fünf

London, 14.Februar 2001

„Sir, wir haben hier etwas interessantes." Der junge Wächter, der wohl bei einem außen­ste­hen­den Beobachter unter die Kategorie jung-dynamisch fallen würde, blieb vor Quentin Travers, dem Oberhaupt des Rates, stehen und reichte ihm ein Schriftstück. „Das haben wir soeben erhalten."

Travers betrachtete das Dokument und weitete erstaunt die Augen. „Woher haben wir das?"

„Quelle unbekannt, Sir, aber es sieht so aus, als sollte es uns schon sehr viel früher erreichen. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich glaube, dieses Schriftstück lag schon lange Jahre in den Archiven des Rates, und ist jetzt rein zufällig an die Oberfläche geraten." Der junge Wächter, aus der Reihe der Daniels, hielt unbewusst den Atem an. Er kannte Travers noch nicht sehr lange, doch wusste er um dessen Unberechenbarkeit. Travers war berüchtigt, besonders, wenn es um die Belange dieser speziellen Jägerin ging. Einer Jägerin, die sich vom Rat losgesagt hatte und stattdessen ihre Arbeit auf eigene Faust erledigte. Eine Jägerin, die unkonventionell aufgewachsen war, keine Ausbildung durch den Rat genossen hatte, bevor sie berufen wurde, und die sich ganz auf die Hilfe ihrer Freunde und Familie verließ. Eine Jägerin, die schon mehr als einmal die Welt vor dem Untergang gerettet hatte.

Doch zu seiner Überraschung nickte Travers nur verständnisvoll, und – wie Daniels meinte erkennen zu können – besorgt. „Rufen Sie den Rat zusammen. Und stellen sie eine Verbindung nach Sunnydale her. Wenn das stimmt, was da steht, dann haben wir ein großes Problem. Er las noch einmal, was er soeben erfahren hatte. „Ich muss unverzüglich mit Rupert Giles sprechen." Quentin ging ohne ein weiteres Wort zu sagen zurück in sein Büro, das er erst vor wenigen Minuten verlassen hatte, um eine Mittagspause einzulegen. Die konnte er jetzt wohl vergessen. Wenn das, was er gerade erfahren hatte, wahr war, war in den nächsten Monaten wohl nicht mehr mit einem ruhigen Tag zu rechnen.

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Sunnydale, 14.Februar 2001

„Irgendein Zeichen von ihr?" Joyce Summers war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Seit drei Tagen hatte weder sie, noch irgendjemand sonst, ein Lebenszeichen ihrer Tochter erhalten, und als sie jetzt die traurige Miene von Buffys Wächter sah, war ihr, als habe sie keine Kraft mehr, sich gegen die Trauer, die sie zu übermannen drohte, zu wehren. Die Tränen, die sie bis jetzt tapfer hatte zurückhalten können, quollen unter ihren geschlossenen Lidern hervor und bahnten sich ihren unaufhaltsamen Weg.

Giles wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte ihr versprochen, Buffy zu finden und gesund und munter nach Hause zu bringen. Er hatte es ihr versprechen müssen, und wenn aus keinem anderen Grund, als dem, dass er selbst etwas brauchte, an das er sich klammern konnte. Der Gedanke sie nicht lebend wieder zu sehen war unerträglich, und er durfte und wollte diese Vorstellung nicht seine Urteilsfähigkeit trüben lassen.

„Wir waren die ganze Nacht unterwegs, Joyce, aber wir haben leider nichts gefunden", sagte Giles leise, sich wohl der Tatsache bewusst, welche Wirkung seine Worte auf Joyce haben mussten. Als Buffys Mutter nicht auf das von ihm gesagte einging, und er die Tränen sah, die sich auf ihrem Gesicht ausbreiteten, tat er das einzige, was ihm einfiel. Ohne weiter zu überlegen, legte er seine Arme um Joyce und bot der Frau, die die Mutter des Mädchens war, das für ihn wie eine Tochter war, Trost.

Er hätte nicht sagen können, wie lange sie gemeinsam vor der geöffneten Tür standen und gegenseitig versuchten Halt sich zu geben. Es hätten Minuten, aber auch Stunden sein können, bevor Joyce sich vorsichtig von ihm löste.

