Weil sooooo viele liebe Reviews kamen und viele nach den neuen Kapiteln gefragt haben, hat mich echt das schlechte Gewissen gepackt und…. Da ist das neue Kapitel! Danke an alle, die mir so nette Kritiken geschrieben haben. Ende der Woche kommt das nächste Kapitel. Versprochen! Und dann wird es richtig interessant… und: Die nächsten Kapitel sind dann auch schön lang.
Bis dann und Gruß
Esta
P.S. Wenn ich mehr Zeit habe, werde ich mich auch endlich daran setzen euch allen persönlich zu schreiben.
P.P.S Meine Hermine-Snape-Trilogie steht auch kurz vor der Vollendung, ab nächster Woche gibt es dann regelmäßig die letzten Kapitel. Würde mich freuen, wenn ihr da mal vorbei schauen würdet!
10. Der Bote
Snape saß allein und wartete. Er glaubte nicht, dass Hermine zurückkam. Weshalb auch? Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal den Stein mit ihrem Stab berührt. Er hätte selbst gehen sollen, hätte sich nicht auf sie verlassen dürfen. Zu viel hing davon ab. Zu wichtig war die Botschaft, die überbracht werden musste. Er brauchte den Boten. Er brauchte Hilfe.
Es war der letzte Teil seiner Aufgabe gewesen. Endlich, endlich hatte er es geschafft. Nicht mehr lange und es würde enden. Der Schmerz würde vergehen. Seine Seele würde endlich Ruhe finden. Endlich schlafen.
Er hatte es Dumbledore versprochen. Nicht aufzugeben. Zu kämpfen, immer weiter. Er hatte sein Versprechen gehalten, auch wenn er bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wie ihm dies gelungen war. Er hatte es überstanden. Wenn Hermine nur den Boten rief, wenn sie nur ein einziges Mal tat, worum er sie gebeten hatte. In seinem Innersten flehte Snape, dass sie tatsächlich dieses sanfte Wesen war, von dem Dumbledore gesprochen hatte. Mit diesem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. War Hermine seine Hoffnung? Würde sie es auch in ihm sehen, wenn er ihr nur die Möglichkeit dazu gab?
Snape schüttelte den Kopf. Es war absurd. Seine Verletzung und die Müdigkeit machten ihn schwach und sentimental. Er dachte zu viel nach, er ließ zu, dass der Schmerz ihn überwand. Snape wusste, dass er keine Schwäche zeigen durfte. Wenn er eines in seinem Leben gelernt hatte, dann war es dieses.
Sanpe schloss die Augen. Nein, der Schmerz in seinem Bein war nicht sehr stark, er konnte zwar nicht auftreten, aber er litt nicht darunter. Was war dieses leichte Brennen in seinem Bein gegen all das, was er bereits ertragen hatte. Würde der Schmerz in seinem Innern niemals enden?
„Was tut er hier?", Hermines zittrige Stimme ließ Snape zusammen zucken. Er ärgerte sich, dass er sie nicht hatte kommen hören.
„Was tut er hier?"
Snape sah zu ihr auf und zum ersten Mal zeichnete ein feines Lächeln sein Gesicht. Sie hatte ihn gerufen, der Bote war gekommen.
„Fawkes", flüsterte Snape leise und der Vogel erhob sich von seinem Platz auf Hermines Schulter und glitt mit zwei kurzen Flügelschlägen zu ihm hinüber, „dass du gekommen bist…"
Fawkes ließ sich neben Snapes Bein nieder und sah ihn fragend an.
„Nein Fawkes, deshalb habe ich dich nicht gerufen. Ich habe eine Nachricht, die du überbringen musst…"
Fawkes schloss kurz die Augen und dann sah Snape die winzige Träne in Fawkes Augen, eine Träne, die der Vogel auf Snapes Wunde tropfen ließ. Die Phönixträne vermischte sich mit seinem dunkelroten Blut und langsam begann sich die Wunde zu schließen. Es war eine Gnade, die der Phönix ihm zuteil werden ließ.
Hermine starrte Snape schweigend an. Fawkes war gekommen, Dumbledores Phönix. Sie hatte mit allem gerechnet, ein wenig hatte sie gefröstelt und gefürchtet, was sie mit der Berührung des Steines ausgelöst hatte. Und dann war er gekommen. Fawkes. Er hatte sie nur kurz angesehen und sich dann auf ihre Schulter gesetzt. Immer wieder hatte er sie mit seinem Schnabel an der Wange angestoßen und dann in Richtung der Höhle geblickt. Solange bis Hermine mit ihm hinein gegangen war.
Sie verstand es nicht. Wie konnte es sein? Fawkes kam zum Mörder jenes Mannes, dessen treuester Gefährte er stets gewesen war. Hermine bewunderte den Phönix, seine Schönheit, seine Güte. Aber für einen Moment begann sie an dem Tier zu zweifeln. Dann an sich selbst und allem, was sie bisher gesehen hatte.
„Was hat das zu bedeuten?", hauchte sie leise.
Snape sah wieder zu ihr herüber. „Fawkes ist der Bote. War es schon immer. Einen Tag nach… nach Dumbledeores…hmm… Dumbeldores Tod kam er hierher, um mir eine Nachricht zu bringen…" Gedankenverloren strich Snape dem Phönix durch sein leuchtendes Gefieder.
