61.

Harrys Herz schlug bis zum Hals und das hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie sich unerlaubterweise Zutritt zum Büro eines Lehrers verschafften. Eine Unruhe hatte ihn ergriffen, der er kaum Herr werden konnte und noch während Hermine sich abmühte den Verschlusszauber an Silvers Bürotür aufzuheben, brausten tausend Gedanken gleichzeitig durch seinen Kopf, bis Hermine sich mit einem ärgerlichen Schnauben umdrehte.

„Es hat keinen Sinn, hier kommen wir nicht rein. Mit welchen Zauber Silver die Tür hier auch immer belegt hat, es ist keinen gewöhnlichen Verschlusszauber."

„Du kannst ihn nicht knacken?" fragte Ron verblüfft und starrte gegen die Tür, als könne er sie mit Hilfe seiner Gedanken öffnen. „Nicht zu fassen!"

„Nein, kann ich nicht", gab Hermine gereizt zurück und wandte sich ebenfalls wieder der Tür zu.

„Clark Silver wäre ein jämmerlicher Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, wenn er nicht einmal seine eigene Bürotür sichern könnte", erklang es plötzlich hinter ihnen und als sie herum wirbelten, sahen sie Ted Moran hinter einer Rüstung hervor treten.

„Wie hast du es geschafft dich hier anzuschleichen?", stieß Ron entsetzt aus, doch Ted winkte mit einer lässigen Handbewegung ab.

„Zufall, hinter dieser Rüstung gibt es einen geheimen Verbindungskorridor. Doch was wollt ihr in Silvers Büro?"

„Ich muss das Flohnetzwerk benutzen", erklärte Harry, dankbar dafür, dass es Moran war, der sie hier ertappt hatte und nicht einer der Lehrer. „Du weißt nicht zufällig, wie man diese Tür hier aufkriegt?"

Ted Moran sah ihn einen Moment zweifelnd an, ehe er seinen Zauberstab zögernd gegen die Tür richtete und einige leise Worte murmelte. Aus dem Inneren des Büros war ein leises Klicken zu hören, als würde sich eine große Zahl leichtgängiger Riegel zurückschieben.

„Ich war dabei, als Silver diesen Zauber entwickelte und bisher sah er keine Veranlassung ihn so abzuwandeln, dass auch ich nicht mehr hinein kann", sagte Ted leise und warf Harry einen warnenden Blick zu. „Mach bitte keinen Mist!"

„Schon klar!", nickte Harry dankbar, drückte die Bürotür auf und trat gefolgt von Ron, Hermine und Ted ein.

Während Hermine eilig auf den Kamin zuging, erklärte Harry Ted in kurzen Worten, was genau er vorhatte: „Du hattest Recht, wir haben die Mythologie falsch gedeutet. Diese Buch war so was wie eine Nachricht für mich und ich möchte jetzt versuchen mit ihr Kontakt aufzunehmen."

Ted nickte verstehend, auch wenn er Hermines Bemühungen, die Schutzzauber des Kamins zu lösen, mit einer Mischung aus Unbehagen und Zweifel beobachtete.

Das Knurren von Rons leeren Magen wirkte merkwürdig deplaziert und erinnerte Harry daran, dass auch er seit dem Mittagessen des vergangenen Tages nichts mehr gegessen hatte. Das Gefühl des Hungers verlor jedoch an Bedeutung, als sich Hermine mit einem erleichterten Seufzen erhob.

„Fertig, du kannst den Kamin benutzen."

„Danke, Hermine!", lächelte Harry und drückte ihr einen raschen Kuss auf den Mund. „Ich sagte ja, du bist die Beste!"

Hermine errötete leicht und Harry ging entschlossen auf den Kamin zu. Mit einer leichten Schlenkerbewegung seines Zauberstabs entfachte er ein Feuer und griff nach der Dose Flohpulver auf Silvers Kaminsims, während seine Freunde einen Schritt zurück traten und ihn erwartungsvoll ansahen. Einen kurzen Moment der Unsicherheit betrachtete er das Pulver zwischen seinen Fingern, ehe er es entschlossen in die Flammen warf und leise aber deutlich Casa de anhelo sagte. Smaragdgrüne Flammen schossen in die Höhe, Harry hielt die Luft an und sprang im selben Augenblick beherzt mit beiden Füßen in die Flammen.

„Nein!" Hermine riss die Augen auf, als Harry unerwartet in den Flammen verschwand.

„Ich dachte, er wollte nur versuchen mit ihr reden!", stieß Ted aufgebracht hervor und war mit einem Satz neben Hermine. „Es war nicht die Rede davon, dass er da hinein hüpft!"

„Glaub mir, damit haben wir auch nicht gerechnet!", erklärte Hermine mit bebender Stimme und ließ sich kraftlos auf den Stuhl neben sich sinken. „Ich muss gestehen, ich glaubte nicht mal, dass es überhaupt funktionieren würde."

„Und was machen wir jetzt?", fragte Ron, während er ungläubig den leeren Kamin anstarrte.

„Silver reißt mir den Kopf ab, wenn rauskommt, dass Harry seinen Kamin für einen kleinen Ausflug genutzt hat", stöhnte Ted.

„Na, für den Moment liegt er glücklicherweise noch im Krankenflügel", sagte Ron lahm, doch Ted schüttelte den Kopf.

