Am nächsten Morgen kam Sully mit Hannah in die Pension.

„Guten Morgen Charlotte, guten morgen Kinder. Na seid ihr schon fit?"

Die Kinder freuten sich ihn zu sehen. Sie mochten ihn sehr, aber ganz besonders Brian. Er war eine Art Held für ihn.

„Morgen Sully. Möchtest du auch einen Kaffe und was frühstücken?"

„Nein danke, Charlotte ich hab nicht so viel Zeit, ich möchte heute am Haus weiter machen. Ich denke Hannah wird heute noch eine biesschen schlafen können. Ich wollte nur noch mit Dr. Mike sprechen. Ist sie schonwach?"

„nein tut mir leid, sie schläft noch."

„Gut dann komm ich heute Mittag noch mal und rede dann mit ihr."

„ja aber schieb es nicht allzu lange raus."

„Nein, das hab ich nicht vor."

Er verabschiedet sich von Hannah mit einem Kuss und sagte auch zu den andern Tschüß und verließ dann die Pension, um an der Hütte weiter zu arbeiten.

Charlotte hatte Hannah noch ein wenig in ihr Bett gelegt und ca. eine Stunde später kam dann Michaela endlich die Treppe runter.

„Guten morgen. Seid ihr schon lange wach? Ich muss heute verschlafen haben."

„Guten morgen. Na das wird die Umstellung sein. Hier nehmen sie erst mal einen kräftigen Schluck." Sie reichte ihr eine Tasse und etwas zu frühstücken.

„Hmmm, das tut gut." Plötzlich hörten sie jemanden schreien und Charlotte verschwand die Treppe nach oben. Kurze Zeit später kam sie mit Hannah auf dem Arm wieder runter.

Sie schaute sie etwas verwundert an. „na wer bist du denn."

„Hannah."

„Und wie alt bist du?"

Sie zeigte mit den Fingern. „Zwei? Du bist aber schon ein großes Mädchen."

Hannah nickte eifrig und Michaela wandte sich dann an Charlotte. „Ich dachte, sie hätten nur drei Kinder."

„Oh... ähm Hannah ist nicht meine Tochter. Ähm ich pass heute nur auf sie auf. Sie ist die Tochter eines guten Bekannten."

„und was ist mir der Mutter?"

„Sie ist tot. Aber ich sollte jetzt nicht weiter darüber sprechen, hinter seinem Rücken."

„Ist schon gut. Hmmmm ihre Augen irgendwie erinnern sie mich an jemanden, ich komm nur gerade nicht drauf. Naja egal."

Michaela verstand sich auf anhieb gut mit Hannah. Sie testete spielerisch ihre Reflexe, was ein erstauten Kichern hervor rief.

Nach dem Frühstück gingen Brian, Charlotte, Michaela und Hannah in Bray´s Mercanty. Brian stürzte sich sofort auf die Süßigkeiten.

„Guten Morgen Loren, Maud. Darf ich euch unsere neue Ärztin vorstellen. Das ist Dr. Michaela Quinn."

„Freut mich sie kennen zulernen. Wir hatten ja bei ihrer Ankunft schon das Vergnügen. Willkommen in unsere Stadt. Ich weiß es ist nicht Boston..."

„Ach was. Es ist eine sehr nette Stadt. Ich hab hier bisher nur nette Menschen kenne gelernt. Ich denke, hier wird es mir sehr gute gefallen."

Nun schaltete sich Maud Bray ein. „Das freut unssehr. Dürfen wir ihnen unsere Tochter Abigail vorstellen." Die junge Frau war so ungefähr zwanzig Jahre alt. Die beiden schüttelten Hände."

Nun richtete sich Maud an Hannah. „Nah meine Süße. Möchtest du heute gar nichts süßes?"

„Doch. Doch süßes will."

„Na dann komm mal mit." Maud verschwand mit ihr in Richtung Süßigkeiten, gefolgt von Charlotte.

„Das ist echt eine Süße. Ihr Vater kann echt stolz auf sie sein."

„Ja das stimmt. Ich bin mir sicher, Sully ist sehr stolz auf sie."

„Sully?"

„Ja wussten sie das gar nicht. Sie müssen Sully doch schon kenne gelernt habe. Schließlich werde sie doch in seiner Hütte wohnen, sobald er fertig ist."

