Disclaimer: Immernoch nicht meins, sondern JKRs. Daran wird sich wohl so schnell nichts ändern.

A/N: So, nach längerer Pause gehts hier mal weiter. Großes Danke an dieser Stelle an textehexe für ihren Denkanstoß!

Wünsch euch allen eine schöne Silvesterfeier. Hoffe wir sehen bzw. lesen uns alle im neuen Jahr gesund und munter wieder. MartiniAsti (mein absoluter Lieblingssekt) für alle und Prost!

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Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Am Grimmauldplatz in London, um genau zu sein.

Mitlerweile ist es dunkel. Der Platz wird nur noch von einigen wenigen Laternen beleuchtet, deren schummriges Licht die Gegend nicht unbedingt einladender macht. Die Häuser auf dem Platz, deren schmutzige Fasaden ich in diesem Dämmerlicht halbwegs erkennen kann, haben sich wohl vorgenommen möglichst abstoßend zu wirken. Die teilweise zerbrochenen Fensterscheiben und die Farbe, die von den meisten der Türen abblättert, unterstützen sie tatkräftig in ihrem Vorhaben.

Mir ist kalt (Wundert das irgendjemanden? Es ist Herbst und ich hab natürlich noch meine dünne Sommerrobe an bei diesem Wind) und man lässt mich mal vorsichtshalber warten. Wundervoll.

Zur Verteidigung desjenigen, der mich hoffentlich bald abholen wird, muss ich sagen, dass ich zu früh am vereinbarten Treffpunkt bin. Gut, prinzipiell bin ich dafür bekannt, dass ich immer überall auf den letzten Drücker erscheine. Grade mal so, dass man mir nicht vorwerfen kann zu spät zu sein. Aber Menschen ändern sich und es gibt auch Flugzeuge, die ausnahmsweise pünktlich sind, wenn man eine Verspätung eingerechnet hat.

Und immer an solchen Tagen, wenn man ohnehin schon zu früh dran ist, schafft man es auch sofort den Fahrenden Ritter aufzuhalten und augenblicklich zum gewünschten Ort gebracht zu werden. Wenn man zu spät ist passiert einem sowas nie. Und so steh ich nun mit meinem Koffer hier auf diesem Platz und warte vermutlich noch eine ganze Weile.

Aber wenn ich schon zum Warten verdammt bin, dann wenigstens sitzend. Vorher hole ich aber noch den alten Reisemantel meines Cousins aus dem Koffer. Er ist schwarz, wie die Nacht die mich umgibt, und mir ein gutes Stück zu groß. Aber er ist warm und kuschelig. Genau das was ich jetzt brauche.

Ich streife den Mantel über, dann setzte ich mich auf meinen Koffer, ziehe die Beine an und schlinge meine Arme um sie. So biete ich dem Wind wenigstens die geringste Angriffsfläche.

Ich lasse meinen Blick abermals über die Häuser gleiten. 10...11...13...Nummer 12 kann ich nicht sehen, obwohl ich eine sogenannte reinblütige Hexe bin und obendrein noch eine Black. Ich vermute Dumbledore hat noch einige Schutzzauber zusätzlich eingebaut, sodass es vor den Blicken der falschen Leute sicher ist.

Ich frage mich immernoch wie sie überhaupt ausgerechnet auf dieses Haus gekommen sind. Gut, es ist zentral gelegen, gut geschützt, alles in allem ein gutes Hauptquartier. Aber sie hätten doch einen Black benötigt um überhaupt da hineinzukommen. Oder die ausdrückliche Erlaubnis eines solchen. Ich bezweifele, dass sie nach Askaban gegangen sind, um den Erben des Hauses, den ältesten Sohn des verstorbenen Hausherren, nach seiner Meinung zu fragen.

Ich seufze in mich hinein und kuschele mich noch ein wenig mehr in den Mantel.

Sirius.

Es ist unglaublich, dass er mir nach all den Jahren immernoch so sehr fehlt. Er war mehr für mich als einfach nur irgendein Cousin. Ich bin ein Jahr jünger als er, aber wir haben dennoch fast unsere gesammte Zeit in Hogwarts gemeinsam verbracht. Sirius war wie ein großer Bruder für mich. Jemand der für mich da war, wenn ich ihn brauchte. Jemand der mich immer verstanden hat. Jemand der genauso stur sein konnte wie ich.

Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Wir wurden wirklich des öfteren für Geschwister gehalten. Besonders, wenn wir mit meinem Dad unterwegs waren. Ich hab irgendwann mal Fotos von meinem Vater gesehen als er noch ein Teenager war. Die starke Ähnlichkeit mit Sirius war wirklich nicht von der Hand zu weisen.

