Die Folgen der Befragungen
Harry hatte damit gerechnet, dass es nicht anders kommen würde. Er saß im Gryffindor Gemeinschaftsraum gegenüber von Dolores Umbridge, die Jones unterstellt war.
„Nun Mr Potter, wir alle wissen, dass sie in der Vergangenheit immer sehr viel Aufsehen um ihre Person gemacht haben. Sie werden doch nicht leugnen, dass sie gerne im Mittelpunkt stehen.", meinte Umbridge bissig, nachdem Harry auf sämtliche Fragen die Aussage verweigert hatte.
„Ich gehe davon aus, sie würden natürlich nicht davor zurückschrecken eine neue Gefahr zu erfinden, nun nachdem sie sozusagen arbeitslos sind. Nun, da Lord Voldemort tot ist, ist ihnen bestimmt langweilig, oder?", versuchte sie es weiter.
Harry kochte innerlich vor Wut, wie konnte sie es nur wagen ihn wieder so hinzustellen wie damals, nun da er Voldemort besiegt hatte. Aber Hermine hatte ihn davor gewarnt, dass sie alles versuchen würde, um ihn zum Sprechen zu bringen. Umbridge wusste, wie gerne er einiges offiziell klar gestellt hätte.
„Wir alle wissen, dass ihnen der Krieg sehr zugesetzt hat und sie viele nahe stehende Menschen verloren haben. Das kann den Verstand schon ganz schön durcheinander bringen. Vielleicht fühlen sie sich so nutzlos, dass sie sich ganz einfach einen neuen Feind ausgedacht haben, um ihren Geltungsdrang ausleben zu können. Nun Mr Potter, haben sie nichts dazu zu sagen?", höhnte sie.
Harry ballte seine Hand zu einer Faust, er hätte ihr hier nur zu gerne klar gemacht, dass er keinesfalls verrückt war und er nicht aus einem Zwang sich selbst in den Mittelpunkt stellen zu müssen gegen Voldemort angetreten war. Aber er musste sich hier nicht beweisen sagte er schließlich selbst. Wenn er immer noch nicht genug bewiesen hatte, wofür er eintrat und wozu er imstande war nachdem er Voldemort besiegt hatte, zweifelte er ernsthaft daran, dass ein paar Worte etwas bewirken könnten.
„Ich verweigere die Aussage.", meinte er tonlos.
Als Harry in den Nebenraum öffnete sich die Tür des Gemeinschaftsraums. McGonagall kam in der Begleitung von einem der Ministeriumsbeamten.
„Mr Lester besteht darauf sie zu sprechen.", meinte McGonagall wenig begeistert zu Jones.
Hermine hob verunsichert den Kopf, Lester, das konnte kein Zufall sein.
„Was gibt es Bill?", fragte Jones überrascht.
„Wir haben etwas Interessantes entdeckt.", erklärte er und nahm einen Zettel aus der Tasche, den er Jones gab.
„Das trifft sich gut, sie können hier bleiben und uns bei unserer nächsten Befragung assistieren.", grinste Jones hämisch.
McGonagall machte keine Anstalten den Raum wieder zu verlassen, was die Ministeriumsleute etwas Unruhig stimmte.
„Es besteht keine Notwendigkeit für ihre Anwesenheit.", erklärte Jones, „Wir wollen sie nicht von ihrer Arbeit abhalten."
McGonagall und Tonks tauschten Blicke aus.
„Ich habe gerade nichts Besseres zu tun.", erklärte sie ruhig und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Jones nickte.
„Hermine Granger.", rief Umbridge schließlich und aus ihrem Gesicht war abzulesen, dass es sie ausgesprochen zufrieden stimmte Hermine ins Kreuzverhör nehmen zu können.
„Sie waren immer eine Schlüsselperson in Dumbledors Armee, will ich meinen?", begann Umbridge.
Hermine verweigerte die Aussage.
„Früher waren sie weniger verschlossen, nicht wahr, da mussten sie immer ihr Scheinwissen zum Besten geben.", wurde Umbridge bissig.
Hermine verzog keine Miene und sah sie ausdruckslos an und verweigerte auf alle folgenden Fragen die Aussagen, während sie Umbridge das Gefühl gab, dass ihre Bemerkungen ihr vollkommen gleichgültig waren.
„Nun, Mr Lester hat zum Abschluss noch ein paar Fragen an sie.", meinte Jones.
Hermine sah den älteren Mann mit ihrer ausdruckslosen Miene an und musterte ihn.
„Wir haben im Slytherin Gemeinschaftsraum diesen netten Aushang gefunden und uns gefragt, weshalb sie selbst eine Eheberatungsgruppe gegründet haben, wenn es doch eine vom Ministerium beglaubigte gibt?", grinste Lester hämisch.
Hermine erschrak, sie könnte ihnen einfach sagen, dass die Gruppe früher gegründet wurde und sich nach Gründung der neuen Gruppe aufgelöst hatte. Aber sie würde ihnen damit nur Indizien liefern, die sie gegen sie verwenden würden, also verweigerte sie weiter die Aussage.
