Kapitel 16 - Eine Phase der Ruhe... oder?

Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge. Amelia und Harry kümmerten sich zusammen um das Leben in Scyde während die Spione seines Gryphon-Teams in ihren Animagusformen die verbliebenen Todesser im Auge behielten. Voldemort verhielt sich ruhig, er hatte nahezu seinen gesamten inneren Zirkel verloren, die treuesten seiner Anhänger. Die restlichen niederen Todesser waren verstört und beunruhigt. Nach und nach hatten sich schon knapp zwanzig Todesser dem Ministerium gestellt und hofften im Austausch gegen Informationen eine gnädige Strafe auszuhandeln. Aufgrund dessen waren endlich auch die Auroren in der Lage, Erfolge zu erzielen. Nach diesen Vorkommnissen und Harrys erfolgreichen Einsätzen blieben Voldemort nicht einmal ein Drittel seiner Anhänger und Harry spürte ein konstantes Ziehen in seiner Narbe, ein deutliches Zeichen dafür, dass der dunkle Lord mehr als nur sauer war.

Doch Harry und seine Freunde gaben sich keinen Illusionen hin, sie wussten sehr genau, dass die Hauptgefahr von Voldemort ausging und demzufolge wiegten sie sich nicht in falscher Sicherheit. Hermine verbrachte einen Großteil des Tages damit, nach einem Weg zu suchen, den dunklen Lord ein für allemal zu vernichten. Zu diesem Zweck gestattete ihr Harry einen engeren Kontakt mit Dumbledore. Mochte er noch so ein manipulierender Bastard sein, er war der einzige, der abschätzen konnte, welche Rituale Voldemort vollzogen hatte und wie sie dessen mannigfaltige Schutzmaßnahmen umgehen konnten. Schließlich kamen sie alle zu dem Schluss, dass vermutlich nicht mal der Avada Kedavra ausreichen würde, Voldemort zu töten. Vermutlich würde er nur wieder als körperloser Geist auf die nächste Gelegenheit warten. Sie mussten etwas finden, was ihn schnell, total und endgültig vernichtete und Hermine war etwas auf der Spur, etwas, das sie in einem der ältesten Bücher aus Harrys Bibliothek entnommen hatte.

Dem Baby ging es ziemlich gut und es schien ziemlich fröhlich zu sein, wann immer Harry sich ihm näherte oder es mit Amelia oder seiner Mami knuddelte oder spielte.

So sah es auch heute erwartungsvoll der Tür entgegen, als sie sich öffnete, und als Harry und Amelia nach einem geschäftigen Tag eintraten. Es kicherte in seinem niedlichen Baby-Lachen und streckte Harry hoffnungsvoll die Arme entgegen.

Hermine sah schmunzelnd und liebevoll von ihrem Buch auf und beobachtete, was Harry tun würde.

Ihr Herz machte wie immer einen Sprung, als er mit funkelnden Augen auf das kleine Geschöpf zuging.

„Na wen haben wir denn da?" fragte er lächelnd.

Er gab dem kleinen Mädchen einen Finger in seine kleinen Hände und das Baby griff danach. Es kicherte und zog an dem Finger.

Harry befreite sich aus dem leichten Griff und hob das Baby auf seine kräftigen Arme. Er hatte sich gut von dem Aufenthalt in Askaban erholt und nichts von der Qual sah man ihm mehr an.

Die Liebe von Amelia und Hermine und das kleine Energiebündel, das er nun auf dem Arm hielt, hatten die Bitterkeit und den Hass auf die Zauberer aus seinem Herzen getrieben. Er war nur noch hart und kalt, wenn es erforderlich war, d. h. Im Kampf, wenn er seine Autorität ausspielen musste, oder wenn er mit dem Orden und Dumbledore zu tun hatte.

Aber im Augenblick hielt er das Baby so hoch, dass es auf seiner Augenhöhe war und rieb spielerisch seine Nase an der des Babys, was es noch mehr zum Kichern veranlasste. Als das kleine nach seinen Haaren Griff und daran zog, lachte er laut und Amelia stimmte mit ein.

Dann nahm er Crystal sicherer in die Arme und sie kuschelte sich an seine Brust.

Harry suchte den Blick von Hermine und sah in ihre rehbraunen Augen, die von nichts als Liebe, Zuneigung und Glück erfüllt waren.

Sie war so froh darüber, dass er das Baby als sein eigenes akzeptierte, obwohl sie es von dem Mann empfangen hatte, der seine Liebe zerstört und ihn verraten hatte.

Genau das sagte sie ihm wiederholt, als er sich zu ihr herunter beugte und sie liebevoll küsste.

Er sah sie mit seinen funkelnden grünen Augen an und sagte ernst, aber voller Liebe, „Hermine, Ron mag das Kind gezeugt haben, aber es ist nun unser Kind. Er hat es nicht nur verleugnet, sondern er ist auch nicht mehr da. Du bist seine Mutter und bald werden Du, Amelia und ich verheiratet sein. Ich war dabei, als du das Kind geboren hast und ich liebe dich aus tiefstem Herzen. Warum sollte ich das Kind nicht mit vollen Armen empfangen? Es wird von uns aufgezogen und in der vereinten Liebe von uns dreien gibt es nahezu keine Chance, dass es auch nur entfernt so wird, wie ihr Vater. Zudem hat sie dein Aussehen und ich wette, sie hat auch deinen besonnenen Verstand geerbt. Sie ist nicht Ron, Hermine. Sie ist Crystal, unsere kleine Tochter."

Ihre Augen wurden feucht und sie umarmte ihn voller Liebe und doch wusste sie genau, sie würde sich nie vergeben, was sie Harry angetan hatte, auch wenn er ihr verziehen hatte und aus dieser Schuld heraus, würde es sehr lange dauern, bis diese Zweifel verschwanden, wenn überhaupt. Harry wusste das auch und er tat alles, um sie an seine Liebe glauben zu lassen, seine Liebe zu ihr und seiner Tochter.

Harry drehte sich um und zog Amelia an sich heran, um sie ebenfalls zu küssen. Sie war im Hintergrund geblieben, um sie nicht zu stören.

„Nun, liebste Hermine, wie war dein Tag?" fragte Harry, als Amelia ihm strahlend das Mädchen abgenommen hatte und sich mit ihm in einen der Sessel gesetzt hatte, so dass sie mit ihm spielen konnte.

Harry setzte sich in den Sessel daneben, so dass er alle drei im Auge behalten konnte.

Hermines Augen leuchteten auf.

„Ich glaube, ich habe etwas. Hier, lies!" sagte sie und gab ihm eine Rolle Pergament mit ihren Notizen.

Er entrollte die Aufzeichnungen und las konzentriert.

Amelia und Hermine beobachteten interessiert, wie sich seine Stirn immer mehr in angestrengter Konzentration verzog.

