Protestmarsch nach Hogsmeade
Beim Abendessen trat Umbridge an Hermine und Harry heran.
„Ms Granger, ihnen ist bewusst, dass sie seit einer halben Stunde in meinem Büro sein sollten?", fragte Umbridge.
„Nun, ich komme nicht.", erklärte sie unbeeindruckt, während sie ein Stück Torte auf ihren Teller hievte.
„Dann werden sei morgen zu mir kommen, während dieses lächerlichen Protestmarsches und noch wesentlich länger nachsitzen.", erklärte sie giftig.
„Da werde ich auch nicht kommen.", erklärte sie und würdigte sie keines Blickes.
„Ich komme übrigens auch nicht.", stellte Harry sehr beiläufig fest.
Umbridge verlor offenbar die Geduld.
„Stehen sie auf, beide! Wir gehen hinüber zur Direktorin. Ich denke sie wird nicht begeistert sein, während dem Essen gestört zu werden."
McGongall schob ihre Brille zurecht und sah Umbridge missbilligend an.
„Ich esse gerade, kann das nicht warten.", meinte sie desinteressiert.
„Diese Beiden hier verweigern den Gehorsam. Sie wollen nicht zum Nachsitzen erscheinen.", meinte Umbridge aufgebracht.
McGongall musterte beide.
„Ist das wahr? Mr Potter? Ms Granger?", fragte sie als wäre es ganz etwas Neues für sie.
„Ja.", sagten sie im Chor.
„Nun, dann sehe ich sie morgen um 6 Uhr abends in meinem Büro.", erklärte sie als wäre es eine Lappalie.
„Das ist alles? Wollen sie ihnen nicht verbieten am Prostestmarsch teilzunehmen?", fuhr Umbridge beinahe aus der Haut.
„Haben sie nicht gehört. Sie werden um 6 Uhr bei mir nachsitzen. Das ist der einzige freie Termin den ich morgen habe.", erklärte sie streng.
„Finden sie nicht, dass sie eine harte Strafe verdienen? Vielleicht der Schule verwiesen werden sollten?", wurde Umbridge unruhig.
„Nein. Ich werde sie den Umständen entsprechend bestrafen, aber ich sehe keinen Sinn darin sie der Schule zu verweisen. Dazu gibt es meiner Meinung nach keine ausreichenden Gründe.", erklärte sie sachlich.
„Nun, sie verweigern die Strafe die ich ihnen gegeben habe. Woher wissen sie, dass sie sich nicht auch vor ihrer drücken werden?", meinte sie verärgert.
„Mr Potter, Ms Granger, wenn sie morgen nicht bei mir erscheinen werfe ich sie von der Schule, haben sie verstanden?", fragte sie.
Harry und Hermine nickten.
„Wären damit ihre Probleme beseitigt, Dolores. Denn wenn dem so ist, würde ich nämlich gerne mein Abendessen fortsetzen.", meinte McGonagall immer noch sehr gleichgültig.
„Aber dieser Protestmarsch…", begann Umbridge.
„Dolores, ich habe ihnen heute schon erklärt, dass jeder Schüler und jede Schülerin das Recht auf freie Meinungsäußerung hat. Rein gesetzlich ist es mir nicht möglich sie in irgendeiner Weise daran zu hindern, solange sie entweder volljährig sind, oder die Einwilligung ihrer Eltern besitzen. Sie werden wohl am besten verstehen, dass ich mir die Gesetze nicht einfach so zurechtbiegen kann, wie ich will. Und jetzt würde ich gerne endlich zu Abend essen.", beendete McGongall das Gespräch bestimmt.
Umbridge konnte nichts anders tun, als sich zu Lester an den Beistelltisch zu setzen, an dem die beiden ihr Abendessen serviert bekamen.
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Am frühen Nachmittag sammelte sich eine große Schar von Schülern und Schülerinnen im Eingangsbereich. Umbridge und Lester standen im Abseits und konnten nichts dagegen unternehmen. Alles was sie taten, war es die Schüler und Schülerinnen zu notieren. Eine hoffnungslose Aufgabe, mit der auch Filch, der alle Abmeldungen kontrollierte etwas überfordert war. Allem Anschein nach waren so gut wie alle Schüler und Schülerinnen erschienen. Sogar die Slytherins waren fast vollständig erschienen, Draco stand direkt zwischen Blaise und Theodor, was Hermine darauf schließen ließ, dass sie ihn so in Zaum halten wollten. Vor der Schule war der offizielle Treffpunkt, aber es dauerte wegen Filch bis langsam alle nach draußen gelangten.
