Achtzehn

Kashgar, China

Villa Zong

11.Dezember 2004

22:20 Uhe

Lara spürte die ersten Kugeln an sich vorbei sausen. Sie atmete aus und begann über Kopf so gut wie möglich Schwung zu holen, wobei ihr Yu Noa half, den sie als Stütze benutzte. Deswegen folgten erst mal keine Schüsse. Ihr Blick fiel zu Sara und Indy. Der Grabräuber schlug such gerade mit einem Wärter, während Sara immer noch gebannt verfolgte, wie Lara hin und her schwang. Quill hatte sich in Bewegung gesetzt und rief: „Lara hier!"

Lara, nicht!", rief Chase, doch zu spät. Sie warf die Plastikröhre durch die Luft und Quill fing sie auf. Dann löste sie die Schur soweit, dass sie nun wieder mit dem Kopf nach oben hing.

Als nächstes löste sie sich komplett am höchsten Punkt ihres Schwungs. Rückwärtssaltos schlagend flog sie durch die Luft und landete auf den Beinen. Dann wurde wieder das Feuer eröffnet. Lara tauchte unter die Büffettische, während die Gäste schreiend reis aus nahmen. Die Kugeln bohrten sich in den Boden oder durch das Holz, trafen Lara aber immer noch nicht. Sie hatte tatsächlich Glück nötig.

Lara? Lebst du noch?", sie war einwenig erstaunt, als sie Saras Stimme hörte. „Ja.", erwiderte sie: „Misch dich unter die Leute. Fall wenigstens du nicht auf." „Zu spät.", im nächsten Moment flog ein rauchender Wachmann durch die Luft und landete neben der Archäologin. Diese zog ihre beiden Waffen und richtete sich auf. Dann feuerte sie.

Dabei versuchte sie immer wieder die Leute nicht zu treffen, was ihr auch gelang. Doch somit hatte sie auch keinen einzigen der Wärter erwischt.

Sara wehrte einen der Wärter ab und schlug mit der behandschuhten Hand zu. Dieser flog zurück und rauchte, genauso wie der, der neben Lara gelandet war. Dann wand sie sich an die anderen Gegner. Es gab immerhin viel zu tun. Die Feuerschutztüren wurden geöffnet und weitere Gestalten kamen hinein. Lara zielte und tötete sie.

Die Frontscheibe barst und drei weitere Männer in Schwarz traten einer. Zwei davon trugen eine Glatze, der dritte war der jenige, der vorhin draußen eine Rauchen war. Lara grinste und blickte sich nach Indy um, der sich einer Waffe bemächtigt hatte und nun auf die Gegner schoss, aber eher um sie zu verscheuchen und nicht, weil er sie wirklich töten wollte. Dafür waren hier zu viel Gäste. Dann sah sie Quill, wie dieser durch die zerstörten Fenster floh. Mistkerl!

Lara hastete hinterher, erreichte den Raucher, der in den Ausfallsschritt gegangen war, um sie so besser anzuvisieren. Doch er kam nicht dazu, denn Lara erreichte ihn, sprang auf sein vorgestrecktes Knie, von dort auf seine Schulter, dann stieß sie sich ab. Die beiden Begleiter schossen auf sie und trafen aber nur ihren Kollegen. Dann rollte sie sich ab und stürmte zum Fenster raus: „Sara! Indy! Verschwindet von dort!", dann wechselte sie schnell die Frequenz: „Chase?" Doch sie bekam keine Antwort.

Wo steckte er?

Lara hastete zu der Mauer noch ehe die Wärter realisierten, was abging, dann schlug sie einen Bogen und stürmte um die Ecke. Hier war die Wand um einiges Näher am Haus, also trat sie mit dem linken Fuß auf die Hauswand, katapultierte sich in die Höhe und griff nach dem Rand der Steinmauer mit dem Efeu. Dann zog sie sich hinauf und ließ sich auf der anderen Seite fallen. Ein „Uf!", entrang sich ihr, als sie sich instinktiv zusammenzog, ehe sie sich wieder aufrichtete.

Sie sah Quill vor sich, dann noch eine zweite Gestalt, die dem reichen Mann folgte. „Lara?", es war Indy an ihrem Ohr. „Was?", wollte sie wissen. „Wo bist du?", dieses Mal war es Sara. „In der Gasse bei unserem Wagen. Chase folgt gerade Quill.", erklärte sie und blickte ihrem Freund zu, wie dieser den Mann einholte und zu Fall brach.
"Wir kommen dahin.", erklang Indy noch mal. Dann wurde es still und die Diebin hastete zu Chase hin. Dieser hielt Quill am Boden. Doch der Mann warf ihn ab und erhob sich wieder. Lara erreichte Chase, dann grinste Quill und hielt Lara die Rolle mit dem Pergament hin: „War das nicht ein lustiger Wettlauf?" „Quill das war knapp. Ich hätte erschossen werden können. Wissen sie eigentlich wie es ist, wenn einen nur einige Sekunden von dem Tod trennen?", wollte Lara wissen und in diesem Moment nickte dieser.

