Sechs

Golf von Kalifornien, Mexiko

Unterwasserruine

17.August 2004

9:10 Uhr

Lara warf sich zu Boden und zog beinah gleichzeitig ihre Pistolen, schoss und tötete den größten Teil der Söldner. Chase rammte seinen Kopf nach hinten und warf sich zurück, damit der Wächter ihm nicht die Kehle aufschlitzen würde, während er zu Boden ging. Sara rang unterdessen mit dem Kerl, der vorhin im Schatten verschwunden war und goldgelbe Energie entlud sich.

Das, was hinter ihr aus der Wand gefahren war, erstaunte sie. Es war ein Mann, eingefroren in einem Block aus Eis. Wer er war oder warum er dort war wusste Lara nicht, aber sie würde es herausfinden. Doch zuerst mussten diese Kerle erledigt werden. Und das waren sie, bis auf zwei und Sheffield, der zurück ins Wasser floh und brüllte: „Wir sehen uns wieder, Croft." „Ja, klar. Immer müssen die das letzte Wort haben.", doch da Lara es gerne hatte, schoss sie noch eine kurze Salve ins Wasser, ohne zu hoffen das sie jemanden traf und schob die Waffen, nachdem sie diese über ihren Finger kreisen ließ, ins Holster zurück. Chase kam auf die Beine und keuchte: „Boar, das war mal verdammt knapp Red. Mach das nie wieder." Und auch Sara war nun neben ihnen und alle Blicke wanden sich an den Mann im Eis. „Cooles Souvenir.", Sara strich mit der nackten Hand über den Block: „Das ist Eis." „Sollen wir ihn da raus holen?", wollte Chase wissen. Lara zuckte mit den Schultern und sah sich den Mann genauer an. Es war ein ihr bekanntes Gesicht, nur woher kannte sie ihn? Dann fiel es ihr ein. „Das ist Professor Henry Jones.", erklärte sie: „Er verschwand 1936 Spurlos, als er gegen die Nazis gekämpft hatte."

„Ob sie ihn hier verschwinden lassen haben?", Chase verschränkte die Arme vor der Brust: „Die spinnen die Nazis." „Holen wir ihn da raus.", Lara zog ihre Waffe und schoss einmal, doch die Kugel bohrte sich nur einige Millimeter ins Eis. Das war sinnlos, denn der Block hatte einen Durchmesser von mindesten sieben Metern. Sara lächelte und legte die Witchblade an den Block: „Lass mal einen Profi ran.", dann schoss eine Ladung von Energie durch den Block und ließ ihn in tausend Teile zerspringen. Rasiermesser scharfe Splitter schossen an ihnen vorbei, doch keiner traf, was an Sara lag, die einen Schild um sich und ihre Freunde gelegt hatte. Dann war das Eis gebrochen und der gefrorene Professor Jones brach zusammen und blieb reglos liegen. „Hoffen wir, dass er zu sich kommt.", stellte Chase fest. „Wir müssen ihn auf die Jacht, ins warme bringen.", erklärte die Grabräuberin ihren Freunden.

Surrey, England

Croft Manor

18. August 2004

4:15 Uhr

Als Indiana wieder erwachte, hätte er beinah aufgeschrieen. Wo war er? Er lag in einem Wohnzimmer auf einer Couch. Im Hintergrund lief leise ein Radio und ein Kaminfeuer prasselte gemütlich. Das Licht war gelöscht und er war in Decken eingewickelt. Seine Stirn glühte und alles drehte sich. Er musste Fieber haben. Was war passiert? Er konnte sich nur daran erinnern, dass er nach der Ellipse gegriffen hatte und dann an nichts mehr. Warum war er hier? Wo? Und vor allem wann? Sein Blick fiel auf eine Wanduhr, die ebenfalls ein Datum anzeigte. 2004? Das konnte nicht sein? Das war mehr als sechzig Jahre her, seit er sich die Ellipse geholt hatte. Sein Blick schweifte weiter durch den Saal. Es war ein großes Zimmer voller antiker Teppiche und einem Flügel auf einer kleinen Empore. An den Wänden hingen kunstvolle Bilder von Malern, die ihm nur teilweise bekannt waren. Aber, als er sich erhob und an die Bilder herantrat, stellte er fest, dass es Originale war.