„Ja natürlich hab ich ihn schon kennen gelernt, aber ich wusste ganrnicht, dass er eine Tochter hat. Was ist den mit der Mutter?"

„So genau weiß das niemand. Er spricht nicht viel darüber. Das einzige was ich weiß, ist das sie tot ist. Die beiden tun mir leid. Sully hat schon in junge Jahren seine Frau verloren und wenn Hannah ihre Mutter je kennen gelernt hat, dann kann sie sich nicht mehr an ihre eigene Mutter erinnern. Es muß so sein, denn ich hab einmal einen Ring gesehen, den er um seinen Hals trägt. Er trägt ihn versteckt, aber ich konnte ihn eindeutig erkennen. Es sah nach ganz einem Ehering aus."

Das war jetzt ein richtiger Schock. Sully war verheiratet und er hat eine Tochter, entstanden aus ihrer Liebe. Warum hat er ihr das nicht gesagt. Nach all dem was sie ihm anvertraut hat.

Sie verabschiedete sich schnell von allen mit der Begründung, sie habe noch etwas zu erledigen. Sie lief aus der Stadt raus, in Richtung Hütte wo sie Sully vermutete.

Sully saß auf der Veranda und war in Gedanken vertieft. Er konnte sich einfach nicht auf die Arbeit konzentrieren. Er dachte immer nach, wie er ihr es nur sagen sollte. Dieser wundervollen Frau. Noch nie hatte er so eine tolle Frau gesehen. Er konnte es nicht ertragen, wenn sie ihn verachten würde. Aber genau das würde passieren, sobald sie bescheid weiß und sie würde es heraus bekommen, ganz klar. Er kann es ihr nicht verheimlichen. Was würde sie dann noch von ihm wollen. Er kann ihr sowieso nicht das bieten, was sie gewohnt ist... was sie verdient. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen.

„Ich dachte nach allem, was ich ihnen anvertraut habe schulden sie mir ein wenig mehr Aufrichtigkeit, was ihr leben angeht", warf Michaela ihm an den Kopf.

„Wovon reden sie?"

„Von der Tatsache, dass sie ein Tochter haben und verheiratet waren."

Genau das wollte er eigentlich verhindern. „Sie werden mir wohl zustimmen, dass gestern nicht der Richtige Augenblick und heute Morgen haben sie noch geschlafen. Aber sie sollten nicht alles glauben, was man ihnen sagt."

„Wollen sie es etwa leugnen. Das dürfte ihnen schwer fallen. Mir sind sofort Hannah ´s Augen aufgefallen. Ich hab noch nie solche Augen gesehen, als bei ihrem Vater."

„Ich würde Hannah niemals verleugnen. Sie ist mein „ein und alles"."

„Was dann?"

„Ich weiß, sobald ich ihnen davon erzählt habe, werde sie mich verachten und ich kann sie auch gut verstehen. Die Stadtleute wissen nicht die ganze Wahrheit. Sie haben sie sich zurechtgelegt, weil ich nicht drüber reden wollte. Sie wollten damit wohl bezwecken, dass ich die Wahrheit erzähle, aber ich denke das geht niemanden was an. Charlotte ist die einzige, die es akzeptiert. Aber ich möchte ihnen die Wahrheit erzählen, ich denke, das bin ich ihnen schuldig, aber bitte sprechen sie mit niemandem darüber."

„Ich weiß, sie kennen mich noch nicht so lange, aber sie sollten gemerkt haben, dass ich mein Schweigen nicht so schnell breche, nicht nur beruflich, auch privat. Und außerdem meine Meinung über jemanden nicht so schnell ändere. Ich mag es nur nicht, wenn man mich belügt oder mir etwas verschweigt."

„Das hatte ich nie vor. Ok, kommen sie. Setzten wir uns. Das kann etwas länger dauern."

Sie setzten sich auf die Treppe der Veranda. „Na dann schissen sie mal los."

„Das ganze fällt mir sehr schwer darüber zu sprechen, weil ich mich selbst dafür verachte. Ich hab noch nie mit jemandem darüber gesprochen."

„Jeder macht Fehler in seinem Leben. Niemand ist perfekt. Erzählen sie, was ist mit Hannah Mutter."

