Kapitel 3 - Ein neues Leben

Er genoss seit zwei Jahren das erste Mal ein vernünftiges Essen und anschließend gönnte er sich ein heißes und vor allen Dingen ausgiebiges Bad bei dem er sich sorgfältig mehrfach abschrubbte, um sich von dem Dreck befreien. Er rasierte seinen Bart ab und wusch sich seine schulterlangen Haare. Als er sich anschließend im Spiegel betrachtete, fand er, dass er ganz gut aussah. Er war zwar dünn, doch nicht dürr, da er unbemerkt von den Wachen jeden Tag trainiert hatte. So hatte er eine schlanke athletische Figur. Die langen, leicht gewellten Haare standen ihm, so beschloss er, sie nicht abzuschneiden, sondern band sie in einen lockeren Pferdeschwanz zusammen.

Tom hatte ihm eine einfache schwarze Robe besorgt, die ihm halbwegs passte und für den nächsten Tag reichen würde. Da konnte er sich neue Sachen besorgen.

Dann ließ er sich erschöpft in sein Bett fallen, ebenfalls das erste Mal seit zwei Jahren... ein richtiges Bett. Er schlief sofort tief und fest nach den anstrengenden letzten Tagen.

Als er aufwachte, erwartete ihn bereits ein reichhaltiges Frühstück, das sorgfältig mit Warmhaltezaubern versehen war. Nahezu gierig verschlang er es.

Als er gerade fertig war, klopfte es an der Tür.

„Herein!" sagte er, seine Sinne auf das Äußerste gespannt.

Doch es war nur Tom.

„Guten Morgen, Mr. Potter."

„Morgen Tom. Danke für das Frühstück." sagte Harry etwas erleichtert.

„Kein Problem, Mr. Potter. Das Zimmer und das Essen für die Nacht und heute morgen gehen aufs Haus."

„Das ist nicht..."

„Bitte, Mr. Potter. Es ist mir eine Ehre. Wenn sie darauf bestehen, können sie für die nächsten Tage bezahlen, sobald ihre Finanzen wieder geklärt sind." unterbrach ihn Tom entschieden.

„Danke, Tom. Das ist mir wirklich eine Hilfe."

„Kein Problem. Wir alle haben ihnen übel mitgespielt und das ist ein kleiner Anfang, mich bei ihnen zu entschuldigen. Hier, das dürfte sie interessieren." sagte er und reichte ihm den aktuellen Tagespropheten.

„Danke nochmals."

Der Wirt räumte den Tisch ab und verließ das Zimmer.

Harry schlug derweil die Zeitung auf und las...

HARRY POTTER UNSCHULDIG! VERRAT AM JUNGEN DER LEBTE!

Gestern Nachmittag wurde das Ministerium von einem gewaltigen Aufruhr erfasst, als ein junger, heruntergekommener Mann mit einer wohlbekannten jungen Frau als Geisel mitten im Ministerium auftauchte. Als die Auroren auftauchten, drohte er der Frau und ihrem ungeborenen Kind und verlangte, dass ihm Mr. Ronald Weasley und Veritasserum gebracht werde.

Als klar wurde, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, gaben die Auroren nach und beorderten den jungen Beamten in das Ministerium zurück. Er war zu dieser Zeit, wie die meisten Angestellten und Auroren, auf der Suche nach dem flüchtigen Mr. Potter. Es stellte sich kurz darauf heraus, dass es sich bei dem Einbrecher um niemanden anderen handelte, als eben diesen Mr. Potter.

Die Befragung, die Mr. Potter dann an Mr. Weasley durchführte, unter Einfluss des Wahrheitsserums natürlich, offenbarte erschütternde Tatsachen.

Mr. Potter war völlig unschuldig, als er vor zwei Jahren ins Gefängnis geworfen wurde. Ron Weasley selbst hat das Verbrechen vorgetäuscht und die Indizien so gedreht, dass er als Opfer dastand. Seine Aussage brachte dann das Urteil für den jungen Mr. Potter. Das Motiv war pure Eifersucht, da beide Männer in die intelligente Miss Granger verliebt waren, sie sich jedoch für Mr. Potter entschieden hatte.

Heute jedoch war sie mit Mr. Weasley verlobt und wir stellen uns die Frage, ob Mr. Potter ihr oder seinen ehemaligen Freunden und Verbündeten je vergeben wird.

Was nahezu genauso erschreckend ist, war die Tatsache, dass offensichtlich Mr. Bill Weasley unseren jungen Helden des öfteren in seiner Zelle besucht hat und ihn dort misshandelte und ihn fast tötete. Diese Anschuldigungen werden momentan durch das Ministerium untersucht.

Wir vom Tagespropheten wollen uns für unsere Fehler entschuldigen und wünschen Mr. Potter für die Zukunft alles gute.

M. Orion

Grimmig legte Harry den Tagespropheten beiseite. Wenigstens wussten jetzt alle, dass er unschuldig war, wenn er auch noch lange nicht bereit war, der Zaubererwelt zu vergeben.

Nur eine Minute später klopfte es erneut.

„JA?" fragte Harry genervt, wieder absolut wachsam und kampfbereit, auch wenn es für den Außenstehenden so aussah, als würde er locker auf seinem Stuhl sitzen.

Als die Tür aufging, offenbarte sie Dumbledore.

Harry musterte ihn kalt.

„Ha... Mr. Potter. Ich bitte sie, die Störung zu entschuldigen. Ich bin hier, um ihnen ihren Zauberstab wiederzugeben und ihren Schlüssel für ihr Gringottsverließ. Es sind natürlich noch nicht alle Gelder zurücktransferiert, aber..."

„Wieviel?" unterbrach ihn Harry kühl und nahm den Schlüssel.

„Zunächst Einhunderttausend Galleonen."

