Home is where your heart is
von Nici Cavanaugh

Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring. Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Nur die Handlung gehört mir…

Bevor es losgeht, möchte ich mich noch bei CallistaEvans für das Korrekturlesen und bei Ludewika und CallistaEvans für die Reviews bedanken!
Ich hoffe, das nächste Kapitel gefällt Euch auch wieder...


Kapitel 3 – Wrong place, wrong time

Boston Stadtpark, 13.04.2005 später Nachmittag

Woody bog in einen Fußweg des Stadtparks ein und parkte seinen Wagen direkt vor der Absperrung. Er stieg aus, steckte sich seine Dienstmarke an den Mantel und ging auf einen Polizisten in Uniform, der vor der Absperrung stand und ziemlich gelangweilt aussah, zu, um nach dem Weg zum Tatort zu fragen. Auf halber Strecke kam ihm Detective Annie Capra entgegen.

„Woody, da bist du ja schon", rief sie. „Komm hier rüber."
Woody hob grüßend die Hand, stieg unter dem Absperrband hindurch und ging zu Annie.
„Hi Annie. Was haben wir?", fragte er und sah sich um.
Auf den ersten Blick konnte er keine Auffälligkeiten entdecken, wenn man mal davon absah, dass der Großteil der Parkbesucher in diesen Abschnitt eine Uniform trug und geschäftig hin- und her eilte.
„Eine Schießerei", informierte Annie ihn. „Wahrscheinlich zwischen zwei rivalisierenden Banden. Die Verletzten sind schon auf dem Weg ins Boston General. Ein Verdächtiger ist noch auf der Flucht, der Rest verhaftet. Komm mit, ich bring dich zu den Leichen."

Annie ging vor und bog zwischen zwei Bäumen rechts ab. Erst jetzt erkannte Woody, dass sie sich in unmittelbarer Nähe eines Spielplatzes befanden. Er schluckte und hoffte, dass die Leichen über eins-fünfzig groß waren und keine Kinder hatten.
Annie, die seinen Blick wohl richtig deutete, sagte: „Keine Angst, Woody. Der Spielplatz ist zurzeit wegen Instandsetzungsarbeiten geschlossen. Es waren zum Zeitpunkt der Schießerei keine Kinder anwesend." Sie lächelte ihm zu, woraufhin er gequält zurück lächelte.

Sie kamen an einer Stelle im Gebüsch an, wo Äste abgeknickt waren und einige Beamte der Spurensicherung emsig herumeilten um Beweise zu sichern. Die Leichen – zwei afroamerikanische, etwa fünfundzwanzigjährige Männer lagen offenbar noch unberührt neben einem Busch.
„Ich habe Macy angerufen", berichtete Annie. „Er schickt jemanden vorbei."
Woody nickte und sah sich um. Im Stillen hoffte er, dass Garret Jordan schicken würde, aber das war wohl völlig aus der Luft gegriffen.
Aber Woody sehnte sich – wie bei jedem Einsatz der letzten Wochen auch - nach ihr und ihrer lockeren Art, wie sie immer die Tatorte betrat und ihn mit „Na, Cowboy, was haben wir hier?" begrüßte…

„Woody?"
Woody blickte auf und sah in Annies fragende Augen. „Was ist denn los mit dir? Du bist heute irgendwie so abwesend", stellte sie fest und sah ihn besorgt an.
„Es ist … nichts", wich er ihr aus und bückte sich, um sich den Leichnam, der ihm an nächsten lag, näher anzuschauen.
„Das glaube ich Ihnen nicht, Detective!", antwortete Annie und bückte sich ebenfalls. „Dafür, dass nichts ist, verhältst du dich aber sehr merkwürdig. Also, was ist passiert?"
Woody seufzte. „Es geht um Jordan. Sie -" Er sah, wie Annie die Augen verdrehte. Er hatte sie in den letzten Monaten oft genug mit seinem Liebeskummer genervt, das wusste er. „Nein, es ist … also … sie ist wieder da und -"
„He, das ist doch prima", unterbrach Annie ihn. „Wie geht es ihr? Was hat sie gemacht? Wo war sie?"
„Stopp! Pause! Aus!", rief Woody und hob abwehrend die Hände. „Ich weiß doch selber noch nichts. Sie saß eben einfach so in Macys Büro und bevor ich mit ihr sprechen konnte, hast du mich schon angerufen und ich bin losgefahren. Ich … sie hat versprochen auf mich zu warten."
„Ach, Woody, das tut mir Leid! Wirklich!" Annie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Wenn ich das gewusst hätte, dann … dann hätte ich dich doch nicht angerufen. Ich hätte Matt fragen können – aber im Vergleich zu dir, ist er eindeutig die schlechtere Alternative, du weißt ja, wie ich das sehe."
Woody nickte und grinste. Er wusste, was Annie von Matt Seely hielt – nämlich gar nichts.
„Ist schon ok. Sie hat ja versprochen, dass sie auf mich wartet. Dann wird sie das auch tun", meinte er, merkte aber gleichzeitig, dass er selber nicht so ganz überzeugt war, dass Jordan wirklich noch da sein würde, wenn er später ins Institut fuhr.

„Hallihallohallöchen. Was haben wir denn hier?" Eine fröhliche Stimme erklang hinter ihnen.
„Eine Leiche, Nigel. Das siehst du doch!" Woody verdrehte die Augen und sah Annie an. An ihrem Grinsen erkannte er, dass sie den Briten ebenfalls alleine an der Stimme erkannt hatte.
„Sehr witzig, Woodrow!", antwortete Nigel und beugte sich zu ihnen hinunter. „Oh, Detective Capra, Sie sehen heute aber wieder umwerfend aus. Wahnsinn…", säuselte Nigel in verführerischem Ton. „Leider muss ich euch zwei Hübschen aber jetzt hier wegscheuchen. Dr. Macy hat mich nicht zum Quatschen hierher geschickt. Also. Kusch, kusch!"
Woody und Annie traten ein paar Schritte von der Leiche weg und beobachteten Nigel bei der Arbeit.
„Ach übrigens, Woodrow! Heute ist dein Glückstag", verkündete Nigel, während er Bilder vom Tatort machte. „Jordan schien sich sehr über dein Auftauchen gefreut zu haben."
„Meinst du wirklich?" Woody war davon alles andere als überzeugt. „Für mich sah sie eher … geschockt aus."
„Ach, Woodrow! Du verstehst einfach nichts von Frauen. Wenn Onkel Nigel sagt, sie hat sich gefreut, dann hat sie das auch. Verstanden!"
Woody zuckte hilflos die Achseln. Es hatte einfach keinen Zweck mit Nigel über so etwas zu diskutieren.

-o-

Obwohl er es sich selber nicht eingestehen wollte, hatte ihm Nigels Aussage doch wieder neuen Mut gemacht.
Während Woody zurück zum Institut fuhr, drehte er das Radio lauter und sang leise zu Gloria Gaynors „I will survive" mit. Irgendwie passte das Lied zu seiner aktuellen Stimmung.
Jordan war wieder da. Er hatte zwar noch nicht mit ihr gesprochen und war immer noch ein bisschen verwirrt und verärgert, weil sie sich nicht sofort bei ihm gemeldet hatte, aber die Tatsache, dass sie wieder in Boston war, war schon mal ein Anfang. Sie war zurückgekommen, nur das zählte im Moment für ihn.
Die Gründe für ihr Weglaufen und die Überlegung, wie es in Zukunft mit ihnen beiden weitergehen würde, waren erst einmal nebensächlich. Wichtig war für ihn im Moment nur, dass er die Chance bekam, mit ihr zu reden.

Vor ihm aufleuchtende Bremslichter, rissen ihn aus seinen Gedanken. Er trat ebenfalls auf die Bremse und stand – und das richtig. Vor ihm, neben und hinter ihm, standen die Autos ebenfalls.
Rush hour.

Woody seufzte. Daran hatte er nicht mehr gedacht, als er die Interstate genommen hatte anstatt über die Nebenstraßen zu fahren. Wenn ihm dieser Fehler jetzt die Chance nahm, mit Jordan zu reden … das würde er sich selbst nicht verzeihen.
Einen Moment lang war er gewillt, sein Blaulichts aufs Autodach zu klemmen und sich durch den Stau zu mogeln, dann erinnerte er sich aber an das Disziplinarverfahren eines Kollegen, der vorigen Monat das Blaulicht dazu genutzt hatte, um schneller zum Spiel der Red Sox zu kommen. Officer Myers war seitdem im Innendienst tätig – etwas, worauf Woody absolut keine Lust hatte.

Das Radio riss ihn aus seinen Gedanken:

„Banküberfall in der Washington Street. Der Täter ist bewaffnet. Die Polizei hat das Gebiet weiträumig abgesperrt. Stau auf der Interstate Richtung Innenstadt und auf den Nebenstraßen.
Wir informieren Sie, sobald es Neuigkeiten gibt. Jetzt geht es erstmal weiter mit Mariah Carey und 'Heartbreaker'."

Na klasse, dachte Woody, als die ersten Töne des Liedes erklungen. Das hätten die auch mal eher bringen können. Er schaltete das Radio aus und den Funk lauter.
Wie es aussah, dauerte die Sache wohl doch länger als ihm lieb war. Hoffentlich war Jordan nicht schon gegangen …

-o-

Als Woody eine halbe Stunde später das Coroner's Office betrat, kam ihm Nigel gut gelaunt pfeifend entgegen.
„Woodrow, was ist denn mit dir? Wieso so spät?"
Woody warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Ich stand im Stau", murmelte er.
„Im Stau? Wo das denn? In New York?", fragte Nigel zurück. „Du musst nicht über New York fahren, Cowboy. Nimm beim nächsten Mal einfach die Interstate, das geht schneller."
Nigel gab Woody einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und lief an ihm vorbei in Richtung Autopsie. Woody folgte ihm und versuchte den ausfallenden Schritten des Briten nachzukommen.
„Ich glaube, heute wäre es sogar schneller gewesen, wenn ich unterwegs noch bei meinem Onkel in Kewauwee vorbeigeschaut hätte, Nigel. Es gab wohl einen Banküberfall mit anschließender Geiselnahme in der Washington Street. Die Kollegen haben das ganze Gebiet abgesperrt. Der Bankräuber hat mit seiner Geisel wohl fliehen können."

„Banküberfall in der Washington Street, sagst du?" Lily trat aus der Teeküche. „Sagtest du wirklich Washington Street?"
Woody sah sie verwirrt an. „Ja, wieso? Was ist damit?" Die Tatsache, dass Lily leichenblass wurde, verstärkte das ungute Gefühl in seiner Magengegend in erheblichem Maße.
„Was ist los?" Er packte Lily an den Schultern. „Sag schon!" Irgendetwas sagte ihm, dass ihm Lilys Antwort gar nicht gefallen würde.
„Es … es geht um Jordan. Sie …"
„Was ist mit Jordan? Wo ist sie?"
„Sie wollte kurz zur Bank fahren, weil sie noch etwas erledigen wollte und …" Lily brach ab und Woody spürte, wie sich seine Finger vor Anspannung in ihren Schultern festkrallten. Mit einer gemurmelten Entschuldigung ließ er sie los und sah sie erwartungsvoll an.

„Jordans Bank ist in der Washington Street", sagte Nigel plötzlich. „Wolltest du uns das sagen, Lily?"
Lily nickte und sah ängstlich zu Woody. Dieser ließ sich hilflos an die Wand sinken. Das konnte alles nicht wahr sein. Hatte der Brite ihm nicht vorhin noch prophezeit, dass dies sein Glückstag sei? Was, wenn Jordan die Geisel war, mit der der Bankräuber unterwegs war? Was, wenn die Geisel schon ihren Zweck erfüllt hatte und nun irgendwo im Hafenbecken herumtrieb?
Ein Schreckensbild nach dem anderen schoss Woody durch den Kopf. Er schloss die Augen und fuhr sich nervös durch Haar.

„Sie ist bestimmt nicht mehr da gewesen." Als hätte sie seine Gedanken gelesen, trat Lily näher und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Bestimmt nicht. Warte nur ab, gleich geht die Aufzugtür auf und sie steht vor uns."
Woody wollte ihr gerne glauben, aber an ihrer Stimmlage hörte er, dass sie ebenso wenig von ihren Worten überzeugt war, wie er. Er sah Nigel an, dem es ähnlich zu gehen schien. Dem sonst so gutgelaunten Nigel standen Schweißperlen auf der Stirn und er spielte nervös mit den Knöpfen seines blauen Kittels herum.
„Lass uns zu Garret gehen, vielleicht weiß er -" Das Klingeln von Woodys Handy unterbrach Lily.

Woody holte es aus der Tasche. Das Display zeigte ihm eine Nummer, die er im Schlaf auswendig konnte und die er in den vergangenen Wochen und Monaten so oft gewählt hatte. Nervös drückte er auf die Annahmetaste.
„Jordan? Gott sei dank! Wo … wo bist du?"


-TBC-

Wenn Ihr mir ein paar Reviews schreibt, könnt Ihr meine Muse vielleicht dazu bringen, diesen Cliffhanger schnell aufzulösen ;-))