„Zuerst dachte ich, dass dieser Aushang vielleicht schon älter sein könnte. Vielleicht entstand ja aus dieser Gruppe die Eheberatungsgruppe?", fragte er grinsend.
Hermine verweigerte ein weiteres Mal die Aussage.
„Also nicht, das habe ich mir fast gedacht.", höhnte er, „Nun, vielleicht handelt es sich dabei ja um eine kleine illegale Vereinigung, die Scheinehen bezweckt?"
Hermine verweigerte erneut die Aussage.
„Ja, das habe ich mir fast gedacht. Also Ms Granger, sie werden verstehen, dass sie unter dringenden Tatverdacht stehen, nicht wahr? Das verstehen sie doch, oder?"
Sie verweigerte auch auf diese Frage die Aussage.
„Wir können sie dann ja bis auf weiteres in Gewahrsam nehmen, vielleicht erweisen sie sich dann als gesprächiger. Oder wollen sie uns doch noch etwas sagen?"
„Ich verweigere die Aussage.", meinte sie emotionslos.
In diesem Moment schritt McGonagall ein.
„Mr Jones.", wandte sie sich an den Vorstand der Gruppe, „Das widerspricht den Vereinbarungen, die ich mit dem Ministerium getroffen habe. Ich habe dem Ministerium die Anwesenheit und die Befragungen nur unter der Bedingung erlaubt, dass keine Schüler oder Schülerinnen auf Verdacht in Gewahrsam genommen werden. Wir haben vereinbart, dass lediglich wirklich unwiderlegbare Beweise Grund genug wären um das zu rechtfertigen."
„Das ist ihr letztes Wort?", fragte Jones.
McGonagall nickte.
„Das wird Konsequenzen haben.", meinte er finster.
Am folgenden Tag berichtete der Tagesprophet, dass bis auf wenige Ausnahmen die Schüler und Schülerinnen in den Befragungen die Aussage verweigerten. Hermine war sich sicher, dass der einzige Grund weshalb sie mit Hogwarts nicht zu hart ins Gericht gingen und es nicht als Terrorzelle bezeichneten, weil Hogwarts nach dem Sturz von Lord Voldemort einen zu guten Ruf hatte. Um die Meinung der Masse dahin gehend zu lenken, dass Hogwarts eine dunkle Festung und eine Gefahr für das Ministerium war, war mehr notwendig, als ein Haufen Schüler und Schülerinnen, die von einem Recht, das ihnen zustand, Gebrauch machten.
Noch am selben Nachmittag wurden Harry und Hermine in das Büro von McGonagall gerufen.
„Mein Lob an ihre Fähigkeiten, es hat mich ausgesprochen begeistert, dass die Schüler und Schülerinnen gut genug über ihre Recht aufgeklärt waren und beinahe geschlossen die Aussage verweigerten.", meinte sie anerkennend, „Ich hätte selbst daran denken müssen. Ich denke wir werden in Zukunft ein paar Kurse abhalten, in denen über Rechte aufgeklärt wird."
Hermine und Harry nickten sich zufrieden zu. Auf den Hinweis von Steve hin, hatte sich DA über ihre Rechte schlau gemacht und die Nachricht verbreitet.
„Offenbar gibt es zwischen den Häusern eine Vernetzung von der ich gar nicht wusste. Faszinierend, aber die Verbindung zu Slytherin scheint noch etwas Schleppend zu sein.", zwinkerte sie ihnen zu.
Ein Verweis auf Pansy wie die beiden mittlerweile erfahren hatten. Die Gerüchteküche Hogwarts hatte keinen Tag geruht, seit die Kontrollorgane gestern verfrüht das Schloss verlassen hatten.
„Mr Jones hat ihnen Konsequenzen angedroht!", meinte Hermine dann.
„Allerdings, und die werden wir auch zu spüren bekommen. Der Minister hat verfügt, dass bei weiteren Verdachtsmomenten zwei Beauftragte des Ministeriums entsandt werden, um den Rest des Jahres mit uns zu verbringen. Dolores Umbridge hat sich bereits vorausschauend für den Posten beworben.", erklärte McGonagall, „Aber das ist noch nicht alles. Sie haben mir verboten hier in Hogwarts externe Personen zu beherbergen."
Harry und Hermine warfen ihr entsetzte Blicke zu.
„Keine Sorge, ich war so frei Ms Chang einen Posten an unserer Schule anzubieten. Madam Pince ist ausgesprochen erfreut über eine Teilzeitkraft.", erklärte McGonagall mit einem verschwörerischen Lächeln.
Hermine erkannte, was ihnen diese Möglichkeit eröffnete: Uneingeschränkten Zugang zur Bibliothek von Hogwarts.
