epilog
Es ist jetzt ein Jahr her, seit wir aus London wieder nach Sunnydale zurückgekehrt sind. Ein Jahr, in dem sich mein Leben, oder sollte ich lieber sagen, mein Untod, so sehr verändert hat, dass mir die Erinnerung an frühere Zeiten manchmal fast schwer fällt. Es hat etwas Friedliches an sich, wenn ich meine Existenz heute betrachte, fast so, als sei es genau so, wie es sein sollte. Das hier ist meine Bestimmung. Oh, ich kenne meine Bestimmung, schließlich habe ich bei Richard diese Prophezeiung in und auswendig gelernt, in der steht, dass ich die Welt rette und jeden einzelnen Menschen, der zu diesem Zeitpunkt auf ihr wandeln wird. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich ohne die Menschen, die jetzt um mich rum sind, niemals so weit kommen würde, in die Verlegenheit zu kommen, die Welt zu retten. Die Vorstellung an sich finde ich immer noch ziemlich lächerlich, wie wohl jeder vernünftig denkende Mensch auch, der mir jemals über den Weg gelaufen ist. Ich und die Welt retten? Wer diese Prophezeiung verkündet hat, muss wohl ein ziemlicher Amateur gewesen sein. Vermutlich war es so ein Professor Trelawny-Verschnitt, wie in Dawns Harry Potter Büchern. Die Frau sieht auch an jeder Straßenecke einen Weltuntergang nahen. Und ich werde nicht verraten, woher ich mich damit jetzt auskenne. Worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist Folgendes. Es ist nicht wichtig, ob ich wirklich jemals die Welt retten werde, oder bei dem Versuch eben dieses zu tun, für immer abtreten muss. Es geht vielmehr darum, dass ich auf Grund dieser Prophezeiung zu einem besseren Menschen, oder vielmehr Vampir, geworden bin, der jetzt nicht als Schrecken der Unterwelt bekannt ist. Na ja, bekannt vielleicht schon noch, aber ihr versteht schon, wie ich das meine. Es ist ja auch nicht so, dass...
„Spike, könntest du mir mal verraten, was du da die ganze Zeit machst?"
Ich fahre erschrocken herum, als ich Buffys Stimme auf einmal hinter mir höre. Manchmal frage ich mich doch noch ernsthaft, wie ihr das auch nach einem Jahr noch gelingen kann. Durch mein geschärftes Hörvermögen hätte sie sich eigentlich niemals an mich heranschleichen können dürfen, und nach dieser langen Zeit, die wir nun zusammen sind, uns aneinander gewöhnt haben, sollte dieses Heranpirschen eigentlich vollkommen unmöglich sein. Und doch schafft sie es immer wieder.
„Ich sammle meine Gedanken, Liebes."
„Oh, tu dir dabei bitte nicht weh", witzelt sie auf ihre eigene, oftmals nicht wirklich komische, Art.
„Haha, sehr witzig." Es kommt nicht ganz so sarkastisch heraus, wie ich es mir gewünscht hätte. Gott, bin ich ein Weichei geworden. Steh total unterm Pantoffel... und bin glücklich dabei.
„Bist du dann soweit? Giles und die anderen warten schon." Buffy schaut mich mit ihren großen, grünen Augen an, und wieder einmal erkenne ich, woraus ich meine Kraft beziehe.
„Ich bin soweit", flüstere ich schlicht, bevor ich ihre Hand nehme, und mich von ihr einen kleinen Weg entlang führen lasse. Es ist ein anderes Gefühl, als in Sunnydale, wo mir jeder Grabstein vertraut ist, und ich schon lange aufgehört habe, über die Menschen, die in den einzelnen Gräbern liegen, nachzudenken. Der Friedhof hier im Westen von London ist anders, die Atmosphäre ist ruhiger, irgendwie nicht so hektisch. Liegt vermutlich am Höllenschlund, dass dort mehr die Post abgeht.
Wir bleiben vor einem schlichten Grab stehen, auf dem ein flacher Stein liegt. Auch das ist anders, die meisten Grabsteine in Sunnydale stehen mindestens einen halben Meter in die Höhe. Hier gibt es sehr viele, stilvoll liegende Steine, die meiner Meinung nach einen stillen Respekt zeigen. Die ganze Clique hat sich versammelt, doch sie machen mir Platz, als ich dort ankomme. Anja und Xander halten sich an den Händen, ebenso wie Cordy und Angel. Ich spüre, wie mich alle gebannt anstarren, und doch habe ich in diesem Augenblick keinen witzigen Kommentar für sie auf Lager, ich kann sie nicht einmal ansehen, denn meine Aufmerksamkeit gilt lediglich der Gravur auf dem alten Grabstein, der vor mir liegt. Bei diesem Anblick zieht sich mein totes Herz zusammen, und einen kurzen, peinlichen Moment fürchte ich, in Tränen ausbrechen zu müssen. Doch dieser Drang vergeht so schnell, wie er gekommen war, und zurück bleibt lediglich ein Gefühl der Erleichterung, des Friedens. Endlich habe ich sie gefunden, endlich weiß ich, was aus ihr geworden ist.
Hier ruhen
Arthur Giles ---Evelyn Giles
13.01.1859 ---22.01.1864
╬ 27.03.1932 ---╬ 29.05.1935
the end
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Das war es nun wirklich, die Zeitreise ist vorbei. Ich hoffe, ihr hattet alle Spaß beim Lesen :) Bis ich meine nächste Buffy-Story veröffentlichen werde, wird es wohl noch einige Zeit dauern, da ich erst mal wieder Zeit zum Schreiben haben muss.
lg, N.Snape