„Sie sehen völlig geschafft aus, Rupert", sagte Joyce, nachdem sie sicher war, ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu haben. „Kommen Sie herein, ich werde Ihnen Früh­stück machen." Ihr Tonfall ließ keine Widerworte zu, und Rupert war sich auch nicht sicher, ob er wirklich ableh­nen wollte. Die letzten Tage waren furchtbar gewesen. Der Moment, in dem er erkannt hatte, dass Buffy verschwunden war, war einer der schlimmsten in seinem ganzen Leben gewesen. Die Hoffnung, sie hätte sich nur verspätet, als sie nicht in der Magic Box aufgetaucht war, die Sorge, sie könne wieder davongelaufen sein, wie schon einmal, die Furcht, sie könne irgendwie verletzt in einem Gebüsch liegen und auf Rettung warten, die kalte Angst, sie könne tot sein. All diese Emotionen waren fast zuviel für ihn, doch allen anderen gegenüber musste er stark sein. Er war jetzt der Anker, für die Gang und für Buffys Familie. Er war derjenige, der allen versichern musste, dass alles wieder gut werden würde, dass sie Buffy bald unversehrt wieder in ihre Arme schließen konnten. Er war der Wächter, der Fels in der Brandung, derjenige, mit dem klaren Verstand und den versteckten Emotionen. Sie verließen sich auf ihn, und er konnte sie nicht im Stich lassen.

„Wie geht es den anderen?", fragte Joyce, während sie Giles eine Tasse Kaffee einschenkte. Sie wusste, wie wenig sich der Wächter aus Kaffee machte, aber sie hatte gerade keinen Tee greifbar, und sie war sich sicher, dass er Teebeutel ebenso verab­scheute, wie sie Instant-Kaffee. Aber der Kaffee schien ihm heute nichts auszumachen.

„Sie halten sich ganz gut. Willow und Xander haben kaum ein Auge zugemacht, seit Buffy fort ist. Sie suchen abwechselnd die ganze Stadt ab und hören sich in Dämonenbars um, und befragen jeden, der ihnen auch nur über den Weg läuft, und sie suchen in sämtlichen Büchern, die ich zu Hause und in der Magic Box habe nach Hinweisen auf irgendwelche Prophezeiungen. Anya und Tara sind den beiden eine große Hilfe." Ein kleines Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der beiden Erwachsenen, als sie an die eifrigen Freunde ihres Schützlings dachten. Keiner von ihnen hatte noch eine normale Jugend nach ihrem 16. Lebensjahr gehabt. Sie waren schneller erwachsen geworden, als viele andere Jugendliche, und das hatte sie reifer und verantwortungsbewusster werden lassen.

„Wie geht es Dawn?", fragte Giles nach einer Weile. Er hatte den Teenager noch nicht gesehen, seit Buffy verschwunden war, und er machte sich Sorgen um ihn. Dawn hatte in letzter Zeit eine Menge durchzustehen gehabt, und er war sich nicht sicher, ob ein Mädchen von vierzehn Jahren mit dieser Last allein fertig werden konnte. Nicht nur hatte sie erfahren, dass sie in Wirklichkeit ein Tausende Jahre altes Bündel mystischer Energie war, das von Mönchen in einen Menschen verwandelt worden war, und man ihr die Erinnerung eines ganzen Lebens gegeben hatte, das sie in Wirklichkeit aber gar nicht gelebt hatte, und dass sie ein Schlüssen war der dazu diente den Weg in eine Höllendimension zu öffnen, sie musste auch mit der Tatsache fertig werden, dass eine Höllengöttin deswegen hinter ihr her war und sie wahrscheinlich töten wollte. Und jetzt war ihre Schwester, die einzige Person, die sie vor dieser Höllengöttin schützen konnte und deshalb von den Mönchen genau dazu auserkoren worden war, verschwunden, und niemand wusste, was mit Buffy geschehen war.

„Sie sagt, es ginge ihr gut, aber ich höre sie jede Nacht weinen. Ich glaube, sie hat Alp­träume, aber wenn ich sie frage, bekomme ich immer nur diesen Blick zugeworfen, der mir sagt, ich sei nicht wirklich ihre Mutter, und ich solle mich um meine eigenen Belange kümmern. Ich glaube, sie versucht sich einzureden, dass Buffy nicht wirklich ihre Schwester ist, und sie sich deswegen auch keine Sorgen um sie machen muss." Joyce versuchte tapfer zu lächeln, aber der Versuch misslang. „Ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Es ist, als kenne ich meine Tochter gar nicht mehr." Giles griff aufmunternd nach ihrer Hand, und wartete darauf, dass sie weitersprach. Er wusste, dass Joyce außer ihm jetzt niemanden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte. „ Sie sieht mich immer mit diesen großen blauen Augen an, die mich so sehr an meinen Mann erinnern, dass es fast wehtut – es tut weh zu wissen, dass jede Erinnerung, die ich an die beiden zusammen habe, nicht real ist. Und doch ist sie für mich real, denn ich erinnere mich ja daran, und Hank erinnert sich auch daran. Ich sollte sauer sein, auf diese Mönche. Sie spielen einfach mit meinem Leben – mit all unserer Leben, mit unseren Erinnerungen. Aber ich kann nicht böse sein. Denn sie haben mir ein so großes Geschenk gemacht." Giles beobachtete, wie sie eine zitternde Hand an ihren Mund führte und verzweifelt ihre Augen gen Himmel richtete. „Und jetzt habe ich Angst, sie zu verlieren. Sie entgleitet mir, und ich kann nichts tun, um sie aufzuhalten. Ich möchte nicht beide meine Babys verlieren, Rupert." Mit diesen Worten löste sich ein Schluchzen in ihrer Kehle, und sie sank erschöpft in Giles Arme, die sie sicher umfingen. Er streichelte ihr beruhigend über den Rücken, während er ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Im Stillen schwor er ihr, Buffy zu finden. Er musste es einfach. Diese Familie hatte schon zuviel Leid erfahren.

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Als Giles durch die Tür des Zauberladens trat, spürte er sofort die veränderte Atmosphäre zwischen den Freunden. Hatte er, bevor er sich auf den Weg zu Joyce gemacht hatte, fast schon schmerzhaft traurige Gesichter vor sich gehabt, schien jetzt eine positive, motivierte Energie zwischen ihnen zu existieren. Sie strahlten noch immer keine Freude aus, aber Giles konnte Hoffnung spüren – etwas, was er selbst nach seinem Besuch bei Buffys Mutter fast nicht mehr hatte.

„Giles, da sind Sie ja endlich", wurde der Wächter aufgeregt von Willow begrüßt.

„Was gibt es denn? Ist es Buffy?"

„Mr. Travers hat vor etwa einer Stunde aus London angerufen. Zuerst wollte er mir nicht sagen, worum es geht, und ich wollte ihm auch erst mal nichts von Buffy erzählen, aber dann sagte er, es wäre sehr wichtig, dass Sie ihn sofort zurückrufen, sobald Sie wieder da sind, weil Buffys Leben davon abhängen könnte. Wahrscheinlich dachte er, ohne diesen Zusatz würde ich vergessen Ihnen von seinem Anruf zu erzählen. Er ist ein richtiger Mistkerl. Jedenfalls hab ich daraufhin nachgehakt und er deutete an zu wissen, was mit Buffy passiert sein könnte." Sie machte eine Pause, in der sie Giles hoffnungsvoll in die Augen schaute. „Er meint, sie sei noch am Leben."

Eine Woge der Hoffnung durchfuhr den Wächter, als er ohne noch einen Augenblick zu verlieren nach dem Telefonhörer griff, und die ihm vertraute Nummer in London wählte. Innerlich zwang er sich zur Ruhe, er durfte sich von der Hoffnung, Buffy bald retten zu können nicht überwältigen lassen. Er traute Travers nicht, hatte ihm eigentlich noch nie getraut. Er besaß einfach nicht die Integrität und Weisheit seines Vorgängers. Und nach allem, was in den letzten Jahren zwischen dem Rat und ihnen hier in Sunnydale passiert war, wusste er nicht mehr, ob der Rat der Wächter wirklich so vertrauenswürdig war, wie er früher immer geglaubt hatte. Und auch Travers hatte schon öfter angedeutet, wie wenig er von Buffy Summers als Jägerin hielt. Er bezeichnete sie als ein verzogenes Kind, das mit der ihr anvertrauten Aufgabe absolut überfordert war, und sich an keine einzige der Regeln halten konnte, die im Laufe von Jahrhunderten aufgestellt worden waren. Sie hatte keinen Respekt vor ihren Ahnen und vor ihren Vorgesetzten. Mehr als einmal hatte er sie öffentlich kritisiert und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, die nächste Jägerin – die kommen würde, sobald Buffy tot war – möge sich nicht als solch Fehlgriff erweisen. Trotzdem wollte Giles sich von seinen Bedenken Travers betreffend, auch nicht die Hoffnung zerstören lassen. Er war verzweifelt, und im Moment hatte er keine Skrupel sich an jeden ihm erreichbaren Strohhalm zu klammern.

Obwohl er nach Außen hin die Ruhe selbst ausstrahlte, klopfte sein Herz bis zum Hals, als er das Freizeichen am anderen Ende der Leitung vernahm. Er war kein besonders religiöser Mensch, dazu hatte er zuviel gesehen und wusste zuviel von Dingen, die die Kirche absolut bestritt, aber im Moment betete er, dass Travers wirklich auf ihrer Seite war und wirklich brauchbare Informationen über Buffys Verbleib hatte.

„Hallo", meldete sich eine junge, weibliche, nüchtern klingende Stimme. Es war die Stimme einer Frau, die mit einer neunzigprozentigen Sicherheit keine Ahnung hatte, was in der Welt um sie herum überhaupt geschah. Sie wusste nichts von Jägerinnen und Wächtern, Vampiren und Dämonen. Sie konnte abends nach Hause gehen, mit der Gewissheit, einen langweiligen Tag im Büro der Telefonzentrale eines Bundesamtes hinter sich gebracht zu haben. Nichts außergewöhnliches, aber immerhin ein gutbezahlter Job, der die Miete sicherte und dafür sorgte, dass der Tisch gedeckt werden konnte. Manchmal beneidete Giles Leute wie diese junge Frau um ihre Naivität. Sie mussten sich nicht mit Dingen wie Weltuntergängen beschäftigen. Sie konnten einfach nach Hause gehen und die Welt draußen lassen. Diesen Luxus konnte er selbst sich nicht leisten, denn es war seine Aufgabe die Welt dieser Leute zu beschützen – um sie auch weiterhin in dem Irrglauben an eine heile Welt leben lassen zu können.

„Quentin Travers bitte!"

„Mr. Travers befindet sich in einer Besprechung und ist zur Zeit nicht zu sprechen. Ich kann ihm aber eine Nachricht zukommen lassen, dass er Sie zurückruft", flötete die junge Angestellte in den Hörer.

„Sagen Sie ihm bitte, Rupert Giles hätte angerufen, und..."

„Einen Augenblick, Mr. Giles, ich verbinde."

„Hätte ich mir denken können", murmelte Giles, als er am anderen Ende der Leitung die Musik der Warteschleife hörte. Mozart. Friedlich, beruhigend. Irgendwie surreal, wenn man bedachte, dass die Organisation seit Jahrhunderten mit der Vernichtung von Vampiren und Dämonen beschäftigt war.

„Rupert", durchschnitt die harte, immer leicht zynisch klingende Stimme seines ehemaligen Chefs die friedliche Musik. „Es freut mich, dass ich endlich von Ihnen höre, alter Freund."

„Sie wollten mich sprechen, Quentin?" Giles hatte keine Lust sich auf die Spielchen des anderen Wächters einzulassen. Die Situation war zu ernst, um auch nur eine wertvolle Sekunde zu vergeuden.

„Ja, in der Tat. Und ich befürchte, die Sache ist sehr ernst." Quentins Stimme klang ungewohnt besorgt, ein Tonfall, der Giles in Zusammenhang mit Travers ganz und gar nicht gefiel. „Ich befürchte Ihre Jägerin ist in ziemlich großen Schwierigkeiten."

„Ja, Willow deutete bereits an, Sie könnten wissen, was mit Buffy geschehen ist." Giles fühlte seinen Puls ansteigen. „Also, was wissen Sie?"

„Wir sind nicht ganz sicher, Rupert, aber wir haben vor etwa vier Stunden einige Dokumente erhalten, die, wenn sie wahr sind, nichts Gutes bedeuten können. Ich höre aus Ihren Worten, dass Buffy in der Tat verschwunden ist, nicht wahr?"

„Ja", gab Giles nur zögerlich zu, obwohl es eigentlich keinen Sinn mehr hatte, die Tatsache vertuschen zu wollen. „Seit drei Tagen hat sie niemand mehr gesehen. Wir suchen sie selbstverständlich, aber bisher haben wir keine Spur."

„Was ist mit dem Vampir?" fragte Quentin, als wäre die Frage eine logische Konsequenz aus dem bisherigen Gespräch gewesen – ohne die geringste Gefühlsre­gung.

„Was... welcher Vampir? Angel?" Giles war wie vor den Kopf geschlagen. Was hatte das alles zu bedeuten?

„Ist es nicht traurig, dass sich in der direkten Umgebung der Vampirjägerin so viele Vampire befinden, dass man da schon mal den Überblick verlieren kann?" Quentin räusperte sich. Jetzt war keine Zeit für so was. „Nein, ich meinte William den Blutigen."

„Spike?" Giles runzelte irritiert die Stirn. „Was soll mit Spike sein? Hat er was mit Buffys Verschwinden zu tun? Das kann nicht sein, er ist unfähig einem Menschen auch nur ein Haar zu krümmen." Bei den Bildern, die Giles jetzt durch den Kopf schossen, drehte sich dem Briten fast der Magen um. Hatten sie die Wirkung des Chips – und dadurch die Harmlosigkeit Spikes – etwa überschätzt? War Spike in der Lage den Schmerz zu ignorieren, oder hatte er sich letztendlich doch mit anderen Dämonen zusammengetan und es sich zum Ziel gemacht die Jägerin zu töten? Hatte er Buffy verschleppt und dann töten lassen?

„Ich habe auch nichts in dieser Richtung andeuten wollen, Rupert. Allerdings glaube ich trotzdem, dass er durchaus etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Nur nicht so, wie Sie meinen. Was ich aber wirklich wissen möchte, ist, ob dieser Spike ebenfalls verschwunden ist."

„Ich... ich weiß nicht. Es war mir nicht aufgefallen, aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen." Er hielt augenblicklich eine Hand über die Sprechmuschel. „Xander, Anya!"

„Ja?" Das Paar hatte den größten Teil des Gesprächs verfolgt und stand sofort bereit, als Giles nach ihnen rief. „Geht sofort zu Spikes Gruft und seht nach, ob er da ist. Wenn ja, bringt ihn her, wenn nicht, sucht nach Hinweisen, wo er sein könnte." Mehr musste er ihnen nicht sagen. Sie waren es leid nur sinnlos in der Ecke zu sitzen und Bücher zu wälzen, ohne auch nur zu ahnen, wonach sie suchen sollten. Sie wollten etwas tun. Willow lächelte ihren Freunden aufmunternd zu, als diese den Zauberladen verließen und sie allein mit Giles zurückließen.

„Xander und Anya gehen Spike suchen", informierte Giles Travers. „Gut, Quentin, nehmen wir mal an, Spike und Buffy sind gemeinsam verschwunden. Wo sind sie? Was sagen diese Dokumente? Was hat er mit ihr gemacht?" Giles war sich Willows ängstlichem Blick durchaus bewusst, konnte darauf jetzt aber keine Rücksicht nehmen. Er selbst wartete schon zu lange auf Antworten, und jetzt, da er die Lösung nah wähnte, wollte er sie auch erhalten.

„Wenn es wirklich so ist, wie wir vermuten, dann befinden sich die beiden in London." Travers machte ein Pause, in der er Ruperts Verwirrung und aufkommende Erleichterung fast körperlich spüren konnte. „Im Jahr 1879."

„Oh mein Gott!" war alles, was Giles auf diese Offenbarung hin erwidern konnte. In seinem Kopf drehte sich alles, als er versuchte die Information zu verarbeiten. „Was meinen Sie mit 1879? Wie kann das denn sein? Woher haben Sie das denn?" Nervös zog er sich die Brille von der Nase und spielte mit der rechten Hand mit den Bügeln, während er mit der linken in seiner Hosentasche nach seinem Taschentuch fischte.

„Genau wissen wir das auch nicht, Rupert, aber es wäre wohl das Beste, wenn Sie nach London kommen, damit wir der Sache gemeinsam auf den Grund gehen können." Quentin machte ein Pause, in der er seine nächsten Worte genau überlegte. „Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen, Giles. Sie wissen, dass ich mit Ihrer Miss Summers niemals wirklich zufrieden war. Aber sie ist die Jägerin, und gerade im Moment brauchen wir eine erfahrene Jägerin. Und auch wenn ich es nicht gerne zugebe, Buffys Erfolg spricht wohl für sich selbst. Vertrauen Sie mir in dieser einen Sache. Ich möchte Buffy genauso schnell wieder am Höllenschlund haben, wie Sie auch."

Sorry, kein Spike und Buffy diesmal, aber keine Sorge, sie werden im nächsten Kapitel sicher wieder dabei sein. Danke für's Lesen, lg, N.Snape