„Aber Ms Granger, ich mache mir aus ganz anderen Gründen große Sorgen. Sie sind immer noch keine Verlobung eingegangen und da Mr Crabbe und Mr Goyle sich selbst aus dem Rennen geworfen haben, sollten sie schleunigst jemanden finden, der gewillt ist eine Anstellung in Hogwarts anzunehmen.", meinte sie besorgt.
„Ich gehe heute zu dieser Wizlove Singleparty, sie wissen schon, es ist ja jetzt Pflicht.", sagte sie hastig und wechselte dann eilig das Thema, „Aber wie steht es um Crabbe, Goyle und Bullstrode?"
„Das ist eine weitere ihrer Konsequenzen: Sie zögern den Prozess weiter hinaus.", erklärte McGonagall geplagt, „Angeblich wollen sie damit bis zu einer Demonstration die eine Gruppe lesbischer Hexen und schwuler Zauberer angemeldet hat. Ich nehme an sie wollen so die Demonstration verkleinern, die sich vermutlich vor dem Ministerium abspielen wird, wenn der Prozess beginnt."
Damit beendeten sie vorläufig das Gespräch.
Missmutig begab sich Snape ein weiteres Mal in das Turmzimmer von Trelawney. Er war nicht besonders angetan, aber da heute das verpflichtende Singletreffen von Wizlove stattfand, an dem wohl auch sie teilnehmen würde, hatte er beschlossen ihr zumindest das Gefühl zu geben Interesse an einer näheren Bindung zu haben. Nach all seinen Erfahrungen mit Wizlove konnte es dort nur noch schlimmer werden, war er sich sicher.
Als er das Turmzimmer betrat, war Trelawney zu seinem Entsetzen leider nicht alleine. Lavender Brown trank gerade Tee, während Trelawney ihr die Karten legte.
„Severus, was für eine Überraschung!", meinte Sybill.
„Professor, sie haben doch gerade vorhin prophezeit, dass er kommen würde."
Sybill warf Lavender einen erschrocken Blick zu und grinste Snape dann an, offenbar in der Hoffnung er hätte das nicht mitbekommen.
Snape war erstaunt, offenbar versucht Trelawney ihm tatsächlich entgegenzukommen. Möglicherweise hatte sie auch erkannt, dass eine Verlobung mit Snape möglicherweise die einzige Möglichkeit darstellen würde weiterhin in Hogwarts zu bleiben.
„Sybill, ich wissen doch von der Party bei Madam Puddifoot heute Abend?", fragte er.
„Natürlich, wie könnte mir so etwas entgehen.", lächelte sie.
„Nun, ich würde mich sehr freuen, wenn sie mich begleiten würden.", meinte er sehr höflich.
Lavender riss erschrocken den Mund auf und starrte ihn schockiert an. Snape warf ihr einen äußerst finsteren Blick zu, worauf hin sie sich von ihm abwandte.
„Ausgesprochen gerne, Severus. Ich war schon so lange nicht mehr auf einer richtigen Party.", nahm sie erfreut an.
„Aber sie verlassen das Turmzimmer doch so ungern.", warf Lavender ein.
„Nun, Lavender, ich kann doch nicht diese äußerst erfreuliche Einladung eines Mannes abschlagen, oder?", meinte sie und Lavender schüttelte verwirrt den Kopf.
Snape musste grinsen, er genoss es Lavender dabei zu beobachten, wie offenbar ihr ganzes Weltbild einstürzte.
„Aber sagten sie vorhin nicht, dass sie heute früher schlafen gehen wollten.", versuchte sie ihre Professorin davon zu überzeugen nicht mit dem verhassten Zaubertränkelehrer auf eine Singleparty zu gehen.
„Lavender, wesen kann seine Meinung doch ändern. Wesen bekommt doch nicht alle Tage so nette Einladungen.", meinte sie.
Snape war erstaunt, dass Trelawney derart über ihren Schatten sprang und beschloss sich im Gegenzug heute Abend so gut zusammenzureißen wie er konnte. Offenbar hatte Trelawney nun zumindest seine Absichten richtig verstanden.
„Ich erwarte sie um halb acht in der Eingangshalle, Ms Trelawney.", meinte er mit einer Verbeugung und verschwand durch die Falltür.
„Aber Professorin!", schüttelte Lavender verstört den Kopf.
„Lavender, der arme Mann ist einsam und braucht offenbar Gesellschaft. Er besucht mich jetzt schon seit Wochen immer wieder und das obwohl er noch nicht einmal ein Fünkchen Interesse an Weissagungen hat.", erklärte sie überzeugt.
„Ich nehme an, er will sich mit ihnen verloben.", meinte Lavender entsetzt.
„Sei doch nicht albern, Professor Snape und ich verstehen uns nicht einmal besonders gut. Er ist nur schrecklich einsam.", schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder den Karten zu.
„Sie sind ein wirklich bewundernswerter Mensch.", flötete Lavender begeistert darüber, dass ihre Lehrerin sich derart aufopferungsvoll ihres Kollegen annahm.