Seine Stirn glühte noch immer und sein Magen schmerzte. Ihm war zum kotzen und das Wortwörtlich. Wo war hier das Bad? Langsam schlich er durch einen langen Flur und sah sich die Einrichtung an. Seine Hand glitt über die kunstvollen Türen und er suchte nach einem Anzeichen, wo sich ein Badezimmer befand. Doch er fand nichts und sein Magen beruhigte sich auch langsam. Doch je weiter er ging, umso wahrscheinlicher schien es ihm, dass es sich bei dem Haus um ein sehr modernes handeln musste. 2004, dass konnte einfach nicht sein. Wie konnte das passiert sein? Er konnte doch nicht 68 Jahre unverändert geblieben sein? Vielleicht sollte er den Herren des Hauses finden, um ihn nach dem Rechten zu fragen. Doch zuerst blieb sein Blick in der Küche haften. Er vermutete jedenfalls das es die Küche war, denn hier gab es so viel verschiedenen Kram, der ihm immer klarer machte, dass es auf keinen Fall noch 1936 war.

Indiana war verwirrt und griff mit beiden Händen nach der Arbeitsfläche um sich abzustützen. Dann flammte das Licht auf und der Grabjäger fuhr herum. Dort stand eine Frau mit braunem, offenen Haar und einer Pistole in der Hand, die Indiana noch nie gesehen hatte. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Waffe eine Laserpistole war.

Lara sah ihren Gast verwirrt an: „Alles okay, Professor Jones?" Dieser nickte nicht und stieß sich von der Arbeitsplatte ab: „Da...das...Bad!" Wenigstens sprach er Englisch, dachte Lara ironisch und deutete auf eine Tür am Ende des Flures: „Dort." Jones nickte dankend und torkelte los. „Können sie nachher bitte ins Wohnzimmer kommen, ich würde sie gern untersuchen. Außerdem sollten wir reden.", rief ihm die Frau nach. „Oh ja, dass sollten wir.", erwiderte er.

Plötzlich klingelte das Küchentelefon. Es war eine Melodie, die Lara an ihre Kindheit erinnerte und außerdem anzeigte, dass der Anruf aus dem Haus kam. Sie hob ab: „Was gibt's?" „Hier ist Winston, Miss Croft. Wie geht es ihrem Gast?", wollte ihr Butler am anderen Ende der Leitung wissen. „Gut. Schätze ich.", entgegnete sie.

„Brauchen sie etwas?", wollte Winston wissen. „Nein, gehen sie schlafen. Gute Nacht, Winston.", dann legte sie auf ohne auf eine Antwort zu warten. Als nächstes schmiss sie den Wasserkocher an und füllte einen Beutel mit Tee auf. Schwarzem Tee.

Den Beutel legte sie dann in eine Kanne und goss heißes Wasser auf, als dieses fertig war. Dann schleppte sie die Kanne ins Wohnzimmer und fischte dort zwei Tassen aus japanischem Porzellan aus einem Schrank und stellte sie auf. Dann kam der Professor endlich aus dem Bad. Sein Gesicht war bleich, seine Augen huschten hin und her. Lara entschied, dass es besser war, wenn sie dem Mann ohne Waffe in der Hand begegnete, also warf sie die Beretta hinter sich und lächelte ihn an: „Kommen sie.", forderte sie ihn auf. Das tat er auch und Lara goss Tee in eine Tasse, dann in die andere. Dann erklärte sie ihm langsam, was sich bisher alles verändert hatte und wie sie ihn dort gefunden hatte. Dann zog sie die ellipsenförmige Scheibe hervor und zeigte sie ihm: „Weißt du noch was das ist?" Indiana war noch einwenig verwirrt, die vielen Infos sollten erst mal verdaut werden. Doch er nickte, als Bestätigung und wollte danach greifen, der einzige Anhaltspunkt zu seiner eigentlichen Zeit. Er wusste es, genauso wie Lara...er gehörte hier eigentlich nicht hin. Aber er war nun mal hier und er würde auch hier bleiben, denn Zeitreise war noch nicht möglich, außer eine Frau kam zufällig vorbei und entführte einen. Das war Lara einmal wirklich passiert, aber sie beschwerte sich nicht. Es war ihr eine glorreiche Erfahrung gewesen. Ob es Caronne wohl gut gehen würde?