„Gut." sagte Harry, doch er machte keine Anstalten, den Zauberstab entgegen zu nehmen.

„Entfernen sie den Aufspürzauber." sagte er kühl.

Dumbledore seufzte und führte den nötigen Zauber aus.

Dann erst nahm Harry den Zauberstab entgegen.

„Danke." sagte er.

„Ha... Mr. Potter. Wir würden sie gern im Orden..."

„Sie können gehen, Dumbledore." unterbrach ihn Harry kalt.

Dumbledore schaute ihn fassungslos an und wandte sich mit hängenden Schultern der Tür zu.

Als er sie öffnete stürmte Remus förmlich herein. Er war gestern nicht im Ministerium gewesen und hatte eben erst die Nachricht erfahren.

„Har..." rief er strahlend, als er auf den jungen Zauberer zustürmte, doch ehe er den Satz vollenden konnte, hatte er Harrys Faust im Gesicht und flog rückwärts an einem verblüfften Dumbledore vorbei wieder aus dem Zimmer.

„Verpiss dich, Lupin! Ich bin mir nun sicher, dass sich Sirius und meine Eltern im Grabe umdrehen würden, doch der Grund ist sicher ein anderer, als du ihn nanntest. Wage es nicht, mir noch mal unter die Augen zu treten."

Mit einem harten Blick warf er Dumbledore ebenfalls hinaus, der dem fassungslosen Werwolf aufhalf und ihn davon abhielt, erneut in Harrys Zimmer zu stürmen.

Nachdem Harry sich stark konzentriert hatte, um seine Wut unter Kontrolle zu bringen, beschloss er, erst mal zu Gringotts zu gehen und seine Angelegenheiten zu regeln, vor allen Dingen Ignatius' Rat zu berücksichtigen.

Viele Zauberer starrten ihn neugierig an, zum Teil Hoffnung in den Augen, doch als er ihren Blick kalt und hart erwiderte, senkten sie ihre Augen niedergeschlagen. So langsam wurde den Zauberern wohl klar, dass sie einen großen Fehler gemacht hatten, als sie Harry zur Verdammnis verurteilt hatten.

Ein Blick auf Harry ließ alle Zauberer und Hexen aus dem Weg gehen, wo er entlang kam. Seine ganze Haltung, aufrecht und stramm, sein Gang, elegant und geschmeidig und nicht zuletzt sein hartes Gesicht drückten nur eines aus... das war ein Zauberer, den man nicht kreuzt, etwas, das alle Zauberer ohne Ausnahme in den letzten zwei Jahren getan hatten.

Mit einem Schub stabloser Magie ließ Harry die schwere Tür zu Gringotts aufschlagen und wieder wandten sich alle Besucher der Bank zu ihm um.

„Verdammt! So war das nicht gedacht. Muss wohl meine Kontrolle noch etwas verbessern." murmelte er zu sich selbst.

Als würde Harry ein Feld ausstrahlen, dass alle anderen Menschen beiseite schob, ließen sie ihn ungehindert bis zum Schalter vordringen, selbst die, welche normalerweise vor ihm dran gewesen wären.

„Was wollen sie... Mr. Potter" fragte der Kobold in der typisch unfreundlichen Art der Rasse, als er die Narbe gesehen hatte.

„Erbschaftsangelegenheiten." gab Harry genauso kurz angebunden zurück.

Der Kobold am Schalter winkte einen weiteren heran und dieser führte ihn in ein edles Büro, das mit kunstvoll geschnitztem Holz getäfelt war. Ein uralter Kobold erwartete ihn und schaute nur kurz auf, schrieb noch einige Zeilen auf ein Blatt Papier, bevor er sich endlich Harry zuwandte.

„Mr. Potter, was kann ich für sie tun?"

„Ich bin hier, um mein Erbe anzutreten."

„Das Geld und Gut ihrer Eltern muss erst noch zurück transferiert werden, Mr. Potter."

„Ich rede nicht nur vom Erbe der Potters, ich möchte den magischen Erbschaftstest."

Der Kobold musterte ihn nun neugierig mit einem gierigen Funkeln in den Augen.

„Sie sind sich bewusst, dass der Test allein 1000 Galleonen kostet und zusätzlich eine Gebühr von 5 des Wertes des monetären Erbes fällig wird."

„!000 Galleonen und 5? Das ist lächerlich." Blaffte Harry kalt und der Goblin zuckte überrascht zurück. Er hatte offensichtlich damit gerechnet, schnell ein paar Galleonen mit einem ahnungslosen Kunden wie Harry zu verdienen. Doch offensichtlich war Harry nicht so ein ahnungsloser Teenager, wie er zunächst gedacht hatte.

„Also gut, 4."

„Sie können 1 haben und wenn es wahr ist, was mir gesagt wurde, dürfte das ein sehr einträgliches Geschäft sein, Kobold." Sagte Harry kalt.

„Ich kann nicht unter 3 gehen, Mr. Potter." Sagte der Kobold nun verzweifelt.

„1 und nicht mehr." erwiderte Harry gelassen und bohrte seinen Blick, der hart war, wie der Edelstein dessen Farbe seine Augen ähnelten in die großen Augen des Kobolds. Der schluckte sichtlich.

„Ei... eins komma fünf?" quiekte der Kobold nun kläglich.

Ein kaltes Grinsen schlich sich in Harrys Gesicht. Ignatius hatte ihm gesagt, noch niemand hätte die Goblins unter zwei Prozent gehandelt.

„Einverstanden. Belasten sie das Geld meinem neuen Verlies."

Der Goblin holte eine Rolle kostbares Pergament hervor, eine Flasche mit einem Zaubertrank und ein silbernes Messer. Er rollte das Pergament aus und tropfte einige Tropfen der hellblauen Flüssigkeit auf das Pergament, wo sie sofort aufgesogen wurden. Danach sprach der Kobold einige Worte in der abgehackten Sprache der Rasse und das Pergament leuchtete blau auf. Danach reichte er Harry das Messer.

