AN: Wow, schon über hundert reviews. Danke, danke, danke. Sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber ich war etwas im Streß in den letzten Tagen. Ich versuche mich zu bessern ;-)

Kapitel 5 – Die Dienerin

Endlich öffnete er die Tür und stolperte nahezu über eine Gestalt, die am Boden lag.

„Amelia?" fragte er verblüfft.

Fast erschrocken sprang seine Untergebene auf und strich sich ihre Robe glatt.

„Guten Morgen, Milord." sagte sie beschämt.

Harry starrte sie fassungslos an. Doch dann griff er sie an der Hand und zog sie entschlossen in sein Zimmer. Dort stieß er sie auf die Couch und setzte sich auf einen Sessel gegenüber.

„Zuerst mal sind wir im Schloss und unter uns. Was sagt dir das?"

„Verzeih, Harry." murmelte sie leise.

„Und schau nicht immer so, als hätte ich dich beim Klauen erwischt! Mir ist sehr wohl bewusst, dass du so erzogen wurdest und ich nehme dir das nicht übel, also mach dir keine Sorgen." sagte er und verdrehte die Augen.

Sie schmunzelte bei diesen Attitüden.

„So, nachdem wir das geklärt haben... warum schläfst du vor der Tür?"

Sie schluckte, „Ihr ... du hast mir den Befehl gegeben, dich allein zu lassen. Dennoch ist es meine Aufgabe, immer bei dir zu bleiben. Also hab ich das einzige getan, was mir möglich war und habe beschlossen vor deiner Tür zu nächtigen."

„Sorry, wenn ich das so sage, aber du hast einen Schaden. Wo schläfst du sonst?"

„Die persönliche Dienerin schläft meist im Bett des Lords, wenn das einmal nicht erwünscht ist, hat die Dienerin einen kleinen Schlafraum neben ihrem Schlafzimmer." erklärte Amelia und deutete auf eine Tür an der Seite von Harrys Zimmer, die er noch nicht untersucht hatte.

„Das ist... Was? Hast du gerade gesagt im Bett des Lords?" fragte Harry aufgebracht.

„Die Aufgaben der persönlichen Dienerin schließen auch die körperlichen Vergnügungen eines Lords mit ein." sagte sie lächelnd.

„Du... du meinst..." stammelte Harry und schüttelte den hochroten Kopf.

„Warum hast du mir das gestern nicht gesagt, als ich dich raus geschickt habe?" fragte Harry schließlich.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du mich willst..."

Er starrte sie mit weiten Augen an, „Nein! DAS meinte ich nicht."

„Oh, gefalle ich dir nicht? Dann... dann können wir eine andere Dienerin auswählen, die dir besser zusagt." sagte sie niedergeschlagen.

„Oh Mann!" stöhnte Harry und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Nach einigen Minuten unbequemen Schweigens hob er schließlich seinen Blick wieder und sah der enttäuschten Amelia tief in die Augen. „Amelia, ich finde dich, uhm, äußerst attraktiv."

„Warum stört dich dann der Gedanke, das Bett mit mir zu teilen?"

„Möchtest du denn mit mir ... schlafen?"

„Es gehört zu meinen Aufgaben." sagte Amelia mit fester Stimme.

„Siehst du, genau das meine ich. Ich würde nie mit einem Mädchen schlafen, wenn es das nicht von sich aus möchte und auch nicht ohne, dass Gefühle dahinter stehen. Ich würde nicht mit dir schlafen, nur weil es deine Aufgabe ist, auch wenn du noch so... heiß bist. Verstehst du das?"

Sie nickte und sah ihn mit traurigen Augen an.

„Was ist denn?" fragte er besorgt, „Hab ich was falsches gesagt?"

„Ne... nein. Doch ich werde nie mit einem anderen Mann schlafen."

„Was?" Langsam ging es Harry gegen den Strich. Das Konzept der Dienerschaft verstand er ja noch, aber das ging wirklich zu weit.

„Der persönlichen Dienerin des Lords ist es untersagt, eine Beziehung zu haben. Und selbst wenn es nicht so wäre, da ich dir nicht von der Seite weichen darf, besteht keine Möglichkeit einen anderen Mann kennen zu lernen."

