Am silbernen Tablett serviert
Speziell für den Schauprozess wurde ein alternativer Zugang zum Ministerium geöffnet. Es handelte sich um ein altes, verlassenes Muggelkino. Es war speziell für diesen Anlass saniert wurden. Muggel die nachfragten bekamen zu hören, dass heute nur für VIPs geöffnet wurde – geschlossene Gesellschaft. Hermine war mit Harry unterwegs. Zacharias mit Luna.
Sie stellten sich in der Schlange an und warteten bis sie zur Kontrolle gerufen wurden. Mundungus hatte ihnen versichert, dass die Zauberstäbe bei keiner Kontrolle auffallen würden. Ein schrecklicher Gedanke beschlich Hermine: Was wenn es einfach nur Holzstäbe wären. Vielleicht Essstäbchen? Aber dann rief sie sich in Erinnerung, dass sie den Stab getestet hatte. Es wäre also viel gefährlicher, wenn sie funktionierten und entdeckt werden würden.
„Dolores! Ich dachte mir schon, dass sie sich den Prozess nicht entgehen lassen würden. Aber ich nahm an sie kämen über den anderen Eingang."
„Ich wollte mir selbst ein Bild von dem Andrang machen.", sagte Hermine in der höchsten Tonlage die sie zustande brachte.
„Sie klingen erkältet.", meinte der Sicherheitsbeamte.
„Nicht der Rede wert.", tat sie ab und eilte weiter.
„Dolores! Sie haben ihren Zauberstab doch schon vorher registrieren lassen, sie müssen nicht mehr zum Schalter.", wies er sie freundlich darauf hin.
Hermine nickte.
Harry, Luna und Zacharias erging es ähnlich, allerdings nannten sie dem Sicherheitsbeamten nur ihren Namen und stellten fest, dass sie die Zauberstäbe schon am Vormittag registriert hatten. Er nickte und schickte sie alle ohne Probleme weiter.
Das größte Problem war es, den Doppelgängern und Doppelgängerinnen bis auf weiteres aus dem Weg zu gehen und nicht bei bekannten Gesichtern Misstrauen zu wecken. So wurde Harry, der den Sicherheitsbeauftragten Miller, den er heute getroffen hatte, spielte, öfters aufgehalten und er erklärte immer wieder, dass er in Eile wäre. Ihre erste Aufgabe war es Umbridge und Miller zu finden und außer Gefecht zu setzen. Die Leute die von Luna und Zacharias gespielt wurden, würden heute laut Lavender und Seamus nicht kommen. Hermine hatte Mundungus offenbar unrecht getan, niemand war auf ihre Zauberstäbe aufmerksam geworden.
„Immer in rosa.", strahlte eine ältere Hexe Hermine an und gab ihr links und rechts ein Küsschen, „Ich bin überrascht dich hier zu sehen. Ludwiga meinte du wärst bereits nach unten gegangen."
„Ich bin auf den Weg dorthin.", meinte sie und drängte sich an ihr vorbei.
„Wir sehen uns dann unten, ja?", rief ihr die Hexe nach.
Hermine war sich nicht sicher, ob es ein guter Plan war, Umbridge zu spielen, auch wenn sie es zugegeben genoss. Laut Lavender hatte sie eine tragende Rolle in diesem Schauprozess.
Als sie mit dem Lift nach unten fuhr, betete sie, dass sie Umbridge nicht begegnen würde. Sie hatte Glück. Wie vereinbart traf sie Lavender in der Toilette. Sie gab ihr detaillierte Auskunft über den Ablauf und ihre Rolle und wies sie an in der Toilette zu warten, da Umbridge zuvor erwähnt hatte, dass sie auf dem Weg hierher wäre.
Tatsächlich traf sie wenig später ein. Hermine belegte sie zuerst mit einem Zauber, der sie zum Schweigen brachte, ehe sie sie mit einem weiteren Zauber unbeweglich machte. Sie schleppte sie in eine Toilette und verhängte den Desillusionszauber über sie, ehe sie die Toilette verschloss und ein „Außer Betrieb" – Schild nahm, das praktischerweise über einem Wasserspender angebracht war.
„Wie nett, sie machen es mir einfach.", dachte sie erfreut.
Nun mussten sie also nur noch Miller außer Gefecht setzen müssten. Da er für die Sicherheit von Lavender und Seamus zuständig war, hatten sie einen gewissen Vorteil.
Als Hermine aus der Toilette kam, nickte ihr der Sicherheitsbeauftragte verschwörerisch zu. Sie ging zu ihm, da sie zunächst glaubte es wäre Harry.
„Dolores, nicht. Die Leute werden noch aufmerksam auf uns.", meinte er finster.
Als sie neben ihm stehen blieb gab er ihr im Flüsterton die Neuigkeiten weiter.
„Sie hatten Recht, Potter, seine Frau, diese Granger und drei andere sind aufgetaucht. Sie haben sich selbst am silbernen Tablett serviert.", machte er sich lustig, „Ich nehme an sie planen etwas wie sie gesagt haben. Ich habe Ms Brown und Mr Finnigan im Auge behalten, sie hatten keinerlei Kontakt zu ihnen, aber ich glaube ihr Misstrauen ist durchaus berechtigt."
Sie nickte.
„Ich denke wenn es zur Eskalation kommen sollte, können wir Potter und sein Gesindel erledigen. Sie sind schneller in Askaban, als ihnen lieb ist."
Sie nickte wieder und entfernte sich. Die Realität brach über sie herein und nun plagte sie ihr schlechtes Gewissen. Wie konnte sie auch nur so dumm sein und sechs Unbeteiligte in diesen Saal setzen, nur damit sie ein gutes Alibi hatten. Sie hätte damit rechnen müssen, dass eine Eskalation eine Gefahr für sie bedeutete.
Sie schnappte nach Luft, und sah wie der Sicherheitsbeauftragte in der Herrentoilette verschwand. Einige Zeit später kam er wieder und ging auf sie zu.
„Ich dachte wir sollten Abstand wahren.", meinte sie mit hoher Stimme.
„Was ist heute für ein Tag?", fragte Harry.
„Nichtgeburtstag.", grinste Hermine ihn an.
„Die Frage ist zwar unverfänglich, aber was wenn sie wirklich jemand stellt.", überlegte Harry dann.
„Der ganze Plan hat sich als Katastrophe herausgestellt. Ich habe mit dem Sicherheitstypen gesprochen, bevor du ihn überwältigt hast, sie wollen, wie er es ausdrückte Potter und sein Gesindel nach Askaban schaffen, wenn es zur Eskalation kommt.", meinte Hermine nervös.
„Wir ändern den Plan.", meinte er, „Ich bleibe hier und verhindere das."
„Alleine?", fragte sie aufgebracht, „Ich bleibe auch, immerhin war es meine fehlende Weitsicht die uns jetzt diesen Albtraum beschert."
Harry nickte und sie suchten nach Luna und Zacharias um ihnen die Änderungen mitzuteilen.
Sie taten im Abseits so als würden sie eine angeregte Unterhaltung führen.
„Wir müssen ihnen bescheid geben, sie könnten noch rechtzeitig verschwinden. Dann fällt der Verdacht zwar unter Garantie auf uns, aber es wäre am fairsten.", gab Zacharias zu bedenken.
„Nein, ich habe eine ganz andere Idee. Du und ich bleiben hier. Wir setzen sie so hin, dass wir sie schützen können und bringen sie im Notfall raus.", meinte Luna.
„Es ist selbstsüchtig und unverantwortlich.", meinte Zacharias.
„Aber zu spät. Es ist ein Plan im Gange und ich bezweifle, dass sie unsere Doppelgänger und Doppelgängerinnen hier einfach so raus lassen. Wenn sie jetzt gehen fliegen sie sicher auf.", meinte Luna.
„Und was schlägst du dann vor?"
„Sie werden den Saal räumen, wenn die Situation eskaliert. Wir könnten in der allgemeinen Panik Rollen tauschen.", meinte Harry.
„Wie stellst du dir das vor? Der Trank wirkt an die fünf Stunden und ich kann mir nicht generell nicht vorstellen wie wir das bewerkstelligen sollten.", meinte Zacharias.
„Du hast Recht, es ist eine Katastrophe. Das einzige was wir tun könnten ist sie bei der Flucht mitzunehmen. Wir sind dann zwar geliefert, aber…"
Hermine unterbrach sie.
„Es gibt noch eine Möglichkeit, aber gefällt mir gar nicht.", meinte sie.
Alle starrten sie an.
„Wir spielen Todesser und Todesserinnen. Wir nehmen alle sechs als Geisel und zusätzlich noch mindestens zwei vom Ministerium, die später bestätigen können, dass wir nicht mit denen zusammen gearbeitet haben.", erklärte Hermine.
„Das sind zu viele Geisel. Es ist viel zu auffällig.", schüttelte Zacharias den Kopf.
„Es ist ausweglos und wir haben keine 10 Minuten mehr bis wir unsere Entscheidung getroffen haben sollten. Es war die dümmste Idee die ich in meinem ganzen Leben hatte, aber wir müssen versuchen das Beste für alle anderen Beteiligten daraus zu machen.", erklärte Hermine verzweifelt, da sie ihr schlechtes Gewissen den anderen gegenüber plagte.
„Ich habe eine ganz einfache Lösung.", erklärte Harry, „Wir lassen keine Eskalation zu, weil wir den Minister als Geisel nehmen werden."
„Das ist Wahnsinn! Sie haben dich bevor du überhaupt den Zauberstab heben kannst.", meinte Zacharias ungläubig.
„Wir wussten, dass wir Askaban riskieren, aber unsere Doppelten-Lottchen hatten keinen blassen Schimmer. Vielleicht sollten wir in Erwägung ziehen, den Plan abzublasen.", überlegte Harry weiter.
„Vielleicht waren aber auch nur Umbridge und der Sicherheitsbeamte in den Plan eingeweiht, habt ihr daran schon gedacht?", fragte Zacharias.
„Wir können schlecht hingehen und fragen, ohne dass wir den Verdacht auf uns lenken.", meinte Harry.
„Aber wir müssen uns jetzt trotzdem schnell für einen Plan entscheiden.", verlor auch Zacharias mittlerweile die Geduld.
„Ihr beide bleibt hier, Dolores und ich schnappen den Minister.", meinte Harry bestimmt.
„Nein, ich bin vollkommen dagegen. Seht einfach zu, dass ihr und die drei Gefangenen raus kommt. Wir beide werden es schon schaffen die anderen und uns vor Askaban zu bewahren.", meinte Zacharias überzeugt, „Und vergesst nicht, dass ihr Lavender oder Seamus mitnehmen müsst, sonst fliegt deren Tarnung auf. Sie brauchen am Ende die Anstecker wieder."
Harry und Hermine nickten, sie mussten es einfach versuchen, auch wenn sie wussten, dass sie diesmal zu Methoden gegriffen hatten, die sie vor sich selbst nicht rechtfertigen konnten.
Der Saal füllte sich, Hermine hatte am für Umbridge vorgesehen Stuhl Platz genommen. Sie saß nahe bei Seamus und Lavender, deren Plätze direkt neben dem Eingang durch den die Gefangenen kommen würden, waren. Das war ihr Glück. Harry stand neben Lavender und Seamus. Sie warf einen Blick durch den Saal. Luna und Zacharias hatten sich ganz in die Nähe ihrer Doppelgänger und Doppelgängerinnen gesetzt.
Der Minister begrüßte die Anwesenden zum Prozess und kündigte die Ankunft der Gefangenen an.
Bullstrode, Goyle und Crabbe wurden hereingeführt, gefolgt von Sicherheitsleuten. Sie standen gerade direkt vor Harry, als die andere Tür sich ein weiteres Mal öffnete.
„Minister! Schrie eine aufgebrachte Hexe! Die Demonstration ist eskaliert. Alle Aufmerksamkeit galt ihr, Harry öffnete ohne darüber nachzudenken die verborgene Tür, behexte einen Wärter und stieß die drei Gefangenen in den Gang, während Hermine aufsprang und in der allgemeinen Verwirrung die anderen Sicherheitsleute außer Gefecht setzte, während sie nach vorne eilte. Sie packte Lavender und sprang mit ihr in den Gang, ehe Harry ihn schloss.
„LAUFT! LAUFT SO SCHNELL IHR KÖNNT!", brüllte er und die Gefangenen sowie Hermine setzten sie ohne darüber nachzudenken in Bewegung.
„Das war viel zu einfach.", schüttelte Hermine ungläubig den Kopf.
„Wenn wir den Gang verlassen haben, können wir apparieren. Jeder von euch wird sich an einem oder einer von uns festhalten, wir assistieren euch.", wies er die drei Gefangenen an.
„Ms Umbridge?", fragte Millicent verwirrt.
„Nein.", meinte Hermine.
„Wer sind sie dann?", fragte Millicent.
„Leute die es gut mit euch meinen.", fasste sich Hermine kurz.
Die Situation im Saal eskalierte nicht. Noch nicht einmal alle Leute hatten begriffen, was gerade vorgefallen war.
„Das ist NICHT möglich.", fluchte der Minister, „Das ist NICHT möglich! Sofort zu den Ausgängen dieses Ganges. SOFORT!"
Die anderen empfingen sie am Ende des Ganges. Sie öffneten die Tür.
„Da drüben müssten sie sein.", schrieen Stimmen, „In diesem Gebüsch."
Harry und Ginny gaben Lavender unauffällig die beiden Anstecknadeln. Sie apparierten einen Moment später und befanden sich an einer Küste.
Charlie grinste sie an.
„Bianca und die anderen waren so freundlich mich hier abzusetzen. So fällt kein Verdacht auf uns.", erklärte er.
Harry und Hermine wiesen Millicent, Crabbe und Goyle an zu ihm zu gehen.
„Anhalten. Es geht ab nach Rumänien.", erklärte er, „Und beeilt euch, das Ministerium hat mittlerweile bestimmt bemerkt, dass wir einen unangemeldeten Portschlüssel verwenden."
Millicent, Crabbe und Goyle überlegten nicht lange, und griffen nach dem Felsbrocken, der offenbar der Portschlüssel war.
Seit Voldemorts Tyrannei war ein Fluch über England verhängt, der apparieren aus dem Land und in das Land unmöglich machte. Das Ministerium hatte sich nie die Mühe gemacht den Fluch aufzuheben. Er kam ihnen offenbar gerade recht. So war eine der wenigen Möglichkeiten die ihnen blieb die Verwendung von Portschlüssel.
Harry, Ginny, Neville und Hermine sahen einander erschrocken an.
„Irgendetwas war faul!", meinte Harry
„Oh nein, ich glaube diese Hexe, war jemand der mit den gleichen Mitteln gespielt hat wie wir.", meinte Hermine, „Und das Sicherheitspersonal war nicht echt."
Harry nickte.
„Sie haben sich nicht im Geringsten bemüht sich zu wehren oder uns zu folgen. Sie haben sich uns noch nicht einmal in den Weg gestellt und uns mit ihren Körpern Deckung vor den anderen Sicherheitsleuten gegeben.", erklärte er, „Sie hätten es zweifellos schaffen können."
„Wir sollten langsam beginnen mit offenen Karten zu spielen?", fragte Hermine.
„Heute hatten wir Glück, beim nächsten Mal erledigen wir uns vielleicht gegenseitig.", schüttelte er den Kopf, „Ich nehme an es war unser Glück, dass wir Charlie eingeweiht haben, natürlich wird er dem Orden alle Informationen gegeben haben, die er hatte."
Ginny und Neville versuchten sich zusammenzureimen was im Gerichtssaal passiert war. Ihre Antworten bekamen sie aber erst in Godrics Hollow.
„Wir können nicht einmal wirklich stolz sein auf unsere Aktion. Es war unglaublich töricht. Wenn den anderen irgendetwas zugestoßen sein sollte, wäre das unverzeihlich.", schüttelte Hermine den Kopf.
„Es war einfach Selbstüberschätzung. Wir rechtfertigen alle unüberdachten und riskanten Handlungen in letzter Zeit immer damit, dass wir mit Voldemort fertig geworden sind. Aber nur weil wir es einmal geschafft haben, heißt das nicht, dass wir alles schaffen können.", meinte Harry betrübt.
