Bekannte Gesichter

Hermine kehrte zurück auf ihren Platz und bestellte einen Drink. Wortlos nahm sie ihn und trank ihn in einem Zug leer. Sie verzog das Gesicht.

„Mistkerl.", schimpfte sie als der Kellner wieder zu ihr kam und sich setzte.

„Will er nicht heiraten?", stichelte der Kellner.

„Wohl, aber der hat gleich versucht mich zu küssen, und mir erklärt Hogwarts könne ich gleich vergessen. Er hat sogar einen Schallschutzzauber um uns gelegt, damit niemand hört, dass er gar nicht so nett ist wie er es hier behauptet hat.", erklärte sie und wischte sich ihre erzwungenen Tränen aus dem Gesicht.

„Sie haben ja noch ein Date, Miss.", tröstete der Kellner sie.

Hermine nickte, bestellte noch einen Drink den sie eilig austrank und vertiefte sich in eines ihrer Bücher. Sie bereute die Idee dieses Spiel zu übertreiben, der Alkohol beeinträchtigte sie sehr, da sie ihn für üblich nicht anrührte.

Wenig später öffnete sie die Tür. Hermine rechnete mit allem, aber nicht damit.

„GRANGER?", war er entsetzt und setzte sich.

„Hallo, Malfoy.", meinte sie mit einem hinterhältigen Lächeln.

„Das ist nicht real. Was willst du hier Schlammblut.", wurde er zornig.

„Ich bin dein Date.", schmunzelte sie, unter Alkoholeinfluss war diese Situation tatsächlich sehr amüsant.

„Das war ja klar, dass du ohne eine Agentur niemanden findest."

„Dito."

„Werde bloß nicht frech. Ich begebe mich nun mal nicht gerne auf dein Niveau, also ist es erstaunlich, dass ich keine Schlammblutschlampen kenne."

„Weißt du, wenn ich dich sehe, dann verstehe ich diesen Gesetzesbeschluss.", meinte sie ohne ihm die Genugtuung zu geben das näher auszuführen.

„Weiß Pansy, dass du über Wizlove nach einer Frau Ausschau hältst?", belächelte sie ihn.

„Du bist auch hier, Schlammblut.", schüttelte er den Kopf, „Du glaubst doch nicht, dass ich..."

Hermine zog ihn plötzlich zu sich und tat als wolle sie ihn küssen. Sie legte ihre Lippen an sein Ohr, so dass ihre Worte einem Stöhnen ähnelten.

„Der Kellner ist ein Spitzel, reiß dich zusammen.", flüsterte sie, während Draco versuchte nicht angewidert zu wirken, da die Information schnell in sein Gehirn gedrungen war.

Der Kellner war kurz aufmerksam geworden.

„Na, ihr kommt euch ja ganz schnell näher.", meinte er als er kam um ihre Bestellungen aufzunehmen.

„Ach, wir kennen uns. Wir sind beide in Hogwarts.", erklärte Hermine beiläufig.

„Wie kommt es, dass ihr euch dann nicht so über den Weg gelaufen seit?", bohrte er nach.

„Differenzen.", meinte Hermine und hielt Ehrlichkeit für geeignet, „Aber vielleicht können wir die hier ja überwinden."

„Oder sie finden wieder mal jemand geeigneten."

Draco verzog verwirrt sein Gesicht.

„Ich hatte vorher ein Date, dass sich besser für ein Date eines anderen Typen eignete.", erklärte sie, „Das war nicht zufällig sein Date?"

Diese Frage richtete sie an den Kellner.

„Nein, der junge Mann ist mir noch gänzlich unbekannt.", erklärte der Kellner.

„Woher...", begann Draco, als der Kellner sich entfernt hatte.

„Woher ich diese neuen Ohrringe habe?", meinte sie, „Du legst wirklich immer nur Wert auf Äußerlichkeiten. Ich gönne mir eben gerne etwas, nur weil du ein alter Geizkragen bist."

Hoffentlich hatte Draco jetzt verstanden, dass sie nicht ausschließen konnten, hier noch auf andere Arten und Weise abgehört zu werden.

„Und wir haben uns darauf geeinigt, dass du mich nur im Bett Schlammblut oder Schlammblutschlampe nennst.", meinte sie zornig.

„Miststück.", giftete Draco sie an, das ging ihm zu weit.

„Dann such dir doch eine andere.", fluchte sie.

„Tue ich doch.", grinste er.

„Nicht besonders erfolgreich dabei, nicht wahr?", machte sie sich über ihn lustig.

Offenbar schien Draco dieses Spiel mittlerweile wenigstens interessant zu finden.

