Erlass 35 c
Bereits ein paar Minuten später kamen die Eulen mit dem richtigen Tagespropheten. Wie erwartet wurde darin der neue Erlass 35c vorgestellt. Die Selbstmorde der letzten Tage wurden so gut es ging totgeschwiegen. Nur unter den Traueranzeigen fand wesen versteckte Hinweise darauf, dass einige der Verstorbenen sich aufgrund des Gesetzes das Leben genommen hatten.
Wieder las Hermine vor.
Erlass 35c
Abschnitt 1: Sonderbestimmungen im Falle eines Freitodes
- Sollten Hexen und Zauberer sich mittels Freitod dem Erlass 35 entziehen, fällt die Pflicht an die nächsten Verwandten.
- Ehen die bereits bestehen, können aufgelöst werden, falls ein Familienmitglied den Freitod wählt und die bereits bestehende Ehe nicht unter die Gesetzesbestimmungen fällt.
Beispiel: Eine 19-jährige reinblütige Hexe nimmt sich das Leben. Ihre nächste Verwandten sind ihre reinblütigen Eltern. Da sich ihre Tochter dem Erlass entzogen hat, wird die Ehe der Eltern aufgelöst, beide stehen nun unter der Pflicht anstelle ihrer Tochter dem Erlass nachzukommen. Die Mutter wird nach Möglichkeit mit dem hinterbliebenen Verlobten der Tochter verheiratet.
- Sollten keine Verwandten im Heiratsfähigen Alter sein, wird die Ersatzhandlung bis auf weiteres verschoben.
Beispiel: Der allein erziehende Vater einer halbblütigen 16-jährigen Hexe nimmt sich das Leben. Da kein männlicher Ersatz für seine Verlobte vorhanden ist, steht seine halbblütige Tochter unter der Verpflichtung sobald sie verheiratet ist innerhalb von zwei Jahren zwei Kinder zur Welt zu bringen, da sie das fehlende Kind des Vaters ersetzen muss.
- Sind keine heiratsfähigen oder gar keine Verwandten vorhanden, kann im Falle eines Freitodes die nächste Person aus dem Umfeld der Person die sich das Leben genommen hat, bestimmt werden, die Ersatzhandlungen zu leisten.
Strafen bei Zuwiderhandlung: Haftstrafen in Askaban
„Das ist wirklich widerlich.", schimpfte Hermine, „So wollen sie Menschen also dazu zwingen sich nicht das Leben zu nehmen. Sie sollen sich klar sein, dass sie damit Nahestehenden schaden. Also mich würde nicht wundern, wenn das zu einem Massensuizid führt."
Ehe sie weiter darauf eingehen konnte, fiel ihr Blick allerdings auf den nächsten Absatz und sie beschloss die Diskussion zu verschieben und besser zunächst weiter vorzulesen.
Abschnitt 2: Bestehende Ehen die nicht unter Erlass 35 fallen
- Bereits bestehende Ehepaare, die nicht mehr unter Erlass 35 fallen, dürfen – falls sie nicht unter die Bestimmungen des Erlasses fallen – nur mit einer Sondergenehmigung des Ministeriums Kinder bekommen.
- Bereits bestehende, kinderlose Ehepaare, die nicht den Bestimmungen von Erlass 35 können vom Ministerium für ungültig erklärt werden, falls das Ehepaar vor weniger als 3 Jahren geheiratet hat. Diesbezüglich wird es bei jedem betreffenden Ehepaar innerhalb der nächsten 3 Monate eine Untersuchung durch das Ministerium geben. Betreffende Ehepaare sind dazu aufgefordert eine bereits vorhandene Schwangerschaft unverzüglich mitzuteilen.
- Es kann zu einer Auflösung der Ehe kommen, wenn Verwandte durch den Freitod sterben. (Sie Bestimmungen Erlass 35c, Abschnitt 1)
- Bestehende Ehepaare, die den Bestimmungen von Erlass 35 entsprechen, stehen unter der Verpflichtung, wie alle neuen Ehepaare, innerhalb von 2 Jahren für Nachwuchs zu sorgen. Ausnahme: Es sind bereits 2 oder mehr Kinder vorhanden oder ein Ehepartner ist nicht mehr zeugungsfähig.
