Dank an meine Beta Mariacharly und ein gutes Händchen beim Autokauf!
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
10. Toter Dachs und verletzte Schlangen
Harry schaute auf die Trümmer.
Tatsächlich stand kein Stein mehr auf dem anderen. Ein leichter Brandgeruch lag noch immer in der Luft. Keiner der Bewohner des nahen Dorfes schien nach dem Brand je hier gewesen zu sein.
„Los, suchen wir den Eingang zu den Kellern. Wenn wir ihn gefunden haben, bleiben Ron und Tonks oben zur Absicherung, während wir hinunter gehen und nachsehen. Einverstanden?", fragte Harry.
Sein Vorschlag traf auf Zustimmung und die Suche begann. Es war zum Verzweifeln. Wie sollten sie unter all dem Schutt etwas finden? Harry setzte sich nach einer Weile enttäuscht und entmutigt auf einen großen Steinquader inmitten des Chaos, stützte seinen Kopf auf die Hände und starrte in die Asche. Nichts als verbrannte Holzteile, geschwärzte Steinbrocken, einen geschmolzenen Metallklumpen und Fußabdrücke in der Asche – Ruß – Schicht.
Moment … tatsächlich … Fußabdrücke. Langsam folgte Harry der Fährte. Hoffentlich war sie nicht von ihnen selbst. Er huschte über die Trümmer, bis die Spur unter einem verkohlten Türblatt endete. Deutlich war zu erkennen, dass diese Tür öfter bewegt worden war.
„Ron, Remus, kommt mal schnell, ich habe da etwas gefunden!", rief er in Richtung seiner Freunde.
Die beiden Männer kamen angerannt, gemeinsam hievten sie das schwere Türblatt weg. Eine steile Steintreppe wurde sichtbar. Sie führte in einen düsteren Flur. Harry zückte seinen Zauberstab und sagte laut: „Lumos".
Beherzt stieg er die Stufen hinab, dicht gefolgt von Remus und Susan. Wachsam schlichen sie den langen Korridor entlang und überprüften einen Raum nach dem anderen. In den meisten fanden sie Unrat und Gerümpel - aber auch Unmengen von uralten, vergammelten Vorratsgläsern unter dicken Staubschichten.
Dann betraten sie einen dunklen Raum mit einer Gewölbedecke. Ein bestialischer Gestank nach Urin, Schweiß und geronnenem Blut stieg ihnen in die Nase. Harry hatte so etwas schon einmal gerochen, als er mit Onkel Vernon und Tante Magda im Schlachthof war, um Fleisch für die Hunde zu holen.
Angewidert rümpfte er die Nase. Nachdem sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, inspizierte er den Raum. Sein Blick streifte die gegenüberliegende Wand und er erstarrte. Dort hingen zwei Gestalten an der Wand.
Mit eisernen Fesseln waren sie an Händen und Füssen an die Wand gekettet.
Harry hielt sich eine Ecke seiner Robe vor die Nase und eilte los, stolperte aber dabei über etwas Schweres, Weiches und prallte ungebremst auf den Boden. Um seine Lichtquelle nicht zu verlieren, umklammerte er seinen Zauberstab krampfhaft. Doch durch den Aufprall war dieser gebrochen - geschockt starrte er den jetzt nur noch schemenhaft in seiner Hand erkennbaren Zauberstab an und schluckte.
„Oh nein! Remus … schnell ... komm her …. mein Zauberstab, bei Merlin."
Remus eitle zu ihm und half ihm vorsichtig aufzustehen. Immer noch fassungslos starrte Harry auf das zerbrochene magische Holz in seiner Hand. Plötzlich fing die Phönixfeder im Inneren an zu brennen, und entsetzt warf Harry den brennenden Stab auf den Boden, und im Schein des Feuers konnte man sehen, über was Harry gestolpert war. Auf dem Boden vor ihren Füßen lag die Leiche von Florean Fortescue. Harry wurde übel, er mochte … nein, er hatte diesen Mann gemocht und nun … war er tot – ermordet. Harrys Kehle schnürte sich zu, Susan und Remus waren ebenfalls sehr betroffen.
Susan erhellte mit ihrem Stab die beiden Gestalten an der Wand. Ein leises Wimmern zog die Aufmerksamkeit auf die größere der beiden. Harry hielt die Luft an. Es war ein geschundener, blutender, malträtierter Lucius Malfoy, dessen geschwollenes Gesicht nur noch ein Auge freigab. Doch dieses eine Auge starrte Harry Tränen gefüllt an.
