten auf den Tisch zuging, hinter dem das Landschaftsgemälde hing. Die schneebedeckten Flächen waren verschwunden und zeigten nun eine Wiese auf der im Licht der Nachmittagssonne die ersten Frühlingsblumen ihre Köpfe in den Himmel streckten. Ein leichter Wind kräuselte die Grashalme und über den Wipfeln des Waldrandes konnte er einige Vögel erkennen, die dort ihre Runden drehten. „Ein Bild des Friedens", dachte Harry, den Blick auf das Gemälde gerichtet. „Doch ist es das wirklich?"
„Willst du dich nicht hinsetzen?" Hermines Stimme riss ihn unvermittelt aus seinen Gedanken und als er sie ansah, bemerkte er, dass sie bereits am Tisch saß und Dobby schon Kuchen und zwei Becher mit heißer Schokolade brachte.
Harry nickte, doch noch ehe er seinen Platz einnehmen konnte, schallte McGonagalls magisch verstärkte Stimme durch die Küche.
„WIR WERDEN ANGEGRIFFEN! ICH WIEDERHOLE, HOGWARTS WIRD ANGEGRIFFEN! Alle Schüler der ersten bis fünften Klasse versammeln sich unverzüglich in ihren Gemeinschaftsräumen! Die Schüler der sechsten und siebten Klassen begeben sich sofort zu ihren Hauslehrern! Ich wiederhole, alle Schüler der ersten bis fünften Klasse versammeln sich in ihren Gemeinschaftsräumen! Die Schüler der sechsten und siebten Klassen begeben sich sofort zu ihren Hauslehrern!"
Im gleichen Augenblick, in dem McGonagalls Stimme erklungen war, hatten sich auch die Hauselfen in der Küche versammelt; es waren so viele, dass es Harry und Hermine schwer fiel aufzustehen, um McGonagalls Anweisungen zu folgen.
„Angegriffen?", wiederholte Hermine fassungslos, während sie neben Harry die Treppen noch oben hastete.
Überall um sie herum hallte das Getrappel von Füßen, vermischt mit hunderten von ängstlichen Stimmen, welche nur hier und dort von den Stimmen verschiedener Lehrer übertönt wurde.
Harry musste nicht erst fragen, was dies für ein Angriff war, denn je höher sie die Treppe kamen, umso deutlicher spürte er eine Kälte die ihm nur allzu vertraut war. Obwohl es erst Nachmittag war, verdunkelten sich die Gänge und Harry spürte wie seine Hand, die den Zauberstab fest umklammert hielt, feucht wurde.
„Dementoren!", stieß er gepresst hervor, als sie die Eingangshalle erreichten.
„Harry, Hermine! Ihr könnt gleich hier bleiben", hörten sie Dumbledores Stimme und als sie sich nach ihm umdrehten, sahen sie ihn mit erhobenen Zauberstab in der Eingangstür stehen.
Eisige Kälte umfing sie und als sie die Eingangstür erreichten, sahen sie die Dementoren. Es waren Hunderte, welche wie eine riesige pechschwarze Wand vom verbotenen Wald aus, im Zeitlupentempo auf das Schloss zu schwebte.
„Wir werden hier jede Hilfe brauchen", sagte Dumbledore ruhig, während er mit verengten Augen dastand und abwartete.
„Sollten wir nicht gleich angreifen, bevor sie zu nahe sind?", hauchte Hermine und Harry sah, wie der Zauberstab in ihrer Hand zitterte.
„Noch haben wir Zeit", widersprach ihr Dumbledore freundlich und deutete mit einer Kopfbewegung auf Professoren Sprout und Muffin, die in diesem Augenblick auf das Schloss zugerannt kamen. „Es wird effektiver sein, wenn wir gemeinsam aktiv werden."
„Hagrid, Filch und Madam Hooch sichern die Geheimgänge, Severus ist mit einigen der älteren Schüler auf der Rückseite des Schlosses und alle Schüler die einen gestaltlichen Patronus zustande bringen, sind bei Minerva", keuchte der kleine Professor Flitwick, der im selben Augenblick zu ihnen stieß. „Leider sind es nicht sehr viele."
Dumbledore nickte, als handle es sich um eine ganz normale Information die er aus seinem Lehrerkollegium erhalten hatte.
„Da kommen Clark und Remus", stieß Professor Sprout mit sichtlicher Erleichterung aus.
Als Harrys Blick ihrem ausgestreckten Arm folgte, sah er die Genannten, die sich, jeder auf einem Besen, mit hoher Geschwindigkeit dem Eingangstor näherten.