„Kannst du mir etwas darüber erzählen?", hakte sie nach. Erneut nickte er, dann sprach er: „Dieses Artefakt ist ein altes, mächtiges Stück der Aztekenkultur. Sie verehrten einen Sonnengott und dies war seine Sonnenscheibe, jedenfalls ein Teil davon. Dazu gehörte noch ein...anderes Stück.", sie verstand das er zögerte, immerhin war Lara vielleicht nicht gerade Vertrauenserweckend. Aber er fuhr fort: „Doch das hatten mir die Nazis entwendet.", sie unterbrach ihn: „Ich hab ihre Bücher gelesen. Sie sind wirklich aufschlussreich." „Finden sie? Danke!", dann räusperte er sich: „Jedenfalls dürfen die beiden Teile nicht zusammengefügt werden, wenn man nicht ein direkter Nachfahre der Azteken ist. Oder einen sehr starken Willen besitzt.", erneut stockte er und nahm einen Schluck Tee: „Sonst wird die ganze Welt ins Chaos gestürzt." „Ein direkter Nachfahre?", Lara dachte nach: „Ich wüsste nicht, wie das heute noch gehen sollte." Indiana nickte. Diese Frau schien eine Meisterin ihres Faches zu sein. Es war schön mit jemandem zu reden, der genau die selben Interessen hatte. Dann blickte diese Lara auf die Uhr und sah ihn dann an: „Wir sollten vielleicht noch was schlafen. Ich zeige ihn morgen die Hauptstadt des Landes, London." Dann blickte auch Indiana auf die Uhr und sah, dass es bereits kurz nach 7 war. Und draußen ging bereits die Sonne auf, trotzdem nickte er zustimmend und legte sich hin. Und während er so da lag, überkam ihn das Fieber, was er vorhin total vergessen hatte. Irgendwie war er total abgelenkt gewesen, seine Leiden waren relativ gewesen.

Er erwachte erst, als die Uhr bereits nach 12 Uhr anzeigte und schlich sich in die Küche, von wo er Stimmen vernahm. Dort fand er Lara und die andere Frau mit dieser Superklaue, sie saßen auf Barhockern neben einem kleinen Tisch und tranken Tee. „...und er ist es wirklich?", wollte die andere Frau wissen, die angeblich Sara hieß. Lara nickte und sah dann, wie er in der Tür stand. Er musste kein schöner Anblick sein. Unrasiert und vollgeschwitzt. Sie warf ihm ein Lächeln zu und zog einen dritten Stuhl hinzu: „Setzen sie sich.", sie war wieder so förmlich, nicht wie gestern Nacht. Doch Indiana verneinte: „Ich würde nur gerne wissen, ob ich hier duschen kann?" „Klar. Sie wissen wo das Bad ist?", er nickte und dann torkelte er in die Dusche. „Falls sie irgendwas brauchen, Handtuch, Bademantel oder Rasierer...dann klingen sie mich an. Auf dem Telefon die zwei gedrückt halten, dann kommen sie in die Küche.", rief sie ihm hinterher. Der Grabjäger winkte ab. Ihm war die Anspielung auf seinen Dreitagebart nicht entgangen.

