Hallo,
so bevor ich jetzt eine Woche nach Dänemark in den Urlaub fahre: Das nächste Kapitel und noch mehr Frust… Wir nähern uns langsam aber sicher dem Ende der trauten Zweisamkeit
Die nächsten Kapitel sind auch fast fertig und gibt es dann in der Woche ab dem 7. März.
Bis dann und schon einmal einen herzlichen Dank an alle Reviewer. Und da ich jetzt fertig bin mit Prüfungen, Aufräumen und Beseitigen den angesammelten Chaos, kriegt ihr das nächste Mal auch eine ganz persönliche Antwort von mir… ohoh! Hoffentlich nehm ich den Mund nicht zu voll ;-)
Gruß Esta
12. Noch mehr Erinnerungen
Leichter Lichtschein fiel zu Höhle hinein, als Hermine am nächsten Morgen erwachte. Snape lag noch auf dem Sofa und schlief. Snape hatte den letzten Tag und Abend nichts weiter zu ihr gesagt. Er war verschlossener, denn je. Und doch war etwas anders. Sie fühlte sich ihm näher. Irgendwie verbunden. Leise stand sie auf, um ihn nicht zu wecken. Dann nahm sie einen Kessel, füllte ihn mit Wasser und hängte ihn über die Feuerstelle.
Als Snape erwachte, duftete die Höhle nach frischen Tee. Hermine saß an seinem Schreibtisch und las. Als er sich räusperte, sah sie zu ihm hoch und… lächelte.
Sie ließen sich nicht lange Zeit, bis Snape wieder das Denkarium hervor holte und er seine Erinnerungen hinein laufen ließ.
„Was ich dir als nächstes zeigen werde, wird dir nicht gefallen, Hermine."
„Ich komm schon klar", Hermine lächelte Snape schüchtern an während sie sich neben ihn auf das Sofa setzte.
Er sah sie aus seinen dunklen und unergründlichen Augen an. „Ich meine es ernst. Ich bin ein dunkler und böser Mann…"
„Ich sagte doch: Ich komm schon damit klar. Ich… ich habe schon so einiges gesehen."
„Nein." Energisch schüttelte er den Kopf. „Das, was ich dir zeigen werde, wird dir deine Unschuld rauben… du… in dir ist nichts Dunkles, nichts Böses… Bist du dir sicher, dass du den Preis zahlen willst, den meine Erinnerungen von dir fordern?"
Hermine starrte ihn an. Nein, das war sie nicht. Aber sie war schon so weit gekommen. Sie konnte jetzt nicht aufhören. Sie musste jetzt endlich die Wahrheit wissen.
„Ja", sagte sie leise, „ja ich bin sicher." Und dann beugte sie sich herab über das Denkarium.
Ihre Körper pressten sich aneinander, Hitze schien sich auszubreiten. Hermine riss die Augen auf. Das… das waren Lily und James Potter. Und versteckt in einer dunklen Nische war Snape.
„James bist du verrückt… doch nicht hier." Lilys Stimme war heiser.
„Warum nicht", hauchte James und begann Lilys Hals mit Küssen zu bedecken.
„Wenn uns jemand sieht…"
„Na wenn schon…!" James zog Lily langsam hinunter ins weiche Gras. Sie waren irgendwo in einem Park. Es musste die Zeit sein kurz nachdem sie ihren Abschluss gemacht hatten. Lilly trug ein dünnes helles Sommerkleid, James eine ausgewaschene Mugglejeans und ein Leinenhemd in der Farbe von Lilys Kleid. Nein. Hermine musste sich selbst korrigieren. Jetzt trug er gar kein Hemd mehr.
Eine Hitzewelle überlief Hermines Körper, ein leichtes Schaudern der Erregung. Und dann Wut. Das war der Moment an dem Hermine begriff, dass es sich nicht um ihre eigenen Emotionen handelte, sondern um Snapes. Snapes Gefühle, als er die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte, die einzige, die jemals nett zu ihm gewesen war, in den Armen seines ärgsten Feindes sah.
