Zwei
London, England
Airport
15. August 2004
12:56 Uhr
Lara stand am Airport und wartete auf die Ankunft der Passagiere des, schon vor zehn Minuten angekündigten, Fliegers. Sara saß in dieser Maschine.
Es war eine Boing 747, wie ihr ein Blick aus dem Fenster auf diese riesigen Maschinen verriet. Das die Menschen zu so was fähig waren. Andererseits hatten sogar schon Ägypter große Taten vollbracht und auf den Südseeinseln verehrte man Reptilienartige Götter, die vom Himmel wie Außerirdische zu kommen schienen. Deswegen war die Erfahrung mit dem Fliegen für die Menschen eigentlich nichts Neues. Und Lara konnte selbst ja auch so eine Maschine steuern. Endlich öffneten sich die Türen und die Passagiere trotteten ihren ferneren Zielen entgegen. Sara war erste Klasse gereist, weswegen sie wahrscheinlich eine der ersten sein würde, die die Maschine verließ. Außer Sara hatte sich in die falsche Maschine gesetzt. Aber das würde wahrscheinlich nicht passieren, denn Sara flog nicht zum ersten Mal und der Airport von New York war gut genug kontrolliert, dass niemand seinen Flieger verfehlte. Laras Blick wanderte wieder nach draußen, wo die Sonne hoch am Himmel stand. Es war noch genauso warm, wie gestern, wenn es zwischendurch aber auch einwenig regnete. Aber hier im Airport war es doch recht kühl, weswegen Lara sich eine Jacke übergeworfen hatte. Eigentlich hatte sie geplant gehabt, Sara abholen zu lassen, doch dann hatte sie sich den Maserati geschnappt und war schnurstracks selbst gefahren. Das erschien ihr passender, nachdem sie Sara mehr als ein Jahr nicht mehr gesehen hatte.
Doch Sara hatte sich nicht verändert, wie sie sehen konnte, als diese endlich das Gate verließ. Lara war schon beinah die letzte, die noch am Gate stand und wartete. Typisch Sara, war niemals eine der ersten am Ort des Geschehens.
Das Haar trug sie noch immer offen und es schien auch nicht gewachsen zu sein. Die Jeans war bis zur Hüfte runtergezogen und die Träger ihres Tangas hingen provokativ über der Hose. Das Shirt, mit einem Garfield Kater drauf der lautstark: Essen! Brüllte, war extra ein Stück zu kurz, so dass ihr Bauchnabel zu sehen war. Lara warf ihr ein warmes lächeln zu, dann konnte sie sich nicht mehr halten und sie rannten auf einander zu und umarmten sich. Dann ließen beide von einander ab und blickten sich an. „Schön dich wieder zu sehen.", begann Lara.
„Schön wieder hier zu sein.", fügte Sara hinzu. „Toll das du kommen konntest.", gestand Lara. „Klar doch, kein Problem.", Sara blickte ihre Freundin genauer an: „Außerdem konnte ich dich doch bei deinem nächsten Job nicht alleine lassen. Wann soll's losgehen?"
Lara blickte auf ihre Uhr: „Wir fahren jetzt erst Mal zu mir, dann schlafen wir dort eine Nacht und am nächsten Morgen geht's los."
„Und wo soll's hingehen?", sie setzten sich langsam in Bewegung zum Gepäckband. Lara ging einwenig vor und sah Saras Tasche sofort, denn erstens: War sie die letzte. Und zweitens: Niemand sonst hatte eine solch hässliche Reisetasche.
„Das erklär ich dir später.", begann Lara und hob die Tasche auf: „Lass uns doch erst Mal über was anderes reden. Was ist bei dir so passiert in diesem einen Jahr?"
„Um das zu erzählen brauch ich erst Mal nen Kaffee.", sagte Sara und folgte Lara durch den Airport nach draußen ins Sonnenlicht. Sie durchquerten den Hof und kamen endlich zum Parkplatz, wo Sara sofort auf das teuerste und schickste Auto schloss.
Den Maserati!
Eins musste man ihr lassen, Lara hatte Geschmack, was Gefährte betraf. „Kaffee.", setzte Lara ihr unterbrochenes Gespräch fort: „Hmm…ginge auch ein Tee?" Sara nickte zur Bestätigung und dann blitzten die Lichter des Sportwagens auf. Lara ging zum Kofferraum und warf die Tasche hinein, dann nahm sie am Fahrersitz platz und sah Sara noch mal an: „Okay. Nächster Halt: Teestube!"
