Home is where your heart is
von Nici Cavanaugh

Disclaimer: Nichts gehört mir, alles gehört Tim Kring. Ich borge mir die Figuren und Orte nur aus und werde alles ordentlich gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben! Nur die Handlung gehört mir…
Vielen Dank für Eure Reviews!

Ich weiß, es hat ewig gedauert, bis das nächste Kapitel fertig war, aber … nun, es hat da Entwicklungen gegeben, die meine Jordy-Muse irgendwie verstört haben. Aber ich denke, nun geht es wieder. ;-)
Das Kapitel ist nicht Korrektur gelesen. Wenn Ihr Fehler findet, dürft Ihr sie gerne behalten.


Kapitel 7 – Total Recall

Ein lautes, penetrantes und für seinen Geschmack viel zu schrilles Klingeln riss Woody aus dem Schlaf.
Er öffnete vorsichtig erst das rechte Auge, blinzelte ins helle Tageslicht, suchte nach etwas, das einer Uhr gleich kam und fuhr erschrocken hoch, als er realisierte, dass er den halben Tag verschlafen hatte.
Es war schon früher Abend und draußen begann es bereits zu Dämmern, als Woody barfuss durch die Wohnung lief und nach seinem Telefon suchte.

Nachdem er es endlich unter einem Haufen Kleider, die er achtlos auf den Sessel im Wohnzimmer geworfen hatte, fand, war das Klingeln vorbei.
Na toll, dachte er seufzend. Super Timing.

Er rief die Liste der entgangenen Anrufe auf und wählte die Nummer, die ganz oben stand.
„Lily Lebowski", meldete sich eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung.
„He Lily, hier ist Woody. Du hattest angerufen?", fragte er, während er in die Küche lief, um nach etwas zu suchen, das viel Koffein enthielt. Er fühlte sich wie gerädert und war immer noch nicht richtig wach. Während er die Küchenschränke nach Kaffeepulver durchsuchte, hörte er mit halbem Ohr zu, was Lily ihm erzählte.

Doch ganz bei der Sache war er nicht.

Der Klang ihrer Stimme hatte mit einem Mal einen seltsame Knoten in seinem Magen entstehen lassen, und er hatte das beunruhigende Gefühl, das alles schon einmal durchlebt zu haben; das Klingeln des Telefons, das Gespräch mit Lily, die Fahrt ins Krankenhaus, Jordan und …

„Lily? Welcher Tag ist heute?", fragte Woody und unterbrach damit Lilys Bericht darüber, wie die anderem im Institut sich um Jordan sorgten.
„Der vierzehnte April. Warum fragst du?" Die Irritation war Lily anzumerken. „Ist alles in Ordnung, Woody?"
„Ja, ja", antwortete dieser.

Doch in Wirklichkeit war gar nichts in Ordnung. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum fühlte er sich plötzlich so, als wäre er der Hauptdarsteller in Und täglich grüßt das Murmeltier? Was sollte das alles?
Seufzend ließ sich Woody auf einen Küchenstuhl fallen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass dies hier der Traum war und nicht das, was er bis vor ein paar Minuten noch durchlebt hatte.

„Woody?" Lily klang nun mehr als besorgt.

„Ich muss Schluss machen, Lily. Bis später." Ohne eine Reaktion abzuwarten, legte er auf und schmiss das Handy achtlos auf den Tisch, bevor er sein Gesicht in den Händen vergrub und versuchte sich in Selbstmitleid zu ertränken.

Er hatte nie an diese Déjà vu Erlebnisse geglaubt, und jeden, der in irgendwelchen Talkshows davon erzählte hatte, als Spinner abgestempelt. Aber irgendetwas sagte ihm, dass er vorschnell geurteilt hatte. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er gerade einer dieser ‚Spinner' war …
Und wenn dem wirklich so war, wenn es ein Déjà vu war, das er gerade durchlebte, was würde dann später passieren? Was würde ihn im Krankenhaus erwarten?
Jordan würde da sein, soviel stand fest. Doch war das alles? Würde sie alleine sein? Und vor allem: Würde es ihr so gut gehen, wie er sie gesehen hatte; vorhin … in diesem … Traum …?