„Aber das ist doch unmenschlich. Warum lebst du dieses Leben?" seufzte Harry.

Amelia lächelte ehrlich, was Harry nun total verblüffte, „Harry, du verstehst das falsch. Die persönliche Dienerin des Lords ist die angesehenste Position in ganz Scyde. Alle Menschen hier haben dem Lord viel zu verdanken. Ihm auf diese Weise etwas zurückzahlen zu dürfen ist eine große Ehre für jeden. Dir ist sicher nicht entgangen, dass ich mit sehr viel Respekt behandelt werde."

„Aber dafür dein persönliches Glück aufgeben?"

„Dir zu dienen ist mein persönliches Glück Harry. Das ist ganz aufrichtig und ehrlich gemeint und ganz besonders, weil du bist wie du bist."

„Wie wurdest du ausgewählt? Wie läuft das?"

„Wir verfolgen die Blutlinie der Lords genau und wussten, dass du der nächste mögliche Erbe warst. Du wurdest beobachtet, die ganze Zeit sozusagen. Als du zehn Jahre alt warst, hatten wir genug Informationen, um eine Art Persönlichkeitsprofil zu erstellen. Daraufhin wurden geeignete Mädchen nahe deines Alters ausgesucht. Die schönsten und intelligentesten wurden einem tiefgehenden Test unterzogen und ... nun ja... ich war die beste. Dazu gehörte auch eine gewisse persönliche Reife für alle Kandidaten, musst du wissen. Diese ist notwendig, um zu verstehen, worauf wir uns einlassen würden, wenn wir deine Dienerin werden. Als ich den Test als beste bestanden hatte, wurde mir nochmals gesagt, was genau auf mich zu kommen würde, was die Opfer wären, die ich bringen müsste und was die Vorteile wären, dich mir und meiner Familie daraus erwachsen würden. Ich habe diese Entscheidung aus freiem Willen getroffen, Harry, in vollem Bewusstsein was mich erwartet und nun, da ich die Ehre habe, dich zu kennen, kann ich ehrlich und offen sagen, ich bereue die Entscheidung nicht."

„Was sind die Vorteile?"

„Wie schon gesagt, diese Person ist angesehen und mir wird es mein Leben lang an nichts mangeln."

„Nur an Freiheit." murmelte Harry.

Sie schüttelte mit funkelnden Augen den Kopf und lächelte ihr liebliches Lächeln.

„Meine Familie erhält solange ich lebe monatlich einen gewissen Betrag zugestanden, für die Dienste, die ich hier leiste. Sie lebt nun in Wohlstand und Sicherheit. Schon das allein wäre es wert."

„Was ist mit Lohn für dich?"

„Ich brauche kein Geld Harry. Die Dienerin bekommt alles, was ihr Herz begehrt, Kleidung, Nahrung... alles was nötig ist."

„Wow, das muss ich erst mal verarbeiten. Nur mal rein hypothetisch, was ist, wenn sich der Lord in eine Frau verliebt und sie heiratet?"

Sie zuckte mit den Schultern, doch Harry entging das ultrakurze Aufflackern von Enttäuschung in ihren Augen nicht.

„Selbst dann bleibe ich deine persönliche Dienerin. Es ist nicht oft vorgekommen, dass der Lord sich verliebt oder gar geheiratet hat. Der letzte Lord war jedoch so ein Fall. Wie auch immer, es ist in der Vergangenheit auch vorgekommen, dass der Lord geheiratet hat und dann hat er oft genug dennoch die Dienste der Dienerin in Anspruch genommen. Und wenn nicht, dann nicht. Auch diese Konsequenzen waren mir bewusst, als ich mich für dieses Leben entschieden habe."

Harry seufzte, „Das hört sich verdammt nach Sklaverei an."

„Ist es aber nicht, wie schon gesagt, ich habe mich frei entschieden." sagte sie lächelnd.

„Ich weiß. Ich habe es verstanden, wenn auch noch nicht verarbeitet habe. Nochmals rein hypothetisch," sagte er lächelnd, „Was geschieht, wenn sich der Lord in seine Dienerin verliebt?"

„Das ist nichts ungewöhnliches. Deswegen ja auch die Auswahl nach Persönlichkeitsprofil des Lords und der Dienerin sowie nach dem Aussehen. Es spricht nichts dagegen."