James Hände glitten unter Lilys Kleid, ihr zierlicher Körper schlängelte sich im Gras. Snape biss sich selbst in den Handrücken, um zu verhindern, dass er laut aufstöhnte.
James öffnete provozierend langsam seine Hose, dann zog er Lilys Slip herab.
Hermine ergriff eine Welle der Erregung und sie lehnte sich zurück gegen die Wand. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Snape seine Hand in seine Robe gleiten ließ. Entsetzt schloss Hermine die Augen. Wie konnte er ihr diese Erinnerungen zeigen? Das war widerlich… widerlich erregend. Vorsichtig blinzelte sie.
James Potter legte sich auf Lily. Hermine biss sich auf die Lippen, als sie sah wie ihre Körper miteinander verschmolzen, sie einen Rhythmus fanden.
Lily kicherte leise, so unbeschwert. James warf seinen Kopf zurück.
Snapes Hand bewegte sich im Rhythmus des sich liebenden Pärchens. Hermines Gedanken drehten sich. Irgendwo zwischen Erregung und Wut.
Snape beobachtete das Mädchen das reglos auf dem Sofa saß, ganz vertieft in den Erinnerungen, seinen Erinnerungen. Snapes Erinnerungen. Er wusste, was sie sah. Sah es an der Röte in ihrem Gesicht, dem Lächeln und den feinen Schweißperlen auf ihrer Stirn. Sie war hübsch, wenn sie erregt war. Viel zu hübsch.
Die Erinnerung endete dieses Mal ganz langsam, nicht plötzlich. Hermine entfernte sich sanft und tauchte ein in einen Strudel von neuen Erinnerungen.
„Severus", ihr Stimme war flehend, als sie seinen Namen sprach. Ihre Hand legte sich auf seine Brust.
„Nein", Snapes Lippen zitterten während er das sagte.
Narzissa Malfoy. Hermine hatte sie immer nur aus der Ferne gesehen, jetzt stand sie ihr zum ersten Mal gegenüber. Sie war groß gewachsen und schlank. Ihre Finger waren feingliedrig und blass, wie ihre ganze Haut. Nur ihre Wangen glühten rot, umspielt von ihren glatten blonden Haaren.
Narzissa umfasste Snapes Körper, bettete ihren Kopf an seine Schulter. „Ist es so viel, das ich von dir verlange?"
Snape stand dort hilflos und mit hängenden Armen, starrte auf die junge Frau herab.
„Narzissa, Lucius ist mein Freund."
Narzissa Malfoy löste sich mit einem Ruck von ihm und schnaufte genervt aus. „Dein Freund! Du bekommst ihn doch genauso selten zu Gesicht, wie ich. Er ist nur noch unterwegs, geschäftlich… in wichtigen Angelegenheiten. Und das soll mein Mann sein…"
„Er… will doch nur… nur für deine… eure Zukunft sorgen."
Tränen traten der jungen Frau in die Augen. „Versteh doch Severus. Ich bin einsam. EINSAM!"
Hermine fühlte die Wärme und die Zärtlichkeit, die sie überschwappte. Fast so etwas wie Liebe. Snapes Liebe.
Vorsichtig streckte er die Hand nach Narzissa aus und berührte sie an der Schulter. „Er… er wird sich wieder Zeit für dich nehmen…"
„Ich glaube… er nimmt es mir übel, dass ich ihm noch immer kein Kind geboren habe. Nach zwei Jahren Ehe. Er hat so große Erwartungen… Ich habe versagt." Trostlos ließ sie ihren Kopf auf die Brust sinken.
„Verdammt Narzissa, jetzt reiß dich zusammen." Snapes plötzlicher Ausbruch ließ Hermine genauso zusammen zucken, wie Narzissa.
„Aber…"
„Nichts aber… Ich dachte immer, du seiest eine starke Frau."
Narzissa spannte ihren Körper an. „Das bin ich!" stieß sie hervor. Und dann schlich sie wie eine Katze an Snape heran. „Und ich habe meinen Stolz… nur den hat mein Ehemann verletzt… sehr verletzt."