„Nein, liegt er nicht. Wenn ich Madam Pomfreys Gezeter richtig verstanden habe, ist er für Dumbledore unterwegs."

„Wir müssen Harry nach!", erklärte Ron mit grimmiger Entschlossenheit.

„Ach ja, und wie willst du das anstellen? Hast du genau verstanden welchen Kamin Harry gerufen hat?", fauchte Hermine gereizt.

„Nein, er hat zu leise gesprochen", gab Ron kleinlaut zu. „Aber ich denke mal, Harry lag mit seiner Vermutung richtig, oder?"

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich denken oder glauben soll."

x x x x

Harry drehte sich rasend schnell um seine eigene Achse, bis er nach endlos langer Zeit, wie es ihm schien, endlich mit beiden Füßen in einem Kamin landete. Einige Momente kämpfte er um sein Gleichgewicht, bevor er sich besorgt umsah. Er war tatsächlich im Wohnzimmerkamin des Casa de anhelo gelandet, doch um ihn herum war alles totenstill, nicht einmal die alte Wanduhr in der Ecke tickte und plötzlich war Harry sich gar nicht mehr so sicher, ob sein Auftauchen hier wirklich richtig war. Noch während er in Silvers Büro stand, schien es ihm das Sinnvollste zu sein; er wollte und musste allein mit Andrea reden und gleichzeitig sicher gehen, dass Caspar dieses Gespräch nicht wieder blocken konnte. Im Augenblick jedoch, da Harry im Wohnzimmer des alten Hauses stand und sich mit einem unbehaglichen Gefühl umblickte, keimten Zweifel in ihm auf. Hatte er wirklich das Recht, Andrea, sollte sie überhaupt noch hier sein, so einfach zu überfallen? Und was sollte er sagen, wenn er ihr gegenüber stand?

Auf dem Tisch stapelten sich Bücher und Pergamentrollen, daneben stand die steinerne Schale, die Harry bereits bei seinem ersten Besuch bei Andrea gesehen hatte und ihn damals wie heute an Dumbledores Denkarium erinnerte. Eine Wolldecke hing achtlos über die Lehne des wuchtigen Sessels und mit einem merkwürdigen Gefühl von Vertrautheit registrierte Harry eine Haarspange, mit der sich Andrea so oft die Haare hochgesteckt hatte, wenn diese bei lesen störten.

Alles so merkwürdig normal, als wäre hier überhaupt nichts geschehen", dachte Harry mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust, während er langsam vom Wohnzimmer in die Eingangshalle trat. Die Porträts der Zauberer und Hexen registrierten sein Auftauchen mit stummer Überraschung, doch schien es sie nicht weiter zu beunruhigen. Lediglich ein kleiner, glatzköpfiger Zauberer mit einem runden Vollmondgesicht, verließ seinen Rahmen und während Harry mit unsicheren Schritten die Halle durchquerte, konnte er beobachten, wie dieser ihn von Rahmen zu Rahmen begleitete. Die schweren Vorhänge bewegten sich leicht im Luftzug und als sollte dieser eine Wegweiser sein, bemerkte Harry die weit offen stehende Eingangstür und er trat nach außen.

Tief in seinem Inneren wappnete sich Harry auf den Anblick, den er bereits von dem Gemälde in Flitwicks Raum kannte, doch was er nun zu sehen bekam hatte nichts mit der erwarteten Trostlosigkeit und Zerstörung zu tun. Vor ihm breitete sich ein wild wuchernder, blühender Garten aus; hier grünten Apfelbäume, die Frühlingsblumen reckten ihr Köpfe der Mittagssonne entgegen und es war noch immer derselbe wilde Wein, der sich an der Fassade des Hauses nach oben arbeitete. Hinter dem hölzernen Gartenzaun breiteten sich satte Wiesen aus und über dem nahe gelegenen Wäldchen konnte Harry einige Vögel kreisen sehen. So unmöglich es ihm auch erschien, doch außer dem natürlichen Wechsel der Jahreszeiten schien hier keine tief greifende Veränderung stattgefunden zu haben. Harry atmete tief ein und schloss für einen kurzen Moment die Augen; nach den Ereignissen der vergangen Tage, Wochen und Monaten war er sich sicher, niemals zuvor ein so perfektes Bild des Friedens gesehen.

„Wie kann das sein?", flüsterte er ungläubig in die Stille hinein und drehte sich um die eigene Achse.

Ein tiefes Gefühl der Ruhe breitete sich in ihm aus, während er sacht mit der flachen Hand über einen der Rosenbüsche strich, ehe er sich wieder ins Gedächtnis rief, weshalb er hier war. Andrea – er musste sie finden!

Behutsam, als könne er durch laute Tritte diesen Frieden stören, ging er Schritt um Schritt vorwärts, umrundete das Haus und blickte sich suchend nach allen Seiten um, bis er schließlich Andrea auf den Stufen der Veranda sitzen sah.

Grenzenlose Erleichterung durchströme Harrys Brust und er setzte bereits an, auf sie zuzulaufen, als ihn mit dieser Erleichterung gleichzeitig ein Gefühl des Unbehagens ergriff und er in der Bewegung inne hielt. Als wollte sie dieses Bild um sich herum Lügen strafen, drückte Andreas gesamte Körperhaltung nichts weniger als Frieden und Harmonie aus. Die Beine fest an den Körper gezogen und von den Armen umschlugen, lag Andreas Kopf auf ihren Knien, als versuche sie sich so klein wie nur irgend möglich zu machen und ohne sagen zu können woher, wusste Harry doch, dass sie weinte.

