So, ich habe hier das nächste Kapitel für alle, die meine FF noch lesen und besonders für die beiden, die mir immer ein Review geben.
Die nächsten Tage blieb Lorelais Zustand unverändert. Sie hatte zum Glück keinen weiteren Herzstillstand, aber die Ärzte hatten trotzdem keine große Hoffnung mehr. Zwar versicherten sie Luke bei jeder Untersuchung, dass alles noch gut ausgehen könnte, aber ihre mitleidigen Blicke sagten etwas ganz anderes aus. Auch Lukes Hoffnung wurde von Tag zu Tag kleiner, genau wie Rorys. Sie kam jeden Tag mindestens für eine Stunde, den Rest ihrer Zeit verbrachte sie in Yale und fand in Logan eine tatkräftige Unterstützung. Luke verbrachte Tag und Nacht bei seiner Frau und wich nur von ihrer Seite, wenn er nach den Zwillingen sah. Laut den Ärzten, ging es den Kindern nicht so gut wie den anderen in diesem Stadium. Zwar bekamen sie regelmäßig Muttermilch mit den nötigsten Stoffen, die sie brauchten, aber ihnen fehlte der enge Kontakt zur Mutter, der besonders in den ersten Tagen sehr wichtig war.
Auch Jess kam öfter vorbei, um Luke etwas abzulenken, war aber sehr vorsichtig geworden, was Besuche auf der Säuglingsstation betraf, da ihm die Krankenschwester sehr suspekt erschien.
Emily war auch ein paar Mal gekommen, einmal hatte sie sogar ihr Hausmädchen mitgebracht, damit sie Lorelais Bett mit besserer Bettwäsche beziehen, die Kissen austauschen und Lorelai ein Seidennachthemd geben konnte. Die Ärzte hatten sie nur mit Mühe davon abhalten können, ein anderes Bett zu besorgen.
Nebenbei war fast ganz Stars Hollow gekommen, zum Glück nicht auf einmal, denn sonst wären die Ärzte kaum in Lorelais Zimmer gekommen. Luke hatte sich während der Besuche der Stadtbewohner immer zu seinen Kindern verzogen, er konnte die mitleidigen Blicke und Frühzeitige Beileidsbekundungen nicht ertragen, ihm reichten schon die hoffnungslosen Blicke der Ärzte.
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Es war Freitagabend. Emily und Richard waren gerade gegangen. Sie meinten, dass das Freitagabendessen nicht wegen solch einer Sache ausfallen sollte, schließlich zahlten sie die Universität für ihre Enkeltochter. Allerdings war Rory nicht da, denn sie war mitten im Prüfungsstress und konnte erst gegen 10 Uhr kommen.
Jetzt war Luke wieder allein mit Lorelai. Er hatte die Augen geschlossen und lauschte dem beruhigenden Piepsen. Er hatte sich schon so daran gewöhnt, dass es ihm merkwürdig vorkam, wenn er bei seinen Kindern war und kein so monotones Geräusch hörte. Luke hatte sich langsam damit abgefunden, dass Lorelai sterben würde. Die von den Ärzten gesetzte Zeit für Lorelai war fast abgelaufen. Ihm war klar, dass sich die Ärzte auch irren konnten, aber die Anzeichen sprachen eindeutig dagegen. Lorelais Puls wurde schwächer, das Piepsen langsamer. Luke wusste, dass die Ärzte mit dem Zeitlimit richtig liegen würden, Lorelai war schließlich kein einzelner Fall. Schon sehr oft hatten Kinder ihre Mütter frühzeitig verloren, es gab sicher tausend Statistiken, die das belegten. Und doch war dieser Fall einzigartig, zumindest für Luke.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, ein keuchender Jess stürmte herein und knallte die Tür wieder zu. Er lehnte sich dagegen und glitt langsam zu Boden. Luke sah ihn erstaunt an. "Was war das denn?"
"Ich hab diese Schwester im Fahrstuhl getroffen. Ich weiß nicht, was mit der los ist. Kaum hatte sie mich gesehen, wollte sie sich schon auf mich stürzen. Wenn in dem Moment nicht die Türen aufgegangen wären, ich weiß nicht, ob ich jetzt hier wäre." Jess holte tief Luft. Von Lukes Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab.
"Du solltest hier aber nicht so einen Krach machen!"
"Wieso? Hast du Angst, dass ich damit Lorelai aufwecke?", fragte Jess belustigt.
"Nein, das eigentlich nicht."
"Vielleicht sollte ich das dann mal versuchen. Nur dass ich die Tür dann viel lauter zuknallen lasse."
"Vergiss es, Jess. Das würde eh nicht funktionieren." Luke wandte sich mit einem resignierenden Schulterzucken wieder seiner Frau zu.
"Aber warum denn nicht?", fragte Jess erstaunt. Er wusste, dass er einen Komapatienten nicht mit einem einfachen Türenknall wieder in das hier und jetzt zurückholen konnte, aber es ging ihm weniger um diese Tatsache, als darum, dass Luke so entgültig geklungen hatte, dass es für ihn eine feststehende Tatsache war, dass Lorelai sterben würde. Für Jess nämlich, war es das ganz und gar nicht, denn sie war schließlich noch nicht tot. Sie konnte zwar jede Minute sterben, aber genauso gut konnte sie auch jede Minute wieder aufwachen.
"Weil nichts mehr funktionieren würde. Lorelai liegt schon seit fast einer Woche im Koma, die Ärzte geben ihr nur noch zwei Tage, alles spricht dagegen, dass sie wieder aufwacht."
"Du gibst also einfach auf, ja?"
"Was soll ich denn sonst tun, Jess? Ich kann überhaupt nichts anderes tun."
"Du hast sonst auch nicht aufgegeben. Jedenfalls hast du nicht aufgehört zu hoffen."
"Das glaubst auch nur du, Jess."
"Du hast die Hoffnung nicht aufgegeben, dass du und Lorelai jemals zusammensein werdet, du hast die Hoffnung nicht aufgegeben, dass aus mir eines Tages mal was werden könnte."
"Und? Ich lag schließlich falsch damit. Aus dir ist nie was geworden."
"Und wieso studiere ich dann an der Columbia?" Luke sah Jess erstaunt an, Jess starrte erschrocken zurück. Es war ihm nur rausgerutscht, er wollte gar nicht, dass Luke es wusste, aber es tat ihm weh, dass sein Onkel nicht mehr daran glaubte, dass etwas aus ihm werden konnte.
"Du studierst? An so einem guten College? Wie?"
"Mit einem Stipendium. Aber darum geht es jetzt nicht. Fakt ist, dass du die Hoffnung nicht aufgegeben hast und deshalb auch nicht enttäuscht wurdest. Für Lorelai gibt es bestimmt auch noch Hoffnung. Ich hab doch irgendwo gelesen, dass man manchmal nur einen geliebten Menschen braucht, und dann wacht der ihm Koma liegende Mensch wieder auf."
"Aber wen? Alle Familienangehörigen von Lorelai waren schon da, sowie ganz Stars Hollow. Und ich bezweifle sehr stark, dass Liz Lorelai aus dem Koma holen könnte."
"Hm. Da hast du allerdings Recht." Neffe und Onkel versanken in Schweigen. Nach fünf Minuten kam Jess ein wunderbarer Gedanke. Das er darauf nicht schon eher gekommen war! "Luke, ich hab's! Komm mit!" Er ging auf seinen Onkel zu, schnappte sich seinen Arm und zog ihn schnell aus dem Zimmer. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für Lorelai!
