Zweckentfremde die Medien!
Ernie und Hannah verließen die Krankenstation bereits zwei Tage später. Nun, da sie wieder frei waren, wollten sie eigentlich keinen Tag ruhen. Aber die Anwesenheit der Kontrollorgane bei denen es sich trotz der Vorfälle im Ministerium um Dolores Umbridge und Bill Lester handelte, schränkten ihre Möglichkeiten stark ein. Ernie und Hannah hatten Dumbledors Armee über Justin ausrichten lassen, dass sie nicht mehr zu den Treffen erscheinen würden, da es sowohl DA als auch sie selbst gefährdete. Das bedeutete aber nicht, dass sie sich davon abhielten ließen, öffentliche Veranstaltungen abzuhalten, in denen sie über die Haftbedingungen aufklärten. Sie sprachen sich öffentlich gegen das Gesetz aus und betonten, dass sie schließlich ein Recht auf freie Meinungsäußerung hatten.
„Wir halten uns an das Gesetz, Ms Umbridge.", meinte Ernie zu ihr, als sie versuchte ihn daran zu hindern Informationsmaterial zu verteilen, „Aber das heißt nicht, dass wir nicht unsere Meinung darüber kundtun dürfen."
„Laut Verfassung des Ministeriums handelt es sich bei unserer Regierungsform um eine Demokratie und keine Diktatur. Solange wir nicht gegen Gesetze verstoßen, können sie uns nicht daran hindern uns gegen Gesetze auszusprechen.", erklärte Hannah.
Da ein Gesamttreffen von Dumbledors Armee unter den Umständen unmöglich war, trafen sich die Arbeitsgruppen im Stillen und leisteten so weiter Widerstand. Der Tag der öffentlichen Hochzeit von Seamus und Lavender rückte unter dessen immer näher.
„Wir haben eine ausgesprochen gute Nachricht.", erklärte Zacharias.
Hermine, Harry und er hatten sich mit dem – mittlerweile illegalen – Unsichtbarkeitsumhang von Harry in die heulende Hütte geschlichen.
„Welche?", fragte Hermine.
„Wir müssen nicht einmal auf der Hochzeit sein. Lavender und Seamus haben die Zauberformelkombination, die für das ausstrahlende Denkanarium verwendet wird gestohlen. Wir können jetzt jedes Denkanarium verwenden, und die Ausstrahlung der Hochzeit mit dem Erinnerungszusammenschnitt der AG für Öffentlichkeitsarbeit überlagern."
„Braucht ihr dazu Hilfe?", fragte Harry.
„Nein, wir schaffen das alleine. Ihr könnt euch einfach an ein Unterhaltungs-Denkanarium eurer Wahl setzen und die Übertragung genießen. Außerdem haben wir noch eine Überraschung auf Lager.", meinte er grinsend und ging nicht näher darauf ein.
Am Ende der Woche kam Padma zurück nach Hogwarts. Sie schloss sich unverzüglich der Gruppe von Ernie und Hannah an, weigerte sich aber, genauere Auskünfte über die Ereignisse rund um ihre Freilassung zu geben. Um die Vergewaltigung kursierten Gerüchte, die offenbar durch das Ministerium durchgedrungen waren. Padma weigerte sich dazu Stellung zu nehmen. Nur Dumbledors Armee wusste genaueres und respektierte Padmas Wunsch nicht näher darauf einzugehen.
„Sie haben meinem Körper die Unschuld genommen, aber sie nehmen mir nicht meine Seele. Weißt du, der Typ hat das nur getan, weil er herausgefunden hat, dass ich eine reinblütige Hexe bin. Er wollte mich nur deshalb demütigen. Wenn ich jetzt aufhöre, haben sie genau das erreicht, was sie bezweckten. Das werde ich nicht zulassen.", war das einzige was Hermine von ihr darüber zu hören bekam und das zu der Zeit als Padma alle das Gefühl gaben, es wäre in Ordnung, wenn sie jetzt erst einmal eine Pause machen würde.
Nur einmal erwähnte sie es noch indirekt.
„Hermine, ich habe mit den anderen gesprochen und ich erachte es als einzige Lösung, wenn du Snape heiratest. Ich werde nicht zusehen, wie dir Gewalt angetan wird. Das zerstört etwas in dir und ich werde nicht zulassen, dass dir so etwas passiert."
Langsam begann Hermine sich elend zu fühlen, weil sie trotz der mehrmaligen Aufforderungen von Dumbledors Armee noch nicht einmal darüber nachdenken wollte Snape zu heiraten.
