Kontrollorgane in Hogwarts
Ein Treffen war vorerst nicht denkbar. Nun, da bekannt war, dass Kontrollorgane des Ministeriums Hogwarts besuchen würden, war es nur eine unnötige Gefahr. Die AG für Öffentlichkeitsarbeit verbreitete unterdessen weiterhin immer die neuesten Informationen. Hermine hoffte inständig, dass sie Steve noch treffen könnte, ehe die Kontrollorgane in Hogwarts eintreffen würden.
Erneut, hatte Minerva McGonagall Harry und Hermine zu sich kommen lassen.
„Ich denke sie wissen, weshalb ich sie gebeten habe, mich zu treffen.", begann Minerva McGonagall.
„Die Kontrollorgane.", meinte Harry.
„Sie werden in zwei oder drei Tagen hier eintreffen. Ich habe gehört, dass Dumbledors Armee dem Tagespropheten eine ähnliche Meldung zukommen hat lassen wie der Orden des Phönix. ‚Nach Ende des Krieges hat sich Dumbledors Armee aufgelöst, weshalb keine Stellungnahme möglich ist.'", zitierte McGonagall den Tagespropheten.
„Wir haben ihr Kurzinterview gelesen.", meinte Hermine.
„Ja, ich habe nur bekannt gegeben, dass ich keine Informationen über 2WLF besitze und bezweifle, dass sich die Organisation in Hogwarts befinden könnte.", fasste sie zusammen.
„Haben sie irgendwelche Anweisungen, die Kontrollorgane betreffend?", fragte Hermine.
„Versuchen sie, die Schüler und Schülerinnen auf ihre Ankunft vorzubereiten und versuchen sie zu verhindern, dass jemand sich unnötigerweise in Gefahr begibt.", bat sie inständig.
„Sie haben im Interview erwähnt, dass sie sich für einen fairen Prozess aussprechen, und bezweifeln, dass ihre Schüler und Schülerinnen gegen das Gesetz verstoßen wollten.", meinte Hermine.
„In der Tat. Ich versuche mein Bestes, um Ms Bullstrode, Mr Goyle und Mr Crabbe aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Sie werden verstehen, dass dies das einzige ist, das in meiner Macht steht, zumindest offiziell."
Harry und Hermine nickten.
„Eine Elternorganisation hat eine Demonstration in der Winkelstraße abgehalten. Haben sie davon gehört?", fragte Hermine.
„Ich befürchte, der Tagesprophet wird nicht darüber berichten."
„Vielleicht der Klitterer.", murmelte Harry.
McGonagall nickte: „Das vermute ich ebenfalls."
Damit beendeten sie die kurze Zusammenkunft.
Mit Harrys Unsichtbarkeitsumhang war es Hermine möglich sich am der folgenden Abend aus Hogwarts davonzustehlen. Sie wartete in Hogsmeade auf Steve. Bedauerlicherweise wusste sie nicht recht, wo sie auf ihn warten sollte, weshalb sie vorerst so vermummt wie möglich durch die Straßen schlich.
Es war bereits halb acht und Hermine begann zu zweifeln, dass Steve noch auftauchen würde, als sie eine Stimme hinter sich hörte.
„Hermine?", fragte eine bekannte Stimme.
„Steve?", erwiderte sie.
„Wir gehen um die Ecke, dann kommst du zu mir unter den Tarnumhang.", erklärte er.
In einer dunklen Seitenstraße schlüpfte sie unter seinen Umhang.
„So ist es sicherer, ich darf hier nicht gesehen werden.", erklärte er, „Das Ministerium hat den Verdacht, dass der Widerstand von Hogwarts ausgeht."
Er legte einen Schallschutzzauber um sie.
„Wir können nicht sicher sein, dass unsere Schallschutzzauber nicht durchbrochen werden.", meinte er dann nachdenklich.
„Fiona hat erst spät geantwortet und ich bin mir nicht sicher, ob ich den Code ganz verstanden habe."
