Kein Grund zu feiern
Hermine bezog wortlos eines der Gästezimmer in Harrys Haus in Godrics Hollow. Innerhalb eines halben Jahres hatte er es wieder aufbauen lassen. Im August hatten Ginny und er es bezogen, ehe sie wieder nach Hogwarts zurückkehrten.
Ginny klopfte an die Zimmertür und trat ein.
„Es ist jetzt bald ein Jahr her.", meinte Hermine kopfschüttelnd und Tränen traten ihr in die Augen.
Ginny nahm Hermine tröstend in die Augen, ehe ihr selbst die Tränen kamen.
Voldemort hatte einen seltsamen Hang zur Dramatik, der Endkampf mit Harry ereignete sich zu Silvester, so hatte mit dem neuen Jahr ein neuer Abschnitt in der magischen Welt begonnen.
„Ich habe ihn schon so lange geliebt, und ich liebe ihn immer noch.", weinte sie bitterlich, „Ich kann ihn nicht derart verraten und nur wegen eines dummes Gesetzes heiraten. Wenn ich es aus Liebe tun würde, dann wäre es etwas anderes, das hätte er bestimmt gewollt, aber nicht wegen einem dummen Gesetz."
„Er hätte einfach gewollt, dass du das Beste aus deinem Leben machst, dass du das tust was dich glücklich macht und was du für richtig hältst.", schluchzte Ginny.
Hermine nickte und hielt Ginny noch eine Weile im Arm, während Tränen ihre Wangen hinunterkullerten.
Molly und Arthur Weasley waren einen Tag früher angereist um Ginny, Harry und Hermine bei den Vorbereitungen zu helfen. So sehr sie sich auch bemühten, es kam keine Weihnachtsstimmung auf.
Obwohl die Weasleys ihr seit Rons Tod immer wieder versichert hatten, dass sie ein Teil der Familie war, fühlte sich Hermine nicht wirklich wohl. Sie kam sich fehl am Platz vor. Wie ein Eindringling, der alle nur an den Schmerz und den Verlust erinnerte.
„Hermine, was ist los mit dir?", fragte Harry sie als Molly, Arthur und Ginny bereits nach oben in die Zimmer gegangen waren.
„Ich sollte bei meiner Familie sein. Ich gehöre hier nicht her. Ich erinnere doch alle nur daran, was sie verloren haben.", schluchzte sie.
„Hermine! Du bist ein Teil der Familie, wir lieben dich alle, die Weasleys haben dich immer schon als eine Tochter betrachtet. Sie leiden genau wie du und ich unter Rons Tod. Aber du musst dich nicht verantwortlich dafür fühlen, dass wir es nicht schaffen Feiertagsstimmung zu erzeugen.", begann er, „Weißt du, es geht mir nicht wirklich anders. Ron ist für mich gestorben. Und für eine bessere Zukunft, also für uns alle. Aber immer wenn ich daran denke, dann denke ich auch darüber nach, was Ron wohl gewollt hätte. Ich denke er hätte gewollt, dass wir eine Familie bleiben. Nichts hätte ihm mehr weh getan, als wenn diese Familie zerbrochen wäre. Ich bin mir sicher, dass Molly, Ginny und alle anderen ganz genauso denken."
„Aber Harry, ich bin die ehemalige Freundin des verstorbenen Sohnes. Irgendwie habe ich immer dieses drückende Gefühl, dass von mir erwartet wird, dass ich irgendwann eine neue Familie finde.", kamen ihr die Tränen.
„Hermine, du warst schon lange bevor du mit Ron zusammen warst Teil dieser Familie. Abgesehen davon bist du meine beste Freundin. Auch wenn du nie mit Ron zusammen gewesen wärst würde das nichts ändern. Du wirst auch wenn du irgendwann eine eigene Familie haben wirst immer noch Teil dieser Familie sein, und ich bin mir sicher, dass ich für alle sprechen kann.", meinte er und hielt dabei ihre Hand.
„Danke Harry.", nahm sie ihn in die Arme und wünschte ihm eine gute Nacht.
Harry blieb noch lange wach in dieser Nacht. Sehr spät kam Ginny die Treppe herunter.