„Sie greifen offensichtlich nur von dieser Seite aus an!", sagte Remus angespannt, nachdem er gelandet und vom Besen gestiegen war.
Silver sagte nichts, doch sein Gesicht verriet deutlich, dass ihn diese Offensichtlichkeit nicht beruhigte. Remus hatte seinen Besen beiseite gelegte, doch behielt Silver den seinen in der linken Hand, während seine Rechte den Zauberstab umschloss.
„Wir sollten ein wenig auseinander treten, damit wir eine breitere Front bilden", sagte Dumbledore ruhig. Rechts und Links wichen die Lehrer ein Stück zur Seite und auch Harry und Hermine stellten sich einen Meter weiter links auf.
„Auf mein Kommando!", ordnete Dumbledore an und als sie alle nickten, sagte er klar und deutlich: „Jetzt!"
Im Nu ertönte ein mehrstimmiges „Expecto Patronum!"
Neben seinem eigenen Patronus sah Harry, wie zu beiden Seiten die unterschiedlichsten Formen von Patroni aus den Zauberstäben schossen und auf die angreifenden Dementoren zusausten. Einige wirkten sehr schwächlich, andere wiederum hatten eine schon fast greifbare Gestalt und nun wusste Harry auch, wo sich McGonagall mir den restlichen Schülern postiert hatte. Aus den Fenstern der oberen Etage schossen ebenfalls zwei Duzend Patroni hervor und einige davon konnte Harry deutlich den DA-Mitgliedern zuordnen.
Wie eine perlfarbene Welle bewegten sie sich, wenn auch mit rasender Geschwindigkeit, so doch gleichzeitig grazil und erhaben auf die schwarze Wand zu und Sekunden später konnten sie erkennen, wie sich die dunkle Front auflöste - die Dementoren ergriffen die Flucht. Von diesem Schauspiel ging eine Faszination aus, die Harry einige Momente vergessen ließ, dass dies ein Angriff auf Hogwarts war, bis ihn die ungläubig klingende Stimme von Professor Sprout aus seiner Beobachtung riss.
„Sollte es das wirklich gewesen sein?"
„Nein, dies war vermutlich nur der Auftakt", entgegnete Dumbledore und Harry konnte beobachten, wie er scharf den verbotenen Wald auf der gegenüberliegenden Seite beobachtete.
Sie warteten, doch nichts geschah. Stille legte sich über die Schlossgründe und selbst die vertrauten Geräusche aus dem Wald schienen verstummt zu sein.
„Merkwürdig", murmelte der alte Zauberer, während er mit bedächtigen Schritten nach vorn trat.
Mit flauem Gefühl beobachtete Harry, wie Dumbledore immer weiter nach vorn ging, bis er unvermittelt stehen blieb und mit den Augen den Himmel absuchte, doch auch hier war nichts von einem bevorstehenden Angriff zu erkennen.
„Wie die Ruhe vor dem Sturm", hauchte Hermine, während sie sich besorgt nach allen Richtungen umsah.
„Du links, ich rechts herum", durchbrach Silver die Stille und als Harry sich zu ihm umwandte, sah er, dass Remus und er die Besen wieder bestiegen hatten. Remus nickte und einen Augenblick später flogen sie in entgegen gesetzter Richtung davon. Harry wusste, dass sie erneut das Schloss umrundeten.
Minuten vergingen und Dumbledore stand immer noch unbeweglich an der gleichen Stelle. Inzwischen hörten sie vereinzelte Stimmen aus dem oberen Stockwerk und McGonagall die sie zur Ruhe ermahnte.
„Nichts!", sagte Silver mit einem Kopfschütteln, als er wenig später seine Runde um das Schloss abgeschlossen hatte und mit Remus zusammen neben Dumbledore landete.
„Möglicherweise ein Ablenkungsmanöver!", erklang McGonagalls Stimme von oben.
Dumbledore drehte sich um und nickte nach oben. „Nicht ausgeschlossen, doch stellt sich die Frage, wovon will man uns ablenken."
Als sei diese Frage das Stichwort gewesen, zerriss plötzlich ein lauter Knall die Stille und noch ehe sich jemand fragen konnte, woher dieser Knall kam, quietsche und pfiff es aus dem Inneren des Schlosses. Duzende von kreischenden Hauselfen erschienen in der Eingangshalle, während gleichzeitig die riesige Gestalt Hagrids zwischen ihnen auftauchte und nun auf Dumbledore zu hastete.
„Professor Dumbledore! Todesser versuch´n über´n Geheimgang im Südflügel reinzukommen! Filch ist verletzt, aber Madam Hooch hält die Stellung, braucht aber Unterstützung", keuchte er atemlos, während er seinen rosa Regenschirm wie eine Fahne über dem Kopf schwenkte.