Noch während er mit sich kämpfte, wie er auf Andrea zugehen konnte, verriet ihn jedoch das leise Knirschen der kleinen Steinchen unter seinen Füßen und Andrea blickte erschrocken auf.

„Harry!", stieß sie fassungslos aus, sprang hektisch auf und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über das Gesicht. „Wo kommst du her?"

„Aus dem Kamin", antwortete Harry mit einem hilflosen Schulterzucken und ging zögernd auf sie zu. „Ich…ich musste wissen, was wirklich geschehen ist. Ich dachte…"

„Wer weiß alles von deinem Besuch hier?", fiel sie ihm kurzatmig ins Wort, während sich ihre Augen angstvoll weideten.

„Hermine, Ron und Ted haben mir geholfen das Flohnetzwerk zu benutzen und Ron und Hermine werden sich vielleicht zusammenreimen wo ich bin, doch sonst ahnt niemand etwas davon", sagte Harry zögernd.

Andrea sah ihn einige Augenblicke mit einem Ausdruck in den Augen an, als hätte Harry ihr soeben das Ende der Welt prophezeit, ehe sie tief einatmete und ergeben nickte. Sie schwankte, doch noch bevor Harry ihren Arm ergreifen konnte, um sie zu halten, ließ sie sich kraftlos auf die Stufen der Veranda zurück sinken.

„Du hättest nicht herkommen sollen", sagte Andrea leise und verbarg ihr Gesicht in den Händen.

Das hätte ich vielleicht wirklich nicht", dachte Harry niedergeschlagen, während er sich unsicher neben sie auf die Verandastufen setzte, doch er sprach es nicht laut aus. War er in Silvers Büro noch der festen Überzeugung gewesen, dass sein Auftauchen hier die beste Möglichkeit darstellte, mit Andrea zu reden, so gab es jetzt nichts, was ihm unsinniger erschienen wäre. „Dachtest du, sie würde dir freudestrahlend um den Hals fallen? Du hast selbst vermutet, dass sie ihren Tod vortäuschen wollte, um all das hinter sich zu lassen. Erwartest du jetzt ernsthaft, dass sie über dein Auftauchen glücklich ist?", meldete sich eine zynische Stimme in seinem Kopf. „Nein, aber ich wollte Antworten und die kann nur sie mir geben!", hielt er der leisen Stimme entgegen.

Einige Minuten saßen sie beide nur stumm da, bis dieses Schweigen für Harry unerträglich wurde und er zaghaft das Gespräch begann.

„Ich habe gesehen wie hier alles in Schnee und Eis versank, ehe das Feuer alles zerstörte."

„Wie hast du das beobachten können, warst du nicht in Hogwarts?", fragte Andrea irritiert und hob den Kopf um Harry ansehen zu können.

„Doch, wir konnten es über das Gemälde beobachten, das der Orden damals aus Voldemorts Versteck geholt hatte."

„Ich verstehe", nickte Andrea und für einen kurzen Augenblick huschte ein zufriedenes, wenn auch trauriges Lächeln über ihr Gesicht.

„Ich verstehe es nicht", erklärte Harry eine Spur ungeduldiger, als er es beabsichtigt hatte. „Was ist da geschehen? Ich meine…ich sah dass alles zerstört wurde und nun…versteh mich bitte nicht falsch, ich bin sehr froh, dass hier alles in Ordnung ist ….ich begreife es nur nicht. Es hat sich genauso abgespielt wie in deinem Mythologiebuch Ragnarok beschrieben wurde."

„Wenn du dachtest, dass alles zerstört wurde, wie kommt es dann, dass du hier bist?", entgegnete Andrea ohne auf Harrys direkte Frage einzugehen.

„Hermine und ich sind heute Morgen nochmals zu dem Bild gegangen und…" Harry brach ab, unschlüssig wie er Andrea erklären konnte, was ihn letztendlich zu der Annahme brachte, sie könnte dieses Haus doch nicht zerstört haben.

„Ja?", sagte Andrea und blickte ihn dabei auffordernd an.

„Als du im Krankenflügel lagst… Ich weiß nicht, ob du dich erinnern kannst, dass ich in Hogwarts versehentlich in deinen Geist eingedrungen bin", begann Harry unsicher.

„Natürlich weiß ich das", entgegnete Andrea mit einer Miene als hätte Harry sie gefragt, ob sie sich noch an ihren Namen erinnern könne. „Aber was hat das damit zu tun?"

„Als Hermine und ich heute Morgen vor diesem Bild standen, da fühlte ich mich in deine Gedankenwelt zurück versetzt. Es waren dieselben schrecklichen Bilder und ich fragte mich, wie das sein konnte. Wie konntest du Bilder von einem Ereignis im Kopf haben, das erst Monate später geschah. Als ich dann die Mythologie noch einmal genau gelesen habe wurde mir klar, was du mir mit diesem Geschenk sagen wolltest; Ragnarok bedeutet nicht das Ende der Welt und so kam ich zu dem Schluss, dass es eine Verbindung zwischen dem Ereignis hier und den Bildern in deinem Geist geben musste."