Dann griff sie nach der Rolle, schraubte sie auf und zog das vergilbte, zusammengerollte Papier zusammen. Sie entfaltete es und blickte hinein.

Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie schob das Pergament wieder zurück: „Das ist es. Aber Qu...", doch da war der Mann auch schon wieder verschwunden. Und irgendwie hatte Lara das Gefühl, dass er sie wieder gerettet hatte. Sie schmunzelte und schulterte die Rolle. Dann hörte sie Schritte hinter sich.

Schnell Schritte. Von zwei Personen, dann mehr. Sie blickte sich um und sah Indy und Sara Seite an Seite auf sie zustürmen. Verfolgt wurden sie von sieben oder acht von Zongs Leuten.

Die Grabräuberin hob ihre Pistolen und schoss, doch alles was herauskam war ein Klick. Sie waren leer. „Rennt!", rief Indy, während Sara mit den Armen wedelte. Kugeln pfiffen durch die Gegend und prallten als Querschläger an den Wänden ab.

Lara spürte den heißen Luftzug einer Kugel an ihrer linken Wange und rannte weiter. Dann kam der Fluchwagen in Sicht. Er war mit dem Hintern zur Gasse geparkt und die Türen waren aufgerissen. Dann stürmten Lara, Sara und Indiana hinein, während Chase am Steuer platz nahm. Sara schrie, als eine Kugel sie in der Schulter traf und auf der anderen Seite wieder hinaus kam. Dann schloss Lara die Türen und der Wagen schoss los, während Sara auf dem Schoss ihrer Freundin lag und wimmerte. Indiana rannte zur Trennscheibe und rief: „Zum Krankenhaus, schnell!"

Chase hupte einmal als Bestätigung. Währenddessen hatte Lara ihr T-Shirt genommen, dass hier lag und zerriss es, band den Stoff um Saras Schulter und hoffte, dass der Stoff die Blutungen stoppen würde.

„Au!", meinte Sara: „Das ist zwar nicht das erste mal, aber irgendwie fühlt sich das komisch an." Lara versuchte zu lächeln, doch traten ihr Tränen in die Augen. „Warum weinst du?", wollte die Polizistin wissen und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Lara wischte sich die Tränen ab und sah zu wie Sara einschlief. Dann legte sie Sara auf den Boden des Wagens und zog den Reisverschluss des Latexkälteanzuges auf, zog diesen aus und warf ihn in die Ecke.

Dann griff sie nach ihren zerrissenen Shirt und streifte es sich über, genauso wie die Jeans die sie in Russland erworden hatte. Dann sah sie schweigend zu, wie ihre Freundin schlief und wartete, bis der Lieferwagen hielt.

Schnell öffnete sie die Türen und wartete, bis Indy mit Sara auf dem Arm hinauskam. Gemeinsam eilten sie ins Krankenhaus und Lara rief: „Ein Notfall. Schnell, sie wurde angeschossen.", auf chinesisch, dass beinah so rein klang wie das der Einwohner. Das war sehr praktisch in dieser Gegend von China. Niemand wunderte sich, wenn jemand plötzlich mit eine Schusswunde auftauchte.

Kashgar, China

Hospital

11.Dezember 2004

22:39 Uhr

Sofort kam eine Barre in die Eingangshalle und Indy legte Sara vorsichtig drauf, dann fuhren sie davon. Lara wusste, dass es jetzt von jeder Sekunde abhing. Also störte sie nicht weiter und betrat stattdessen das Wartezimmer des Krankenhauses. Das Zimmer war ziemlich groß und mit goldgelbem Wandanstrich. Irgendwie wirkte das vollkommen falsch. Aber sie wollte sich nicht beschweren. An den Wänden standen Stühle und in der Mitte ein Tisch auf dem sich Zeitschriften aus aller Welt stapelten.

Trotz der späten Stunde saßen da noch vier Personen die nicht zueinander zu gehören schienen. Alles Chinesen, wie Lara erkannte. Zwei Männer, eine Frau und ein undefinierbares Etwas. Ein Transvestit.

Lara war nicht diskriminierend oder ähnliches, sie war sich bei solchen Leuten nur nie sicher, welches Geschlecht sie hatten. Das war einwenig beängstigend. Aber Lara wollte ja nicht urteilen.

Der Mann, Lara erkannte es an der markanten Gesichtsstruktur, blickte sie an und zwinkerte mit den Augenbrauen. Lara lächelte zurück und setzte sich auf einen der Stühle, griff sich eine englische, alte Cosmopolitan und blätterte drin rum. Sie musste komisch aussehen. Mit dem zerrissenen Shirt und den alten Hosen.

Sie verstand die fragenden Blicke. Wahrscheinlich sah sie aus wie ein Junkie oder ähnliches. Einwenig gammlig. So was war sie nicht gewohnt. Normalerweise war sie auch selten in Krankenhäusern wegen anderen. Da wanderten ihre Gedanken ja auch schon wieder zu Sara und sie seufzte. Sie hatte Angst um ihre Freundin. Wenn die Ärzte trödeln würden, dann würde sie verbluten. Indiana trat ebenfalls ein, nachdem er an der Rezeption alles geklärt hatte. Sein Anzug war nun weniger Beige sondern erinnerte an ein Horrorfilmrequisit.

„Wie fühlst du dich?", wollte er wissen und setzte sich neben sie. Lara versuchte zu lächeln, sah aber bestimmt schrecklich aus. Sie hasste diese Ungewissheit. „Gut. Soweit!", meinte sie und zog dann das Haargummi aus dem Dutt. Dann schob sie dieses in ihre Hosentasche und blätterte noch weiter in der Zeitschrift. Obwohl sie recht wenig interessierte, was Brad Pitt heute wieder gegessen hatte.

Starrummel war nicht ihr Ding. Deswegen lebte sie auch gern etwas zurückgezogener, obwohl sie auch immer wieder mit Leuten konfrontiert wurde, die sogar von ihr ein Autogramm hatten. Denn Lara war eine Art Berühmtheit. Um ihre Abenteuer rankten sich viele Gerüchte und Legenden, da sie selbst nicht unbedingt gerne über die Ereignisse sprach. Klar, sie hatte auch Bücher geschrieben, aber diese gingen dann um Ereignisse wie: wie grabe ich richtig aus. Und ähnliches.

Die Abenteuer als Tomb Raider, wie manche Leute sie nannten, waren ihre Geheimnisse. Sie redete nicht gerne über die vielen Morde, die Gewalt und den Todschlag. Sie war nicht stolz auf ihre Leistungen, auch wenn immer wieder in den Zeitungen stand, wie toll sie war. Lara seufzte erneut und blätterte weiter.

Und doch konnte sie sich nicht entspannen. Es kam ihr vor, als würde sie schon Jahre hier sitzen, doch in Wahrheit waren es nicht mal sechs Minuten. Es war einfach zum kotzen. Indy neben ihr ging es nicht besser. Er wirkte angeschlagen und müde. Seine Wange war aufgeplatzt und Blut war hinausgelaufen, doch mittlerweile wieder verkrustet. „Du solltest dich frisch machen gehen.", erklärte ihm Lara: „Ich warte hier, bis Chase den Wagen geparkt hat."

Der Grabräuber sah sie an. In seinem Blick lag Pein und Sorge. Er liebte Sara wie eine Schwester. Und er sorgte sich um sie. Lara wünschte Sara, dass ein so toller Mann wie Indy der ihre wäre. Aber sie mussten es schon selbst schaukeln. Die ganze Beziehungssache übersprang Lara gerne. Aber irgendwie war es mit Chase anders. Obwohl sie ihm immer noch nicht traute, so wollte sie mit ihm zusammen sein.

Indy nickte schließlich, als er sein Gesicht mit den Fingern abgesucht hatte und stand auf, verschwand dann durch die Tür. Dann warf Lara wieder einen Blick auf die Uhr und dann sah sie wieder in ihre Zeitschrift hinein, ohne sie allerdings wahr zu nehmen. Ihre Gedanken kreisten um Sara.

Hoffentlich würde es ihr bald wieder gut gehen. Sie wollte sie nicht gerne alleine hier lassen.

Chase parkte den Lieferwagen in einer Seitengasse, wo er davon ausgehen konnte, dass ihn niemand fand. Dann versteckte er das Pergament in einer Klappe im Boden des Wagens und schloss alle Türen sorgfältig ab.

Ein Blick nach links und rechts verriet ihm, dass er nicht beobachtet worden war. Dann schritt er pfeifend durch die Gasse. Er machte sich Sorgen um Sara, aber er wollte kein Aufsehen erregen. Immerhin war der Wagen nicht aus diesem Land. Sie hätten an die Nummernschilder denken sollen. Aber jetzt war es eh zu spät. Als er die Gasse verließ, schritt er endlich schneller los und ging zielstrebig auf die Eingangstür des Krankenhauses zu. Auf dem Parkplatz standen um diese Zeit kaum Autos. Nur zwei Toyota und einige VWs. Hier in China fuhr niemand ein teures Auto, es sei denn er hieß Yu Noa Zong oder so ähnlich. Chase hatte einen Hass auf diese Leute.

Sie spielten mit Geld und Leben, als sei es nicht wichtig. Wenn es sein muss, opferten sie sogar ihre eigenen Leute. Manche Mafiosi hatten noch eine gewisse Ehre. Doch so Leute wie Zong waren nichts anderes, als Schakale!

Plötzlich trat ein Mann aus dem Schatten und Chase zuckte erschrocken zusammen. Dann sah er Quill. „Sind sie wahnsinnig?", wollte Chase wissen, allerdings eher rhetorisch: „Warum tauchen sie eigentlich immer so auf?" Der ältere Mann lachte und zuckte mit den Schultern: „Tu ich doch gar nicht. Ich bin mit dem Taxi hier hergekommen, als ich sah wie diese Frau, die Polizistin, angeschossen wurde.", als er Chase ungläubigen Blick sah, fügte er hinzu: „Denken sie nicht, ich bin ein Unmensch, Caver!"

„Nicht doch, Quill, alter Kumpel!", Chase grinste als er sah, dass die Bezeichnung als alt ihm einen Stich versetzte. Dann schritt er weiter: „Lassen sie uns jetzt bitte in Frieden." „Geht man so mit alten Freunden um?", wollte sein Gegenüber wissen. „Meinen sie die Sache in Brasilien? Wir haben nur einwenig getrunken...dann sind sie ja abgetaucht, wegen diesen Midnight Squires!"

Chase wurde einwenig beleidigend und es tat ihm ja auch schon einwenig leid. Er und Quill hatten sich mal in Brasilien getroffen, zwei Tage vor Quills Tod. Sie hatten sich sehr amüsiert. (Anmerkung des Autors: Siehe Tomb Raider von e-comix und Andy Park Nummer 7!)

Chase seufzte und blickte Quill dann in die Augen: „Also? Wollen sie nun helfen, oder im Weg stehen!" Dieser lachte und reichte Chase eine Karte. Der Grabräuber beäugte diese und sah dort eine Nummer: „Geben sie mir jetzt ihre Nummer, damit wir uns auf ein Date treffen können?", wunderte er sich.

„Sie sollen mir Bescheid geben, wenn sich mit dieser Sara was neues ereignet.", dann ging er davon, während sein grauer Mantel im Wind wehte. Ein unheimlicher Anblick fand Chase. Irgendwie wirkte er wie ein düsterer Schutzengel. Jemand, der immer da war wenn man ihn nicht brauchte und Sachen tat, die einem auf unauffällige Weise das Leben retteten. Lara hatte erzählt, dass ihm das Auge von Shaherettin magische Kräfte verliehen hatte. Angeblich sei er so gut wie unverwundbar und außerdem unsterblich.

Doch sie wollte nicht sagen, woher sie das wusste. Oder warum sie das annahm! Endlich erreichte er den Eingang und betrat das Krankenhaus. Sein Blick schweifte über die weiße Einrichtung. Links ein Rezeption, oder wie auch immer man so was in einem Hospital nannte. An der gegenüberliegenden Wand einige, leere Stühle. Dann einige Krankenbetten, allesamt leer. Chase hatte sich schon immer gefragt, was sie hier eigentlich sollten. Waren sie nur zur Dekoration?

Die Frau hinter der Anmeldung lächelte, trotz der späten Stunde noch freundlich. Der Mann lächelte zurück und wand sich dann nach recht, wo er das Wartezimmer vermutete. Als er eintrat, sprang Lara von ihrem Stuhl auf und fiel ihm um die Arme. Dieser erwiderte den Druck und führte Lara dann zu den Stühlen zurück.

„Ich mach mir solche Sorgen, Chase!", begann sie.

„Ich weiß!", entgegnete er und versuchte zu lächeln, doch es misslang: „Auch ich mache mir Sorgen. Aber Sara schafft es, sie ist stark und außerdem hat sie doch noch ihre Freundin.", er meinte die Witchblade.

Sie nickte, dann ergriff sie seine Hand und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Und nach einigen Minuten schlief sie ein und Chase wachte über sie. Während die Uhr voranschritt. Dann sah er einen Arzt auf sich zu kommen, nachdem dieser einen Moment mit der jungen Frau am Eingang geredet hatte. Chase versuchte gelassen zu wirken, doch es gelang ihm nicht. Immerhin würde von seiner Antwort alles abhängen.

Fortsetzung folgt: