Endlich! Ich habe wieder Internet für meinen Rechner! Und Zeit neue Kapitel ins Netz zu stellen: Die Geschichte ist tatsächlich angewachsen. Es folgen noch zwei kürzere Kapitel und dann gibt es längeren Lesestoff… sehr schön lange Kapitel. Habe mich wahnsinnig über die vielen Reviews gefreut. Danke an alle.
7. Du!
Sie blinzelte zögernde. Das Licht brannte in ihren Augen. Ihr Körper schmerzte und schon die geringste Bewegung ließ sie aufstöhnen.
„Hier", eine Schale mit übel riechender Flüssigkeit wurde an ihre Lippen gesetzt, „trink das."
Hermine wandte den Kopf ab und wimmerte auf vor Schmerz. Sie wollte das nicht trinken. Er sollte sie in Ruhe lassen. Er sollte gehen. Sie wollte wieder zurück in die Dämmerung. In den Nebel. Dort, wo es still war. Dort, wo er sanft war.
Gewaltsam zwang er sie die Lippen zu öffnen und flößte ihr die Flüssigkeit ein. Sie hustete. Wollte nicht schlucken. Tat es dann doch. Bitter rann es ihr die Kehle hinab.
„Warum nicht gleich so."
Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
Es war noch nicht vorbei. Er war noch hier. Snape war noch hier. Sie hatte es nicht geschafft. Sie hatte versagt.
„Schlaf jetzt." Und plötzlich war da wieder dieser andere Mensch, der mit der sanften Stimme. Der Mann, der die ganze Zeit an ihrer Seite gesessen hatte. Snape? Snape war das gewesen?
Hermine spürte wie die Müdigkeit sie umfing. Es war der Trank, den er ihr eingeflößt hatte. Er nahm den Schmerz, machte sie aber auch furchtbar benommen.
Sie spürte, dass sie erneut wegdämmerte. Nebel. Dunkelheit. Friede.
Schweigend betrachte Snape das schlafende Geschöpf. Ihre Gesichtszüge hatten sich wieder entspannt. Der Trank zeigte seine Wirkung. Bald würde sie erwachen, ohne Schmerzen, würde zu vollem Bewusstsein gelangen. Und dann würde sie ihn anklagen, mit ihren Worten, ihren Blicken. Wie sollte er erklären?
Wollte er es erklären? Nein… Nein… Es ging sie nichts an. Es ging niemanden etwas an. Er durfte nicht Vertrauen. Wer vertraute, zahlte einen großen Preis. Wie Severus Snape. Wie Albus Dumbledore.
Als Hermine erwachte war sie allein. Der Schmerz war verschwunden, vorsichtig bewegte Hermine ihre Finger. Kein Schmerz. Langsam hob sie ihre Hand. Sie fühlte sich noch immer etwas taub an. Aber kein Schmerz. Behutsam richtete sie sich auf. Ihr Kopf dröhnte nicht mehr, aber dennoch fühlte sie sich benommen. Müde. Wie lange hatte sie schon geschlafen?
Hermines Blick glitt durch die Höhle. Nichts hatte sich verändert, es war als wäre das alles nicht geschehen. Die Schläge, der Schmerz, ihr Fluchtversuch…
Aber trotzdem wusste Hermine, dass es wahr war. Sie spürte es in ihrem Innern. Etwas war verändert. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie den Tod erblickt hatte, dass sie die Grenze berührt hatte. Vielleicht…
Es war alles so seltsam… so fremd… Das Leben schien ihr so anders.
Hermine richtete sich weiter auf. Vielleicht sollte sie aufstehen?
„Das würde ich nicht tun."
Die scharfe Stimme ließ Hermine zusammen zucken. Snape! Snape war hier. Lässig lehnte er am Eingang der Höhle, als wäre nie etwas geschehen.
Hermine starrte ihn an.
„Ich fürchte Sie werden die nächsten Tage nicht aufstehen können, Miss Granger", langsam trat Snape in die Höhle ein, „ihre Muskeln werden etwas brauchen bis sie sich erholt haben."
Hermine öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch bevor sie einen Ton hervor brachte, hatte sie bereits vergessen, was sie eigentlich sagen wollte.
Snape stand nun direkt vor ihr, dann kniete er sie hin und streckte die Hand nach ihr aus. Hermine zuckte zusammen, sie wollte nicht, dass er sie berührte.
Snape lachte auf. „Glauben Sie tatsächlich, Miss Granger, ich pflege Sie hier Tag und Nacht, um Ihnen dann gleich wieder etwas an zu tun? Seien Sie nicht albern, Granger. Wenn Sie sich jetzt nicht so anstellen würden, würde ich gerne ihren Puls kontrollieren."
„Warum?"
Snape verdrehte die Augen. „Bei Merlin… als Sie noch nicht bei Bewusstsein waren, waren Sie weniger anstrengend."
„Warum?"
„Ich möchte mich nur vergewissern, dass ihr Körper wieder normal funktioniert…"
„NEIN!"
Snape zuckte zurück.
Hermine spürte wie die Gefühle sie übermannten. Er war ein Mörder. Er hatte sie alle verraten. Snape… Snape hatte sie verletzt.
„DAS IST ES NICHT, WAS ICH MEINE!"
„Ich…" Dieses Mal war es Snape, der sie anstarrte. Hermine hatte ihn noch nie so gesehen, so verwirrt.
„WARUM HAST DU DAS GEMACHT? WARUM?" Hermine spürte wie ihr Tränen in die Augen traten, das Weinen begann sie zu schütteln und raubte ihr die Kraft ihn weiter anzuschreien. „Warum hast du mich nicht einfach sterben lassen? Ich… Es ist nicht fair… Ich habe Ihnen immer vertraut… immer… ich war bereit Ihnen wieder zu glauben… zu glauben, dass… Ich hasse dich… ich hasse…"
Hermine ließ sich zurück in die Kissen fallen.
Snape starrte sie an. Hermine starrte zurück. Sie würde seinem Blick nicht ausweichen, auch wenn sein Bild in den Tränen zu schwimmen begann. Snapes tiefschwarzen Augen blitzten verdächtig und dann senkte er den Blick. Fast schien es Hermine, als habe sie ihn verletzt.
„Ich verstehe", sagte er leise und erhob sich ohne ein weiteres Wort zu sagen. Er wandte sich ab und ging langsam zum Sofa. „Es ist spät Miss Granger, sie sind zu einer ungünstigen Stunde aufgewacht… Gute Nacht."
Snape legte sich auf das Sofa und zog eine alte leicht zerlöcherte Decke über sich. „Gute Nacht", sagte er noch einmal.
Hermine sah ihn lange an. Sie wusste nicht, ob er tatsächlich schlief, oder sich nur schlafend stellte, um sich nicht ihren Blicken aussetzen zu müssen. Lange lag Hermine wach, starrte abwechselnd auf Snape und ins Feuer. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wie es weiter gehen sollte. Als sie geschlafen hatte, war er zärtlich gewesen, sanft… so fremd. Aber jetzt, jetzt war er genauso kalt, wie zuvor. Und Hermine fürchtete sich. Wann würde er sie töten? Was würde vorher mit ihr geschehen? Was…?
Irgendwann war Hermine eingeschlafen und Snape hatte sich wieder erhoben. Ohne, dass Hermine es bemerkte, holte er etwas aus seinem Schreibtisch. Seinen Schatz. Seine einzige Freude. Hermine hätte es nicht verstanden…
