Ein unverbindlicher Wettstreit
Snape sah Hermine unverwandt an, während sie sich wieder auf Hogwarts zu bewegten.
„Wozu um alles in der Welt wollen sie mein privates Labor benutzen?", schüttelte er verwundert den Kopf, und gab ihr zu verstehen, dass er die Frage lächerlich fand.
„Ich muss den Trank, der mir bei der Untersuchung verabreicht wurde, vom Gewebe meines Umhanges extrahieren und dann eine Analyse durchführen. Ich will ein Gegengift brauen.", erklärte sie als wäre es das Selbstverständlichste.
„Das ist ein Scherz, Ms Granger.", belächelte er sie.
„Hören sie, umso länger ich warte, umso schwieriger wird sich die Prozedur gestalten. Dafür habe ich jetzt weder die Zeit noch die Nerven.", erklärte sie bestimmt.
„Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass ich sie alleine in meinem Labor arbeiten lasse.", meinte er unbeeindruckt.
„Dann helfen sie mir eben.", ließ sie sich nicht abwimmeln.
„Sie haben sich doch wohl nicht etwa gedacht, ich würde ihnen Privatunterricht geben, nachdem ich sie aus meinem Kurs geworfen habe.", höhnte er.
Hermine wurde langsam wütend und ungeduldig. Sie war sich ungewiss ob sie sich ärgern oder freuen sollte, als Snape nun endlich wieder seine gewohnten Charakterzüge annahm.
„Hören sie, es geht dabei nicht um unsere privaten Streitigkeiten, sondern um eine Möglichkeit etwas Sinnvolles für den Widerstand zu tun. Ich habe nicht vor eine derartige Gelegenheit einfach so verstreichen zu lassen, das wäre verantwortungslos.", erklärte sie so ruhig sie nur konnte.
„Meinetwegen. Sie geben mir das Kleidungsstück mit den Trankflecken und dann werde ich den Trank extrahieren und analysieren.", erklärte er kühl.
Hermine blieb stehen und schnaufte, ehe sie ein spöttelndes Lächeln hervorbrachte.
„Das werden sie nicht tun. Ich kann das durchaus selbst.", wurde sie wütend.
„Ich denke nicht, dass sie die notwendigen Qualifikationen vorweisen können.", entgegnete er kühl, „Und da ich sie fast 6 Jahre unterrichtet habe, sollte ich das wohl beurteilen können."
„Nein, das können sie nicht.", meinte sie ernst und empört, „Was glauben sie habe ich während der zwei Jahre gemacht, in denen wir uns im Krieg befanden. Wenn es notwendig war habe ich Tränke hergestellt, von denen ahnen die meisten Schüler und Schülerinnen in Hogwarts noch nicht einmal, dass sie existieren könnten. Und ich habe schon sehr viele Tränke auf die Art und Weise bestimmt, die ich auch jetzt anzuwenden gedenke. Ich bin also zweifellos in der Lage diese Aufgabe zu bewältigen."
Snape schnaubte und wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht gleich zu Wort kommen.
„Und hören sie endlich auf mich wie ein unmündiges Kind zu behandeln oder so als wäre ich nicht in der Lage mein eigenes Leben zu meistern. Ich bin ganz und gar nicht so schwach wie sie gerne glauben würden. Und ich verlange mit Respekt von ihnen behandelt zu werden, es ist nämlich wirklich anstrengend nicht ernst genommen zu werden und ich habe nicht vor die nächste Zeit damit zu verbringen immer dagegen ankämpfen zu müssen, dass sie alles was ich sage schon rein prinzipiell herabsetzen. Das kostet nur Zeit die ich für andere Aktivitäten dringend benötige.", erklärte sie überzeugt und sah ihm dabei mutig in die Augen.
„Nun, Ms Granger, ich versichere ihnen ich werde sie so behandeln wie ich es im Bezug auf ihr Verhalten als angemessen erachte. Wir werden ja sehen, ob sie den Mut den sie hier behaupten zu haben wirklich besitzen.", funkelte er sie gefährlich an.
Am liebsten hätte Hermine ihm eine Ohrfeige gegeben. Wofür hielt er sich eigentlich?
„Und was ihre kleine Aufgabe betrifft, würde ich vorschlagen, dass wir uns einfach beide daran versuchen. Wir werden ja sehen, wem die Aufgabe eher gelingt. Und ob hinter ihren Worten mehr steckt als Dilettantentum, wie ich glaube. Es liegt natürlich an ihnen, ob sie es tatsächlich riskieren wollen gegen einen Zaubertränkemeister anzutreten.", meinte er herablassend.
„Oh, Professor, sie können mir glauben, ich würde nichts lieber tun als das.", meinte sie giftig.
Sie funkelten sich gefährlich an, ehe sie die Blicke voneinander abwandten.
Snapes privates Labor war ziemlich klein aber ausgesprochen ordentlich, stellte Hermine fest. Als sie ihren eigenen Kessel in einer Ecke stehen sah, lächelte sie triumphierend.
„Sehen sie, sogar die Hauselfen haben damit gerechnet, dass ich diesen Raum hier früher oder später benutzen würde.", meinte sie kühl und nahm ihren Umhang ab.
„Die Hauselfen, natürlich.", belächelte er sie.
Da sie nicht schlau aus seinem Kommentar wurde, ignorierte sie ihn und deutete auf ein paar Stellen am Umhang, ehe sie ihren Kessel über einer zweiten, kleineren Feuerstelle anbrachte.
„Die benutze ich nur wenn ich zwei Tränke gleichzeitig brauen muss. Natürlich können sie die bessere Feuerstelle benutzen, ich nehme an, sie werden sie brauchen.", meinte Snape stichelig.
„Nein, danke. Ich verzichte.", entgegnete Hermine giftig.
„Wie sie wollen, Ms Granger.", meinte er kühl.
Sie richteten gleichzeitig ihre Zauberstäbe auf den Umhang und starrten sich dabei finster an, anstatt ihre Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit zu richten.
Die nächste Stunde waren sie beide ausgesprochen beschäftigt. Sie wagte es nicht zu Snape hinüber zu sehen, weil sie annahm er würde ihr dann vorwerfen zu versuchen zu schummeln. Sie notierte sich die Zutaten die sie bestimmen konnte und betrachtete ihre Notizen. Der Trank erinnerte sie an etwas.
Nun wand sie sich doch um zu Snape.
„Ms Granger, wollen sie schummeln oder sind sie schon bereit aufzugeben.", verdrehte er die Augen.
Sie ignorierte seinen Kommentar und ging auf ihn zu. Er sah sie verwirrt an.
„Ms Granger?", fragte er irritiert.
„Tut mir leid.", murmelte sie, während Snape aufschrie und sie mit einer kleinen Schale ein paar Tropfen Blut auffing.
„Haben sie jetzt vollkommen den Verstand verloren.", schimpfte er.
„Nein, ich wundere mich nur, warum ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, dass sie deshalb unser Blut brauchen könnten.", meinte sie und ging zu ihrem Kessel zurück.
Snape behielt sie im Auge.
„Positiv.", stellte sie fest und schnitt sich dann selbst.
„Negativ. Das ist ja interessant.", murmelte sie.
Snape überprüfte Hermines Test noch einmal anhand seiner Analyse.
„Äußerst interessant würde ich meinen. Der Trank scheint darauf zu basieren, dass das Blut des Vaters das ungeborene Kind schützen soll. Schwarze Magie.", meinte Snape und kam mit seinem Notizblatt zu Hermine.
Sie verglichen die Zutaten und stellten fest, dass sie jeweils zwei verschiedene nicht hatten analysieren können.
„Sie haben bestimmt ein Buch in dem wir diesen Trank nachschlagen können, oder?", fragte Hermine hoffnungsvoll.
„Keines, das ich ihnen unter normalen Umständen in die Hand geben würde, aber ich denke es ist in diesem Fall angebracht.", erklärte er.
Hermine folgte ihm ins Wohnzimmer, wo Snape ein paar wortlose Zauber sprach, die offenbar erst ermöglichten ein Buch aus einer bestimmten Reihe zu nehmen.
„Die Magie des Blutes neu entschlüsselt.", las Hermine laut den Titel, „Ich habe davon gehört, ein ziemlich dunkles Werk."
Sie sah ihn beinahe entsetzt an.
„Es ist für Forschungszwecke unerlässlich, Ms Granger.", meinte er beschwichtigend, „Sie gehen wohl nicht davon aus, dass ich es unter normalen Umständen einfach so verwenden würde."
„Nein, natürlich nicht.", spielte sie offensichtlich die Ungläubige.
„Ich darf doch bitten.", meinte Snape genervt und schlug dann für Hermines Geschmack viel zu schnell die richtige Seite auf.
Sie verglichen die Listen mit den Inhaltsstoffen, es war definitiv der richtige Trank. Durch das Blut des Kindesvaters war das ungeborene Kind gegen jegliche Fremdeinwirkung auch durch die Mutter oder sogar durch den Vater selbst geschützt.
„Halten sie es für machbar ein Gegengift zu brauen?", fragte sie eilig.
„Ich halte es nicht für unmöglich, aber es handelt sich um einen äußerst komplexen und ausgesprochen wirksamen Trank. Es ist im Allgemeinen schwer Tränken die Blutopfer beinhalten entgegenzuwirken.", erklärte er.
„Aber verlieren sie nicht an Stärke, wenn es sich dabei um kein freiwilliges Blutopfer handelt?", überlegte sie, „Das ist doch so bei Eigenblutopfern in der schwarzen Magie?"
„Aber auch nur bei Eigenblutopfern. Aber, ich befürchte das spielt gar keine Rolle, es war ein freiwilliges Blutopfer. Ich habe mich, auch wenn ich mich davor gesträubt habe ihnen mein Blut zu geben, nicht gegen die Abnahme zur Wehr gesetzt.", entkräftete er ihre Hoffnung.
„Es könnte Monate dauern ein Gegengift dafür zu entwickeln.", meinte Hermine missmutig.
„Oder Jahre.", fügte Snape hinzu, „Aber Ms Granger, sie vergessen, dass es noch eine weitere Möglichkeit gibt."
„Ich verstehe.", meinte sie und lächelte, „Sie meinen es besteht die Möglichkeit, dass bereits jemand einen derartigen Trank entwickelt hätte."
„Ich nehme an sie sind an langwierige Recherchen gewöhnt.", stellte Snape fest, „Ich würde dennoch vorschlagen gleichzeitig damit zu beginnen ein Gegengift zu brauen."
„Und ich nehme an, sie haben vor das zu tun und mir die Recherche zu überlassen.", meinte sie und war kurz davor ihn anzuschreien.
„Ich denke, nachdem unsere Analysen sich zu dem vollständigen Rezept ergänzen wäre es durchaus angebracht, wenn sie bei der Herstellung helfen.", sagte er kühl.
„Helfen?", bohrte sie nach, bereit loszutoben.
„Möglicherweise wäre eine Zusammenarbeit ratsam.", murmelte er unzufrieden.
Hermine setzte ein falsches Lächeln auf.
„Sehr gut.", meinte sie immer noch giftig.
Snape atmete genervt auf.
„Was die Recherche betrifft: Habe ich freien Zugang zu allen Büchern hier?", fragte sie.
„Nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis, zu manchen nur in meiner Anwesenheit und zu manchen gar nicht.", erklärte er sachlich.
Hermine klopfte mit den Fingern genervt auf den Tisch.
„Das erschwert die Arbeit ungemein, ist ihnen das klar?", fragte sie unzufrieden.
„In Anbetracht der Bücher die ich hier aufbewahre, ist es mir das durchaus wert, Ms Granger.", meinte er bestimmt.
„Bekomme ich zumindest ihre Erlaubnis für uneingeschränkten Zugang in zur Schulbibliothek?"
„Ich werde Professorin Lupin darum bitten ihnen eine derartige Erlaubnis auszustellen. Es wäre nicht ratsam, wenn ich ihnen die Erlaubnis ausstelle.", erklärte er.
Hermine nickte, seine Bedenken waren berechtigt.
„Aber das bringt uns immer noch nicht der Sache näher, wieso sie auch mein Blut brauchten. Natürlich könnte es sein, dass sie so Spuren verwischen wollten. Aber ich kann es mir kaum vorstellen.", lenkte Hermine zurück.
„Was für einen Fluch haben sie bei ihrer Untersuchung angewandt?", fragte Snape.
„Es war Parsel, und davon verstehe ich nichts.", erklärte sie.
„Bei mir auch.", meinte Snape und ging zum Buchregal.
„Ich denke die Magierin hat die Aura sichtbar gemacht."
„Ja, das denke ich auch."
Snape nahm ein Buch heraus und legte es auf den Tisch. Er begann es durchzublättern.
„Wenn es auch ein Blutzauber ist, wäre es dann nicht einfacher im anderen Buch nachzuschlagen. Das schränkt die Anzahl an Flüchen in Parsel bestimmt ein.", überlegte Hermine.
„Ich suche in dem Buch nach Parselflüchen in Verbindung mit Aura, Sexualität und Blut und sie suchen im anderen nach Flüchen für die Blut benötigt wird und die in Parsel gesprochen werden.", schlug Snape vor.
Hermine nickte und nahm das Buch. Es fühlte sich schon düster und dunkel an, und sie fühlte sich seltsam und entfremdet, während sie nach passenden Flüchen suchte.
„Lassen sie sich nur nicht in den Bann des Buches ziehen. Es hat eine Neigung dazu Leser und Leserinnen in eine Art Blutrausch zu versetzen.", erklärte Snape so beiläufig, dass es ihr schauderte, immerhin war es eine ernste Sache.
Wenig später hatten sie beide einige in Frage kommende Flüche gefunden und gingen sie alle durch. Endlich stießen sie auf einen Fluch, der im Buch der Magie des Blutes beschrieben wurde.
„Das könnte eine Erklärung sein. Sie taucht den Zauberstab also in das Blut der jeweils anderen Person und spricht dann den Fluch.", murmelte Snape.
Hermine las die Beschreibung näher durch.
„Allem Anschein nach, kann wesen diesem Spruch nur wiederum mit schwarzer Magie trotzen. Wesen müsste die Aura selbst behexen und manipulieren, um so für eine Täuschung sorgen.", seufzte Hermine unzufrieden.
„Bedauerlicherweise scheint es damit keine Möglichkeit zu geben die Hochzeitsnacht zu umgehen. Es sei denn jemand sollte tatsächlich gewillt sein schwarze Magie anzuwenden und Parsel sprechen oder eine Person finden die Parsel spricht.", meinte Snape bitter.
„Nun, im Zweifelsfall.", murmelte Hermine kleinlaut.
„Ms Granger!", hob er die Stimme, „Sie haben keine Vorstellung was für Folgen es mit sich bringen kann, wenn wesen die Aura eines Menschen behext. Das ist ein schwerwiegender Eingriff der ungeahnte Konsequenzen für Betreffende haben kann. Ich hoffe doch sie schlagen nicht ernsthaft vor schwarze Magie wirklich einzusetzen."
„Nein.", murmelte sie noch leiser und seufzte unzufrieden.
„Ich meine das ernst, Ms Granger. Spielen sie noch nicht einmal mit dem Gedanken.", meinte er streng.
„Tun sie nicht schon wieder so als wäre ich ein Kind.", meinte sie eingeschnappt.
„Im Bezug auf schwarze Magie sind sie ein Kind, Ms Granger.", meinte er streng, „Und kommen sie endlich über diese fälschliche Vorstellung hinweg, ich könnte das herabsetzend meinen. Schätzen sie sich glücklich, dass sie nicht über mehr Einblick in die schwarze Magie verfügen, als sie es nach diesem Krieg ohnehin schon tun. Wo bleibt ihre Vernunft, Ms Granger?"
Sie senkte den Blick und nickte.
„Aber was sollen wir tun, wenn es die einzige Möglichkeit ist.", meinte sie kleinlaut.
„Es ist keine Möglichkeit.", erklärte Snape streng.
Für einen Moment herrschte Stille, dann nickte Hermine einsichtig.
„Ich muss jetzt dringend zu Professorin McGonagall. Ich nehme an Potter und seine Bande wird ohnehin bald die Tür hier eintreten, wenn sie sich nicht bei ihnen zurückmelden.", meinte Snape dann.
„Moment.", starrte Hermine ihn entsetzt an, „Bedeutet das, ich darf mich hier nicht aufhalten, wenn sie nicht anwesend sind?"
„Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass sie sich auch alleine hier aufhalten.", schnaubte Snape ausgesprochen unzufrieden, „Ich würde es allerdings für angebracht halten, wenn wir das heute Abend genauer besprechen. Ich denke es gibt einige grundsätzliche Regeln auf die wir uns einigen müssen."
„Regeln?", fragte Hermine ungläubig und starrte ihn empört an.
„Ms Granger, ich habe in keiner Weise behauptet, dass nur ich diese Regeln aufstellen würde, also hören sie auf mich so anzustarren.", meinte er genervt.
Hermine nickte und verließ dann direkt gefolgt von Snape die Räumlichkeiten.