Harry schnitt sich damit in die Fingerkuppe. Er ließ genau drei Tropfen seines roten Blutes auf das Pergament tropfen. Er heilte den Schnitt mit einem kleinen Zauber während der Kobold einen weiteren Zauber sprach.

Oben auf dem Pergament erschien in geschwungener Schrift sein Name und dann begannen sich die Zeilen darunter mit Namen von Zaubererfamilien zu füllen.

Harry James Potter

Einziger / Haupt-Erbe folgender Familien:

Das noble und ehrenwerte Haus Potter / Nachfolger des noblen Hauses Gryffindor

Das noble Haus der Familie Black als eingesetzter Haupterbe des letzten Black

Das Haus der Familie MacMillegan

Es folgten zehn Namen, die ihm nichts sagten doch dann weiteten sich seine Augen.

Letzter und einziger Erbe der Lordschaft von Scyde, nun Träger des Titels und Erbe aller Ländereien und des Vermögens.

„Wow." murmelte Harry dann las er weiter.

Teilerbe folgender Familien/Personen:

Haus Gregor

Mister Genarde

Es folgten weitere fünfzehn Namen, die ihm nichts sagten.

Der Kobold hatte ebenfalls das Pergament gelesen und seine Augen weiteten sich mit jedem Namen. Als er am Ende der Schriftrolle angekommen war, sprang er förmlich auf und fiel vor Harry auf ein Knie und neigte sein Haupt.

„Lord Scyde. Es ist den Kobolden von Gringotts eine Ehre, euch zu eurem Titel gratulieren zu dürfen."
Harry starrte ihn an und als der Kobold keine Anstalten machte, sich zu erheben wurde er unsicher.

„Ähm, danke. Steh bitte auf."

Der Kobold erhob sich wieder.

„Was nun?"

„Wenn sie erlauben, Lord Scyde, würde ich die Papiere vorbereiten lassen und wenn sie wünschen, würde ich eure Untertanen informieren."

Harry nickte und setzte sich erst mal.

Der Kobold rief gleich zehn weitere Gringotts-Kobolde heran und bellte eilig Anweisungen und alle Kobolde fielen kurz vor Harry auf die Knie, bevor sie wie von der Tarantel gestochen wieder aus dem großen Büro verschwanden.

Zehn Minuten später erstarrten die Passanten in der Winkelgasse und stoben hastig beiseite, als eine nachtschwarze Kutsche inmitten der Winkelgasse aus dem Nichts auftauchte. Das einzige, was sie ankündigte, war ein geisterhaftes Hufgetrappel.

Doch das, was die Zauberer erstarren ließ, war nicht die Kutsche an sich, sondern die acht Zugtiere der Kutsche.

Es waren schwarze Pferde, doch keine normalen Pferde. Sie waren zunächst mal mindestens dreißig Zentimeter größer, als die größten Pferde. Ihr Fell war nicht einfach nur schwarz, nein, es schien das Licht zu verschlingen und wo das Fell normaler Pferde leicht schimmerte oder glänzte, war dieses Fell einfach nur... schwarz. Die Mähnen, Schweife und Fesseln waren dagegen nicht aus langen Haaren, nein es waren Flammen, die rot-gelb oder gar blau-gelb brannten, die furchteinflößenden Tiere jedoch nicht verletzte.

Eines der unheimlichen Pferde wieherte und dieses Geräusch jagte den Passanten einen Schauer der Furcht über den Rücken.

Die Ausstrahlung des Terrors, den die Tiere verbreiteten wurde noch durch die silbern aus dem inneren leuchtenden Augen verstärkt und den schwarzen Rauch, der aus ihren Nüstern strömte, wenn sie ausatmeten.

Das waren keine Pferde, sondern magische Kreaturen, die Furcht und Schrecken unter den Zauberern verbreiteten... Nightmares, Albträume.

Nur die älteren der Zauberer wussten, was das bedeutete. Obwohl die Kutsche keinerlei Insignia trug, gab es nur einen Zauberer, der Nightmares als Zugtiere für seine Kutsche benutzte. Lord Scyde war zurückgekehrt, der Herrscher über Askaban, die Scydischen Inseln und die Dementoren.

Das war natürlich ein weiteres Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer unter den Zauberern verbreitete und die alten Zauberer klärten die jüngeren auf, was es mit dem mysteriösen Lord auf sich hatte.

Die Kutsche hielt vor Gringotts und eine schlanke Gestalt glitt mit geschmeidigen Bewegungen aus der Kutsche. Ob es Mann oder Frau war, konnte niemand erkennen, da die Gestalt einen schwarzen Umhang mit einer großen Kapuze trug, so dass nichts zu erkennen war. Der Umhang wehte auf eine elegante Art hinter ihr her, die Snape blass aussehen ließ.

Zum zweiten Male, machten alle Zauberer in Gringotts einer unheimlichen Gestalt Platz.

Zielgerichtet glitt die Person auf das Büro des Erbschaftsverwalters zu und wurde von einem Kobold vor der Tür aufgehalten, der kurz darauf im Büro verschwand.

Drinnen erhielt Harry gerade eine Aufstellung seines Vermögens von dem Kobold.

„Verzeihung, Lord Scyde, aber die Zahlen sind noch nicht genau, sondern nur überschlagen." Stammelte der alte Goblin, als er ihm die Aufstellung reichte.

„Das ist kein Problem." sagte Harry abwesend und überflog das Pergament.

Er besaß nun Besitz an diversen Erz- und Edelstein-Minen verstreut auf der ganzen Welt, Beteiligungen an unzähligen bekannten Firmen, hervorstechend waren Gringotts selbst von den Gryffindors/Potters, Nimbus von den Blacks, Flourish und Botts und diversen anderen, die er nicht kannte. Er hatte nun diverse Sitze in unterschiedlichen Gremien, teilweise sogar mehrere, wie z.B. allein drei Sitze im Schulrat von Hogwarts und im Zaubergamot, sowie einen Sitz im Vorstand von Gringotts und aus allen natürlich ein Einkommen.

Harry stöhnte und schüttelte den Kopf.

Sein monetäres Vermögen umfasste knapp 300 Millionen Galleonen, von denen allerdings 100 von den Potters und Blacks stammten und somit erst noch zurück transferiert werden mussten.

„Woher kommt es, dass ich von so vielen Familien erbe?" fragte er den Kobold.

„Wie sie wissen, befanden wir uns in zwei schlimmen Kriegen, die viele Opfer gefordert haben und oft genug wurden ganze Familien ausgelöscht. Das führte dazu, dass oft ziemlich entfernte Verwandte das Erbe antreten. Vielen ist diese Tatsache jedoch nicht bewusst und nur die älteren Zauberer wissen um den Blut-Test, Lord Scyde. Falls es sie interessiert, den Titel des Lords Scyde haben sie jedoch rechtmäßig geerbt. Der letzte Lord herrschte vor siebzig Jahren und war der Ur-Urgroßvater ihrer Mutter."

„Ich dachte, die Eltern meiner Mutter wären Muggel gewesen." sagte Harry verblüfft.

„Nein, Lord Scyde hatte leider nur Squibs als Kinder und da das eine Schande für ihn war und nur Zauberer das Erbe antreten konnten, gab er die Kinder in eine liebevolle Familie, die sie in einer angenehmen Umgebung aufzogen. Diese erste Familie waren Muggel und das ist der Grund, warum alle glauben, ihre Großeltern mütterlicherseits waren Muggel."

„Interessant. Dann bin ich also ein reinblütiger Zauberer?"

„So reinblütig, wie man nur sein kann, Mr. Potter." sagte der Goblin lächelnd.

„Wie kommt es, dass nicht mal Dumbledore davon wusste?"

„Lord Scyde war selbst zu Lebzeiten schon ein Mythos, wie jeder seiner Vorfahren. Die Lords halten nach außen ein bestimmtes Bild aufrecht, als wären sie mit Gevatter Tod selbst verwandt und unsterblich. Niemand wusste, dass er Kinder hatte und niemand wusste, dass er sie weggegeben hat. Den Bluttest der das eben offenbart hat, kann nur der Erbe selbst durchführen lassen... Gringotts-Politik. Wir legen nun mal viel Wert auf Diskretion."

Harry nickte.

Die Tür ging auf und ein Kobold trat ein und verneigte sich vor Harry.

„Lord Scyde, ihr Diener ist angekommen. Soll ich ihn hereinbitten?"

Harry nickte.

Die schwarzgewandete Gestalt fiel vor Harry wie die Goblins auf ein Knie und neigte ihr Haupt.

„Ich stehe zu ihren Diensten, Lord Scyde." ertönte eine sehr angenehme Frauenstimme.

Harry rollte mit den Augen, „Steh bitte auf und sage mir, wie du heißt."

Die Frau stand auf und sagte: „Mein Name ist Amelia, Milord."

„Nenn mich bitte Harry!" seufzte der junge Zauberer.

„Verzeiht, aber das wäre unangemessen Milord."

Harry stöhnte unterdrückt, „Was ist deine Funktion?"

„Ich bin ihre persönliche Dienerin, Milord."
"Kannst du die Kapuze abnehmen?" fragte Harry irritiert.

Die Frau nahm die Kapuze ab und offenbarte ein schönes Gesicht mit tiefblauen Augen, zarten rosa Lippen und langen schwarzen Haaren.

„Wow." Murmelte Harry wie zu sich selbst, Amelia wurde leicht rot.

„Ähm... wie alt bist du?"
"18, Milord, ich wurde als Kind ausgewählt, weil ich in ihrem Alter bin und habe die nötige Ausbildung erfahren."

„Ihr wusstet, dass ich der Lo... Lord Scyde bin?"

„Selbstverständlich, Milord. Doch vielleicht sollten wir weitere Erklärungen in eine privatere Umgebung verlegen."

„Ok. Ich brauche neue Sachen. Könnt ihr die Bezahlung regeln?" fragte er die junge Frau.

„Natürlich, Milord." Sagte die Frau und zog ein Buch in der Größe eines Terminplaners hervor.

„Bist du in Geschäftsfragen geschult?" fragte Harry neugierig.

„Natürlich. Ich bin auch ihr Berater und meine Ausbildung war umfassend."

„Gut. Kannst du die Papiere hier an dich nehmen, sie durchgehen und mir vielleicht ein paar Tipps geben?"

„Sofort? Das wird eine Weile dauern."

„Nein, später und ich möchte dabei sein und das diskutieren, ähm, mir fällt gerade auf, vom Vermögen des Lords Scyde ist nichts aufgelistet."

„Das kennt ja auch niemand außerhalb von Scyde Milord. Wir lagern nur ein Geschäftskonto hier bei Gringotts. Geld was wir von diesem Konto ausgeben wird umgehend vom tatsächlichen Vermögen ausgeglichen."

„Das muss ich erst mal verdauen." stöhnte Harry.

Amelia lächelte leicht und auch Harry musste unweigerlich grinsen.

„Ok. Sag, dein Eintreffen hier, wurde das irgendwie bemerkt?" fragte Harry einer Eingebung folgend.

„Natürlich. Die Kutsche ist nicht zu übersehen." antwortete Amelia sachlich.

„Aber sie haben dich nur in dem schwarzen Umhang gesehen, oder?"

„Ja."