Wieder legte sie seine Hand auf seine Brust, aber dieses Mal mit mehr Kraft. Mit ihrer anderen berührte sie Snapes Wange. „Du bist so anders, Severus. So warm."
Er stieß sie von sich. „Nein, Narzissa. Das bin ich nicht. Nein."
Narzissa trat wieder näher heran, küsste seinen Hals. Snape erstarrte. Ihre Hand glitt an seiner Robe herab. Zwischen seine Beine. Leise stöhnte er auf. Sein ganzer Körper reagierte auf sei. Ja, er begehrte Narzissa Malfoy, verlangte nach ihr. Ihre Zunge spielte mit seinem Ohrläppchen und seine Hand umfasst ihren Busen.
„Beende meine Einsamkeit, Severus… Bitte…", hauchte sie ihm zu.
„Ich… ich kann… kann nicht…. Lucius…" Snape stotterte.
„Bitte…"
Sanft schob er sie von sich. „Ich kann nicht… verzeih mir." Snape drehte sich um und stürmte aus dem Raum. Floh vor ihr voller Angst die Kontrolle zu verlieren. Gefühle zuzulassen. Gefühle waren gefährlich. Gefühle verletzten. Er musste gehen.
Hermine wurde aus der Erinnerung katapultiert.
Snape saß zusammen gesunken in der Ecke eines grauen Raumes. Staub bedeckte die Möbel und den Boden. Hermine sah sich um und erkannte Snapes altes Kinderzimmer.
„Ich wollte mich verabschieden", sagte Snape leise. Es war ein letzter verzweifelter Versuch. Ein Versuch doch noch eine Familie zu haben.
Hermine spürte die Kälte und die Verzweiflung, die im Raum hing. Der unterdrückte Hass und der Ärger darüber, dass sein alter Lehrer Dumbledore Snape gezwungen hatte noch einmal hierher zurück zu kehren. Um mit der Vergangenheit abzuschließen.
„Ich habe wie Mutter einen Abschluss als Tränkemeister gemacht." Noch immer sah Snape nicht auf zu seinem Vater, der an den Türrahmen gelehnt dastand und seinen Sohn abfällig ansah.
„Gut, dann kannst du ja in Zukunft allein für dich sorgen… schlimm genug, dass du bis dahin das Erbe deiner Mutter durchgebracht hast."
Hermine spürte wie Snapes Nerven sich anspannten. Angewidert sah er auf. „Ich, Vater? Ich habe von dem Geld nicht eine Münze gesehen. Die paar Schulsachen, die du mir kaufen musstest… Für Alkohol hast du es ausgegeben."
„Was? Willst du mir unterstellen…?" Mr. Snape senior kam mit leisen Schritten näher. Snape erhob sich aus seiner Sitzposition.
„Ich behaupte gar nichts… außerdem denke ich es ist besser, wenn ich jetzt gehe."
„DU WIRST NIRGENDWO HINGEHEN DU KLEINER BASTARD!" Mr. Snapes Hand schoss in die Höhe, doch ehe er Severus Snape schlagen konnte, hatte dieser sein Handgelenk umfasst und drückte seinen Arm gewaltsam nach unten.
„Du schlägst mich nie wieder", sagte er kalt. Dann ging er wortlos an seinem Vater vorbei. Kurz bevor er die Treppe hinab ging, drehte er sich noch einmal um. „Und noch etwas Vater: Bete darum, dass ich dieses Haus nie wieder betrete. Denn tu ich es, wirst du für alles, dass du getan hast, bezahlen."
Hermines Magen krampfte sich bei Snapes Worten zusammen, wusste sie doch, dass Severus Snape nicht allzu lange Zeit danach wirklich seinen Vater getötet hatte.
Wieder wurde Hermine aus der Erinnerung geschleudert. Der Ort an den sie dieses Mal gelangte war ihr bekannt. Sie war bereits zwei Erinnerungen zuvor hier gewesen. Der kleine Salon im Anwesen der Malfoys.
