Home is where your heart is
von Nici Cavanaugh
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring. Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Nur die Handlung gehört mir…
Das Kapitel ist nicht Korrektur gelesen. Wenn Ihr Fehler findet, dürft Ihr sie gerne behalten.
Kapitel 4 – Oh Jordan, where are thou?
"Jordan?" Woody, der immer noch keine Antwort bekommen hatte, wurde langsam beunruhigt. Er sah auf das Display; es zeigte an, dass er eine Verbindung zu Jordans Handy hatte. Aber warum sagte sie nichts? Er hörte nichts, als ein Rauschen in der Leitung. Was die Leitung gestört? Hatte Jordan nur aus Versehen die Nummer gewählt?Woody blickte ratlos zu Lily und Nigel, die ihn erwartungsvoll ansahen.„Nichts", informierte er sie. „Sie sagt nichts."Lily streckte die Hand aus. „Lass mich mal", sagte sie. Woody gab ihr das Telefon, was sie sich sofort ans Ohr hielt. Nach einem Moment zuckte sie mit den Schultern. „Nur ein Summen in der Leitung. Hört sich an, wie eine Störung."
Woody nahm das Telefon zurück und wollte schon auflegen, als Nigel es ihm aus der Hand nahm. „Nicht so schnell, Woodrow!", sagte er. „Lass den Meister mal ran."
Nigel hielt sich das Telefon ans Ohr und lauschte angestrengt. „Da, das sind Stimmen. Ich höre es ganz deutlich", flüsterte er und reichte Woody, der seine Hand ausstreckte widerwillig das Handy.
„Los, du Schlampe! Tritt mal fester aufs Gas."
„Ich fahr doch schon so schnell ich darf."
„Das reicht nicht. Los, oder willst du austesten, ob meine Knarre geladen ist?"
Woody blieb fast das Herz stehen. Das war Jordan, mit einem fremden Mann, der sie scheinbar mit einer Waffe bedrohte. Er winkte Nigel herbei und hielt das Handy so, dass dieser mithören konnte.
„Fahr hier links!"
„In Richtung Hafen?"
„Schnauze halten und fahren, Schlampe!"
„Das ist Jordan", sagte Nigel.
„Pst!", flüsterte Woody und versuchte noch mehr zu hören. Doch bis auf das Rauschen in der Leitung, dass offensichtlich das Fahrgeräusch von Jordan SVU war, war nichts zu hören.
Wo war sie? War sie entführt worden? War sie die Geisel, von der der Radiomoderator gesprochen hatte und deren Spur die Kollegen verloren hatte? Warum hatte sie ihn angerufen? Wieso hatte sie es überhaupt gewagt, ihn anzurufen? Wollte sie ihren Geiselnehmer überlisten? Mit welchen Erfolg? Wenn er sie entdeckte, wäre sie tot. Wusste sie das?
Diese und tausend andere Frage rasten durch Woodys Kopf, während er krampfhaft versuchte, noch mehr Gesprächsfetzen zu hören, doch die Fahrgeräusche waren lauter geworden. Offenbar fuhr Jordan schneller.
„Halt dich auf der rechten Spur und fahr dann hier rechts."
„Also doch in den Hafen? Warum haben wir die Trenton Street genommen? Über die Chelsea Street wäre es schneller gegangen."
Trenton Street? Hafen? Offenbar wollte Jordan ihm Hinweise geben, wohin der Geiselnehmer sie brachte.
„Nigel", sagte Woody leise und hielt eine Hand über das Mikrofon des Handys. „Kannst du sie orten?"
„Wenn sie mit dem Wagen vom Institut unterwegs wäre, würde ich sagen, ja", meinte Nigel. „Aber so… Hey, warte mal. Ich hab da eine Idee. Komm mit."
Woody folgte Nigel in dessen Büro. Der Brite setzte sich hinter seinen Computer und gab ein paar Befehle ein, die Woody nicht gleich verstand oder nachvollziehen konnte. Aber er machte sich darüber keine Gedanken, da er bisher selten verstanden hatte, was Nigel machte. Er vertraute darauf, dass Nigel schon wusste, was er tat.
-o-
Keine zehn Minuten später, waren Woody und Nigel in Woodys Dienstwagen unterwegs in Richtung Hafengelände. Sie hatten Lily damit beauftragt, Garret zu informieren, mit dem sie nun über ein zweites Handy verbunden waren.
Nigel hatte seinen Laptop auf den Knien, auf dessen Bildschirm die Straßenkarte von Boston abgebildet war. In der Mitte des Bildschirms blinkten zwei Punkte; ein roter, der Jordans Standort markierte und ein grüner, der sich diesem stetig näherte.
„Der Punkt wird langsamer", sagte Nigel.
„Wie weit noch?", fragte Woody.
„Zirka zwei Kilometer, dann sind wir da."
„OK." Woody trat das Gaspedal durch und schlängelte sich durch den Verkehr.
„Dr. Macy? Jordan und ihr Entführer befinden sich im Nordhafen in der Nähe der Docks. Wir treffen bald dort ein."
Was Garret erwiderte, konnte Woody nicht verstehen. Er konzentrierte sich weiter auf den Verkehr, während er mit einem Ohr lauschte, ob Jordan und ihr Entführer noch weiter sprachen.
Plötzlich hörte er etwas, was sein Herz gefrieren ließ.
„Wolltest du mich reinlegen, Schlampe? Aber nicht mit mir!"
„Nein, hören Sie. Ich -"
„Schnauze!
Hören Sie gut zu, wer auch immer da am anderen Ende der Leitung ist. Das Schätzen, dem das Handy gehört, wird nicht mehr lange leben. Sagen Sie bye bye!"
Woody wollte etwas sagen, wollte versuchen, den Entführer zu beschwichtigen, doch es war zu spät. Die Leitung war tot und gleichzeitig erlosch auf Nigels Laptop das rote Blinklicht.
„Wir haben sie verloren, Woody", sagte Nigel.
„Nein, haben wir nicht. Er…er hat die Verbindung unterbrochen", antwortete Woody leise.
„Er? Du meinst, der Entführer?"
„Ja. Er hat das Handy entdeckt und will Jordan…" Woody schaffte es nicht, den Satz auszusprechen. Alleine schon der Gedanke daran, Jordan in einer Blutlache, tot auf dem Boden vorzufinden, raubte ihm sämtliche Lebensgeister. Er fühlte sich mit einem Male so furchtbar leer. Leerer, als er sich nach dem Tod seiner Mutter gefühlt hatte. Leerer, als er sich nach dem Tod seines Vaters gefühlt hatte. Leerer, wie man sich leerer nicht fühlen konnte…
„Woody?" Nigel schaute ihn besorgt an. „Fahr weiter! Die Ampel ist schon lange grün. Wir sind gleich da."
Woody sah Nigel skeptisch an.
Da? Wo? An der Stelle, an der Jordan gestorben war? Dort, wo mit Jordans Tod auch sein Leben besiegelt war? Was hatte es jetzt noch für einen Sinn, in den Hafen zu fahren? Er wollte Jordan nicht tot sehen, wollte sie so in Erinnerung behalten, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Nicht, wie sie leblos und blutüberströmt auf einem kalten, grauen Betonboden lag.
„WOODY! Jetzt reiß dich zusammen und fahr los!" Nigel schrie ihn jetzt regelrecht an. „Wird´s bald! Wir können es schaffen!"
Er gab ihm eine Ohrfeige, so dass Woody das Gefühl hatte, sein Kopf würde wegfliegen. Doch es half. Plötzlich konnte Woody wieder klar denken und drückte aufs Gas. Er schaltete Blaulicht und Sirene an und raste durch Seitenstraßen und Gassen, ganz so, wie Nigel ihn dirigierte.
-o-
Zwei Minuten später bogen sie in das Hafengelände ab. Keine dreihundert Meter entfernt sah Woody Jordans Wagen. Er stand vor einer Lagerhalle. Die hintere Tür auf der Beifahrerseite war offen, ebenso die Fahrertür. Von Jordan war nichts zu sehen.
Woody fuhr langsam bis auf hundert Meter an den Wagen heran, schaltete den Motor an und forderte über Funk Verstärkung und einen Krankenwagen an.
„Du bleibst im Wagen", sagte er zu Nigel.
„Nichts lieber als das", murmelte dieser und rutschte ein wenig im Sitz nach unten.
Woody zog seine Waffe aus dem Halfter und stieg aus. Er pirschte sich langsam in Richtung Wagen vor, bis er diesen erreicht hatte.
Der Wagen war leer. Woody atmete erleichtert aus, als er auf den ersten Blick kein Blut entdecken konnte. Dafür fand er Jordans zerstörtes Handy auf dem Boden vor dem Wagen. Ohne sich weiter um das Handy zu kümmern, schlich Woody zur Lagerhalle. Die kleine Seitentür war nur angelehnt. Woody ließ alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht und betrat die Halle. Aufgewirbelter Staub spielte im matten Sonnenlicht und nahm ihm die Sicht. Kein Geräusch war zu hören.
Nachdem Woodys Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er sich um. Überall standen Kisten in teilweise abenteuerlichen Konstruktionen herum und es stank nach Fisch. Woody rümpfte die Nase und lauschte angestrengt.
„Halt die Schnauze, habe ich gesagt!" Die Stimme des Entführers durchbrach die Stille und Woody duckte sich instinktiv hinter einer großen Holzkiste. „Lassen Sie mich gehen!" Das war Jordan. „Wollen Sie sich unbedingt zum Mörder machen? Wollen Sie den Rest Ihres Lebens damit klar kommen müssen, jemanden umgebracht zu haben? Das ist es doch nicht wert. Geben Sie auf. Lassen Sie mich laufen."
„Schnauze habe ich gesagt!"
Als der Schuss durch die Halle peitschte und an den Wänden widerhallte, verlor Woody endgültig die Nerven. Er sprang aus seiner Deckung und rannte mit vorgehaltener Waffe in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. Er trat durch eine Tür, in ein kleines Hinterzimmer.
„Polizei Boston! Lassen Sie die Waffe fallen!", brüllte er und zielte auf den Entführer. Der Mann, ein etwa zwanzigjähriger, dunkelhäutiger Typ, lachte ihn nur dreckig an.
„Na, wenn haben wir denn da?", fragte er und richtete die Waffe auf Woody. Bevor er die Pistole jedoch entsichern konnte, hatte Woody schon abgedrückt. Die Kugel traf den Entführer gleich da, wo sein Herz lag. Die Waffe fiel ihm aus der Hand, während er zu Boden fiel.
Woody hechtete zu der Stelle, nahm die Waffe an sich und sah sich dann nach Jordan um. Er fand sie hinter einem umgeworfenen Regal, blutend und ohne Bewusstsein auf dem kalten, dreckigen Boden liegen.
„Mein Gott, Jordan!" Woody fiel neben ihr auf die Knie. „Bitte sag was. Bitte sei nicht tot. Tu mir das nicht an." Er griff nach ihrer Hand, panisch, fühlte er nach dem Puls.
„Jordan, bitte. Wenn du schon aus meinem Leben verschwinden willst, dann nicht so."
Den schwachen Puls bemerkte er zunächst gar nicht. Erst, als Jordans Augenlider zitterten und sie langsam die Augen öffnete, erwachte Woody aus seiner Lethargie.
„Jordan. Gott sei dank!"
Sie versuchte etwas zu sagen, doch Woody hielt sie davon ab. „Shhh, sag nichts, Jordan. Alles wird gut."
Er griff nach seinem Funkgerät und informierte den Notarzt über seinen genauen Standort. Danach löste er seine Krawatte und band diese um Jordans Oberschenkel, um die Blutung zu stoppen.
Nur am Rande hörte er das Martinshorn des Rettungswagens und realisiert erst, dass die Sanitäter eingetroffen waren, als diese ihn beiseite schoben, um sich um Jordan zu kümmern.
„Wird sie es schaffen?" Nigels Frage riss ihn aus seinen Gedanken.
„Sie hat sehr viel Blut verloren", antwortete der Notarzt. „Ihr Zustand ist kritisch, aber wir tun unser Bestes."
„Komm mit, Woody", sagte Nigel, der leichenblass war, und führte Woody nach draußen. „Du kannst hier nichts mehr tun."
Bug war mittlerweile ebenfalls eingetroffen und kümmerte sich um die Leiche des Geiselnehmers, während die Spurensicherung damit beschäftigt war, den Tatort zu sichern.
Draußen angekommen, wollte Nigel Woody zu seinem Wagen führen, doch als sie an Jordans Wagen vorbeikamen, blieb Woody stehen. „Warte", sagte er. Er öffnete die Beifahrertür, stieg in den Wagen und nahm den kleinen Stoffengel, der am Rückspiegel hing, ab. Er hatte Jordan den Schutzengel vor ein paar Jahren geschenkt, damit er sie während der Fahrt beschütze. Woody blickte den Engel lange Zeit an und betete, dass er dieses Mal nicht versagt hatte.
-TBC-
Wenn Ihr mir ein paar Reviews schreibt, könnt Ihr meine Muse vielleicht dazu bringen, auch diesen Cliffhanger schnell aufzulösen ;-))