Ab und an nickte er und am Ende des Pergaments angekommen, zog er die Rune nach, die dort kunstvoll aufgezeichnet war.

„Die Rune der absoluten Zerstörung." sagte er ehrfürchtig, „Du meinst, sie desintegriert ein Objekt oder Subjekt inklusive der Spirituellen Energie?" fragte er noch leicht zweifelnd.

Hermine nickte stolz, „Ja. Sie wurde nahezu universell eingesetzt in den vergangenen Zeitaltern. Sie haben damit gekämpft, Dämonen vernichtet und die bösen Geister zerstört, was auch immer damit gemeint ist. Doch wenn das wörtlich zu nehmen ist, wovon ich ausgehe, wird nicht nur der Körper zerstört, sondern auch der Geist des dunklen Lords."

„Das hört sich gut an. Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert. Doch die Rune sieht ziemlich komplex aus. Es wird eine Weile dauern, bis ich sie beherrsche."

„Es ist noch viel schlimmer. Ich habe mehrere Hinweise gefunden, dass nur die mächtigsten überhaupt versucht haben, diese Rune zu meistern Harry. Das macht mir Sorgen."

„Warum?" fragte er.

„Weil es dich schon so sehr auslaugt, Runenzauber zu wirken. Was ist, wenn es dich zu viel Energie kostet?" fragte sie besorgt und Amelias Blick drückte das selbe aus.

Harry stand auf und ging zum Fenster. Er schaute eine Weile hinaus und sah zu, wie die Sonne unterging.

Hermine und Amelia warfen sich einen sehr besorgten Blick zu, sie spürten, was ihm durch den Kopf ging und wie er entscheiden würde.

Nach mehreren Minuten drehte er sich um und sein Blick war einmal mehr hart wie Diamant.

„Wenn es ein Weg ist, diesen Bastard ein für allemal zu beseitigen, werde ich ihn gehen..." Sein Gesicht wurde noch entschlossener, „... und wenn es das letzte ist, was ich tue."

„HARRY!" riefen Hermine und Amelia synchron.

Sie wollten aufspringen, doch eine Handbewegung stoppte sie und sie setzten sich wieder.

Sein Blick wurde wieder sanft und voller Liebe.

„Amelia, Hermine. Ihr beide wisst, dass ich euch über alles liebe." sagte er und sah sie fragend an.

Sie nickten, beide sehr wohl wissend, wohin das führen würde.

„Ich war nie so glücklich, wie ich jetzt bin und es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche, als mit euch zusammen alt zu werden, unsere Kinder groß zu ziehen und ein ruhiges und glückliches Leben zu führen."

Sie lächelten bei diesen Worten, die so voller Emotionen waren und Hermine wusste sehr wohl, dass Harry selten so emotional war.

„Doch es kann kein solches Leben geben, solange 'Er' da draußen ist, solange er unschuldige quält und tötet und solange er hinter uns her ist. Solange er lebt, seid ihr in Gefahr und das werde ich nicht zulassen. Ich werde nicht dulden, dass ihr in Angst lebt und dass meine Kinder in Furcht und Schrecken aufwachsen. Wenn ich etwas tun kann, um ihn zu stoppen, werde ich es tun."

Sein Ton ließ kein Raum zur Argumentation und beide Frauen wussten es. Sie konnten ihn beide um den Finger wickeln, wann immer sie wollten, aber in Situationen wie dieser, war er der Boss und er wich nicht von seinem Standpunkt. Diese Entschlossenheit, seine Lieben zu beschützen, würde eines Tages Voldemorts Untergang sein, diese Liebe und das daraus geborene Schutzbedürfnis gaben ihm die Kraft, das Unmögliche zu erreichen und das war die Macht, die Voldemort nicht kannte. Selten hatte Hermine das so klar gesehen wie jetzt.

Sie stürzte sich auf ihn und warf ihm schluchzend die Arme um den Hals.

„Wir möchten dich nicht verlieren Harry." wisperte sie und auch Amelia kam mit dem Baby auf einem Arm zu ihnen um sie mit dem anderen Arm zu umarmen.

„Ich verspreche euch, ich werde nicht leichtsinnig sein, dazu liebe ich euch viel zu sehr." sagte er ernst.

Sie küssten ihn beide und legten all ihre Liebe in diese Küsse.

Sie ließen ihn zögernd wieder los und er schaute sie ernst an, „Kopf hoch! Es heißt nicht, dass es keiner versucht hat, sondern nur, dass es nur wenige versucht haben, aber einige haben es auch geschafft. Es ist also nicht aussichtslos. Morgen beginne ich mit dem Training. Wenn das der Weg ist, brauche ich Zeit, die Rune zu zeichnen und zu aktivieren. D.h. Ich werde mit beiden Teams eine neue Strategie proben, sie müssen mir die nötige Zeit verschaffen. Zudem werde ich den Orden instruieren, wenn wir wissen ob die Rune funktioniert. Die nächste ernste Begegnung wird dann die letzte sein!" sagte er entschlossen.

Beide schluckten und nickten.

„Aber jetzt genug davon!" sagte er ernst und lächelte dann wieder liebevoll, „Familienzeit!" rief er und zog die beiden Frauen mit dem kleinen Baby auf die große Couch und begann mit allen zu schmusen.

Später am Abend brachte Amelia die kleine Crystal ins Bett, während sich Harry mit Hermine ins Schlafzimmer zurückzog. Amelia sah sich derweil ebenfalls die Notizen von Hermine an und folgte ihnen zwei Stunden später, wo sie sich sanft an Harrys starke Gestalt kuschelte, nachdem sie ihn einen leidenschaftlichen Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte.

Am nächsten Morgen zog Harry sich schnell mit Amelia, Hermine und dem Baby nach draußen auf den Hof zurück. Diesmal schickte er die Soldaten, die trainierten vom Platz.

Er sah Hermine unsicher an, „Willst du nicht mit dem Baby ins Schloss gehen? Wir wissen nicht, was passiert."

„Harry!" sagte sie und rollte mit den Augen, „Zunächst einmal musst du üben, die Rune zu zeichnen. Wenn du das kannst, musst du sie erst aktivieren, vorher passiert gar nichts. Wenn du soweit bist, werde ich Crystal rein bringen und sowieso Abstand halten."

Er nickte und nahm noch einmal das Pergament, um einen letzten Blick auf die Rune zu werfen.

Er schloss die Augen, verinnerlichte zum hundertsten Male das Bild der außerordentlich komplizierten Rune und begann, sie mit dem Finger in die Luft zu zeichnen.

Doch als er bei zwei Dritteln der Zeichnung angelangt war, blinkte die Rune kurz auf und verblasste innerhalb eines Sekundenbruchteils bis sie verschwunden war.

Er runzelte irritiert die Stirn und wiederholte den Versuch. Doch es geschah das gleiche. Er versuchte, die Rune auf einem anderen Weg zu zeichnen, mit einer anderen Stelle anzufangen, doch da rührte sich gar nichts.

