Unerwartete Unruhestifter/innen

„Nun Pansy, habe ich dir zuviel versprochen?", fragte Draco, der vermummt neben ihr herging, „Gleich wird unser Block mit der Demonstration zusammentreffen und wir werden allen zeigen, was es bedeutet, wenn wesen sich mit Reinblütern und Reinblüterinnen anlegt."

Pansy nickte, sie hatte Angst, aber sie würde es Draco auf keinen Fall sagen. Sie gingen voran, während ihnen ein ganzer Schwarm Slytherins folgte. Viele von ihnen waren die Verbliebenen von ehemaligen Todessern und Todesserinnen, die gleich die ganze Verwandtschaft zu diesem Anlass mitgebracht hatten.

„Ich habe nie an dir gezweifelt.", seufzte Pansy und versuchte dabei so zu wirken wie immer.

„Nach dieser Aktion werden sie sich noch einmal gut überlegen, ob sie weiterhin versuchen uns zu unterdrücken.", meinte Draco selbstherrlich.

Dann drehte er sich um zu den anderen.

„Ihr könnt anfangen, Leute."

Auf seinen Befehl hin begann die Gruppe Fensterscheiben zu zertrümmern oder mit Hilfe von Flüchen Häuser in Flammen zu setzten. Gleichzeitig begannen sie ihre Parolen zu rufen.

Die Demonstration war nicht weit entfernt von diesen Ereignissen.

Über 1000 Demonstrantinnen und Demonstranten zogen durch die Winkelgasse. Sie waren mittlerweile schon über eine Stunde unterwegs. Nach einer Ansprache war der Pink-Silver Block fröhlich voran gezogen und die Gruppe von Demonstranten und Demonstrantinnen folgte ihnen. Die Demonstration war friedlich aber selbst laut, sie riefen laut ihre Parolen, benutzten Trillerpfeifen und stimmten Lieder an.

In den Himmel hatten sie magische Transparente gezaubert, die über dem Demonstrationszug schwebten. Der Pink-Silver Block tanzte ausgelassen und einige machten sogar magische Seifenblasen. Abwechselnd gab es immer wieder politische Durchsagen zum Gesetzeserlass oder eine Performance von der Radical Cheerleading Gruppe des Pink-Silver Blocks, dem auch Padma, Morag und Lisa angehörten.

„Aber wir werden uns nicht von einem derartigen Gesetz in unserer persönlichen Freiheit einschränken lassen. Das Gesetz basiert auf verfälschten wissenschaftlichen und sozialen Studien. Durch Zwang werden wir unsere Vorurteile nicht überwinden können. Erlass 35 erreicht das Gegenteil von dem was er beabsichtigt: Er fördert die Differenzen, da der Zwang zu heiraten die Abneigung unter den Betroffenen nur fördert.", ertönte es gerade laut über die gesamte Demonstration, als sich plötzlich die Aufmerksamkeit aller auf eine Seitengasse konzentrierte. Über die Nokturngasse strömte eine Gruppe auf sie zu die offensichtlich randalierte. Es war durch ihre Parolen schnell zu erkennen, um was für eine Gruppe es sich handelte. Auch die Exekutive des Ministeriums brauchte dafür nicht lange. Noch ehe sich die Gruppe gänzlich dem Demonstrationszug angeschlossen hatte, griffen die Exekutivbeamten und Beamtinnen plötzlich ein.

Padma war kurz unaufmerksam, da sie die Randalierenden beobachtete, ehe sie sich versah wurde sie von einem Beamten gepackt, bei dem sie schon die ganze Zeit über das Gefühl hatte, er würde sie beobachten. Sie hatte mit Morag schon vor einer Weile kurz darüber gesprochen.

„Rosa Wolke!", schrie Morag laut den Namen ihre Bezugsgruppe und versuchte Padma zu erwischen, doch es war zu spät, ehe die Beamten auch sie schnappen konnten, griff Lisa nach Morag und sie bildeten zusammen mit Dean und dem restlichen Pink-Silver Block eine Kette. Die Beamtin die Morag festhielt konnte sie nicht länger halten, als die Kette sie zurück in den Demonstrationszug zog. Padma versuchte sich unterdessen von dem Exekutivbeamten loszumachen, doch sie hatte keinen Erfolg.

„PADMA PATIL! PADMA PATIL!", schrie Padma so laut sie nur konnte, ehe der Beamte sie mit einem wortlosen Zauber behexte, bei dem es sich ganz offensichtlich um Crucio handelte.

Morag sah nur noch, wie sie sich unter Schmerzen am Boden wandte und schrie und der Beamte sie abführte. Er schleppte Padma, die leblos in seinen Armen hing, hinter eine Gruppe der Exekutive. Blut strömte über ihr Gesicht und vermischte sich in ihrem Mund mit Tränen.

Ein Geschrei machte sich in der Menge breit und ein paar Hexen und Zauberer versuchten offenbar zu flüchten. Die meisten von ihnen wurden von der Exekutive eingekesselt.

Ernie, Hannah, Justin, Lara Moon und die Creevey Brüder bildeten eine Kette. Plötzlich schrie Lara auf und stürzte. Ein Exekutivbeamter hatte sie aus der Ferne behext. Ohne nachzudenken schob Ernie Colin zu ihr, Colin half ihr auf und Ernie bildete mit den anderen eine Kette um Lara und Colin.

„Kann sie laufen, Schokotorte?", fragte Ernie in den Kreis, während er seinen Zauberstab zog, ohne dabei den Griff zu lockern, der ihn mit den anderen verband.

„Es ist so eng, dass ihr uns beinahe tragt.", erklärte Colin, dessen Kopf gegen Ernies Schulter gepresst war.

„Wir müssen es nur aus den Bereich schaffen in dem wir nicht apparieren können.", meinte Justin.

Die Exekutive begann aus einer größeren Entfernung Flüche auf sie loszulassen, aber es gelang ihnen sie so gut wie möglich abzuwehren. Ein paar abgeschwächte Treffer mussten sie immer wieder einstecken, da sie sich aufgrund der Formation in der sie sich bewegten nur langsam vorwärts bewegen konnten.

„BILDET KETTEN!", schrie Hannah allen im Umkreis zu, „BILDET KETTEN!"

Sie hatte mit ihrem Aufruf zumindest bedingt Erfolg. Die Exekutive ging allerdings sehr hart vor. Immer wieder stürzten Leute, leider zu weit weg, um eingreifen zu können. Das panische Geschrei von Verletzten kam von allen Richtungen.

Während sie sich bewegten, sah Justin wie ein Demonstrant aus der Menge gezerrt wurde.

„SAG DEINEN NAMEN!", rief er ihm so laut er konnte zu.

Der Demonstrant zögerte, ein Fluch des Beamten, der ihn mit einer Hand festhielt, traf ihn.

Der Beamte konnte ihn nicht länger halten und der Demonstrant stürzte, vom Fluch verletzt, zu Boden wo er mit dem Kopf aufschlug.

„MACH SCHON!", versuchte Justin es weiter, obwohl der Demonstrant am Boden lag.

„MALFOY! DRACO MALFOY!", schrie er mit schmerzverzerrter Stimme und hob dabei noch einmal kurz den Kopf, ehe ihn die Beamten gänzlich aus der Menge schleiften.

Eine Massenpanik drohte auszubrechen, auf der einen Seite behinderte sie die Gruppe am vorankommen, auf der anderen konnten sie der Exekutive leichter entgehen. Sie beobachteten wie bereits überwältigte Demonstranten und Demonstrantinnen weiter behext wurden. Ein Mädchen lief in ihre Richtung, immer wieder trafen Flüche sie und sie fiel zu Boden. Aus der Entfernung wurde sie weiter behext.

„Nehmt sie in den Kreis! Los!", befahl Ernie den anderen.

Hannah und er öffneten kurz die Kette und Colin zog sie nach innen. Da sie nur zu viert einen Kreis bildeten mussten sie um einiges lockerer lassen.

„Verdammt die Kette reißt!", schrie Hannah.

„Kannst du laufen?", fragte Colin das Mädchen.

Sie nickte, obwohl sie nicht gut aussah. Ihre Kleidung war blutverschmiert. Colin wies Lara an sich an seinen Schultern zu stützen und trat in den Kreis hinaus. Zu fünft war es ihnen wieder möglich den Kreis enger zu machen.

„Lange kann ich sie nicht mehr abwehren.", ringte Ernie nach Luft, als wieder Flüche auf sie trafen.

„Wir haben nur noch ein paar Meter.", versuchte Justin ihn aufzubauen.

„Dort vorne hinter der Böschung.", meinte Dennis keuchend.

Die Beamten und Beamtinnen kamen immer näher.

„Du trägst deine Freundin, wies Ernie Colin an, und du das Mädchen nickte er Justin zu. Und jetzt lasst los und rennt so schnell ihr könnt.", schrie Ernie und warf Hannah einen vielsagenden Blick zu.

Hannah und Ernie ließen sie los und wehrten die Flüche ab, die nun von allen Seiten kamen. Eine ganze Gruppe von Beamten und Beamtinnen war mittlerweile auf sie aufmerksam geworden und rannte auf sie zu.

Hannah wandte sich kurz um und sah, dass die anderen in Sicherheit waren. Ernie konnte gerade noch einen Fluch abwehren der sie beinahe getroffen hätte. Dafür wurde er selbst getroffen.

„LAUF!", schrie er und Hannah lief los während sie sich immer umwandte, um Ernie etwas Deckung zu geben, aber sein Bein war getroffen, und er konnte nicht mehr aufstehen.

