Theodor und der Widerstand
Obwohl es immer noch kalt war, saßen Luna und Zacharias am See. Sie hatten einen größeren Stein, der als Bank diente, erwärmt und konnten so an der frischen Luft lernen. Zumindest taten sie so als ob. Im Schloss war es unmöglich geworden über Pläne des Widerstandes zu sprechen, also war eine Tarnung unumgänglich.
„Erstaunlich, dass ihnen der kleine Haken an ihrer Heiratspolitik noch nicht klar geworden ist. Sie schaffen kleine revolutionäre Zellen.", schüttelte Zacharias fast vergnügt den Kopf und grinste Luna an.
„Aber verhältnismäßig wenige.", verlautbarte Luna und es klang mehr nach einem Summen als nach gesprochenen Worten.
„Wir bekommen Besuch.", meinte Zacharias und nickte in Richtung Schloss.
Theodor kam auf sie zu. Er war eingehüllt in einen Wintermantel und bewegte sich starr auf sie zu.
„Ich habe gehört, dass Su mit Padma über den Widerstand gesprochen hat. Nur so theoretisch natürlich. Padma hat ihr den öffentlichen Widerstand ans Herz gelegt.", summte Luna weiter.
„Luna, Zacharias.", nickte Theodor ihnen zur Begrüßung zu, er blieb neben ihnen stehen.
„Du kannst dich auf den Stein setzen, du siehst aus als würdest du gleich erfrieren.", summte Luna und neigte ihren Kopf von einer Seite zur anderen, während sie ihn mit großen Augen beobachtete.
„Danke, aber ich wollte nur kurz mit euch sprechen. Da Hermine im Moment bestimmt keine Zeit hat, dachte ich könnte mich vorläufig einmal an euch wenden."
Zacharias erneuerte aus Gründen der Sicherheit den Schallschutzzauber, der sie umgab.
„Ich nehme an, du hast vor dich nun doch am Widerstand zu beteiligen?", hob Zacharias unschlüssig die Augenbrauen.
„Nun, ich denke wir können offen reden, da ihr Su und mich nach eurer leichtsinnigen Aktion zumindest nicht weiter in Gefahr gebracht habt, scheint ihr vertrauenswürdig zu sein. Außerdem nehme ich an, dass ihr das auch mir zugesteht, da auch ich euch nicht verraten habe."
Zacharias beäugte ihn dennoch misstrauisch.
„Ich finde seine Argumente gut.", flötete Luna, „Ich denke er hat sich unser Vertrauen wirklich verdient."
Theodor nickte ihr anerkennend zu und Luna grinste erfreut.
„Weder Su, noch ich haben vor uns an gefährlichen Aktionen zu beteiligen. Wie ihr wisst, bin ich der Sohn eines verstorbenen Todesser und reinblütig. Die Gefahr ist mir zu groß.", erklärte er offen.
„Was ist mit dem öffentlichen Widerstand?", fragte Zacharias und gab sich etwas desinteressiert.
„Su und ich haben in Erwägung gezogen uns auch daran zu beteiligen. Wir sind noch dabei die Möglichen Konsequenzen zu diskutieren.", erklärte er sachlich.
Zacharias sah zunächst Theodor fragend an, und dann Luna.
„Er will sich also an einem gefahrenfreien Widerstand beteiligen.", wandte er sich an Luna und grinste.
Theodor war etwas genervt, dass Zacharias über seinen Kopf hinweg über ihn sprach.
„Dein respektloses Verhalten, nachdem ich mich derart loyal euch gegenüber gezeigt habe, entsetzt mich, Zacharias. Aber von einem Haufen leichtsinniger Gefangenenbefreier und Befreierinnen war wohl nichts anderes zu erwarten.", meinte er kühl und wandte sich um, um zu gehen.
„Er meint es nicht so, das ist nur seine Art.", flötete Luna.
„Luna.", meinte Zacharias etwas empört, aber nicht böse.
„Was denn?", sah sie ihn mit großen Augen an, „Das stimmt doch."
Zacharias atmete tief durch und nickte ihr dann zu.
„Also Theodor, es ist so, ich kann dir nicht garantieren, dass du gefahrenfrei lebst, wenn du dich dem Widerstand anschließt. Dass wir dem öffentlichen Widerstand zumindest positiv gegenüberstehen zeigen schon unsere Plaketten. Du zeigst deine Haltung also bereits öffentlich. Solltest du dich mehr daran beteiligen wollen, kann dir vor allem Umbridge momentan gefährlich werden. Aber wir sollten uns von ihr nicht aufhalten lassen, sie hat schon einmal bewiesen, dass sie bezwingbar ist. Solltest du dem Untergrund beitreten wollen, musst du dir vorher gut überlegen worauf du dich einlässt. Ich kann nur dann mit dir darüber sprechen, wenn beitrittst."
„Aber die Gefahren die damit verbunden sind.", wandte Theodor ein.
„Warum willst du dem Widerstand beitreten, Theodor?", fragte Zacharias und ließ ihn seinen Gedanken nicht beenden.
„Vielleicht wäre es mir möglich gewesen Pansys Selbstmord zu verhindern, wenn ich dem Widerstand angehört hätte. Oder sie davon überzeugt hätte selbst beizutreten.", meinte Theodor, „Ich will nicht länger herumsitzen und im Tagespropheten oder im Tag des Propheten die neuesten Hiobsbotschaften lesen und dann im Gemeinschaftsraum Däumchen drehen. Es war Pansys letzter Wunsch, dass ich Malfoy davon abhalte Dummheiten zu begehen. Momentan ist der in eine Gruppe zur Erhaltung reinen Blutes verwickelt und bringt dadurch auch den Widerstand in Misskredit. Eine andere Freundin ist dabei sich das Gehirn mit Drogen vollzupumpen, weil sie weder mit dem Krieg noch mit dieser neuen Gesellschaftsordnung zurechtkommt. Es wäre verantwortungslos wenn ich diesem Treiben zusehe anstatt ihm Einhalt zu gebieten. Die einzige Möglichkeit die ich sehe ist es dieses Gesetz zu bekämpfen."
„Ich bin begeistert. Du teilst unsere Auffassung dass das Gesetz abgeschafft gehört. Ehrlich gesagt war ich mir da nie so ganz sicher.", meinte Zacharias allerdings immer noch von oben herab.
„Bis vor kurzem dachte ich auch noch, das Problem würde sich von selbst lösen, weil ein derartiges Gesetz nicht haltbar sein kann. Aber ich bin doch nicht so dumm, und heiße ein derartiges Gesetz gut.", meinte er fast empört.
„Nun Theodor, ich sehe dennoch ein Problem an der ganzen Sache.", zuckte Zacharias mit den Schultern.
„Und das wäre?", meinte Theodor etwas gereizt.
„Du willst etwas tun, aber dabei deine Sicherheit nicht verlieren. Aber du hast nur zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst passiv, siehst dem Treiben zu und wiegst dich in einer Sicherheit, die eigentlich gar keine ist, weil du nicht ausschließen kannst, dass die Regierung dir aus reiner Willkür das Leben noch schwerer machen wird. Oder du wirst endlich aktiv und gibst diese scheinbaren Sicherheiten auf. Es ist auf jeden Fall die ehrlichere Variante. Aber es liegt an dir. Du kannst dich natürlich weiterhin in einer scheinbaren Sicherheit wiegen."
Theodor schwieg eine Weile und ging auf und ab.
„Du musst nur eines verstehen, Theodor. Du bist auch jetzt alles andere als sicher, du bietest ihnen möglicherweise etwas weniger Angriffsfläche, aber dafür bist du ohnmächtig und musst alles als gegeben hinnehmen.", stellte Zacharias mit eindringlicher Stimme fest.
Theodor hielt einen Augenblick inne und ging gedanklich noch einmal alle Punkte durch die dafür oder dagegen sprachen.
„Gut, also wie kann ich eurem Verein betreten?", fragte er schließlich.
„Wir melden uns bei dir. Und falls irgendjemand dich fragen sollte, wieso du mit uns gesprochen hast, dann erklär ihnen, dass wir uns getroffen hätten, um künftig Nachhilfe in Zaubertränke bei dir zu nehmen. Ja?", erklärte Zacharias die weitere Vorgehensweise.
Theodor nickte.
„Will Su auch mitmachen?", flötete Luna.
„Ich werde ihr sagen, dass sie das mit dir klären soll, wenn das in Ordnung geht.", meinte er zu Luna.
Zacharias und Luna nickten.
„Malfoys Organisation.", meinte Theodor und wandte sich noch einmal um, „Soll ich euch nähere Informationen darüber geben?"
„Zu gegebener Zeit.", grinste Zacharias und zwinkerte ihm zu.
Damit war für Theodor klar, dass er sich bald als Mitglied des Widerstandes bezeichnen könnte. Worüber er sich allerdings weniger klar war, war, die Frage, ob es eine weise Entscheidung gewesen war oder nicht. Er mochte sein geregeltes Leben, und selbst als der Staat eingriff hatte er einen Weg gefunden sich aus der Affäre zu stehlen. Aber Zacharias hatte schon Recht, wer weiß, wie der nächste Schlag durch das Ministerium aussehen würde. Außerdem fühlte er sich Pansys letztem Wunsch verpflichtet und wollte auch nicht zusehen, wie Blaise und Daphne an diesem Gesetz zugrunde gingen. Was Malfoy betraf: Der war nur noch eine Verpflichtung, nicht mehr.