Hermine stand mit Ernie, Hannah und Padma weit vorne.
„Ihr seid sicher, dass ihr mitkommen wollt. Für den Fall, dass es wieder zu Übergriffen kommt, und sie euch mitnehmen, sitzt ihr bis zu eurem Prozess in Askaban.", meinte Hermine.
„Natürlich wissen wir das, aber ich glaube nicht, dass sie eine Gruppe Schüler und Schülerinnen angreifen werden. Die Gefahr, dass sie lauter Minderjährige erwischen, und eine Menge Probleme mit deren Eltern bekommen ist einfach zu groß.", war Ernie überzeugt.
Hermine nickte und machte sich daran Anstecknadeln zu verteilen. Padma zauberte unterdessen zwei Transparente in den Himmel und einige taten es ihr gleich. Als Hermine gerade dabei war den Protestmarsch zu eröffnen und über die neue Ergänzung zu Erlass 35 informierte, richteten sich plötzlich alle Blicke zum Eingang des Schlosses.
Flitwick, Sprout Raue-Pritsche, Tonks, Trelawney, Madam Hooch, Madam Pomfrey, Sinistra und Vektor kamen auf die Gruppe der Schüler und Schülerinnen zu. Unter Staunen der Versammelten schlossen sie sich dem Zug an. Hannah lief zu ihnen, um ihnen Informationen zu geben, und sie nahmen ebenfalls die Anstecknadeln, die außer ihnen auch alle anderen Anwesenden trugen. Hermine fuhr fort, bis plötzlich Umbridges lautes Geschrei zu hören war. Sie lief McGongall hinterher, die auch auf die Demonstration zuging.
„Sie können doch nicht den Lehrern und Lehrerinnen erlauben die Schule zu verlassen! Es gibt doch Schüler und Schülerinnen die unterrichtet werden sollten!", keifte sie.
„Nun, ich habe allen Lehrern und Lehrerinnen erlaubt sich der Demonstration anzuschließen, sollte niemand in ihrem Unterricht erscheinen.", erklärte sie kühl.
„Aber es gibt immer noch einige Schüler und Schülerinnen die Aufsicht benötigen.", schrie sie, „Sie können die Schule doch nicht unbeaufsichtigt zurücklassen."
„Professor Snape hat auf meine Anweisung hin die Aufsicht über die Schule übernommen, solange ich weg bin. Falls sie sich von mir zurückgesetzt und vernachlässigt fühlen, Dolores, bin ich mir sicher, dass Professor Snape auch noch die Zeit finden wird sie während meiner Abwesenheit zu belustigen. Und jetzt entschuldigen sie mich, ich bin schon spät dran."
Während Hermine nun erfreut weiter sprach und der Zug sich langsam in Bewegung setzte, konnte Umbridge nichts weiter tun, als zuzusehen und McGongall ein weiteres Mal mit Konsequenzen zu drohen. Mit einem triumphierenden Lächeln, das sie Umbridge schenkte, steckte sie sich die Anstecknadel, die Hannah ihr reicht an, und nahm auch ein Flugblatt an sich.
Mit weiteren Durchsagen und Musik zog die Gruppe nach Hogsmeade und wurde dort von der Exekutive in Empfang genommen. Sie begleiteten den Demonstrationszug durch das ganze Dorf. Immer wieder schlossen sich Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen an. Die Demonstration verlief friedlich, kein Exekutivbeamter und keine Exekutivbeamtin wagte es einzugreifen, und so kamen sie ihrer eigentlichen Aufgabe – die Demonstranten und Demonstrantinnen vor Übergriffen durch andere, während sie öffentlich ihre Meinung kundtaten, zu schützen – nach.
Fröhlich gestimmt zogen sie zurück ins Schloss und alle waren erfreut ihre Professorinnen und Professoren so ausgelassen wie noch nie zu sehen, während sie nicht nur über die gerade stattgefundene Demonstration sprachen, sondern auch über jene, die sie in jüngeren Jahren besucht hatten.
Weniger erfreulich war es den Aushang der allseits verhassten Großinquisitorin zu entdecken:
Per Anordnung der Großinquisitorin von Hogwarts
Dolores Umbridge
- ist es den Schülern und Schülerinnen untersagt innerhalb der Schule politische Botschaften zu verbreiten
- selbiges gilt für das gesamte Lehrpersonal
- sollte der „Tag des Propheten" geliefert werden, ist er umgehend bei der Großinquisitorin abzugeben
Bei Zuwiderhandlung drohen Schulverweis oder Entlassung.
„Incendio!", meinte Hermine und richtete den Zauberstab auf die Mitteilung, die Harry, Ginny und sie gerade lasen.
Sie ging in Flammen auf.
„Sie sollten sich nicht von Ms Umbridge dabei erwischen lassen.", flüsterte Flitwick im vorbeigehen.
Wenige Augenblicke später erschien das Grauen in Gestalt von Umbridge. Mit üblich süßlicher Stimme, wandte sie sich an McGonagall, die noch mit Sprout, Vector und Sinistra tratschte.
„Professorin McGonagall!", sagte sie mit ihrer süßlichen Stimme so laut, dass jeder und jede sie hören konnte, „Es wird für sie bestimmt von ausgesprochenem Interesse zu sein, zu erfahren, dass ich mich eben mit dem Minister unterhalten habe."
McGongall schenkte ihr einen äußerst herablassenden Blick.
„Nun, sie sind auf Bewährung, Direktorin. Der Minister hat mich beauftragt ihre Arbeit zu inspizieren. Sollte ich im nächsten Monat zum Schluss kommen, dass sie für ihren Posten ungeeignet sind wird wesen sie ersetzen."
„Wer hatte das gedacht.", meinte sie zynisch.
„Außerdem werden wir sämtliche Nachrichtenein- und Ausgänge der Schule überwachen und so verhindern, dass aufrührerisches Material die Schule betritt oder verlässt. Mr Lester und ich werden außerdem eine Gruppe aus Schülern und Schülerinnen zusammenstellen, die uns bei dieser Arbeit unterstützen und uns helfen Lehrpersonal oder Schüler und Schülerinnen die sich nicht an die neuen Verordnungen halten auszumerzen.", lächelte sie fies, „Also Freiwillige vor!"
Hermine zog die Augenbrauen hoch, sie zweifelte ernsthaft daran, dass Umbridge unter den Schülern und Schülerinnen Hilfe erwarten konnte. Wie erwartet rührte sich niemand, es brach eine drückende Stille aus, die Umbridge ganz offensichtlich verärgerte.
„Gut, Mr Lester und ich werden das auch alleine schaffen. Glücklicherweise haben wir die Unterstützung von Mr Filch.", meinte sie und wirkte dabei fast beleidigt.
Hermine konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Umbridge hatte nicht die geringste Chance, und das sollte sie mittlerweile wirklich wissen.
Hermine investierte den restlichen Nachmittag darin die Anstecknadeln so zu behexen, dass sie wann immer Umbridge, Lester oder Filch in der Nähe waren nur noch einen frech grinsenden Smiley zeigten. Das sprach sich sehr schnell herum, offenbar auch unter den Lehrern und Lehrerinnen, denn beim Abendessen grinsten von allen Seiten her die Smileys, auch vom Lehrer(innen)tisch.
Um 6 Uhr erschienen Harry und Hermine bei McGongall. Ihre Aufgabe bestand darin aus gewissen Gesetzestexten gewisse Informationen herauszusuchen und zu notieren. Da Hermine in der letzten Nacht wenig geschlafen hatte, war es doppelt anstrengend und sie übersah öfters Zeilen, die sie dann noch einmal nachschlagen musste. Aber die Strafarbeit war durchaus sinnvoll, da sich sämtliche Texte – die teilweise sehr alt wirkten – entweder auf Eherecht oder das Recht auf freie Meinungsäußerung bezogen.