Stafen bei Zuwiderhandlung:
Geburt eines Kindes, das gezeugt wurde nachdem Erlass 35c verabschiedet wurde
a) zwischen Halbblut und Reinblut
10000 Galleonen oder zwei Jahre Askaban für den Vater, falls die Summe nicht abkömmlich ist
b) zwischen Muggelgeborenen
20000 Galleonen oder zweieinhalb Jahre Askaban für den Vater, falls die Summe nicht abkömmlich ist
c) zwischen Reinblut und Reinblut
50000 Galleonen oder fünf Jahre Askaban für den Vater, falls die Summe nicht abkömmlich ist
Hermine sah, wie Ginny und Harry entsetzte Blicke austauschten.
„Ich könnte es mir leisten, Ginny. In Relation zum Erbe von meinen Eltern und dem von Sirius ist es eine verschwindend geringe Summe.", meinte er sehr sachlich.
„Harry, wir können doch nicht ein einfach ein Kind bekommen, um diesem Gesetz zu entgehen. Ich meine, natürlich will ich irgendwann Kinder mit dir, aber ich gehe noch zur Schule. Wir haben vielleicht noch drei Monate, bis dahin könnte das Gesetz Geschichte sein.", murmelte Ginny hektisch.
Im selben Moment landete Hedwig vor ihnen am Tisch. Harry nahm ihr die Nachricht ab und las vor. Es war eine Nachricht vom Ministerium.
Liebe Mrs Potter! Lieber Mr Potter!
Wie ihnen mittlerweile bestimmt bekannt ist, wurde der Erlass 35 auf bereits bestehende Ehepaare ausgedehnt. Ihre Ehe entspricht nicht den Bestimmungen von Erlass 35. Unseren Unterlagen zufolge sind sie beide erst seit einem Jahr verheiratet und noch kinderlos. Wie ihnen bekannt sein dürfte, besteht daher die Möglichkeit, dass ihre Ehe für ungültig erklärt wird. Das Ministerium hat ihren Befragungstermin für 11. April angesetzt. Da sie beide in Hogwarts zur Schule gehen, wird die Befragung durch unsere Vertreterin in Hogwarts, Dolores Umbrigde, stattfinden. Bis zum genannten Zeitpunkt werden wir ihr die Kopien sämtlicher Unterlagen ihre Ehe betreffend zukommen lassen. Um den behördlichen Aufwand zu senken, nennen wir ihnen in folgender Liste Gründe, die eine Eheauflösung ausschließen. Sollte mindestens ein Grund auf sie zutreffen, bitten wir sie umgehend mit dem Ministerium in Kontakt zu treten.
Gründe für Nicht-Auflösung einer Ehe die nicht unter Erlass 35 fällt:
- das Ehepaar ist zeugungsunfähig
- eine Schwangerschaft liegt vor
- das Ehepaar sorgt seit mindestens drei Monaten für Adoptivkinder oder Pflegekinder (sollte die Adoption kürzer zurückliegen, wird vom Ministerium überprüft, ob die Kinder sich bereits eingelebt haben, sollte das der Fall sein, wird die Ehe nicht aufgelöst)
Sollte ihre Ehe für ungültig erklärt werden, werden ihnen innerhalb von zwei Wochen nach der Anhörung durch das Ministerium ein neuer Ehepartner bzw. eine neue Ehepartnerin zugeteilt, es sei denn sie reichen schon eher einen Antrag für eine Verlobung ein.
Mit besten Grüßen, ihre Ministerienbeauftragen für Erlass 35c
„Das ist einfach nur eine Katastrophe. Das können die doch nicht machen.", schüttelte Hermine den Kopf und korrigierte sich dann selbst, „Oh, können sie schon, in Anbetracht all dessen, was sie bereits durchgebracht haben."
Ginny und Harry sahen sich verzweifelt an.
„Ginny, ich werde nicht zulassen, dass sie unsere Ehe auflösen.", schüttelte Harry den Kopf.
„Umbridge! Sie wird darüber entscheiden und ich wüsste nicht, was sie daran hindert unsere Ehe aufzulösen!", verlor Ginny langsam die Nerven, „Harry ich will dich nicht verlieren."
Hermine warf unterdessen wütend den Tagespropheten in eine Ecke.
„Wenn wir ein Kind bekommen, Harry, was machen wir dann wegen unserer Ausbildung?", fragte Ginny, die offenbar sah, dass ihnen kaum eine andere Möglichkeit blieb.
„Du machst Hogwarts fertig, und ich beginne meine Aurorenausbildung später. Wir wussten doch beide, dass es ohnehin so kommen würde. Nur das mit dem Kind hätte ich nicht erwartet.", meinte er verzweifelt.
„Wir sind noch viel zu jung, oder? Und wegen einem Gesetz ein Kind in die Welt zu setzen?", schüttelte Ginny den Kopf.