„Also kann ein Lord theoretisch auch eine Beziehung mit seiner Dienerin eingehen, sie auch heiraten und Kinder mit ihr bekommen?"

Sie schaute ihn überrascht an. „Nun eine offizielle Beziehung der Dienerin mit dem Lord wäre unangemessen, eine Hochzeit unerhört. Doch inoffiziell ist das üblich, wie schon gesagt und die meisten Erben stammten von der Dienerin."

Harry schlug mit der Hand auf den Tisch, „Das ist unakzeptabel." bellte er, „Das widerspricht allen Menschenrechten und allem woran ich glaube."

Amelia lächelte bitter, „Ja, das ist das, was ich deinem Profil entnommen habe."

Harrys Magen knurrte und Amelia lächelte, „Wünscht du etwas zu essen?"

„Uhm, ja. Wie spät ist es?"

„Viertel nach zehn." sagte sie ohne zu zögern.

Harry suchte seine Uhr auf dem Nachttisch und stellte fest, dass sie recht hatte. Sie schmunzelte nur, als er sie fragend an sah und stand auf, um ihm die Tür zu öffnen.

„Milord?"

Harry rollte mit den Augen und folgte ihr.

Sie erreichten einen Saal mit einem langen schweren Holztisch, auf dem ein einzelnes Gedeck stand. Dazu waren Speisen aufgetafelt, die selbst Hogwarts in den Schatten stellten.

Als er sich setzte, schob sie den Stuhl hinter ihm heran.

„Normalerweise ist das umgedreht." murmelte er so leise, dass nur Amelia das hörte und nicht die beiden Diener, die an den Wänden im Hintergrund standen.

Amelia erlaubte sich ein leichtes Schmunzeln und stellte sich in aufrechter steifer Haltung einen Meter hinter seinen Stuhl.

Er drehte sich irritiert um, „Möchtest du nichts essen?"

„Ich esse etwas, wenn sich die Gelegenheit ergibt Milord. Gewöhnlich, während sie morgens duschen oder zu ähnlichen Gelegenheiten, Milord."

Seine Augen verengten sich, „Setz dich zu mir und iss mit mir!"

Dann wandte er sich zu den Dienern, „Bringt ein weiteres Gedeck!"

Alle drei starrten ihn ungläubig an, doch ein drohender Blick schickte einen der Diener in die Spur.

„Aber Milord, das ist ungeh..." setzte Amelia an.

„SETZ DICH!" sagte Harry harsch und befehlend und deutete auf den Stuhl neben ihr.

Unsicher setzte sie sich neben ihn.

Er grinste, „Ich befehle dir, dass du ab sofort mit mir frühstückst, verstanden?"

Sie nickte unsicher.

„Wenn ihr es befehlt, Milord."

„Wenn es anders nicht geht." konterte Harry grinsend.

Sie lächelte, als der Diener mit zitternden Händen das Gedeck vor ihr platzierte.

„Lass es dir schmecken, Amelia." sagte Harry, als er endlich begann, zu frühstücken.

„Zu Befehl, Milord." sagte sie mit funkelnden Augen und tat sich etwas auf.

Als sie fertig waren, goss Amelia Harry noch eine Tasse Tee ein, bevor die Diener die Gedecke und Speisen abräumten.

„Danke." sagte Harry und nippte an dem heißen Getränk.

„Was liegt heute an?" fragte er.

„Ich führe euch durch das Schloss. Dann haben wir etwa eine Stunde frei. Danach ist Lunch angesetzt und gegen 13 Uhr beginnt die Audienz."

„Was machen wir in der Stunde Zeit? Meinst du, der Zauberstabmeister, von dem du gesprochen hast, hätte Zeit, uns da einen Besuch abzustatten?"

„Er wird da sein." sagte Amelia und wollte etwas in ihr Buch schreiben, doch er ergriff ihre Hand.

„Wenn er Zeit hat, Amelia!"

„Milord, ich werde es ihm ausrichten, wie ihr es wünscht. Er wird dennoch da sein. Sie sind eure Untertanen und jeder Wunsch ist ihnen Befehl. Das ist etwas, an das ihr euch gewöhnen müsst, Milord."
Er seufzte und nickte.

„Wirst du mir wenigstens zum Lunch Gesellschaft leisten?" fragte er leicht niedergeschlagen.

„Wenn es euer Wunsch ist."

„Ist es, Amelia."

Sie stand auf und Harry ebenfalls. Sie zeigte ihm die Hallen, den Ballsaal, die Waffenkammer die Trainingsräume, die Ställe und Außenanlagen und alles, was wichtig am Schloss war.

Zuletzt standen sie vor einer weiteren großen kunstvoll verzierten Doppeltür.

„Das ist mein Lieblingsraum." sagte sie begeistert.

Er musterte sie nachdenklich, dann funkelten seine Augen, „Ein Raum, von dem du mir erzählt hast, fehlt hier noch... die Bibliothek."

Sie nickte eifrig.

„Du liest also gern?" stellte Harry fest.

„Ja. Das ist eine sehr umfangreiche Bibliothek mit uralten und seltenen Büchern, doch die wertvollsten befinden sich in eurer privaten Bibliothek, Milord, ebenso diese mit brisantem Wissen. Diese Bibliothek befindet sich in einem Raum, der sich euren Gemächern anschließt. Ich zeige es euch später. Diese hier ist die Hauptbibliothek und seit Generationen ist sie auch der Öffentlichkeit Scydes zugänglich. Das Volk liebt euch dafür, unter anderem."

Harry lächelte, „Gut zu wissen. Dann zeige mir deinen Lieblingsraum."

Als sie die Tür öffnete, klappte Harry doch tatsächlich die Kinnlade herunter. Die Bibliothek war umwerfend. Sie hatte locker die Größe der Großen Halle in Hogwarts und war dicht gefüllt mit zahllosen Regalen voller Bücher. Dazwischen waren immer mal wieder kleine runde Tische mit Sesseln und Lampen sowie kleinen Tintenfässchen und Federn.

Als sie in den großen Raum traten, kam ein alter Mann mit einer kleinen runden Brille auf der Nase herangeeilt und verbeugte sich tief vor ihm.

„Willkommen in Scyde Milord. Ich kann euch gar nicht genug danken, für das was ihr getan habt."

Harry sah ihn fragend an, doch Amelia stupste ihn unauffällig an und deutete auf die zahlreichen Kisten, die an der Seite aufgestapelt waren und wo zehn Diener damit beschäftigt waren, die neuen Bücher auszupacken, zu katalogisieren und einzusortieren, die er gestern bestellt hatte.

Er lächelte dem alten Mann zu, der sich wieder aufgerichtet hatte und sagte, „Wenn wir hier schon eine so großartige Bibliothek haben, dann sorgen wir auch dafür, dass sie auf dem aktuellen Stand ist."

„Ihr seid zu gütig, Milord. Wenn ihr nach Informationen zu bestimmten Themen sucht, schickt nach mir und fragt mich. Ich kann euch dann die Informationen heraussuchen oder die entsprechenden Titel bekannt geben. Ich bin auch über die Titel in eurer persönlichen Bibliothek informiert, Milord."

„Das ist sehr freundlich, danke... wie war euer Name?"

„Alexander Pince, Milord."

„Pince? Sind sie verwand mit der Bibliothekarin in Hogwarts?" fragte Harry.

Der alte Mann nickte und lächelte, „Meine Enkelin, Milord."

„Das liegt also in der Familie." sagte Harry amüsiert, „Fahrt mit eurer Arbeit fort, ich melde mich, wenn ich etwas benötige."

„Wie ihr wünscht, Milord."

Er zog sich mit leuchtenden Augen zu den Kisten zurück.

„War das der letzte Raum, Amelia?" fragte Harry.

„Ja. Der Zauberstabmeister ist eingetroffen. Wenn ihr soweit seid?"

Er sah sie überrascht an, „Woher...?"

Sie grinste und deutete auf ihr Buch.

„Was machst du, wenn ich dir das Buch wegnehme?" fragte er schelmisch.

Sie schaute ihn böse an, „Dann muss ich dich leider umbringen." sagte sie, doch dann lief sie blass an und ihre Augen weiteten sich.

„Ve.. verzeiht, Milord."

„AMELIA!" sagte er hart und sie stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch, das war deutlich zu sehen, denn die sonst so harte und beherrschte junge Frau war blass, ihre Hände zitterten zum ersten Mal seit Harry sie kannte und feine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.

„Was habe ich dir gesagt?"

Sie schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen, „Ich bin mir nicht sicher, was ihr meint..."

„Amelia, ich habe nichts dagegen, wenn du Scherze machst, im Gegenteil, ich begrüße es. Mach dir keine Sorgen! Genauso erwarte ich, dass du mich auf Fehler hinweist und ich erwarte genauso, dass du mir den Kopf zurechtrückst, wenn es erforderlich ist. Dieses ganze Lordschafts-Business ist neu für mich, während du dafür erzogen wurdest. Wenn du es immer noch nicht begriffen hast, für mich bist du KEINE Dienerin, sondern eine Beraterin und eine Freundin, jedenfalls wenn du das endlich mal verstanden hast. Also beruhige dich, für so einen kleinen Witz reiße ich dir nicht den Kopf ab."

Sie nickte, deutlich erleichtert, „Wenn ihr mir folgen würdet?"

Er folgte ihr zurück in den Thronsaal. Am Ende der Halle stand ein großer Schwarzer Thron, der unbequemer aussah, als er eigentlich war. Er hatte am Anfang des Rundganges bereits einmal probegesessen.

Amelia bedeutete ihm, sich auf den Thron zu setzen. Er folgte dem Augen rollend und setzte sich auf den Thron. Ohne es zu realisieren, machte er in seiner eleganten dunkelblauen fast schwarzen Robe einen majestätischen Eindruck. Zudem saß er aufrecht, das Haupt erhoben und der Blick überlegen und erwartungsvoll. Amelia schmunzelte, als sie das Bild in sich aufnahm und bedeutete den beiden Dienern an der Tür, den Mann einzulassen.

Ein Mann mit kurzgeschnittenen grauen Haaren trat ein, zwei große Koffer in der Hand.

„Helft ihm!" befahl Harry und die Diener griffen je einen Koffer von dem alten Mann und trugen die Koffer neben ihm bis zu einem Tisch, der vor dem Thron stand, ein paar hochlehnige Stühle um ihn herum platziert.

Amelia hatte ihn über das Protokoll informiert und er hatte es murrend akzeptiert.

So wartete er, bis der Zauberstabmeister sich vor ihn niederkniete und sagte: „Meister Michael Sartorius, zu euren Diensten Lord Scyde."

„Erhebt euch!" sagte Harry und stand nun endlich wieder auf.

„Wie kann ich euch zu Diensten sein, Milord?"

„Ich benötige einen neuen Zauberstab, Meister Sartorius. Zum einen ist meine Magie nun definitiv verändert und zum anderen wirkt mein Zauberstab nicht gegen den von Voldemort, da sie über den selben Kern verfügen."

„Interessant. Würdet ihr mir bei Gelegenheit die Ehre erweisen, mir über diese Erfahrung zu berichten, Milord?" fragte der Meister neugierig.

Harrys Miene verschloss sich sichtbar, „Das ist keine schöne Erfahrung gewesen, Meister Satorius... aber ich denke, ich kann euch diesen Wunsch erfüllen, wenn ich die Zeit dazu finde. Ich werde auf sie zurück kommen." Er warf Amelia einen auffordernden Blick zu und sie machte eine Notiz in ihr Buch.

„Ich benötige weiterhin einen zweiten Zauberstab für meine Beraterin Amelia hier. Wenn sie mich ständig begleitet, gerät sie früher oder später zwangsläufig in Gefahr. Ich möchte, dass sie einen Reservezauberstab besitzt."

„Das ergibt Sinn, Milord. Er wird sogar besser sein, als der alte, da er persönlich zugeschnitten wird, wie der ihre, das heißt, wenn das euer Wunsch ist."

„Das ist mein Wunsch. Lasst uns beginnen."

„Würdet ihr bitte näher treten?" fragte Michael und winkte ihn zu den Koffern heran. Die Diener öffneten die Koffer und es wurde klar, dass sie magisch waren, denn die Materialien darin füllten nun den gesamten Tisch aus und es war ein ziemlich großer Tisch der im Thronsaal stand.

„Sie zuerst, Milord. Würdet ihr euch bitte die Hölzer zuerst ansehen? Ihr werdet spüren, welches das richtige ist. Dann fahrt ihr mit den anderen Materialien fort."

Harry nickte und betrachtete sich die Hölzer. Ab und an nahm er eines in die Hand. Schließlich landete er bei einem dunklen, fast schwarzen Holz, das im Licht einen Blauschimmer aufwies. Als er es in die Hand nahm, spürte er innerlich, wie seine Magie reagierte, er wurde sofort von innerer Wärme erfüllt, „Das ist es."

„Ein sehr seltenes Holz, Milord." sagte Meister Sartorius nachdenklich, „Es stammt vom Baum der Nacht, der nur auf dieser Insel hier wächst."

Harry ging dann weiter zu den Kernen und schaute sich sorgfältig die Kerne an.

Als er eine schwarze glänzende Feder in die Hand nahm, spürte er wieder die vertraute Wärme seiner Magie.

Doch etwas sagte ihm, dass er weiter machen müsste und schon beim nächsten Kern wurde sein Verdacht bestätigt. Ein langes Haar, das permanent in Flammen gehüllt war, erzeugte das gleiche Gefühl bei ihm.

„Interessant, Milord. Die Feder ist von Feros einem ihrer Nachtgreifen, er hat sie mir eben erst geschenkt, genau wie das Haar, es ist vom Leithengst der Nightmares und wurde mir auch eben erst geschenkt. Ich wusste bereits, dass es sich dabei um ein Zeichen handelte."

Harry nickte überrascht und betrachtete sich die letzte Sektion von Materialien, „Metalle?"

„Ja, manche Kerne und Hölzer funktionieren nur zusammen, wenn eines der magischen Metalle als Katalysator dient, insbesondere ist das in den seltenen Fällen nötig, wo ein Zauberstab zwei Kerne hat."

Harry nickte und betrachtete die Metalle sorgfältig. Nahezu zielsicher griff er nach einem silbrig schimmernden Material und wurde sofort von dem vertrauten Gefühl der Magie durchflossen doch diesmal schien ihn fast ein Singen zu erfüllen.

„Mithril. Das sollte dann alles sein, Milord."

Der alte Meister ergriff die Materialien und legte sie beiseite auf eine freie Fläche des Tisches. Dann ging Amelia durch die Materialien. Sie fand relativ schnell ein Holz, es war chinesisches Rosenholz, das die Farbe eines tiefdunklen Rots hatte.

Bei einer rot-goldenen Feder verharrte sie, „Ich spüre etwas, doch es ist nicht so stark wie bei dem Holz, Meister Sartorius."

Die Augen des Meisters weiteten sich besorgt, doch er sagte nichts. Sie fand keinen weiteren Kern und auch bei den Metallen regte sich nichts.

Auch diese Materialien legte er zusammen und schob alles andere beiseite.

Er legte nun Harrys Kerne zusammen und sprach einen unbekannten Zauber. Das Haar und die Feder schienen sich umeinander zu winden, doch als er den Zauber beendete, lösten sie sich wieder und lagen auf dem Tisch wie zuvor. Michael Satorius schaute Harry hilflos an und schnappte nach Luft.

„Das ist unmöglich. Sie verbinden sich nicht. Es scheint... es scheint, als würde noch etwas fehlen, aber was?"

„Bei keinem der anderen Materialien hatte ich eine Reaktion, Meister Sartorius."

„Hmm... welchen Kern hat ihr erster Zauberstab?"

„Eine Phönixf... moment mal. Amelia, du sagtest, dein Kern hätte reagiert, doch nicht richtig und es ist eine Phönixfeder, die du da hast?" fragte Harry mit funkelnden Augen.

Sie nickte unsicher.

„Entschuldigt mich einen Moment, bitte." sagte er und verschwand ohne eine Antwort abzuwarten in einem kleinen Nebenraum.

„Was war das?" fragte Meister Sartorius.

„Ich habe keinen Schimmer, Meister Sartorius."

Fünf Minuten später kam er mit zwei wunderschönen tiefblauen Federn wieder, deren Spitzen Silberfarben waren und grinste schelmisch.

Selbstsicher legte er eine der Federn neben seine Kerne und bedeutete Sartorius seinen Zauber zu wiederholen.

Er tat es und diesmal verbanden sie sich am Ende mit einem Blitz, der Amelia verdächtig nach dem blauen Licht aussah, das Harry gestern am Kristall ausgestrahlt hatte.

„Unglaublich." murmelte Sartorius beeindruckt.

Harry zwinkerte Amelia zu und reichte ihr die Feder. Sie schnappte nach Luft, als sie diese berührte.

„Wow, das... das ist sie. Die Reaktion war unglaublich stark. Ha.. Milord, was ist das für eine Feder?"

„Darf ich?" fragte der alte Meister und nahm ihr die schöne Feder aus der Hand. Er musterte sie sorgfältig mit den Augen eines Kenners, doch die Augen wurden immer weiter.

„Unmöglich. Das ist die Feder eines Cobalt-Phönix."
„Cobalt-Phönix?" fragte Amelia.

„Ja... tiefblaue Phönixe mit silbernen Akzenten noch stärker als die Feuerphönixe."

„Und warum unmöglich?" hakte Amelia nach.

„Sie sind vor mindestens 1200 Jahren ausgestorben."

Nun sah sogar Harry leicht überrascht aus.

„Wo haben sie diese Federn her, Milord?"

„Das kann ich ihnen leider nicht offenbaren, Meister."

„Zu schade. Darf ich annehmen, dass es doch noch einen dieser wundervollen Phönixe gibt?"

„Nicht wirklich, würde ich sagen." sagte Harry mit spitzbübisch funkelnden Augen.

Amelia sah ihn fragend an.

Sartorius legte nun Amelias Kern und Holz zusammen und sprach einen langen Zauber. In einem hellen blauen Licht verschmolzen die beiden Materialien zu einem 11 Zoll langen eleganten dunkelrot glänzenden Zauberstab, der jedoch bläulich im Licht zu glänzen schien.

„Bitte sehr, Lady Amelia." sagte der alte Meister stolz und als Amelia ihn in die Hand nahm, wurde sie von einem blauen Leuchten umgeben und der Stab schoss tiefrote und blaue Funken in die Luft.

„Wow. Ich dachte immer, mein Zauberstab würde gut zu mir passen, doch dieser ist einfach perfekt." sagte sie begeistert.

Harry strahlte glücklich, dass er ihr helfen konnte.

Doch was Satorius als nächstes sagte, ließ ihn nachdenklich werden, „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ihr müsstet eine sehr enge persönliche Bindung zu dem Phönix haben, der diese Federn gestiftet hat, Lady Amelia."

Sie zuckte nur mit den Schultern, „Ich habe noch nie einen Phönix gesehen, geschweige denn einen Cobalt-Phönix."

„Nun zu ihnen Milord. Ich fürchte drei Kerne und Metall könnten meine Kräfte bis an die Grenzen beanspruchen." sagte er zweifelnd.

„Vielleicht sollte ich den Zauber sprechen?" fragte Harry zuversichtlich.

„Hmm... das wäre eine Möglichkeit." Sie gingen zehn Minuten den Zauber durch und zu aller Überraschung konnte Harry sich den Spruch nahezu auf Anhieb merken.

„Ich hoffe nur, ihr Zauberstab interferiert nicht mit den Materialien." murmelte Sartorius.

„Dafür habe ich auch eine Lösung." sagte Harry selbstsicher.

Er legte den schimmernden neuen verwundenen Kern neben das Holz und das Metall und hielt seine rechte Hand darüber und schloss die Augen.

„Was..." wollte Sartorius rufen, doch Amelia bedeutete ihm zu schweigen.

Harry runzelte die Stirn und konzentrierte sich unglaublich stark. Sie spürten förmlich, wie sich die Magie um ihn ballte, ihre Härchen stellten sich auf und sie bekamen eine Gänsehaut.

Als er schließlich nach zwei endlosen Minuten begann, den Zauber zu sprechen, begann sich ein blaues Leuchten unter seiner Hand auszubreiten und das Gefühl der Magie, die den Raum nun erfüllte, wurde noch stärker. Die Worte, die er sprach wurden von einem nahezu unnatürlichen Echo begleitet, dass von überall aus dem Raum zu kommen schien.

Mit dem letzten Wort gab es einen Knall und eine Lichtwelle breitete sich unter seiner Hand beginnend durch den ganzen Raum aus.

Als Harry die Hand wegnahm, stieß er erschöpft die Luft aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der Zauberstab sah fantastisch aus. Er war schwarz wie die Nacht und schimmerte dunkelblau. Eine Spirale des silbrig schimmernden Metalls zog sich von Anfang bis Ende des Zauberstabs entlang und funkelte im Licht.

Als Harry ihn in die Hand nahm, leuchtete um ihn herum genau wie am gestrigen Tag ein gleißendes blaues Licht. Deutlich war zu sehen, wie das blaue Licht die Spirale des Metalls entlang zur Spitze des Zauberstabes wanderte und gleißende blaue Funken in noch nie gesehener Intensität aus dem Zauberstab schossen. Harrys Robe und seine langen schwarzen Haare wehten in einer nicht vorhandenen Brise hinter ihm und seine Augen leuchteten in einem inneren Feuer bis das Licht um ihn herum und die Funken erstarben.

„Wow, ich schließe mich Amelia an. Perfekt." sagte Harry grinsend, „Vielen Dank, Meister Sartorius."

„Kein Problem. Ich ziehe mich dann zurück."

Harry nickte und Amelia führte ihn zum Lunch, für das sie nun noch eine reichliche halbe Stunde Zeit hatten, bevor die Audienz beginnen würde.


The Dark One: Ja, gibt es ;-)

Kathleen Potter: Sorry, dass ich deine Frage übersehen habe. Scyde liegt auf der Erde, es ist eine (fiktive) Inselgruppe vor England und Askaban ist eine der Inseln. Und wenn du es wirklich wissen willst, die Antwort ist ja.

Ermione: Wow, das war ein ausführliches Review. Danke vielmals. Ich darf auch mal ein paar Kommies dazu loswerden ;-) Also meine Story hat absolut nichts mit Betrayed zu tun, was übrigens eine sehr gute Story ist. Die einzige Gemeinsamkeit ist der Fakt, DASS Harry kurz in Askaban war. Der Graf von Monte Christo, daran habe ich nicht im geringsten gedacht, als ich die Story geschrieben habe, doch hier hast du absolut recht. Es sind eindeutig Parallelen da. Finde ich gut, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Ich müsste mir den Film glatt mal ansehen, vielleicht kenne ich ihn sogar schon. Was Bill angeht... es wird nicht allzuviel in den Büchern über ihn gesagt, es kann also niemand sagen, ob oder ob er nicht gewalttätig veranlagt ist. Fakt ist, den Weasleys (abgesehen vielleicht von Percy) ist Familie sehr wichtig und das kann so weit gehen, dass ein Feind bestraft wird, der einem der Weasleys weh getan hat. Ich denke auch nicht, dass Ron das Rückgrat hätte, oder auch den Geist, das durchzuziehen, sehr wohl aber das Motiv dazu. Deswegen habe ich diesen Weg gewählt und zudem kann ich Ron momentan nicht sonderlich leiden ;-)Und du hast völlig recht, die ganze Story ist nichts als herumexperimentieren und ich erhebe keinen Anspruch, im Canon zu bleiben. Ich habe einfach nur Spaß am Schreiben und hoffe, ihr habt viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, du schreibst mir wieder mal ein solches Rev. Danke.

hbt3: Albus kommt bald, ein oder zwei Kaps

tini-chan: LoCA findest du auch auf Schau mal unter dem Autor nach, Rorschach's Blot oder gib einfach 'caer' als Suchbegriff ein. Ich kann hier leider keinen Link eingeben

Tolotos: Hedwig? Uhm... keine Ahnung grins

AN: Ich hab leider nicht so viel Zeit heute, also habt ein wenig Nachsicht, wenn ich eure Fragen nicht beantwortet habe. Seid sicher, ich lese jedes Review und freue mich auch über jedes. Sollte ich Fragen übersehen haben, einfach noch mal stellen oder mir einen Tritt in den Hintern geben, dann antworte ich. Bye bis zum nächsten Chap.