„Remus, Clark, ihr kommt mit mir! Harry, Hermine ins Schloss hinein! Die anderen sichern weiterhin die Tür!", befahl Dumbledore, während er auf Hagrid zu rannte und wenige Augenblicke später verschwand er mit Silver und Remus im Schloss, ohne auf die panisch wirkenden Hauselfen zu achten.
„Ihr habt den Direktor gehört, ihr geht besser ins Schloss", sagte Professor Muffin, während er gleichzeitig mit besorgtem Blick nach vorn spähte.
Harry zögerte einen Augenblick, doch nicht wegen Dumbledores Anordnung, sondern weil ihn das Verhalten der Hauselfen verwirrte. Es schien fast so, als wollten sie alle gleichzeitig eine Botschaft ausrichten und plötzlich glaubte Harry zu verstehen.
„Hermine schnell! Wir müssen in die Küche!", stieß er gepresst hervor, während er Hermine am Arm packte und mit sich zog.
Zu Harrys Erleichterung stellte Hermine keine Fragen; mit grimmiger Entschlossenheit, den Zauberstab fest in der Hand, folgte sie ihm nach unten. Sie hatten kaum den Kellergang, in dem sich die Küche befand, erreicht, als ihnen auch schon beißender Qualm entgegenschlug. Das Bild mit der Obstschale, das normalerweise den Eingang zur Küche versperrte, lag auf dem Boden und aus der offenen Tür schlugen ihnen hell lodernde Flammen entgegen. Eine Schar Hauselfen hatte sie nach unten begleitet und noch ehe Harry den Mund öffnen konnte, hatte Hermine eines der kleinen Wesen an der Schulter gepackt.
„Schnell, du gehst zu Professor McGonagall! Sag ihr, dass die Küche brennt!"
Noch ehe Harry Hermines Geistesgegenwart bewundern konnte, flitze der Hauself mit flatternden Ohren davon und Harry streckte seinen Zauberstab gegen die ihm entgegenschlagenden Flammen, um mit einem möglichst starken Wasserstrahl das Feuer zu bekämpfen.
„Verdammt, das bringt nicht viel", fluchte Harry wenig später, als er auch schon McGonagall den Gang entlang eilen sah.
„Potter, Granger, aus dem Weg", sagte sie kurz und Harry sprang einen Schritt zurück.
Harry konnte den Zauberspruch, den sie sagte, nicht verstehen und erwartete eigentlich, dass sie nun ebenfalls Wasser in die Flammen schicken würde, doch dem war nicht so. Statt das Feuer mit Wasser zu bekämpfen trat die Hauslehrerin der Gryffindors beherzt nach vorn und zu Harry Verblüffung sog ihr Zauberstab die Flammen auf. Für einige Sekunden sah es aus, als würde McGonagall selbst in Flammen stehen, doch noch ehe Harry der Versuchung erlag, seine Hauslehrerin zu löschen, waren die Flammen verschwunden und nur noch feiner Rauch quoll aus der offenen Küchentür in den Korridor.
Hermine atmete erleichtert auf und eilte auf McGonagall zu, die sich nun leicht schwankend an der Wand abstützte und nach Atem rang.
„Bleiben Sie hier, Potter", sagte sie kraftlos, doch Harry hatte sich bereits an ihr vorbei in die Küche gedrängt.
Schwarzer Rauch zog, dichten Nebelschwaden gleich, durch den Raum und kroch über den Boden hinweg, so dass Harry seine Füße kaum erkennen konnte. Der Qualm brannte in seinen Augen, dennoch konnte er sehen, dass es augenscheinlich nichts in der Küche gab, was den Flammen entkommen war. Tische und Stühle waren verkohlt, die Wände waren geschwärzt und zu Harrys Entsetzen war das Landschaftsgemälde an der Wand mit einer feinen, weißen Ascheschicht bedeckt. Mit torkelnden Schritten ging er darauf zu, bis er plötzlich über etwas Weiches stolperte und zu Boden stürzte. Mit dem beklemmenden Gefühl aufsteigender Panik tastete er mit den Händen den Fußboden ab, über dem sich noch immer dichter Rauch hielt und dann hatte er es gefunden. Unter seinen Händen ertastete er den leblosen Körper eines Hauselfen und einen Moment später erschien Hermine an seiner Seite.
„Schnell, der Rauch muss verschwinden, hier sind Verletzte", krächzte er und zog den kleinen Körper den Hauselfen nach oben, wo dieser wieder Luft bekommen konnte.