„Harry, ich bin aufgewacht und du warst nicht da. Bist du immer noch wach?", gähnte sie.
„Ich habe mit Hermine gesprochen, bevor sie schlafen ging."
„Sie fühlt sich fehl am Platz. Aber das ist sie nicht. Das hast du ihr hoffentlich gesagt!", meinte Ginny.
Harry nickte.
„Wie können wir ihr nur helfen?"
„Harry, das weißt du doch selbst. Wir können nur für sie da sein, die Trauer muss sie selbst bewältigen. Dabei kann ihr niemand wirklich helfen, nur beistehen.", meinte sie nachdenklich.
Harry nahm seine Frau in den Arm und nickte.
„Lass uns ins Bett gehen.", meinte er und küsste sie sanft.
Sie hatten einander, das machte allen Schmerz erträglicher, aber Hermine hatte die Person die sie am meisten geliebt hatte verloren. Es war nur verständlich, dass sie sehr viel Zeit brauchte, um zu lernen mit diesem Verlust zu leben.
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Harry, Hermine und Ginny hatten den Tisch gerade gedeckt, als die ersten Gäste kamen. Molly und Arthur waren noch mit den letzten Vorbereitungen in der Küche beschäftigt. Charlie und seine Freundin Bianca waren die ersten die eintrafen. Bianca arbeitete mit Charlie in Rumänien, sie selbst war dort aufgewachsen. Charlie hatte sie kurz nach dem Tod Voldemorts kennen gelernt und sich verliebt. Bianca kannte die Familie bereits seit längerem.
„Schön euch wieder zu sehen.", strahlte Bianca und umarmte die Anwesenden überglücklich.
„Nehmt doch Platz.", forderte Molly sie dann alle auf und Ginny rollte mit den Augen.
„Mum, du bist selbst Gast. Du musst dich heute nicht um alles kümmern.", meinte sie bestimmt.
Molly seufzte: „Du wirst einfach immer mein kleines Mädchen bleiben."
„Ich habe fast befürchtet, dass du so etwas sagst.", meinte Ginny wenig begeistert.
„Wie steht es mit der geplanten Hochzeit?", fragte Molly interessiert, nachdem sie trotz Ginnys Protest Wein einschenkte.
„Ich werde in Rumänien um Asyl ansuchen.", verkündete Charlie, „Dann müssen wir nichts überstürzen."
„Nun ja, überstürzen? Alt genug wärt ihr doch mittlerweile. Ich meine schau dir Ginny an, sie ist erst 18. Sogar Fred und George haben schon geheiratet. Bill ist nun schon seit zwei Jahren verheiratet. Wann Percy geheiratet hat weiß ich nicht einmal mit Sicherheit und Ronnie…", damit begann sie nachdem ihre Stimme immer tränenerstickter wurde, zu heulen, „…ist tot."
Hermine sprang auf und rannte aus dem Esszimmer, hinaus in den Garten.
„Hermine.", rief Ginny, doch zu spät.
Sie eilte ihr hinterher, nachdem Mr Weasley ihr bedeutete zu gehen, da er sich um Molly kümmern würde. Er nahm seine Frau liebevoll in den Arm und seine Augen wurden selbst glasig.
„Mrs Weasley, wenn es ihnen so ein großes Anliegen ist, können wir die Hochzeit natürlich auf früher abhalten.", versuchte Bianca sie zu beruhigen, „Das können wir doch Schatz, oder?"
„Mum, siehst du, Bianca und mir ist es vollkommen ernst. Wir wollen uns nur nach Möglichkeit nicht diesem Gesetz beugen, das weißt du doch.", versuchte er sie zu beruhigen.
„Mrs Weasley, Charlie und ich haben uns sogar verlobt. Wir wollen uns nur einfach etwas Zeit lassen. Aber sie haben schon recht, warum warten.", redete sie ihr gut zu.
Mrs Weasley atmete tief durch und schaute sich um.
„Wo sind Ginny und… HERMINE?", erschrak sie, da sie ahnte was geschehen war.
„Hermine begann zu weinen und lief nach draußen, als du Ron erwähnt hast, Schatz.", sagte Mr Weasley vorsichtig.