Mein Dad, Salem Black, ein angesehener Arzt der Lykanthropie. Das ist auch aus mir geworden. Er war ein großartiger Mann. War. Totesser haben ihn auseinander genommen. Das ist nun schon 14 Jahre her.

14 Jahre. Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. 14 Jahre ist es her, dass ich Hals über Kopf England verlassen habe, um irgendwo irgendwie ein neues Leben zu beginnen. Nach 14 Jahren verschlägt es mich nun wieder hierher. Vor der Vergangenheit davonlaufen bringt wirklich nichts, sie holt einem ja doch ein.

Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin praktisch davongelaufen. Ich konnte hier nicht mehr atmen. All das, was hier vorgefallen war, schien mich zu erdrücken. Und so hab ich meine Beine in die Hand genommen, wie man so schön sagt. Aber man kann nicht vor sich selbst davonlaufen.

Meine Vergangenheit klopfte schließlich nach 14 Jahren in Gestalt einer Eule an mein Küchenfenster. Sie brachte nichts als die Botschaft "Er ist zurückgekehrt." in Dumbledores enger Handschrift. Das genügte.

Ab diesem Zeitpunkt blieben für mich nur drei Möglichkeiten: irgendwo untertauchen und vor Angst zittern (kam für mich nie in Frage), von meinem aktuellen Aufenthaltsort aus für den Orden arbeiten (Australien war mir aber doch zu weit entfernt) oder aber direkt in die Gefahrenzone.

Die Antwort war schnell geschrieben, meine Sachen bald gepackt.

Als ich in Sydney den Flieger besieg hatte ich nichtmal gewusst wohin ich überhaupt sollte, abgesehen von London. Aus Sicherheitsgründen bekam ich die Eule mit der schlichten Angabe "Grimmauldplatz" erst am Flughafen in England.

Und so sitze ich nun hier vor dem Haus meines Cousins, das ich nicht sehen kann, und starre in die Dunkelheit.

"Sie sind unvorsichtig, Black."

Eine kühle Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals als ich aufspringe, meinen Zauberstab ziehe, herumwirble und dabei ein wenig über den zu langen Mantel stolpere. Na toll. Mein erster Abend zurück und schon eine Begegnung der dritten Art. Willkommen daheim, Jo.

Neben einer Laterne ganz in meiner Nähe kann ich eine große, schlanke Gestalt ausmachen. Sie, oder besser er, steht im Schatten und so kann ich sein Gesicht nicht erkennen. Sein Haar ist etwa schulterlang und wird, ebenso wie seine schwarze Robe, leicht vom Wind bewegt. Hätte er mich kalt machen wollen, hätte er sowohl die nötige Distanz als auch die nötige Zeit gehabt. Warum also hat er nicht?

"Nehmen Sie den Zauberstab runter, Black. Sie stechen sonst noch jemanden das Auge aus."

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitzschlag.

"Severus!"

Die Gestalt im Schatten tritt die paar Schritte nach vorne ins Licht, sodass ich ihn nun in voller Größe bewundern kann. Es ist tatsächlich Snape. Er kommt mir fast vor wie ein Schatten aus meiner Vergangenheit, so wenig hat sich sein Äußeres verändert. Er scheint mir nur ein wenig eindrucksvoller als früher. Nicht mehr der Junge, der sich lieber im Schatten herumdrückt, sondern nun auch nach außen hin eine starke Persönlichkeit.

Seine nahezu schwarzen Augen fixieren mich. Aber ich denke gar nicht daran ihm den Gefallen zu tun und den Blick unterwüfig zu senken. Im Gegenteil, ich starre einfach zurück.

Seine linke Augenbraue wandert nach oben, eine Geste, die bei ihm so häufig ist wie bei anderen Leuten ein Lächeln. Sie ist wohl sein Ausgleich für die praktisch nicht vorhandene Existenz des letzteren.

"Sie haben sich dem Anschein nach nicht verändert."

Er mustert mich immernoch mit kaltem Blick. Ich lächele ihn an und verzichte für diesmal darauf ihn daran zu erinnern, dass wir vor Jahren mal gemeinsam zur Schule gingen und das förmliche "Sie" damit übertrieben ist.

"Du dich aber auch nicht.", gebe ich stattdessen zurück. Eine Antwort immerhin, wenn auch keine sehr kreative. Aber ich bin wenigstens meiner Stimme nach dem Schrecken wieder Herr.

Wieder wandert die Augenbraue nach oben und er sieht so aus, als hätte er eben die Bestätigung für seine Theorie erhalten, wäre aber über das Ergebnis nicht sonderlich glücklich. Was hat er denn erwartet? Das mit knapp fünfundzwanzig Jahren Verspätung doch noch der Slytherin in mir zu Tage tritt? Tut mir Leid, ich war als Gryffindor immer sehr zufrieden, danke.

"Sie werden bemerken, dass es noch andere gibt die sich nicht verändert haben."

Er kommt näher, seine schwarze Robe bauscht sich eindrucksvoll im Wind. Einen guten Meter von mir entfernt bleibt er stehen. Noch ehe ich ihn fragen kann was genau er mir damit sagen will, streckt er mir seine Hand entgegen.

"Lesen Sie." In seiner blassen Hand hält er ein Stück Pergament. Verdutzt nehme ich das Blatt an mich.

"Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich am Grimmauldplatz Nummer zwölf, London." steht da in eindeutig Dumbledores Handschrift. Ich will schon irgendwas in Richtung "Oh, welch Neuigkeit" sagen, doch als ich zu Severus aufsehe hat sich der Platz hinter ihm verändert.

Ein Haus im viktorianischen Stil hat sich zwischen Nummer 11 und 13 aufgestellt. Seine dreckigen Mauern und schmierigen Fenster passen zu seinen Nachbarn. Abgenutzte Steinstufen führen zu einer ziemlich ramponierten, ehemals schwarzen Tür mit einem schlangenförmigen Türklopfer.

Während ich noch auf dem Platz stehe und diese hässliche Erscheinung anstarre, ist Severus bereits die Treppen hinaufgeschritten und klopft einmal mit seinem Zauberstab gegen die Tür. Metallisches Klicken und das rasseln einer Kette ist zu hören, dann schwingt sie knarrend auf.

"Haben Sie vor hier draußen Wurzeln zu schlagen, Black? Kommen Sie endlich!" herrscht Snape mich an. Ich schaffe es meinen Blick von diesem Geisterhaus abzuwenden, schnappe mir meinen Koffer und schleppe ihn die Steinstufen hinauf. Oben angelangt erhalte ich schon die nächste Anweisung. "Machen Sie bloß keinen Lärm."

Ehe ich fragen kann warum höre ich eine Stimme rufen: "Warte, Severus!" Eine junge Frau mit bonbonrosa Haar kommt auf uns zugelaufen. Severus dreht sich zu ihr um und mustert sie mit missbilligenden Blick. Offenbar hält er nicht sonderlich viel von ihr. Das macht sie natürlich um einiges Interessanter für mich. Alte Angewohnheit.

Die junge Dame, ich schätze sie auf etwa Mitte zwanzig, läuft über den Platz und springt die Stufen zu uns nach oben, wie eine Gazelle. Doch die Treppe ist etwas rutschig und so gerät sie ins Schlittern, rudert verzweifelt mit den Armen und findet im letzten Moment an Severus' Robe Halt, der ihr daraufhin einen tötlichen Blick zukommen lässt.

Die Pinkhaarige sieht ihn mit großen Augen an. Ihre farbenfrohe Aufmachung bildet einen wunderbaren Kontrast zu Severus. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dafür kassiere ich natürlich auch wieder einen eisigen Blick. Merlin, eine Tiefkühltruhe ist echt die Karibik dagegen.

"Sind Sie festgefroren, Tonks?" Das Mädchen zuckt zusammen und lässt ihn augenblicklich los.

Tonks? Der Name klingt in meinen Ohren nach. Hat nicht Andromeda einen Muggel geheiratet, der Tonks hieß? Ich beschließe sie bei Gelegenheit zu fragen. Momentan halte ich es einfach noch für zu unhöflich. Schließlich hatte ich noch nicht mal die Gelegenheit mich ihr vorzustellen.

Tonks betritt vor mir den düsteren Vorraum in Nummer 12. Ich versuche mich instinktiv bestmöglich an Severus Weisung zu halten und leise zu sein. Snape kommt schließlich hinter mir herein, wirft noch einen letzten Blick auf den Grimmauldplatz und schließt dann die Tür.

Im Haus scheint es noch dünkler zu sein als draußen. Meine Augen brauchen etwas um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Noch bevor ich mich umsehen kann höre ich einen dumpfen Aufschlag nehen mir. Tonks hat es geschafft gegen einen Schirmständer zu laufen, der aussieht wie ein Trollbein, und diesen unsanft zu Boden zu befördern, sich selbst gleich hinterher.

Ihre Entschuldigungsversuche gehen in einem ohrenbetäubenden Schrei unter.

Review? 'wimperklimper' 'gg'