Solidarität
In der Zentrale der Demo-Organisation herrschte Aufruhr. Viele Gruppen waren während der Übergriffe getrennt worden und hier wurde nun - mit Hilfe der Informationen der Rechtshilfe – der Aufbau eines Informationsschalters versucht. Überall dokumentierten Zauberer und Hexen entweder die Ereignisse, oder arbeiteten schon an der Solidaritätsdemonstration die morgen Vormittag stattfinden sollte. Viele waren verletzt und nur notdürftig versorgt worden, alle die es schlimmer erwischt hatte, befanden sich im St. Mungos. Auch Pansy war vermutlich dorthin aufgebrochen, sie hatte sich von den anderen getrennt, obwohl diese protestierten. Justin bedauerte, dass sie offenbar immer noch nicht begriffen hatte, dass sie alle zum Ziel hatten das Gesetz zu Fall zu bringen. Begeistert konnte er hier feststellen, dass weit mehr Leute wie er und Dumbledors Armee es sich zum Ziel gemacht hatten, nicht nur das Gesetz zu bekämpfen sondern die gesamte Regierung zu stürzen.
Lara war gleich hier verarztet worden und zusammen mit Colin und Dennis längst dabei an Informationsmaterial, das morgen verteilt werden sollte, zu arbeiten. Sie hatten auch an einem Bericht mitgearbeitet, der an den Quibbler weitergeleitet werden sollte. Aber am meisten hatte sie die Idee begeistert an einer neuen unabhängigen Zeitung mitzuarbeiten, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, kritische Berichte an die Öffentlichkeit zu bringen: Eine freies Medium, unbeeinflusst von Staat und Investoren, ganz und gar selbstorganisiert.
Justin machte gerade eine Pause. Zusammen mit Morag und Lisa hatte er an einem magischen Transparent gearbeitet. Jetzt versuchte er einen Eindruck von all den Leuten die hier am Werk waren zu bekommen.
Zu seiner Überraschung kamen die Weasley Zwillinge, Alicia und Angelina gerade die Treppe von einem höheren Stockwerk herunter.
„Justin, schön dich hier zu sehen.", begrüßte Fred Weasley ihn.
„Was hältst du davon. Soviel wir wissen ist auch die Londoner Gruppe hierbei beteiligt gewesen.", grinste George.
Justin verstand die Anspielung, er hatte schon angenommen, dass ehemalige Mitglieder von Dumbledors Armee nicht einfach tatenlos dem Gesetzesbeschluss zusehen würden.
„Wir haben gehört, dass sie Padma Patil, Ernie Macmillian und Hannah Abbott verhaftet haben.", meinte Alicia.
„Hannah Macmillian, mittlerweile.", meinte Justin.
„Und Malfoy.", meinte Fred mit einem Grinsen, „Soviel ich hier mitbekommen habe, soll er mit dem voldemortnahen Block mitgegangen sein."
„Es ist nicht komisch, Fred.", meinte Angelina, „Malfoy mag ein rassistischer Idiot sein, aber Askaban? Außerdem sollten alle die gleichen Rechte im Falle einer Festnahme haben, und so wie es aussieht werden die Rechte der Verhafteten mit Füssen getreten."
„Ich finde ja er hat es verdient.", meinte Fred, „Er vertritt wirklich bedenkliches Gedankengut und wenn dieser Block nicht zu uns gestoßen wäre, bezweifle ich, dass das Ministerium einen Grund gefunden hätte, der ausgereicht hätte, um die Demonstration anzugreifen."
„Schuldig oder nicht, solange es nicht bewiesen ist, ist es einerlei. Jeder und jede hat immer noch eine menschenwürdige Behandlung verdient."
Fred nickte schließlich.
„Ich nehme an ihr nehmt auch alle morgen an der Demonstration teil?", fragte Alicia schließlich.
„Alle ist gut.", meinte Justin bitter.
„Kommen Harry und der Rest der Bande?", fragte Fred.
„Ich habe nichts von ihnen gehört, aber sie waren beim Prozess und ich habe gehört es gab eine Befreiungsaktion.", meinte Justin.
„Ja, nach meinen Informationen haben Dolores Umbridge und ein Sicherheitsbeamter namens Miller die Sicherheitsleute überwältigt und die Gefangenen befreit.", meinte George.