„Sie ist tot … er hat sie getötet …er hat sie mir genommen … tot …", begann Lucius zu jammern. Doch dann nahm sein Auge einen mörderischen Glanz an. „Potter, mach' mich los, ich werde sie töten … Draco, was ist mit Draco?"
Harry blickte zu der zweiten Gestalt, um die sich Remus inzwischen kümmerte.
„Er lebt noch, aber er ist schwer verletzt", zischte der Werwolf und löste vorsichtig die Fesseln des jungen Malfoy.
Lucius keuchte vor Schmerz, als er versuchte, den Kopf zu drehen.
„Wen wollen Sie töten?", fragte Harry leise.
„Avery und McNair … und ihn …", kaltes Feuer brannte in dem einen grauen Auge.
„Wen haben sie getötet?", fragte Harry.
„Cissy, meine Fra …", sein Kopf fiel nach vorne und das weißblonde Haar hing ihm im Gesicht.
Diese Bestrafung sah Voldemort ähnlich: für Lucius und Dracos Versagen wurden nicht die Beiden selber getötet, nein, sie mussten das verlieren, was sie am meisten liebten: Narcissa Malfoy, Harry konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr er Voldemort verabscheute.
Sachte schüttelte er Malfoy an der Schulter, bis dieser sein Auge wieder öffnete
„Wo ist der Kelch?", fragte Harry direkt.
„Was … woher weißt du?"
„ Lassen Sie das meine Sorge sein." Harry sah ihn nachdrücklich fragend an.
„Da kommt von euch keiner ran, der ist zu gut gesichert …" Sein Auge ruhte auf einer Tür, bevor er wieder ohnmächtig wurde.
Susan machte sich daran, auch Malfoy senior die Ketten zu lösen, und legte den Mann mit Hilfe von Remus langsam auf den Boden neben seinen Sohn.
Harry ging zu der Tür und fand sie unverschlossen, was ihn sehr verwunderte. Erstaunt trat Harry ein, doch kaum hatte er einen Fuß hinein gesetzt, wurde er mit einer Wucht, als hätte ihn ein Zentaur vor die Brust getreten, wieder zurück geworfen.
Er landete, auf dem Boden sitzend, neben der Leiche und versuchte zu atmen. Remus lief zu ihm: „Harry, alles in Ordnung? Was ist denn passiert?"
„Irgendwas hat mich getroffen …", keuchte er immer noch atemlos.
„Ein Bann vermutlich, lasst mich mal", sagte Susan und zückte ihren Zauberstab.
Mit einigen kleinen Sprüchen und Flüchen prüfte sie den Bann, dann begann sie unablässig etwas zu flüstern und die Spitze ihres Zauberstabes leuchtete gelb. Konzentriert schloss sie die Augen und setzte ihren gemurmelten Singsang fort.
Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn, ihre Hand zitterte immer stärker. Die Luft schien geladen und das Gemäuer begann zu beben. Staub und Sand rieselte durch die Fugen der Decke, die Ketten an der Wand klirrten. Harry sah Remus fragend an, doch der hob nur die Schultern.
Schließlich war ein lautes Knacken und Bersten zu hören und Susan taumelte rückwärts. Remus fing sie auf und setzte sie neben die Malfoys an die Wand.
„Ihr … könnt … jetzt … reingehen …", keuchte sie vor Anstrengung.
Remus und Harry betraten vorsichtig den Raum. Ein beißender Gestank hing in der Luft. Harrys Augen begannen zu tränen. Der gesamte Raum war voll gestellt mit Regalen, auf denen aller mögliche Kram gestapelt war. Wie sollten sie nur in diesem voll gestopften Keller einen Kelch finden?
Die beiden Zauberer gingen getrennt durch die Regalreihen.
Harry schritt um eine Ecke und blieb stehen. Zwischen all dem zugestaubten Plunder stand ein schimmernder, blanker Trinkpokal aus feinem Silber mit aufwändigen Verzierungen.
„Remus, komm her, ich denke, wir haben ihn."
