Neun

Sibirien, Russland

Im Bunker

8.Dezember 2004

17:21 Uhr

Indiana reichte Lara die Hand, als sie nach ihn durch die Enge Schießscharte kroch. „Passt auf euch auf.", rief Sara auf der anderen Seite und Lara nickte: „Machen wir. Es wird schon nicht so schwer werden." „Hoffen wir.", murmelte Indy leise, so dass ihn außer ihm niemand hörte. Dann entflammte Lara eine kleine Neonröhre, die ihre Energie aus einer Batterie bezog. Das weiße Licht erstrahlte den Raum vollständig und zeigte, dass er nicht viel größer war als ein normales Wohnzimmer. „Okay Professor.", Lara grinste ihn an: „Dann mal nach ihnen. Immerhin sind sie hier der Nazi Spezialist, oder?" „In der Tat.", stellte er fest und trat die Tür am anderen Ende mit Leichtigkeit auf.

Das alte Holz zersprang in Tausende Splitter, die im Licht der Neonröhre wie Eis glänzten. Hier unten waren es mindestens Minus dreißig Grad und Indiana fror, trotz all der Schutzkleidung. Doch auch Lara ging es nicht besser, als sie auf dem gefrorenen Boden ausrutschte und nur nicht hinfiel, weil sie sich an Indiana Jones festklammerte: „Ach du...", sie stoppte und griff nach einer Pistole aus einem ihrer Vier Holster. Zwei an der Hüfte und zwei an ihren Unterschenkeln. Eine Sonderanfertigung für sie. Die oberen Pistolen waren mit normaler Munition geladen. Die linke von den unteren war eine Pistole mit Leuchtgrananten. Und die Rechte von den unteren war eine Halbautomatik. Indiana trug nur seinen Revolver, der ihm genauso wie der Hut Glück bringen sollte. Und das hatte er, mehr oder weniger, bis er in dieser Höhle gelandet war.

Dann schoss Lara eine Leuchtrakete nach links und rechts. Das Licht enthüllte ihren Weg. Rechts war der Boden eingebrochen und links war er noch ganz. Allerdings ragten gefährliche Eiszapfen von der Decke, die wohl aus einer geplatzten Leitung kamen. Indiana zündete auch seine Neonröhre und wand sich an die Grabräuberin: „Einer von uns nimmt den Gang links, einer den rechten, okay?" „Hitler hat die Bücher sicher nicht im obersten Stockwerk versteckt, oder?", überlegte Lara. „Normalerweise kamen die Leute ja auch nicht durch die Schießscharten ins Innere, sondern durch die Türen.", erwiderte Indy und sie musste ihm Recht geben.

Es war gut, wenn jemand einen korrigieren konnte. Zwar hasste sie es, korrigiert zu werden, aber wenn es einem das Leben rettete, dann konnte man sich nie sicher genug sein. Also willigte sie ein. „Dann nehme ich aber den rechten Gang.", erklärte sie ihm und schritt ohne auf eine Antwort zu warten los. Sie erreicht die eingebrochene Stelle ziemlich schnell und steckte ihre Neonröhre an ihrer Jacke fest, so dass sie ihr weiterhin leuchtete, aber sie nicht behinderte. Hier oben würde das Eis bald schmelzen, wenn Chase und Sara oder jemand anderes da oben die Lampen brennen ließ. Dann nahm sie Anlauf und sprang, überwand das Loch ohne Probleme und landete auf der anderen Seite. Am Ende rollte sie sich ab um, die Landung sanft zu beenden. Dann trat sie die Holztür auf, denn im nächsten Moment brach der Boden unter ihr zusammen.

Lara machte einen Satz nach vorne und landete in dem neuen Raum. Der Raum war deutlich größer, als der vorherige und hier gab es keine Schießscharten. Dafür aber Tische, Stühle und ähnliches. Es könnte eine Kantine gewesen sein, denn die drei oder vier Toten, die hier herumlagen, sprachen für sich. Allesamt waren sie konserviert worden von der Kälte, so dass sie aussahen wie der Ötzi.

Lara schauderte, denn sie trugen allesamt Uniformen der Nationalsozialisten. Es war beinah so, als würde man in die Vergangenheit versetzt worden. Sie konnte förmlich hören, wie sich die Männer unterhielten, wie das Essen roch und ähnliches. Plötzlich piepte etwas in ihrem Rucksack und sie zog es heraus. Es war ein Headset, dass sie sich direkt umlegte und dann lauschte sie. „ Lara, ich bin's Indy.", ertönte die Stimme des Mannes, der auf der anderen Seite des Flures stand. „Was gibt's?", wollte Lara von ihm wissen. „Hier ist ein Raum. Ziemlich leer, aber da ist eine Treppe. Wenn bei dir nichts ist, dann komm bitte rüber." „Okay. Hier ist wirklich nichts. Bin gleich wieder da.", erwiderte Lara. „Ich warte vor der Tür.", erklang die raue Stimme des Grabjägers an ihrem Ohr. „Mach das. Over!", sie schmunzelte im Inneren und wollte den Raum wieder verlassen, bis ihr einfiel, dass der Boden noch weiter eingebrochen war. Jetzt würde sie nicht mehr so leicht rüber kommen, aber ein Stockwerk tiefer kam nicht in Frage. Dort könnte es noch gefährlicher sein, als hier oben. Also sollte sie besser nicht alleine weiterziehen.

Dann fiel ihr Blick zur Decke, wo Storm und Gasleitungen verliefen. Nicht besonders klug, wenn beide Leitungen beschädigt würden, würde der ganze Laden in die Luft fliegen. Aber mittlerweile sollte eigentlich kein Strom und auch kein Gas mehr fließen. Also sprang sie in die Höhe, ergriff die Leitungen und hangelte sich voran. Es klappte sogar, bis plötzlich das Stromkabel riss und Lara nur noch mit einer Hand hing. Mit der freien Hand griff sie nun nach der Leitung und hangelte sich sicher auf die andere Seite. Dort ließ sie sich auf den Boden nieder und atmete erst mal durch. Das plötzliche Reisen des Stromkabels hatte ihr doch einen Schock versetzt. Aber ihr blieb keine Zeit, also ging sie den Gang hinab und fand Indy dort, vor der Tür stehend. „Okay. Also geht es dort drinnen weiter, richtig?" Er nickte und machte ihr Platz, so dass sie als nächstes gehen könnte. Der Raum darin war nicht größer als eine Besenkammer und hatte gerade genug Platz, für ein bis zwei Dutzend Treppenstufen. „Was erwartet uns unten?", dachte Lara laut nach. Seit sie in diesem Business arbeitete, hatte sie gelernt auf das unfassbare gefasst zu sein und doch wurde sie immer wieder überrascht. Sie hatte viel mehr gesehen, als die meisten Menschen und konnte einige Theorien bekräftigen oder entkräftigen. Doch sie wollte nicht für eine Irre gehalten werden, wenn sie plötzlich ankommen würde mit: „Reinhold Messner hatte Recht. Es gibt den Yeti." Davon gab es schon genug Leute. Aber sie könnte viele Wahrheiten lüften über Außerirdische, den Yeti und sogar über Nessie. Allerdings war Nessie weitaus weniger Spektakulär, denn es hatte sich als eine Maschine herausgestellt.

Von irgendeinem Freak in die Welt gesetzt. Doch hier das war etwas anderes. Der Bunker roch förmlich nach Tod. Irgendwie würde es sie nicht wundern, wenn plötzlich Spikes aus dem Boden schießen würden oder ähnliches. Doch es geschah nichts, also setzte sie sich langsam in Bewegung und brachte die steile Wendeltreppe hinter sich. Unten stand sie in einem weiteren Flur, dieses Mal hatte es die Form eines T und hier gab es keinerlei Eiszapfen oder rutschige Stellen. Die Temperatur hier unten war nicht weniger kalt als oben, weswegen Lara fröstelte. Indiana stand neben ihr und blickte auf eine Pinnwand. Dort waren Bilder und Berichte abgeheftet.

Die Grabräuberin lass sich die Berichte ebenfalls durch und musste feststellen, dass nichts interessantes drinstand. Es wurde nur berichtet, wie der Krieg im Moment (jedenfalls war es zur damaligen Zeit ein im Moment gewesen) voran ging. Es war alles erstunken und erlogen was dort stand. Bis zur letzten Minute hatte man den Männern in diesem Bunker erzählt, dass es blendend stand. Dann mussten eines Nachts die Russen gekommen sein, um sie alle im Schlaf zu erlegen. Mit Schaldämpfer, damit man es schnell und ungesehen machen konnte. Die Männer hatten keine Chance gehabt. Aber das kümmerte Lara wenig. Die Zeiten waren vorbei und ihr größtes Problem war, diese Bücher in die Finger zu bekommen. Wahrscheinlich waren sie in den Gemächern eines Offiziers versteckt, aber dafür musste sie erst mal eins finden.

„Los, lass uns keine Zeit verlieren.", brachte Indiana sie aus den Gedanken und leuchtete mit seiner Neonröhre voraus: „Sieht nicht unbedingt gefährlich aus." „Es sieht nie gefährlich aus, bis plötzlich die Hölle losbricht.", erklärte ihm Lara. Und er musste ihr zustimmen. Wie oft war er schon in superknappen Situationen gewesen? Sein letzter Fall vor sechzig Jahren hatte ihn konserviert und hier her gebracht. Ihr Weg führte sie durch den Flur zu einer weiteren Tür. Lara trat diese auf und sah in den Raum hinein: „Quartiere.", stellte sie fest, als sie die Feldbetten sah, die in einer Reihe aufgestellt waren. In vielen lagen noch Tote, verwesende Wesen die bisher konserviert worden waren. Eine kurze Inspektion sagte ihnen, dass es hier nichts zu finden gab außer einer alten Kalaschnikow ohne Munition. Lara hob die Waffe auf und sah sie sich genauer an.

Es war ein ziemlich altes Model und schon lange ungebräuchlich, also warf sie es wieder weg und leuchtete noch mal durch den Raum. Die Männer lagen teils noch in ihren Betten. Sie taten Lara leid, auch wenn sie kein Fan des Nationalsozialismus gewesen war. Dann erhob sie sich wieder und folgte Indy nach draußen, der bereits ein anderes Zimmer untersuchte. Doch auch das war eine Art Quartier, denn dort gab es auch keine Bücher. Und hinter der dritten Tür befand sich eine weitere Treppe die Lara Croft ihrem Ziel näher brachte.

Sara blickte auf die Uhr. Lara und Indiana Jones waren bereits seit einer viertel Stunde weg. Eigentlich keine Zeit in der man unruhig wurde, aber Sara konnte förmlich riechen, wie dieser Bunker nach Tod stank. Es war keineswegs gesund hier zu sein. Und doch hatte sich Lara hinab begeben. Eine wirklich tapfere Frau. Sara seufzte. Sie kannte Lara schon ziemlich lange und hatte schon einiges mit ihr erlebt, doch immer wenn Lara in solche Ruinen hinabstieg, war Sara ihr nicht gleich. Es war einfach nicht ihr Gebiet und sie fühlte sich unsicher, ob sie es schaffen würde. Lara schien solche Zweifel nie zu haben. Und obwohl sie genau wusste, dass sie Angst hatte ging Sara jedes Mal mit und obwohl auch Lara wusste, dass Sara keinerlei Erfahrung in so was gemacht hatte, so rief Lara immer nach ihr, wenn es um Hilfe ging. Niemals hatte sie ihre Freundin verstanden.

Außer ihrer Witchblade gab es nichts, dass Sara auszeichnete. Sie war eine mittelmäßige Polizistin und auch nicht besonders gut in ihrem Job. Aber Lara mochte sie und sie sah in ihr etwas, dass niemand sonst wahrnahm. Ihre Seele. Egal wie stark die Witchblade auch sein mochte, Sara war stärker. Ihr Wille hielt sie am Leben. Und im nächsten Moment spürte sie ein Kribbeln unter der Haut. Irgendwas war hier, dass hier nicht hingehörte. Und auch die Witchblade an ihrem handgelenk flackerte unruhig. Sara blickte sich um. Das Gefühl wurde immer stärker und dann wusste sie, woher es kam. Auuuuuuhhhh...ein Wolfsheulen zerriss die Stille, die hier geherrscht hatte und ließ die Männer aufschrecken. Sara blickte zu dem nahliegenden Berg und sah eine Gruppe von Wölfen, mindestens an die zwanzig Stück. Und was das schlimmste war: Dabei war eine Gruppe Männer. Und einer davon trug ein Schild an seinem Schneeanzug: Sheffield.