„Wie kann es sein, dass Fawkes ausgerechnet zum Mörder seines treusten Freundes fliegt?" Hermine konnte die Verachtung in ihrer Stimme nicht verbergen. Wieder war dort diese Abscheu für den Mann, den sie nicht verstand.
„Wie kommt es, dass Sie noch immer nicht begreifen?" Snapes zynische Antwort ließ sie zusammen zucken.
„Wie soll ich denn? Sie reden ja nicht mit mir."
Snape sah sie einen Augenblick lang wortlos an. „Du willst Antworten, Hermine?"
Schweigend nickte das Mädchen.
„Erinnerst du dich, wer Harry zu der letzten der Horcrux führte und zu der davor? Wer Harry zeigte, wo Voldemorts Seelenteile verborgen sind?"
„Woher…?"
„Woher ich davon weiß? Es gab einmal einen Menschen, der mir vertraute, Hermine."
Hermine spürte wie sich ihre Hände verkrampften und verstohlen biss sie sich auf die Unterlippe. „Dumbeldore hat einen hohen Preis dafür gezahlt."
„Wie wir alle, Hermine. Verurteile mich, klage mich an… es stört mich nicht."
Hermine starrte ihn nur wortlos an.
„Nun? Erinnerst du dich, wer Harry führte?"
„Fawkes", flüsterte sie leise. Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Sie taumelte zurück, griff nach der Felswand und klammerte sich daran fest, um nicht umzufallen. Fawkes war es gewesen und Snape musste ihm…
Snape lachte heiser auf. „Ja, Miss Granger… Hermine. Fawkes. Ich weiß, dass du es nicht glaubst, dass Potter und Weasley es niemals glauben werden, aber damit habe ich die letzten Monate zugebracht. Damit nach jenen Seelenteilen zu suchen, die Dumbledore nicht mehr gefunden hat. Er wusste, dass Potter mir keinen Glauben schenken würde. Er sollte es auch gar nicht, das gehörte nicht zu Dumbledores wundervollem Plan. Aber Fawkes, der treue Fawkes war über jeden Zweifel erhaben. Habt ihr euch niemals gewundert, warum es so leicht war die Seelenteile zu zerstören? Habt ihr wirklich geglaubt eure kleinen Zaubereien hätten Voldemorts Schutzzauber durchbrechen könne?" Wieder lachte Snape. „Nein, Hermine. Es hat mich viel Mühe gekostet… sehr viel Mühe…"
„Aber…", flüsterte Hermine, „aber warum? Warum?... Dumbledore ist tot… Warum sollten Sie…?
„Nicht wahr? Was für eine Ironie. Es tut mir sehr leid, dass ich deine wunderbaren Illusionen zerstört habe."
Sein Sarkasmus traf Hermine hart. Sie spürte, dass ihre Hände bebten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so hilflos gefühlt. Nicht einmal als Snape sie misshandelt hatte. Stets hatte ihr Verstand funktioniert. Hatte ihr erklärt was geschah, ihr gesagt, was die tun, denken, fühlen sollte. Aber jetzt? Jetzt war dort nichts mehr als das blanke Chaos. Dieses Gefühl nichts mehr zu verstehen. Vor einer Wand zu stehen, zu wissen, dass dahinter etwas verborgen lag. Etwas zu dem sie nicht gelangen konnte. Ihr Verstand hatte niemals ausgesetzt. Niemals. Aber jetzt tat er es.
Hermine bemerkte kaum, dass Snape sich zu dem Phönix hinab beugte und ihm tief in die Augen sah. Sie erkannte nicht, dass Fawkes die Gedanken ihres ehemaligen Professors las, dann einen kurzen kehligen Laut ausstieß, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Sie begriff nicht einmal was geschah, als Fawkes sich wieder in die Luft erhob und mit gleichmäßigem Flügelschlag der Höhle entschwebte.
Sie hatte die Kontrolle verloren. Fassungslos starrte sie vor sich hin. Tausend Bilder und Gedanken purzelten in ihrem Kopf durcheinander und sie versuchte verzweifelt sie neu zu ordnen, sie zu einem einheitlichen Bild zusammen zu fügen. Aber nichts passte mehr aneinander. Es war wie ein Puzzle, bei dem die wichtigsten Teile verloren gegangen waren. Sie konnte einfach nicht mehr erkennen, was die Wirklichkeit war. Sie verstand es einfach nicht mehr.
Severus Snape stand vom Sofa auf. Sein Bein war inzwischen wieder vollkommen geheilt. Langsam ging er zu dem Mädchen hinüber. Ihr Blick war getrübt und ihre Pupillen wanderten rastlos hin und her. Fast tat sie ihm leid, wie sie dort so saß.
Vorsichtig zog er sie hoch und führte sie zum Sofa hinüber. Sie war so verwirrt, dass sie sich nicht einmal dagegen auflehnte. Snape drückte sie in die Kissen herab und setzte sich selbst neben sie.
„Hermine?", fragte er leise und dieses Mal fast sanft.
Sie sah nicht auf.
„Hermine, irgendwann wirst du es verstehen."
„Erklär es mir", hauchte sie leise, „erklär es mir."