„Ich werde dich auf keinen Fall heiraten, nur dass wir uns verstehen!", meinte Draco.

Hermine verstand, dass er diesen Satz ernst gemeint hätte.

„Schön.", meinte sie beleidigt

„Schön.", äffte er sie nach.

Der Kellner brachte Drinks. Beide leerten sie in einem Zug.

„Kann wesen da noch helfen?", fragte er kopfschüttelnd.

„Wir haben uns vor kurzem getrennt, hat nicht so funktioniert.", meinte Hermine finster.

„Das die Trennung nicht funktioniert hat, kannst du laut sagen. Du hast nichts Besseres zu tun gehabt als mir die ganze Zeit nachzulaufen. Wie soll wesen denn da eine Frau finden?"

„Hast du vielleicht schon einmal in Betracht gezogen, dass dich keine will.", höhnte sie.

„Negativ. Viele Frauen wollen mich. Alles Halbblüterinnen, dachten ich wäre auch einer. Also nichts für mich dabei.", meinte er und lehnte sich zurück, „Aber vielleicht solltest du dir Gedanken machen, das wievielte erfolglose Date an diesem schönen Nachmittag bin ich denn."

„Das Vierte.", meinte sie kühl, „Das letzte war am Anfang gar nicht so schlecht. Aber dann wollte der Typ mich am Weg durch die Straßen vernaschen."

„Notgeil? Blind? Oder beides?"

„Immer noch eine bessere Partie als du!"

„Oh, gehen dir die Argumente aus."

Der Kellner unterbrach sie und bat sie um Ruhe.

„In wenigen Minuten kommen noch zwei Gäste. Können sie sich bitte zivilisiert verhalten. Und für sie Ms Granger gibt es eine Überraschung. Wizlove hat gerade eine Nachricht geschickt, sie haben ein Gratis-Date gewonnen, in einer Stunde!", meinte er, „Ich denke wesen hält sie für eine ausgesprochen gute Partie."

Diesen Seitenhieb erteilte er Draco, der den Kellner einen giftigen Blick zuwarf.

„Gut, dann werde ich gehen. Aber vorher noch auf ein Wort, privat.", meinte Draco auffordernd.

„Willst du mich noch weiter beschimpfen, hmmm?", tat sie schnippisch.

„Er hat Angst wegen der Konkurrenz.", flüsterte der Kellner, „Gehen sie schon mit, er wird sich sicher ganz nett entschuldigen."

Sie gingen ein Stück, ehe Hermine einen Schallschutzzauber um sie legte.

„Was sollte das da drinnen?", fragte Draco.

„Der Kellner ist ein Spitzel, sie versuchen so jene zu überführen, die Scheinehen eingehen wollten. Deshalb habe ich versucht dich davon abzuhalten etwas Falsches zu sagen.", erklärte sie.

„Die können mir nichts anhaben.", meinte er selbstherrlich.

„Allerdings. Die Zeiten haben sich geändert, Draco. Wir leben in einer Militärdiktatur."

„Ich wusste, dass das passiert, wenn all dieses unreine Blut das Ministerium verseucht.", schimpfte er.

„Komm runter. Sie sind auch nicht schlechter als ein gewisser Halbblutzauberer der sein Blut durch viele Morde gerne reingewaschen hätte.", meinte Hermine voller Zorn und der Hass in ihr würde größer, „Verstehst du nicht, es geht darum, dass wir alle uns nicht so sehr an etwas Bedeutungslosen wie Blut aufhängen. Wir haben offenbar unsere Lektion noch nicht gelernt. Das büßen wir jetzt."

„Wir sehen uns in Hogwarts Granger. Und wehe du verlierst ein Wort über dieses Treffen.", meinte er.

„Dito.", erwiderte sie nur, ehe er ohne weiteres Kommentar appatierte.

Sie hob den Zauber auf und kehrte zurück in das Lokal wo sie sich wieder dem Buch widmete.

„Na, was wollte er?", fragte der Kellner.

„Bettgeschichten aufwärmen. Wirklich peinlich.", schimpfte sie.

„Das wird schon noch. Sie bekommen noch eine Chance heute abend.", hatte der Kellner das Gefühl sie trösten zu müssen.

Sie las weiter und schrak auf als sich die Tür öffnete, sie hatte doch noch eine halbe Stunde. Als sie die Gestalt in der Tür erkannte, war sie nur noch erschrockener, es war niemand anders als Severus Snape. Das alles konnte doch wirklich nur ein riesig großer Albtraum sein.

„Mr Snape. Schön sie wieder begrüßen zu dürfen.", meinte der Kellner und ging zu ihm.

Der Kellner führt ihn in ihre Richtung.