Am Tag der Hochzeit von Lavender und Seamus saßen die meisten Schüler und Schülerinnen vor einem großen Unterhaltungsdenkanarium, das anlässlich dieses Ereignisses vom Ministerium an Hogwarts verliehen wurde. Hannah, Ernie und Padma verweigerten öffentlich die Teilnahme, als Protest gegen den Erlass. Sie kannten den Plan, aber sie wollten die Gelegenheit dennoch nutzen um ein Zeichen zu setzen.
Nach wenigen Minuten, in denen Lavender und Seamus der Menge entgegenstrahlten, wurde das Programm plötzlich umgeschaltet. Ratlosigkeit und Verwirrung machten sich breit. Plötzlich befand sich das Publikum inmitten der Demonstration. Eine unbekannte Stimme dokumentierte die Ereignisse. Schließlich wurde bis ins Detaill erklärt, was der Erlass für das Leben von Hexen und Zauberer bedeutete und weshalb er fallen musste.
„Wir haben ein freies Leben verdient, in dem wir entscheiden können wie und mit wem wir leben. 2WLF fordert das Ministerium ein weiteres Mal auf den Erlass 35 und 35a fallen zu lassen.", schloss die Stimme und die Übertragung schien zur Hochzeit zurück zu wechseln.
Doch dann erschien die kommentierende Stimme erneut.
„Werden sie ihre Kinder an das Ministerium verkaufen? Werden sie ihren Kindern sagen, dass sie in diesem Land kein freies Leben führen werden? Werden sie in so einem Land wirklich Kinder zur Welt bringen? Werden sie sich bereit erklären die Gebärmaschine für eine Generation neuer Sklavinnen und Sklaven zu werden?", fragte die Stimme.
„Ja, ich will.", hörte wesen nun Lavenders Antwort.
„Werden sie ihre Träume opfern? Werden sie ihre Ausbildung aufgeben, um Kinder großzuziehen, die in eine Welt geboren werden, in der sie keine andere Wahl haben werden, als ebenfalls ihr Leben in den Dienste des Ministeriums zu stellen? Werden sie das Ministerium und die Gesetzgebung zu keiner Zeit in Frage stellen? Werden sie ihr Leben geben, wenn das Ministerium darauf besteht? Werden sie auf ihre Freiheit, die sie sich in einem langem Krieg erkämpft haben verzichten?"
„Ja, ich will.", ertönte die Antwort von Seamus.
„Wenn sie glauben, sie stünden in der Schuld des Ministeriums, dürfen sie die Braut küssen."
Seamus und Lavender gaben sich einen Kuss und die Übertragung brach allen Anschein nach vollkommen ab. Es herrschte Dunkelheit.
„Sie haben gewählt so zu leben, aber was gibt ihnen das Recht andere zu zwingen nach ihren selbst gewählten Vorstellungen zu leben?"
Plötzlich standen die Zuschauer und Zuschauerinnen inmitten eines Korridores. Links und rechts standen Exekutivbeamten und Beamtinnen, die Fluche auf sie loszulassen schienen.
Dann schaltete die Übertragung endgültig zur Hochzeit zurück.
Es war bei weitem nicht alles, am nächsten Tag erschien der „Tag des Propheten". Anstatt des Tagespropheten wurde diese Zeitung geliefert, die durch überspitzte Darstellung den Tagespropheten ins Lächerliche zog.
Die Schlagzeile lautete „Der Minister tritt zurück!" und das Bild zeigte den Minister, als er beim Schauprozess ein ganz schön dummes Gesicht machte, als er realisierte, dass die Gefangenen vor seiner Nase die Flucht ergriffen hatten.
Aber das schönste war, dass wie immer alle Ermittlungen ergebnislos blieben und das Ministerium so eine weitere Blamage einstecken musste.
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Die nächsten Wochen standen ganz im Zeichen der Hochzeiten. Zwar fanden die meisten recht sang und klanglos statt, doch sie beanspruchten dennoch sehr viel Zeit. Es war Mitte Feber und Hermine hatte einen Brief vom Ministerium erhalten. Demnach wurden ihr drei mögliche Kandidaten gestellt, alle drei waren an die 50 und lebten weit weg von Hogwarts.