„Was ist?" fragte Hermine unsicher. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es auf Anhieb klappen würde, doch so etwas hatte sie auch nicht erwartet.

„Ich weiß nicht. Irgend etwas..." sagte Harry und schloss die Augen.

Wieder zeichnete er die Rune, doch diesmal mit geschlossenen Augen.

„Hmm. Sie wird instabil, immer an der selben Stelle. Sie kollabiert. Spürt ihr es?" fragte er.

Sie sahen ihn fragend an und schlossen ebenfalls die Augen. Er zeichnete sie erneut und sie fühlten, wie sich die Härchen auf ihrer Haut aufstellten und schnappten hörbar nach Luft.

„Harry! Diese Macht! Ich konnte sie körperlich spüren. Sie fluktuiert, bevor sie in sich selbst kollabiert." sagte Amelia überrascht und schauderte dann, als ihr klar war, was das bedeutete. Diese Rune, wenn sie aktiviert werden konnte, war unglaublich machtvoll, wenn sie schon das Zeichnen der Rune spüren konnten.

„Sie kollabiert nicht, sie brennt sich selbst aus." sagte Harry sachlich, „Wir müssen einen Weg finden, sie zu stabilisieren. Und ich weiß auch schon etwas."

„Was?" fragte Hermine. Sie platzte fast vor Neugier.

Doch Harry sagte nur abwesend, voll in Gedanken, „Später. Ich muss es erst prüfen."

„HARRY!" flehte Hermine, doch er drehte sich nur um und ging eilig zurück ins Schloss.

Die Frauen sahen sich an und eilten ihm hinterher.

„Amelia, sag bitte alle Termine ab. Wenn ich recht habe, werde ich noch viel mehr Zeit brauchen, als ich ursprünglich gedacht habe."

Sie nickte und schrieb ein paar Zeilen in ihr Buch, das sie immer mit sich führte.

Harry vergrub sich förmlich in seiner Bibliothek und war kurz darauf von Schriftrollen und Büchern umgeben.

Er war nach kurzer Zeit so in seiner Arbeit versunken, dass er nicht mal aufsah, als Hermine oder Amelia die Bibliothek betraten.

Er ignorierte ihre Aufrufe zum Mittagessen wiederholt und Hermine warf verzweifelt die Arme in die Luft.

„Das ist doch nicht normal! Er sitzt schon den ganzen Vormittag hier und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen." sagte sie empört.

Amelia lachte fröhlich und legte schwesterlich einen Arm um Hermines Schulter, „Schau, wer da redet! Wie oft haben wir dich schon so aus der Bibliothek gezerrt, als du so von Büchern und Schriften umgeben warst?"

Hermine sah sie entrüstet an, doch dann musste sie ebenfalls grinsen.

„Gut, ich geb es auf! Was machen wir? Sandwiches?"

„Gute Idee. Komm! Und du musst Crystal bald füttern."

Hermine strahlte und sah dann bedeutend auf Amelias Bauch hinab.

„Bald können wir Erfahrungen austauschen." sagte sie glücklich.

Amelia lächelte und strahlte ebenso glücklich wie Hermine.

Sie zogen sich aus der Bibliothek zurück.

Als sie zurück kamen, stellten sie ihm einen Teller mit einigen Sandwiches auf den Arbeitstisch und er räumte abwesend ein paar Schriftrollen beiseite, ohne aufzusehen.

„Danke, ihr Lieben." murmelte er und war schon wieder in die Arbeit vertieft.

Hermine rollte mit den Augen, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging dann Crystal stillen.

Amelia setzte sich auf einen Sessel neben dem Tisch und beobachtete einen Moment ihren Verlobten, wie er völlig in die Arbeit vertieft ein Sandwich nahm und gedankenverloren daran rumkaute.

Als sie sah, dass er wenigstens aß, kontrollierte sie ihr Buch, um sich über den Stand in dem kleinen Land zu informieren.

Ein paar Minuten später kam Hermine in die Bibliothek zurück mit der schlafenden Crystal auf dem Arm.

Doch sie wachte auf als sie plötzlich in Harrys Nähe war und giggelte als sie ihn sah.

Augenblicklich sah Harry auf und seine Augen begannen vergnügt zu funkeln.

Mit einem Wink seiner Hand levitierte er die kichernde kleine Crystal aus den Armen ihrer überraschten Mutter und knuddelte sie herzlich.

Hermine sah Amelia an und Amelia Hermine.

Schließlich schmunzelte Amelia, „Sollten wir vielleicht eifersüchtig sein, dass er uns stundenlang so schamlos ignoriert und sie braucht nur einmal kichern und hat seine volle Aufmerksamkeit?"

Hermine grinste und wie einer stürzten sie auf ihn zu und setzten sich rechts und links neben ihm auf die Sessellehnen. Dann schlossen sie ihn in eine Gruppenumarmung.

Harry lachte fröhlich.

„Keine Sorge, ich hab euch sehr wohl wahrgenommen, doch ich war etwas auf der Spur. Ich glaube, ich habe eine Lösung, doch sie bedarf noch etwas Nachforschung." sagte er, „Und ich weiß eure Fürsorge zu schätzen."

Sie küssten ihn kurz doch bevor Hermine fragen konnte, was er gefunden hatte, winkte Harry ab und sagte nur, „Später, Hermine."

Sie stöhnte missmutig, nickte aber. Sie nahm ihm Crystal ab, die sich etwas beruhigt hatte und brachte sie in ihr kleines Bettchen für den Mittagsschlaf.

Es war schließlich abend und bereits nach dem Abendessen, als Harry seine Schriftrollen und Bücher wegräumte. Hermine schreckte hoch, sie war eingenickt und Amelia hatte sich um das Baby gekümmert.

„Harry! Sagst du uns jetzt endlich, was du gefunden hast?" flehte Hermine.

Harry gähnte herzhaft, nickte aber.

„Wie ich mir das denke, braucht die Rune stützende Energie, sonst verzehrt sie sich selbst. Ich hatte eine Idee und habe nach Referenzen gesucht, jedoch nichts gefunden. Doch ich denke, es müsste funktionieren. Wir haben eine Menge Runen, die für die unterschiedlichsten Dinge stehen, die aber keine aktiven Zauber wirken. Dennoch müssen sie für etwas gut sein."

Hermine nickte.

„Ich habe eine Rune für Energie gefunden." sagte er und zeigte sie Hermine.

„Mein Gedanke ist, diese Rune als stützende Matrix zuerst zu zaubern und dann erst die Rune der Zerstörung. So kann sich die zweite Rune die Energie aus der ersten ziehen. Hier, seht her!"
Er nahm eine Zeichnung der Energie-Rune und eine Zeichnung der Rune der Zerstörung. Mit einem Wink seiner Hand wurde letzteres Pergament transparent, so dass nur die Rune sichtbar war und legte es über die erste Rune.

Hermine schnappte überrascht nach Luft.

„Es passt wie ein Puzzle, nicht wahr?" fragte Harry grinsend, „Wie ihr seht, gibt es keine doppelten Linien und Überschneidungen nur an den schon vorhandenen Kreuzungspunkten der Linien."

„Als wären sie füreinander gemacht." sagte Hermine leise beeindruckt.

„Wow." war alles was Amelia sagen konnte.

„Und das wird auch der Grund sein, warum nur mächtige Zauberer diese Rune nutzen können. Allein die Macht der Rune der Zerstörung ist schon so groß, dass sie körperlich spürbar ist, allein beim Zeichnen. Wenn sie aktiviert würde, wäre der Effekt noch größer. Und nun stellt euch vor, wie es sein wird, wenn beide Runen gleichzeitig aktiviert werden!"

Hermine wurde blass und schluckte.

„Aber ich habe noch etwas gefunden, als ich weiter gedacht habe. Ich möchte auf keinen Fall, dass die zerstörerische Macht unkontrolliert wirkt. Von dem Gedanken der Energierune ausgehend, habe ich weiter geforscht."

Hermine sah ihn überrascht an, „Die Rune der Stabilisierung." sagte sie intuitiv.

„Exakt. Und nun schaut her!"

Wieder nahm er ein Pergament mit einer Rune und machte es transparent.

Als er es über die anderen beiden Pergamente legte, ächzten beide Frauen auf.

„Es passt wieder." sagte Amelia beeindruckt.

„Ja, absolut perfekt. Und wisst ihr was? Ich habe ohne Magie die Runen bereits in der Reihenfolge Stabilität, Energie und Zerstörung gezeichnet. Es sieht nicht nur perfekt aus, es fühlt sich vollkommen an, absolut vollkommen, als ob diese drei Runen von vorneherein zusammen gehörten. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass Energie und Stabilität noch für andere mächtige Runen dienen. Um sicherzugehen bin ich weitere allgemeine Runen durchgegangen, doch ich habe nichts gefunden, was in das Muster passt. Morgen werde ich es probieren."

Die Frauen nicken und kuschelten sich liebevoll an ihren Verlobten. Was für das Zaubern mit zwei Runen galt, traf für drei umso mehr zu. Es würde verdammt viel seiner Magie kosten.

Wieder sagte Amelia alle Termine für den Tag ab und alle drei wussten, dass sie das nicht noch einen weiteren Tag machen konnten.

Hermine hatte Crystal in die Hände einer Amme gegeben und wartete mit Amelia am Rand des Übungsplatzes.

Wieder scheuchte Harry die Soldaten vom Übungsplatz und diesmal suchte er sich ein Ziel, einen alten Schuppen in dem früher Waffen gelagert wurden.

Harry konzentrierte sich stark. Er war sehr zeitig erwacht und hatte den ganzen Morgen damit verbracht sich die drei Runen anzusehen und einzuprägen.

Als er die Augen schloss, hatte er ein detailliertes Bild der Runen vor Augen.

Er öffnete sie wieder und begann, die Rune der Stabilität zu zeichnen. Sie leuchtete als flammendes Symbol, wie er es kannte. Ohne abzusetzen zeichnete er die Rune der Energie und die Flammenlinien färbten sich in ein helles Gelb das fast ins Weiß überging.

Harry spürte, wie die Luft von Magie erfüllt wurde und es jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken. Dennoch zeichnete er ohne zu zögern weiter die Rune der Zerstörung.

Als er bei zwei Dritteln angekommen war, konnte er seine Aufregung kaum unterdrücken, jetzt würde sich zeigen, ob seine Gedanken richtig waren. Hermine und Amelia fassten sich unbewusst bei den Händen, denn auch sie waren sich der Bedeutung des Augenblickes bewusst.

Er überschritt den kritischen Punkt und die Rune blieb stabil, wenn überhaupt, leuchtete sie noch kräftiger.

Als er die Rune der Zerstörung beendete, flammte das Symbol einmal blendend auf leuchtete danach in einem tiefen Rot. Die beiden Frauen spürten die Macht der Magie vor Harry bis zu ihnen und sie standen fast vierzig Meter von ihm weg.

Er drehte sich zu ihnen um und warf ihnen einen Blick voller Liebe zu, dann wurden seine Augen entschlossen. Worte waren überflüssig. Sie wussten beide, er liebte sie, egal, was nun geschah und ihr Griff wurde fester.

Sie sahen, wie er sich auf den Schuppen konzentrierte und langsam die Hand in Richtung der Rune erhob.

Fast sanft berührte er sie und dann flammte sie grell auf, als er sie mit seiner Magie aktivierte. Ein tiefroter Strahl schoss aus der Rune auf den Schuppen und dieser leuchtete nur einmal kurz in dem selben Rot auf, bevor er verschwand mit einem großen Teil der Mauer, die sich dahinter befand.

Harry sank augenblicklich auf die Knie, als der Strahl erlosch und mit ihm erlosch auch die Rune. Das allein war ungewöhnlich, denn Runen blieben normalerweise so lange vorhanden, bis der Erschaffer sie löschte. Doch die Aktivierung zerstörte vermutlich die Stabilität dieser kombinierten Rune, so war das eigentlich kein Wunder.

Die Frauen eilten zu ihrem Geliebten und knieten sich neben ihm nieder.
„Harry! Geht es dir gut?" fragte Amelia besorgt.

„Nur... erschöpft." krächzte er, dann sackte er bewusstlos zu Boden.

Doch die Frauen griffen ihn rechtzeitig, so dass er nicht auf dem Boden aufschlug.

Amelia pfiff einmal laut und zwei Soldaten kamen herbeigeeilt. Sie trugen ihn zur Krankenstation.

„Sollen wir ihn aufwecken?" fragte Amelia.

„Nein!" sagte Hermine entschieden, „Wenn er erschöpft ist, muss er ruhen. Wir würden ihm nur schaden."

Amelia nickte und sie erreichten kurz darauf den Krankenflügel.

Die Heilerin seufzte, als sie Harry erkannte und untersuchte ihn eilig.

Sie runzelte besorgt die Stirn und verabreichte ihm zwei Elixiere.

„Was ist mit ihm?" fragte Hermine.

„Er ist erschöpft, absolut ausgebrannt. Er wird mindestens zwei Tage ruhen müssen, Milady. Wie hat er das nur angestellt? Seine Magiereserven sind fast völlig verbraucht."

„Er suchte einen Weg, Voldemort zu besiegen." sagte Amelia abwesend und streichelte Harry sanft über die Stirn.

Die Heilerin nickte. „Wenn er aufwacht, kann er in sein Quartier. Aber er muss ruhen und das heißt im Bett liegen bleiben!"

Amelia räusperte sich, „Wie sieht es mit Audienzen aus?"