„Sollte Ms Umbridge Interesse daran zeigen, wie ich sie bestraft habe, würde ich sie darum bitten sie zu mir zu schicken.", meinte McGongall, als sie Harry und Hermine zwei Stunden später endlich gehen ließ.
Am Abend unternahm Hermine etwas Ähnliches wie mit den Anstecknadeln mit allen Flugblättern. Wann immer Umbridge, Lester oder Filch eines davon in die Hand nahmen, handelte es sich dabei nur noch um diverse Texte aus den verschiedenen Unterrichtsfächern.
Zu guter Letzt wandte sie sich neuen Projekten zu: Aufnähern und Plakaten.
Als Neville um halb elf zu Hermine kam, um ihr eine Nachricht zu überbringen, war sie tatsächlich am Tisch eingeschlafen.
„Was? Habe ich alles erledigt?", murmelte sie, als Neville sie vorsichtig weckte.
„Alles geschafft.", grinste Harry sie an.
„Snape will dich sehen. Sofort!", meinte Neville, „Er war ziemlich unfreundlich."
„Das ist ja mal was neues.", seufzte Hermine und rieb sich die Augen.
Sie sah vor sich ein Glas Wasser und nahm einen kräftigen Schluck davon.
„Er wartet in seinem Büro.", erklärte Neville dann weiter.
Hermine nickte und gähnte, ehe sie schlaftrunken den Gemeinschaftsraum verließ.
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Snape war dabei Hausaufgaben zu korrigieren, als Hermine sein Büro betrat.
„Sie wollten mich sprechen, Professor.", meinte sie und wandte sich kurz ab, weil sie gähnen musste.
„Sie hatten einen anstrengenden Tag, Ms Granger.", meinte er etwas verärgert.
„Ja. Es gab einiges zu tun.", murmelte sie und sah ihn durch ihre verschlafenen Augen an.
„Ich werde sie nicht lange aufhalten. Ich wollte sie nur daran erinnern, dass wir innerhalb einer Woche nach Fristende für die Verlobungen heiraten müssen. Da die Frist in drei Tagen abläuft wollte ich in Erfahrung bringen, wie es mit ihrer Terminplanung steht.", erklärte er und korrigierte dabei weiter die Arbeiten die vor ihm lagen.
„Ja, also, ich denke mal innerhalb dieses Zeitraums wird sich ein Termin finden. Ich lass es sie dann frühestens am selben Tag wissen.", meinte sie und hatte ernsthafte Probleme ihn noch klar zu fokussieren.
Die Zauber, die sie heute durchgeführt hatten, waren sehr anstrengend gewesen.
„Nun, ich nehme an, das wäre sehr vorteilhaft, wenn wesen bedenkt, dass ich bei diesem Ereignis auch anwesend sein sollte.", meinte er mit seinem üblichen Sarkasmus.
„Das ist wahrscheinlich kein schlechter Plan.", murmelte Hermine und hatte Schwierigkeiten überhaupt noch die Augen offen zu halten.
Snape beäugte sie missmutig.
„Ms Granger?", fragte er, als ihr Kopf gerade nach unten sank, „Haben sie überhaupt irgendetwas von dem was ich ihnen gesagt habe mitbekommen?"
Sie hob den Kopf und sah ihn etwas irritiert an.
„Natürlich Professor. Wir heiraten irgendwann. Ich lass es sie dann wissen.", murmelte sie.
„Erstaunlich, dass sie es überhaupt wagen in der Verfassung ihrem Lehrer gegenüberzutreten.", meinte er kühl.
Als sie nicht reagierte, sondern offenbar nur damit beschäftigt war ihre Augen offen zu halten, gab er auf.
„Sie geben mir dann bescheid, ja?", grollte er.
Hermine rieb sich wieder die Augen. Sie griff in ihre Tasche und zog eine Anstecknadel heraus.
„Wollen sie eine Anstecknadel?", fragte sie und streckte sie ihm entgegen.
Mit hoch gezogenen Augenbrauen musterte er Hermine. Dann streckte er ihr die Hand entgegen und sie ließ die Anstecknadel in seine Hand fallen.
„Tut mir leid. Hab im Moment viel zu tun.", gähnte sie.
„Gehen sie schlafen, Ms Granger.", meinte er kopfschüttelnd, „Und sehen sie zu, dass sie nicht am Weg zum Gemeinschaftsraum einschlafen."
Doch sie rührte sich nicht mehr, offenbar war sie tatsächlich eingeschlafen.
„Ms Granger?", fragte er etwas lauter, „Das kann doch nicht ihr Ernst sein!"
„Nur noch eine Minute, Mum.", murmelte sie.
„Ms Granger? Sie können nicht in meinem Büro einschlafen!", meinte er etwas entnervt, „Ich werde sie bestimmt nicht in den Gemeinschaftsraum tragen. Aufwachen, Mädchen!"
Sie reagierte nicht und da er gerade mit der Korrektur der Hausaufgaben beschäftigt war, hatte Snape keinerlei Interesse sie wachzurütteln und sie dann in ihren Gemeinschaftsraum zu begleiten. Also verschob er das Problem auf später und setzte die Korrektur fort.
Nach einer halben Stunde sah er auf. Sie saß immer noch mehr oder weniger auf dem Stuhl und schlief. Er konnte sich nicht erklären, wie es ihr überhaupt möglich war, auf diesem ungemütlichen Stuhl in einer derart ungemütlichen Position zu schlafen. Abgesehen davon zitterte sie auch noch vor Kälte.
„Ms Granger. Ich verliere jetzt langsam meine Geduld.", meinte er lauter.
Da es hoffnungslos war, korrigierte er weiter. Aber als er schon ein paar Zeilen weiter wieder aufsah und sie immer noch fror nahm er seinen Umhang und warf ihn über den Schreibtisch, so dass er sie zumindest einigermaßen bedeckte. Nachdem er wieder ein paar Fehler korrigiert hatte und mit sich selbst redete, wurde ihm bewusst, dass er ja nicht alleine war. Er sah auf und sie schlief immer noch. Die Anwesenheit einer anderen Person, während er gerade für sich sein wollte hatte etwas Merkwürdiges an sich. Konnte sie denn nicht endlich aufwachen und in ihr Bett gehen. Selbst wenn, dachte er, wäre er jetzt wohl gezwungen sie zum Gemeinschaftsraum zu begleiten, damit sie nicht Filch, Umbridge oder Lester in die Hände fiel. Was hatte er sich nur dabei gedacht sie nicht gleich rauszuwerfen, als er bemerkt hatte, dass sie kein Wort von dem mitbekam was er eigentlich sagte oder wieso hatte er sie nicht besser erst morgen zu sich bestellt.
Die Anwesenheit einer anderen Person, wenn auch schlafend, irritierte ihn und er erwischte sich immer wieder dabei, dass er nach wenigen Zeilen des Korrekturlesens wieder zu ihr aufblickte. Also sollte er sie lieber gleich zurück in ihren Gemeinschaftsraum bringen, er würde ohnehin nicht darum herum kommen. Wie konnte sie überhaupt in der Gegenwart eines Lehrers, vor dem alle Welt Angst hatte, einfach so einschlafen? Allem Anschein nach musste sie wirklich ziemlich erschöpft sein. Snape nahm die Anstecknadel in die Hand, die neben ihm am Schreibtisch lag. Er hatte sie heute bei allen anderen beobachtet und musste sich eingestehen, dass es wirklich ein netter Trick war. Als Hermine irgendetwas im Schlaf murmelte, sah er wieder zu ihr hinüber. Sie saß immer noch zusammengekauert auf dem Stuhl.
Plötzlich vernahm er Schritte am Flur.
„Mr Potter?", rief er laut, als die Schritte vor seiner Tür stoppten.
Die Tür öffnete sich und schloss sich, Harry nahm den Unsichtbarkeitsumhang ab.
„Woher wussten sie, dass ich es bin?", fragte Harry und sah ihn verwundert an.
„Wer würde sonst um diese Zeit vor meinem Büro herumschleichen?", meinte er kühl, „Ich nehme an sie suchen Ms Granger?"
Harry nickte und sah Hermine am Stuhl sitzen.
„Sie ist eingeschlafen und unerfreulicherweise war es mir nicht möglich sie zu wecken.", meinte er.
„Sie ist eingeschlafen?", war Harry irritiert, der sich darauf eingestellt hatte Snape in der Luft zu zerreißen, sollte er versucht haben Hermine auch nur in irgendeiner Art und Weise das Leben schwer zu machen.
„Ich fand es auch ziemlich respektlos. Aber ich verspürte keinen besonderen Drang dazu mich weiter damit zu beschäftigen, ehe ich nicht die Hausarbeiten fertig durchgesehen habe.", meinte er, „Ihre ist übrigens miserabel wie immer. Ich erwarte, dass sie eine weitere Arbeit zu dem Thema verfassen."
„Wollten sie Hermine einfach so da liegen… äh sitzen lassen?", schüttelte Harry den Kopf.
„Nein, Mr Potter, ich hatte vor den Sessel anschließend vor meine Bürotür zu stellen, ehe ich selbst zu Bett gehe.", meinte er und verdrehte die Augen.
„Soll ich versuchen sie zu wecken?", murmelte Harry.
„Ich nehme an, das wäre keine schlechte Idee.", schüttelte er den Kopf und warf ihm einen Blick zu als wäre er besonders schwer von Begriff.
„Hermine.", meinte er leise und stieß sie sanft an die Schulter.
„So werden sie kaum Erfolg haben.", meinte er belächelnd und war immer noch mit seinen Hausarbeiten beschäftigt.
„Sie kann doch nicht so tief schlafen.", murmelte Harry und schüttelte sie etwas heftiger.
„Nein, Lavender, ich muss mich nicht erst zurechtmachen bevor ich aufstehe, also lass mich noch fünf Minuten schlafen.", murmelte sie und drehte sich zur Seite.
„Was für interessante Einblicke in das Leben von Ms Granger.", meinte Snape missmutig und schob die Arbeiten beiseite.
Harry warf ihm einen bösen Blick zu und versuchte weiter sein Glück.
„Hermine, du musst jetzt wirklich aufstehen. Du versäumst sonst deine Abschlussprüfung.", meinte er lauter.
„Sicher schreib ich dir einen Lernplan für die Prüfungen, Harry.", murmelte sie nur.
Snape stand unterdessen auf.
„Nun, bevor wir mehr über das Leben von Ms Granger erfahren, als wir jemals wissen wollten, sollten wir sie vielleicht ins Bett bringen.", meinte Snape genervt.
„Ich kann sie unter dem Unsichtbarkeitsumhang aber nicht tragen.", meinte Harry unschlüssig.
Snape sah ihn missmutig an.
„Nun, dann werde ich sie tragen und sie sollten wieder unter diesen Umhang verschwinden. Es könnte durchaus verdächtig sein, wenn sie nicht gesehen wurden, während sie herkamen und plötzlich zurück in den Gemeinschaftsraum gehen. Es ist ihnen doch hoffentlich klar, dass ihr Unsichtsbarkeitsumhang ein Verstoß gegen das Gesetz ist. Oder haben sie ihn registriert, Potter?", funkelte er ihn gehässig an.
Harry erwiderte seinen Blick ebenso finster und warf sich den Umhang über. Snape hob unterdessen Hermine auf, in der vergeblichen Hoffnung sie würde vielleicht doch noch aufwachen. Als sie auch noch verträumt ihren Kopf an seine Schulter lehnte, wurde es ihm langsam zuviel. Er könnte sie immer noch gewaltsam aufwecken, aber Potter könnte dann möglicherweise einen Aufstand machen, und dazu war er momentan ganz und gar nicht in der Stimmung.
Harry öffnete ihm die Tür und schloss sie hinter sich. Als ihnen auf halbem Weg noch niemand begegnet war, dachte er, dass Harry sie ebenso gut hätte tragen können. Aber dann mitten auf der Stiege kam ihnen plötzlich Umbridge, in einem entsetzlichen Morgenmantel entgegen.
„Was tun sie da, Professor Snape?", meinte sie und witterte offenbar eine Chance sich wieder in Szene zu setzen.
„Wonach sieht es aus? Ich bringe meine Verlobte ins Bett.", meinte er kühl und schüttelte den Kopf.
„Aber das…", murmelte sie.
„Ist weder ein Verbrechen, noch eine Gesetzesübertretung.", murrte er.
