Sie holten also Hannah bei Charlotte ab und gingen danach zu Grace.
„Also das Hühnchen ist hier besonders gut."
„Hmm das klingt gut."
Sie setzten sich an einen Tisch und bestellten also Hühnchen.
„Hm sie hatten recht, da kann das beste essen in Boston nicht mithalten."
„Das freut mich, dann gibt es hier einen Grund für sie hier zu bleiben."
Michaela lächelte ein wenig.
„Aber doch nicht nur wegen der tollen Küche. Es gibt hier viel mehr Gründe. Hier gibt es eine schöne Landschaft, ich mir sicher man kann hier schön picknicken und ich hab zwar noch nicht viele Menschen kennen gelernt, aber die ich kennen gelernt habe sind wirklich nett."
Als sie diesen Satz beendet hatte schaute sie ihm tief in die Augen. Er merkte, dass sie nicht unbedingt von den Menschen hier, sondern viel eher von ihm sprach.
Er schluckte kräftig und sagte dann:
„Ja die Wälder hier sind schön, besonders zum picknicken oder einfach nur zu reiten. Man sollte sich nur auskennen, man kann hier sehr leicht verloren gehen. Wenn sie wollen zeig ich es ihnen gern mal. Was haben sie heute noch vor? Ich hätte da eine Idee."
„Na ja, ich weiß von keinem Patienten der heute meine Dienste bräuchte. Als erstes brauch ich etwas, das ich als Praxis verwenden kann. Charlotte hat mir erzählt, dass das alte Gästehaus verkauft werden soll und morgen der Bank President, deren Band im Besitz des Gästehauses ist, her kommt. Also hab ich bis morgen noch frei."
„Ok, wenn sie es verkraften können, dass die Hütte ein paar Stunden später fertig wird, dann wird ich sie nachher entführen."
„Huch, entführen. Muss ich jetzt Angst bekommen?"
Sie lächelten sich beide flirtend an. „Na das werden sie schon sehen."
Plötzlich sah Sully, wie Abigail an ihrem Tisch vorbei lief. Sie würdigte ihm keines Blickes.
„Was war das denn?"
Sully überlegte einen Moment sollte er ihr es sagen. Er hatte ihr jetzt schon so viel anvertraut, dann solle er ihr auch jetzt die Wahrheit sagen.
„Sie kennen Abigail?"
„Ja, ich hab sie heute morgen kennen gelernt, als ich auch von Hannah erfahren habe."
„Ach dann hat sie es ihnen gesagt?"
„Nein es war Mr. Bray. Er dachte ich wüsste es. Aber was hat das ganze miteinander zu tun?"
„Nichts. Hätte nur sein können, dass sie es ausgeplaudert hat, aus Eifersucht."
„Eifersucht? Sind sie etwa, na ja ein..."
„Liebespaar? Nein, das sind wir nicht. Aber sie hätte es wohl gern. Sie hatte gerade ziemlichen Hass in ihren Augen. Naja, dass ich hier mit einer wunderschönen Frau sitze."
Plötzlich machte sich Hannah bemerkbar.
„Ja ja ist ja schon gut. Zwei wunderschönen Frauen."
Sie schmunzelten sich an und Michaela merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
„Übertreiben sie mal nicht."
„Ich sag nur die Wahrheit, aber was ich eigentlich sagen wollte. Abigail und ich wir waren mal befreundet oder wir waren auf dem Weg Freunde zu werden. Aber ich sah immer nur ein kleinen Mädchen in ihr. Als ich dann aber gemerkt hab, dass sie mehr für mich empfinden könnte, hab ich sie darauf angesprochen und sie hat es zugegeben. Ich sagte ihr, dass ich nicht so empfinde, aber sie kam nicht damit klar. Sie weiter versucht mein Herz zu gewinnen. Also hab ich sie dann vor die Wahl gestellt, entweder Freundschaft oder gar nichts. Ich hatte in dem Moment einfach keine Kraft für solche Auseinandersetzungen. Da war Hannah, die gerade Zähne bekommen hatte und dann meine Arbeit. Ich hätte schon einen Freund brauchen können. Aber diesen Ärger konnte ich einfach nicht ertragen. Ich lass normal nicht einfach jemanden hängen. Sie hat ihre Wahl getroffen und wie es sich entwickelt hat, das haben sie ja gerade gesehen. Es ist gut so, wie es ist."
„Eine Freundschaft zwischen euch beiden würde wohl alles noch viel schlimmer machen."
„Da haben sie recht."
Die beiden aßen zu Ende.
„Ich muss vorher noch mal kurz nach Hause, was besorgen." Nun merkte er, dass Hannah eingeschlafen war. „Oh für Hannah ist es aber nicht gut, wenn ich sie in der Gegend rum schleif. Ich wird wohl vorher Charlotte fragen müssen, ob sie auf sie aufpassen kann. Wollte sie sowie wegen nachher fragen, wenn ich sie ENTFÜHRE."
