Titel: Mondsüchtig

Autor: Daeny

Kapitel: 4?

Pairing: RL/SS (Lupin/Snape)

Rating: NC-17, Slash

Zusammenfassung: Remus Lupin kommt als Lehrer nach Hogwarts, er soll die Schüler in "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" unterrichten, doch er birgt ein dunkles Geheimnis, gegen das ihn nur ein Trank von seinen verhassten Schulkameraden Severus Snape schützen kann. Doch zwischen Remus und Severus tut sich eine tiefe, fast unüberwindliche Kluft auf...

Disclaimer: Alle in dieser Geschichte verwendeten Charaktere und Orte gehören JK Rowling. Ich verdiene mit dieser Geschichte keinen Cent. Alleine die Idee entsprach meiner Fantasie.

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"Was soll das werden, Severus?", knurrte Lupin verärgert, hob aber dennoch die Hände in defensiver Haltung.

Snape lächelte ihn verschwörerisch an und deutete mit dem Zauberstab auf die Treppe, die ins obere Stockwerk führte. "Das werden Sie noch früh genug erfahren, Lupin", murmelte er und scheuchte ihn mit einer hastigen Bewegung seines Zauberstabes die Treppe hinauf.

"Snape!", zischte Lupin, bewegte sich allerdings rückwärts auf die Treppe zu, Snape keinen Moment aus den Augen lassend. Vorsichtig versuchte er in seinem Umhang nach seinem Zauberstab zu suchen, doch Snape verfolgte jede seiner Bewegungen argwöhnisch.

"Ich werde Sie schon nicht mit einem Fluch belegen, Lupin!", stieß er nach einiger Zeit genervt aus.

"Und warum bedrohst du mich dann?", fragte Lupin zunehmend gereizter, drehte sich aber nun auf der Treppe um und wandte Snape seinen Rücken zu. Er sollte ihm vertrauen, immerhin war er hier, was immer Snape auch anstellen wollte, helfen konnte er ihm sowieso nicht mehr.

"Du solltest lieber verschwinden, bevor ich mich verwandle", sagte Lupin schließlich, als er am oberen Treppenabsatz des ersten Stockwerkes angekommen war. "Das wird kein schöner Anblick werden."

Snape lachte höhnisch. "Auf diesen Anblick habe ich mich schon seit Tagen gefreut." Lupin drehte sich hastig um und starrte Snape entgeistert an.

"Wie bitte?", keuchte er. "Du hast doch nicht etwa vor, mich dabei zu beobachten?"

Snape lächelte sein völlig bedeutungsfreies Lächeln und deutete auf die nächste Treppe. "Zum Dachboden, Lupin. Bitte noch vor Einbruch der Dunkelheit."

Lupin schüttelte verständnislos den Kopf und gab sich dieses eine Mal geschlagen. Gut, er konnte Snape nicht davon abhalten, immerhin bedrohte er ihn mit seinem Zauberstab. Aber er würde garantiert dafür sorgen, das Snape nicht die Nacht mit ihm verbrachte. Unwillkürlich stahl sich ein breites Grinsen auf Lupins Lippen. Interessante Vorstellung, eine Nacht gemeinsam mit Severus Snape. Nur hatte er sich die Umstände für ihr gemeinsames Techtelmechtel etwas anders vorgestellt.

Auf dem Dachboden angekommen, musste sich Lupin zunächst an die Dunkelheit gewöhnen. Seine Augen sahen besser als sonst und nach wenigen Sekunden konnte er deutlich die Umrisse eines Lagers aus Decken und Kissen ausmachen. "Uh...", stieß er erregt hervor. Snape trat hinter ihn auf den Dachboden und deutete auf die Decken und Kissen. "Damit Sie sich nicht erkälten", murmelte er steif und drängte sich an Lupin vorbei in die Dachkammer.

Er ließ sich in einen Sessel an der Tür sinken und deutete auf das Lager. "Sie legen sich dorthin, und ich werde hier warten, bis es vorüber ist."

Lupin starrte Snape entgeistert an. "Das kann nicht dein Ernst sein! Wie willst du mich kontrollieren? Du weißt doch, das ein Werwolf ohne die Einnahme des Wolfsbanntranks unkontrollierbar ist!" Lupin zweifelte an Snapes Verstand, diese Tat, ihn während der Verwandlung zu beobachten, war zwar äußerst edelmütig - eine Eigenschaft, die er bei Severus Snape zu allerletzt gesucht hätte - aber er hatte schon sein ganzes Leben mit dieser Krankheit zu kämpfen und er hatte sie auch ohne Wolfsbanntrank ganz gut im Griff - wenn er alleine war und keine potentiellen Opfer in der Nähe.

