Rationale Betrachtung
Hermine berichtete Harry und Ginny von ihrem Gespräch und erklärte ihnen, dass sie rational überdenken würde, welche Person in Betracht kommen würde.
Um sich abzulenken begab sich Hermine in die Bibliothek. Sie hatte ein Buch vor sich liegen, und las stundenlang immer wieder den gleichen Absatz ohne auch nur ein Wort davon zu begreifen. Ihre Gedanken rasten.
Sie wusste nicht wie lange sie bereits vor dem Buch gesessen hatte, wie viele verwirrte Blicke ihr Madam Pince bereits zugeworfen hatte. Offenbar verdächtigte sie Hermine etwas auszuhecken. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein alter Bekannter warf ihr einen finsteren Blick zu. Severus Snape verschwand so plötzlich er aufgetaucht war, wieder mit einem Stapel Büchern.
Eine Zeit lang deutete alles darauf hin, dass Severus Snape ein Verräter war, aber schließlich wurde das Gegenteil bewiesen. Er hatte Albus Dumbledore, der todkrank gewesen war, auf dessen Wunsch hin getötet, um somit sein eigenes Leben und das von Draco Malfoy und dessen Familie zu retten. Ja, auch Draco Malfoy, hatte schließlich auf die Seite des Ordens gewechselt. Was allerdings nicht bedeutete, dass sein Charakter sich stark verändert hätte oder er jemals seine alten Vorurteile abgebaut hätte. Vielleicht wehte daher der Wind, das Ministerium wollte diese Vorurteile ausrotten und hatte dazu sehr drastische, menschenunwürdige Mittel gewählt.
Hermine schloss das Buch und stellte es zurück in das Buchregal. Sie konnte jetzt ohnehin an nichts anderes denken, als an dieses Gesetz und wie sie doch noch eine Möglichkeit finden konnte es zu umgehen.
Gegen Abend war sich Hermine sicher, dass Minerva McGonagall Recht hatte. Sie konnte nur dann aktiv Widerstand leisten, wenn sie sich nicht in Askaban befand. Es bestand die Möglichkeit unterzutauchen, aber nun, da der Krieg gegen Voldemort endlich zuende war, verdiente sie sich doch endlich ein Leben. Sie wollte die Schule abschließen, und die einzige Möglichkeit die ihr blieb – da McGonagall sie nicht verstecken könnte und sie so immer auf der Flucht wäre – war eben eine Scheinehe. Nur wen sollte sie heiraten.
Sie rief sich alle Halbblut- und Reinblutzauberer in Erinnerung die sie kannte und die ihres Wissens nach noch nicht verheiratet waren:
Victor Krum, Neville Longbottom, Fred, George, Percy und Charlie Weasley, Seamus Finnigan, McLaggan, Crabbe, Goyle, Malfoy, Blaise Zabini, Theodor Nott, Hagrid und Snape
Also würde sie Victor und den Weasleys schreiben, mit Neville, Seamus und wenn es nicht anders ging McLaggan reden. Eventuell würde sie es sogar in Erwägung ziehen mit Nott zu sprechen, sein Vater war zwar ein berüchtigter Todesser, aber immerhin war er nicht ganz so vorurteilbeladen wie Malfoy und Zabini und intelligenter als Crabbe und Goyle zusammen. Hermine begann zu lachen, als sie an die Slytherins dachte und „tröstete" sich mit dem Gedanken, dass da ja immer noch Hagrid oder Snape wären.
Da wäre es ja noch einfacher eine Annonce aufzugeben, überlegte sie kurz, ehe sie auf der Couch im Gemeinschaftsraum einschlief.
Am Morgen saßen Harry und Ginny links von ihr. Offenbar hatte jemand von den beiden sie auch zugedeckt.
„Wie sieht es aus?", fragte Hermine, während Harry und Ginny sich Hermines Notiz möglicher Heiratskandidaten überflogen.
„Seamus ist aus dem Rennen, er heiratet allen Ernstes Lavender.", schüttelte Harry den Kopf.
„Neville?", fragte Hermine und gähnte.
„Lisa Turpin. Die Ravenclaw mit der er sich des öfteren getroffen hat. Nebenbei gesagt sind auch alle Hufflepuffs und Ravenclaws die ich kenne seit spätestens heute morgen verlobt. Sonderbar was für eine Stimmung dieses Gesetz verursacht hat."