„Oh ja, die gibt es auch", nickte Andrea, ehe sie tief einatmete und sich erneut mit den Händen über das Gesicht fuhr. „Du bist ein heller Kopf, Harry."

„Es ist so was wie eine Illusion, nicht wahr?"

„Um genau zu sein, es ist ein Spiegelzauber. Einer meiner Vorfahren hat ihn entwickelt und im Laufe seines Lebens verfeinert. Er projiziert die Vorstellungskraft nach außen, so dass genau die Illusion entsteht, die man heraufbeschwören möchte. Ich hab ihn bereits vor langer Zeit in den alten Aufzeichnungen gefunden, doch erst während meiner Gefangenschaft verstand ich, zu welchem Zweck er eingesetzt werden kann. Alexander sah sich damals einer ähnlichen Situation gegenüber und er suchte und fand einen Ausweg darin, dass er vor die Augen seinen Gegnern eine Scheinwahrheit projizierte."

„Wie? Ich meine, es war ja nicht nur ein Bild, das du in den Kopf irgendeines Menschen gepflanzt hast. Sogar Silvers emphatische Wahrnehmung versagte, er konnte dich nicht mehr erspüren und ist deshalb der Überzeugung, dass du tot bist."

„Das ist auch gut so", sagte Andrea fest, als müsse sie sich selbst von diesen Worten überzeugen.

„Das kann nicht dein Ernst sein", empörte sich Harry und plötzlich war seine Unsicherheit verflogen und Zorn stieg in ihm auf.

„Glaub mir, es ist besser so", seufzte Andrea und stand schwerfällig auf, um einige Schritte nach vorn zu gehen.

„Das verstehe ich nicht, alle haben es gesehen und auch empfunden, Silvers Erfrierungen waren real, Madam Pomfrey hat ihn im Krankenflügel untersucht."

„Es war und ist nur eine Phantasie, doch nachdem Clarks Geist dieses Erlebnis als wirklich eingestuft hat, reagierte auch sein Körper so, als wäre er tatsächlich dieser Kälte ausgesetzt gewesen", erklärte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.

Als könnte sie Harrys Nähe nicht länger ertragen, ging Andrea vorwärts, bis sie kurz vor dem Gartenzaun stehen blieb und nun bemerkte Harry auch den breiten Kreidestreifen im Gras, den Andrea offensichtlich nicht überschreiten wollte oder konnte. Irritiert folgte Harry diesem Streifen mit den Augen und stellte mit mäßigem Interesse fest, dass dieser weiße Strich Teil eines riesigen Kreises war, der augenscheinlich das gesamte Grundstück umschloss. Für den Augenblick war Harry jedoch dieser Kreidestreifen egal, er wollte endlich Antworten.

„Ich verstehe das alles nicht", wiederholte Harry ärgerlich und wollte soeben Andrea folgen, als ihn eine leise Stimme zurückhielt.

„Es ist die Kraft des menschlichen Ingeniums, welche ich mir für diesen Zauber zu Nutze machte."

Harry, der erwartete hatte hier allein mit Andrea zu sein, zuckte heftig zusammen und als er sich umdrehte, erblickte er die perlweiß schimmernde Gestalt eines Geistes, der in diesem Augenblick in der Verandatür erschien und auf ihn zu schwebte. Der hagere Mann trug, wie es für Zauberer üblich war, eine Robe, doch auf seinem Kopf saß eine Kappe, die stark an eine französische Baskenmütze erinnerte.

„Verzeiht mir, junger Freund, ich wollte Euch nicht erschrecken. Mein Name ist Alexander Samuel Hussel und meine Absicht war es lediglich, Euch die gestellte Frage zu beantworten", erklärte er freundlich und senkte den Kopf zum Gruß.

„Ich habe von Ihnen gehört, Sie sind einer von Andreas Vorfahren", sagte Harry und fügte in Gedanken hinzu: „genauer gesagt Derjenige, der für diesen ganzen Mist verantwortlich ist."

Hussel nickte langsam, während er mit einem besorgten Ausdruck in den Augen zu Andrea hinüber sah.

„Es wird nicht nur Löbliches sein, was man dir erzählte", seufzte er leise, ehe er sich wieder Harry zuwandte.

„Nicht unbedingt", gab Harry zu und blickte ebenfalls zu Andrea, die von seiner Unterhaltung mit dem alten Hausgeist dem Anschein nach nichts mitbekam. „Sie wollten mir erklären, was es mit diesem Zauber auf sich hat."

„Richtig!", nickte der Geist bedächtig. „Nun der menschliche Verstand ist in der Lage, bewusst eine große Menge an Bildfolgen künstlich hervorzurufen. Diese Kraft machte ich mir zu Nutze und entwickelte daraus einen Zauber, der es ermöglichte, die Bilder die sich zuvor mein Verstand ausgedacht hatte, auf lebende Dinge wie Bäume, Büsche und Wiesen zu übertragen, um genau diese Bilder widerspiegeln zu lassen."

„Das bedeutet, Sie haben gewisse Gedankenvorstellungen auf Pflanzen übertragen und diese spiegeln es an menschliche Wesen weiter und deshalb sahen wir diese Gedanken auch auf dem Gemälde und stuften es als reales Erlebnis ein? Das scheint unmöglich zu sein!"