„ERNIE MACMILLIAN! ERNIE MACMILLIAN!", schrie er so laut er konnte.

Außer Hannah hörten ihn noch ein paar andere Demonstranten und Demonstrantinnen. Hannah hatte die Böschung fast erreicht, als ein Fluch sie traf und sie von einem Beamten zurückgeschleift wurde.

„HANNAH MACMILLIAN! HANNAH MACMILLIAN!", schrie sie, ehe die Schmerzen, die die Flüche, welche die Beamten und Beamtinnen immer noch auf sie anwandten ihr die Kraft dazu nahmen.

An ihrem Treffpunkt angelangt, schauderte Justin. Er hoffte inständig, dass Hannah und Ernie es noch schaffen würden, aber es war schon zuviel Zeit vergangen. Er machte sich Vorwürfe, warum er nicht geblieben war. Dennis hätte das Mädchen tragen können, und zu dritt hätten sie es vielleicht eher geschafft. Aber er musste zugeben, dass das ungewiss war und er auch keine Zeit gehabt hatte um nachzudenken. Außerdem brauchten sie Leute die frei waren.

Sie hatten auch vereinbart an diesem Treffpunkt auf Morag, Padma und Lisa zu treffen. Als Morag und Lisa, sowie einige vom Pink-Silver Block apparierten, sprang ihm sofort ins Auge, dass Padma fehlte.

„Sie haben Padma!", war Morag außer sich.

„Ernie und Hannah auch, wie es aussieht.", meinte Justin.

Sie nahmen eilig die Vermummung und die Kostüme ab, und ließen sie verschwinden.

„Rechtshilfehauself!", rief Justin verzweifelt, er fühlte sich mit der Situation überfordert.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Elf erschien.

„Sie haben mich gerufen."

Morag und Lisa schilderten zunächst die Verhaftung von Padma, ehe Justin detaillgetreu schilderte wie zunächst Lara getroffen wurde und sie dann die Verhaftung von Draco Malfoy beobachtet hatten.

„Sie haben Draco!", schrie das verletzte Mädchen, das nun endlich ihre Maske abnahm hysterisch, es war Pansy Parkinson.

Justin ließ sich nicht unterbrechen, ehe Pansy ihre Antwort bekam schilderte er wie die Exekutive verletzte Demonstranten und Demonstrantinnen behexte und schließlich, dass Ernie und Hannah zurückgeblieben waren. Der Hauself gab ihnen den Bericht zu lesen, den er bezüglich der beiden verfasst hatte. Demonstranten und Demonstrantinnen, die ihre Verhaftung beobachtet hatten, hatten sie bereits zu Protokoll gegeben. Sie schauderten, als sie den Bericht lasen.

„Werde gerufen.", meinte der Hauself, als Justin gerade weitere Fragen stellen wollte, und apparierte.

Cho und Michael hatten alle Hände voll zu tun, als sich Justin über das Flohnetzwerk meldete.

„Seit ihr alle heil raus gekommen?", fragte Cho hoffnungsvoll, sie war erleichtert endlich jemanden von der Gruppe zu sprechen.

„Nein. Sie haben Padma, Ernie, Hannah und Draco Malfoy.", erklärte er.

„Uns wurden mittlerweile über hundert Verhaftungen gemeldet.", meinte Cho getroffen.

„Das war keine Demonstration. Das war Krieg.", meinte Justin, „Wir bleiben noch, wir werden morgen eine Solidaritätsdemonstration organisieren, wenn sie bis dahin nicht frei sind. Wir begeben uns jetzt ins Hauptquartier der Demo-Organisation. Wir geben dort unsere Gedächtnisprotokolle ab und besprechen alles Weitere. Sie wären euch dankbar, wenn ihr die Rechtshilfe solange offen haltet wie es notwendig ist. Ihr habt doch Ablöse?"

„Ja.", log Michael und dachte nun an Luna und Zacharias, von denen sie auch noch keine Nachricht bekommen hatten.

„Gut, wir melden uns wieder.", verabschiedete sich Justin.

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A/N: Das nächste Kapitel spielt sich zeitgleich mit diesem ab.

Als Padma ihren Namen schrie wurde mir eiskalt und mir kamen die Tränen. Bei Ernie und Hannah war es das gleiche. Vielleicht ist es nicht nachzuvollziehen, aber dieses Kapitel hat viel Kraft abverlangt. Es fiel mir sogar schwer es mehrmals Korrektur zu lesen.

Allen die nicht nachvollziehen können, wieso ich das Kapitel so schlimm fand, kann ich nur sagen, was Zacharias dazu wohl sagen würde: „Lass die Zauberstäbe weg und gib ihnen Schlagstöcke. Die Muggelwelt und die magische Welt unterscheiden sich in ihren Details, aber die Handlung spielt sich im gleichen Rahmen ab."