Dann fuhr sie los. Zu erst musste Sara sich wieder an die Geschwindigkeit gewöhnen, denn ihr Cadillac war nun wirklich nich mal annähernd so schnell. Außerdem fühlte sie sich, wie auf dem Fahrersitz, da das hier England war und hier eh alles einwenig verdreht war. Und sie litt sowieso an einem Jetlag, was an der Zeitverschiebung lag. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, die ihr verriet, dass es in New York bereits Abend war. Dabei war es hier nicht mal Nachmittag.
„Also. Willst du mit deinem Leben beginnen?", wollte Lara wissen. Sara nickte kurz: „Kann ich machen. Hmm…na ja, ich könnte dir einen Bericht geben, oder wir machen es wie in alten Zeiten."
„Alte Zeiten!", bestätigte Lara und drehte das Lenkrad scharf nach links, woraufhin sich der Wagen beinah auf der Stelle drehte. Sara sah sie erschrocken an: „Was machst du?"
„Alte Zeiten!"
London, England
Teestube
Eine halbe Stunde später erreichten sie endlich die Stube und Sara stieg aus. Sie hatten im Wagen noch einwenig über das Wetter und die Politik gequatscht, außerdem über verflossene oder aktuelle. Allerdings war das nur ein kurzes Thema gewesen, denn was konnte man schon groß sagen außer: „Solo!" Obwohl Sara niemals verstanden hatte, warum Lara noch Solo war, denn es riss sich bestimmt jeder Mann um Surrey rum nach ihr. Sie war schön, smart, konnte viel, hatte Humor, verstand Ironie und hatte Geld. Eigentlich die Traumfrau eines jeden Mannes. Lara parkte den Maserati grade in einer der vielen Garagen von London und Sara stand vor der japanischen Teestube und wartete auf ihre Freundin. Es war wirklich schön wieder in England zu sein. Und noch mehr würde Sara sich auf den Fitnessraum und den Pool in Croft Manor freuen. Lara hatte ihr erzählt, dass sie „einwenig" renoviert hatte. Doch einwenig war für Lara Croft nicht dasselbe, wie für Sara oder jemand anderen aus den normalen Kreisen. Und obwohl Lara eine von dem reichen und schönen war, hatte sie es immer geschafft auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Anders, als Prinz Charles, oder seine Söhne, Englands große Schande.
Sara verstand immer noch nicht, wie ein einziger Mensch so peinlich sein konnte. Aber darüber nachzudenken hieße sich mit dem Sinn des Lebens zu beschäftigen und das wollte Sara nun wirklich nicht. Ach, wann kam Lara endlich? Sara dachte wieder zu viel nach. Fürchterlich!
Um sich abzulenken begann sie, dass Schild vor der Teestube zu lesen. Doch das einzige, was sie verstand, war: Ching Teestube. Der Rest war chinesisch.
„Tretet ein und empfanget die Ruhe.", Sara fuhr erschrocken herum und blickte in das grinsende Gesicht von Chase Caver. „Hey.", sagte sie etwas verwirrt.
„Hey.", entgegnete dieser: „Wo ist Lara?" „Verfolgst du uns?", wollte Sara mit Unterton wissen. „Nein.", wehrte Chase ab: „Ich war eigentlich unterwegs um was einzukaufen, aber dann hab ich dich gesehen und gedacht, warum einkaufen, wenn man den Tag doch mit zwei hübschen Chicas verbringen kann."
„Ich bin aber alleine hier.", gestand Sara, wobei es einwenig nach einer Lüge klang. „Lara lässt dich alleine weg?", Chase lachte: „Sicher nicht. Außerdem hab ich den Wagen gesehen." Er schüttelte sein blondes, längliches Haar und strich sich über den nicht vorhandenen Bart. Sara kniff die Augen zusammen: „Durchschaut. Wir wollten Tee trinken." „Welch Zufall. Ich auch!", Chase rieb sich spielerisch die Hände. Und endlich kam Lara: „Chase, welch seltener Anblick.", meinte sie ironisch. „Bin eben eine Rarität. Alle Frauen wollen mich haben.", entgegnete Chase und fuhr herum: „Hey Red!" Red war Laras Spitzname, doch wie die beiden draufgekommen waren, wusste Sara nicht. Wahrscheinlich eines, dieser Chase-Lara-Beziehungskiste Mysterien. Die beiden plauderten eben nicht aus dem Nähkästchen, was für beide eine harterlernte Lektion darstellte. Der Grabjäger lächelte charmant und öffnete die Tür zu der Teestube: „Nach ihnen Ladys."
„Damit du uns beim Treppensteigen auf den Hintern glotzen kannst!", Lara ging trotzdem vor und wippte provokativ mit der Hüfte. Chase zog eine Augenbraue hoch: „Ja auch. Und, weil ich ein Gentleman bin."
„Ja klar.", auch Sara trat schließlich ein und sie stiegen gemeinsam die Stufen zu dem Laden hinauf. Oben empfing sie eine kleine, japanische Frau mit einem herzlichen Nicken. Das fand Sara ziemlich cool. Egal ob man nun in Japan war oder nicht, die Menschen behandelten einen immer wie einen König. Obwohl hier Königin wohl eher zutreffen würde. „Guten Tag Miss Cloft." Lara verbeugte sich und Chase tat es ihr gleich, so dass auch Sara nichts anderes übrig blieb. „Dlei Pelsonen?", obwohl Sara niemals daran geglaubt hatte, dass Leute aus Japan aus r immer l machten, schien diese Frau das zu tun. Jedenfalls klang das so. „Genau richtig.", bestätigte Lara und ließ sich und ihre Freunde zu einem kleinen, niedrigen Tisch führen, dessen Sitzgelegenheiten Kissen waren. Die drei Pelsonen ließen sich auf diesen nieder und warteten, bis die Frau ihre Bestellung aufnahm, was ziemlich schnell ging, da sie beinah die einzigen Gäste waren. Lara nahm sich einen Kräuter Tee, Chase einen mit Vanille und Sara griff sich einfach irgendeinen aus der Karte. Ihr sagten all diese Namen nichts. Und Tee trank sie normalerweise auch nur dann, wenn sie mit Fieber im Bett lag.
Als der Tee serviert wurde und sie wieder ungestört waren, begann Sara: „Also gut, Lara. Willst du mir jetzt endlich verraten, was du als nächstes planst?" „Du planst n Adventure und ich weiß nichts davon?"
„Bin halt ne Frau voller Geheimnisse.", entgegnete Lara und nippte an ihrem Kräutertee: „Aber na gut. Wenn du es nicht abwarten kannst. Hier!", sie zog einige Papierblätter aus der Handtasche und reichte sie Sara. Diese besah sich die Satellitenfotos, denn es war nichts anderes: „Schleppst du deine Sachen immer alle mit dir rum?" „Nein. Aber irgendwie habe ich mir bereits gedacht, dass du es nicht abwarten können wirst.", sie nahm noch einen Schluck. „Lass mal sehen.", sagte Chase, der sich gerade an seinem Tee die Zunge verbrannt hatte. Dann riss er Sara die Papiere aus der Hand und warf nen Blick drauf und reichte sie ihr schnell wieder zurück:
„Hab zwar keine Ahnung was das darstellen soll, aber ich bin dabei."
Lara lachte kurz auf: „Das hab ich mir bereits gedacht. Also hört zu: Gestern vor einer Woche stieß ich zufällig auf dieses Bild vom Pazifischen Ozean und seht euch das an.", sie deutete auf einen dunkleren Fleck: „Sieht aus, wie eine Stelle mit Tiefsee. Doch als ich mir ein weiteres Bild ansah, stellte ich fest, dass das Wasser dort gar nicht so Tief ist, also…" „…irgendwas Geheimes unter der Wasseroberfläche.", beendete Chase. „Genau. Und deswegen fliegen wir morgen nach Tucson, mieten uns ein Boot und schippern dort hin. Etwas weiter raus, um keine Probleme mit der Grenzschutzpolizei zu bekommen.", fuhr Lara fort.
„Und was erhoffst du dir da unten?", wollte Sara von ihrer Freundin wissen: „Bin nur neugierig." Diese blickte sie lächelnd an und fuhr dann fort: „Das Herz des Drachen." „Drachen?", Chase prustete los: „Ich dachte die Mayas hätte in Südamerika gesiedelt. Und die haben doch nicht an Drachen geglaubt."
„Ja richtig.", bestätigte ihn die Archäologin: „Doch ich stieß gestern Abend auf einen interessanten Text, während ich meine Bibliothek neu Katalogisierte, der von einem Besuch der Chinesen bei den Mayas. Und dabei sollen sie ihnen das Herz übergeben haben."
„Und was genau ist dieses Herz? Doch nicht wirklich ein, oder?", Sara verzog das Gesicht, bei der Vorstellung an ein glitschiges, blutiges und vor allem Uraltes Organ.
„Nein.", beruhigte sie Lara: „Es ist eine Truhe, in der Böse Geister gefangen wurden." „Alles schön und gut, Red. Aber wie zur Hölle kam der Tempel unter Wasser? Denkst du nicht, dass wir es vielleicht dabei belassen sollen?"
„Was denn Chase? Hast du Angst?", wollte Lara wissen, um ihn etwas zu necken: „Der Tempel ist wohl nach einer Flut, oder einem großen Erdbeben dort gelandet. Hier.", sie reichte ihm noch ein Blatt: „Das ist Mexiko vor vielen Jahren. Siehst du? Der Golf von Kalifornien existiert noch nicht und da in etwa ist der Tempel.", sie nahm das Blatt wieder an sich: „Das ist ein ganz normaler Prozess. Nennt sich Kontinentalverschiebung."
„Na egal. Ich bin dabei. Wollte eh schon immer mal tauchen gehen. Weiß aber nicht, ob sie wasserdicht ist.", sie hob ihren Arm und deutete auf die Witchblade. Das antike Artefakt. Bisher kannte die Menschheit nur drei dieser Uralten Waffen. Die Witchblade, die Angelus und die Finsternis. Damals wurden sie von mächtigen Frauen und Männern benutzt, um das Böse zu Bannen, wurden aber auch nicht selten für böse Zwecke genutzt. Weswegen das Wesen, der Waffen, beschmutzt wurde. Und obwohl Sara sich bisher nie über die Witchblade beschwert hatte, fand Lara sie irgendwie unheimlich. Immerhin war dieses Ding immer wach. „Sie schafft das schon.", meinte Lara lächelnd. Aber irgendwie wünschte sie, dass diese Witchblade nicht Wasserdicht war. Denn es war für Sara eine Last. Und diese Last würde ihr erst mit dem Tod genommen werden.
„Entschuldigen sie. Miss Croft.", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Die drei, bis auf Lara, die der Person hinter ihr direkt ins Gesicht sah, fuhren in ihrer Position herum und sahen in das Gesicht eines Mannes Anfang Vierzig: „Mein Name ist Peter Sheffield, Anwalt und fanatischer Sammler. Und ich hab eine Bitte an sie, die sagen wir mal…etwas anders erscheinen mag.", er zog sich ein Kissen heran und setzte sich dazu. Sara fand ihn auf Anhieb irgendwie unsympathisch und auch Chase schien ihre Meinung zu teilen, da er es hasste, wenn sich Männer an ihre Ex ranschmachteten. Obwohl dieser Mann einen sehr gepflegten und kultivierten Anblick machte. Sein schwarzes Haar war kurz, von einigen grauen Haaren durchzogen. Sein Hemd und seine Krawatte saßen perfekt und passten wunderbar zu seinem schicken Anzug von irgendeiner dieser superteueren Markenfirmen die Sara nicht kannte, da sie niemals dort einkaufen ging. „Kennen sie die Rose, die im Vatikan…", Lara beendete seinen Satz: „…immer zum Sonntag Laetare gereicht wurde? Und das bis ins 19. Jahrhundert vom Papst persönlich. Ja, kenn ich. Warum?"
„Na ja, ich wollte sie damit beauftragen mir dieses Schmuckstück der Religion zu besorgen. Ich würde sie auch angemessen bezahlen.", führte der Mann weiter. „Nein.", entgegnete Lara direkt und ohne sinnlosen Umschweif: „Kann ich nicht. Also, könnte ich schon, aber tu ich nicht. Erstens: Weil sie von mir verlangen sich mit der Kirche anzulegen: Ich hab das schon viel zu oft getan. Und zweitens: Weil ich mich frage, warum sie dieses Stück nicht einfach versuchen zu erkaufen? Und drittens: Finde ich nicht, dass sie der richtige Typ Mensch seien, der dieses Stück zu ehren weiß."
„Ach und wer weiß ihrer Meinung nach, wie man so ein Stück Gold ehrt?", fragte der Bla, Sara hatte den Namen bereits wieder verdrängt. „Na ja, die Kirche eben oder ein Museum und sie wollen ihr Artefakt sicher nicht an ein Museum stiften, oder?", fragte Lara sarkastisch. Sara musste lächeln.
Lara war echt klasse. Redete nie um den heißen Brei herum und kam immer direkt auf den Punkt. „Ich hab mich in ihnen getäuscht Miss Croft.", meinte der Mann und stand auf: „Schönen Tag noch."
„Ich hab Menschen wie sie zu Hauf erlebt, glauben sie mir Mister. Ich tu nur ihnen damit einen Gefallen.", dann verließ der Mann die Teestube und Chase lachte.
„Lustig ist das auch nicht.", konterte Lara schroff und nippte weiter an ihrem Tee. Dann legte sich für kurz peinliche Stille und dann lachten alle drei.
Fortsetzung folgt:
Ich hab mich für dieses Kapitel extra in die Tiefen der Religion und Geographie begeben und hab mir sogar das Rechensystem der Mayas angesehen. Also, für ne Fanfiction gebe ich mir doch recht viel Mühe, oder?
Aber beurteilt selbst…
Yr-Is-ddwfn
