Von der Realität eingeholt

Als Hermine die Stiege hinauf zum Gemeinschaftsraum stieg, wurde ihr erst wirklich bewusst, was in wenigen Stunden geschehen würde. Die ganzen letzten Monate war es ihr gelungen, die Vorstellung Snape heiraten zu müssen und mit ihm zu schlafen weg zu schieben. Auch heute, hatte sie keine ruhige Minute gehabt. Bis zu diesem Moment erschien ihr alles surreal. Die Vorstellung, dass sie ihren verhassten Lehrer heiraten würde, war zwar immer allgegenwärtig gewesen, aber sie hatte es nie so tief in ihr Bewusstsein eindringen lassen, dass sie es als real erachten konnte. Es erschien ihr immer noch so absurd, wie an jenen Tag, an dem sie die Liste mit allen möglichen Scheinehemännern durchgegangen war.

Da sie noch einiges zu erledigen hatte, und vor allem Harry, Ginny und den anderen die neueren Entwicklungen mitteilen musste, nahm sie an, dass sie wohl erst heute Abend ihre ganze Lage vollkommen erfassen würde.

Im Gemeinschaftsraum stürzte sich Ginny gleich auf sie.

„Wie konntest du uns sagen, du heiratest heute und dann gleich wieder verschwinden.", meinte sie beinahe anklagend.

Hermine wies sie an sich zu beruhigen und setzte sich mit ihr zu Harry. Sie berichtete ihnen vom Besuch bei ihren Eltern und dem Standesamt.

„Du hast deinen Eltern einfach gesagt, du würdest Snape aus Gründen der Vernunft heiraten?", schüttelte Ginny ungläubig den Kopf.

„Meine Eltern machen sich seit dem Krieg Vorwürfe mich überhaupt jemals nach Hogwarts geschickt zu haben. Wenn ich ihnen jetzt die Wahrheit gesagt hätte, würde sich meine Mutter die nächsten Monate in den Schlaf heulen. Es ist besser, sie erfahren die Wahrheit erst wenn das alles vorbei ist.", meinte Hermine.

„Und wenn es länger dauern sollte als ein paar Monate?", fragte Harry vorsichtig.

„Nun, wir müssen uns eben beeilen.", meinte Hermine so bestimmt, dass Ginny und Harry klar wurde, dass sie kein einziges Widerwort gestatten würde.

„Ich befürchte dennoch, dass deine Mutter sich einige Zeit in den Schlaf heulen wird. Ich meine welche Eltern hören schon gerne von einer Vernunftehe ihrer Tochter mit einem doppelt so alten Mann. Warum hast du deinen Eltern nicht gesagt, dass du dich unsterblich in Snape verliebt hast. Liebe hätten sie bestimmt einfach so hingenommen.", überlegte Ginny.

„Ich würde Ron nie auf diese Art und Weise verraten. Er war der einzige den ich jemals wirklich geliebt habe, und er wird es bleiben.", meinte Herminen mit eisiger Stimme.

„Hermine, es bricht mir immer noch das Herz, aber Ron ist tot. Wir müssen lernen das zu akzeptieren. Ron hätte gewollt, dass du weiterlebst.", meinte Ginny ernst.

„Ich bin nicht bereit dieses Thema zu diskutieren. Schon gar nicht heute. Es gibt noch viel zu viel zu tun.", meinte Hermine stur.

Ginny gab es auf, sie würde Hermine nicht daran hindern können immer wieder das Thema zu wechseln, wann immer Ron zur Sprache kam. Nachdem sie ihr ein paar Minuten Zeit gegeben hatte sich wieder zu fangen, wandte sich Ginny wieder dem Thema der Hochzeit zu.

„Wen lädst du eigentlich zur Hochzeit ein?", fragte Ginny.

„So wenig wie möglich, euch beide selbstverständlich, ich denke McGonagall wird es sich nicht nehmen lassen anwesend zu sein. Ich muss noch alle darüber in Kenntnis setzen, dass meine Eltern nicht die Wahrheit erfahren dürfen. Außerdem muss ich McGonagall darum bitten eine Möglichkeit zu finden meine Eltern anreisen zu lassen. Vielleicht mit einem Portschlüssel."

„Hast du ein Kleid in dieser Tasche?", fragte Ginny neugierig, als sie Hermines Einkäufe bemerkte.

Hermine nickte.

„Ich muss es unbedingt sehen!", meinte sie aufgeregt.

„Später.", meinte Hermine dämpfend, „Habt ihr das Ministerium über deine Schwangerschaft informiert?"

„Kurz nachdem du gegangen bist.", erklärte Ginny, „Ach, können wir dir bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen?"

„Sind dir Hochzeiten mittlerweile nicht zu lästig?", seufzte Hermine, aber sie war durchaus froh über jede Hilfe die sie bekommen konnte.

Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. McGonagall hieß es zwar nicht gut, dass Hermine ihre Eltern belog, respektierte aber ihren Wunsch. Erfreulicherweise hatte sie vorgeschlagen, dass die Hochzeit im Raum der Wünsche stattfinden könnte. Das ersparte ihnen die Arbeit einen Raum zu dekorieren. Die Hauselfen hatten die Anweisung erhalten ein Büffet vorzubereiten.

Hermines Eltern waren mittlerweile eingetroffen, sie waren überwältigt von Hogwarts und so war es einfach sie von den Ereignissen abzulenken, die Masse an Eindrücken überforderte sie schlichtweg. Zu Hermines Erstaunen und Entsetzen hatte es sich Hagrid nicht nehmen lassen ebenfalls zur Hochzeit zu erscheinen. Aber die größte Katastrophe war, dass Umbridge sich quasi selbst zur Hochzeit eingeladen hatte. Professor Flitwick hatte zwar die Betreuung ihrer Eltern übernommen, und hielt sie nach Möglichkeit fern von Umbridge, aber sie befürchtete, dass das alles in einem Desaster enden könnte. Für den Notfall rief sie sich sämtliche Zauber in Erinnerung, die das Gedächtnis ihrer Eltern verändern könnten.

Ginny half ihr in einem leeren Klassenzimmer in ihr Hochzeitskleid.

„Ich hätte lieber schwarz getragen.", meinte sie bitter.

„Hermine!", meinte sie bekümmert, „Ich…"

„Du musst nichts darauf sagen, Ginny. Dass du hier bist ist mehr als genug.", meinte sie schwermütig.

„Auch wenn du es nicht hören willst, du siehst wundervoll aus.", meinte Ginny und drängte sie sich im Spiegel zu betrachten.

„Ich mag meine Alltagskleidung wesentlich lieber.", murrte sie.

„Wegen heute Nacht…", begann Ginny vorsichtig.

„Ich will unter keinen Umständen darüber sprechen, Ginny. Es ist schlimm genug, dass ich es tun muss.", würgte Hermine sie ab.

Ginny hatte keine Zeit darauf etwas zu entgegnen. Es klopfte an der Tür.

„Ich bin es, deine Mum!", vernahmen sie die honigsüße Stimme von Hermines Mutter.

Dennoch war Hermine sich sicher, dass sie drauf und dran war zu heulen.

„Komm rein.", meinte sie gleichgültig.

Als sie die Tür geschlossen und Hermine von oben bis untern gemustert hatte, traten ihr Tränen in die Augen.

„Ist das zu fassen? Mein kleines Mädchen heiratet!", schluchzte sie und nahm sie in die Arme.

„Mum, beruhige dich. Es ist nicht der Weltuntergang.", meinte Hermine grob.

Ginny räusperte sich wegen ihrem rauen Umgangston ihrer unglücklichen Mutter gegenüber.

„Du musst Ginny sein, Hermine hat so viel von dir erzählt.", schluchzte Mrs Granger und nahm dann Ginny in die Arme.

„Ich hoffe nur gutes.", meinte Ginny etwas hilflos.

„Du hast doch etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geborgtes?", fragte Mrs Granger plötzlich.

Hermine und Ginny sahen sie beide ungläubig an. Immerhin war für sie beide klar, dass es sich um eine Scheinehe handelte, aber Mrs Granger nahm diese ganze Geschichte todernst.

Ehe sie etwas sagen konnten, klopfte es erneut an der Tür.

„Ich bin es, Molly Weasley.", hörten sie die Stimme von Ginnys Mutter.

Hermine warf Ginny einen Blick zu der sagte: Was haben sich deine Eltern nur dabei gedacht?

„Komm rein, Mum.", meinte Ginny.

„Hermine, Schatz, du siehst wunderbar aus.", meinte Mrs Weasley, „Und sie sind unverkennbar Mrs Granger. Es ist mir eine Freude sie kennenzulernen."

Die beiden Frauen schüttelten sich die Hände. Hermine hoffte unterdessen inständig, dass irgendjemand Mrs Weasley darüber informiert hatte, dass Hermines Eltern nicht die volle Wahrheit kannten.

Schlimm genug, dass Hagrid extra angereist war, aber die Tatsache Rons Eltern auf ihrer Hochzeit zu sehen machte die ganze Sache nicht unbedingt leichter.

Glücklicherweise überfiel Mrs Granger Mrs Weasley sofort mit ihrer Sorge wegen dieses alten Hochzeitbrauches.

Aus purer Verzweiflung hexte Ginny eine blaue Blume, die sie Hermine in die Haare steckte, Hermines finsteren Blick erwiderte sie mit einem Grinsen. Mrs Weasley borgte ihr ein Armband und ihre Mutter gab ihr einen alten Ring, den sie von ihrer Großmutter zu ihrer Hochzeit bekommen hatte.

„Die Blume ist doch neu.", meinte Hermine genervt, als die Frauen sich weiter den Kopf darüber zerbrachen, was sie auf die Schnelle besorgen könnten. Ginny hexte eine rosarote Blume und steckte sie zu der Blauen, für sie und Hermine war das Thema damit mehr als erledigt.

„Also Liebling, ich wollte noch mit dir wegen heute Nacht sprechen. Wenn du Fragen dazu hast, was ein Mann sich wünscht…", begann sie.

„MUM!", entrüstete sich Hermine, „Ich will auf keinen Fall mit dir über Sex reden."

Ihre Mutter war offenbar etwas gekränkt.

„Es ist nicht böse gemeint, aber…"

„Hattest du schon Sex mit diesem Mann?", fragte ihre Mutter und in ihrer Stimme war deutlich zu erkennen, dass sie einem Tränenausbruch nahe war.

„Nein.", meinte Hermine wahrheitsgetreu.

„Aber wie willst du dann wissen, dass ihr euch auch in dieser Hinsicht ergänzt?", fragte sie verzweifelt.

Mrs Weasley sah Hermine und dann Ginny irritiert an, aber Ginny warf ihr einen strengen Blick zu und schüttelte den Kopf. An ihren Lippen konnte Mrs Weasley „erkläre ich dir später" ablesen.

„Mum, ich heirate in weniger als vierzig Minuten. Ich werde diese Hochzeit unter keinen Umständen absagen, egal was du sagst oder tust.", meinte Hermine ernst.

Sie wünschte sich zu sehr, sie hätte Snape einfach gleich am Standesamt geheiratet und sich diesen Albtraum erspart.

Als es erneut klopfte und ihr Vater darauf bestand mit seiner Tochter unter vier Augen zu sprechen, verfluchte sie sich dafür ihre Dokumente nicht in Hogwarts aufzubewahren.

„Nun.", begann ihr Vater, nachdem er sie bestimmt eine Minute lang angestarrt hatte und hilflos nach Worten suchte, die ihm offenbar gar nicht einfallen wollten.

Nun kamen sie ihm allen Anschein nach nicht über die Lippen.

„Nun?", fragte sie, sie würde es ihm bestimmt nicht einfacher machen.

„Du heiratest also, das heißt du begibst dich in ganz neue Gefilde.", begann er unglücklich und Hermine hätte am liebsten einfach nur die Flucht ergriffen.

Stattdessen sah sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, und tat als wüsste sie nicht worauf er eigentlich hinauswollte.

„Eine Ehe bringt auch bestimmte Pflichten.", meinte er weiter.

„Dad, wir leben im 21.Jahrhundert.", verdrehte sie die Augen.

„Dennoch ändert das nichts daran, dass…", begann er aber Hermine unterbrach ihn, sie wollte sich dieses Trauerspiel wirklich nicht antun.

„Ich bin fast 21 und ich hatte mehr als einmal Sex mit Ron. Ich weiß, dass Sexualität ein Bestandteil einer Ehe ist, vor allem so wie es das Gesetz definiert. Und nein, ich werde unter gar keinen Umständen mit dir über Sex reden.", meinte sie bestimmt.

Er nickte, unfähig mit den neuen Informationen umzugehen.

„Deine Mutter und ich lieben dich Schatz. Das ändert sich auch nicht, wenn du dich plötzlich entschließen solltest diese Hochzeit abzusagen.", meinte er und atmete schwer.

„DAD! Das steht hier nicht zur Debatte.", schüttelte sie den Kopf.

Ihr Vater nickte schweren Herzens und nahm seine Tochter in die Arme.

„Wir lieben dich unter allen Umständen. Selbst dann, wenn es uns schwer fällt gewisse Entscheidungen nachzuvollziehen. Es ist nur, du wirst immer unser kleines Mädchen sein, und wir wissen erst seit heute Mittag von deinen Plänen. Es hat uns sehr getroffen, dass du nicht genug Vertrauen hattest uns früher zu informieren.", meinte er bitter.

„Es tut mir aufrichtig leid, Dad. Ich kann dir das alles jetzt nicht erklären, aber ich werde es eines Tages und dann wirst du verstehen.", sagte sie betroffen.

Ihr Vater nickte wieder.

„Ich schicke dir deine Mutter, ich hole dich dann ab, um dich zum Altar zu führen.", meinte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Wie sehr sie sich mittlerweile wünschte, sie hätte ihren Eltern nichts davon erzählt. Sie fühlte sich elend, dass ihre Eltern ihretwegen derart bekümmert waren. Aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass es immer noch besser war, als wenn sie von dem Gesetz erfahren hätten.

Ihre Mutter, Mrs Weasley und Ginny kamen wieder zurück. Sie unterhielten sich glücklicherweise über Hochzeiten im Allgemeinen und erlaubten Hermine dadurch etwas Durchzuatmen. Ginny legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter und respektierte ihren Wunsch einfach nur eine Weile zu schweigen.

Alles wurde nur noch schlimmer, als es wieder an der Tür klopfte. Es war Snape.

„Sie können Hermine jetzt nicht sehen!", meinte ihre Mutter aufgebracht, „Es bringt Unglück wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeit sieht!"

„Es ist dringend.", meinte Snape kühl.

„Mum! Ich will mit ihm sprechen, Traditionen hin oder her. Geht jetzt und lasst ihn herein.", meinte sie so resolut, dass ihre Mutter keine andere Wahl hatte.

Als sie die Tür geschlossen hatten, richtete Hermine den Zauberstab auf die Tür und machte sie schalldicht.

„Meine Mutter lauscht gerne.", erklärte sie kühl, „Was gibt es so wichtiges, das sie mir keine zehn Minuten vor der Hochzeit mitteilen müssen."

„Ich wollte wissen, was in Merlins Namen in sie gefahren ist. Wie konnten sie nur derartig viele Leute einladen?", schnaubte er.

„Ich? Mir wäre es am liebsten gewesen, es wäre niemand gekommen. Sie haben keine Ahnung was für ein Albtraum es war mit meinen Eltern zu sprechen, die sich nach zwanzig Jahren plötzlich bemüßigt fühlen über Sex zu reden.", meinte sie aufgebracht.

Für einen Augenblick sah Snape sie irritiert an, vermied dann aber näher auf ihre Feststellung einzugehen.

„Nun, wenn sie die Leute nicht eingeladen haben, wer dann?", meinte er ungläubig.

„Sie haben sich offenbar selbst eingeladen.", sagte sie zornig.

„Wunderbar. Bestimmt ist ihnen auch schon zu Ohren gekommen, dass auch Umbridge zur Hochzeit erscheint.", stellte er wenig erfreut fest.

„Was auch nicht meine Schuld ist.", meinte sie schnippisch, „Wäre das dann alles?"

Snape beäugte sie genauer.

„Hübsches Kleid, Ms Granger. Ich nehme an es hat mich ein Vermögen gekostet.", stichelte er.

„Wie können sie es auch nur wagen! Das Kleid war im Ausverkauf, ich hatte nur noch keine Gelegenheit ihnen das restliche Geld zurückzugeben. Aber ich bin sicher die Hauselfen werden es zusammen mit meinen restlichen Sachen längst in ihre Räumlichkeiten gebracht haben.", schnaubte sie aufgebracht, „Verdammt ich wollte keine große Hochzeit. Ich wollte wie sie wissen - wie sie - gar nicht heiraten."

Snape funkelte sie amüsiert an. Fand er es jetzt auch noch lustig, dass sie sich aufregte?

„Was?", fragte sie genervt.

„Nichts.", meinte er beinahe grinsend und wandte seinen Blick nicht von ihr ab.

„Lassen sie das.", meinte sie halbherzig, und wandte dabei selbst ihren Blick nicht von ihm.

„Was soll ich lassen, Ms Granger?", grinste er und kam langsam näher auf sie zu.

„Sehen sie mich nicht so an.", schluckte sie, er stand nun direkt vor ihr, sie konnte sogar seinen Atem spüren.

„Was stört sie daran?", meinte er.

„Es ist mir unangenehm.", stammelte sie.

Es fiel ihr schwer zu atmen, da ihr Körper wie unter Strom stand.

„Tatsächlich?", funkelte er sie an.

„Nein.", murmelte sie, „Ich meine natürlich ja."

Sie wich nicht zurück, als er ihre Wange streichelte.

„Das…", stammelte sie, „… ist keine… gute Idee."

Er beugte sich zu ihr, während er ihr weiterhin gebannt in die Augen sah. Sie sah sich außer Stande sich zu bewegen. Sie spürte plötzlich seine Hände auf ihrem Rücken, er zog sie zu sich. Wärme stieg in ihr hoch, sie wusste nicht was mit ihr geschah. Ehe sie begriffen hatte, was vor sich ging, spürte sie schon seine Lippen, die mit ihren zu einem sanften Kuss verschmolzen. Sie hatte schon beinahe vergessen, wie gut sich Nähe anfühlen konnte, und seufzte leise.

„Hervorragend.", meinte er kühl wie immer, nachdem der Kuss geendet hatte und sie ihn vollkommen verwirrt anstarrte, „Ich dachte es wäre besser, wenn wir uns nicht vor den versammelten Gästen zum ersten Mal küssen, da ich annahm, dass sie bestimmt Skrupel hätten und das möglicherweise ihren Eltern oder Umbridge ins Augen stechen könnte. Aber offenbar habe ich sie unterschätzt."

Mit einem Mal war er also wieder der Alte. Sie konnte nicht fassen, was da eben geschehen war. Es war unerhört wie er mit ihr spielte. Ehe sie nach einer Bürste greifen konnte, die sie ihm hinterher warf, hatte er die Tür auch schon geschlossen. Was fiel ihm überhaupt ein sie derart zu behandeln! Mit einem Mal war sie unglaublich wütend, sie fühlte sich gedemütigt. Erst jetzt wurde ihr wirklich klar, dass es Snape war, den sie geküsst hatte, ihr schauderte. Wieso kümmerte sie es überhaupt? Sie wusste schließlich, wie er war, eigentlich war es doch nur typisch für ihn sich derart respektlos zu verhalten. Aber wieso konnte sie nicht aufhören sich darüber den Kopf zu zerbrechen? Und warum hatte dieser unerhörte Kuss sie nicht vollkommen kalt gelassen? Eigentlich hätte er für dieses Verhalten eine Ohrfeige verdient, aber sie musste den Kuss auch noch erwidern. Was war nur in sie gefahren?

Sie konnte sich diese aufwallenden Gefühle nur so erklären: Offenbar hatte sie mittlerweile schon eine derart große Sehnsucht nach Nähe, dass sie für einen Moment sogar Gefallen daran gefunden hatte, Snape zu küssen. War es ihr mittlerweile wirklich egal, wen sie an sich heran ließ, solange sie ihr Bedürfnis nach körperlicher Nähe zu dadurch zu stillen vermochte? Nein, dachte sie, das konnte es auch nicht sein. Aber was war es dann?

Als ihr Vater wenige Minuten später an der Tür klopfte, um sie zum Altar zu führen, hatte sie diesen Vorfall mit Snape immer noch nicht ganz verarbeitet.

„Bist du bereit, Schatz?", fragte er und zwang sich selbst zu lächeln.

Sie nickte, obwohl sie ganz und gar nicht bereit dazu war. Ihr Vater bot ihr den Arm an und sie hängte sich ein. Er führte sie hinüber in den Raum der Wünsche. Der Raum war wunderbar dekoriert und eine Vielzahl bekannter Gesichter lachte ihr entgegen. Anstatt sich darüber zu freuen, belastete sie der Gedanke an all die Anwesenden. Wie sehr sie sich nur wünschte, dieser Tag wäre längst vorbei.

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A/N:

Ich muss mich noch mal ganz herzlich für all eure Reviews bedanken! Sie waren alle wirklich hilfreich und ermuntern mich immer wieder zum Weiterschreiben. Eigentlich wollte ich genauer auf die Reviews eingehen, aber die meisten Fragen werden sich im Laufe der Geschichte selbst beantworten. Deshalb fasse ich mich wieder einmal eher kurz und schreib stattdessen fleißig an der Geschichte weiter.

Danke vor allem für die langen und/oder ausführlichen Reviews. Ich habe sie alle aufmerksam gelesen. Fühlt euch alle ganz fest gedrückt von mir.

Malina: Würde mich freuen, wenn du mir bezüglich „man/mensch/wesen/…" mailst.

snowflafe: Kann noch nicht abschätzen, wie viele Kapitel es noch geben wird. Aber bestimmt noch einige.