„Die Stelle mit der Verlobung basiert auf einer wahren Begebenheit. Fiona und Seth, mein bester Freund, verloben sich erst in Kürze. Ich und Fionas Halbschwester Sarah haben uns bereits verlobt. Ein wenig wahrer Inhalt kann uns helfen, dass niemand erkennt, dass es sich um einen Code handelt.", erklärte er.
„Habt ihr die Flugblätter im Ministerium verteilt?", fragte sie.
„Wir haben ihnen nur die Türen geöffnet, wir nahmen an, sie sind von euch.", wunderte sich Steve.
„Ich weiß nichts davon.", meinte Hermine und beschloss sämtliche Mutmaßungen für sich zu behalten.
„Ich nehme an, du weißt, dass die drei von Hogwarts ohne Zweifel verurteilt werden.", erklärte Steve.
„Ich hoffte es wäre nicht so.", seufzte sie.
Er gab ihr einen Zettel.
„Präg dir diese Zauberformeln und Passwörter gut ein und vernichte die Aufzeichnungen.", meinte er dann.
„Was ist das?"
„Damit ist es möglich Askaban zu betreten und die Zellen der drei Gefangenen zu öffnen.", erklärte er.
„Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann."
„Es geht mir sehr ähnlich. Aber ich weiß, dass du ein Mitglied von Dumbledors Armee warst und gegen Voldemort gekämpft hast. Das macht es mir einfacher dir zu vertrauen."
„Und in mir erweckt diese Tatsache größeres Misstrauen."
„Es ist deine Sache, was du mit den Codes anstellst.", meinte er, „Aber du musst wissen, dass es für mich und meine Lieben große Gefahr bedeutet, mich überhaupt mit dir zu treffen. Deine Vorsicht ist allerdings begründet, immerhin haben wir uns über Wizlove kennengelernt. Ich nehme an, du kennst die Ergänzung von Erlass 35."
Hermine nickte.
„Sie schicken morgen Kontrollorgane nach Hogwarts. Sie werden abgesehen davon Flüche verhängen, die dazu dienen das Schloss abzuhören."
Er gab ihr einen weiteren Zettel.
„Hier sind die Stellen gekennzeichnet, an denen die Flüche wirksam sind, sowie Gegenflüche. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sie ihren Plan spontan ändern.", erklärte er.
Hermine hätte zu gerne gewusst, woher Steve seine Informationen bezog, aber sie wusste, dass sie keine Antwort auf eine Frage darauf bekommen würde. Die Menge an Informationen die er hatte, machte sie allerdings wieder etwas misstrauischer.
„Sie sind davon überzeugt, dass Dumbledors Armee noch existiert und mit den Vorfällen in Verbindung steht. Deshalb haben sie versucht eine öffentliche Stellungnahme zu bekommen. Sie glaubten damit auch Kritiker und Kritikerinnen des Gesetzes zu besänftigen. Die kurze Antwort von Harry Potter hat sie misstrauisch gemacht. Sie wissen schließlich was ihr im Krieg geleistet habt."
„Harry hat nicht gelogen.", meinte Hermine, „Dumbledors Armee hat sich mit Kriegsende aufgelöst."
Hermine wusste, dass es nicht gerade fair war, den Menschen zu belügen, der ihr wertvolle Informationen zuspielte, aber es war vorläufig sicherer.
„Ihr solltet euch außerdem rechtzeitig über eure Rechte informieren, für den Fall, dass es zu Befragungen kommt.", meinte Steve ernst.
Hermine nickte.
„Wir bleiben in Kontakt?", fragte Steve.
„Bis auf weiteres, ja. Danke.", meinte Hermine und sie nickten sich zum Abschied zu.
Hermine schlüpfte unter den Tarnumhang von Harry und prägte sich die Codes ein. Anstatt den Zettel zu vernichten behexte sie ihn vorläufig so, dass nur sie ihn wieder entziffern konnte. Ihr Gedächtnis war gut, aber sie wollte im Notfall wissen, dass zumindest eine zweite Person die Codes kannte.