„Also so langsam machen sie mir Angst. Wir beide ganz alleine. Wer weiß, wohin sie mich entführen."
Es entrang ein Lachen aus ihrer Kehle. „Aber im Ernst, wenn sie wollen kann ich auch auf sie aufpassen, bis sie wieder kommen."
„Das würde ihnen nichts ausmachen?"
„Nein, ich würde es sehr gerne machen."
„Das wär echt nett von ihnen. Ich möchte sie nicht ständig bei Charlotte abladen. Ich möchte nicht, dass sie denken, dass ich schlechter Vater sei, es ist..."
„Sie brauchen mir nicht zu erklären. Sie haben es nicht einfach als allein erziehender Vater."
„Ich könnte es mir einfach machen, aber ich möchte Hannah einmal vermitteln das Geld zu schätzen und ich möchte, dass sie weiß, dass man hart dafür arbeiten muss."
„Das ist auch gut so."
„Ach bevor ich es wieder vergesse. Ich muss ihnen noch etwas wegen ihren zukünftigen Nachbarn erzählen, mit denen ist nicht leicht Kirschen essen. Ich wollte sie vorwarnen."
„So schlimm?"
„Oh ja. Ihr Nachbar kann sehr stur sein. Aber sie müssen Verständnis haben, er hat es als allein erziehender Vater nicht einfach."
Er schaute sie herausfordernd an.
Bei Michaela machte es plötzlich klick.
„Sie? Sie sind mein Nachbar?"
„Ja darum habe ich damals, als erstes erfahren, dass das Grundstück frei war."
„Ich hab so im Gefühl, dass ich sehr gut mit meinem Nachbarn klar kommen werde."
„Ach wirklich? Na das werden sie ja sehen."
Sie lächelten sich an.
Michaela stand plötzlich auf.
„So ich denke, es wird Zeit, dass die kleine Prinzessin hier ins Bett kommt. Ich wird sie in mein Bett in der Pension legen."
Sie nahm sie Sully vorsichtig vom Arm und sie gingen in Richtung Pension. Sie verabschiedeten sich an der Tür.
Als sie in ihrem Zimmer war, legte sie Hannah vorsichtig aufs Bett, zog ihr ein paar ihrer Klamotten aus und deckte sie warm zu. Nach ca. einer halben Stunden merkte sie, wie Hannah wach wurde. Sie setzte sich aufs Bett und nahm sie vorsichtig in den Arm, um sie nicht zu erschrecken.
„Hallo Süße, bist du aufgewacht? Kennst du mich noch? Ich bin Michaela."
„Mika, Mika.."
Michaela musste lachen.
„Nenn mich einfach Mike."
„Mike."
Sully war in zwischen wieder in der Stadt und ging noch kurz zu Grace, um sich ein paar Sachen einpacken zu lassen, danach ging er in Richtung Pension. Er begrüßte kurz Charlotte und ging dann die Treppen nach oben. Er wollte gerade an die Tür klopfen, als er ein Summen von innen hörte. Langsam und leise öffnete er die Tür. Was er da sah rührte ihn zutiefst. Michaela saß auf dem Bett und hielt Hannah in ihrem Arm und summte ihr ein Lied vor. Michaela schrak plötzlich zusammen, als sie ihn an der Tür entdeckte.
„Tut mir leid, ich wollte sie nicht erschrecken, ich konnte einfach nicht anders, als ich sie hab summen gehört."
„Ist schon gut. Ich bin nur kurz erschrocken."
Sie schaukelte Hannah beruhigend hin und her.
„Man glaubt es kaum, dass sie Hannah erst seit heute kennen. Sie haben so eine beruhigende Auswirkung, wie fast keiner auf sie. Sie vertraut ihnen. Sie können gut mit Kindern umgehen."
„Sie ist auch eine ganz liebe. Sie können echt stolz auf sie sein."
„Ja das bin ich auch. So können wir los."
Michaela legte, die wieder schlafende Hannah auf Bett und deckte sie warm zu und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn und sagte:
„Schlaf gut, kleine Prinzessin."
Das ließ Sully das Herz erweichen. Hannah hatte es geschafft Michaelas Herz zu gewinnen. Würde er es auch irgendwann schaffen.
„Kleine Prinzessin. Das sagt ich auch immer zu ihr."
„Oh wirklich? Dann sollte ich vielleicht nicht..."
„Doch, doch. Das ist schon in Ordnung. Sie ist ja wirklich eine kleine Prinzessin."
„Gut. Ok von mir aus können wir. Wohin wollten sie mich noch mal entführen."
Sully musste lachen.
„Netter Versuch. Das ist das tolle an Entführungen. Die Geisel weiß nie wo sie hingebracht wird."