„Was er dir bieten kann, ist eine Perspektive. Er… er hat eine Vision. Er träumt von einer Welt in der Menschen wie du und ich eine Zukunft haben", Lucius legte Snape eine Hand auf den Arm, „Verdammt, Severus. Guck dir doch die Absteige an in der du lebst. Du vergräbst dich in deinen Büchern…"
„Es bedeutet mit viel, Lucius. Ich möchte lernen. Ich möchte begreifen…"
„Du willst lernen? Ja… das willst du. Aber nur aus einem Grund: Du willst endlich Anerkennung für das, was du kannst. Glaub mir Severus. Er ist ein großartiger Wissenschaftler. Er wird dir alles bieten. Ein Labor. Arbeit. Und den Ruhm, der dir gebührt."
Snape sah Lucius Malfoy aus seinen dunklen Augen an. „Sie erzählen Dinge über ihn…"
„Was für Dinge?"
„Er soll gemordet haben."
Lucius lachte auf. „Gerüchte. Und außerdem: Was ist schon dabei? Würdest du es nicht auch tun? Dich für das rächen, was man die angetan hat?"
Snape senkte den Blick.
„Also?"
„Wahrscheinlich hast du Recht. Ich würde es auch tun… aber trotzdem… es ist eine so endgültige Entscheidung."
„Lass dir Zeit. Du brauchst dich nicht gleich entscheiden… aber glaub mir: Er wartet auf dich. Er hat schon viel von dir gehört und er setzt große Erwartungen in dich."
Snape nickte. „Ich gebe dir die Tage Bescheid."
„Gut."
„Wie geht es Narzissa?"
Dieses Mal war es Lucius, der seinen Blick senkte. „Besser, denke ich. Es schmerzt sie noch sehr, das mit ihrer Tochter. Es war für sie sehr schwer ihr Kind zu verlieren… sie war so voller Hoffnungen."
„Es tut mir leid."
Lucius lächelte gequält. „Naja… wenn sie sich erholt hat… wir werden es halt wieder probieren, nicht wahr?"
„Ja, vermutlich."
Die Erinnerung begann langsam zu verblassen und während Hermine die beiden Männer noch ins Gespräch vertieft sitzen sah, mischte sich eine weitere Szene mit hinein.
Angst erfüllte sie. Nichts als Angst. Sein Blick war so kalt, ohne jegliches Gefühl. Wie er Snape betrachtete. Lord Voldemort war kein Mensch, kein Mensch konnte so viel Kälte ausstrahlen, so viel Furcht und Schrecken verbreiten. Er war ein Schatten, die Verkörperung der Angst.
„Willkommen in meinem Kreis."
Snape starrte fassungslos auf das Mal auf seinem Arm. Er hatte es getan. Er hatte es tatsächlich getan, seine Freiheit geopfert, um Macht zu erlangen. Er wusste, was er verlor und gleichzeitig war er so voll Hoffnung. Niemals wieder würden sie ihn schlecht behandeln. Sie würden ihn ernst nehmen. Endlich würde niemand mehr über ihn lachen.
„Ja, mein Junge. Von nun an bist du ein starker und gefährlicher Weggefährte. Die ganze Macht meines Kreises steht hinter dir. Deine Rache wird unsere Rache sein."
Snape zuckte zusammen. Er konnte ihn in seinen Gedanken spüren, wie er in seinen Gedanken wühlte, Erinnerung ausgrub, die Snape nicht mehr sehen wollte. All die Schmach, all die Schande und den Schmerz. Je, er wollte Rache. Er wollte Macht. Er wollte leben.