„Morgen auf keinen Fall. Wenn es ihm gut geht, übermorgen. Nicht länger als zwei Stunden und keine Magie!"

Amelia nickte und die Heilerin kehrte zu einem anderen Patienten zurück.

Harry erwachte zwei Stunden später und ließ sich absolut groggy von seinen geliebten Frauen zu seinem Quartier helfen, wo er geschafft ins Bett fiel und kurz darauf einschlief.

Er erwachte erst einen Tag später, nachdem er fast 36 Stunden geschlafen hatte. Hermine saß neben seinem Bett und spielte mit Crystal.

Das erste was er spürte war, dass er großen Hunger hatte und sein Magen knurrte. Hermine sah zu ihm herüber und grinste, als sie sah, dass er die Augen auf hatte.

„Morgen, du Schlafmütze. Hat dich dein Magen geweckt?"

Er sah sie etwas verlegen an, „Nein, ich denke nicht. Aber wo du es erwähnst, ich habe einen Mords-Kohldampf."

„Das ist auch kein Wunder, Harry. Zuerst mal hast du dich völlig ausgebrannt und zum zweiten hast du nun 36 Stunden durchgeschlafen. Du musst Hunger haben."

„So lange?" fragte er und streckte sich. Seine Knochen und Gelenke knackten hörbar.

„Hört sich sogar so an." sagte Hermine und lachte.

Harry lachte mit.

Crystal drehte sich zu ihm, streckte die Arme aus und giggelte.

„Komm her mein Schatz!" sagte er liebevoll, als er in die kleinen vergnügten Augen sah.

Hermine reichte ihm das Mädchen und er hob es zu sich auf das Bett.

„Na mein kleines Prinzesschen!" sagte er und knuddelte sie sanft, was sie wiederum zum Kichern brachte.

Dann sah er Hermine an, „Was ist eigentlich aus dem Versuch geworden?"

Sie grinste und sagte, „Sie reparieren immer noch die Mauer, die du mit dem Schuppen ins Nichts gepustet hast."

„Es hat also funktioniert." sagte er erleichtert.

„Ja, aber du kannst diesen Zauber nur als allerletzte Instanz anwenden, Harry." flehte sie ihn an.

„Ich weiß. Wenn ich schon zusammenbreche, wenn ich frisch und munter bin, was soll dann nach einem Duell passieren? Zudem müssen die Todesser vorher ausgeschaltet werden. Nicht auszudenken, dass ich Voldemort vernichte und dann wehrlos gegenüber seinen Lakaien bin." murrte er.

Sie seufzte erleichtert, dass er es auch so sah, wie sie.

„Also, wir müssen das geschickt planen. Die Soldaten und der Orden müssen Hand in Hand zusammen arbeiten und die Todesser ausschalten, dass ich freie Bahn für Voldemort habe. Am besten wäre es, wenn ihn jemand ablenkt während ich die Rune zaubere. Und ich muss schneller werden." murmelte er vor sich hin. Hermine nickte bestätigend. Wenn das der einzige Weg war, den dunklen Lord zu besiegen, musste alles perfekt vorbereitet werden.

„Wir müssten ihm eine Falle stellen." sagte Hermine noch immer mit einem besorgten Unterton in der Stimme.

Harry nickte, „Wir werden einen Weg finden. Aber als nächstes werden wir uns auf die Hochzeit konzentrieren." sagte er und zwinkerte ihr zu, „Ich werde natürlich derweil trainieren, aber wir heiraten, bevor wir einen Plan für die finale Zusammenkunft ausbrüten."

Sie strahlte über das ganze Gesicht, doch dann verzog sie es und schluckte.

„Nicht schon wieder!" stöhnte sie, bevor sie aus dem Zimmer stürmte.

Im selben Augenblick kam Amelia herein und sah ihn fragend an.

„Was war das denn?"

Harry schüttelte hilflos mit dem Kopf, doch dann weiteten sich seine Augen.

„Weißt du, solch eine Reaktion habe ich schon mal gesehen... als du festgestellt hast, dass du schwanger bist." sagte er fast flüsternd, „UND Hermine murmelte 'Nicht schon wieder!' bevor sie raus gestürmt ist."

Amelia sah ihn grinsend und mit funkelnden Augen an, „Harry! Kannst du dich nicht beherrschen?"

Er grinste verlegen zurück und zuckte mit den Schultern, „Was soll ein Mann machen mit zwei solch perfekten, hinreißenden und sexy Frauen?"

Sie umarmte ihn vorsichtig, um nicht Crystal weh zu tun und küsste ihn.

„Ich hole die Heilerin. Sie muss dich sowieso untersuchen nach deinem Stunt."

Er hob nur amüsiert eine Augenbraue, als sie aus dem Zimmer ging und er wandte sich wieder Crystal zu.

Kurz darauf kam sie mit einer grummelnden Hermine und der Heilerin im Schlepptau wieder.

Harry sah sie fragend an und die Heilerin lächelte ihm zu, als sie sagte: „Ich gratuliere Milord. Lady Granger ist schwanger."

Harry sprang förmlich aus dem Bett und umarmte Hermine leidenschaftlich.

Ihr etwas mürrischer Gesichtsausdruck wurde freundlicher, als er sie küsste.

„Ich freu mich so." sagte er, doch dann schaute er sie besorgt an, „Hermine, was ist? Stört es dich?"

„Nein, ich freue mich auch, Harry. Ich wollte das nur nicht sofort wieder durch machen." sagte sie seufzend, doch ihre Augen funkelten trotzdem glücklich.

Schließlich lächelte sie und strahlte und küsste ihn leidenschaftlich.

„Aber wenn ich das überstanden habe, wird verhütet, Mister Potter!" sagte sie harsch und gab ihm einen Klapps auf den Arm. Dann grinste sie und alle drei lachten.

Nur die Heilerin sah etwas verlegen zu Boden.

„So, Harry, jetzt wirst du untersucht!" bestimmte Amelia und schob ihn zu seinem Bett zurück. Dann nahm sie Crystal an sich, während die Heilerin ihn untersuchte.

„Hmm... sie sind wieder fit, Milord. Ich möchte sogar sagen, dass ihre Magiereserven nicht nur auf dem alten Stand sind, sondern sogar etwas stärker."

Harry nickte, „So wie nach einem Workout. Man trainiert seine Muskeln bis zur Erschöpfung, doch danach sind sie stärker. Das ist doch mal was positives. Vielleicht sollte ich den Spruch noch ein paar Mal üben."

Hermine sah ihn entschlossen an, „Aber erst heiraten wir!"

„Ja, hab ich doch gesagt!" sagte er grinsend.