Das Juwel an ihrer Witchblade begann noch stärker zu glühen. Und auch das Glühen in Sara erwachte: „Chase!", schrie sie und suchte die Umgebung nach ihm ab. Sie fand ihn tatsächlich bei einer der russischen Damen. Auch er hatte die Wölfe entdeckt und lotste die Frauen in die Häuser. Außerdem auch noch Rivers, Madeline und die beiden Reporter, die Lara mitgenommen hatte. Dann kam er zu ihr: „Was gibt's?" „Ich wollte dir den Auftrag geben die Leute in Sicherheit zu bringen, aber das hat sich erledigt.", und dann ließ sie dem Glühen in ihr freien Lauf. Ließ die Bestie von der Leine. Sofort entfaltete sich die Witchblade und erwachte zum Leben und füllte Sara beinah komplett aus. Ihr eigenes Ich wurde in eine sichere Kammer gezwängt.

Chase sah, wie die Witchblade, ähnlich einer Pflanze, über ihren Arm kroch und wuchs. Dann verschwand es unter ihrer Jacke und tauchte erst bei ihrem Gesicht wieder auf, wo sich zwei Stränge ablegten. So stark war ihre Verwandlung noch nie gewesen, jedenfalls hatte Chase sie noch nie so gesehen. Ob sie jetzt noch Sara war? Die Wölfe rannten heran und sprangen ab. „Aus dem Weg.", Sara stieß Chase ohne sichtliche Mühe zur Seite, so dass er mehrere Meterweit durch die Luft flog. Dann entlud sich ein orange Energiestrahl und tötete einen der Wölfe sofort. Die anderen fielen über die Männer her und rissen einige in Stücke.

Doch diese waren auch nicht wehrlos, denn sie griffen nach ihren Waffen und konterten. Vier Wölfe starben innerhalb eines Augenblickes. Chase sah zu Sara hin, die einem der Söldner auswich und ihm die Faust ins Gesicht bohrte. Sogar auf diese Entfernung konnte er die Knochen brechen hören. Ein anderer Söldner griff Sara von hinten an und schlug ihr gegen den Kopf. Die Polizistin stöhnte vor Schmerz auf, kippte zu Boden und blieb erst mal da liegen. Der Söldner lachte, doch dann zog Chase seine Pistole und schoss ihm in den Kopf. Ein dampfendes, rotes Loch erschien auf der Stirn des Mannes und seine Augen öffneten sich vor Schreck.

Dickflüssiges Blut quoll aus der Wunde, als er zu Boden ging und starb. Und dann erhob sich Sara wieder in die Höhe, ohne die Hände zu benutzen. Ein unheimlicher Anblick. Chase schauderte. Diese Witchblade war wirklich ein Teufelsstück. Ein Wolf sprang Sara an die Kehle und Chase hätte beinah aufgeschrieen, doch dann sah er die Witchblade zwischen Saras Kehle und den Kiefern des Wolfes. Sie hatte die Hand noch Rechtzeitig gehoben.

Was er als nächstes sah, hätte er besser nicht gesehen. Die andere Hand ergriff den Unterkiefer und mit einem schnellen Ruck zerriss sie den Schädel des Wolfes beinah in zwei Hälften. Blut floss übe ihre Arme auf den Boden in den weißen Schnee.

