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Am nächsten Tag stand ich früh auf und machte mich auf den Weg. Ich hatte die Lichtung schließlich immer noch nicht gefunden. Dann fielen mir die Wachen ein, die mich gefunden hatten. Ich fragte sie, wo sie mich getroffen hatten. Sie führten mich hin und ließen mich dann allein. Schnell ritt ich in die Richtung aus der ich damals gekommen war. Nach einer Stunde stieß ich endlich auf die Lichtung. Zu meiner Verwunderung traf ich dort Ellesar. Als er mich kommen sah, rief er mir entgegen:

„Ist man vor dir nirgends sicher?"

Ich ritt langsam auf ihn zu und sagte:

„Dasselbe könnte ich Euch fragen."

Ellesar sprang von dem Stein, auf dem er gesessen hatte und bemerkte:

„So förmlich plötzlich. Das war gestern doch noch ganz anders."

„Gestern habe ich auch nicht gewusst, dass Legolas' Bruder Ellesar heißt."

„Ach, daher, aber was suchst du hier?"

„Hinweise! Hier bin ich aufgewacht, nachdem ich mein Gedächtnis verloren hatte."

„Ach so. Na dann viel Spaß."

„Wollt Ihr mir helfen?"

Abschätzend sah Ellesar mich an und sagte schließlich:

„Nur wenn du mich wieder duzt. Ich hasse dieses Prinzengelaber."

„Einverstanden."

Ich ging zur Mitte der Lichtung und erklärte Ellesar, dass ich an dieser Stelle erwacht war. Von diesem Punkt aus suchten wir den Rest des Tages die ganze Lichtung ab.

Ergebnislos und erschöpft ließen wir uns bei Sonnenuntergang im Gras nieder.

Zu meiner Enttäuschung hatten wir nicht eine Zigarette gefunden.

Nachdenklich zupfte ich am Gras herum, als mir Rauch in die Nase stieg. Erstaunt drehte ich mich zu Ellesar um. Und Ellesar hatte tatsächlich eine selbst gedrehte Zigarette zwischen den Lippen.

Fragend sah er mich an:

„Stimmt was nicht?"

„Und ich dachte immer, Elben rauchen nicht! Egal, hast du noch so eine?"

Verwundert fragte Ellesar:

„Du bist doch selber ein Elb. Warum rauchst du denn?"

Trotzdem streckte er mir eine Zigarette entgegen.

Das war mir doch glatt entfallen, aber ich war sowieso immer der Meinung gewesen, dass ich Mittelerde nur Pfeife geraucht wird. Ich ging nicht auf die Frage ein, sondern ließ mir von Ellesar Feuer geben.

Er wurde mir wirklich immer sympathischer. Ellesar schien nicht so abgehoben wie Legolas.

„Aber sag keinem, dass ich rauche, klar!", sagte Ellesar.

„Sicher, du darfst mich ja auch nicht verraten! Aber warum soll es niemand wissen?", fragte ich ihn erstaunt.

„Es schickt sich nicht für einen Elben zu rauchen. Das solltest du doch wissen.

Außerdem braucht mein Vater nicht noch etwas, das er mir vorwerfen kann."

„Wie meinst du das?"

„Er will, dass ich so bin wie Legolas. Immer perfekt. Aber ich bin nun mal nicht wie Legolas."

„Bist du wirklich nicht. Und wenn ich das sagen darf, zum Glück nicht. Nimm es mir nicht übel, aber Legolas ist bescheuert."

„Ich nehm dir das sicher nicht übel. Endlich ist mal jemand meiner Meinung! Und das mal eine Frau sagt, dass Legolas bescheuert ist, hätte ich nicht erwartet."

„Wieso?"

„Na weil Legolas ein totaler Schwerenöter ist. Er hat schon unheimlich viele Frauen flachgelegt." Ellesar machte eine Pause und fragte mich dann:

„Hat er dich auch schon..."

„Was? Du spinnst wohl!" Entrüstet sprang ich auf. „Hältst du mich etwa für blöd? Ich lass mich doch nicht auf jeden ein." Etwas ruhiger sagte ich dann:

„Nicht, dass er es nicht versucht hätte..."

„Ist ja gut! War nur eine Frage. Aber es wundert mich nicht, dass er es versucht hat. Bei einer so attraktiven Elbin wie dir..."

Ich lächelte ihn an und sagte:

„Ich werde jetzt zurück reiten. Es ist bald dunkel. Ich möchte nicht, dass sich jemand Sorgen macht."

Ellesar stand auf und ging ebenfalls zu seinem Pferd. Dann sagte er:

„Ich werde dich begleiten, sonst würde ich mir Sorgen machen."

Ich war erstaunt, war er Legolas vielleicht doch nicht so unähnlich? Ich hatte langsam das Gefühl, dass auch er mich nur anmachen wollte.

Schnell ritten wir wieder zum Palast zurück und an den Ställen ließ Ellesar mich allein. Kaum hatte ich den Palast betreten, kam mir Legolas entgegen und bedrängte mich mit Fragen, wo ich den ganzen Tag gewesen wäre. Ich ließ ihn mit der Antwort ‚Auf der Suche nach meiner Erinnerung' stehen.