Harry nahm den Kelch und betrachtete ihn. Ein verschnörkeltes HM zierte das Gefäß ebenso wie ein sehr detaillierter Dachs. Remus stellte sich hinter ihn und Harry gab ihm den Pokal. Unbedacht griff der Werwolf danach, knurrte dann Schmerz gepeinigt auf und ließ den silbernen Gegenstand fallen.
„Entschuldige, ich vergaß …", murmelnde Harry beschämt.
„Ist nicht so schlimm, aber nun nimm das Ding und los."
Harry hob den Hufflepuffkelch auf und steckte ihn in die Tasche. Remus steckte, um keine Spuren zu hinterlassen, den Raum in Brand.
„Nehmen wir die Beiden mit?", fragte er und zeigte zu den beiden Malfoys.
„Natürlich! Willst du sie hier bei lebendigem Leib verbrennen lassen?", fragte Susan, verwundert, solch eine Frage ausgerechnet von Lupin zu hören.
Harry packte Draco unter dem Arm und schleifte ihn hinter sich her in Richtung der Treppe. Remus ließ Lucius Malfoy schweben und achtete darauf, dass die immer noch schwache Susan vor ihm blieb. Auf der Treppe strauchelte Susan, konnte sich aber wieder fangen und erreichte endlich die Oberfläche. Dort war Tonks schon Harry zu Hilfe geeilt und hatte Draco in Empfang genommen. Ron eilte Susan zu Hilfe.
Ein lautes Knallen ließ die kleine Gruppe herumfahren, und am Waldrand erschienen einige Zauberer in schwarzen Roben, die aufgeregt anfingen, sich Kommandos zuzurufen und auf sie zustürmten.
„Remus - schnell! Todesser! Nichts wie weg", brüllte Tonks und apparierte mit dem ohnmächtigen Draco zurück zum Kaminzimmer im Grimauldpatz. Kurz darauf erschienen Remus mit Lucius und die noch etwas wackelige Susan mit Harry und Ron.
„Bei Merlin, Susan, ich habe noch nie eine Hexe gesehen, die in so geschwächtem Zustand appariert ist und noch dazu zwei Personen mitgenommen hat. Selbst Tonks als ausgebildete und gute Aurorin würde das nicht versuchen", staunte Remus und auch Tonks sah die blonde Hexe verwundert an.
„Ich muss doch auch etwas Positives von meinem unnützen Vater geerbt haben - nicht nur die komplizierte Art des Charakters. Wo sollen wir die Beiden hinbringen, Harry?"
„In das große Schlafzimmer hinten links. Dort steht ein großes Doppelbett und es ist hell und luftig. Gerade richtig für ein Krankenlager. Ron, geh´ nach Hause und hole deine Mutter, sie war Heilerin und mit Fred und George hat sie ausreichend Übung", bat Harry.
Ron verschwand im Kamin, um wenig später mit seiner Mutter und Ginny wieder zu erscheinen.
„Geht es dir gut?", rief Ginny gerade, als sie im Kamin erschien.
Rußbefleckt stürmte sie auf Harry zu und umarmte ihn heftig. Doch Harry wand sich aus der Umarmung. Enttäuscht sah Ginny fragend zu Harry.
„Ich habe einen richtigen Schreck bekommen. Weshalb hast du nichts gesagt?", brach sie heraus.
Harry schien es peinlich, dass Ginny ihn so in Beschlag nahm. Molly musste lachen und fragte dann kopfschüttelnd: „Wo sind denn die Patienten?"
„Oben. Remus und Susan sind bei ihnen. Nach Susan müsste man auch mal sehen, sie war nach dem Fluchbrechen ganz schön geschwächt."
„Komm, Ginny, du kannst mir helfen."
Die Weasley - Frauen verschwanden nach oben. Harry ging in die Küche, um den rauchigen Geschmack in seinem Mund wegzuschwemmen. Dobby und Winky waren gerade bei der Küchenreinigung.
„Dobby, Winky, geht bitte beide nach oben und seht nach, ob Mrs Weasley eure Hilfe braucht."
„Ist es war, sind der Meister und der junge Meister hier?", fragte der Hauself.
„Ja, Lucius und Draco Malfoy sind im Haus."
Die beiden Elfen verschwanden und Harry schenkte sich ein Glas Kürbissaft ein. Wo sollte das alles noch hinführen …
tbc
Denkt an das kleine lila Reviewknöpfchen! Auch die netten Schwarzleser dürfen sich daran austoben!