In die schwindende Erinnerung mischte sich ein Schrei, dann mehrere. Was folgte war ein Stoß Bilder, eines nach dem anderen: Menschen, schreiende, weinende Menschen. Leichen, verdrehte, kalte Körper. Hass und Schmerz. Wut und Verzweiflung. Ein dunkles Gemisch, das ihr die Luft zum Atmen nahm. Ein Schmerz, der ihren ganzen Körper durchzog. Sie konnte nicht mehr, konnte das nicht mehr sehen. Den jungen Zauberer mit dem pechschwarzen Haar, der seinen Stab auf einen ebenso jungen Mann richtete und seinen zweiten Mord beging. Den ersten nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters. Ein viel zu junger Körper, der gebrochen zurück geschleudert wurde durch den Cruciatus und doch weiter lebte, sich in seinem eigenen Blut wand und schrie, bis er keine Stimme mehr hatte. Höhnisches Lachen aus dunklen Herzen. Und Tränen auf Snapes blassem Gesicht. Tod. Endlich der Tod.
Snape sah, wie das Mädchen auf dem Sofa neben ihm erblasste, ihr dünner Körper zu zittern begann. Tränen, die ihr Gesicht herab liefen und Atem, der ihr stockte, stoßweiße schnappte sei nach Luft, ihre Hände verkrampften sich. Es war zu viel. Zu viele Bilder auf einmal, die sie sah. Sie schrie auf vor Schmerzen.
„Hermine", vorsichtig sprach er ihren Namen, er wollte sie nicht erschrecken. Sie hörte ihn nicht, war mit ihren Gedanken zu tief in seine Erinnerung eingetaucht.
„Hermine, du musst zurück kommen", sie reagierte nicht auf seine Stimme.
Er wusste, dass er sie zurückholen musste. Es konnte gefährlich sein sich so sehr auf die Gedanken eines fremden Menschen einzulassen. Wenn man vergaß zu unterscheiden zwischen dem eigenen Wesen und demjenigen, in dessen Seele man geblickt hatte…
Vorsichtig beugte er sich herab. Wie er es hasst das zu tun, das zu sehen. Er tauchte sein Gesicht in die silbrige Flüssigkeit und wurde fortgerissen.
Hermine stand regungslos da, starrte auf den toten Körper. Sie kannte den Mann nicht, aber es tat so weh. Sie wusste nicht, ob es Snapes Schmerz war, den sie fühlte, oder ihr eigener. Sie hatte plötzlich das Gefühl selbst diesen Mord begangen zu haben.
„Hermine?"
Hermine zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte. Wie konnte das sein? Dann drehte sie sich um und starrte in das Gesicht von Snape. Das alte, bekannte Gesicht. Sie drehte sich wieder um, um den jungen Snape zu betrachten, der der Leiche einen Tritt verpasste.
„Hermine, lass uns gehen. Es ist genug."
„Warum?"
„Nicht hier. Komm mit!"
Hermine versteifte sich. Sie konnte doch nicht einfach gehen. Ein seltsames Gefühl sagte ihr, dass sie hier her gehörte.
„Hermine, wir müssen gehen. Das ist nicht deine Erinnerung, du darfst dich nicht in ihr verlieren."
Erschrocken sah sie ihn an. Verlor sie sich? Nein… Doch… sie konnte es spüren. Die Bilder, die sie gefangen nahmen, sie fesselten, so dass sie sich nicht von ihnen abwenden konnte. Sie schloss angespannt die Augen. Dann nickte sie und folgte ihm zurück in die Realität, entfloh seinen Erinnerungen.
Hermine war ins Bad gerannt, oder was Snape als Bad bezeichnete, und übergab sich. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt und sie weinte.
„Es tut mir leid", sagte er leise.
Hermine schluchzte leise auf.
„Ich habe dich gewarnt, Mädchen." Seine Stimme hatte schnell die übliche Kälte zurück gewonnen.
Hermine richtete sich auf, starrte ihn an. Dann ging sie ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei zurück in die Wohnhöhle.
Sie saß wieder auf dem Sofa, als er eintrat.
„Wie konnten Sie das ertragen… wie konntest du das tun…"
Snape lächelte gequält während er sich neben sie setzte. „Das habe ich mich hinterher viele Male gefragt. Aber damals übte es eine seltsame Faszination auf mich aus. Die Macht und die Kraft, die der dunkle Lord ausstrahlte. Die Gemeinschaft und die Verbundenheit seiner Anhänger. Ich gehörte dazu und das war alles, was zählte."