Harry nahm zärtlich ihre Hand und sah ihr tief in die Augen.
„Nicht wegen dem Gesetz, sondern weil ich dich liebe und ich eine Familie mit dir gründen möchte. Ob nun früher oder später spielt dabei für mich keine Rolle. Ron sagte doch auch, dass wir keine Zeit verschwenden sollten. Das Leben ist viel zu kurz.", meinte er und versuchte zu lächeln.
Ginny strich ihm sanft durchs Haar und gab ihm dann einen Kuss.
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Hannah, Ernie und Padma hatten wieder ihren Stand mit Informationen über Erlass 35 aufgebaut und kritisierten in ihren neuesten Materialien bereits Erlass 35c obwohl er erst am selben Vormittag im Tagespropheten erschienen war.
Hermine kam mit einem verschwörerischen Lächeln auf sie zu, sie trug einen Korb in der Hand.
„Hermine, schön dich zu sehen.", meinte Hannah.
„Ich trete offiziell eurem öffentlichen Widerstand bei.", erklärte Hermine und stellte den Korb auf den Tisch, „Ich habe uns schöne Anstecknadeln gebastelt und verzaubert."
Die drei betrachteten den Inhalt des Korbes und waren sehr zufrieden.
„Außerdem habe ich eine alte Idee aufgegriffen, ich denke wir sollten morgen einen Protestmarsch nach Hogsmeade veranstalten. Angesicht der neuen Entwicklungen ist das mehr als nur notwendig.", erklärte sie.
Die drei nickten zustimmend.
„Ich habe schon Flugblätter diesbezüglich geschrieben, wir müssen sie nur noch verteilen. Umbridge sollte uns nach Möglichkeit nicht zu früh dabei erwischen. Außerdem habe ich es mir zum Ziel gesetzt, dass mit Ende der Woche jeder Schüler und jede Schülerin in Hogwarts eine dieser Anstecknadeln trägt.", erklärte sie und strahlte vergnügt.
„Glaubst du es ist gut, wenn du dich derart ins Schussfeld begibst?", flüsterte Ernie ihr zu.
„Ich denke, es ist mehr als notwendig, dass wir endlich alle offen zu unserer Meinung stehen. Schutzmaßnahmen schön und gut, aber es ist notwendig, dass es auch sichtbaren Widerstand gibt. All die ungreifbaren Phantome hinter den neueren Aktionen sind für die Menschen viel zu wenig fassbar. Die meisten wagen keinen Schritt, bevor ihn nicht andere tun. Ich habe gestern ein wenig über Revolutionen recherchiert.", erzählte sie und war schon dabei einer Drittklässerin ein Flugblatt und eine Anstecknadel zu überreichen.
Abwechselnd liefen sie nun durch die Korridore der Schule, um Flugblätter zu verteilen, oder betreuten den Stand. Aber es dauerte nicht lange, ehe Umbridge in Erscheinung trat.
„Ms Umbridge, darf ich ihnen auch ein Flugblatt geben?", fragte Hermine mit zuckersüßer Stimme, die der von Umbridge nachempfunden war.
Umbridge riss ein Informationsblatt an sich.
„Sie werden bestimmt keinen Protestzug nach Hogsmeade unternehmen.", meinte sie finster.
„Ich habe diese Demonstration gestern bei den zuständigen Behörden in Hogsmeade gemeldet, außerdem auch bei unserer Direktorin.", lächelte sie zuckersüß.
„Professorin McGonagall hat dem zugestimmt?", meinte Umbridge hinterhältig.
„Nun, wie ihnen bekannt ist, gibt es ein Recht auf Demonstrationen. Professorin McGongall kann niemanden daran hindern an einem Protestmarsch teilzunehmen. Ich habe sie lediglich aus Höflichkeit darauf hingewiesen und deshalb, weil die Schüler und Schülerinnen hier ihrer Obhut unterstehen. All jene die Erlaubnis haben Hogsmeade zu besuchen oder eine schriftliche Bestätigung ihrer Eltern für morgen vorlegen können, dürfen an dem Marsch teilnehmen. Sie hatte da gar keine andere Wahl, will ich mal meinen.", grinste Hermine hinterhältig.
„Sie stellen sich also öffentlich gegen Erlass 35, Ms Granger?", fragte Umbridge verärgert.
„Allerdings."
„Sie kennen die Konsequenzen für Verstöße gegen Erlass 35?", funkelte Umbridge sie finster an.