„Ich wollte nicht…"
„Nein. Ich weiß.", streichelte er sanft ihren Rücken.
„Sie hat sich noch nicht verlobt, oder?", fragte sie nun Harry.
Er schüttelte den Kopf.
„Sie wird doch nicht… Sie kann doch nicht…", murmelte sie, „Askaban ist ein schrecklicher Ort.", schluchzte Mrs Weasley nun heftiger.
Während Voldemorts Tyrannei war Mrs Weasley in die Hände von Todessern gefallen und in Askaban gefangen gehalten worden. Molly hatte damals noch Glück im Unglück, da sie nicht erkannt wurde, sonst wäre sie vermutlich ermordet worden.
„Sie haben jetzt keine Dementoren mehr.", versuchte Harry sie etwas zu beruhigen.
„Das ändert nichts. Außerdem wer weiß wie lange es dauert, ehe sie die Dementoren zurückbeordern.", schauderte sie.
Ginny saß eine Weile schweigend neben Hermine.
„Hermine, es ist in Ordnung, wenn du dich zurückziehst und der Feier fernbleibst, wir würden es alle verstehen.", meinte Ginny schließlich.
„Nein, es geht schon wieder. Ich brauchte nur kurz frische Luft.", meinte sie.
Ginny legte ihr den Arm um die Schulter, und sie kehrten zurück in das Esszimmer.
Charlie berichtete von Rumänien und einem Transport von Drachen, den er und Bianca mit einer Gruppe von Freunden und Freundinnen durchführen würden.
„Ich glaube das war der einzige Grund, weshalb sie uns eine erneute Ausreise genehmigten. Wenn sie das nicht getan hätten, wäre es uns vermutlich nicht möglich gewesen zu kommen.", erklärte er.
Harry, Ginny und Hermine horchten gespannt auf, der Zeitpunkt des Transportes fiel mit dem Datum der Demonstration zusammen. Vielleicht wäre es Charlie ein weiteres Mal möglich ihnen zu helfen.
Als nächstes trafen Bill und Fleur ein, wenig später kamen Lupin und Tonks und mit der wohl größten Verspätung erschienen Fred, Angelina, George und Alicia.
Mrs Weasley war unheimlich aufgeregt, immerhin war es das erste Familienfest mit ihren beiden neuen Schwiegertöchtern. Die Hochzeit war so rasch abgehalten worden, dass die vier keine Feier veranstalteten. Mrs Weasley kritisierte das immer noch, da sie ausgesprochen erfreut über eine Doppelhochzeit gewesen wäre.
„Weißt du Arthur, ich dachte immer…", begann sie und stockte, sie sah Hermine dabei erschrocken an.
Hermine tat als hätte sie nichts davon gemerkt, aber sie wusste was Molly sagen wollte, sie hatte immer daran geglaubt, Harry und Ginny, und Ron und Hermine würden eine Doppelhochzeit feiern. Hermine tröstete sich mit dem Gedanken, dass Ron sich bestimmt geweigert hätte ein derartiges Fest zu veranstalten. Sie stellte sich vor, welche Diskussionen Molly wohl mit Ron geführt hätte und war erleichert, als das Quartett die Stimmung etwas erhellte.
„Wer hätte gedacht, dass mehr als die Hälfte der Quidditch Mannschaft mit der ich begonnen habe einmal heiraten würde?", schüttelte Harry den Kopf.
„Oh, kennst du schon die Neuigkeiten?", fragte Angelina begeistert.
„Nein. Ich denke nicht. Ihr seid doch nicht beide schwanger mit Zwillingen?"
Angelina und Alicia sahen sich verdutzt an.
„Na das wäre ja was.", meinte dann Alicia.
„Nein, Katie Bell heiratet Oliver Wood.", erklärte dann Angelina.
„Das ist nicht dein Ernst!", starrte Harry sie irritiert an.
„Sie haben sich auf so einer Wizlove Singleparty getroffen, eine Weile über das Gesetz gelästert und dann plötzlich sprühten die Funken.", berichtete Alicia detailliert.
„Aber es sind keine Kinder unterwegs?", schaltete sich dann Ginny in das Gespräch ein.
„Isch bin schwanger.", meinte Fleur plötzlich.