„Wenigstens hast du Crabbe, Goyle, Malfoy und Zabini von deiner Liste gestrichen.", meinte Ginny mit einem gezwungenen Lächeln.
„Ach ja, ich habe mir erlaubt gestern an Victor zu schreiben.", meinte Harry und gab ihr eine Pergamentrolle.
Darin stand, dass Victor von dem Gesetz nicht betroffen war, und so gern er Hermine auch hatte, momentan in festen Händen sei.
„C'est la vie…", seufzte Hermine und starrte gebannt zum Fenster.
Harry war sich sicher, dass sie kurz „Ron" flüsterte.
Dann wandte sich Hermine an Ginny, ihre Worte waren tonlos.
„Wie sieht es mit deinen Brüdern aus?"
„Fred und George haben gerade noch rechzeitig Angelina und Alicia geheiratet. Sie meinten, dass es absehbar gewesen wäre und sie auf Nummer sicher gehen wollten. Und Percy hat diese unerträgliche Penelope Clearwater geheiratet. Er hat es natürlich niemanden erzählt, nachdem er sich nicht als Teil der Familie betrachtet.", meinte Ginny mit gesenktem Blick.
„Charlie?", fragte Hermine verzweifelt.
„Hat eine muggelgeborene Freundin.", murmelte Ginny und versuchte sie nicht anzusehen.
Hermine stand auf und ging vor ihnen auf und ab.
„Na schön, wer bleibt dann noch übrig?", seufzte sie, mittlerweile wurde da alles nur noch absurder.
„McLaggan heiratet Romilda Vane.", erklärte Harry.
„Wenigstens einmal gute Nachrichten.", meinte sie.
Harry und Ginny sahen sie verständnislos an.
„Gönnt mir doch bitte etwas Humor und Schadenfreude. Die passen doch wirklich gut zueinander, nicht wahr?", meinte sie und wirkte dabei bitter.
Die beiden nickten gezwungen.
„Ginny, wer ist übrig?", forderte Hermine sie auf.
„Das willst du gar nicht hören.", murmelte sie fast unhörbar.
„GINNY! Immerhin MUSS ich heiraten.", wurde sie laut.
„Schade, dass Lupin und Tonks geheiratet haben.", murmelte Harry, „Also dagegen wäre Lupin der perfekte Ehemann."
Ginny stieß ihn heftig in die Rippen.
„Was denn? Sie wollte doch etwas Humor ins Spiel bringen."
Ginny warf ihm einen bösen Blick zu, aber Hermine zuckte nur mit den Schultern.
„Also wer?", fragte Hermine.
„Nott, Hagrid und Snape.", nuschelte Ginny, so dass wesen sie nur schwer verstehen konnte.
„Du kannst unmöglich den Sohn eines berüchtigten Todessers heiraten. Der verrät dich, wenn du vor hast eine Scheinehe einzugehen.", schüttelte Ginny den Kopf.
„Diese ganze Sache, ich meine ihr müsst Sex haben, richtig?", flüsterte Harry beinahe.
Hermine starrte ihn an, als wäre er nicht von dieser Welt.
„Ich werde Nott sofort schreiben.", meinte sie und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum.
„Sie kann doch nicht Nott heiraten.", meinte Harry zu Ginny.
„Mit wem würdest du lieber Sex haben wollen: Snape oder Hagrid?", meinte Ginny kopfschüttelnd.
„Sie hat doch noch ein halbes Jahr.", meinte Harry, „da wird sich doch jemand auftreiben lassen, der einigermaßen passabel ist. Glaubst du mir gefällt die Vorstellung... Snape."
„Snape, was?", schüttelte Ginny den Kopf.
„Du hast gefragt mit wem ich lieber Sex haben würde, Hagrid oder Snape.", meinte er irritiert, „Und du?"
„Ich meine wir wissen beide, dass Hagrid bestimmt ein fürsorglicher Ehemann wäre. Vom intellektuellen Standpunkt aus betrachtet wäre Snape natürlich passender...", überlegte Ginny.
„Ich dachte wir sprechen jetzt nur von Sex.", wunderte sich Harry.
„Okay, Snape, ich gebe dir vollkommen Recht.", meinte Ginny aufgebracht, weil sie sich nicht hatte herausreden können.