Zurück im Schloss nahm sie den Umhang nicht sofort ab. Sie schloss die Eingangtür hinter sich und ging auf die Stiegen zu. Plötzlich spürte sie zwei Hände die sie an den Schultern zurückhalten.
„Wenn das nicht Mr Potter ist.", höhnte Snape und zog den Umhang von ihr.
Sein Grinsen wurde nur noch hämischer.
„Welch eine Überraschung! Ms Granger treibt sich also mit dem Unsichtbarkeitsumhang ihres Freundes Potter außerhalb des Schlosses herum. Zu dieser Zeit."
„Es ist noch nicht sehr spät.", meinte sie plump.
„Aber ich bezweifle, dass Professorin Lupin ihnen eine Genehmigung ausgestellt hat.", meinte er mit einem finsteren Gesichtsausdruck.
„Was wollten sie überhaupt da draußen? Waren sie etwa in Hogsmeade?", bohrte er nach.
„Das geht sie gar nichts an.", meinte Hermine zornig.
„Als ihr Lehrer, geht es mich sehr wohl etwas an, wenn sie sich unerlaubt um diese Zeit außerhalb von Hogwarts aufhalten.", sagte er kühl.
Hermine wollte gerade den Mund aufmachen, als Tonks die Stiege heruntergeeilt kam und beinahe stolperte.
„Danke, dass du die Besorgungen für mich erledigt hast, Hermine.", meinte sie fröhlich, offenbar hatte sie das Gespräch belauscht.
„Also haben sie Ms Granger erlaubt das Schloss zu verlassen.", meinte Snape ungläubig.
„Natürlich.", entgegnete Tonks.
„Weshalb trug sie dann einen Tarnumhang?", schüttelte Snape den Kopf, im Glauben er hätte damit gewonnen.
„Damit sie keine Probleme mit anderen Professoren und Professorinnen bekommt, nur weil ich in meinem Choas kein Formular finden konnte, das bestätigen würde, dass Hermine meine Einwilligung hat, Hogsmeade aufzusuchen.", meinte Tonks unverzüglich.
„Dafür gibt es keine Formulare. Eine einfache Notiz ist ausreichend.", meinte Snape genervt.
„Oh! Wenn ich das gewusst hätte.", zuckte Tonks nur mit den Schultern, nahm Snape den Tarnumhang ab und packte Hermine an der Hand um sie schnell mit sich in Richtung Gryffindor Turm zu ziehen.
„Es war äußerst unvernünftig von unserer Direktorin sie als Professorin einzustellen.", rief Snape ihr aufgebracht hinterher, „Sie sollten ihre Aufgaben nicht zugunsten von Schülerinnen die sie bevorzugen vernachlässigen."
Weder Tonks noch Hermine wandten sich um.
„Du willst bestimmt ein Erklärung.", murmelte Hermine.
Tonks schüttelte den Kopf.
„Ich bin nicht gerade das was wesen eine Autoritätsperson nennt, und ich habe nicht vor etwas daran zu ändern.", meinte sie schulterzuckend.
„Danke, Tonks.", atmete Hermine auf.
„Keine Ursache. Irgendjemand muss diesem aufgeblasenen Wichtigtuer doch Kontra geben. Ich habe noch nie verstanden, wieso Minerva so übertrieben streng und förmlich ist.", murmelte sie und brachte Hermine zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors.
Ehe die Kontrollorgane des Ministeriums zum Mittagessen erschienen, war es Dumbledors Armee gelungen die Informationen in Form einer Variante von „Stille Post" weiterzugeben. Jeder und jede teilte jeweils einer Person die Neuigkeiten mit.
Vor dem Mittagessen stellte McGonagall den Schülern und Schülerinnen die Kontrollorgane vor.
„Die beiden Gruppen des Ministeriums, die bis morgen Abend hier anwesend sein werden unterstehen Mr Hank Jones und Mrs Francis Hopper. Ich bin mir sicher, dass sie alle zur Kooperation bereit sind und den gesandten Kontrollorganen bestätigen werden, dass der Verdacht, es könne hier in Hogwarts eine Gruppe existieren, die gegen das Ministerium arbeitet, unbegründet ist.", meinte sie.