Überrascht wandten sie sich alle zu Fleur und Bill.
„Ja, wir bekommen ein Baby.", freute sich Bill und streichelte Fleur's Bauch und sie gaben sich ein paar Küsschen.
Ginny rollte mit den Augen.
„Versprich mir, dass du dich nie so lächerlich aufführen wirst, wenn ich schwanger bin.", flüsterte sie und beobachtete das verspielte Treiben ihres älteren Bruders mit dessen Frau.
„Das ist wundervoll.", meinte Mrs Weasley und ihr traten Tränen in die Augen.
Fehlt nur noch, dass sie ihn Ron taufen, falls es ein Junge ist, dachte Hermine, die solche Momente für gewöhnlich auch rührend fand und leerte ihr Weinglas.
„Hermine?", fragte Ginny, während sie das Glas füllte.
Hermine deutete ihr zu warten.
„Es wird ein Junge.", meinte Bill schließlich, „Wir haben uns gedacht…"
„Dass wir ihn Ron nennen werden, in Andenken an Bills tapferen Bruder.", beendete Fleur den Satz.
Mrs Weasley kamen Freudentränen, während Hermine ihr Glas wieder leerte.
„Deshalb, Ginny. Mit so etwas habe ich fast gerechnet.", flüsterte sie bitter.
„Es ist geschmacklos.", flüsterte Ginny aufgebracht.
„Eigentlich… nicht. Aber es wäre mir lieber gewesen ich hätte es erst in halben Jahr erfahren.", murmelte Hermine.
Während des Essens wurde geplaudert und auch gelacht. Nur Hermine konnte nichts erheitern. Zwar gab es durchaus freudige Ereignisse, aber momentan konnte sie das nicht an sich heranlassen. Stattdessen überlegte sie, dass dieses Treffen sehr vernetzend war: Es waren Mitglieder des Ordens des Phönix, von Dumbledors Armee und von der Londoner Gruppe anwesend. Vielleicht konnten sie sich später darüber austauschen. Generell wäre es Hermine wesentlich lieber gewesen, sie hätten über Politik diskutiert. Aber schon wenig später bereute sie diesen Wunsch.
„'Ermine, wie steht es denn um deine 'Ochzeit? Wer isch denn der Glückliche?" fragte Fleur. A/N: Ich bin leider etwas unbegabt was Fleurs Dialekt betrifft.
Hermine fiel vor Schreck die Gabel aus der Hand.
„Ich werde nicht… ich weiß nicht.", murmelte sie und wünschte sich Fleur würde sich sofort in Luft auflösen.
„Minerva ist deshalb besorgt.", meinte Tonks leise.
„Wir werden schon jemanden finden, nicht wahr Arthur?", wandte sich Molly an ihm.
War das ein Scherz? Rons Mutter wollte allen Ernstes versuchen einen Ehemann für sie zu finden. Sie hoffte inständig, dass sie von einer Scheinehe sprach.
„Ich habe kein Problem damit nach Askaban zu gehen.", meinte Hermine plötzlich.
„Was?", riefen Ginny und Harry gleichzeitig.
„Hermine, das kann nicht dein Ernst sein!", schüttelte Molly aufgebracht den Kopf.
Dann wandte sie sich an Arthur.
„Ich habe schon befürchtet, dass das passieren würde. Ich meine nachdem Ron…", sie stockte und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
„Vielleicht haben sie das dumme Gesetz bis dahin ja abgeschafft.", versuchte Harry die Situation zu retten.
„Revolutionen können dauern.", meinte Lupin realistisch.
„KÖNNEN WIR BITTE ÜBER ETWAS ANDERS SPRECHEN!", wurde Hermine etwas lauter.
Alle verfielen in ein Schweigen, das einige Minuten andauerte. Es war Hermine äußerst unangenehm.
„Es tut mir leid. Ich wollte die Stimmung nicht zerstören.", meinte Hermine dann kleinlaut.
Molly schüttelte verständnisvoll den Kopf.
„Es ist schon in Ordnung. Es gibt im Moment nicht viele Gründe zu feiern. Außer dem Baby versteht sich.", lächelte sie schließlich.
