Snape's Überlegungen

Der Gesetzeserlass hatte ihn ziemlich aus der Ruhe gebracht. Er hatte bereits mit Minerva gesprochen. Natürlich würden sie sich das nicht gefallen lassen, aber innerhalb eines halben Jahres, würden sie keine Revolution vorbereiten können. In Askaban war Snape dem Widerstand keine Hilfe, abgesehen davon hatte er nicht die geringste Lust seine neu gewonnene „Freiheit" wieder zu verlieren.

Genervt versuchte er ein paar Drittklässlern und Drittklässlerinnen Zaubertränke beizubringen. Er wusste selbst nicht genau, weshalb er Nymphadora Lupin – die sich immer noch Tonks nannte – den Posten der Lehrerin in Verteidigung gegen die Dunklen Künste zugestanden hatte. Immerhin hatte er bewiesen, dass er auf der richtigen Seite stand. Aber nachdem Slughorn wieder in die wohlverdiente Pension zurückkehrte, und Minerva ihn nur als Zaubertränkelehrer einstellen wollte, blieb ihm eigentlich keine Wahl.

Er rief sich in Gedanken alle Frauen in Erinnerung, die in Frage kamen. Als Halbblutzauberer hatte er immerhin eine größere Auswahl als Reinblütige oder Muggelgeborene. Wenigstens etwas wofür er seinem nichtsnutzigen Vater dankbar sein konnte.

Die einzige Frau die er allerdings zu heiraten gewillt gewesen wäre, war Narcissa Malfoy. Nach dem Tod von Lucius war sie immerhin frei und in ihrer Schulzeit hatten sie eine kurzweilige romantische Beziehung. Narcissa hatte das bereits in Erwägung gezogen, als das Gesetz noch ein Gerücht war. Damals waren sie davon ausgegangen, dass Nur Reinblütigen die Heirat untereinander verboten wäre, aber das Gesetz war anders gekommen, als sie es erwartet hatten.

Die einzigen Frauen die ihm einfielen waren entweder reinblütig oder Bedienstete in Hogwarts oder Hogsmeade.

Wer kam also in Frage? Madam Rosmerta, Poppy Pomfrey, Wilhelminia Raue-Pritsche, Madam Hooch, Minerva McGonagall, Pomona Sprout, Sinistra, Vector, Trewlawney und ein paar Schülerinnen, die sich nicht gleich in den ersten Tagen der Beschäftigung hingegeben hatten, einen „geeigneten" Lebenspartner zu finden. Die einzigen von denen er das mit Sicherheit sagen konnte, waren Hermine Granger und Luna Lovegood.

Zugegeben, Madam Rosmerta war so gut wie vergeben, Poppy Pomfrey, Raue-Pritsche, Madam Hooch, McGonagall und Sprout hatten bereits die Wechseljahre hinter sich, soweit er das beurteilen konnte, Vector und Sinistra waren beide verheiratet und hatten erwachsene Kinder. Also blieben von seiner spontanen Auflistung Trelawney, Granger und Loony Lovegood übrig. Es war eine Tragödie.

Aber er hatte noch ein halbes Jahr Zeit, um eine geeignete Frau zu finden, es würde doch wohl nicht so schwierig sein. Wobei es natürlich so eine Sache war: Sein Plan war es immerhin eine Scheinehe einzugehen, solange bis diese Revolution vorbei war, er konnte nicht jeder potentiellen Kandidatin davon erzählen. Abgesehen davon musste er das nächste halbe Jahr unterrichten, ihm blieben also die Weihnachtsferien und eventuell Wochenenden.

Das Problem mit den Kindern würde sich umgehen lassen, wenn sie zwei Jahre hätten, um diese Regierung zu stürzen, würde sich das vermeiden lassen. Der wirkliche springende Punkt war der Vollzug der Ehe. Er sollte jemanden scheinehelichen, mit dem er auch noch Sex hatte.

Also musste er jemanden kennenlernen, er hatte gar keine andere Wahl. Trelawney war ganz und gar ausgeschlossen, diese Frau war unerträglich. Vergleichbar mit Lovegood. Granger war auch um nichts besser, immerhin war sie eine unausstehliche Besserwisserin.

Aber das alles waren nicht die springenden Punkte. Lovegood und Granger waren wenigstens im Kampf gegen Voldemort beteiligt gewesen und annähernd vertrauenswürdig, zumindest wären sie bestimmt auch gegen dieses barbarische Gesetz. Allerdings handelte es sich bei den beiden um Schülerinnen, wobei Lovegood gerade einmal 18 war und Granger wenn wesen ihre Zeitreisen hinzuzog bald 21. Und das größte Problem war nach wie vor Sex.

Trelawney stand außer Frage, Granger war zu jung und Lovegood viel zu jung.

Er müsste also eine Frau finden, die eine Scheinehe eingehen würde und hier mit ihm in Hogwarts leben würde. Er war sich sicher, dass das zuviel verlangt war. Vielleicht würde das Ministerium akzeptieren, dass er unter dem Jahr nun einmal an der Schule sein musste, während seine Zukünftige einer anderen Arbeit nachging. Er hatte so seine Zweifel, dass das Ministerium das erlauben würde und kein Interesse daran, dass eine Frau seinetwegen ihr Leben hinten anstellen musste, und zu ihm nach Hogwarts ziehen würde.

Snape rief sich kurz sein kleines schwarzes Buch in Erinnerung, in dem er sämtliche weibliche Kontakte verzeichnet hatte. Aber die meisten dieser Frauen waren entweder verheiratet, tot oder reinblütig.

Ein Drittklässer riss ihn aus seinen Gedanken, als er nach einer Zutat fragte. Biestiger als sonst, wies er ihn zu Unrecht zurecht. Er hatte im Moment andere Probleme. Nun sollte er allen ernstes wieder Ausgehen und Frauen kennenlernen, ein Thema mit dem er abgeschlossen hatte. Snape hielt nichts von einer Familie, später vielleicht, sehr viel später und Affären mit gebundenen Frauen hatten ihn bisher immer davor bewahrt, dass eine Frau etwas Ernsthaftes von ihm erwartet hätte.