Beiden unterstanden jeweils zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die McGonagall nicht weiter vorstellte. Bedauerlicherweise war darunter ein bekanntes Gesicht: Dolores Umbridge.
Hermine musterte Hopper und Jones. Hopper war eine sehr schlanke und groß gewachsene Frau. Sie war sehr muskulös und hatte sehr kurze blonde Haare. Jones war ein dunkelhäutiger, eher kleiner und kräftiger Mann, der bereits einige graue Haare hatte und offenbar bald eine Halbglatze bekommen würde. Beide ließen ihre misstrauischen Blicke durch den Saal wandern.
Harrys Augen waren offenbar auf Umbridge fixiert.
„Die Frau hasst doch Halbblüter und Halbwesen.", schüttelte er den Kopf und ballte die Hand zusammen, auf der sich immer noch Narben, der Strafarbeit abzeichneten, die sie Harry in seinem 5.Schuljahr wieder und wieder auferlegt hatte.
„Trotzdem, wenn du mich fragst, war es gar nicht anders zu erwarten.", stellte Hermine bitter fest.
Vor dem Mittagessen flüsterte Padma Patil ihr im Vorbeigehen etwas zu.
„Sie besuchen die gesamten AGs, Clubs und Mannschaften. Angeblich eine Idee von Umbridge."
Wie konnte es auch anders sein, dachte Hermine und gab die Nachricht am Gryffindor Tisch weiter.
„Sie waren ernsthaft bei unserem Quidditchtraining und haben sämtliche Mannschaftsmitglieder darüber ausgefragt ob ich ihnen irgendwelche andere Inhalte zu vermitteln versuche, die nichts mit dem Training zu tun haben.", schüttelte Harry beim Abendessen den Kopf.
Die Kontrollorgane hatten auf einem Tisch – der zusätzlich untergebracht wurde – neben den Lehrertischen Platz genommen. Da es gefährlich war, hatten sie beschlossen nicht über DA zu sprechen und so zu tun, als wäre die Gruppe tatsächlich nicht existent.
„Dafür haben sie die ‚AG Muggelfotographie, eine Gegenüberstellung' in hohen Tönen gelobt.", erklärte Colin, „Sie finden wir leisten einen wichtigen Beitrag, um die Kulturen miteinander vertraut zu machen und so gegenseitigen Respekt zu fördern."
„Seamus und ich haben uns heute lange und ausführlich mit ihnen unterhalten. Sie haben auch die Eheberatungsgruppe als ausgesprochen gute Einrichtung empfunden.", erklärte Lavender.
„Lisa hat mir erzählt, dass sie auch die Gruppe ‚Hexen im Mittelalter' gelobt haben. Weil sie dadurch kritisch die Konflikte zwischen Muggel und Hexerei betrachten.", erklärte Neville.
Hermine war ausgesprochen erleichtert darüber, dass bisher alles gut gegangen war.
„Ich nehme an, sie werden auch uns als Schulsprecher und Schulsprecherin noch befragen.", erklärte Harry, „Sie laufen die ganze Zeit herum und horchen verschiedene Schüler aus. McGonagall war wenig erfreut darüber, weil sie meint, dass das dem Schulklima schadet und die Schüler und Schülerinnen von ihrer Arbeit abhält."
„Ich bin gespannt ob sie Slytherin genauer unter die Lupe nehmen. Nachdem die Organisation den Gerüchten zufolge von einer Gruppe reinblütiger Ex-Anhänger und Anhängerinnen Voldemorts gestartet wurde, wäre das nahe liegend.", überlegte Hermine.
„Unwahrscheinlich, sie haben Umbridge dabei.", war Harry überzeugt.
„Ich glaube nicht, dass sie in Anbetracht der Situation ihre Einstellungen noch offen vertritt.", warf Hermine ein.