„Für einen starken Geist ist nichts unmöglich", lächelte Hussel und es schwang eine deutliche Spur von Stolz mit als er weiter erklärte. „Andrea hat sich bereits vor vielen Jahren mit der alten Sage vom Untergang der germanischen Götterwelt befasst und das erwies sich als großer Vorteil. Es ist ihr gelungen, diese alte Erzählung in ihrer Phantasie, Wirklichkeit werden zu lassen. Du musst wissen, junger Freund, dass man diesen Zauber nur dann perfekt nutzen kann, wenn man diese Bilder verinnerlicht, sie fühlt und durchlebt. Diese Bilder müssen im Inneren des Kopfes und in der Seele des Menschen, der diesen Zauber sprechen will, Gestalt annehmen; sie müssen Materie entwickeln, denn nur so lassen sie sich durch ein Schlüsselwort in Sekundenschnelle übertragen."

Begeisterung und Leidenschaft spiegelte sich während seiner Schilderung in den Augen des alten Hussels wider, doch Harry konnte diesen Enthusiasmus nicht teilen.

„Andrea hatte diese Bilder bereits vor Monaten in ihrem Geist", sagte Harry erschaudernd und zum wiederholten Mal an diesen Tag, fühlte er sich diesen Schreckensbildern ausgesetzt.

„Genauer gesagt, seit ihrer Gefangenschaft", nickte Hussel nachdenklich. „Sie erzählte mir, dass sie sich eines Nachts an genau diesen Zauber erinnerte und auch wenn Andrea damals noch sehr an ihren magischen Fähigkeiten zweifelte, so entwickelte sich doch der Entschluss, diesen Zauber anzuwenden."

„Es muss grausam sein, diese Bilder der Zerstörung so lange mit sich herum zu tragen", sagte Harry leise und zog fröstelnd die Schulter hoch.

„Bei weitem nicht so grausam wie das, was ihr in der Vergangenheit angetan wurde", widersprach ihm der alte Geist mit einem, für Harry völlig unangebrachten, Lächeln

Harrys Zweifel an dieser Aussage mussten sich deutlich in seinem Gesicht widerspiegeln, denn Hussel schüttet den Kopf.

„Bilder mit sich herumzutragen, von denen man ganz genau weiß, dass sie der eigenen Vorstellungskraft entspringen, sind bedeutend leichter zu ertragen, als die Gewissheit allein dazustehen."

„Andrea ist nicht allein, sie hat Freunde, Menschen die sie lieben und die ihr helfen möchten", widersprach ihm Harry heftig.

„Das ist schön zu hören, dass ihre Gefühle von Liebe und Freundschaft Erwiderung finden", seufzte der alte Geist schwer, „aber leider liegt dieses Bewusstsein inzwischen jenseits einer Grenze, die für Andrea nun nicht mehr erreichbar ist. Zu tief sitzt der Schmerz den die Erkenntnis auslöste, dass erklärte Liebe und Zuneigung nur aus Berechnung resultierte."

„Das hört sich so an, als würde Andrea Zeit ihres Lebens nie wieder so was wie Gefühle entwickeln können", stieß Harry frustriert aus und ein Welle Zorn und Verzweiflung ergriff ihn.

„Oh doch, Gefühle empfindet sie sehr wohl, es sind sogar sehr starke Gefühle. Ich spreche hier aber von der Fähigkeit, diese Gefühle auch bei anderen Menschen wahrzunehmen; sie hat ihren Glauben an die Liebe verloren und dies ist vermutlich die tiefste Wunde, die man ihr zufügen konnte."

„Eine geistige Wunde die nicht mehr zu heilen ist?", fragte Harry mit belegter Stimme.

„Die Zeit wird dies zeigen", entgegnete Hussel schwermütig, „wenn es etwas gibt, das diese tiefen Wunden heilen kann, dann ist es allein die Kraft reiner Liebe, doch diese muss Andrea erst einmal an sich heran lassen. Hier in diesem alten Haus wird sie dieses Gefühl vermutlich nicht erleben können."

„Sie reden wie Professor Dumbledore – die Kraft der Liebe, die alles überwinden kann", stöhnte Harry und verdrehte die Augen.

„Ein weiser Mann, dieser Professor Dumbledore", lächelte Hussel. „Nur die Liebe vermag uns in die Lage zu versetzen, das Unmögliche möglich zu machen. Selbstverständlich spreche ich hier nicht von menschlichen Begehren oder infantilen Besitzansprüchen, welche die Menschen so gern als Liebe auslegen. Nein, ich rede hier von Liebe in ihrer reinen Form, von dem Sehnen, das uns zu einem anderen Menschen zieht, von der Fähigkeit einen geliebten Menschen so zu sehen wie er ist. Diese Kraft ist mächtiger, als alles was du dir vorstellen kannst, junger Freund!"

„Aber Liebe allein kann einen Avada Kedavra nicht die Macht nehmen zu töten", widersprach ihm Harry halbherzig.

„Was macht dich da so sicher? Keine unsere Existenz begleitende Kraft besitzt eine solche Macht, wie sie die Liebe innehat", erklärte Hussel mit einem nachsichtigen Lächeln. „Sie ist die Quelle allen Lebens und gleichzeitig so vielschichtig wie das Leben selbst. Liebe besitzt ihre eigene Magie und ich bin mir ganz sicher, irgendwann wirst du ihre wahre Größe erkennen."