Die Wochen bis zur Hochzeit vergingen wie im Fluge und bald befand sich die ganze Insel in Festtagsvorbereitungen. So sehr Harry es hasste, er war es seinem Volk schuldig, dass er alle an der Feier teilhaben ließ. So würden zur Hochzeit die wichtigsten Vertreter seiner Untertanen aus Wirtschaft, Bildung und Militär kommen und nach der eigentlichen Zeremonie würde es eine große Parade geben, bevor sie wieder ins Schloss zurückkehren würden um dort letztendlich zu feiern. Außer den Gästen aus Scyde, lud er seine engsten Freunde ein, aber nur die, welchen er verziehen hatte und das waren nicht allzu viele. Nur aufgrund der Überredung Hermines und Amelias hatte er zugestimmt, auch Dumbledore einzuladen. Sie sagten, es würde einen guten Willen zeigen und Harry brauchte den Orden für den finalen Kampf.

Trotz des Stresses, den die Hochzeit mit sich brachte, nahm er sich Zeit zu trainieren. Er übte immer und immer wieder die kombinierte Rune zu zeichnen, bis er es in wenigen Sekunden schaffte. Und nach Absprache mit Amelia und Hermine sprach er den Runenzauber noch drei mal vor der Hochzeit.

Sie nahmen ihm die Arbeit so gut es ging ab, damit er die nötige Zeit für die Erholung hatte und obwohl sie nicht wollten, dass er sich so sehr fertig machte, wollten sie noch weniger, dass ihn der letzte Kampf umbringen würde. Und was die Heilerin sagte, war richtig. Seine Magie wurde dadurch trainiert und langsam, sehr langsam erhöhte er seine Reserven. Auch seine normalen Sprüche wurden stärker und die anderen Runenzauber verlangten ihm nun bei weitem nicht mehr soviel ab. Außerdem lernte er, den starken Zerstörungszauber besser zu dosieren. Er vernichtete nun nur noch das ausgewählte Ziel, nicht mehr alles was dahinter stand.

Und so nahte der große Tag.

Sie hatten sich entschieden, die Zeremonie im Schlossgarten durchzuführen, wie es sich Amelia gewünscht hatte und die Kirschbäume standen in prächtiger Blüte.

Remus würde seinen Trauzeugen spielen und mit ihm zum Garten reiten.

Harry stand etwas nervös vor dem Spiegel. Die Frauen waren natürlich in dieser Nacht nicht bei ihm geblieben und so hatte er zum ersten Mal seit langem allein in seinem Bett geschlafen, ein Gedanke, der ihm überhaupt nicht gefiel.

Er sah sein Spiegelbild und strich zum hundertsten Male seine schwarze, seidig schimmernde Robe glatt.

„HARRY! Du siehst gut aus. Also ehrlich, du bist schlimmer als ein ganzes Dutzend Frauen. Oder bist du etwa nervös?" fragte Remus neckisch.

Harry warf ihm einen bösen Blick aus seinen funkelnden grünen Augen zu.

„Nein, ähm... ja, etwas." seufzte er, „Aber ich bin mir sicher, in dem was ich tue."

„Das wollte ich hören. Und nun komm!"

Harry befestigte letztlich das Schwert an seinem Gürtel und befestigte den silber schimmernden Umhang an den Schultern. Er wurde von zwei silbernen Schnallen an den Schultern gehalten, eine trug das Symbol des Lords Scyde, die andere die des Hauses Potter.

„Also schön, auf geht's!" sagte Harry und trat aus der Tür.

„Merlin sei dank, dass du nicht in deiner, ähm, Uniform heiratest." sagte Remus scherzend.

„Ich glaube nicht, dass Hermine es gefallen hätte, wenn ich in dem Grusel-Outfit zum Altar gegangen wäre. Amelia hätte da sicher weniger Skrupel." erwiderte Harry grinsend.

Zwei Wachen des Teams Silverdragon begleiteten ihn, zwei weitere warteten pflichtbewusst vor der Tür der beiden Frauen.

Remus nachtblaue Robe und Harrys Umhang flatterten ihnen hinterher, als sie festen Schrittes durch die Gänge des Schlosses eilten um zum Hof zu gelangen.

Wenige Minuten später erreichten sie den Hof.

Der Stallmeister hielt zwei der prächtigsten Nightmares für sie bereit, obwohl viele Zauberer in den Tieren Unheilbringer sahen, vielmehr noch als in den Thestrals.

Selbst Remus runzelte die Stirn.

„Hättest du nicht normale Pferde nehmen können?" grummelte er leise.

Harry grinste, „Das würde gegen das ganze Lord-Scyde-Business gehen, Moony. Außerdem bist du ein Werwolf, sie sind also genau das richtige für dich. Hab dich nicht so mädchenhaft. Ich persönlich finde sie prachtvoll. Das absolut schwarze Fell und die Flammenden Mähnen und Schweife, einfach beeindruckend." sagte Harry stolz.

Remus schüttelte sich leicht, als sie dunkle Wolken aus ihren Nüstern bliesen.

„Prachtvoll sagt er! Beeindruckend, ja, aber prachtvoll?"

Er schüttelte sich erneut, doch dann stieg er auf sein Nightmare.

Harry war elegant und schwungvoll ebenso auf seines gestiegen.

Er stieß ihm leicht seine Stiefel in die Flanken, als der Stallmeister die Zügel losließ und das große Nightmare stieg düster wiehernd mit den flammenden Vorderhufen in die Luft und Harry jauchzte vergnügt.

„Angeber!" rief ihm Remus leise zu, beunruhigt sein Nightmare im Auge behaltend, dass es nicht auf die Idee kam, Harrys Reittier das nachzumachen.

Harry gab den Wachen ein Signal und sein Team Silverdragon flankierte die beiden Reiter ebenfalls auf Nightmares, als sie langsam durch die Straßen in die Stadt ritten. Fanfaren erklangen, als sie das Schloss durch das große Tor verließen und augenblicklich begannen Hunderte Zuschauer zu jubeln. Sie flankierten die ganze Straße. Sicherheit war die absolut oberste Priorität an diesem Tag. Harry hatte alle Kräfte aktiviert, es war nicht auszuschließen, dass Voldemort jemanden eingeschleust hatte, wenn es auch unwahrscheinlich war, weil die gesamte Inselgruppe unaufspürbar war, bis auf Askaban. Die Gäste von auswärts wurden genau auf Tarnung unter die Lupe genommen, bevor sie herein gelassen wurden.

Doch der Ritt verlief ohne Zwischenfälle und sie zogen eine Schleife bis sie wieder in Richtung Schloss und bis zu den Gärten ritten. Die Bräute würden die selbe Strecke zurücklegen, jedoch in einer offenen Kutsche und sich dem Volk präsentieren.

Als Harry vor dem Gang zum Altar abstieg wusste er, dass im selben Moment die Frauen und Crystal in einer offenen Kutsche im Schloss losfuhren, wiederum gezogen von sechs Nightmares. Eine weitere Kutsche würde Hermines Eltern und Ginny bringen, Hermines Trauzeugin sowie Bellatrix, die Amelias Trauzeugin sein würde.

Harry schritt würdevoll den Gang bis zum Traualtar entlang, Remus zwei Schritte hinter ihm, wie es sich gehörte. Die Szenerie war wunderschön anzusehen. Sie hatten den Altar zwischen zwei prächtigen Kirschbäumen aufgebaut, dessen Blüten zartrosa und weiß schimmerten. Zum Altar führte ein roter Samtteppich und rechts und links davon standen wiederum Wachen und salutierten, als er an ihnen vorbeiging. Die Gäste waren aufgestanden und verneigten sich tief, als er vorbeischritt.

Feierliche Musik spielte derweil und begleitete seinen Gang. Vor dem Altar hielt er an und drehte sich erwartungsvoll um.

Er musterte die Gäste. In der ersten Reihe saßen die auswärtigen Gäste, Dumbledore ganz außen, dann McGonagall, Moody, Tonks, die Weasleys und Luna. Auf der anderen Seite des Ganges saßen die Eltern und die ältere Schwester von Amelia. Harry hatte sie nur zweimal gesehen, als seine Verlobte auf sein Drängen hin wieder Kontakt zu ihnen aufgenommen hatte und er sah, dass sie nun stolz auf ihre Tochter warteten. Er nickte den Gästen zu und hatte Mühe, seine Nervosität zu unterdrücken. Am liebsten würde er sich durch seine langen schwarzen Haare fahren, wie er es früher immer getan hatte, wenn er nervös war. Doch Amelia hatte ihm das schnell ausgetrieben, so etwas schickte sich nicht für einen Lord, schon gar nicht an solch einem offiziellen und feierlichen Ereignis.

Schließlich nach einigen Minuten trat der Haushofmeister hervor und klopfte mit seinem Stab auf den Boden.

Die Musik begann erneut zu spielen, diesmal den traditionellen Hochzeitsmarsch.

Dann öffnete sich die Tür zu den Gärten und Harry erstarrte.

Amelia, als seine erste Frau, wurde zuerst hereingeführt. Sie strahlte ihn an und für Harry schien die Zeit stillzustehen. Sie trug ein weißes Kleid, das mit Silberfäden durchsetzt war und hatte einen nahezu komplett durchsichtigen feinen Schleier vor dem Gesicht. Ihre Haare waren kunstvoll aufgesteckt und das Kleid betonte wunderbar ihre weibliche Figur. Sie sah einfach umwerfend aus.

Im Takt der Musik glitt sie langsam nach vorn zum Altar, zwei kleine Jungen in feinen Anzügen trugen ihre lange Schleppe hinterher.

Harry hatte sie die ganze Zeit mit den Augen fixiert und schaffte es endlich, sich aus seiner Starre zu reißen und ihr zuzulächeln.

Als sie ihren Platz rechts von ihm einnahm, flüsterte er ihr leise zu, „Du siehst umwerfend aus, Lia."

Sie lächelte glücklich und nickte dankbar.

Dann klopfte der Hofmeister schon erneut auf den Steinboden des Gartenwegs, so dass es durch den gesamten Garten hallte. Erneut begann der Hochzeitsmarsch und die Tür ging auf. Wiederum konnte Harry seinen Blick nicht von dem Engel nehmen, der in der Tür stand.

Diesmal ging ihre kleine Schwester Emily vor ihr her in einer bezaubernden rosafarbenen Robe. Sie hielt ein kleines Kissen vor sich auf dem drei Ringe im Licht der durch die Fenster scheinenden Sonne funkelten.

Hermines Kleid war absolut identisch mit dem von Amelia und auch sie sah absolut umwerfend aus. Ihre braunen Haare waren glatt und fielen offen nach hinten über das Kleid hinunter. Auch ihr Gesicht war durch einen kleinen Schleier verdeckt, doch Harry konnte sehen, dass sie lächelte. Ihre Hand fuhr auf halben Wege unter den Schleier, um sich die Tränen der Freude abzuwischen und Harry lächelte glücklich.

Hermine wurde von ihrem Vater geführt und ihre Mutter ging auf der anderen Seite, eine neugierige aber ruhige Crystal auf dem Arm. Ginny ging ebenfalls in einer wunderschönen Robe hinter ihr den Gang entlang, begleitet von Bellatrix Black.

Der Vater lieferte Hermine auf der linken Seite von Harry ab und nahm dann in der ersten Reihe Platz, genau wie seine Frau.

Bellatrix trat neben Amelia und Ginny neben Hermine.

Auch zu Hermine flüsterte Harry, dass sie bezaubernd aussah und sie wisperte zurück: „Du auch, Liebster."

Die Zeremonie war nahm Harry nur wie unter Drogen wahr, seine Liebe zu den beiden Frauen, die neben ihm standen überlagerte alle Wahrnehmungen und die umwerfende Schönheit, die beide heute zeigten, hielt ihn in ihrem Bann. Er konnte sich kaum auf die Worte des Priesters konzentrieren und wiederholte fast automatisch die Worte: „Ja ich will!" zunächst zu Amelia gewandt. Er nahm mit einem Lächeln den Ring für sie von dem Kissen, das ihm Emily stolz hoch hielt und steckte ihn Amelia an ihren Finger.

Amelia nahm ihrerseits den größten Ring von dem Kissen und steckte ihn Harry an den Finger.

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen." sagte der Priester und genau das tat Harry auch voller Liebe und Leidenschaft.

Dann wandte er sich erneut dem Priester zu und er wiederholte den Spruch, diesmal mit Harry und Hermine und wieder vernahm Harry kaum mehr die Worte, bis zu der Stelle wo er sagte: „Ja, ich will." was kurz darauf von Hermine wiederholt wurde.

Er steckte Hermine den Ring an den Finger und küsste sie, ohne auf die Aufforderung des Priesters zu warten.

Dann drehten sich die drei zu den Gästen um und Harry hielt beide Hände hoch in die Luft.

Die Gäste standen auf wie einer und applaudierten laut, begleitet von Jubelrufen, die kurz darauf sogar von draußen hereinschallten.

Zu dritt nebeneinander schritten sie elegant durch die im Schlossgarten aufgebauten Sitzreihen nach draußen vor die Mauern des Schlosses, wo sie von stürmischen Jubelrufen und einem Regen aus Blütenblättern und Reis empfangen wurden. Wieder hielt Harry die Hände seiner Frauen nach oben und wieder brandete tosender Beifall auf.

„Volk von Scyde, ich präsentiere euch Lady Amelia und Lady Hermine Potter. Wie ihr sicher schon wisst, ist neben Crystal nun mein erstes Kind unterwegs. Lady Amelia ist schwanger."

Wieder jubelten die unzähligen Leute, Zauberer und Squibs.

„Was ihr aber noch nicht wisst, ist, dass Lady Hermine ebenfalls schwanger ist. Das Kind dürfte Anfang des nächsten Jahres das Licht der Welt erblicken."

Einen Augenblick herrschte Stille, dann jubelten die Leute lauter als je zuvor und Hermine bekam rote Wangen. Vor allen Leuten küsste er zuerst liebevoll Amelia und anschließend Hermine.

Sie gingen weiter und stiegen nun zu dritt in die offene Kutsche. Hermine nahm vorher Crystal wieder an sich und dann begann die Parade. Sie fuhren fast drei Stunden durch die Hauptstadt und die drei kleineren Städte, die auf dieser Insel waren und überall jubelten ihnen die Leute zu und schossen Funken mit ihren Zauberstäben in die Luft oder ließen magisches Feuerwerk los.

Schließlich kamen sie wieder in dem Schlosshof an und führten die Pozession in den großen Ballsaal an, gefolgt von unzähligen Gästen.

Sie aßen an der reichgedeckten Tafel bevor Harry mit Amelia wie üblich den Ball eröffnete. Doch diesmal tanzte kein weiteres Paar auf der Tanzfläche. Nach diesem Tanz holte er nämlich Hermine ab und Amelia nahm ihr das kleine Mädchen ab, das ruhig und neugierig ihre Umgebung wahrnahm.

Als Hermine mit Harry tanzte und ihm glücklich in die Augen schaute, erst dann gesellten sich die nächsten Gäste auf die Tanzfläche. Remus machte den Anfang und lud Tonks ein, Ginny folgte, aufgefordert durch einen von Harrys höherrangigen Soldaten und langsam füllte sich die Tanzfläche.

Dann, als der Tanz zuende war, mischten sich Harry, Hermine und Amelia unters Volk.

Hermines Eltern kamen zuerst und als Amelias Eltern den lockeren Umgang sahen, näherten sie sich zögernd. Als Harry das sah, winkte er sie lächelnd heran.

„Ich gratuliere euch allen dreien." sagte Dr. Granger ergriffen, „Ich hatte anfangs meine Zweifel, was diese Dreier-Beziehung angeht, doch ich kann sehen, das ihr alle glücklich seid. Ich wünsche euch alles Gute."

Seine Frau schloss sich an und umarmte erst Hermine, dann Amelia und schließlich Harry.

Emily umarmte natürlich auch ihre große Schwester und ihre 'Tante' Amelia.

Dann gratulierten die Greyhounds ihrem Lord, sehr viel formeller, als die beiden Muggel.

Nachdem sie ihre Tochter mit Tränen in den Augen umarmt hatten, zogen sie sich eilig wieder zurück. Harry schüttelte nur lachend mit dem Kopf.

Anschließend umarmte Remus Harry brüderlich und schon flog ein roter Schemen auf ihn zu. Molly erdrückte ihn fast mit ihrer Umarmung.

„Ich freue mich so für euch. Und Hermine ist wieder schwanger? Ich gratuliere."

Fred und George gesellten sich zu ihnen und grinsten.

„Ja, Mum. Sieht ganz so aus, als wollten die drei dir Konkurrenz machen."

Sie sah ihre Söhne etwas verwundert an, doch dann lachte sie fröhlich.

Ginny löste sich von ihrem Tanzpartner und umarmte Hermine glücklich.

„Ich gratuliere euch, Mrs. und Mrs. Potter! Warum hast du nicht gesagt, dass du schon wieder schwanger bist?" fragte sie.

Hermine sah sie strahlend an, „Amelia meinte, das müsste öffentlich bekannt gemacht werden und Harry meinte, dass die Hochzeit ideal dazu wäre. So konnte er sich um einen weiteren Ball drücken. Das setzte natürlich voraus, dass niemand es vorher wusste."

Ginny grinste und sah Harry mit funkelnden Augen an, „Du Drückeberger! Hmm... sag mal, wie läuft das jetzt mit der Hochzeitsnacht? Da ist es ja wohl schlecht mit dem Abwechseln."

Harry wurde etwas rot und räusperte sich, doch dann sagte er ziemlich ernst, „Ich weiß nicht, was du willst, Gin. Sie sind doch beide schon schwanger."

Sie zog eine Schnute, weil er sich rausredete, doch Harrys Augen funkelten vergnügt.

Es dauerte fast den ganzen Abend, bis Harry und seine Frauen sich mit allen unterhalten hatten und waren ziemlich erschöpft, als sie endlich in ihr Quartier zurückkehren konnten.

Harry öffnete seine obersten Knöpfe von der Robe und ließ sich auf einen der Sessel fallen.

Hermine brachte Crystal endlich in ihr Bettchen, sie schlief schon seit einiger Zeit in Hermines Armen.

Als sie wieder zurückkam, sahen sich Amelia und Hermine fragend an, dann nickten sie sich lächelnd zu, bevor sie sich mit funkelnden Augen ihrem jungen Ehemann zuwandten.

„Weißt du, Ginny hat vorhin eine berechtigte Frage gestellt." setzte Hermine an.

Amelia griff den Satz auf, „Ja, du bist uns beiden zur Hochzeitsnacht verpflichtet und du warst derjenige, der uns beide an einem Tag heiraten wollte."

Harry sah sie unsicher an.

„Du kannst dich nicht heute für eine von uns entscheiden und die andere am nächsten Tag glücklich machen." führte Hermine fort.

„Und die Ausrede mit der Schwangerschaft zählt nicht, oder sind wir dir nicht mehr sexy genug?" fragte Amelia.

„Doch, natürlich." sagte Harry eilig.

„Tja, dann gibt es wohl nur eine Lösung." sagte Hermine und fasste Harry an einer Hand.

„Du kommst jetzt mit uns mit und tust deine Pflicht! Mit uns beiden!" sagte Amelia fordernd, doch mit schelmisch funkelnden Augen und griff die andere Hand. Zusammen zogen sie ihn hoch und mit sich ins Schlafzimmer.

Harry war unfähig, ein Wort zu sagen, als sich seine beiden Frauen mit gekonnten Griffen innerhalb von Sekunden aus ihren Kleidern befreiten.

Als er sich nicht rührte, sahen sie sich grinsend an und befreiten ihn von seinen Sachen.

Es bleibt zu erwähnen, dass Harry natürlich seine Pflicht in der Nacht tat, mehrmals und sie kamen lange nicht zum Schlafen, doch das war es ihnen wert.


AN: Hmm... so, wie ich es momentan sehe, folgt auch in dieser Geschichte nur noch ein Kapitel. Ich bin noch nicht ganz sicher, da ich den Rest noch mal Korrektur lesen muss, aber bisher scheint es so. Na ja... wie schon angekündigt, wenn auch diese Story ihr Ende gefunden hat, kann ich mich wieder ein wenig um meine anderen Stories kümmern. Jedenfalls bedanke ich mich bei euch für all eure lieben Reviews und hoffe, ihr habt auch dieses Kapitel genossen.