„Ich möchte vorerst nicht als Lord Scyde erkannt werden, ich bekomme schon genug Aufmerksamkeit, wie es ist."

„Ich könnte also den Umhang ablegen und wir gehen einfach so raus." sagte Amelia verstehend.

„Und..." sagte Harry plötzlich grinsend, „Du wirst mich mit Harry ansprechen."

„Aber... oh... wie ihr wünscht, Lord Scyde. Aber nur, solange die Tarnung nötig ist."

Harry rollte mit den Augen und nickte.

Amelia zog den Umhang aus und offenbarte die schöne dunkelblaue Robe, die sie unter dem Umhang trug. Den Umhang schrumpften sie und steckten ihn in eine Tasche. Dann ließ sich Harry direkt vom Kobold noch einen Sack Galleonen geben und verabschiedete sich anschließend dankbar von dem Kobold.

Doch vorher zwinkerte er ihm zu, „Und? Hat es sich mit anderthalb Prozent gelohnt, oder nicht?"

Der Kobold grinste fast animalisch, „In der Tat, Lord Scyde. Es war mir ein Vergnügen."

Sie traten aus dem Büro und wieder machten die Zauberer Harry Platz, denn er hatte wieder seinen harten Blick aufgesetzt.

„Was benötigen Sie... L... Harry?"

„Kleidung, Bücher, einen neuen Zauberstab... Schutzmaßnahmen... Roben aus Drachenhaut und vielleicht Waffen?"

„Ich würde vorschlagen, den Zauberstab lässt du in Scyde anfertigen. Drachenhaut ist gut, ich kenne einen guten Laden. Roben kannst du dir auch in Scyde anfertigen lassen, doch eine Basisausstattung können wir hier kaufen. Waffen wirst du am besten auch in Scyde anfertigen lassen, Harry. Weiterhin besitzt du eine Bibliothek in Scyde und du kannst die Bibliothek der Blacks und Potters zu deiner Bibliothek hinzufügen lassen. Der einzige Nachteil unserer Bibliothek ist allerdings, dass sie seit dem Hinscheiden des letzten Lords nicht mehr aktualisiert wurde."

„Ist es in unserem finanziellen Rahmen möglich, die Bibliothek zu aktualisieren und Neuerscheinungen automatisch hinzuzufügen?"

Amelia lächelte, „Das ist es, Harry. Ohne Probleme."

„Dann sollten wir das wohl tun." Schmunzelte Harry.

„Damit tust du jemandem einen großen Gefallen, Harry."

„Auf geht's."

Sie gingen zuerst zu Flourish&Bott's.

„Mr. Po... Potter." stammelte der junge Verkäufer.

„Ich möchte den Geschäftsführer sprechen."

„Ja... jawohl."

Kurz darauf hatten sie mit dem Geschäftsführer einen Vertrag über die Aktualisierung der Bibliothek mit dem Geschäftsführer abgeschlossen, der überglücklich war, eine Jahrzehnte umfassende Lieferung der letzten Bücher zu verkaufen und auch hier handelte Harry einen extremen Rabatt aus, sehr zum Amüsement von Amelia.

Danach gingen sie in einen Laden der „Ludos Armour and Weaponry" hieß.

Ein kräftiger glatzköpfiger Mann musterte die beiden abwertend, es sah aus, als würde er einen abfälligen Kommentar machen wollen, doch als er Harrys harten Blick und den überraschenderweise ebenso kalten Blick Amelias bemerkte, ließ er es.

„Was wollt ihr?"

„Pass auf, was du sagst, Ludo Reynhand. Du sprichst mit jemanden, mit dem du es dir nicht verderben willst." sagte Amelia drohend.

„Ach, ist das so?" fragte Ludo sarkastisch, doch als Amelia ein Amulett unter ihrer Robe hervorzog, das einen schwarzen Drachen zeigte, der sich um einen gezackten goldenen Blitz schlängelte, weiteten sich seine Augen und er fiel vor Amelia auf die Knie.

„Verzeiht, Lady Amelia."

Harry sah sie schmunzelnd an und fragte, „Was ist das für ein Symbol, 'Lady' Amelia?"

Sie wurde leicht rot, anhand des ironischen und leicht neckenden Tones, den Harry anschlug.

„Das ist das Wappen des Lord Scyde und dieses spezielle Amulett ist das der persönlichen Dienerin von Lord Scyde, Mr. Potter." sagte Ludo ehrfürchtig, als er sich wieder aufgerichtet hatte.

„Lord Scyde? Ich habe noch nie von ihm gehört. Leider ist meine Zeit knapp bemessen. Vielleicht können wir deswegen jetzt zur Sache kommen?"

„Natürlich. Was kann ich für sie tun?"

„Ich brauche Robe, Hose, Weste und Zauberstabholster aus Drachenhaut, ebenso wie Lady Amelia."

Sie sah ihn überrascht an doch ein Blick von ihm, hielt sie von einer Rückfrage ab.

„Welches Material? Wir haben gerade neues Material eines weißen Nepaldrachens bekommen."

„Ungarischer Hornschwanz für mich." sagte Harry sicher.

Dann sah er Amelia fragend an, er konnte förmlich sehen, wie irritiert sie war, dass er sie als gleich- oder sogar höhergestellte Person behandelte, doch sie konnte sich dem Befehl, der die Tarnung sicherte nicht widersetzen.

„Ich denke, weiß würde dir sehr gut sehen." sagte er helfend, als er ihre Unsicherheit bemerkte.

Sie strahlte nahezu.

„Ja, das denke ich auch, Ludo. Ich nehme die Haut des Nepaldrachen."

„Ludo, ich benötige zwei Zauberstabholster und ich denke Lady Amelia auch. Die Robe möchte ich sofort mitnehmen, wenn es geht."

„Hmm... ihr habt Glück, Mr. Potter, ich habe eine Robe aus der gewünschten Haut fertig. Wenn sie einigermaßen passt, werden etwaige Änderungen nur zehn bis zwanzig Minuten benötigen. Der Rest jedoch wird bis heute Abend dauern, fürchte ich. Drachenhaut muss eine ganze Weile behandelt werden, bevor man sie verarbeiten kann."

„Das ist in Ordnung. Können sie die Robe so verzaubern, dass sie mich unerkenntlich macht, sobald ich die Kapuze aufsetze?"

„Das ist leider nicht möglich, Mr. Potter. Drachenhaut an sich kann nicht verzaubert werden."
Amelia flüsterte Ludo was ins Ohr und er nickte.

„Ich kann ihnen einen Umhang aus Acrumantula-Seide anbieten. Diese hat sehr gute magische Schutzeigenschaften und diese kann verzaubert werden. Wenn sie bei der Robe die Kapuze weglassen, können sie den Umhang über der Robe tragen."

„Das ist perfekt. Ist dieser auch bis heute Abend fertig?"

„Den kann ich ihnen sofort geben. Der Rest ist am Abend fertig. Das wird aber nicht billig."

Ludo rechnete einige Beträge zusammen und als er sie Harry reichen wollte, nahm ihm Amelia das Blatt ab und schrieb etwas in ihr Buch.

„Das Geld ist angewiesen, Ludo."

Der Mann lächelte und nickte.

Er ging in den hinteren Teil des Ladens und kam kurz darauf mit einer schwarzen Robe wieder, die einen sehr eleganten und dennoch bequemen Eindruck machte. Und trotz allem sah die Robe widerstandsfähig aus. Harry fuhr nachdenklich über das Material. Es fühlte sich merkwürdig weich an.

„Die Roben sind speziell bearbeitet, so dass sie sich bequem tragen lassen. Sie wurden durch komplexe Verfahren weicher gemacht, so lassen sie sich jeden Tag tragen, wenn sie wollen. Die Westen sind etwas steifer und anfangs sicher etwas unbequem. Sie passen sich aber nach ein paar Tagen ständigen Tragens dem Körper an. Am besten tragen sie diese permanent unter ihrer Kleidung. Bei den Hosen ist es ähnlich. Beides ist widerstandsfähiger als die Roben, doch der Unterschied ist nicht so groß. Wenn sie tatsächlich Hosen, Weste und Robe tragen, sollten sie problemlos einem mittleren Stunner standhalten können, Mr. Potter. Auch Schwerter und Dolche dürften arge Probleme haben, bis zu ihrer Haut durchzudringen, solange sie nicht mit speziellen Zaubern versehen sind. Flammen dürften naturgemäß kein Problem sein."

„Hört sich gut an." sagte Harry und zog die Robe über. Sie passte von Form und Schnitt perfekt, war nur ein paar Zentimeter zu lang. Das Problem wurde mit ein paar Zaubern in wenigen Minuten behoben.

„Gut sehen... siehst du aus, Harry." sagte Amelia anerkennend.

Dann verließen sie das Geschäft.

„Amelia, was hältst du von einem netten Mittagessen im tropfenden Kessel?"

„Das wäre nicht verkehrt." antwortete Amelia lächelnd.

Auch Harry lächelte, es war erfrischend, einem Menschen gegenüberzustehen, der ihn nicht verraten oder anderweitig unrecht getan hatte.

Sie waren kaum draußen und ein paar Schritte gegangen, als er von einer vertrauten Stimme angesprochen wurde.

„Mr. Potter, auf ein Wort."

„Rita Skeeter." sagte Harry abfällig und kalt, „Lange nicht gesehen."

„Darf ich ihnen ein paar..."
„Nein." unterbrach sie Harry kühl.

„Haben sie gehört, dass Lord Scyde wieder aufgetaucht ist? Sehen sie eine Bedrohung in ihm?"

„Sie meinen mehr Bedrohung, als das Ministerium, das mich unschuldig in die Hölle geschickt hat?" fragte Harry sarkastisch.

Ritas Augen funkelten, als sie diesen Kommentar schrieb.

„Aber ich kenne diesen Lord Scyde nicht, hab noch nie von ihm gehört. Und solange ich nichts gegenteiliges weiß, ist er nicht mein Feind. Nun lassen sie uns in Ruhe." fügte Harry hinzu.

„Die junge Lady an ihrer Seite, ist das ihre Freundin?"

„Wir sind nicht liiert und nun gehen sie, ansonsten sehe ich mich gezwungen Maßnahmen zu ergreifen."

„Drohen sie mir, mich anzugreifen?"

„Angreifen? Ich?" höhnte Harry, „Nein. Aber einen Tipp gebe ich ihnen gern. Schauen sie doch mal nach, wem der Tagesprophet gehört. Guten Tag."

Damit ließen sie eine irritierte Reporterin auf der Straße stehen.

„Warum hast du das gesagt?" fragte Amelia interessiert.

„Schau doch mal nach, wie viele Anteile ich habe." sagte Harry grinsend.

„Moment... 45 Wow."

„Ja. Das ist zwar nicht die Majorität, doch sie wird sich trotzdem sorgfältig überlegen, was sie über mich oder uns schreibt."

Amelia nickte und sie gingen zusammen in den tropfenden Kessel.

Dort ließen sie sich von Tom das Gericht des Tages servieren.

Sie waren gerade beim Essen, als eine Bande voller Rotschöpfe und eine braunhaarige junge Frau den Tropfenden Kessel stürmten und auf die beiden Gäste zu eilten.

Harrys Augen verengten sich und mit einem Schwung seines Zauberstabes waren sie von einem Barriereschild umgeben, der die Weasleys nicht durch ließ und gleichzeitig die Sicht auf die beiden verschwimmen ließ.

„HARRY!" rief Hermine verzweifelt.

„Harry lass uns zu dir!" rief Ginny flehend.

„Es ist zwecklos." schluchzte Hermine, „Dieser Barriereschild ist schallundurchlässig. Wo hat er das gelernt? Das ist fortschrittliche Magie, die nicht mal in Hogwarts gelehrt wird und zusätzlich nicht unbedeutende Macht erfordert... und er hat den Zauber nicht mal laut gesagt."

„Wir reden hier von Harry." sagte Fred ernst.

„Macht und Komplexität waren noch nie Argumente, die ihn von irgendetwas abhielten." fügte George hinzu.

„Wie konnten wir ihm das nur antun?" schluchzte Hermine und sank auf die Knie. Ginny kniete sich neben sie und schloss sie in die Arme.

„Wir... wir hätten es besser wissen müssen. Aber nun ist es zu spät. Wir können nur hoffen, dass er uns irgendwann vergibt."

„Wer ist die junge Frau an seiner Seite?" fragte Molly, „Hat sie jemand von euch erkannt?"

„Nein, der Schild war zu schnell oben." murmelte Fred.

Amelia beobachtete das Geschehen außerhalb des Schildes neugierig. Von innen konnten sie sehr gut sehen, was sich außerhalb abspielte. Harry jedoch aß ruhig weiter, als wäre nichts geschehen.

„Freunde von dir?" fragte Amelia.

Harry sah sich nun endlich um, „Die Weasleys. Sie haben mich wie eine Familie aufgenommen und dann verraten. Ginny, Fred und George waren gute Freunde bis zu dem schicksalhaften Tag. Ron war derjenige, der mir das Verbrechen angehängt hat. Und ihr ältester Bruder Bill hat mich einmal im Monat in Askaban besucht." erklärte er bitter.

„Das ist doch wenigstens nett." sagte Amelia lächelnd.

„Nicht, wenn der dich jedes mal krankenhausreif schlägt." sagte Harry sarkastisch.

Bei diesen Worten verengten sich Amelias Augen und wurden wieder hart wie Kristall.

„Und die Braunhaarige?" fragte Amelia.

„Hermine. Sie... ich war mit ihr zusammen. Ich..." Harry schluckte und Amelia bereute, diese Frage gestellt zu haben.

„Ich habe sie wirklich geliebt." eine einzelne Träne kullerte Harrys Wange hinab.

„Sie war gleichzeitig der Stein des Anstoßes für Ron, denn er wollte sie auch. Sie hat mich gehasst, als sie mich verurteilt haben und den Ausdruck von Verachtung und Enttäuschung in ihren Augen werde ich nie vergessen. Zudem ist oder war sie bis gestern mit Ron zusammen und verlobt und ist von ihm schwanger."

„Oh. Entschuldige, dass ich gefragt habe." sagte Amelia nervös.

„Keine Sorge. Ich nehme dir das nicht übel." sagte er, als er sah, wie unangenehm ihr das war.

„Was nun?" fragte sie.

„Bist du fertig?" fragte Harry sie.

Sie nickte.

„Wie steht ihr zu den dunklen Künsten?" fragte Harry nach.

„Magie ist weder dunkel noch weiß, die Intention des Zauberers entscheidet darüber, ob es gut oder böse ist." sagte Amelia.

„Das ist wohl war, obwohl es auch Magie gibt, die den Geist verwirrt und einen böse machen kann."

Amelia nickte, „Richtig. Doch warum fragt ihr?"

Harry sah sie böse an und sie lächelte nur entschuldigend.

„Wir statten der Nokturnengasse einen Besuch ab. Wir sollten dort vielleicht als Lord Scyde und Dienerin auftauchen, oder?"

Sie nickte mit funkelnden Augen. „Dann legen wir wohl besser unsere Umhänge an."

Sie legte ihren schwarzen Umhang an und Harry warf seinen neuen Acrumantula-Umhang über. Als er die Kapuze aufsetzte, verschwand sein Gesicht im Schatten. Das war normalerweise ein natürlicher Effekt, doch in diesem Fall wurde das durch einen Zauber verursacht, der das Gesicht selbst im Schatten halten würde, wenn ihm einer mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten würde.

Dann disapparierten sie und der Barrierefeld brach zusammen.

„Wo sind sie hin?" fragte Hermine schluchzend.

Sie tauchten am Eingang der Nokturnengasse wieder auf und glitten mit eleganten geschmeidigen Schritten die Straße entlang. Ihre Statur und die dunklen Umhänge sowie die Sicherheit, mit der sie sich bewegten, reichten aus, um all den Abschaum, der sich hier aufhielt von ihnen fern zu halten.

Zunächst gingen sie zu Burke und der schleimige Händler betrachtete sie mit Abscheu.

„Was wollt ihr hier?"

„Bücher, alles was ihr habt." sagte Harry trocken.

„Pah, warum sollte ich euch diese verkaufen?"

Blitzschnell hatte Amelia ihren Zauberstab gezogen und einen Augenblick später flog der kleine Mann quer durch seinen Laden und warf mehrere seiner Exponate um. Ihre Stimme war eiskalt, als sie hisste, „Niemand redet so mit Lord Scyde, Abschaum."

Der Mann wurde blass und fiel auf die Knie.

„Verzeiht, Eure Lordschaft. Selbstverständlich verkaufe ich euch die gewünschten Bücher."

Eine halbe Stunde später bepackt mit knapp fünfzig Büchern verließen sie den Laden. Sie stromerten noch zwei Stunden durch die dunkle Nebenstraße der Winkelgasse, bevor sie noch immer in ihrer Kleidung zurück in den Laden gingen, wo sie die Drachenhaut-Ausrüstung bestellt hatten.

„Wird er uns nicht verraten?" fragte Harry etwas besorgt.

„Nein. Er war früher ein Einwohner Scydes, deswegen hat er auch das Siegel erkannt, Milord."

„Ich heiße..."

„Wir sind nicht länger unter Tarnung und alles andere wäre unangebracht, Sir. Die Leute müssen sehen, dass sie euch mit Respekt zu begegnen haben."

„Kannst du mich dann wenigstens wenn wir unter uns sind, mit meinem Namen anreden, Amelia?" fragte Harry leicht niedergeschlagen.

Sie schien einige Sekunden zu zögern, „Ich denke, das wäre möglich, Milord. Wir sind da."

„Gut. Ich möchte, dass du zumindest Weste und Hosen sofort anziehst, Amelia. Voldemort und seine Anhänger sind noch immer da draußen und ich möchte nicht, dass du ungeschützt bist."

Sie lächelte dankbar, dass er sich um ihre Sicherheit sorgte und nickte, „Wie ihr wünscht."

Als Ludo aus dem Hinterzimmer in den Laden trat und die beeindruckenden Gestalten sah, fiel er auf die Knie.

„Lady Amelia. Heißt das..." er schluckte, „Heißt das, Mr. Potter ist der neue Lord Scyde?"

Sie nickte.

„Ja, das ist wahr. Erhebe dich, Ludo!" antwortete Harry.

„Lang lebe Lord Scyde. Möge er ewig und gerecht herrschen." sagte Ludo zum Salut und legte seine rechte Faut auf die linke Brust.

Harry rollte innerlich mit den Augen, spielte aber bereits nach außen die Rolle des unnahbaren Lords. „Sind unsere Sachen fertig?" fragte er knapp.

„Selbstverständlich, Milord. Einen Moment bitte."

Einen Moment später hatten sie die Kleidung und Harry ging in das Hinterzimmer, um sich umzuziehen. Zu seiner Überraschung trat Amelia mit ihm ins Zimmer und begann sich zu entkleiden bis auf die Unterwäsche.

„Was... was machst du?" fragte Harry überrascht, nachdem er sich von ihrem bezaubernden Anblick losgerissen hatte.

„Ich bin eure persönliche Dienerin, Milord. Ich weiche euch nicht von der Seite."

„Uhm..."

Knallrot zog sich Harry um und da er sich weggedreht hatte, vermisste er das amüsierte Lächeln Amelias.

„Mein Gott, als er steif sagte, dachte ich nicht, dass ich mich nicht mehr bewegen könnte." murrte Harry, als er Weste und Hose anhatte.

Amelia lachte ein herzliches und melodiöses Lachen.

„Keine Sorge, in einer Stunde könnt ihr euch etwas freier bewegen und in ein paar Tagen ist es wie eine zweite Haut."

„Dein Wort in Gottes Ohr, Amelia."

Er drehte sich um und sein Unterkiefer klappte herunter. In der weißen Hose und Weste, die sich wie eine zweite Haut an ihren wohlgeformten Körper schmiegten, kombiniert mit der weißen Robe sah Amelia absolut umwerfend aus.

„Du siehst einfach unglaublich aus, Amelia." wisperte er.

„Danke, Milord." sagte sie mit leicht erröteten Wangen, „doch ihr seht auch gut aus."

Sie band ihre langen schwarzen Haare in einen einfachen Pferdeschwanz, was den Eindruck einer Kämpferin noch erhöhte, dann warf sie locker ihren Umhang über.

Harry tat es ihr gleich, doch er setzte wieder die Kapuze auf und er hatte seine Haare locker auf dem Rücken fallen lassen.

„Willst du nicht auch?" fragte er auf die Kapuze deutend.

„Nein. Ihr werdet bald genug offiziell kontaktiert werden. Solange ihr euch nicht zu erkennen geben wollt, werde ich euch nach außen vertreten, denke ich und dann sehen sie mich sowieso."

„Gut. Das ist wahr. Brauchen wir noch was?"

„Nein." sie schnippte zweimal laut mit den Fingern, „Die Kutsche wird jeden Moment auftauchen, Milord."

„Milord. Es war mir eine Ehre." sagte Ludo und kniete sich erneut nieder.

Wieder sprangen die Leute rechts und links zur Seite, als die Kutsche aus dem Nichts auftauchte und ziemlich schnell durch die Gasse fuhr, bevor sie vor dem Laden zum Stehen kam.

Amelia trat nach draußen und hielt Harry die Tür auf. Noch bevor Harry an der Kutsche ankam, war Amelia an ihm vorbei geeilt und öffnete die Tür. Eine kleine Treppe klappte aus und Amelia kniete sich neben der Treppe nieder.

„Milord."

Harry nickte wortlos und stieg ein. Amelia folgte ihm und kurz darauf waren sie aus der Gasse verschwunden.


AN: Bei so vielen Reviews (und einem Tag frei) musste ich doch noch ein Kap hochladen ;-)

Kathleen Potter. Wenn du meine Stories kennst, wirst du wissen, ob sich Harry wieder mit den Weasleys oder Hermine verträgt ;-)

Harry2004: Kritik ist IMMER willkommen

Giftschnecke: Ich hab mal irgendwann gesagt, ich werde Kristall der Macht beenden und das werde ich auch... doch es wird vermutlich noch ne Weile dauern, bevor ich weiter schreibe

Silvertrust: Bisher wird das (Tom/Fuchsbau) nicht weiter ausgeführt. Der Fuchsbau ist einfach während der Zeit in der Harry in Askaban saß angegriffen und zerstört worden. Wie und wann ist nicht wirklich relevant für die Story.

Condor: Hermine wird nicht abtreiben lassen, die Zauberer bekommen eh zu wenig Kinder, da wäre das ein Frevel. Außerdem freut sich Hermine auf das Kind und würde das sowieso nie tun. Und Ron wird zwar noch mal auftauchen, aber keine Hauptrolle spielen ;-)