„Mag sein", lenkte Harry widerstrebend ein. Dieser alte Hausgeist verwirrte ihn. Er offenbarte hier eine Sanftmut, die Harry, nach allem was ihm von Hussel erzählt wurde, nicht erwartet hatte und gleichzeitig konfrontierte sie Harry mit dem Wissen, dass diese dubiose Macht Liebe seine stärkste Waffe im Kampf gegen Voldemort darstellen sollte und nicht zum ersten mal spürte Harry das unbändige Verlangen sich die Ohren zuzuhalten und einfach wegzulaufen, doch er blieb.

„Sie ist die Letzte aus meinem Geschlecht und mit ihr endet eine sehr lange Ära", sagte Hussel nach einer langen Pause leise und Harry war sich dabei nicht sicher, ob dieser alte Geist nun zu sich selbst sprach, oder ob diese Worte tatsächlich an ihn, Harry, gerichtet waren. Hussels Augen ruhten einige Sekunden mit einem wehmütigen Ausdruck auf Andrea, ehe er sich wieder Harry zuwandte und diesen mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht ansah.

„Welch eine seltsame Fügung des Schicksals, dass es ausgerechnet du bist, der über das Offensichtliche hinweg sehen konnte", murmelte er versonnen, während er sich grübelnd das Kinn massierte. „Ein junger Mensch, den die Liebe hierher trieb und der doch gleichzeitig an ihrer wahren Macht zweifelt."

Nun war es endgültig genug - Harry hatte keine Lust weiter mit Hussel über diese alles beherrschende Kraft der Liebe zu philosophieren, vielleicht gerade deshalb, weil sie an einem empfindlichen Punkt in Harrys Seele rührten. „Du besitzt eine Kraft, die Voldemort nicht kennt." Das waren Dumbledores Worte gewesen, als sie über die Prophezeiung sprachen. Harry schüttelte unwillig den Kopf. „Mag ja sein, dass Voldemort vergessen oder nie erlebt hat, was es bedeutet zu lieben, aber wie um alles in der Welt soll mir ein einfaches Gefühl Überlegenheit geben?" Harry sprach diese Gedanken nicht aus, doch Hussel schien ihn auch so zu verstehen.

„Niemand nimmt es dir übel, wenn du diese Worte vorläufig als das Geschwafel alter Narren abtust, denn wenn die Zeit gekommen ist, wirst du den Sinn begreifen." Hussel schwebte mit einem freundlichen Lächeln davon und ließ Harry mit seinen arg verwirrten Gefühlen allein zurück.

Harry blickte ihm nach, bis er schließlich unschlüssig die Schultern zuckte und sich wieder zu Andrea umwandte. Sie stand nach wie vor an derselben Stelle, hatte die Arme fest um ihren Körper geschlungen und sah über den Zaun hinweg. Fest entschlossen dieses verwirrende Thema Liebe hinter sich zu lassen, ging Harry mit langsamen Schritten auf sie zu. Erst als er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, bemerkte Harry, was Andreas Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Vom Rand des Waldes näherten sich drei Personen, doch erst als Harry Andrea erreicht hatte, konnte er sie klar erkennen. Es waren Sirius, Remus und zu seiner Verwunderung auch Silver, von dem er angenommen hatte, er würde sich noch in Madam Pomfreys Obhut befinden.

„Sie suchen nach dir", erklärte Harry zögernd und die Gewissheit, dass Sirius, Remus und Silver verzweifelt nach einem Lebenszeichen von Andrea suchten, während er hier direkt neben ihr stand, zerrte an seinen Nerven.

„Sie werden nichts finden, weil es nichts mehr zu finden gibt. Andrea Black ist tot. Man wird sie vergessen, genauso wie man irgendwann einmal auch dieses Haus vergessen wird", sagte sie tonlos, schaffte es jedoch nicht die Ausdruck von Schmerz aus ihrem Gesicht zu verbannen.

„Sie sind deine Freunde, Andrea! Sie leiden unter deinem angeblichen Tod!", ereiferte sich Harry, doch Andrea schüttelte nur den Kopf.

„Nur für den Moment. Sie werden vergessen und irgendwann werden sie sich kaum noch daran erinnern, dass sich unsere Wege einmal gekreuzt haben."

Andreas gespielte Interesselosigkeit zusammen mit der Kälte ihrer Stimme, löste in Harrys Innerem einen wahren Sturm von maßlosem Zorn, vermischt mit einer nicht minder hilfloser Wut aus und schneller als sein Verstand es erfassen konnte sprudelten die Worte über seine Lippen.

„Genau so, wie du auch Francesco vergessen wirst?", schleuderte ihr Harry zornig entgegen, doch im selben Moment, da diese Worte ausgesprochen waren, tat es ihm bereits unendlich leid. Francescos Tod anzusprechen, der Andrea so tief erschüttert hatte, kam ihm einen Vergehen gegen die Menschlichkeit gleich und einen Moment später wusste er nicht mehr, was ihn dazu getrieben hatte, genau diesen Punkt zu attackieren.

„Ja! Ja, ich werde Francesco vergessen!", entgegnete sie schrill. „Ich werde nicht mehr daran denken…" Sie brach ab und schloss die Augen, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass plötzlich ein Schwall heißer Tränen hervorbrach.

„Es tut mir leid, Andrea! Ich hätte nicht…", sagte er reuevoll, doch Andrea ließ ihn nicht ausreden.

Zornig und noch immer mit Tränen in den Augen ballte sie die Fäuste und während ihr gesamter Körper vor Zorn bebte, stieß sie mit erstickender Stimme aus: „Francesco hat mich verraten, genau wie Richard, mein Großvater und viele andere. Es ging ihnen nur darum, an dieses Haus heranzukommen, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn sie sind alle tot. Und das Beste was mir passieren kann, ist, dass ich sie irgendwann einmal vergessen werde."

„Verstehe mich nicht falsch", versuchte Harry Andrea zu beschwichtigen. „ich mochte Francesco Rasul nicht besonders, dennoch denke ich, dass er dich geliebt hat. Er mag viel falsch gemacht haben und eine sehr verquere Vorstellung von dem gehabt haben, wo der Zweck die Mittel heiligt, doch er liebte dich."

„Vielleicht hast du Recht, vielleicht auch nicht, im Grunde spielt es aber keiner Rolle mehr er - ist tot!", erklärte sie kraftlos und als hätte jemand die Fäden einer Marionette zerschnitten sank sie in sich zusammen.

„Aber die drei Männer dort draußen leben, sie mögen dich, oder denkst du sie laufen diese scheinbare Trostlosigkeit nur deshalb ab, weil ihnen langweilig ist", sagte Harry in beschwörendem Ton und deutete mit der Hand auf seine Freunde, die unweit von ihnen standen und dennoch nichts von diesem Streit mitbekamen.

„Was geht es mich an? Das Casa de anhelo werden sie jedenfalls nicht finden", entgegnete sie lahm, während ihr Blick starr auf Silver ruhte.

„Verdammt, Andrea, es geht und ging ihnen niemals um dieses Haus, es ging ihnen immer nur um dich! Kannst du das nicht begreifen?" erklärte Harry und schüttelte mit einem Anflug von Verzweiflung ihren Arm.

„Das kannst du nicht wissen!", sagte sie mit brechender Stimme und schloss die Augen.

„Doch, ich weiß es!", widersprach ihr Harry fest.

Andrea schüttelte stumm den Kopf und wandte sich wieder den drei Männern zu, die inzwischen so nahe herangekommen waren, dass man ihre Gesichter deutlich erkennen konnte.

Über ihre Schulter hinweg beobachte Harry, wie Silver in die Knie ging und mit der flachen Hand über den Boden strich. Seine Lippen bewegten sich, doch auch wenn Harry nicht hören konnte was er zu Remus sagte, war seine Mimik umso deutlicher. Für einen kurzen Augenblick verwirrte es ihn, doch dann begriff Harry, dass dieser Kreidestrich ein Bannkreis sein musste, der ähnlich wie ein Stillezauber funktionierte. Remus war nun hinter Silver getreten und legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter, eine Geste, die Harrys Herz einen schmerzhaften Stich versetzte.

„Andrea gib ihnen ein Lebenszeichen, lass sie wissen, dass du noch am Leben bist!", sagte Harry verzweifelt, doch ohne den geringsten sichtbaren Erfolg.

„Nein, das werde ich nicht!", wehrte sie stur ab und trat unwillkürlich einen Schritt zurück, so dass sie nun mit beiden Füßen direkt auf dem Kreidestrich stand.

„Du musst ihnen doch nicht sagen, dass dieses Haus noch existiert, lass sie einfach nur wissen, dass du am Leben bist und es dir soweit gut geht", versuchte es Harry noch einmal in beschwörenden Tonfall, doch Andrea schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, das kann ich nicht und das will ich nicht!"

„Dann werde ich es ihnen erzählen!", entgegnete Harry nicht weniger heftig und wandte sich Silver zu, der in diesem Augenblick nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Noch ehe Harry jedoch einen Schritt auf ihn zumachen konnte, hatte Andrea Harrys Arm gepackt und riss ihn so grob zurück, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte.

„Nein! Dazu hast du kein Recht! Du würdest alles nur noch schlimmer machen. Niemand darf wissen…", stieß sie panisch aus.

„Wer will mir dies verbieten?", fragte Harry herausfordernd und schüttelte ihre Hand ab.

„Dein Gewissen! Du weiß warum ich das alles getan habe. Dieses Haus stellt eine Gefahr dar und solange ich lebe, wird man mich immer wieder mit diesem Haus in Verbindung bringen", flehte sie mit bebenden Lippen. „Bitte, Harry!"

Harry starrte sie einige Sekunden zornig an, doch gleichzeitig regte sich das Wissen in ihm, dass er hier einen gefährlichen Punkt erreicht hatte. Was würde Andrea tun, wenn er über ihren Kopf hinweg Silver, Remus oder Sirius informierte, dass Andrea noch am Leben war? Würde sie noch drastischere Mittel ergreifen? Steckte nicht doch eine Spur Wahrheit darin, wenn sie sagte, dass man sie immer auch mit diesem Haus in Verbindung bringen würde?