„Ms Granger?", fragte er erschrocken.

„Einen Tisch weiter, der Herr, ihre Verabredung müsste in einer Minute hier sein."

Hermine konnte sehen, wie ihr Lehrer aufatmete, hören konnte sie es nicht, da sie selbst so laut aufatmete, dass all die Umgebungsgeräusche in den Hintergrund rückten.

„Was machen sie hier?", fragte er entsetzt, als er sich zu ihr umdrehte.

„Bestimmt dasselbe wie sie. Gerade eben hatte ich ein Date mit Draco.", meinte sie und belächelte den heutigen Abend.

„Malfoy?", schüttelte Snape den Kopf.

„Oh, er meinte, dass er mich bestimmt nicht heiraten würde, keine Sorge.", lachte sie.

„Sind sie betrunken, Ms Granger?", fragte er bedrohlich.

„Oh ja, glauben sie mir, nach vier Dates wären sie das auch."

„Mir haben drei gereicht.", murmelte er kaum verständlich.

„Was haben sie gesagt?", fragte sie obwohl sie ihn verstanden hatte.

„Ich meinte nur, dass sie es wie üblich übertreiben müssen.", dann nickte er in Richtung ihres Buches, „Was wohl auch an diesem Buch ersichtlich ist."

Hermine schnaufte.

„Sie haben uns doch dieses unerträglich lange Essay aufgegeben. Also beschweren sie sich nicht, wenn ich sogar bereit bin es während meinen Date-Pausen zu lesen.", zuckte sie nur mit dem Schultern, „Und versuchen sie gar nicht erst mir Punkte abzuziehen, wir sind im Wochenende."

„Sie sind einfach unglaublich.", meinte er aufgebracht.

„Oh, danke. Eine Dame schätzt Komplimente.", meinte sie mit einem fiesen Grinsen.

„Das wird ein Nachspiel haben.", wurde er zornig.

„Oh, ich hoffe es wird so anregend wie das Vorspiel."

„Ms Granger. Ich verbiete ihnen weiter Alkohol zu trinken.", wurde er zornig, als sie den Drink hob den der Kellner ihr gebracht hatte.

„Alle Getränke sind im Preis inbegriffen.", meinte sie und leerte das Glas.

„Ich werde Prof. McGonagall..."

„Oh, ich denke sie wird ihnen sagen, dass meine Freizeit sie nichts angeht.", erklärte Hermine.

„Es sind keine Ferien, Ms Granger.", erzürnte Snape.

„Freundlicherweise hat das Ministerium sämtliche Schüler und Schülerinnen Hogwarts, die ein gewisses Alter erreicht haben für Wochenenden freigestellt. Ich entnehme ihrer Anwesenheit, dass das auch für Personal gilt."

„Sie sind..."

„Unglaublich, ich weiß. Das haben sie bereits erwähnt.", machte sie sich über ihn lustig, indem sie ihn sehr rüde unterbrach.

„Früher waren sie wenigstens..."

„Leichter einzuschüchtern, verletzlicher, gehorsamer?", fragte sie.

„Das werden sie morgen noch so bereuen, Ms Granger.", schüttelte er den Kopf.

Sie sah ihn nur an und lachte ihn aus. Etwas das Snape nicht ertrug.

„Professor? Glauben sie ich habe ANGST vor IHNEN, einem einfachen LEHRER. Ich habe Voldemort, einem Haufen Todessern und dem Tod selbst ins Auge gesehen. Glauben sie allen Ernstes, dass ich nach all diesen Erfahrungen noch ANGST vor IHNEN hätte.", schüttelte sie den Kopf und nahm einen Schluck von dem Drink den der Kellner ihr in der Zwischenzeit gebracht hatte.

„Ihr Date, Mr Snape.", unterbrach er das Gespräch.

Der Kellner war erleichtert, dass diese Meinungsverschiedenheit etwas leiser ausgetragen wurde als die letzte.

„Oh ich will nicht da hinten sitzen. Können wir nicht den Tisch da vorne nehmen.", jammerte die Frau.

„Meinetwegen.", meinte der Kellner und deutete Snape aufzustehen.

Hermine beobachtete die Situation amüsiert, was Snape nicht besonders freute. Es machte ihn offenbar sogar ziemlich verlegen, denn er warf immer kurz genervte Blicke zu ihr hinüber.

„Ich bin Lucille Davos.", erklärte die Frau und hielt ihm die Hand zum Handkuss entgegen.

„Severus Snape.", meinte er und schüttelte die Hand.

Er hatte also kein Interesse überlegte Hermine, die sich sicher war, dass er nach alten Manieren erzogen worden war.

„Angenehm.", sagte die Frau mit einer äußerst unangenehmen Stimme, die viel zu schrill war.

Sie war mager, groß gewachsenen und hatte einen überheblichen Blick.

„Mein Hund, Chiha.", deutete die Frau auf ein kleines Schoßhündchen.

„Ich halte nicht besonders viel von dieser Idee, wissen sie.", begann sie.

Hermine hörte kurz auf. War sie Snapes Falle?

„Ich bin durch und durch von meinen Muggeleltern geprägt.", seufzte sie auf.

Diese Frau konnte nicht echt sein, dachte Hermine.

„Ich denke, wenn wir einfach heiraten würden, ein Kind bekämen und dann unsere Leben lebten, wäre das die beste Idee. Was hielten sie davon? Sie müssten natürlich ein paar Manieren lernen.", meinte sie und betrachtete ihn genauer.

Snape öffnete den Mund, also sprang Hermine auf, und stolperte mit dem Drink in der Hand. Der restliche Inhalt ergoss sich über Snape.

„Ms Granger, was genau haben sie im Sinn.", versuchte er sich zu beherrschen, weshalb er nur durch seine Zähne sprach.

„Ich muss mal auf die Toilette."

Der Kellner kam auf sie zu und brachte sie dorthin.

Snape überlegte. Hermine würde nicht mit einem halbvollen Glas die Toilette aufsuchen. Sie war betrunken, aber das widersprach jeglicher Vernunft.

„Wie war noch mal die letzte Frage?", wurde Snape misstrauisch.

„Ich habe ihnen vorgeschlagen nur so zu tun, als... sie wissen schon...", meinte sie mit einem Zwinkern.

„Nein, ich weiß nicht.", tat Snape unschuldig, er hatte Hermines Hinweis verstanden, obwohl, wenn er es sich so recht überlegte, war es vermutlich eher ein Unfall und Hermine hatte ihn nur durch einen Zufall vor einer großen Dummheit bewahrt.

„Scheinehe.", flüsterte sie gezwungen.

„Das ist so gar nicht in meinem Interesse. Ich habe nachgedacht, wissen sie. Als ich das letzte Mal hier war, wollte ich gerade einmal ein Kind, wenn es notwendig wäre. Aber mir ist klar geworden, dass ich Erben brauche. Sehen sie, ich muss mein Wissen doch weitergeben. Dazu sind sie nicht gerade die geeignete Frau. Ich brauche mehr den häuslichen Typ, sie wissen schon.", erklärte er.

„Nein, ich weiß nicht.", meinte sie irritiert.

„Etwas weniger Verwöhntes.", meinte er giftig.

Genervt sprang Lucille Davos auf und verließ das Lokal, nicht ohne zu fluchen.

Hermine kam aus der Toilette zurück.

„Wissen sie, gerade wurde ihr versprochenes Date abgesagt, Ms Granger. Sie haben es verschoben, bis sie das nächste Mal bei uns buchen.", erklärte der Kellner stammelnd, während sie ihr Tasche packte.

Sie war sich sicher, dass das Date abgesagt wurde, weil sie sich seit Draco gekommen war nur noch unmöglich benommen hatte.

„Ich buche ja wieder.", meinte sie und klopfte ihm auf die Schulter.

„Wir sind im Moment sehr stark ausgelastet. Es könnte Wochen dauern.", versuchte der Kellner sie abzuwimmeln.

So schnell konnten Heldinnen also fallen. In der einen Minute liebte die Agentur sie, weil sie ihnen das Gefühl gab, die perfekte, ignorante Ministeriumsanhängerin zu sein und im nächsten Moment hassten sie sie, weil sie sich betrunken einfach unmöglich verhielt.

„Einen Drink noch, ja?", lallte sie.

„Meinetwegen.", schüttelte der Kellner den Kopf und sie leerte das Glas mit einem Schluck.

Sie kam an Snape vorbei.

„Sie sind auch am Weg zurück nach Hogwarts?", fragte er.

Hermine nickte.

„Ich werde sie begleiten, wenn sie nichts dagegen haben. Es ist immerhin spät und sie sind betrunken. Nicht, dass es mich persönlich kümmern würde, aber ich würde es bedauern, meine Stelle zu verlieren, falls herauskommt, dass ich sie in diesem Zustand nicht beaufsichtigt habe.", erklärte er.

„Aber natürlich Professor, ich glaube ihnen jedes einzelne Wort.", schüttelte sie den Kopf während er ihr hinaus folgte.

„Möglicherweise sollte ich ihnen beim Appatieren nach Hogsmeade assistieren.", schlug er vor und legte ihr einen Arm um die Schulter.