Home is where your heart is
von Nici Cavanaugh
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring. Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Nur die Handlung gehört mir…
Vielen Dank für Eure Reviews: Ludewika, CallistaEvans und Gracie.
Das folgende Kapitel ist etwas… na ja, sagen wir fluffig. Aber nach den Aufregungen aus den letzten Kapiteln, dachte ich mir, dass wir alle ein bisschen Entspannung gebrauchen können, oder?
Das Kapitel ist nicht Korrektur gelesen. Wenn Ihr Fehler findet, dürft Ihr sie gerne behalten.
Kapitel 6 – The gift of life
Nachdem man ihn aus Jordans Zimmer gescheucht hatte, war Woody eine ganze Weile durch die Gänge des Krankenhauses gestreift, um seine Gedanken zu ordnen. Man hatte ihm nicht sagen wollen, was mit Jordan los war, weil er kein direkter Verwandter war. Das einzige, was er erfahren hatte, war, dass man Jordan etwas zur Beruhigung gegeben hatte, damit sie sich ausruhen konnte.
Dr. Donahue hatte ihm nahe gelegt, nach Hause zu gehen, um selber ein bisschen zu schlafen. Doch Woody hatte es nicht geschafft, dieses Gebäude zu verlassen, dessen Gerüche nach Desinfektionsmittel, weiß getünchten Wände, sterile Umgebung er normalerweise mied, wo es nur ging. Krankenhäuser machten ihn depressiv und erinnerten ihn an seine Kindheit, an den Tod der Mutter und an den seines Vaters. Doch heute empfand er dieses Gebäude als eine Art Zuflucht, ja, vielleicht sogar als Heimat. Hier war Jordan, die Frau, die er liebte, um die er sich sorgte. Die Frau, die ihn brauchte, die er brauchte. Zuhause ist da, wo das Herz ist. Sein Herz war hier, bei ihr.
Ohne es zu registrieren, war Woody irgendwann vor einer großen Glasscheibe stehen geblieben und hatte sich an die gegenüberliegende Wand gelehnt. Er machte sich Sorgen um Jordan, große Sorgen. Warum war sie plötzlich so aufgeregt gewesen? Was war passiert? Hatte er etwas Falsches gesagt, etwas getan, was sie derart nervös gemacht hatte. Er konnte sich an nichts erinnern, machte sich aber dennoch große Vorwürfe, an ihrem Zustand schuld zu sein.
„Wie ist Ihr Name?"
Woody schreckte aus seinen Gedanken hoch, hob den Kopf und blickte in die strahlend blauen Augen einer hübschen, blonden Frau in weißem Kittel, die ein Clipboard in der Hand hielt und ihn freundlich ansah.
„Hoyt", antwortete Woody. „Woody Hoyt."
Die Krankenschwester blickte auf ihr Clipboard und schien etwas auf der Liste zu suchen.
„Hm, und der Name der Mutter?"
„Anne", sagte Woody verwundert und runzelte die Stirn.
„Und weiter", fragte die Krankenschwester.
„Hoyt… Anne Hoyt." Was wollte diese Frau von ihm? Warum fragte sie nach seiner Mutter?
„Die habe ich gar nicht auf meiner Liste. Seltsam…", meinte die Krankenschwester nachdenklich und fuhr mit dem Zeigefinger die Linien der Liste ab. „Sind Sie sicher, dass -"
Woody blickte sie verwundert an und ließ den Blick dann durch den Gang gleiten, als vermutete er irgendwo eine versteckte Kamera. Als sein Blick auf das große Schild fiel, das über der großen Glasscheibe hing, ging ihm ein Licht auf.
„Oh." Er lachte. „Nein, ich bin… meine Frau hat kein Baby bekommen", erklärte er. „Ich bin hier, um meine Freun -" Er brach ab und überlegte, ob es richtig war, Jordan als seine Freundin zu bezeichnen, wusste er doch immer noch nicht, wie sie zu ihm stand. „Ähm, ich besuche eine Bekannte. Sie ist gestern Abend eingeliefert worden."