„Bitte! Es ist mir nicht gleichgültig, ob ich Sirius, Remus oder auch…Clark damit wehtue", gestand sie mit einem verzweifelten Blick auf Silver, der sich eben in ihre Richtung gedreht hatte und nun starr auf einen Punkt zwischen Harry und Andrea blickte. „Aber versuch mich bitte zu verstehen, Harry! Es ist mein Haus, ich trage dafür die Verantwortung", fügte sie nach einer Pause leise hinzu, während ihr Blick von Tränen verschleiert von Silver weg, über das alte Gemäuer wanderte. „Ich muss es tun, es geht nicht anders."

„Wenn ich mich nicht täusche, so hast du, indem du mir vor einigen Monaten das Salomonschild gegeben hast, dieses Erbe an mich weitergegeben. Du sagtest zu mir, wenn die Zeit reif dafür ist und ich dies auch möchte, würde dieses Haus mir zur Verfügung stehen."

„Es war ein Fehler", sagte sie leise und senkte den Kopf. „Ich hätte dir dies nie zumuten dürfen und es entbindet mich auch nicht meiner Verantwortung. Es war meine Sturheit, der wir nun dieses Desaster zu verdanken haben und folglich werde ich allein dafür Sorge tragen, dass es nicht noch mehr Unheil anrichtet."

„Das sehe ich anders, ich denke es ist jetzt unsere gemeinsame Verantwortung!", widersprach ihr Harry, während er gedankenversunken auf die Kreidespur blickte. Andrea hatte, durch die heftige Bewegung, mit der sie Harry zurückgezogen hatte, die Kreide mit den Füßen aufgewirbelt und nun war neben den Abdrücken ihrer Turnschuhe auf der Wiese auch ein Grasausschnitt in der Markierung zu erkennen. „Für mich war es ein großes Geschenk, auch wenn ich anfangs nicht verstanden habe, was dies wirklich bedeutet. Ich sehe es auch so, dass dieses Haus, sollte es in die falschen Hände geraten, eine nicht zu unterschätzende Bedrohung darstellen kann, doch gleichzeitig könnte es mir auch sehr hilfreich sein."

„Nein!", protestierte sie energisch. „Es sollte und wird niemals deine Verantwortung sein und du solltest dieses Haus auch ganz schnell vergessen."

„Warum hast du dann den ganzen Aufwand mit diesem Spiegelzauber betrieben und dieses Haus nicht sofort zerstört?"

„Weil meine spärliche Magie dazu nicht ausgereicht hätte", erwiderte Andrea niedergeschlagen und ging missmutig auf das Haus zu. „Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, aber um dieses Haus zu zerstören, müssten alle zuvor gesprochenen Schutzzauber aufgehoben werden und dazu bin ich nicht in der Lage."

Harry wusste instinktiv, dass dies nur ein Teil der Wahrheit war und vermutlich hätte Harry ihr dies auch an den Kopf geworfen, wenn Silvers Reaktion ihn nicht plötzlich so sonderbar erschienen wäre.

Fortsetzung folgt…

Autornote: ja, ja, das war es nun das Kapitel 61 und damit nähern wir uns in Riesenschritten dem Ende der FF. Jetzt kommen aber erst einmal die versprochenen Review-Antworten:

AlexUhde: Denke mal, deine Frage hat sich mit dem aktuellen Kapitel beantwortet ;-)

Maya: Freut mich, dass sich für dich das warten gelohnt hat.

Schokki: Wie konntest du nur glauben, dass ich EUCH vergessen würde? Tztztztztz! Mach ich doch nicht!

Michi-sky: Freut mich, dass dir das neue Kapitel gefallen hat Das Gespräch Harry Sirius liest sich sehr glaubhaft (hast du daneben gestanden und mitgeschrieben? nicht direkt, aber mir vorgestellt, ich würde es tun ;-)

Ewejena: Vielen Dank für das Kompliment!

Der Slytherin-Lord: Deine Befürchtungen waren völlig unnötig, denn wie ich Schokki schon sagte: Ich kann euch gar nicht vergessen, dazu seit ihr mir in den letzten 2 ½ Jahren viel zu sehr ans Herz gewachsen. Verrückter Plan…hm….na lass dich überraschen ;-)

Sarah Black: Vielen, vielen Dank für deine ausführliche Review und dein dickes Lob, ich hab mich sehr darüber gefreut.

Arthus: Freut mich, dass es dir gefällt!

Silbernewolfsfrau: nö nö, Eis ist was für den Sommer und selbst da ist die Frage, ob Fanfic on the rocks so das Wahre wäre!

Rudi: tztztztztz – ich und euch vergessen? Hoffe du hast die Spannung bis zu diesem Kapitel gut verkraftet. ;-)

GinnyPotter1988: Freut mich, dass du mit dem Ergebnis zufrieden bist und nein, auf die restlichen Kapitel müsst ihr nun nicht mehr solange warten. ;-)

Eva Luna: Du darfst dich auch geknuddelt fühlen! Ja, ja die Hoffnung….sieht ja so aus, als hätte sie sich in diesen Kapitel erfüllt.

Krissi: Hoffe du hast das neue Kapitel entdeckt, bevor dich der große Frust gepackt hat. ;-)

Z3US: Hoffe die beiden neuen Kapitel konnten dich beruhigen! Und ja, HP und HG bleiben. ;-) Freue mich, dass dir die FF gefällt.

So das war´s dann für heute. Vielen, vielen Dank für euere lieben Reviews, hoffe auch dieses Kapitel hat euch ebenfalls gefallen.

Liebe Grüße von euerem Sternchen