Dank auch an meine Beta Mariacharly.

Da mein Petunia / Sirius Kapitel die meisten von Euch etwas geschockt hat, nun ein harmloseres. Viel Spaß:

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4. Grimmauldplatz

Harry trommelte mit den Fingerkuppen auf den Küchentisch. Schon eine ganze Weile war ein gut vernehmliches tapp – tapp – tapp - tapp, tapp – tapp – tapp - tapp zu hören. Sein Onkel hatte ihm schon einige böse Blicke zugeworfen.

„Es reicht jetzt, auch wenn du es nicht erwarten kannst, zu deinen abnormen Freunden zu kommen, bleib einfach sitzen. Wenn du nicht ruhig warten kannst, gehe hoch in dein Zimmer", schnappte Onkel Vernon sichtlich genervt.

Harry funkelte ihn an. Doch Vernon war so gereizt, dass er seine Angst vor seinem Neffen und dessen Zauberstab vergaß. Harry unterbrach den Blickkontakt und trommelte weiter seinen Rhythmus auf den Tisch.

Harry hatte die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen können und so standen seine Sachen morgens um sechs Uhr schon fertig gepackt in seinem Zimmer. Seit dem Frühstück um Neun saß er nun schon mit den Dursleys in der Küche. Hedwig saß in ihrem Käfig neben den anderen Sachen in seinem Zimmer. Doch Watcher hockte immer noch auf seiner Schulter - der Rabe ließ sich weder in einen eigenen noch in Hedwigs Käfig sperren.

So hatte der Vogel auch während des Mittagessens auf Harrys Schulter gesessen. Onkel Vernons Einhaltsversuche waren aussichtslos, da sich das Tier nicht verscheuchen ließ, wovon eine große Schramme auf Vernons Handrücken zeugte. Watcher konnte Vernon und Dudley nicht ausstehen, Petunia gegenüber verhielt er sich merkwürdig neutral.

Hibbelig sah Harry auf die große Küchenuhr. Es war bereits halb drei und Remus war immer noch nicht gekommen. Watcher nickte mittlerweile im selben Takt mit seinem Kopf, wie Harry mit seinen Fingern auf den Tisch hämmerte.

Dann klingelte es endlich. Tante Petunia öffnete die Tür. Davor stand ein lustig aussehendes Pärchen. Nymphadora Tonks, Mitte Zwanzig mit streichholzkurzem, bonbonrosa Haar, Jeans, einem T-Shirt der Schicksalsschwestern und einem breiten Grinsen auf dem hübschen Gesicht, stand da und sah Tante Petunia erwartungsvoll an. Daneben stand Remus Lupin, Ende Dreißig mit kurzem, hellbraungrauem Haar, einer schäbigen braunen Stoffhose und einem hellen Strickpulli, und lächelte eher etwas schüchtern.

Ohne Frage waren die Beiden das niedlichste und zugleich chaotischste Pärchen, das Harry sich vorstellen konnte.

„Guten Tag, Mrs. Dursley", begann Remus höflich.

Petunia blinzelte ihm unauffällig zu.

„Wir sind gekommen, um Harry abzuholen", fügte Tonks hinzu.

Steif bat Tante Petunia die Beiden herein, wobei man hätte vermuten können, dass die beiden Zauberer höchst ansteckend seien. Wer hätte auch ahnen können, welch innerer Konflikt in ihr wütete, wie gern sie Remus oder Harry über Sirius ausgefragt hätte.

„Na, Strubbel, fertig gepackt? Oder soll ich hochgehen und dir helfen? Ich weiß ja noch, wo dein Zimmer ist", fragte Tonks fröhlich.

Onkel Vernon blickte seine Frau panisch an. Er wusste ja nicht, dass Tonks vor etwas weniger als zwei Jahren im Haus gewesen war, um Harry abzuholen. Petunia sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Nein, ich bin schon fertig, steht alles schon gepackt oben im Zimmer", strahlte Harry, den Ausdruck auf den Gesichtern seiner Verwandtschaft ignorierend.

„Was hast du da eigentlich auf der Schulter sitzen?", fragte Remus erstaunt.

„Oh, das ist Watcher. Mein neues Haustier. Er hat Tante Petunias Apfelkuchen gefressen und dann beschlossen, bei mir zu bleiben", grinste Harry frech.

Remus streckte die Hand aus, um den Vogel zu streicheln. Doch Watcher ließ ein Geräusch hören, dass wie das Knurren eines Wolfes klang. Erschrocken machte der Zauberer einige Schritte rückwärts. Harry schaute den Raben überrascht an. Doch Watcher flog auf Remus Schulter und gackerte zufrieden vor sich hin.

„Bist du dir sicher, dass das ein gewöhnlicher Rabe ist?", fragte der Werwolf besorgt.

„Er scheint so gewöhnlich zu sein wie ich selbst. Doch ich denke nicht, dass er eine Gefahr ist. Er meldet mir, wenn jemand nichts Gutes im Sinn hat", antwortete Harry etwas unsicher.