„Ich denke Ron würde sich geehrt fühlen.", meinte dann Hermine zu Fleur und Bill, hauptsächlich um ihr Gewissen zu beruhigen, schließlich gab es keinen Grund zornig auf Fleur zu sein.
Nach dem Abendessen verstreuten sich die Gäste im Haus. Harry, Ginny und Hermine waren froh, da sie so mit Fred, George, Angelina und Alicia sprechen konnten.
„Wesen tut was wesen kann.", grinste Fred, als Harry die Gruppe in London von der er, wie er meinte, gehört hatte, lobte.
Die vier hatten vor zur Demonstration zu gehen. Harry, Ginny und Hermine behaupteten dasselbe, obwohl es wahrscheinlicher war, dass sie zur selben Zeit einer ganz anderen Beschäftigung nachgingen. Es war seltsam derartige Geheimnisse vor Menschen zu haben, mit denen wesen Seite an Seite gekämpft hatte. Aber auch die ehemaligen Ordensmitglieder, die bestimmt noch aktiv waren, verhielten sich ähnlich. Sie sprachen alle nur allgemein darüber, dass die Situation schrecklich war und eine Veränderung anstand. Aber niemand sprach den Widerstand wirklich direkt an.
„Eine derartige Regierung kann sich doch einfach nicht lange halten.", schüttelte Bill den Kopf.
„Nun sie tun was sie können, um der Masse zu suggerieren, dass es unsere Pflicht ist unser Leben dem Ministerium zu widmen.", führte Lupin näher aus, „Und bedenklicherweise glaubt die Mehrzahl der Menschen nach wie vor dem Tagespropheten."
„Aber wie können sie nur dermaßen verblendet sein?", warf Hermine ein, „Der Tagesprophet hat schon so oft gelogen und der Großteil der Bevölkerung ist von dem neuen Gesetz betroffen. Wie kann ein ganzes Volk ein derartig barbarisches und mittelalterliches Gesetz einfach so hinnehmen?"
„Nun, sie geben vor, alle wären dem Ministerium verpflichtet, nachdem Voldemort besiegt ist und sie nun ja angeblich ein besseres Leben hätten.", meinte Mr Weasley, „Sie reden der Bevölkerung ein sie würde in ihrer Schuld stehen."
„Das ist doch blanker Unsinn. Es war Harry der Voldemort besiegt hat. Der Orden des Phönix und Dumbledors Armee, die seine Schreckensherrschaft beendet haben.", war Ginny aufgebracht.
„Nun, aber Scrimgeour war nicht tatenlos. Er hat eine Armee aufgebaut, um Voldemort zu trotzen.", meinte Lupin.
„Aber Scrimgeour ist tot und der neue Minister verwendet diese Armee, um seine eigene Position zu legitimieren und zu schützen.", brachte sich Harry wieder in die Diskussion ein.
„Und damit bringst du es exakt auf den Punkt.", erklärte Lupin, „Mittels Propaganda und Einsatz der Medien, sowie einer starken militärischen Macht, sichert sich der Minister seinen Posten und hält das Volk unter Kontrolle."
„Plus das Gefühl einer Mehrheit in der Schuld des Ministeriums zu stehen und die allgemein vorherrschende Unreflektiertheit gibt ihm das sehr viel Macht. Zu viel.", setzte Hermine fort, „Also müsste es uns gelingen das Bewusstsein der Masse zu verändern."
„Das Problem das ich dabei sehe ist, dass die meisten es sich gerne einfach machen. Solange ihre Situation nicht unerträglich ist und sie ein einigermaßen angenehmen leben haben, sehen sie keine Notwendigkeit darin aktiv zu werden. Das würde Anstrengung bedeuten, die die meisten nicht einfach so auf sich nehmen wollen.", zeigte Lupin diese Tatsache auf.
„Aber was sollen wir dann tun, wir können ja nicht einfach alle auswandern und jene die sich selbst nicht helfen können ihrem Schicksal überlassen!", schüttelte Hermine den Kopf.