Als er im Bad verschwunden war, richtete Lara die Aufmerksamkeit auf ihre Freundin. Diese nippte an ihrer Tasse mit echtem, chinesischem Tee und blickte sie über den Rand der Tasse an. „Was?", wollte Lara wissen, als sie die Geste von Sara sah. Sie wusste was dies bedeutete, aber sie wollte die Bestätigung von ihr. Und Sara gab sie ihr: „Jetzt geht er auch schon bei dir duschen!" „Na und?", zuckte Lara mit den Schultern und griff nach ihrer Tasse. „Ach nichts. Aber du könntest mir mal erzählen, wovon ihr geredet habt...so ganz allein.", Sara wählte die letzten Worte mit Bedacht. Sie kannte ihre Freundin. Wenn man ihr zu doof kam, dann schwieg sie. „Über dieses und jenes. Du hast diese Scheibe gesehen, die er in der Hand gehalten hatte?", sie hörte wie das Wasser der Dusche angemacht wurde, dann ein erstauntes aufkeuchen. Er hatte wohl noch nie einen Duschkopf gesehen, der anging, sobald man drunter stand. Die Eingabe von Temperatur und ähnlichem erfolgte über einen Touchscreen. Ein Schmuckstück, fand Lara. Zu protzig fand Sara. Aber das wunderte Lara nicht, wenn man es gewohnt war, dass die Dusche verkalkt war. Das hatte sie beim ersten Besuch bei Sara festgestellt, doch Lara ekelte sich nicht. Sie hatte schon schlimmeres überlebt, hatte sogar schon mal in dreckigem Wasser von Venedig ein unfreiwilliges Bad genommen. Das war einer von einigen unschönen Seiten des Grabräuberdaseins.

Doch Lara genoss es viele Sprachen zu lernen und viele Orte zu sehen, die Menschen nicht betraten, weil sie Angst hatten. Lara hatte keine Angst. Sara nickte auf ihre Frage und sie fuhr fort, herausgerissen aus ihren Gedanken: „Dieses Teil heißt die Sonnenscheibe.", erklärte sie. „Echt?", Sara zog eine Augenbraue hoch: „Hätten sie ihm keinen cooleren Namen geben können, wie Auge aus Silber oder Scheibe mit Diamanten?", das war Saras Art von Humor, aber auch das genoss Lara. Manchmal kam ihr die Freundschaft zu Sara eher wie eine Beziehung vor. Nicht, das Lara lesbisch war, aber sie konnte es sich auf jeden Fall vorstellen mit einer Frau wie Sara etwas intimeres anzufangen. „Jedenfalls gehört dazu noch ein zweiter Teil. Die Sichel des Mondes. Zusammen ergibt es ein Artefakt mit dem Namen Kristall der Erde.", sie atmete aus: „Indiana erklärte, dass das zusammengesetzte Artefakt die Macht hätte, in den falschen Händen versteht sich, die Erde zu zerstören." „Und warum hat es diesen komischen Namen Kristall der Erde?", hakte Sara nach. „Lange Geschichte, hier die Kurzfassung. Die Azteken glaubten an mehrere Götter unter anderem einen Sonnengott und eine Mondgöttin. Diese beiden gingen ein Verhältnis ein und so entstand die Erde. Also ist diese Scheibe eine Huldigung an ihren Erdgott.", Lara liebte es ihr Wissen preiszugeben. Sie liebte es, seit sie als kleines Kind alle Namen von Barbies Freundinnen kannte. Da hatte sie es jedem erzählen müssen.

„Und wo ist diese Sichel?"

„Das ist ja der springende Punkt.", Lara schnippte mit dem Finger: „Ich hab keine Ahnung." Sara schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn: „Aber du wärst nicht Lara Croft, wenn du nicht schon eine Idee hättest, richtig?" „Bingo!", entfuhr es Lara und sie kicherte über sich, weil sie so euphorisch bei der Sache war: „Ich weiß von Jones, dass die Nazis die Sichel als letztes hatten, also werde ich einen Kontakt aufsuchen, der sich mit den Nazis auskennt und mir sagen könnte, wo ich Aufzeichnungen über die Sichel finden könnte." „In mein Kampf könnte es nicht drin sein? So zwischen den Zeilen?", wunderte sich Sara und kaute auf ihrem Croissant rum.

„Nö, da hab ich heute morgen schon drin rumgeblättert.", erwiderte die Grabräuberin. „Du hast echt keine Hobbys Mädchen.", seufzte Sara und erhob sich, als sie fertig war von ihrem Platz und schritt in der Küche auf und ab. Dann hörte das Wasser auf zu laufen und kurze Zeit später kam ein Indiana Jones mit Bademantel zurück in die Küche. Er war nun rasiert, frisiert und deodoriert und war sogar erstaunlich sympathisch. Lara mochte ihn, aber nicht so wie Sara dachte. „Haben sie schon neue Informationen zu dem Aufenthaltsort der Sichel?", wollte er wissen. Doch Lara musste verneinen: „Aber ich habe eine Idee, wo ich Informationen finden könnte. Ach und hören sie bitte auf mich zu siezen, okay?" „Dann lassen sie...lass uns aufbrechen.", verbesserte sich der Professor für Archäologie. Doch erneut musste Lara verneinen: „Wir, gehen nirgendwo hin. Jedenfalls du nicht. Sara wird dir die Stadt zeigen, während ich meinen Kontakt...kontaktiere."