„Ach so", meinte die Krankenschwester. „Dann entschuldigen Sie bitte. Ich dachte nur, Sie wollten Ihren Sprössling bewundern und wissen nicht genau, welcher es ist."
Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die große Glasscheibe hinter der mindestens zwanzig winzige Bettchen standen, in denen winzige Babys lagen; manche schliefen, manche schrieen oder wurden von einer Schwester versorgt.
„War eine anstrengende Nacht", erzählte die Schwester. „Alleine fünf Geburten vor Mitternacht und noch eine Notentbindung. Muss am Vollmond liegen, dass die kleinen Racker so schnell auf die Welt kommen wollen." Sie lächelte und sah ihn dann kritisch an. „Sie sollten vielleicht nach Hause fahren, um ein bisschen zu schlafen", sagte sie ernst. „Ansonsten ist es Ihre Freundin, die Sie bald besuchen muss."
„Ja, das mache ich", sagte Woody, ohne es wirklich zu meinen. Die Schwester schien ihn zu durchschauen und zwinkerte. „Na ja, dann vielleicht mal bis bald", sagte sie und wandte sich zum Gehen.
„Ja, vielleicht", antwortete Woody leise und wartete, bis der Blondschopf um die Ecke gebogen war.
Dann trat er näher an die Glasscheibe heran und betrachtete die kleinen Geschöpfe in ihren Bettchen.
Die meisten Babys hatten sich beruhigt und schliefen mittlerweile fest. Die Schwestern hatten sich in den kleinen Aufenthaltsraum zurückgezogen, der mit einer Glasscheibe abgetrennt war.
Die sechs Babys, die in den Bettchen der vorderen Reihe lagen, mussten die Neugeborenen sein, von denen die blonde Krankenschwester gesprochen hatte.
Ohne es verhindern zu können, musste Woody lächeln, als er die kleinen, verschrumpelten Gesichter sah. Zwei der Babys hatten blaue Bändchen um ein Handgelenk gebunden, die restlichen rosafarbene. Woody schüttelte den Kopf. Warum man ausgerechnet hellblau und rosa gewählt hatte, um die Geschlechter zu kennzeichnen, hatte er noch nie verstanden. Warum rosa und blau? Warum nicht gelb und grün? Er hatte sich einmal geschworen, sollte er jemals eigene Kinder haben, würde er das Kinderzimmer weder in babyblau noch in rosa einrichten.
Sein Blick fiel auf das Baby ganz links in der Reihe. Es hatte dichte, haselnussbraune Haare. Seine Augen waren geöffnet und es schien Woody, als würde es ihm direkt in die Augen schauen. Natürlich wusste er, dass das nicht sein konnte, da Babys erst nach einigen Wochen damit begangen, ihre Umwelt mit den Augen zu erkunden, aber diese Intensität, mit der das kleine Mädchen ihn ansah, war schon irgendwie erschreckend.
Er trat näher an die Scheibe, um das winzige Wesen besser beobachten zu können. Es war bildhübsch. Die braunen Haare, die strahlend blauen Augen, die kleinen Grübchen, die süße Stupsnase, alles passte perfekt zusammen. Es war ein bisschen kleiner als die anderen Babys, aber das schien seiner Vitalität keinen Abbruch zu tun. Wer auch immer die glücklichen Eltern waren, konnten stolz auf ihre Tochter sein.
-o-
Nachdem Woody sich schwankend an die Wand hatte lehnen müssen, weil er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, hatte er eingesehen, dass es doch besser war, wenn er nach Hause fuhr und ein bisschen schlief.
Auf den Weg zum Ausgang war ihm Max begegnet. Dieser hatte keine Neuigkeiten von Jordan, konnte Woody nur das sagen, was dieser auch schon von Dr. Donahue erfahren hatte: man hatte Jordan etwas zur Beruhigung gegeben und würde sie bis heute Abend auf jeden Fall schlafen lassen.
Da Max keine Vertretung für die Bar hatte und am späten Nachmittag eine geschlossene Gesellschaft erwartete, versprach Woody, dass er später nach Jordan sehen würde. Er hatte es sowieso vorgehabt, Max hin oder her. Arbeiten musste er erstmal nicht.
Woody fuhr nach Hause, duschte und ging in sein Schlafzimmer. Bevor sein Kopf das Kissen ganz berührt hatte, war er schon eingeschlafen.
Zunächst schlief er unruhig, träumte von wilden Verfolgungsjagden, Schießereien und viel Blut. Doch dann wurde sein Schlaf ruhiger, die Schreckensbilder verschwanden hinter haselnussbraunen Haaren und blauen Augen. Er träumte von Jordan, wie sie lachend in einem weißen Kleid auf ihn zu gerannt kam und in seine Arme fiel. Er hob sie hoch, wirbelte sie herum. Sie lachte und ihr langes Haar wehte ihm Wind. Dann ließen sie sich fallen und lagen zusammen im hohen Gras einer bunten Blumenwiese. Über ihnen war nichts als der blaue, wolkenlose Himmel. Sie lagen lange Zeit einfach nur nebeneinander und blickten in das unendliche Blau über ihnen.
Das Klingeln des Telefons riss Woody aus dem Schlaf. Er öffnete die Augen und bereute es sogleich wieder. Das helle Sonnenlicht, das den Raum durchflutete, schmerzte und er fluchte leise, weil er vergessen hatte, die Vorhänge zuzuziehen.
Er sprang aus dem Bett und tapste mit nackten Füßen in den Flur, um nach seinem Telefon zu suchen. Nachdem er sich zweimal den Fuß angeschlagen und nur noch humpeln konnte, fand er sein Handy endlich im Bad, wo er es auf der Anrichte liegen gelassen hatte.
„Hoyt", meldete er sich, während er sich auf dem Rand der Badewanne niederließ und seinen verletzten Zeh untersuchte.
„Woody? Hier ist Lily", meldete sich die Person am anderen Ende der Leitung.
„Hallo Lily", sagte Woody und stieß einen Schmerzenlaut aus, als er den Zehennagel seines kleinen Zehs zu hart berührte.
„Alles in Ordnung, Woody?", fragte Lily besorgt.
„Jaja, alles in Ordnung", antwortete er. „Ich habe mir nur… ach, nicht so wichtig. Was gibt´s denn?"
„Ich wollte nur fragen, ob es was Neues von Jordan gibt. Ich kann ihren Vater leider nicht erreichen und -"
Jordan.
Panikartig suchte Woody nach seiner Uhr und atmete dann erleichtert auf. Es war erst früher Nachmittag. Er hatte nicht verschlafen.
„Ich weiß es nicht genau, Lily", sagte Woody. „Ich habe nur ganz kurz mit ihr sprechen können, aber der Arzt war zuversichtlich. Ich fahre gleich wieder hin."
„Das ist gut", sagte Lily. „Weißt du, wir machen uns hier echt Sorgen. Nigel rennt schon den ganzen Tag wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Institut. Du kennst ihn ja. Garret ist als Chef wieder unausstehlich und Bug flucht seit zwei Stunden nur noch rum, seit er aus Versehen einen seiner seltenen Käfer zerquetscht hat. Wir sind mit den Nerven am Ende und brauchen dringend gute Nachrichten, Woody."
Woody nickte und sagte dann schnell, als ihm bewusst wurde, dass Lily das Nicken ja nicht sehen konnte: „Ich kann es mir vorstellen, Lily. Soweit ich was Neues weiß, rufe ich dich an, ok?"
Er verabschiedete sich von Lily und humpelte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen und nach etwas Eis für seinen Zeh zu suchen.
-o-
Als Woody zwei Stunden später auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr und den Wagen abstellte, hörte der Platzregen, der ihn auf dem Weg zum Wagen überrascht hatte, wieder auf.
Woody deutete dies als gutes Zeichen und stieg gut gelaunt aus dem Wagen. Auf der Fahrt hatte er an einer Tankstelle gehalten und für Jordan einen Blumenstrauß und ein paar Zeitschriften gekauft, in der Vorahnung, dass Jordan sich zu Tode langweilen würde, wenn sie untätig im Bett liegen musste.
Dr. Donahue hatte seinen Dienst für den Tag schon beendet und Woody wurde von einer freundlichen jungen Ärztin begrüßt, die sich als Dr. Vessel vorstellte. Dr. Donahue hatte ihr aufgetragen, Woody zu Jordan zu bringen, wenn er abends kam.
Auf den Weg zu Zimmer 311, erzählte sie Woody, dass Jordan den ganzen Tag geschlafen hätte und ihr Zustand soweit stabil sei.
Erleichtert trat Woody ein. Das Zimmer war abgedunkelt und das einzige Licht kam von den Geräten, die immer noch um Jordans Bett herumstanden.
Jordan schlief, das Gesicht ihm zugewandt und lächelte leicht.
Woody stellte die Blumen in eine Vase, die er im Schrank fand, legte die Zeitschriften auf den kleinen Nachttisch und setzte sich ans Bett. Er zögerte einen Moment und überlegte, ob er es wagen konnte, ihr die verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, ließ es dann aber sein, weil er Jordan nicht aufwecken wollte.
Stattdessen nahm er wieder ihre Hand und streichelte sie sanft.
Woody wusste nicht, wann er eingeschlafen war und dass er überhaupt geschlafen hatte, aber als er die Augen aufschlug, dämmerte es bereits und die ersten Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die Vorhänge. Jordan schlief noch, hatte den Kopf aber auf die andere Seite gedreht. Ihre Hand lag noch in seiner und hielt sie umklammert.
Woody stand vorsichtig auf. Während er sich streckte, fragte er sich, wie er auf diesem harten Stuhl nur hatte schlafen können und freute sich jetzt schon auf die Rückenschmerzen, der er später sicherlich bekommen würde. Doch es war ihm egal. Jordan war ihm das alle Male wert.
Vorsichtig löste er sich aus ihrem Griff und trat ans Fenster, als auch schon die Tür aufging und eine Krankenschwester eintrat.
„Guten Morgen", sagte sie freundlich. „Sie sind ja immer noch hier."
Woody wusste nicht, ob die Frau nur einen guten Start in den Tag gehabt hatte oder ob ihm plötzlich eine zweite Nase gewachsen war.
Anders konnte er sich nicht erklären, warum sie ihn so verschmitzt angrinste.
„Na, dann gehen Sie mal in die Cafeteria und trinken einen Kaffee. Gleich ist Visite und da stören Sie nur."
Sie schob Woody freundlicher als ihre Kollegin am Vortag aus dem Zimmer und schloss die Tür.
Woody zuckte mit den Schultern und ging hinunter in die Cafeteria.
Als er eine halbe Stunde später Jordans Zimmertür öffnete, blieb er verdutzt im Türrahmen stehen. Jordan war aufgewacht, hatte sich im Bett leicht aufgesetzt und lächelte ihn erschöpft aber glücklich an. Und sie war nicht alleine. Neben ihr Bett hatte man noch ein zweites, kleineres Bett geschoben, das allerdings leer war.
„Komm doch rein, Woody", sagte Jordan leise. „Da ist jemand, der dich kennen lernen möchte."
Woody schloss die Tür hinter sich und trat an Jordans Bett. „Wer… was… ich meine…" Verdutzt blickte er auf das Bündel in Jordans Armen, aus dem ihm zwei himmelblaue Augen neugierig anzusehen schienen.
„Darf ich dir deine Tochter vorstellen, Woody?"
-TBC-
Dieses Mal gibt es keinen Cliffhanger. Ich hoffe, Ihr könnt damit leben ;-)
Hat es Euch gefallen? Oder eher nicht? Schreibt es mir!