"Lass das mal meine Sorge sein", zischte Snape und deutete auf das Lager. "Ich habe mir da ein paar Möglichkeiten zurecht gelegt." Ein kurzer Schwenk mit seinem Zauberstab und Lupin wurde sanft in Richtung Lager gedrängt.

"Severus!", rief Remus empört, wehrte sich aber nicht weiter. Sein Ausruf war auch eher auf Snapes Worte zurückzuführen, denn auf diese oberlehrerhafte Behandlung.

"Du kannst nicht hier bleiben, Severus", entgegnete er schließlich, als er sich auf das Lager gedrückt fühlte. "Ich komme ganz gut alleine mit meiner Krankheit klar. Deine Hilfe ist nicht nötig. Außerdem bringst du dich nur zusätzlich in Gefahr."

Snape erhob sich energisch und trat auf Lupin zu. "Ich mich in Gefahr bringen? Was glauben Sie eigentlich, was passiert, wenn Sie sich aus der Hütte befreien und über das Schulgelände streifen?" Er hob drohend den Zauberstab, als Lupin etwas erwidern wollte. "Potter und seine Anhänger neigen dazu, nachts öfter über das Gelände zu streifen und es wäre für Sie ein Leichtes, sich anzuschleichen und einen der drei zu töten!" Mit einem weiteren Schwenk seines Zauberstabes ließ er ein paar Ketten aus dessen Spitze hervorsaußenhervorsausen und um Lupins Hand- und Fußgelenke schnappen. "Ich werde dafür sorgen, dass Sie auf jeden Fall hier drin bleiben." Die Ketten wurden festgezurrt und mit der hinteren Wand verbunden. "Neben den Ketten habe ich diesen Raum und vor allem die Hütte mit ein paar Zaubersprüchen gesichert." Er lächelte. "Weder Sie noch ich werden hier rauskommen."

Lupin konnte dem Treiben, was Snape um ihn herum veranstaltete, nur wortlos zusehen. Die Ketten, die Zaubersprüche, das weiche Lager, einfach alles raubte ihm die Sprache. Das konnte doch nicht nur die Sorge um die Sicherheit der Schüler, ja vor allem Potters Sicherheit, sein? Snape war es relativ egal, was mit dem Jungen geschah, ja, er wäre einer der ersten, die auf seinem Grab tanzen würden. Also wozu dieser ganze Aufwand?

Lupin schüttelte verwirrt den Kopf. Vielleicht ging es Snape gar nicht um die Sicherheit der Schüler, sondern um seine Sicherheit. Vielleicht wollte er nicht, dass Lupin des Nachts als Werwolf durch den Dunklen Wald irrte, und vielleicht von Hagrid für eine streunende Bestie gehalten wurde, die er etwa angriff... und vielleicht sogar tötete. Hagrid wusste nichts von seiner Krankheit und sobald Lupin irgendwen anfallen sollte, würde es garantiert zu unangenehmen Fragen, ja zu einer Jagd auf die gefährliche Bestie kommen, die dann natürlich nicht zu finden war, da sie nur bei Vollmond jagte und auch nur dann auftauchen würde, wenn sie den Wolfsbanntrank nicht zu sich nahm und sich auch noch aus der Heulenden Hütte befreite. Ja, das alles konnte passieren, aber es gab zu viele "Wenn's" und "Aber's" um ein Verhalten, wie Snape es hier an den Tag legte, zu rechtfertigen. Er würde sich nie so viele Sorgen um Lupin machen, nicht Snape. Dieser Mensch war zu Sorge und Gefühlen in dieser Kategorie gar nicht in der Lage. Oder sollte er sich diesmal getäuscht haben?

Lupin hatte sich immer selbst damit gerühmt, Menschen und Zauberer recht gut einschätzen zu können, aber Snape blieb ihm ein Rätsel. Er hatte immer wieder versucht, zu Severus durchzudringen, hatte gehofft, dass die Erinnerungen an das Vergangene irgendwann in den Hintergrund treten würden und dass alte Feindschaften endlich begraben werden konnten.

Remus beobachtete Snape einige Zeit, wie er die Ketten prüfte, die Zauber noch einmal überdachte und schließlich sogar Essen und Trinken mitgebracht hatte.

Lupin konnte nicht anders und musste übers ganze Gesicht grinsen. "Was glaubst du wie lange wir hier drin bleiben müssen, Severus?" Snape warf ihm lediglich einen kurzen Blick zu und ließ sich dann wieder in seinen bequemen Sessel sinken.

"So lange, wie es eben dauert", antwortete er lediglich.