Da es ihnen nicht gelungen ist, einen Ehepartner zu finden, macht ihnen das Ministerium folgende drei Vorschläge:
Harvey Gellar, 47: Mr Gellars Ziel ist es eine große Familie zu gründen. Er stellt keine intellektuellen Anforderungen an eine Frau. Seiner Frau wird die Organisation des Haushaltes übertragen, ihr unterstehen 30 Hauselfen.
Larry Warrick, 49: Mr Warrick lebt sehr zurückgezogen in den Wäldern. Sein Haus ist bescheiden, aber sein Herz ist groß. Von einer Frau erwartet er die Erziehung seiner 4 Kinder im Alter von 2 bis 14, sowie zumindest zwei weitere Kinder.
Lord Timothy Brody, 46: Mr Brody sucht nach einer willigen und gefügigen Frau. Er stellt keine sonstigen Ansprüche und ist sehr vermögend.
Es ist möglich, dass bereits ein anderer Zauberer die Ehe mit ihnen beantragt hat. Daher haben sie am 25. Feber noch einmal die Möglichkeit ihre endgültige Wahl zu treffen, da sämtliche Ansuchen erst dann ausgewertet werden.
Sollten sie in der Zwischenzeit eine Ehe eingehen, ist diese Mitteilung hinfällig. Wenden sie sich in dem Fall bis spätestens 24. Feber beim Ministerium, denn dann endet die Antragsfrist.
Da sie Mitglied bei Wizlove sind, wird ihnen diese Organisation auch noch ein Schreiben schicken. Sie werden unter besten Wissen und Gewissen den Partner auswählen, der am besten zu ihnen passt. Es ist anzunehmen, dass er bereits unter den drei Vorschlägen, die das Ministerium ihnen macht, vertreten ist.
In den folgenden Tagen suchten alle möglichen Leute sie auf, um über diesen Brief zu sprechen. Ginny und Harry hatten offenbar alle darüber in Kenntnis gesetzt.
„Weißt du, Hermine, mittlerweile finde sogar ich, dass du Snape heiraten solltest.", meinte Ginny, die zu einer Gruppe gehörte, die sie in der Bibliothek belagerte.
„Ach plötzlich? Hast du jetzt keine Angst mehr, dass er sich einfach so über mich hermacht?", schüttelte Hermine den Kopf.
„Ach, weißt du. Doch. Aber. Nein."
„Ginny, du machst es nicht gerade besser.", meinte Zacharias, „Hör zu, wir haben uns alle etwas ausgedacht, das es dir leichter machen wird, unseren Vorschlag zu beherzigen."
„Ach ja?", fragte Hermine ungläubig.
„Abgesehen davon, dass wir Snape umbringen werden, sollte er dir auch nur ein Haar krümmen, haben wir beschlossen ihn die nächste Zeit zu beschatten. Wir versuchen herauszufinden, wie du Snape von dir fernhalten kannst, wenn es nötig werden sollte.", erklärte Harry.
„Beruhigt, Ginny?", rollte Hermine mit den Augen, sie war gar nicht angetan von dieser Idee.
„Nein, aber das habe ich ihnen schon gesagt.", meinte sie aufgebracht.
Hermine behauptete, sie würde darüber nachdenken und ließ wieder zwei Tage verstreichen.
Schließlich war es Padma, die ihr klar machte, dass sie gar keine andere Wahl hatte, als Snape zu fragen ob er sie heiraten wollte.
„Hermine. Ich weiß, dass du seit Monaten versuchst die Tatsache zu verdrängen, aber die Zeit wird langsam eng. Überleg einfach einmal rational: Snape ist dein Lehrer und er wird es nicht wagen dir irgendetwas anzutun, Snape ist ein schrecklicher Mensch, aber kein Monster. Er ist außerdem deine einzige Chance hier in Hogwarts zu bleiben. Wir wissen nicht einmal, ob er ja sagen würde, aber bitte versuch es zumindest. Was willst du denn sonst tun?"
Padma hatte recht: Was sollte sie sonst tun?
Askaban stand nicht zur Debatte, die Kandidaten des Ministeriums auch nicht, wegen der vielen Dinge die es zu tun gab – Schule und Widerstand – hatte sie keine Zeit gehabt, um mögliche Scheinehemänner kennenzulernen und nun, da sie wieder in Hogwarts war, wollte sie nicht an eine Flucht denken. Abgesehen davon bestand auch dann die Gefahr in Askaban zu enden, was ebenso für Untertauchen galt.
Sie würde also Snape heiraten. Was für ein absurder Gedanke.