Umbridge blieb wie angewurzelt stehen, Harry amüsierte es sehr, sie in ihrem Grant zu beobachten, während er vorsichtig an ihr vorbei schlich.
„Und wie genau wollen sie das anstellen? Sie kennen doch bestimmt nicht das Passwort zum Turm der Gryffindors! Das wäre ein Skandal!", meinte sie und freute sich an dem was sie offenbar als ihre Genialität betrachtete.
„Nun, Ms Granger.", murmelte er, „Das wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, um aufzuwachen."
„Ich habe in dieser Lehrer – Schülerin – Verbindung ja immer ein gewisses Problem gesehen, wissen sie.", funkelte Umbridge sie böse an.
„Ich unterrichte Ms Granger nicht mehr, wie ihnen bekannt sein dürfte.", meinte er mit eisiger Stimme.
„Es wird ja so einiges erzählt. Immerhin hatte Ms Granger in Zaubertränke früher immer ausgezeichnete Noten.", meinte sie gehässig.
„Ihre Unterstellungen beeindrucken mich in keiner Weise.", meinte Snape, „Wenn sie mich jetzt entschuldigen."
„Das Passwort.", höhnte Umbridge.
Harry hätte sie am liebsten von der Stiege gestoßen, vielleicht wäre ihr nie klar geworden, dass er es gewesen wäre. Aber plötzlich kam ihnen unerwartete Hilfe entgegen. Als er Peeves um die Ecke schweben sah, grinste Harry, er würde keinen Finger krümmen müssen. Peeves sah Umbridge und sogleich hielt er eine antike Vase in der Hand mit der er nach ihr warf. Während er zu dem Helm einer Ritterrüstung überging, ging Snape unbekümmert weiter und verschwand um die Ecke.
„Das Passwort, Potter.", murmelte er dann.
„Wiegenlied.", flüsterte er.
„Na, wie passend.", murrte Snape und hoffte, dass er Umbridge erst am Rückweg wieder begegnen würde.
Als sie beim Turm der Gryffindors ankamen sprach Harry das Passwort, da die Luft rein war.
„Wegen ihrer Aktion sprechen wir uns morgen Potter. 20 Punkte für Gryffindor kann ich ihnen aber schon heute abziehen.", meinte Snape giftig.
Im Gemeinschaftsraum saßen Lavender, Ginny und Neville am Kamin. Auch die drei waren schon im Land der Träume. Als Snape eintrat, wurde Ginny wach und erschrak.
Harry nahm den Tarnumhang ab.
„Harry, wir haben uns Sorgen gemacht.", meinte sie zuerst, „Professor."
„Hermine ist eingeschlafen."
„Ja.", murmelte Lavender, „Sie hat die Hälfte von meinem Schlaftrank getrunken. Ich habe ihn nur kurz am Tisch stehen gelassen."
„Wir haben es gerade erst herausgefunden.", meinte Ginny.
„Na wunderbar.", murrte Snape und legte Hermine auf eine freie Couch, „Ich nehme an, sie werden sich um Ms Granger kümmern."
Damit verschwand er wieder aus dem Gemeinschaftsraum. Lavender lief unterdessen nach oben, um eine Decke zu holen.
„Ich war schon wirklich beunruhigt, weil sie so lange bei Snape war.", meinte Ginny und wollte offenbar die ganze Geschichte hören.
Harry gab ihr und Lavender eine kurze Zusammenfassung, während Neville laut schnarchte.
„Snape ist eigenartig. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn ich daran denke, dass Hermine bald mit ihm ein Zimmer teilen muss.", meinte Ginny.
„Ja ich weiß, es beunruhigt mich auch. Aber wir wissen jetzt zumindest, dass er sie nicht mit einem Sessel vor die Bürotür stellen würde, wenn sie gerade schläft.", murmelte Harry.
Ginny verstand nicht ganz, was Harry meinte, da er die Geschichte nicht bis ins Detail wiedergegeben hatte.
„Also ich denke er ist ungut aber nicht grausam.", meinte Harry als wäre es eine Erklärung für seine eben getätigte Feststellung und fügte dann mit einem Grinsen hinzu, „Aber eigentlich haben wir da ein eigenes Problem, das wir in Angriff nehmen sollten, Mrs Potter."
