Nach einiger Zeit hatten sie ein kleines Lager unter den Bäumen errichtet. Gimli warf einige Decken auf den Waldboden. Im Gegensatz zu Legolas und Gimli hatte Aysha wenig bei sich. Eine Decke, ihre Tasche, einen kleinen Beutel mit Essen und ihre Waffen, die sie unter ihrem weiten Mantel verbergen konnte. Nur ihre Pfeile und ihren Bogen musste sie sichtbar tragen. Schnell wurde es dunkel und der Zwerg lief in den Wald um Feuerholz zu sammeln. Aysha legte ihre Waffen streng geordnet auf die Erde. Legolas sah sie nicht an, dennoch schien er sie genau zu beobachten:
"Die werden wir wohl in nächster Zeit nicht mehr benutzen müssen. Und trotz der wenigen Gefahr in letzter Zeit trägst du nicht mehr als fünf Pfeile mit dir." Aysha atmete laut auf, sagte jedoch nichts.
"Wo warst du?"
"Man sollte seine Waffen nie zur Seite legen. Vor allem nicht, wenn man Länder gesehen hat, wo der Ring keine Macht besaß. Denn dort regiert anderes Böses. Orks sind die geringsten Feinde. Glaubst du, nur weil Sauron besiegt ist sind ihm alle seine Anhänger in den Tod gefolgt? Nein! Sie leben und sterben weiter. Zu tausenden. Sie verbünden sich mit anderen Völkern. Ich habe viele gesehen. Sehr viele..." Legolas kramte immer noch in einer Tasche herum.
"Verdammt! Gimli hat keine trockenen Späne eingepackt!"
"Was habe ich vergessen?" Der Zwerg kam zwischen den Büschen hervor und warf das Holz vor Ayshas Füßen auf den Boden. Der Elb sah zu ihm hinauf.
"Anzünden können wir das jetzt nicht. Das wird nie brennen..." Doch bevor er zu ende sprechen konnte zischte eine kleine Flamme zwischen Ayshas Fingern auf, welche das Holz mühelos entfachte.
"Was wären wir bloß ohne dich..." Erleichtert setzte Gimli sich auf den Boden. "Was haben wir zu essen?" Legolas warf seinen und Ayshas Vorrat zu Gimli hinüber, der sofort damit begann die Beutel auszupacken.
Sie und Legolas blieben bei einem bescheidenen Abendbrot. Während Gimli sich an Kuchen, Brot und getrocknetem Fisch satt aß.
"Wo wollt ihr eigentlich hin?" fragte Aysha nach einiger Zeit.
"Überall und nirgendwo." antwortete Gimli und sah zu der Heiligelbe hinüber. Dann stand er auf, nahm sich eine der Decken, legte sich unter einen der nächsten Bäume und deckte sich zu.
"Gute Nacht." gähnte er und schlief sofort ein.
"Und wo willst du hin?" fragte Legolas leise um den Zwerg nicht aufzuwecken. "Irgendwo hin, wo mich niemand kennt. Frag lieber nicht. Es war schwierig genug mich bis zu euch durch zu fragen. Vor allem, wenn man im Volk nicht sehr beliebt ist..."
"Du hast gesagt, du hast noch Orks gesehen."
"Orks, Warge und schlimmere Kreaturen."
"Wo?" Aysha zuckte mit den Achseln und grinste.
"Zu viele Fragen lassen keinen Platz für Antworten..." Legolas warf einen kurzen Blick zu Gimli, dann sah er wieder zu Aysha. Sie starrte in die Dunkelheit.
" Und ich glaube, dass auch hier noch vieles lebt, was nicht auf unserer Seite steht."
Mittlerweile war es tiefe Nacht geworden. Erst jetzt bemerkten Aysha und Legolas wie kalt es geworden war. Ein Blitz zuckte am Himmel hervor und wenig später begann es in Strömen zu regnen. Den Zwerg schien das Wetter wenig zu stören. Der Baum schützte ihn vor den Wassermassen. Das Feuer erlosch und die beiden Elben zogen sich ebenfalls unter die Bäume zurück. Doch das Blätterdach hielt nicht lange stand. Bevor sie ganz durchnässt waren zog Legolas eine der Decken aus einem Beutel und hielt sie über sich und Aysha. Die Elbe aber hatte andere Pläne. Sie nahm ihre eigene, um einiges größere Decke und hängte sie über zwei niedrige Äste über ihnen. Die Decke war so lang, dass sie auf beiden Seiten locker am Boden lag. Dann lehne die Elbe sich erschöpft gegen den Baumstamm hinter sich und blinzelte zu Legolas hinüber. Er setzte sich neben sie und starrte hinaus. Der Regen knallte in großen Tropfen auf den Stoff über ihnen. Und wieder blitzte es auf. Der Donner folgte einige Momente später. Jedes mal zuckte Aysha zusammen. Legolas grinst sie an.
"Angst vor Blitz und Donner?" Aysha wandte sich zu ihm.
"Für wen hältst du mich?"
"Für jemanden, der auch seine Fehler hat." Daraufhin wechselten die Elben keine Blicke mehr und warteten auf das Aufgehen der Sonne.