„Ok. Ich hab vor einiger Zeit in Minen gearbeitet. Einer der Arbeiter dort, hatte seine Eltern bei einem Brand verloren, so musste er sich um seine kleine Schwester kümmern, obwohl klein konnte man nicht mehr sagen. Clarise war zwanzig, als ich sie kennen lernte. Wir verstanden uns sehr gut. Sie war, wie eine Schwester für mich. Ich verbrachte viel meiner Freizeit mit ihr. Dann war mein 23. Geburtstag. Die Arbeiter organisierten eine kleine Feier für mich. ich war nie jemand, der viel trank, hab mich aber dann doch zu einem Glas breitschlagen lassen. Doch alles was dann passierte, hab ich keine Ahnung mehr. Am nächsten Morgen wachte ich mit einem brummenden Schädel auf und neben mir lag Clarise. Wir hatten beide kleine Klamotten an."

„Von einem Glas? Was hat sie denn dazu gesagt?"

„Das ist ja das merkwürdige. Sie hatte genau so eine Blackout und das obwohl sie auch nicht viel getrunken hatte. Sie hatte nur eine paar Schlucke von ihrem Glas getrunken."

„Ich denke, da stimmt irgendetwas nicht. Sind sie sich sicher, dass wirklich etwas zwischen euch passiert ist?"

„Es muss wohl so sein. Clarise war kurze Zeit spurlos verschwunden. Ungefähr acht monate später erhielt ich ein Telegramm von einem Freund. Er erzählte mir, er habe sie in Wyoming gesehen und sie wäre Hochschwanger. Ich machte mich also sofort auf den Weg. Als ich sied dann gefunden hatte, sagte sie mir, dass das der Grund für ihr Verschwinden sei. In der Gegend kannte sie ja jeder. Sie wollte nicht, dass sie jeder als Flittchen hält. Darum wollte sie neu anfangen."

„Was machte das für ein Unterschied wo sie lebt? Sie ist nicht verheiratet."

„Aber in Wyoming wusste das niemand. Sie hat den Leuten dort erzählt, ihr Mann wäre gestorben."

„Mit einer Lüge ein neues Leben anfangen? Na ja irgendwie kann ich sie ja verstehen."

„Ja und ich hab sie in diese Situation gebracht. Ich hab ihr etwas genommen, das ihr niemand mehr geben konnte. Ich hab Frauen immer respektiert und genau solche Männer verabscheut. Ich kann mich einfach nicht erinnern was da passiert ist."

Lieben sie sie?" Michaela hatte Angst vor dieser Antwort. Sie wusste nicht warum, aber sie war eifersüchtig auf diese Frau.

„Ja ich habe sie geliebt... wie meine Schwester."

„Was ist dann passiert."

„Als sie mir das ganze erzählt hat, wurde mir schnell klar, das sie wehen hatte. Ich schickte jemand nach einem Arzt.

„Sully ich bin mit keinem anderen Mann in einer Situation gewesen, in der ein Baby hättes gezeugt werden können... außer mit dir. Ich denke, es ist jetzt sicher, dass in dieser Nacht wirklich etwas zwischen uns passiert ist."

Ich war wie vor den Donner gestoßen. Das war das, was ich die ganze Zeit vermutete und nun war ich mir sicher."

„Sind sie sicher, dass sie die Wahrheit gesagt hat?"

„Sie hat mich nie angelogen. Außerdem hatte ich mal versprochen, dass wenn sie meine Hilfe bräuchte, egal bei was ich immer für sie da wäre. Sue wusste, ich hätte ihr geholfen, ob ich der Vater bin oder nicht. Außerdem ist es jetzt ja klar. Sie haben selbst gesagt, Hannah hätte meine Augen."

„Ja das stimmt." Sie lächelte ihn an und er erwiderte ihr Lächeln.

„Clarise wir werden ein Lösung finden. Ich wünschte mir, ich könnte dich lieben wie du es verdienst, denn du hast verdient glücklich zu sein und respektiert zu werden. Und ich werde alles tun, das du das auch haben wirst."

Ich bin froh, dass du mich so liebst wie du es tust, als Schwester.. Es würde alles nur noch komplizierter machen, denn das ist genau was ich für dich empfinde: Geschwisterliebe. Ich kann nur nicht verstehen, wie es dann zwischen uns soweit kommen konnte."

„Das nagt noch heute an mir, aber zu dem Zeitpunkt war ich froh, dass sie nicht mehr für mich empfand. Ich war mir da nämlich nicht mehr sicher und wollte sie noch enttäuschen. Mir ist klar, dass das erste mal besonders für eine Frau was besonderes ist und ich hab es ihr genommen und zwar ohne Liebe und Erinnerung... Kurz darauf kam dann der Arzt und Clarise brachte Hannah zur Welt. Sie war nach der Geburt sehr schwach und der Arzt befürchtete, dass sie nicht mehr lang hatte." Nun liefen Tränen seine Wange hinunter. „Clarise spürte es auch.

„Sully..." Ihre Stimme war sehr schwach. „Du musst mir etwas versprechen."

Alles."

Versprich mir, dass du ...Hannah immer ein ...guter Vater sein wirst... und sie lieben wirst, auch wenn ihre Eltern sich nicht geliebt haben ...wie es hätte sein sollen."

Hey, du wirst es schaffen."

Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Du musst dich immer um sie kümmern und ihr ein gutes zuhause geben. Ich meine ein richtiges zuhause. Lass dich irgendwo mit ihr nieder."

Ich verspreche es dir."

Ich möchte noch... dass... du weißt dass ich nichts dagegen hätte wenn sie irgendwann eine Ma hätte." Ihre Stimmer wurde jetzt immer schwächer.

Du bist ihre Ma."

Im Himmel, aber sie lebt auf der Erde. Ich möchte, dass sie glücklich ist. Mach dir keine Sorgen, ich bin mit jeder Entscheidung die du für ihr Leben triffst einverstanden, solange ihr beide nun glücklich seid."

Ich werde ihr alles über dich erzählen."

Lass sie bitte nicht allzu schlecht über mich denken."

Sie wird nur das beste über dich denken, genau wie ich das verspreche ich dir."

Wie kannst... du ...das sagen?"

Es ist di Wahrheit... ich werde dich vermissen." Sully gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund und legte dann Hannah in ihre Arme. Clarise lächelte Hannah an und schlief dann mit einem Lächeln auf ihre Lippen ein. Sie sah zufrieden aus, da sie als sie aus dem Leben trat wusste, dass ihre Tochter es immer gut bei ihrem Vater haben würde.

„Hannah ist mein ein und alles, auch wenn ihre Zeugung nicht aus Liebe entstand. Ich Liebe Hannah über alles."

„Das kann ich verstehen?"

„Darf ich sie etwas sehr persönliches fragen?"

Er lächelte sie an.„Was ich ihnen eben erzählt habe, war alles sehr persönlich. Also keine scheu."

„Denken sie, sie können je eine andere Frau als Hannah´ s Ma akzeptieren?"

„Ich denke liebe kann man nicht planen. Wenn man sich verliebt, dann kann man sich auch nicht dagegen wehren. Aber ich könnte mich nie darauf einlassen, wenn diese Frau die es hoffentlich irgendwann mal geben wird, Hannah nicht voll und akzeptiert und sie nicht gut behandeln würde." Sully dachte sich, worauf sie hinaus wollte.

„Jede Frau, die Hannah nicht ins Herz schließt hat ihre Liebe nicht verdient. Sie ist ein Engel." Suly schaute sie an und hoffte, dass es nicht zu offensichtlich war, was gerade durch seinen Kopf ging.

„Sie hatten also schon genug Zeit mit ihr verbracht, um das zu merken."

„Dafür bracht man nicht lange. Ich hab vorhin mit ihr gefrühstückt. Sie ist wirklich eine ganz liebe. Sie können echt stolz auf sie sein."

Sully merkte das funkeln in ihren Augen und es ließ sein Herz schneller schlagen. „Das bin ich wirklich."

"Sie verachten mich nicht für das was ich getan habe?"

"Ich denke, das war weder die Schuld von ihnen noch von Clarise aber irgendwie muss es dafür eine Erklärung geben

„Ich hab aufgehört, danach zu suchen. Ok lassen sie uns gehen. Ein Mittagessen, das wäre eine fabelhafte Idee."

Die beiden machten sich auf den Weg in die Stadt."