Woody beschloss, erst einmal zu duschen.
Er ging ins Bad und ertränkte seine Unsicherheit und aufkeimende Hilflosigkeit, jede Art von Verzweiflung, die sich versuchte in seinen Verstand zu schleichen unter eiskaltem Wasser.
Erst, als seine Glieder begannen taub zu werden, drehte er das Wasser ab und zog sich an.

Zehn Minuten später saß er im Wagen und war auf dem Weg zum Boston General.

Die kurze Erholungsphase, als sein Gehirn genauso taub und gefühllos gewesen war wie seine Arme und Beine, hatte nicht lange angehalten und schon bald fand er sich wieder tief in Gedanken versunken an einer schon lange grün gewordenen Ampel stehend wieder. Hinter ihm hupten Autos, und die Fahrer, die sich an ihm hupend vorbeidrängten zeigten ihm Gesten, die ihn unter normalen Umständen dazu veranlasst hätten, den Fahrern seine Dienstmarke zu zeigen und ein Anzeige wegen Beamtenbeleidigung auszustellen.

Normalerweise …

Doch was war schon normal?
Was war je normal gewesen?

Normal war es gewesen, dass er mit Jordan zusammen Fälle löste und die bösen Jungs hinter Gitter brachte. Normal war es gewesen, dass er sich nach ihrer Nähe, nach einem Lächeln, einem lieben Wort von ihr gesehnt hatte; jede Minute, jede Sekunde, jeden Atemzug, jeden verdammten Tag lang, seit ihrer ersten Begegnung. Normal war auch gewesen, dass sie ihn auf Abstand hielt, dass sie ihm deutlich machte, wie weit sie zu gehen bereit war. Normal war gewesen, dass er wie ein Masochist gehandelt und sich trotzdem immer und immer wieder Hoffnungen gemacht hatte, dass er und Jordan eines Tages vielleicht doch mehr als Freunde sein könnten. Er hatte verzweifelt nach dem kleinsten Anzeichen gesucht, dass es noch Hoffnung gab, dass sie ihn eines Tages so sehr lieben würde, wie er sie liebte …

Normalität bis zu dem Tag im letzten August, bis zu dem Tag, als Jordan plötzlich doch mehr wollte, als seine Freundschaft. Der Tag, an dem sie sich ihm geöffnet hatte, an dem sie ihn in ihr Herz gelassen, seine Liebe akzeptiert und genossen hatte ...

Doch hatte sie das? Hatte sie sich ihm geöffnet? Hatte sie seine Liebe akzeptiert? Oder war es nur der Sex gewesen? Hatte sie ihn nur benutzt, ein paar schöne Stunden mit ihm verbringen wollen; so, wie man es von Jordan erwartete, wie sie es immer tat? War sie deshalb gegangen? Weil sie ihn nur benutzt hatte, weil sie es gewollt hatte? Oder weil sie sich Vorwürfe machte, dass sie es getan hatte? Vielleicht bedeutete sie ihm doch mehr …

Woody wusste nicht, wie oft er sich in den letzten Monaten diese Fragen gestellt hatte. Und bis heute war er zu keinem Ergebnis, zu keiner befriedigenden Antwort gekommen. An manchen Tagen, wenn er Jordan vergessen, sie hassen wollte, hatte er sich eingeredet, dass sie ihn wirklich nur benutzt hatte, dass es nur der schnelle Sex war, sein Körper, der sie gereizt hatte, dass er ihr nichts weiter bedeutete, dass sie es nicht wert war, von ihm geliebt, vermisst zu werden. Doch an den meisten anderen Tagen hatte der Optimismus in ihm gesiegt und er war davon überzeugt gewesen, dass es er gewesen war, den sie wollte, nicht nur sein Körper.

Doch warum war sie dann weggelaufen? Warum hatte sie die Flucht ergriffen; ohne ein Wort, ohne eine Erklärung, ohne dass er wusste, wo sie war?

„Das ist Jordan. Sie macht so etwas eben. Sie ist, was sie ist, Woody. Wir müssen das akzeptieren und damit leben." Das waren Garrets Worte gewesen, die ihn in all den Monaten versucht hatten, aufzubauen, ihn dazu zu bewegen, Jordan zu vergessen, weiter zu leben.

Doch wie sollte man jemanden vergessen, den man so sehr liebte, wie er Jordan liebte? Wie sollte man weiterleben, wenn der Mensch, den man liebte, weg war und den lebenswichtigsten Teil mitgenommen hatte?

Darauf hatte ihm niemand eine Antwort geben können.

Als er sie gefragt hatte - Lily, Garret, Nigel, Annie -, hatte er nur mitleidige Blicke oder einen Klaps auf die Schulter als Antwort bekommen.
Sie hatten es nicht gewusst, ihm keine Antwort geben können, weil es einfach keine Antwort darauf gab.

Woody hielt an einer Tankstelle, um ein paar Zeitschriften und einen schönen Strauß Blumen für Jordan zu kaufen. Während er in der Schlange vor der Kasse stand und beobachtete, wie die Regentropfen draußen auf seinen Wagen prasselten, versuchte er das Gefühl zu verdrängen, dass er dies alles schon einmal erlebt hatte.

Es war nur ein Traum gewesen, mehr nicht …

Der Optimismus hielt an, bis er vor Jordans Zimmertür stand, unschlüssig, was er tun sollte. Er hatte Angst vor dem, was ihn hinter der Tür erwartete. Was würde dort jenseits des weiß lackierten Holzes sein? Würde Jordan auf ihn warten, sich freuen ihn zu sehen? Würde es so sein, wie er es sich es wünschte?

Doch es war nicht nur die Angst, die ihn davon abhielt, die Tür zu öffnen, es war auch ein Hauch von Zuversicht, dass es doch kein Traum gewesen war, dass Lily sich im Datum geirrt hatte, dass er wirklich hier gewesen und seine Tochter begrüßt hatte.

Seine Tochter …

Er war Vater geworden.

Bei dem Gedanken stieg ein wohlig warmes Gefühl in Woody auf. Er hatte immer schon Kinder haben wollen, eine Familie gründen; abends nach Hause kommen und von seinem drei Kindern und seiner Traumfrau begrüßt zu werden - das war es, was er sich als das perfekte Leben in seinen Träumen ausgemalt hatte.

Konnte dieser Traum nun wahr geworden sein?
Jordan war seine Traumfrau, daran bestand kein Zweifel. Doch war sie auch die Frau, die die Mutter seiner Kinder sein sollte? War sie es, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte?
Ja. Definitiv.

Doch war es auch das, was sie wollte? Wenn er ehrlich war, war sie nicht der Typ Frau, der zuhause blieb und für die Kinder sorgte. Jordan war niemand, den man als treu sorgende Ehefrau und Mutter sehen würde. Doch da war dieses glückliche Funkeln, dieses stolze glitzern in seinen Augen gewesen, als sie ihm seine Tochter vorgestellt hatte.

Hatte sie das wirklich? Oder war es nur ein Wunschtraum gewesen?

Woody scheuchte den Gedanken, die Zweifel schnell beiseite und atmete tief durch. Er machte sich Mut und klopfte schließlich leise an.

Nachdem er keine Antwort erhielt, öffnete er vorsichtig die Tür, lugte hinein und erstarrte. Die Zeitschriften glitten ihm aus der Hand und fielen mit einem leisen Klatschgeräusch zu Boden, gefolgt von dem bunten Strauß Blumen, die auseinander fielen und sich auf dem Boden vor ihm in einem Meer als roten, gelben und weißen Blüten verteilten.
Woody bemerkte es nicht. Er starrte unverwandt auf die Stelle, wo Jordan gelegen hatte, liegen sollte.

Das Bett war leer… frisch bezogen und leer.


-TBC-

Hm, was soll man denn jetzt davon halten?
Hab ich Euch verwirrt? Hat Euch das Kapitel gefallen? Ist der Cliffhanger gemein oder genau richtig?
Schreibt es mir!