Chase sah sich um. Die meisten Wölfe waren bezwungen und es hatte nur vier der Männer erwischt und von den Söldnern keine Spur. Sie waren wohl geflohen, oder? Sein Blick wanderte zu der Schießscharte, als die neue Erkenntnis aufkam, und dort fand er noch einen der Männer, wie er sich hineinzwängte. „Sheffield.", schrie er und stürmte los. Sara hörte seine Stimme und blickte ebenfalls zu den Scharten, sah den Söldner und lachte. Ein Blitz entlud sich aus ihrer Handfläche und tötete den Mann. Chase hielt an und hätte beinah gewürgt, als der Geruch nach verbranntem Fleisch und Haaren in die Nase stieg. Sara neben ihm seufzte ein mal kurz, dann spürte Chase, ohne sie anzusehen, dass sich die Witchblade zurückzog. „Wow.", sie atmete schwer, denn die Witchblade hatte die Kontrolle wohl nicht freiwillig aufgegeben: „Das war...", sie fand keine Worte dafür. So etwas hatte sie noch nie getan. Immer wenn die Witchblade aktiviert wurde, hatte Sara die Kontrolle, doch dieses Mal wurde sie verdrängt. Das war nicht gut, dass bewies das sie nicht so stark war, um die Witchblade zu kontrollieren.

Aber abmachen konnte sie die auch nicht, sonst hätte sie es schon lange getan. Chase hielt die Luft an und zog den Leichnam aus der Schießscharte: „Komm, wir müssen Lara warnen." Sara nickte und sie stiegen gemeinsam hinab in die Tiefe.

Der nächste Flur entpuppte sich als eine Art Aufenthaltsraum. Vielleicht war das aber auch schon das letzte Stockwerk. Säulen aus Eisen stützten das Dach über ihnen, so dass Lara keine Angst hatte, dass die Decke runterkam. Der Raum Maß etwas vierzig mal vierzig Meter und war so konstruiert, dass genug Soldaten sich hier aufhalten konnten. Und das hatten sie wohl auch getan, bevor sie gestorben waren, denn hier lagen mindestens zwanzig gefrorene Leichen rum. Indiana gab ein angewidertes Grunzen von sich und blickte sich in dem Raum um. Doch es gab hier nichts interessantes zu sehen. Es war ein einfacher Raum mit Betonwänden, vollkommen Schmucklos. Der einzige Fleck Farbe bestand aus einem Portrait vom Führer an der Wand. Lara mochte diesen Raum nicht und sie wollte so schnell wie möglich aus dem Bunker raus.

Es gab insgesamt drei Türen, eine im Osten und zwei im Westen. „Du die, ich die.", erklärte sie ihm und nahm sich die östliche Seite vor. Doch diese Tür würde sich nicht einfach eintreten lassen, hier brauchte man schon mehr, denn sie war aus massivem Eisen und vollkommen festgefroren. Deshalb streifte sie ihren Rucksack ab und griff hinein, beförderte einen Gasbrenner ins Fackellicht. Die Fackel selbst schaffte es kaum den großen Raum auch nur annährend zu beleuchten, so dass sie Indy nur an seiner Fackel erkennen konnte. Mit viel Geschick und nur einer Hand schraubte sie die Gasflasche an den Brenner und entzündete diesen mit ihrem Klappfeuerzeug, was sie damals von Chase Caver bekommen hatte. Ein Andenken an ihre Beziehung.

Und während sie sich daran machte mit dem Brenner die Eisklumpen zu schmelzen, vernahm sie das Geräusch von Schritten. Über ihr. Es waren mehr als zwei, also waren es sicher nicht Chase oder Sara. „Indy!", rief sie so laut, wie sie sich traute und löschte den Butangasbrenner. Dann ließ sie ihre Neonröhre erlöschen und wartete, bis der Archäologe zu ihr aufgeschlossen hatte. Sie drückte ihn gegen die Wand und reichte ihm den Brenner: „Halt das und leise.", dann presste sie sich selbst an die Wand.