„Alle die beim Prozess waren sitzen jetzt fest, weil ihre Daten aufgenommen werden. Ich nehme an, dass wir die ganze Bande wohl erst sehr spät zu Gesicht bekommen werden. Ich hoffe doch, dass sie gleich hier her kommen.", erzählt Fred weiter.
„Weiß eigentlich irgendjemand weshalb sie zu dem Prozess gegangen sind?", fragte Angelina.
„Ich nehme an, weil sie den Medien nicht vertrauen. Schauprozess hin oder her, sie wollten sich wohl selbst ein Bild davon machen.", überlegte Justin, der insgeheim dachte sie wären bestimmt wegen einer Befreiungsaktion anwesend gewesen.
Justin fragte sich, was für ein Gesicht seine Freunde und Freundinnen wohl machten, nachdem gerade Umbridge ihnen die Arbeit abgenommen hatte. Er wollte es ja selbst kaum glauben.
„Wenigstens haben wir dann Informationen aus erster Hand.", freute sich Fred.
„Der Minister hat sicher ein ziemlich blödes Gesicht gemacht, nachdem Umbridge ihn hintergangen hat.", grinste George.
„Es sieht ihr nicht gerade ähnlich.", schüttelte Angelina den Kopf.
„Ach, die Slytherins waren doch immer schon ihre Lieblinge und wir wissen doch alle, dass sie Halbwesen nicht leiden kann.", tat Fred ihre Zweifel ab.
Auch Justin musste zugeben, dass das durchaus eine plausible Erklärung wäre. Obwohl es Umbridge doch nicht wirklich ähnlich sah zu solchen Maßnahmen gegen das Ministerium zu greifen.
Justin hatte gerade die Schicht am Informationsschalter übernommen. Mittlerweile war der Andrang mäßig. Die Rechtshilfe hatte die Informationen vor einer Stunde in die Zentrale geschickt und nach der Nacht-Sonderausgabe des Tagespropheten stand fest, dass 176 Leute verhaftet worden waren. Der Tagesprophet schrieb, dass die Exekutive sich gezwungen sah einzugreifen, nachdem die Demonstration eskalierte und es zu Verwüstungen kam. Auch über die Befreiung wurde berichtet: Umbridge und Miller wurden behext in den Toiletten des Ministeriums gefunden. Weitere Ermittlungen wurden eingeleitet. Das Zaubergamot hatte in einer sofort einberufenen Sitzung die Herstellung des Vielsafttrankes auf Strafe verboten. Herstellung bedeutete eine Geldstrafe, Besitz und Verwendung eine Haftstrafe. „Zu ihrer eigenen Sicherheit" hieß es in dem Zeitungsartikel.
Als er die Zeitung gerade beiseite legte, sah er bekannte Gesichter. Harry, Hermine, Ginny, Luna, Neville, Zacharias und Professorin McGonagall kamen auf ihn zu.
„Das ist ja eine Überraschung.", grinste er.
„Cho und Michael kommen auch bald. Wir sollen den Rechtshilfekamin hierher verlegen.", meinte Zacharias ohne Begrüßung, „Luna und ich machen das gleich."
„Geht zu Fred und George, die zeigen euch, wo der Kamin ist.", erklärte Justin und deutete auf die Zwillinge die sich gerade am anderen Ende des Raumes befanden und sich offenbar mit ein paar Demonstranten und Demonstrantinnen besprachen.
„Mr Finch-Fletchley.", begann McGonagall, „Ms Chang und Mr Corner haben mich an sie verwiesen. Sie meinten, dass sie eine Liste mit den Namen der Gefangenen hätten."
Justin nickte und holte die Liste hervor.
„Es sind auch viele Schüler und Schülerinnen von Hogwarts darunter. Padma Patil, Ernie Macmillian, Hannah Macmillian und Draco Malfoy, um nur einige von ihnen zu nennen.", meinte er und warf dabei einen Blick auf die anderen.
Sie wussten das bereits, denn Cho und Michael hatten ihnen die Hiobsbotschaft schon eher überbracht.
„Ich werde eine Kopie der Liste anfertigen, wenn sie nichts dagegen haben. Möglicherweise können wir irgendetwas unternehmen.", meinte sie.
„Wir organisieren eine Solidaritätsdemonstration und arbeiten an einigen Aktionen. Wir freuen uns über jede und jeden der oder die bereit ist mitzuarbeiten.", erklärte Justin ihr begeistert.
Minerva übertrug die Liste auf ein leeres Pergament.
„Nun, Mr Finch-Fletchley, ich bin ausgesprochen angetan von ihrem Engagement, aber mein öffentlicher Posten schränkt meine Bewegungsfreiheit momentan etwas ein.", bedauerte sie.
„Professorin! Finden sie nicht, dass es an der Zeit ist endlich etwas zu unternehmen und aktiv zu werden.", meinte Hermine aufgebracht.
„Ms Granger, genau das habe ich vor. Ich tue was in meiner Macht steht. Halten sie es für sinnvoller, wenn ich mich in der Öffentlichkeit noch deutlicher gegen das Gesetz ausspreche als ich es ohnehin schon tue und damit riskiere, dass sie Hogwarts in ihre Gewalt bekommen?", erklärte sie die Motive für ihre Entscheidung.
Hermine schüttelte den Kopf.
Nach einer knappen Verabschiedung verließ sie das Gebäude, um zu apparieren.
„Es gibt viel zu tun!", erklärte Justin dann und führte sie herum, während er sie genau über den Hergang der Demonstration informierte.
Spät nachts trafen sich die anwesenden Mitglieder von Dumbledors Armee in einem Zimmer in einem höheren Stockwerk. Fred und George hatten ihnen garantiert, dass dieser Raum abhörsicher war.
„Sie haben die Geheimniswahrerin.", meinte Hermine, nachdem sie sich eigens versichert hatte, dass der Raum abhörsicher war.
„Du sagtest, es wäre unter keinen Umständen möglich, dass sie zum Reden gebracht wird, Hermine.", meinte Zacharias aufgebracht.
„Ich garantiere dir, dass sie kein Wort verlieren wird. Das ist nicht das Problem.", meinte Hermine besänftigend.
„Okklumentik.", meinte Harry.
„Ja, wir haben noch nicht einmal angefangen Okklumentik zu lernen.", meinte Hermine.
„Daran können wir jetzt nichts mehr ändern.", überlegte Zacharias, „Und wir können sie auch nicht befreien. Zumindest nicht vor dem Prozess der sie erwartet."
„Möglicherweise werden sie schon nach einer Anhörung freigelassen.", meinte Morag und hielt sich daran offenbar selbst aufrecht.
„Selbst wenn sie angeklagt werden sollten ist es durchaus realistisch, dass sie bis zum Prozess freigelassen werden.", sagte Lisa.
„Wir müssen jetzt einfach all unsere Energie in Soli-Arbeit stecken. Wenn wir auf die Straßen gehen, werden sie die Anhörungen vielleicht schneller durchführen und wenn alles gut geht, kommen alle frei.", meinte Morag.
„Aber wir sollten eine Einigung finden, was wir in dem Fall tun, dass sie nicht frei kommen.", warf Zacharias ein, „Vielleicht entschließen sie sich zumindest einen Teil der Demonstranten und Demonstrantinnen
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Am nächsten Morgen fand die Solidaritätsdemonstration in der Winkelgasse statt. Es war ihnen nicht erlaubt worden über dem Ministerium, in dessen Kerkerverliesen die Verhafteten derzeit noch untergebracht waren, zu demonstrieren. Sie verteilten Flugblätter an alle Passanten und Passantinnen, in denen die Gründe für die Demonstration am Vortag erklärt wurden, sowie der genaue Hergang der Demonstration und der Verhaftungen beschrieben wurde.
„Sie wurden die ganze Zeit über behext! Selbst wenn sie schon am Boden lagen! Auch später in ihren Zellen!"
Es gab immer wieder Ansagen von Augenzeugen und Augenzeuginnen.
„Sie haben diesen Jungen einfach niedergeschlagen! Er hat nur versucht einem Mädchen zu helfen, und sie prügelten einfach auf ihn ein, nachdem sie ihn mit einem Fluch außer Gefecht setzten!"
Sie sprachen sich für die Freilassung der Verhafteten aus und versuchten klarzustellen, dass der voldemortnahe Block kein Teil der offiziellen Demonstration war und die Exekutive ihn nur als Vorwand verwendet hatt.
„Der voldemortnahe Block kam aus der Nokturngasse, die Exekutive sah, dass es in diesem Block zu Ausschreitungen kam. Sie griffen nicht ein, sondern warten. Noch ehe der voldemortnahe Block sich der Demonstration vollständig angeschlossen hatte, begann die Exekutive damit die friedlichen Demonstranten und Demonstrantinnen anzugreifen."
Auf Zacharias Idee hin, wurde für den nächsten Tag eine Kundgebung bei den Muggel angemeldet. Sie würden über dem Ministerium eine Kundgebung für die Freiheit aller politischen Gefangenen abhalten. Somit war nicht das Ministerium, sondern die Muggelgesetzgebung für diese Kundgebung verantwortlich, es würde aber dennoch ein Zeichen gesetzt werden und sie stießen das Ministerium dadurch zusätzlich noch vor den Kopf.
Am Nachmittag begaben sich Harry, Ginny, Luna, Zacharias, Neville und Hermine nach Godrics Hollow. Anthony, Susan, Katie, Oliver, Theodor und Su kamen, um über die Ereignisse zu sprechen.
„Bevor ihr beginnt uns mit dem was ihr sagen wollt noch mehr in eure Machenschaften zu verstricken, will ich euch mitteilen, dass Su und ich uns entschlossen haben, dass wir nichts darüber wissen wollen.", erklärte Theodor, der immer noch zornig war.
„Was wir im Tagespropheten gelesen haben hat gereicht. Soviel wollten wir nie erfahren.", schüttelte Su den Kopf.
„Deshalb wollen wir in Zukunft auf keinen Fall mit euch gesehen oder auf andere Art in Verbindung gebracht werden. Ich wünsche, dass ihr nicht über uns sprecht, uns nicht ansprecht, keinerlei Kontakt zu uns aufnehmt und am besten gar nicht in unsere Richtung seht. Su und ich wollen beide nicht in Askaban enden. Es war dumm uns überhaupt dazu hinreißen zu lassen.", erklärte er.
„In Ordnung.", meinte Harry.
„Es tut uns leid.", fügte Hermine hinzu.
Theodor nickte nur, ehe er und Su sich verabschiedeten und apparierten. Hermine bedauerte zutiefst, dass sie die beiden in diese Sache verwickelt hatte, offenbar war es nicht ihr Weg und sie hatte kein Recht dazu gehabt sie hineinzuziehen.
Anthony und Susan entschlossen sich das Pergament zu unterschreiben, da es nun ohnehin zu gefährlich wäre, sollten sie als Lockvögel agieren. Sie wussten jetzt zu viel. Katie und Oliver traten DA kein weiteres Mal bei, aber sie beschlossen ebenfalls an den Soli-Aktionen teilzunehmen.
Nach dem Gespräch kehrten sie zurück in das Hauptquartier und versuchten sich mit politischer Arbeit von ihren Gewissensbissen abzulenken.
Gegen Abend erreichte sie die Botschaft, dass ein Großteil der Gefangenen nach einer Anhörung freigelassen wurde, darunter alle Minderjährigen. Die Anhörung der 34 verbleibenden Verhafteten würde morgen Vormittag stattfinden.
Die Kundgebung über dem Ministerium erwies sich als voller Erfolg, und obwohl die Ereignisse wie eine große Gewitterwolke drohend über ihnen hingen, gab es zumindest ein paar lichte Momente, weil sie zumindest etwas Spaß dabei hatten, die Möglichkeiten zu demonstrieren zu erkunden, wenn wesen keine Magie zur Verfügung hatte.
Luna entwickelte eine ausgeprägte Neigung zu Spraydosen und Zacharias hatte ernsthafte Schwierigkeiten sie daran zu hindern damit Wände zu besprayen. Sie wollte so gar nicht verstehen, was für ein Problem die Muggel damit hätten, wenn kahle Betonwände etwas Farbiger gestaltet wurden. Schließlich musste Zacharias Luna versprechen sie in den Ferien zu einer kleinen Verschönerungsaktion mitzunehmen, um sie an dem Vorhaben, - das zum Eingriff durch die Muggelexekutive geführt hätte - zu hindern.
Gegen Mittag erfuhren sie von den Ergebnissen der Anhörung: Gegen alle 34 wurde Anklage erhoben. Bis auf 4 wurden alle freigelassen. Diese 4 blieben in Haft wegen dem Vorwurf einer terroristischen Vereinigung anzugehören, das Ministerium rechtfertigte die Untersuchungshaft mit akuter Fluchtgefahr. Die 4 waren allesamt Schüler und Schülerinnen von Hogwarts: Padma Patil, Ernie und Hannah Macmillian und Draco Malfoy. Bis zur Verhandlung - mit der erst Mitte Feber zu rechnen war – würde wesen sie in Askaban unterbringen.
Obwohl die Soli-Aktionen bestimmt mit ein Grund dafür gewesen waren, dass die Anhörungen – die eigentlich für später die Woche geplant waren – vorverlegt worden waren, ruhte sich niemand auf den Erfolgen aus. Bis zum Ende der Ferien war für jeden Tag eine Aktion geplant, um die Solidarität zu den Gefangen zum Ausdruck zu bringen. Auch für die Rechtshilfe begann die Arbeit nun wieder von Neuen. Sie nahmen Daten und Gedächtnisprotokolle auf. Es gelang ihnen sogar ein Denkanarium zu aufzutreiben. Die Londoner Gruppe organisierte eine Gruppe freiwilliger Strafverteidiger und Strafverteidigerinnen, die eine Sammelklage aller Opfer von Gewalt durch die Exekutive einzureichen gedachte, sich – was besonders wichtig war - aber vor allem dazu bereit erklärte alle Angeklagten zu verteidigen, sollte es wirklich zu einem Prozess kommen. Bis dahin arbeiteten sie daran, dass die Anklagen fallen gelassen würden und stellten den Rechtsbeistand für die noch Inhaftierten.
Durch die Berichte der Entlassenen zeichnete sich immer mehr ein Bild des Grauen ab, die Gefangenen waren während der Haft misshandelt worden und erst heute morgen war einem Arzt von St.Mungos erlaubt worden, die Gefangen wenigstens notdürftig zu versorgen. Und das obwohl einige durch das oftmalige Behexen und physische Gewalt schwer verletzt waren.
Auch in den Zellen wurden sie weiter behext und erst heute Morgen bekamen sie kurz vor Ankunft des Arztes zum ersten Mal Wasser und viel zu wenig zu essen.
Die meisten die an diesem Tag und am Vortag freikamen blieben, um weiter zu Demonstrieren.
Die Entlassenen konnten ihnen zumindest ein paar Auskünfte über den Zustand ihrer Freundinnen und Freunde geben.
„Ich war in einer Zelle mit Hannah und Padma.", erklärte eine Hexe, die etwas älter war als sie selbst, „Sie haben Padma ziemlich schwer behext. Sie lag zu Beginn fast eine Stunde am Boden, weil ein Beamter alle besinnungslos hexte, die versuchten ihr zu helfen. Ich musste Hannah zurückhalten, damit sie nicht eingreift. Wohlgemerkt wusste sie da noch gar nicht, dass es sich um ihre Freundin handelte. Wir haben sie so gut versorgt wie es ging. Der Arzt der heute Morgen kam, hat ihr einige Tränke gegeben, sie war als ich zur Anhörung ging schon in einem viel besseren Zustand. Mit Padma springen sie etwas rauer um, als mit Hannah, seit sie in Erfahrung gebracht haben, dass Padma reinblütig ist. Es ist wirklich eine Farce, das Ministerium spricht davon, dass der Erlass Vorurteile bekämpfen soll, und alles was passiert ist, dass nun eben eine andere Gruppe diskriminiert wird."
Sie diskutierten eine Weile über diese Sache, ehe sie wieder auf Padma und Hannah zu sprechen kamen.
„Die beiden Mädchen sind ziemlich stark.", meinte eine zweite Hexe, „Natürlich hatten sie beide, wie wir alle unsere Tiefpunkte in den letzten Tagen, aber bevor wir die Zellen verlassen haben, waren sie ziemlich zuversichtlich. Als ich zu Hannah meinte, dass wir uns dann später draußen treffen, bekam ich schon so ein Gefühl, dass sie damit rechnete länger inhaftiert zu bleiben."
„Aber sie sind Kämpferinnen und sie geben sich gegenseitig Kraft.", meinte nun wieder die andere, „Wir tun was wir können und bringen sie da schon noch raus."
Auch über Ernie und Draco konnten sie einiges in Erfahrung bringen.
„Dieser Malfoy war wohl im voldemortnahen Block. Ernie hat ihm trotzdem geholfen, und das obwohl er sich von niemanden helfen lassen wollte, und alle nur beschimpfte. Ernie tut mir wirklich leid, dass er mit dem Jungen alleine dort drinnen ist. So wie es aussieht muss er Kraft für beide aufbringen, dieser Malfoy ist völlig fertig, der hat wohl nicht damit gerechnet, dass das kein Spiel sondern Ernst ist.", meinte ein alter Zauberer, „Er hat nur herumgeschrieen und deshalb haben die Beamten öfter Flüche auf die ganze Menge losgelassen."
„Aber Ernie schafft das schon. Er hat die Stärke für beide. Er meinte nur zu uns, dass wir falls jemand nach ihm fragt sagen sollen, dass sie sich keine Sorgen machen sollen. Das seit dann wohl ihr, also macht euch keine Sorgen. Der Bursche ist in den letzten Tagen über sich herausgewachsen, er war zwar eine kurze Zeit über in einem Zustand in dem er es alles nicht wahrhaben wollte, aber er hat sich schnell wieder gefangen."
Nachdem sie ein wenig über den Zustand ihrer Freunde und Freundinnen erfahren hatten, traf sich Dumbledors Armee ein weiteres Mal im sicheren Zimmer.
„Ich packe das einfach nicht mehr.", schüttelte Morag den Kopf und versuchte die Tränen zurückzuhalten, „Sie werden da drinnen gefoltert. Wir müssen doch irgendetwas tun können."
„Wir könnten sie immer noch befreien, aber ich weiß nicht, ob es in ihrem Sinne wäre.", überlegte Hermine.
„Ernie, Hannah und ich haben vor der Demonstration vereinbart, dass wir im Ernstfall keine Befreiungsaktion durchführen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Erst nach dem Prozess.", meinte Justin, „Ich denke indem er uns ausrichten ließ, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, wollte er uns sagen, dass wir abwarten sollen und er das schon packt."
„Und Padma und Hannah?", fragte Harry in die Runde.
„Und Malfoy.", ergänzte ihn Hermine, die ihm mit einem mahnenden Blick strafte, da sie wusste, dass er ihn absichtlich vergessen hatte.
„Ich nehme an für Hannah gilt dasselbe.", meinte Justin.
„Ich habe mit Padma gesprochen. Aber es wäre mir lieber gewesen ich hätte es nicht getan. Sie meinte ebenfalls, dass sie unter keinen Umständen befreit werden will, bevor es nicht zu einem Prozess kommt. Sie hat ja bis zuletzt auch überlegt, ob sie nicht anstatt zu heiraten ins Gefängnis geht.", erklärte Morag betroffen.
„Was mich auf etwas anderes bringt. Wir wissen noch nicht, was das für die Verlobung von Dean bedeutet."
„Das ist jetzt unwichtig. Das Ministerium wird sich schon melden und ich gebe euch bescheid.", murmelte Dean, er machte sich immer noch Vorwürfe, weil er nicht in der Lage gewesen war, Padma zu helfen.
„Dean, verdammt.", meinte Morag, „Du musst dir gar keine Vorwürfe machen. Ich konnte sie nicht festhalten. Du warst viel zu weit weg."
„Ja, aber wir hätten Padma gar nicht erst am Rand gehen lassen sollen, nachdem sie meinte, dass sie das Gefühl hat, dass sie ein Beamter beobachtet.", meinte er selbst anklagend.
„Es ging einfach alles zu schnell.", meinte Lisa.
„Aber wir hätten es verhindern können.", schüttelte Dean den Kopf.
„RUHE!", rief Zacharias, „Es hat keinen Sinn uns selbst Vorwürfe zu machen, das hindert uns nur daran jetzt etwas zu unternehmen. Aber es ist sinnvoll, wenn wir unser Verhalten auf der Demonstration noch einmal nach besprechen, dann können wir beim nächsten Mal anders handeln."
Damit begannen sie ihre Handlungen zu analysieren und zu überlegen, was das nächste Mal in einer ähnlichen Situation sinnvoller wäre.