„Was… was hat es geändert? Es hat sich doch etwas geändert, oder?" fragte sie verunsichert.
Snape starrte auf seine Hände herab. „Ich weiß es nicht. Ich habe gedacht das Morden und den Terror ertragen zu können. Ich habe es nie gemocht, aber es gehörte dazu. Ich dachte, dass es ein gerechter Preis sei für das, was ich gewonnen hatte. Ich dachte… aber irgendwann… ich weiß nicht einmal, wann es war… ich konnte es einfach nicht mehr ertragen… Sieh es dir an Hermine."
„Ich weiß nicht…"
„Es ist nur eine kurze Erinnerung, die ich dir zeigen werde, keine der Schlimmsten."
Sie starrte ihn an, die finstere Gestalt, deren Hände sich so sehr verkrampft hatten, dass die Knöchel weiß hervor traten. Sie wusste nicht mehr, was sie für ihn empfinden sollte. Erst war da nur Mitleid gewesen für den armen Jungen, aber jetzt… Wie konnte ein Mensch so grausam sein?
„Sieh es dir an", sagte er nun fast flehentlich.
Hermine nickte und beugte sich erneut über die Schale.
Snape saß zusammen gesunken auf dem Boden. Sein Gesicht war aschfahl, seine Hände zitterten und Tränen liefen sein Gesicht herab. Mit leerem Blick starrte er in das fast gänzlich niedergebrannte Feuer des Kamins. Es stank nach Erbrochenem, aber Snape schien das nicht zu stören. Auch nicht, dass seine Haar wirr zu allen Seiten standen und seine Roben vor Schmutz und Staub grau gefärbt waren. Hermine fühlte die Verzweiflung und den Schmerz. Denn Hass, der den ganzen Raum erfüllte. Aber dieses Mal richtete sich Snapes Hass nicht gegen irgendein unschuldiges Opfer, sondern gegen sich selbst. Er hob seinen mit Dreck verschmierten Stab auf und richtete ihn auf seine eigene Stirn. Er holte tief Luft und Hermine begann die Angst zu spüren. Die tiefe Angst vor dem Sterben. „Avada Ke…" hauchte Snape und ließ den Stab wieder sinken. Entsetzt starrte er auf seine Hände und warf dann den Stab mit einem Aufschrei von sich. Sie konnte es fühlen, diese Scham, die Verachtung. Snape verachtete sich selbst, weil er schwach war. Weil er nichts richtig machte. Und weil er nicht einmal in der Lage war, sich selbst zu töten.
Hermine starrte den Mann an, der neben ihr auf dem Sofa saß. Er war ihr so fremd. Sie hatte ihn stets für einen starken Mann gehalten, einen Mann, der nie Gefühle gekannt hatte. Aber jetzt musste sie sehen, dass es genau das Gegenteil war. Seine viel zu starken Gefühle seine innere Schwäche hatten ihm zu dem gemacht, was er war. Nichts als Verzweiflung hatte er gekannt und nichts als Verzweiflung hatte er anderen Menschen bereitet.
„Ja, Hermine, das ist es, was sich stets dahinter verbarg. Ihr alle habt doch nie etwas anderes für euren Lehrer übrig gehabt, als Verachtung…"
„Das ist nicht wahr."
„Verachtung und Furcht."
Hermine starrte ihn an. Wusste nicht, was sie sagen sollte. Ja, sie hatte ihn gefürchtet. Aber Verachtung? Wie konnte sie einen Mann verachten, der mit so viel Intelligenz gesegnet war.
„Ich habe dich nie verachtet", sagte sie leise.
„Auch nicht an dem Tag, als ich Albus Dumbledore getötet habe?"
Hermine biss sich auf die Lippen. Ja, da war es anders gewesen. Damals war alles anders gewesen. „Da schon", wisperte sie.