McGonagall, die Hermine gefolgt war, schaffte es im Bruchteil von Sekunden die Küche von dem Rauch zu befreien und nun erst sahen sie nicht nur das gesamte Ausmaß der Verwüstung, sondern auch die leblosen Körper einiger Hauselfen.
„Oh nein!", hauchte Hermine, während sie sich nieder kniete um bei einem der kleinen Körpern nach Lebenszeichen zu suchen. Es war Dobby, doch als Hermine seinen Kopf anhob, stellte Harry erleichtert fest, dass seine großen fledermausartigen Ohren zuckten; er lebte.
„Diese Beiden leben ebenfalls", flüsterte McGonagall, doch in der Stille des Raums, klang es fast wie ein Donnergrollen.
Im Nu erhoben sich die Körper der beiden Hauselfen in die Luft und schwebten von McGonagalls Zauberstab geleitet nach außen auf den Korridor, während Hermine mit Tränen in den Augen Dobbys kleinen Körper emporhob und ihn ebenfalls nach außen brachte.
„Professor! Hier!", rief Harry mit erstickender Stimme. Er hatte soeben hinter dem umgestoßenen Küchentisch die Körper von einem Jungen aus Slytherin und den von Marvin Corner entdeckt. McGonagall war sofort zur Stelle und kniete neben den beiden Jungs nieder, ehe sie nach einigen Momenten die Augen schloss und den Kopf schüttelte.
„Tut mir leid, für die beiden kommt jede Hilfe zu spät", sagte sie bebender Stimme und erhob sich schwerfällig.
„Aber er lebt!", rief Hermine und als Harry sich nach ihr umsah, erblickte er Hermine einige Meter entfernt hinter den riesigen, angerußten Töpfen eines eingestürzten Regals knien.
Harry wusste weder wie, noch wer sie benachrichtigt hatte, doch zu seiner Erleichterung betrat nun Madam Pomfrey die Küche. Mit einem kurzen Blick hatte sie die Situation erfasst und eilte auf Hermine zu. Über ihre Schulter hinweg konnte Harry sehen, dass Hermine neben dem bewusstlosen Pascal Saller kniete, einem Jungen, der wie Marvin mit Ginny in einer Klasse war.
Später konnte Harry nicht mehr sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis Madam Pomfrey ihren Verletzten in den Krankenflügel hoch brachte und immer mehr weinende Hauselfen in der Küche erschienen und ihre Toten hinaus brachten. Eine ganze Zeit war es einfach nur ein ständiges Kommen und Gehen. Ein Gefühl von Unwirklichkeit hatte ihn gepackt, während er mit Hermine auf der einzigen heil gebliebenen Bank saß und kaum etwas von dem Treiben um sich herum mitbekam.
„Alles in Ordnung mit euch?" Remus war zusammen mit Dumbledore und Silver in die Küche gekommen und legte nun besorgt seine Hand auf Harrys Schulter.
Als Harry und Hermine nickten, drehte er sich zu Dumbledore um, der in diesen Moment mit Silver auf das mit Asche bedeckte Bild zuging. „Was ist hier geschehen?"
„Vermutlich werden wir Genaues erst von Pascal erfahren, wenn er wieder zu sich gekommen ist", sagte Dumbledore, während er besorgt zu dem Bild an der Wand sah. „Doch ich ahne die Zusammenhänge."
„Die beiden Jungs starben nicht an den Folgen des Feuers, sie wurden beide von einem Todesfluch getroffen", erklärte Silver leise, während er mit den Fingerspitzen die feine Asche über der Leinwand entfernte.
„Du meinst…?" Remus beendete seinen Satz nicht; mit aschgrauem Gesicht blickte er auf die beiden, inzwischen mit Tüchern abgedeckten Leichen.
„Sie waren vorher schon in der Küche", sagte Hermine noch immer sichtlich benommen. „Als Harry und ich vor dem Angriff hierher gingen, kamen sie uns aus der Küche entgegen."
„Ich verstehe", nickte Dumbledore und es war ihm anzusehen, dass ihn diese Information in die Lange versetze, einige Zusammenhänge zu begreifen.
„Gab es…gab es noch mehr Tote?", rang sich Harry nach einer kurzen Pause zu der Frage durch, die ihn seit einigen Minuten beschäftigte.
„Nein, so wie es aussieht, war der Angriff der Dementoren und der wenigen Todesser, am Eingang des Geheimflügels nur ein Ablenkungsmanöver, um uns von der Küche fernzuhalten", erklärte Silver, ehe er sich wieder an Dumbledore wandte. „So wie es aussieht, hat das Bild keinen ernsthaften Schaden genommen."
„Sie meinen, es wurde nicht durch den Brand zerstört?", fragte Harry verblüfft und plötzlich war jegliche Benommenheit verschwunden.
Dumbledore wiegte unschlüssig den Kopf, ehe er seinen Zauberstab auf das Bild richtete und einige undeutliche Worte murmelte. Aus der Spitze des Zauberstabs strömte Luft und Dumbledore befreite damit die Leinwand von den Ascheresten, ehe er ihn wieder senkte und einen Schritt zurücktrat. Deutlich erkannte man auf der rechten Seite einen dunklen Fleck von dem sich sternförmig feine Kratzer über einen Teil des Bildes ausbreiteten, dennoch war die Landschaft noch immer deutlich zu erkennen. Harry wollte bereits erleichtert aufatmen, als er den lang gezogene dunklen Strich in der Mitte des Bildes bemerkte. Mit einem Satz war er auf den Füßen und nun sah er es deutlich; eine lange Reihe von vermummten Gestalten stand da, wo Harry Andreas Haus vermutete. Sie bewegten sich nicht und ohne den genauen Grund zu kennen, wusste Harry, dass sie auf etwas warteten.
Fortsetzung folgt…
An: Wie euch vielleicht, möglicherweise oder bestimmt aufgefallen ist, sind nun die ruhigen Zeiten vorbei und wir nähern uns mit großen Schritten dem Ende. ;-)
Review-Antworten:
DKub Ja, ich hatte ihn schon immer als Verräter geplant, wie so manches andere, was auf erschreckende Weise mit JKR 6. Band deckte. –seufz-
Arnold Friedrich: Tja, gute Frage, ich muss gestehen, ich habe mir keine Gedanken gemacht, ob die Hauselfen durch ihre besondere Magie das Haus sehen könnten.
Schokki Ja, Dumbledore wird meine FF überleben, denke soviel kann ich schon verraten, du musst dir um ihn keine Sorgen machen. ;-)
Andrea Lupin: Mach dir keine Gedanke, ich freu mich auch so über deine Review. Zu deiner anderen Frage kann ich nicht viel dazu sagen, ohne etwas über das Ende mit zu verraten. Aber bald wirst du es wissen. ;-)
Municat Jetzt machst du mich neugierig, was denkst du denn, in welche Richtung die Geschichte läuft?
HexeLea: Da stimme ich dir zu, Harry und Silver könnten sich ganz gut ergänzen.
Firiel Warum ich ab Mitte September keine oder nur noch sehr wenig Zeit zum schreiben habe, liegt ganz einfach daran, dass dann meine 6 Wochen Ferien vorbei sind und mich das Berufsleben wieder voll in seinen Klauen hat. Mit Beginn des neuen Schuljahrs kommt bei uns immer die Zeit, in der sich die Überstunden häufen und da finde ich sehr wenig Zeit und Ruhe um mich an meinen PC zu setzten.
Rapunzelou: Ja, damit hast du Recht, das war unter anderem mein Frust nach Band 6, wobei es noch weitere Übereinstimmungen gab und wäre die FF mit Erscheinen des neuen Harry Potter Bands wie geplant schon abgeschlossen gewesen, hätte ich mich sicher über so manches was sich deckte amüsiert. Aber gut, es ist wie es ist und ich hoffe euch gefällt die FF auch dann, wenn manches Band 6 gleicht.
Der Slytherin Lord: Harrys Versprechen bezieht sich auf beides, Silvers Verdacht gegen Snape, genauso wie Informationen über Andrea. Wünsche dir viel Spaß und gute Erholung in deinem Urlaub und ja, ich denke auch, wenn du wieder kommst, wird diese FF abgeschlossen sein. ;-)
Kaori: Aber klar schreib ich weiter! gggg
Lorelei Vielen Dank für dein großes Lob! Habe mich sehr darüber gefreut:-)
AlexUhde Na so was! Was möchtest du denn mit zwei Überwachungsbildern? Hm…Andrea und nichts Dummes tun….hm…warte auf Kapitel 58 und 59, dann wirst du darüber mehr erfahren. Vorläufig verrate ich da nix! ;-)
Kassadi Ja, da hast du Recht, es war Silver der Harry mitteilte, dass er das Herzstück nicht während des Unterrichts tragen darf, doch in diesem Fall war Silver Überbringer einer Anordnung von Dumbledore und dieser Anordnung ging eine Diskussion mit dem guten Snape voraus. ;-)
So das war es für heute! Ich danke euch noch mal sehr herzlich für die lieben Reviews und werde mich nachdem ich dieses Kapitel ins Netz gestellt habe, gleich an Kapitel 58 machen.
Liebe Grüße von euerem Sternchen!