Lupin schüttelte den Kopf und ließ sich nach hinten in die Kissen sinken. Noch spürte er nur wage Veränderungen, wie er gereizter wurde, wie er das köstliche Essen roch und ihm das Wasser im Mund zusammen lief.

"Es wird nicht mehr lange dauern, Severus. Ich kann nicht zulassen, dass du bei mir bleibst, egal wie edel deine Motive sein mögen", versuchte Lupin, Snape zum gehen zu bewegen.

Severus warf Lupin einen giftigen Blick zu. "Ich werde hier sitzen bleiben, und Ihnen notfalls den Pelz versengen, aber ich werde nicht gehen."

Lupin musste unwillkürlich lächeln. Eine solche Reaktion war einem Severus Snape durchaus zuzutrauen. "Es war nicht deine Schuld, dass ich jetzt in dieser unwirtlichen Lage bin. Es war meine eigene Paranoia", versuchte Lupin nochmals nachdrücklich Snape sein Vorhaben auszureden.

"Mag sein", murmelte Snape und starrte Lupin verdrießlich an. "Aber dennoch bin ich nicht gewillt, Sie hier auf dem Schulgelände 'Katz und Maus' mit diversen Bettflüchtlingen spielen zu lassen", brummte er entschlossen und richtete den Zauberstab auf Lupin.

"Severus...", entgegnete Lupin sanftmütig, versuchte, seine aufkeimende Wut unter Kontrolle zu halten, obwohl ihm bereits innerlich der Kragen platzte. "Ich schaffe es alleine... Also wenn du jetzt so freundlich wärst, und mich alleine lassen würdest..." Allmählich begann er, die Verwandlung zu spüren. Er fühlte, wie seine Haut brannte, wie er jeden Luftzug und jede Bewegung der Hütte spürte. Seine Nackenmuskeln spannten sich langsam. Noch würde die Verwandlung auf sich warten lassen, aber seine Empfindungen stellten sich bereits auf Werwolf ein. Die feinsten Härchen in seiner Nase zuckten erregt, sie fühlten die bereits nahende Dunkelheit. Lupin fühlte sie.

Doch Severus rührte sich keinen Zentimeter. "Ich bleibe!", stellte er griesgrämig fest.

Lupin wollte aufspringen und Snape packen, ihn schütteln und somit zur Räson bringen, doch dem hatte Severus bereits vorgesorgt. Die Ketten hielten ihn an Ort und Stelle. Severus grinste zufrieden.

Lupin schüttelte und zerrte Testweise noch ein paar Mal an den Ketten, ehe er sich an Snape wandte. "Gute Arbeit", murmelte er und ließ sich resigniert auf die Kissen und Decken fallen.

Snape lächelte, das erste freundliche, ja vielleicht sogar warme Lächeln... seit sie sich kannten, überlegte Lupin interessiert. Snape lächelte... und heute Abend hatte er so viel gelächelt, wie noch nie in seinem Leben. Lupin hatte ihn zwar die letzten 25 Jahre nicht täglich beobachtet, aber wenn man Severus Snape sieben Jahre lang fast jeden Tag gesehen hatte, konnte man behaupten, das dieser Magier selten lächelte, und wenn er lächelte, dann war diese Geste eher einem höhnischen Verziehen der Mundwinkel näher gekommen, als einem Lächeln. Doch diese Geste, dieses Lächeln erreicht beinahe Snapes Augen und hätte sie fast mit so etwas wie Freundlichkeit gefüllt. Doch nur für eine Sekunde, dann kehrte der harte Ausdruck um seine Mundwinkel zurück und ließ jede Wärme aus seinen Zügen entweichen.

Lupin erstarrte.

"Ich werde draußen warten", brummte Snape und erhob sich hastig aus seinem Sessel. "So kann ich Sie genauso gut beobachten und Sie werden mich nicht länger mit Ihrem erbärmlichen Gejammer stören."

Zurück ließ Snape einen völlig verwirrten Lupin. Remus war fast so weit gewesen, Snape nicht länger fortschicken zu wollen, stattdessen hatte er selbst es vorgezogen, nicht länger den Samariter zu spielen und wieder in seine alte Rolle des ewigen Zynikers zu verfallen. Dennoch hatte Lupin diesen freundschaftlichen Zug um Snapes Mundwinkel, sein Lächeln und das kurze Aufkeimen von Wärme in seinen Augen wahrgenommen. Snape hatte ihn angelächelt. Sollte er sich getäuscht haben?

Nein, ganz sicher nicht. Snape hatte so etwas wie Wärme empfunden, und als es ihm klar wurde, hatte er sich schleunigst davor zurückgezogen und den Rückzug angetreten. Lupin kam nicht umhin, zufrieden zu lächeln. Wäre Snape nur hier geblieben, dann hätten sie bis zu seiner Verwandlung sicherlich interessante Gesprächsthemen erörtern können, die ihre neu aufkeimende Freundschaft gestärkt hätten. Oder bildete er sich hier etwas ein? Nein... Lupins Sinne waren geschärfter denn je. Gerade in dieser Nacht aller Nächte bildete er sich nichts ein, er spürte jede winzige Veränderung der Umgebung, ja selbst in seinem Gegenüber. Er konnte Gefühle wahrnehmen, wie andere strahlende Werbetafeln.

Aber Snapes Verhalten war ihm heute Abend ein Rätsel, nun gut, es war ihm immer ein Rätsel gewesen und wurde jetzt nur noch rätselhafter, da sich Snape entschlossen hatte, seine scheinbar lückenlose und unüberwindbare Fassade etwas heller und freundlicher zu gestalten. Lupin grinste still in sich hinein und beschloss, Snape nach seiner Rückverwandlung darauf anzusprechen. Nun ja, mit etwas Glück würde diese innere Verwandlung des Severus Snape anhalten und er würde sich zu einem annehmbaren Gesellschafter entwickeln.

Lupin schnaubte verächtlich. Okay, Snape als Gesellschafter und angenehmer Gesprächspartner, der mehr als nur spitzfindige und bloßstellende Bemerkungen auf Lager hatte, war wirklich zu absurd, um der Wahrheit nur annähernd nahe zu kommen. Nein, ein Snape, bissig, aggressiv und zynisch, war ihm bedeutend lieber, zeitweise. Er würde hitzige Argumentationen das richtige Feuer verleihen und Remus fordern. Wenn er dann nur nicht mehr ganz so abweisend wäre, wie die letzten Jahrzehnte, Lupin würde die kommenden Gespräche genießen. Und vielleicht sogar noch mehr.

Zufrieden grinsend lümmelte er sich in die Kissen, zog sich eine Decke über den Körper und versuchte, ein wenig zu dösen. Die Nacht würde anstrengend genug werden, und er hatte jede Stärkung bitter nötig. Und mit Snape als Wachhund fühlte er sich sicher wie in Merlins Schoß.

Snape verließ hastig den Raum, zerrte seinen Sessel hinterher und bezog vor der Tür Stellung.

Ehe Snape sich jedoch ein paar Minuten Ruhe in dem großen Sessel gönnte, überprüfte er noch ein letztes Mal die Verankerung der Tür, sicherte das Schloss zusätzlich mit einem Versiegelungszauber und schob noch eine schwere Kommode vor die Tür. Das sollte zumindest so lange reichen, bis er erwachte, sollte er einnicken.

Was war bloß in ihn gefahren! Er hatte Lupin, gerade diesen unzivilisierten Bettvorleger, ein Lächeln geschenkt, und er hatte es so unwillkürlich getan, dass er es erst bemerkt hatte, als es schon zu spät gewesen war. Nur eine Sekunde... nichts Hämisches hatte seine Gedanken gefüllt. Nein, er wollte Lupin wirklich Trost spenden und Mut machen. Verwirrt schüttelte er den Kopf und ließ sich in den Sessel sinken. Es musste am nahenden Vollmond liegen, dass er so handelte und dachte. Er war nicht er selbst, genauso wie Lupin schien er sich zu verwandeln, aber was er wurde, hasste er schon jetzt.

Wütend auf sich selbst griff er nach einem alten Wälzer und begann lustlos darin herumzublättern. Er hatte Lupin angelächelt, er hatte noch niemals gelächelt. Genervt klappte er den Wälzer wieder zu und ließ ihn auf den dreckigen Boden vor der Tür liegen.

Die Sonne war bereits untergegangen und es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis die Nacht anbrach. Werwölfe verwandelten sich bei Vollmond, wenn der Mond hoch am Himmel in seiner vollen Größe erstrahlte. So konnte sich Snape zumindest noch an seine letzte und einzige Begegnung mit einem Wesen dieser Gattung erinnern. Damals war es kurz nach Mitternacht gewesen. Nun gut, es waren nur noch wenige Stunden bis zur Geisterstunde. Und der Werwolf würde der Gleiche sein. Snape sank tiefer in den Sessel und versuchte noch einige Minuten Schlaf zu bekommen. Die Nacht würde er sicher nicht ruhig verbringen, wenn Lupins andere Seite erst einmal erwacht war und in der Dachkammer Rabatz veranstaltete.

to be continued...