Und im nächsten Moment stürmte ein Trupp von Männern den Raum, durchleuchtete die Ecken und ließen die Wände Gott sei Dank aus. Und Lara hätte beinah vor Zorn aufgeschrieen, als sie sah wer da als letztes den Raum betrat. Peter Sheffield. Dieser Bastard, dachte sie und verfluchte ihn in ihrem Inneren nur noch mehr. „Sucht die Croft und bringt mir die Bücher." „Sir. Hier wurde erst kürzlich gearbeitet.", rief einer der Männer mit einer Strumpfmaske über dem Gesicht. Sheffield schnaubte und sah sich in dem dunklen Raum um: „Kommen sie raus Croft, ich weiß das sie hier irgendwo stecken." Lara versuchte die Luft anzuhalten, um den Herzschlag zu beruhigen, der bis in ihr Ohr pochte. Das die anderen ihn nicht gehört hatten war beinah schon ein Wunder. „Leuchtet die Wände ab.", nach diesem Befehl dauerte es weniger als zehn Sekunden, ehe sie gefunden wurden. Sheffield grinste hinterhältig und sah sie herausfordernd an: „Sag ich doch.", er gab einem seiner Männer einen Wink und sie stießen die aufgeschweißte Tür auf. Lara kam einige Schritte mit erhobenen Händen auf die Männer zu und sah in den Raum hinein. Was sie sah erstaunte sie.

Ein länger Tunnel aus Eis, der viel zu steil verlief, um dort vernünftig gehen zu können. Man musste schon einen Schlitten dabei haben oder ähnliches. „Lara!", rief eine ihr bekannte Stimme von oben und im nächsten Moment stürmten Chase und Sara ebenfalls in den Raum rein, woraufhin sich einige Maschinengewehre auf sie richteten. „Wouw!", machte Chase und hob die Hände: „Ich schätze ihr wisst schon, dass hier einige Söldner sind." Lara nickte: „Ist uns nicht entgangen."

„Wie nett.", kommentierte Sheffield und Lara hätte ihm nur zu gerne den Hals umgedreht: „Ein Familientreffen!" Lara grinste voller Abscheu im Gesicht und sah Sheffield an: „Wenn sie mich schon wieder bei meiner Arbeit stören, wären sie wenigstens so nett und würden mir sagen warum sie es tun?" Der Angesprochene nickte: „Kann ich.", er machte eine theatralische Geste: „Darf ich vorstellen...meine Gang.", die Männer spuckten beinah gleichzeitig aus: „Ihr würdet uns als Neonnazis bezeichnen." „Sheffield!", zischte Indiana Jones. Lara hatte ihm von diesem Kerl erzählt. Peter sah dem Professor ins Gesicht und lachte: „Wenn das nicht der verschollene Indiana ist, einer der größten Kontrahenten unseres Führers." „Konzentrieren sie sich auf das wesentliche!", lenkte Lara die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ach ja, richtig!", er räusperte sich: „Damals in Mexiko wollte ich ihnen einfach einen auswischen, doch heute treffen sich unsere Wege zufällig. Ist die Welt nicht klein?", er grinste auf seine leck-mich-am-Arsch-denn-ich-bin-so-Scheiß-freundlich-Art an: „Wir sind hier um uns die Bücher zu holen, aber ich schätze das können sie viel besser, stimmt's? Also los.", er deutete auf den Tunnel: „Und wenn sie uns die Bücher rausholen, werde ich vielleicht ihre Freunde verschonen."

Lara trat an den Rand des Tunnels und sah sich um. Darunter ohne Ausrüstung war Selbstmord. Sie könnte es sicher nicht überleben. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht vorsichtig war. „Worauf warten sie. Die Uhr tickt, ich gebe ihnen eine Stunde. Dann stirbt der erste und dann jede Viertelstunde ein anderer. Immerhin sind oben noch ein ganzer Haufen ihrer Leute." Lara sah sich noch mal im Raum um. Ihr Blick blieb auf Sara hängen, die ihr zu nickte. Dann duckte sie sich. Sie hatte gute Chancen nicht gesehen zu werden, denn die Soldaten sahen im Moment zu Lara hin. Dann hörte man ein kurzes Klack und über den Boden rutschte ein Enterhaken, der zu Saras Ausrüstung gehörte. „Los jetzt.", Sheffield hatte das Geräusch wohl überhört, denn er trat vor und schubste Lara hinab. „Nein!", entfuhr es Indy und er wollte ihr helfen, doch die Söldner hielten ihn zurück. Im Flug drehte sich Lara und griff nach dem Rand, zog sich hoch und bekam die Pistole mit dem Enterhaken zu fassen, dann rutschte sie in die Tiefe und betete, dass sie sich nirgendwo aufspießte.

Fortsetzung folgt in Zum Inneren: