"Ich muss wirklich zugeben, dich hätte ich hier am allerwenigsten erwartet!", begann Jack immer noch grinsend und ging auf seinen Gegenüber zu. "Tja, ich bin eben immer für Überraschungen gut!", antwortete dieser gut gelaunt und umarmte den Piraten herzlich. "Woher kommt denn dein plötzlicher Sinneswandel? Und wo hast du deine Angebetete gelassen?", wollte Jack dann neugierig wissen. "Na ja, vielleicht hat mir mein Vater doch mehr vererbt als dieses Goldstück aus dem Aztekenschatz", versuchte Will den Grund zu erklären, warum er, als ehemaliger Piratenhasser (er hatte sie wirklich aus tiefster Seele verabscheut) nun plötzlich auf dem Schiff eben dieser Halunken zu finden war. "Oh ja! Stiefelriemen Bill war wirklich ein ausgezeichneter Pirat, was er anscheinend an seinen Sohn weitergegeben hat!", stimmte der frühere Verbündete oder auch Nichtverbündete (wer weiß schon ganz genau auf welcher Seite Jack gekämpft hatte? Eigentlich auf gar keiner. Er hatte sich nur um seine Pearl gesorgt.) zu. "Ach ja, und Elizabeth ist in Port Royal geblieben. Sie bewundert zwar die Piraten und ihr freies Leben, aber sie wollte einfach nicht auf ihr Badeöl, ihre Seife, ihr Make-up, ihr Shampoo, ihr weiches Bett, ihr köstliches Essen, ihren verwöhnenden Vater, ihre Bediensteten und was weiß ich noch alles verzichten. Tja, was will man da machen? So was gibt es nun mal nicht auf einem Piratenschiff!", seufzte Will.

"Die Kleine ist wohl doch nicht das, was du dir vorgestellt hast, so etepetete und so!", wollte Jack interessiert wissen. Dabei fuchtelte er wie gewöhnlich mit seiner rechten Hand durch die Luft und hätte Will beinahe ein Auge mit seinem Zeigefinger ausgestochen. "Elizabeth ist nicht etepetete! Sie ist es eben nur nicht anders gewöhnt! Und ihre bisherigen Erfahrungen mit Piraten haben auch nicht unbedingt zu einer schöneren Vorstellung des Lebens an Bord beigetragen!", verteidigte der Jüngling seine Geliebte. "Die hat dich aber schon ganz schön unter der Fuchtel! Das ist doch keine richtige Frau! Eine Frau muss anpacken können! Sie muss kräftig sein! Sie muss richtige Rundungen haben! Und sie muss sich nicht öfter waschen als ich! Das ist eine Frau! So ein Weib solltest du dir mal mit ins Bett nehmen! Da geht die Post ab! Elizabeth kann man ja nicht mal richtig anfassen! Da hat man ja Angst, dass was kaputt geht! Ach ja und kochen sollte sie vielleicht auch noch können! Und mich verwöhnen! Mir den Kopf kraulen! Mich von vorne bis hinten bedienen! Oh ja! Aber es ist eben schwer eine Frau zu finden, die auch versteht, dass ich so unkompliziert bin und gar nicht so auf Äußerlichkeiten achte und mir deshalb viele Frauen gefallen. Es kommt nicht auf das Äußere an, sonder auf das Innere. Das Innere des Schlafzimmers, wenn du es genau wissen willst! Merk dir das! Das sagt dir ein weiser, weitgereister Pirat, der schon des Öfteren die eine oder andere Ohrfeige einstecken musste, nur weil diese Weiber so eifersüchtig sind!" Bei diesen letzten Worten verzog Jack mürrisch das Gesicht und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. "Ihr habt hier wohl nicht allzu viele Frauen an Bord, wie?", wollte er dann noch wissen. "Nee, aber man kann sich auch anders Abhilfe verschaffen!", kam die gleichgültige Antwort von Will, der wieder begonnen hatte, den Boden zu schrubben.

"Hä?" Jack blieb verwundert stehen und zermarterte sich, deutlich sichtbar auf seinem Gesicht, sein armes kleines Gehirn. Was meinte er nur damit? Dann ging ihm plötzlich ein Licht auf: "Will, das hätte ich jetzt aber gar nicht von dir gedacht! Du stehst in Wirklichkeit auf Männer? Uiuiuiui! Du kleiner Schlingel du! Ich weiß aber nicht, ob Elizabeth das tolerieren kann! Du hast es ihr doch hoffentlich gesagt, oder? Also so ehrlich musst du schon sein! Das verdient sie!" "Jack, wovon redest du? Damit habe ich doch nicht mich gemeint! Ich wollte dir damit nur klarmachen, dass du hier den einen oder anderen Piraten finden könntest, der dir in gewissen Dingen vielleicht behilflich wäre! Du kannst dich natürlich auch gerne alleine vergnügen, aber warte bitte damit, bis ich hier fertig bin! Das möchte ich mir nicht antun! Das verstehst du doch hoffentlich!", versuchte Will dieses Missverständnis mit leicht gerötetem Gesicht aus der Welt zu schaffen. "Ach komm schon Will! Gib' s doch zu! Du hast hier auf dem Schiff eine neue Liebe gefunden und möchtest deshalb nicht zurück nach Port Royal. Und deshalb hältst du es hier auch unter diesem Holzkopf von Captain aus! Sag schon, wer ist es? Wie sieht er aus? Wie heißt er? Wie ist er denn so? Ich will alles wissen!", überhörte Jack Wills Erklärung und rannte neugierig um den zum Putzen verdonnerten herum. "Jack, ich stehe nicht auf Männer! Glaub es mir endlich! Der einzige Mensch, den ich wirklich liebe ist Elizabeth und das wird auch für immer so bleiben!", fuhr der Bedrängte den Nervenden an. "Oje! Das ist ein schlechtes Zeichen! Wer von sich behauptet, dass er für alle Zeiten nur einen einzigen Menschen lieben wird, ich nehme einfach mal an, dass du die körperliche Liebe da auch mitgezählt hast, der hat entweder ein Problem mit seiner Sexualität oder er hat sich schon lange in jemand anderen verliebt, den er aber nicht bekommt, oder er ist auf Geld angewiesen und kann seinen Partner deshalb nicht verlassen. Will, du tust mir ehrlich Leid!", erzählte Jack dem Neopiraten weitere Weisheiten.
Er hatte sich dazu direkt vor dem armen Kerl aufgebaut und ihm den Schrubber aus der Hand genommen, sodass Will gar nichts anderes übrig geblieben war, als Jack zu zuhören, obwohl ihn das zur Weißglut trieb.

"Jack, ich warne dich noch ein letztes Mal! Wenn du nicht sofort aufhörst mit diesem Schwachsinn, dann wirst du die nächsten Wochen wirklich Tag und Nacht in deiner Zelle sitzen und ich werde dafür sorgen, dass dir das Leben zur Hölle gemacht wird!", warnte er den Dauerquassler. "Wieso, hätte euer Captain (dieses Wort sprach er wieder absolut verächtlich aus, da es eine Beleidigung für jeden richtigen Captain war, einen solchen Dummkopf als Standeskollegen zu haben) denn nicht sowieso alles Nötige dazu veranlasst, dass man genau das mit mir macht?", fragte der natürliche-Rasta-Tragende. "Schon, aber da ich der Gefängnisbeauftragte bin, liegt es in meiner Hand, wie gut oder in deinem Fall, wie schlecht ein Gefangener behandelt wird. Ich habe meine speziellen Freunde, die mir da immer gerne helfen!", zischte Will drohend. "Siehst du, ich hab's ja gewusst! Du hast deine "speziellen" Freunde! Ich hab's ja gewuuuust, ich hab's ja gewuuuust!", sang Jack und tanzte im Kreis herum. "Jetzt reicht' s! Bloom, Depp, kommt herunter und zeigt dieser Körperöffnung am hinteren Ende des Menschen wo's lang geht!", brüllte Will und einige Sekunden darauf konnte man schon das Getrappel zweier seiner Mannschaftskollegen hören, die sich auf die kleine Abwechslung freuten. "Was ist denn los Turner? Macht der Kleine Probleme?", wollte einer der beiden wissen.

"Der Kleine? Habe ich richtig gehört? Der Kleine? Wollt ihr mich verarschen? Ich bin Captain Jack Sparrow und ich bin keineswegs klein! Am allerwenigsten mein Hirn! Ich habe mehr Hirnmasse als eure ganze Mannschaft zusammen! Der Kleine! Ich fasse es nicht!", brach Jack in lautes, hysterisches Gelächter aus. Verwunderte starrten sich die drei anderen an. Dann nickte Will Kollegen leicht zu, die sich daraufhin auf den sich-vor-lachen-Windenden stürzten, ihn packten und in die Gefängniszelle warfen. Jack wurde so vor Lachen geschüttelt, dass er sich gar nicht mehr wehren konnte und erst wieder zu sich kam, als die Zellentür mit Geschepper zufiel und Will den Schlüssel umdrehte. "Tja, das hätten wir! Sonst noch was?", wollte Bloom wissen. "Nein, im Moment nicht! Ich ruf euch später wieder!", antwortet Will grinsend und verabschiedete die beiden mit einem Schulterklopfer. "Das sind also deine "speziellen" Freunde? Ich muss sagen, dein Geschmack ist wirklich gut! Das gefällt mir!", kicherte Jack weiter. Will, der gerade hatte einen Versuch starten wollen um ein ernsthaftes Gespräch zu beginnen, drehte sich bei diesen Worten abrupt um und stapfte wütend davon. "He, wohin gehst du? Sag deinen "speziellen" Freunden einen schönen Gruß von mir!", rief ihm Jack hinterher und wälzte sich dabei wieder vor Lachen auf dem Boden. Wills Antwort darauf war ein gestreckter Mittelfinger. Jack jaulte auf. Er hatte es ja gewusst! Diese Schiffsreise würde noch sehr lustig werden!