Tonks kam gerade die Stufen herunter. Sie hatte Hedwig im Käfig in der Hand und Harrys Sachen schwebten neben ihr her.

„Wir fliegen nicht?" Harrys Frage klang enttäuscht.

„Nein, fliegen ist zu gefährlich und apparieren darfst du ja noch nicht."

Tonks lächelte ihn keck an, Harry lächelte grimmig zurück, musste dann aber doch herzlich lachen und öffnete den Eulenkäfig.

„Ihr beide fliegt zum Grimmauldplatz. Wir sehen uns dann dort."

Harry sah den Vögeln nach, die sich durch das Küchenfenster hindurch in die Lüfte erhoben.

„Kommt, es wird Zeit. – Auf Wiedersehen, Mr. und Mrs. Dursley", verabschiedete sich Remus höflich.

Jeder hielt ein Gepäckstück in der Hand. Remus hielt ein kleines Büchlein ausgestreckt und Harry und Tonks griffen danach. Das gewohnte Ziehen hinter dem Nabel setzte ein und das Letzte, das Harry hörte, war ein Entsetzenslaut seines Onkels, bevor die Küche der Dursleys vor seinen Augen verschwand. Kurz darauf fand er sich im Kaminzimmer des ehemaligen Hauses der Familie Black wieder – seinem Haus.

„Hast du dich schon entschieden, welches Zimmer du willst, Hausherr? Ich bring dann deine Sachen hoch", fragte Tonks.

Darüber hatte sich Harry schon Gedanken gemacht. Er hatte sich für Sirius Zimmer entschieden. Auch wenn es ihm am Anfang schwer fallen würde, er musste sich damit abfinden. Es war Zeit, erwachsen zu werden und dies würde der erste Schritt hierbei sein.

„Ich nehme Sirius' altes, das ist nicht so riesig", sagte Harry; angesichts Tonks überraschtem Blick fügte er hinzu: „Keine Angst, ich habe es mir gut überlegt. Ich schaffe das schon. Aber ich kann die Sachen auch selbst hoch tragen."

„Ich denke, es ist einfacher, wenn ich sie schweben lasse. – Nicht das du uns auf dem Weg zusammenbrichst."

Sie fing sich einen strafenden Blick des Hausherren ein. Die Hexe ging gut gelaunt pfeifend die Stufen hinauf. Harry stand neben Remus und blickte ihr nach.

„Na, wohnt ihr schon zusammen?", platzte seine Neugierde heraus.

„Bist du immer so indiskret?", lachte Remus.

„Entschuldige …"

„Nein, es ist schon gut. – Wir wohnen nicht zusammen. Da meine Spionagetätigkeit in Greyback's Rudel aufgeflogen ist, habe ich ein kleines „Apartment" hier in London."

„Ein Apartment? Weshalb hört sich das nach sechzehn Quadratmeter komplett an?"

„Weil es so ist", antwortete Remus leise und niedergeschlagen.

„Willst du hier wohnen? Hier mit mir? Dann sind wir beide nicht so alleine und Platz haben wir genug. Nur wenn du willst …", offerierte Harry eifrig.

„Aber heiraten muss ich dich nicht, oder? Dann bekäme ich Ärger mit Tonks!", feixte Remus lachend.

„Scherzkeks."

Harry boxte Remus freundschaftlich auf die Schulter.

„Entschuldige, natürlich würde es mich freuen, wenn ich hier wohnen könnte … wenn deine Freundin nichts dagegen hat", stichelte Remus.

„Das kannst du sie nachher selbst fragen."

„Was! Wer? Seit wann? Sag' schon! LOS!"

„Du bist ja neugieriger als ein Mädchen", schmunzelte Harry.

„Sehr witzig, wirklich." Gespielt beleidigt zog Remus ein Gesicht.

„Nun ja …also … du sagst aber nichts! Zu niemandem!" Remus nickte. „Es ist Ginny", fügte Harry verschwörerisch hinzu.

Remus grinste wissend und das Thema war für die beiden Männer abgehakt.

„Sag mal, ist ein Hauself hier? Es ist so sauber", lenkte Harry das Gespräch um.

„Ja, Kreacher ist wieder hier und Minerva hat Dobby und Winky gebeten hier zu wohnen. Wahrscheinlich hauptsächlich um Kreacher zu überwachen. Sie meinte, wenn du möchtest, können die beiden auch von dir angestellt werden und hier arbeiten. Natürlich nur, wenn du möchtest"

„Schön, das würde mich freuen, ich mag Dobby und vertraue ihm – im Gegensatz zu Kreacher. Ich spreche nachher mit Dobby, doch jetzt gehe ich zuerst schnell auspacken und komme dann in die Küche."

Schnell rannte er die Stufen hinauf zu Sirius altem Zimmer. Tonks kam ihm entgegen.

„Habe alles auf dein Bett gestellt - du musst es nur noch auspacken."

„Danke, ich beeile mich und komme dann wieder runter."

Harry betrat das Zimmer. Es war schon eigenartig hier zu sein. Eine Gänsehaut kroch über seine Haut, doch er war fest entschlossen, das durchzustehen, alles durchzustehen …

tbc