Er wirkte geschockt, doch schien ihm die Idee zu gefallen, nicht viel tun zu müssen: „Aber wenn s...du Hilfe brauchst, dann bin ich bereit." „Ich weiß. Aber trotzdem solltest du dich doch erst mal hier zurecht finden, oder?", Lara erhob sich von ihrem Platz und stellte den Teller und die leere Tasse in die Spülmaschine, dann verließ sie die Küche: „Lasst euch ruhig Zeit." „Das werden wir.", Sara winkte ihr grinsend und wand sich dann an Indy. Doch dann war Lara bereits zu weit entfernt, um zu hören was sie sagten. Sie erreichte die Eingangshalle, wo Winston bereits mit einer Jeansjacke auf sie wartete. Lara nahm sie dankend ab. „Einen schönen Tag, Miss.", wünschte ihr Winston. „Ihnen auch. Arbeiten sie nicht zu viel.", erwiderte Lara Croft und trat hinaus ins Sonnenlicht.

Vor der Tür stand ein silberner Porsche Carrera, der bereit war gefahren zu werden. Die Türen glitten beinah automatisch auf, als sie nach dem Türgriff griff. Dann stieg sie ein und seufzte. Die Suche nach dieser Sichel war wichtig. Wer weiß, welche Gruppen schon seit Ewigkeiten danach suchten? Vielleicht war es ja schon zu spät? Sogar der Schatz von Kortes war jetzt unwichtig. Aber sie würde diesen noch finden, dass schwor sie sich. Dann startete sie den Motor und düste davon in Richtung London.

London, England

Museum des Antiken

18.August 2004

13:33 Uhr

Madeline Hovan war eine Frau Mitte dreißig. Ihr blondes, lockiges Haar, die kleine Brille mit zierlich feinem Gestell und die Blazer die sie trug, ließen sie allerdings älter aussehen, als sie war. Aber Lara fand sie sympathisch, eine wirklich nette Person die es im Grabräuberbusiness weit gebracht hätte, hätte sie sich nicht mit Lara Croft eingelassen. Sie war eine Zeitlang Laras Assistentin und Sekretärin gewesen, doch der Auftrag hätte beinah ihr Leben gekostet. Deswegen hatte Lara sie gekündigt und ihr einen Job im Museum besorgt. Sie war nun Kurator.

Lara parkte den Wagen direkt vor der Einfahrt und winkte ab, als ein Wachmann sie darauf Aufmerksam machte, dass sie abgeschleppt werden konnte. Lara war es egal. Sie hatte beim Abschleppdienst einen Freund, der würde ihr den Wagen wieder besorgen, sollte der Wachmann ernst machen. Doch das taten sie selten. Dafür kannte Lara sie zu gut und sie kannten Lara. Schnell stieg sie die Stufen zum Eingang des Museums hinauf und erblickte Madeline bereits durch die Glastür. Sie führte gerade eine Gruppe Touristen rum. Lara musste lächeln, als sie die vielen Japaner sah, die mit den Kameras hin und her liefen. Das war ein Klischee, dass sogar Lara vertrat. Es war nun mal wahr, dass sie sogar den Boden fotografierten, auf dem sie liefen. (Anmerkung des Autors: Soll nicht rassistisch gemeint sein)

Dann durchschritt sie die Doppeltür und stand in einem Empfangsflur. Eine Frau mit Sommersprossen und rotem Haar kam auf sie zu: „Guten Tag Miss, was kann ich für sie tun?" Woher wissen alle, dass ich eine Miss bin, wollte Lara wissen. War das so offensichtlich, dass sie unverheiratet war? „Mein Name ist Lara Croft, ich hab einen Termin bei Miss Hovan.", entgegnete sie freundlich. „Misses Hovan?", die junge Frau dachte kurz nach: „Die hat heute keine Termine angesagt." Misses? Hatte Madeline also endlich geheiratet? Wen denn? Rivers?

Rivers war ihr ehemaliger Collegeprofessor gewesen und gleichzeitig als Geheimagent für die CIA tätig. „Ich bin eine alte Freundin von ihr. Sie können mir doch nicht sagen, dass sie gar keine Zeit hat!", Lara erhob die Stimme und erreichte das gewünschte Ziel. Die junge Frau zuckte eingeschüchtert zusammen und nickte: „Okay. Ich werde sagen, dass sie da sind." „Nicht nötig. Ich werde sie selbst suchen und mir bei Gelegenheit ihre neuste Ausstellung ansehen.", entgegnete Lara und ging weiter, ohne auf den verdutzten Ausdruck in dem Gesicht der Frau zu achten. Während sie nach Madeline Ausschau hielt, hatte Lara noch genug Zeit durch die Reihen zu streifen und sich die Gegenstände anzusehen, die es hier gab. Nicht wenige hatte sie sogar gestiftet. Und dann endlich erblickte sie Madeline Hovan. Und diese tat es auch. Sie löste sich von der Gruppe und ging zu ihrer ehemaligen Arbeitgeberin. Lara umarmte sie und sah sie dann an: „Sie haben sich kaum verändert, Madeline." „Sie aber auch nicht Lara. Immer noch die Alte?", wollte Hovan wissen. Lara nickte: „Ja, aber deswegen bin ich nicht hier." „Geschäftlich? Dann lass uns in mein Büro gehen.", Madeline zeigte ihr die Richtung und ging noch mal zu der Gruppe zurück, um ihnen zu sagen, dass die Führung vorbei sei.

Dann schloss sie auf und sie betraten das Zimmer. Es war schön eingerichtet. An der Wand hingen Bilder und Schwerter, einige Pflanzen verliehen dem eigentlich ziemlich dunklen Zimmer Farbe. In der Mitte stand ein Eichentisch und an den Wänden reihten sich Regale voll mit Büchern und Akten. Das war Madeline jetzt. „Setzen sie sich.", wies Madeline sie an und Lara tat es. „Was gibt's so dringliches zu bereden?", wollte Madeline wissen: „Dass sie, Lara Croft, sich an mich wenden." „Sie sind doch ein Profi auf dem Gebiet der Nationalsozialisten, oder?", Madeline nickte: „Ich brauch Informationen darüber, ob irgendwo jemals eine Sichel erwähnt wird." „Sichel?", Madeline dachte nach: „Nein, nicht das ich wüsste. Jedenfalls nicht in den offiziellen Werken. Aber es gibt Gerüchte, dass Hitler geheime Bücher gehabt haben muss, in denen er Sachen schrieb, die niemanden was angingen. Mein Kampf ist da eher so ein Propagandazeug, so wie Caesars Bellum Gallicum aber das müssten sie am besten wissen...", Lara führte fort: „immerhin hab ich das Original entwendet!" Die Museumskuratorin nickte und fuhr fort: „Ich kann nicht genau sagen, ob die geheimen Bücher existieren, aber ein Versuch wäre es wert, oder? Hier ist eine Liste von Büchern, die möglicherweise helfen könnten.", sie reichte ihr die Liste und Lara überflog sie. Die meisten der Bücher hatte sie zu hause, nur wenige musste sie noch zusätzlich anschaffen, aber dann wurde ihre Sammlung größer. Das war gut so. Aber die Liste war ziemlich lang, für Listenverhältnisse. „Danke.", Lara steckte die Liste ein und stand auf, reichte Madeline die Hand: „Wir sehen uns.", dann ging sie hinaus. „Ach, Lara!", stoppte sie die Frau. Lara wand sich an sie. „Könnten sie mich bitte informieren, wenn sie die Bücher suchen gehen. Ich wäre gern dabei, wenn sie verstehen."

Lara lächelte: „Sicher doch. Ich werde sie informieren.", dann verließ sie das Büro und das Museum und verließ mit dem Porsche, der noch immer da stand wo sie ihn zurückgelassen hatte, die Stadt. Lara Croft war ihrem Ziel ein Schritt näher.

Fortsetzung folgt: