Diesmal das richtige Kapitel, hoffe ich. Dank an meine Beta Mariacharly und nun viel Spaß:
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8. Ja oder Nein
„Watcher! Geh' mir nicht auf die Nerven", fauchte Harry nervös.
Seine nachtblaue, fast schwarze Robe aus fein gekämmtem Stoff glänzte matt. Dem ungeachtet versuchte er nun schon seit einer Stunde verzweifelt, seine widerspenstigen Haare zu bändigen, wobei ein auf der Schulter sitzender Rabe nicht sehr hilfreich war.
„Bist du fertig?" Tonks streckte ihren Kopf zur Tür herein. „Warte, ich helfe dir."
Über seine erfolglosen Versuche lachte sie laut und Harry sah sie wütend an. Ihre Haare waren heute schwarz und zu einer kunstvollen Hochfrisur gesteckt. Die sonnengelbe Robe leuchtete und sie strahlte mit ihr um die Wette. Mit einer Dose Warren Wardys Wunderhaarwachs in der Hand trat sie hinter ihn. Geschickte Finger bändigten Harrys strubbelige Haarpracht.
„Los, jetzt komm, du hast genug Zeit vor dem Spiegel verbracht."
Schäkernd gingen sie zusammen die Stufen hinab. Beinahe war die drohende Dunkelheit Voldemorts vergessen, in diesen fröhlichen, fast heiteren Stunden.
Im Salon wartete Susan mit einer aufwendigen Flechtfrisur und einer dunkelroten Seidenrobe. Daneben stand Remus in einer nagelneuen, schwarzen Robe und lächelte glücklicher, als Harry es je bei ihm gesehen hatte. Nachdem sich Bill nicht verwandelt hatte war Remus mehr als erleichtert gewesen. Vielsagend schwenkte der Werwolf das kleine Büchlein, von dem Harry wusste, dass es ein Portschlüssel war.
Mürrisch griff Harry nach dem Gegenstand und verspürte auch kurz darauf das bekannte Ziehen hinter dem Bauchnabel. Vor seinen Augen erschien der Fuchsbau, alles schien renoviert und aufgeräumt. Die große Wiese hinter dem Haus war festlich mit Blumengirlanden, Pavillons und Tischen und Stühlen geschmückt.
Die vier Gäste betraten wenig später den Fuchsbau und standen in der Küche des Anwesens, als Mrs. Weasley aufgeregt durch den Raum flatterte.
„Haben wir an alles gedacht? Ja … doch … oder? Blumen, Essen, Wein … bei Merlin, haben wir genug Wein? Ja, ja haben wir ... wann kommen die Gäste? Oh, … Harry, Remus ... ihr seid schon … Tonks, Susan ihr auch. Bei Merlins Bart, ich bin noch gar nicht umgezogen. Sind die Kinder fertig? Wann kommen nochmals Fleurs Eltern? Müssten die nicht schon hier sein? Oje, oje, oje …", jammerte Molly.
Ihr sonst so rosiges Gesicht war aschfahl und blutleer vor Aufregung. Ihre Pupillen waren durch den Stress verengt und rote Flecken zierten ihren Hals. Hektisch wuselte sie aus der Tür, irgendetwas Unverständliches vor sich her murmelnd. Die Gäste starrten ihr fragend hinterher. So hatte noch keiner der Vier Molly erlebt, es war erschreckend. Ein ebenfalls gestresster Arthur betrat nun die Küche.
„Hallo, schön dass ihr da seid. Habt ihr Molly gesehen?", fragte er.
Das Quartett nickte konsterniert doch synchron mit dem Kopf. Arthur lächelte wissend.
„Sie ist etwas aufgeregt, die Ärmste", fügte er entschuldigend hinzu.
Das war Harrys Meinung nach die Untertreibung des Jahres.
„Können wir irgendwie behilflich sein?", bot Remus an.
„Am besten ihr geht Molly aus dem Weg. Ich hoffe, sie beruhigt sich bald wieder. Wenn sie bei jedem unserer Kinder solch ein Theater macht, darf keiner mehr heiraten, das würde ich nicht überleben. – Ihr könnt derweilen hinaus auf die Festwiese gehen. Die anderen sind auch schon vor Molly dort hinaus geflüchtet."
Harry betrat den Garten und ihm blieb die Luft weg. Dort stand Ginny in einer dunkelgrünen Robe. Ihre roten, langen Haare hatte sie zu einem französischen Zopf geflochten, in den grüne Bänder gewoben waren.
„Wow", entfuhr es Harry.
„Danke", lächelte Ginny.
„Du machst ein Gesicht, als wärst du heute der Bräutigam", scherzte Remus.
Harry glotzte ihn mit großen Augen an.
„War nur ein Scherz!", gackerte Remus.
Ron und Hermine hatten ihn gesehen und kamen auf ihn zu, beide in schlichte schwarze Roben gekleidet.
„Hi Harry", grüßte Ron und zupfte zappelig an seinem Kragen.
„Du hast ja deine Haare gebändigt", stellte Hermine überrascht fest.
Harry grinste und deutete mit der Hand viel sagend auf Tonks, die stolz auf ihren Erfolg zurücklächelte.
Nach und nach trudelten auf andere Gäste ein, Harry kannte zwar nicht viele der Anwesenden, aber fast alle schienen dafür ihn zu kennen.
„Ah, meine Eltern", freute sich Tonks und winkte wild einem Paar auf der anderen Seite des Gartens.
Eine schöne Frau mit langen, braunen Haaren und ein ebenso braunhaariger, etwas bulliger Mann bahnten sich ihren Weg durch die Menge.
„Hallo Schatz, schön dich zu sehen. Hoffentlich ist es bei dir auch bald so weit", sagte sie und warf Remus einen auffordernden Blick zu. Dann umarmte sie ihre Tochter, während Remus so aussah, als habe er puren Zitronensaft getrunken.
„Hallo Andromeda, schön dich und Ted zu sehen", antwortete er kurz.
„Mach nicht so ein Gesicht", sagte Andromeda.
„So sind die Frauen, daran wirst du dich gewöhnen müssen."
Die dunkle Stimme von Ted Tonks passte zu seinem muskulösen Aussehen. Sein Gesicht hatte an den Augen und um den Mund herum kleine Lachfältchen.
„Das sind meine Mum und mein Dad. – Dad, könntest du aufhören, Remus so fest zu drücken? Er läuft ja schon blau an", schalt Tonks.
„Da mache ich monatlich schlimmeres durch", sagte Remus gekränkt.
„Aber als Wolf könntest du wahrscheinlich mir die Luft abdrücken", schmunzelte Mr. Tonks.
Harry, Ginny, Ron und Hermine starrten fassungslos zu Remus und Tonks Vater hinüber.
„Was denn? Muss ich, nur weil ich muggelgeboren bin, schreiend auf Bäume klettern, wenn sich meine Tochter in einen Werwolf verliebt? - Solange er so ein netter Kerl ist ... auch macht es mir nicht so viel aus wie meiner guten Frau, dass es keine Enkel geben wird. Immerhin haben wir ja schon von Doras Bruder drei Enkelkinder, die uns ständig aufs Auge gedrückt werden", grinste Mr. Tonks breit.
„TED TONKS! Nenne deine Tochter nicht immer Dora. Und wehe ich höre noch einmal, dass du etwas gegen deine Enkelkinder sagst …", fauchte Andromeda sofort.
Harry konnte sich den Gedanken an Sirius Mutter nicht verkneifen, denn eine gewisse Familienähnlichkeit war schon zu erkennen, wenn Mrs. Tonks so keifte.
„Romy, sei doch nicht so mies drauf. Wir sind doch auf einer Hochzeit", feixte Mr. Tonks und nahm seine Frau zärtlich in den Arm.
Verliebt sahen sie sich an und küssten sich dann vor aller Augen. Ginny grinste Harry an, dieser beobachtete aber aus dem Augenwinkel den Blick, den Ron Hermine zuwarf. Ein langer liebevoller Blick, der Hermine zum Erröten brachte.
Harry staunte nicht schlecht. Hatte er etwas nicht mitbekommen? So vor allen anderen wollte er allerdings nicht fragen und schenkte seinem Freund nur einen fragenden Seitenblick. Ron errötete nun ebenfalls und schaute viel sagend zurück.
„Gehen wir was zu trinken holen?", fragte Ron und Harry nickte.
Die beiden Freunde schlenderten durch die nun immer zahlreicheren Gäste zur Getränkeausgabe. Jeder holte zwei Gläser Punsch und sie wollten gerade wieder zurück, als Harry plötzlich einem Mädchen gegenüberstand. Ihre helle Haut war wunderschön, das Gesicht ebenmäßig und edel, aber doch freundlich und gütig. Harry starrte sie mit offenem Mund an. Ob sie wohl eine Veela war? Dunkelbraune Locken umrahmten ihr Gesicht, als sie schüchtern lächelte. Harry gaffte sie mit offenem Mund an.
Ginny stand neben Hermine und Andromeda Tonks, und ihr Blick streifte die Gäste und traf Harry. Ihren Harry, der dort mit zwei Gläsern Punsch stand und ein Mädchen anstarrte. Bestimmt bannte sie sich ihren Weg durch die Menge. (A/B: 'gggg' Klasse. Gib´s ihm, Ginny!)
„Harry, da bist du ja. Ich dachte schon, du hast dich verlaufen. Oh, hallo, Morgane, was machst du denn hier? Bist du mit uns verwandt? Wusste ich gar nicht", begrüßte sie das Mädchen.
„Hallo Ginny. Nein, nicht mit Euch. Meine Mutter ist die Schwester von Fleurs Mutter. Ich bin also eine Cousine der Braut", antwortete Morgane mit einer sehr harmonischen Stimme.
„Bis nachher." Ginny schob energisch den verdatterten Harry vor sich her. „Kannst du mir mal erklären, warum du diese Ziege so anstarrst?"
„Habe ich nicht. - Ich wollte mich doch nur etwas mit dem Mädchen unterhalten, wer war das überhaupt?", verteidigte sich Harry.
„Das war Morgane Zabini. Sie ist Blaises Schwester und ebenfalls in Slytherin. Sie ist in meinem Jahrgang, allerdings etwas jünger als ich. Willst du noch etwas über sie wissen?", fragte sie rhetorisch, nahm ihr Glas Punsch aus seiner Hand und ging wieder zu Hermine.
Harry verdrehte die Augen. Kaum hatte er eine Freundin, ging das Theater schon los. Das hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Hatte er nicht schon genug um die Ohren, musste sie wegen nichts so einen Aufstand machen? Doch weshalb, war ihm diese Morgane Zabini vorher noch nie aufgefallen? Sie war seit fünf Jahren ebenfalls in Hogwarts. War er blind? Oder hielt sie sich versteckt?
„Was ist denn, Ginny?", fragte Hermine, als sie das verbissene Gesicht ihrer Freundin sah.
Ginny war so enttäuscht von Harry, schon wieder ... Sie waren erst so kurz zusammen und schon tat er, als sei sie eine Selbstverständlichkeit und keiner Aufmerksamkeit mehr wert.
„Ach nichts, Harry glotzt anderen Mädchen nach, typisch Mann."
„Sei doch nicht so streng mit ihm, oder glaubst du, dein Bruder ist anders?"
„Ne, sag nur … du … du und mein Bruder, das finde ich ja mal eine freudige Überraschung und er hat gar nichts verraten der Geheimniskrämer. Hat er sich endlich getraut?"
Hermine sah Ginny fragend an.
„Er ist doch schon seit dem vierten Jahr hinter dir her", erklärte Ginny.
Ron trat zu ihnen und reichte Hermine ihr Glas Punsch mit einem verliebten Lächeln im Gesicht. Ginny drehte sich weg und lächelte vor sich hin. Arthur und der Brautvater gaben das Signal, dass die Zeremonie beginnen könnte.
Nach einer halben Ewigkeit saßen dann endlich alle Gäste auf ihren Plätzen. Harry war noch nie auf einer Zaubererhochzeit, genau genommen, noch nie auf irgendeiner Hochzeit gewesen.
Aufgeregt saß er auf einem der Stühle neben Ginny, die gerade seine Hand fasste. Ein Priester, ganz in eine weiße Robe gekleidet, mit einem sehr langen grauen Bart und langen grauen Haaren, stand unter einem Efeubogen und wartete auf das Brautpaar.
Dann traten sie aus dem Haus: Fleur in einem langen, weißen, einfachen Kleid, ihre langen Harre festlich geflochten. Auf ihrem Kopf trug sie eine Blütenkrone mit Frühjahrsblüten. Bill trug eine braune Robe und einen Haarreif aus Hirschgeweihstücken.
Feierlich schritten sie zum Altar, an dem der Priester wartete.
Molly schluchzte und heulte vor Rührung los. Arthur knuffte sie in die Rippen und hielt ihr mit verständnislosem Blick ein Taschentuch hin.
„Kannst du nicht wenigstens warten, bis es angefangen hat?", zischte er.
Doch Molly schnäuzte sich nur kurz in das Tuch, bevor sie weiterschluchzte. Arthur verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
Das Paar stand nun vor dem Priester und reichte sich die Hände. Dieser wickelte ein weißes Band um die Handgelenke. Dann fing er mit der Zeremonie an.
Als der Ritus beendet war, küssten sich die Beiden lange und leidenschaftlich. Die Gäste begannen zu jubeln. Ron küsste Hermine das erste Mal in der Öffentlichkeit, was Molly einen erneuen Schluchzer entlockte. Ginny beugte sich zu Harry, um ihn ebenfalls zu küssen, doch der zuckte zurück, denn hier, in aller Öffentlichkeit - das konnte er nicht. Was würden die anderen sagen, dann wüsste es jeder, auch Voldemort ... Beleidigt zog Ginny sich wieder zurück.
„Remus, willst du mich auch heiraten?", fragte Tonks direkt hinter ihnen gerührt.
„Ähm … nun … jetzt schon? Aber wir kennen uns … also noch gar nicht so lange. Wollen wir nicht zuerst … ich meine … sollten wir … bis wir uns sicher …", brach es überrascht aus Remus heraus.
„Du ... du willst nicht …", beinahe hätte ihre Stimme versagt.
„Nein, so habe ich das nicht … also … eigentlich wollte ich noch etwas warten", versuchte Remus den drohenden Streit zu verhindern.
„So, auf was willst du denn warten?", fauchte Tonks enttäuscht.
„Nur um zu sehen, ob wir wirklich zusammen harmonieren …", begann Remus vorsichtig. (A/B: STOFFEL!)
„Weißt du was … vergiss es, ich weiß jetzt, dass du mich nicht willst … "
Zornig rannte sie los und verschwand in der Menschenmenge, die gerade zum Festmahl strömte.
„Das kommt davon, wenn man sich so junge Frauen aussucht."
Aufgebracht schnaubte Remus aus. Er machte zuerst keine Anzeichen, ihr nachzugehen, drehte dann aber die Augen nach oben und folgte ihr dann doch in die Menschenmenge.
Nach schier endlosem Vertilgen von Kuchen und Festspeisen begann der Tanz. Notgedrungen absolvierte Harry einige Tänze mit Ginny - er hasste es zu tanzen, doch sie bestand darauf.
Als sich die Gesellschaft tief in der Nacht auflöste, kehrte Harry mit Susan und dem immer noch zerstrittenen Pärchen Remus und Tonks in sein Haus zurück. Er war müde, erschöpft und absolut zu voll gefuttert. Er wollte nur noch so schnell als möglich in sein Bett …
tbc