„Natürlich, aber nur weil ich gegen Erlass 35 demonstriere, bedeutet das nicht, dass ich gegen den Erlass verstoße.", grinste Hermine.
Umbridge stampfte erzürnt davon.
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Um fünf begaben sich Harry und Hermine zu McGonagall. Zuvor hatte Hermine ihn in Kenntnis über ihre neuen Pläne gesetzt. Als sie das Büro betraten, bemerkten sie sofort, dass McGonagall allen Anschein nach ziemlich gestresst war.
„Ich nehme an der neue Erlass führt sie zu mir.", meinte sie und schien es sehr eilig zu haben.
„Nicht direkt.", meinte Hermine kleinlaut.
„Nichtsdestotrotz, Mr Potter, was haben sie und Mrs Potter vor?", fragte McGongall.
„Mrs Potter erwartet ein Kind.", erklärte Harry grinsend.
„In der Tat. Wieso überrascht mich das nicht. Sie haben sich das gut überlegt, Potter?", meinte sie und seufzte gequält.
„Nun, es gibt keine Alternativen, die in Betracht kämen.", meinte er, „Außer zu riskieren das Land zu verlassen. Aber nicht nur Askaban spricht dagegen, sondern auch die Tatsache, dass ich nicht vorhabe die Menschen die mir etwas bedeuten im Stich zu lassen."
„Ich wünschte die Dinge wären anders.", seufzte McGonagall.
„Wir auch.", meinte Hermine.
„Nun, wenn nicht der neue Erlass der Grund für ihr Erscheinen ist, was führt sie dann zu mir?", fragte sie nun.
„Umbridge.", sagten Harry und Hermine im Chor.
Sie erklärten ihr, weshalb sie eine Strafe erhalten hatten.
„Ich habe nicht vor, mir die Hand blutig zu schreiben.", erklärte Hermine bestimmt.
„Diese Methoden werde ich ihr auch untersagen, das können sie mir glauben."
„Ich werde dennoch nicht hingehen, ich halte die Strafe für ungerechtfertigt.", erklärte Hermine weiter.
McGongall sah kurz zum Fenster hinaus und wandte sich dann grinsend um.
„Sie werden verstehen, dass ich nicht einfach so zulassen kann, dass Schüler und Schülerinnen Strafen untergraben. Wenn sie es tun, müsste ich mich natürlich selbst der Sache annehmen. Natürlich würde ich die betreffenden Schüler und Schülerinnen nicht gleich der Schule verweisen."
Hermine und Harry nickten zufrieden.
„Das verstehen wir natürlich, Direktorin.", meinte sie.
„Gut. Das nächste Mal, wenn Ms Umbridge irgendwelche Strafen verhängt, kommen sie eher zu mir.", sagte sie zum Abschied.
„Wieso ist sie nicht gleich jetzt zu Umbridge und hat die Strafe aufgehoben.", wunderte sich Harry draußen.
„Weil sie merkte, dass das ganz und gar nicht das war, was ich vorhatte. Umbridge soll zuerst einmal sehen, dass wir uns wenig um das kümmern, das sie uns anschafft.", erklärte Hermine unbekümmert, „Umbridge muss endlich ihre Lektion lernen. Ich war entsetzt, dass sie überhaupt wieder einen Fuss in das Schloss gesetzt hat."
„Also ab zum Abendessen?", fragte Harry.
„Ich muss vorher noch zu Madam Pomfrey.", erklärte Hermine, „Aber warte noch kurz. Ich wollte noch mit dir über deine Pläne sprechen."
„Ginny und ich haben uns entschieden. Wir bekommen das Kind nicht nur, um uns vor dem Gesetz zu schützen, wir würden früher oder später bestimmt Kinder bekommen, und weshalb nicht früher, wenn wir sonst vielleicht gar nicht die Möglichkeit dazu haben. Ron hatte Recht, wieso sollten wir Zeit vergeuden?", meinte er eindringlich.
Hermine nickte.
„Du weißt selbst, dass wir keine andere Möglichkeit haben. Wir haben nur Zeit bis 11. April, das heißt wir können nicht mehr wirklich lange warten.", erklärte er weiter, „Wobei, wenn wir beim Warten sind, wann genau hast du jetzt eigentlich vor Snape zu heiraten?"
„Ich bin gerade dabei das herauszufinden.", erklärte sie seufzend.
Harry klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter ehe er ging und meinte:
„Ginny und ich sind immer für dich da. Egal was passiert, das weißt du."
Hermine nickte nur und ging dann in Richtung Krankenflügel weiter.