„Siehst du und das ist ein springender Punkt, das unterscheidet dich und uns alle von den meisten. Wir haben es uns zu einem Ideal gemacht die Ungerechtigkeiten der Welt zu bekämpfen, wann immer wir sie sehen. Egal ob es uns etwas angeht oder nicht. Andere würden uns das vielleicht zum Vorwurf machen und erklären, wir wären selbst schuld, wenn wir unser eigenes Leben der Erfüllung eines höheren Ideals unterstellen. Die Sache ist die: Andere würden einfach gehen und den Rest seinem eigenen Schicksal überlassen, aber wir haben es zu unserer ethischen Grundlage auserkoren anderen zu helfen – ob sie es wollen oder nicht – wenn wir es für nötig halten, sei es auf Kosten unseres eigenen Lebens.", philosophierte Lupin, „Aber wie gesagt, während wir es für den einzig richtigen Weg zu handeln erachten mögen, würden andere nur meinen, wir wären töricht. Manche mögen vielleicht sogar meinen es wäre auch nur reiner Egoismus: Wir würden nur so handeln, weil wir uns sonst morgen nicht mehr in den Spiegel sehen könnten."
Es folgte eine kurze Stille.
„Nun, wir sind alle Narren, aber wir haben es uns zumindest selbst ausgesucht.", lächelte Mr Weasley und hob dann sein Glas, „Auf den Widerstand, ob die Welt ihn nun braucht oder nicht."
Hermine schöpfte wieder etwas Kraft aus dem Gespräch. Sie war sich zwar nicht sicher, ob Lupin Recht hatte, und sie das was sie tat, deshalb tat, weil sie sich sonst elender fühlen würde und sich selbst nicht mehr ansehen könnte, aber sie wusste, dass es genügend Menschen gab, die auf den Widerstand bauten. Kam es nur darauf an, was das Ziel war, und nicht welche Motive sie dazu trieben, solange sie nur gerechtfertigte Mittel verwendete?
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Obwohl es letztendlich schön gewesen war bekannte Gesichter zu sehen, war Hermine froh, als am nächsten Morgen die letzten Gäste aufbrachen, und Harry, Ginny und sie alleine zurückblieben.
„Wisst ihr, nach den Sommerferien sollte ich mir vielleicht eine Wohnung suchen.", meinte Hermine als sie gemütlich im Wohnzimmer saßen.
Damit legte Hermine ihr Buch aus der Hand, während Ginny – mit dem Kopf auf Harrys Schoß – den neuesten Quibbler beiseite legte, aus dem sie Harry immer wieder ein paar Artikel vorgelesen hatte. Sie sahen sie erschrocken an.
„Ich meine, ich kann ja nicht immer hier bei euch wohnen bleiben. Dieses Jahr werde ich mit der Schule fertig und dann muss ich mir wohl eine Arbeit suchen. Dann brauche ich eine Wohnung."
Ginny und Harry nickten, sie wussten, dass Hermine sich so offenbar eine Art Zukunft schaffen wollte, zumindest in Gedanken, weitab von der Gesetzgebung.
„Aber du bist immer willkommen. Das Haus ist groß genug für uns alle.", meinte Ginny, „Vor allem habe ich noch ein Schuljahr vor mir."
„Ich nehme an Harry wird dann in Hogwarts bleiben.", meinte Hermine.
„Wenn sie das Gesetz auf bereits verheiratete Paare ausdehnen. Sonst wird Harry mit der Aurorenausbildung beginnen.", meinte Ginny.
Sie gingen wieder ihrer Beschäftigung nach ehe Harry die Stille erneut durchbrach.
„Morgen treffen wir uns mit Neville, Zacharias und Luna. Sie haben mir gestern eine Nachricht zukommen lassen.", erklärte Harry plötzlich, „Nachdem immer mehr durchsickert, dass der Schauprozess zeitgleich mit der Demonstration beginnen soll, werden wir einiges zu besprechen haben."
„Das haben sie sich ja schlau ausgedacht, so können sie die Demonstranten und Demonstrantinnen trennen. Nachdem die Demonstration in der Winkelgasse stattfindet und der Prozess im Ministerium kann das noch sehr interessant werden.", überlegte Hermine.
„Sie lassen sicher keine Demonstration über dem Ministerium zu.", meinte Ginny, „Die Muggel könnten das sonst mitbekommen."
Harry und Hermine nickten zustimmend.
