So nahm er zum dritten Mal Anlauf. Ob er es heute noch schaffen würde, zumindest ein Kapitel durchzulesen? So recht mochte er ja nicht daran glauben. Aber, es war alles ruhig. Niemand klopfte, niemand rief, und Granger war schon seit fünf Minuten weg. Tatsächlich, es schien bergauf zu gehen. Weitere zehn Minuten später hatte er es dann endlich geschafft, das erste Kapitel war durch. Eine wahre Glanzleistung. Es hätte den Tag retten können wenn nicht, ja, wenn es nicht schon wieder an seiner Tür geklopft hätte. Aber was nutzte es, sich aufzuregen, das machte nur graue Haare und würde ohnehin nichts ändern. Da vor dieser Tür stand jemand und konnte es kaum erwarten, ihn mit seiner Gegenwart zu beglücken. Also schön, wieder aufstehen, wieder zur Tür laufen, wieder öffnen.

Och nö, nicht das auch noch! Vor ihm stand doch tatsächlich niemand anderes als dieser verlauste Bettvorleger von einem Werwolf und grinste ihn auch noch dämlich an. "Was?", bellte er den braunhaarigen Mann an in der Hoffnung, dieser würde sich abgeschreckt umdrehen und die Flucht ergreifen. Zu dumm, Lupin grinste sogar noch.
"Hallo Severus, kann ich kurz hereinkommen?", kaum war die letzte Silbe verklungen, drängte sich Remus Lupin auch schon an dem Tränkemeister vorbei und betrat dessen Privatraum, wo er dann - ihn immer noch dämlich angrinsend – stehen blieb.
"Severus, ich wollte dir..."
"Sagen Sie es nicht Lupin, ich warne Sie", brachte der Professor knurrend hervor, was jeden Schüler – und auch die meisten seiner Kollegen – in die Flucht geschlagen hätte. Lupin jedoch anscheinend nicht.
"Warum mußt du immer so stur sein? Ich wollte doch nur..."
"Nein, jetzt raus hier, wenn Sie nichts Vernünftiges zu sagen haben, aber das wäre ja auch das erste Mal, daß ich das dann erleben dürfte."
"Aber, ich habe doch noch gar nichts gesagt!", wehrte der Werwolf verwirrt ab.
"Scheint noch mein Glückstag zu werden.", preßte Severus hervor, hielt die Tür weiterhin einladend auf und bedeutete Lupin, daß er erwartete, daß dieser durch eben jene zu verschwinden hatte.
Seufzend zuckte der ehemalige Lehrer mit den Schultern. "Na schön, na schön, dann werde ich eben gehen und dir nicht alles Gute zum Geburtstag wünschen, ganz wie du es willst."
Noch bevor Severus wirklich böse werden konnte, war Remus dann aber auch schon grinsend verschwunden. Wieder schlug der Professor die Tür zu. ´So langsam gebe ich die Hoffnung auf, jemals meine Ruhe zu bekommen. Ich muß Albus unbedingt fragen, wer diesen Kerl überhaupt nach Hogwarts gelassen hat.´, überlegte er dann brummend und beschloß, seine Taktik zu ändern.

Er würde ja doch nicht mehr dazu kommen zu lesen oder sonst etwas zu tun, offenbar hatte ja jemand einen Wettkampf in Hogwarts eingeläutet unter dem Motto ´wer bringt Snape als erstes zum durchdrehen´, daß die sich alle so abmühten eben dies zu erreichen. So rieb er sich genervt die Augen, bei Merlin, es war noch nicht einmal Mittag, verließ seine Räume, belegte sie sorgfältig mit einigen Verschlußzaubern, und begab sich auf den Weg zum Krankenflügel. Da er diese Räumlichkeiten für gewöhnlich nach Kräften mied, würde ihn hier sicher keiner suchen.