Der Krieger hatte sich 20 der Gefangenen herausgesucht. Wie er dabei vorgegangen war wusste niemand.
Unter ihnen waren auch Aysha und Rangier. Mit einigen letzten Worten und Blicken verabschiedeten sich die beiden von Lanjaniel und Mergon, die mit den restlichen Gefangenen in die Kerker zurück geschickt wurden.
"Und jetzt?" fragte Rangier leise zu Aysha hinüber.
"Abwarten..."
Die Zuschauer wurden unruhig. Laute Rufe hallten über den Platz.
Ein Geräusch ließ die Gefangenen zusammen zucken. Hinter ihnen wurde ein riesiges Tor geöffnet und etwa ein Duzend, mit Bogen und Schwert bewaffneten, Krieger traten daraus hervor. Sie stellten sich in einer Reihe auf und machten sich zum Kampf bereit.
Einige Sklaven schafften noch ein paar große Baumstämme und Steine in die Arena. Dann wurde das Tor wieder geschlossen.
Die Angreifer zogen ihre Schwerter und spannten ihre Bögen. Da erklang eine laute Stimme und sofort verstummte die gesamte Zuschauerschar:
"Willkommen, liebe Freunde! Heute möchten wir ihnen wieder einen unserer großen Kämpfe präsentieren. Zwanzig unserer Gefangenen treten wie immer gegen dreizehn unserer besten Männer an. Gekämpft wird bis zum Tod. Sollte einer der Gefangenen diesen Kampf überstehen so wird er in drei Tagen ein weiteres Mal in dieser Arena zu sehen sein. Dann kann auf ihn gewettet werden."
Ein Wächter trat vor und zog einen der Gefangenen aus der Reihe hervor.
"Dieser hier hat bereits zwei Kämpfe überlebt. Wird er wieder gewinnen? Setzten sie und gewinnen sie..."
"Ein nettes, kleines Spiel..." murmelte Rangier und sah Aysha an. "Viel Glück!"
"Ebenfalls..."
"Ich hoffe, es wird ihnen Freude bereiten. Uuuuuund... los!"
Beim Verklingen des letzten Lautes stürmten die Angreifer auf die Gefangenen zu.
Ayshas Pfeil war der ersten, der auf einen der Männer zu zischte. Doch er verfehlte sein Ziel. Die zitternde Hand der Heiligelbe war nicht mehr fähig ihren Bogen zu halten. Plötzlich raste eine silberne Klinge auf ihr Gesicht zu.

Sie kamen immer näher. Leise gab Aragorn den anderen ein Zeichen und zog sein Schwert. Legolas spannte lautlos seinen Bogen. Gimli flüsterte: "Sollen wir nicht einfach erst einmal mit ihnen reden?"
"Nein..." sagte Aragorn. "Ich habe eine Idee. JETZT!"
Und sofort stürmten sie auf die Elben zu.

Aysha konnte sich im letzten Augenblick zur Seite werfen. Das Schwert knallte zu Boden. Genau neben ihrem Kopf prallte es auf.
Die Heiligelbe wollte nach ihrem Bogen greifen, doch der Krieger hatte seinen Fuß darauf gestellt und gab ihn nicht fei.
Aysha stand hastig auf und lief aus der Sichtweite des Mannes. Schnell sah sie sich um. Dann rannte sie hinter einen der Baumstämme. Sie spähte über das Holz hinweg und beobachtete den Tod zweier Gefangener.
Plötzlich traf sie etwas am Rücken.

"Halt! Was?" rief der Anführer, als Aragorn auf ihn zueilte. Die anderen zogen ihre Schwerter und griffen Gimli und die Hobbits an. Legolas schoss aus einiger Entfernung einen Pfeil ab, der an Merrys Kopf vorbei sauste und den Reiter genau in sein Herz traf.
"Gut gemacht!" rief der Hobbit zurück. Legolas zog seine Messer und half Pippin, der sich alleine gegen einen der Reiter gestellt hatte.
Einer der Angreifer verletzte Gimli, der daraufhin taumelte und rückwärts zu Boden fiel. Der Mann hob sein Schwert über den Kopf des Zwerges.

Aysha klammerte sich an das Holz vor ihr.
"Aysha!" hörte sie plötzlich Rangiers Stimme nah hinter sich und sie zog ihn zu sich heran.
"Danke!"
Im nächsten Moment wurde der Stamm von einer riesigen Axt zerschlagen. Aysha schrie kurz auf, dann packte sie ein großes Holstück und schlug damit auf den Angreifer ein. Rangier war in die andere Richtung davon gelaufen.
Die Heiligelbe rannte an dem verdutzten Krieger vorüber, zog einer der letzten Pfeile aus ihrem Köcher und stach ihn dem Mann in die Schulter. Er schrie auf und sofort ging ein lautstarkes Raunen durch die Reihen der Zuschauer.
Doch hinter Ayshas Rücken holte der Getroffene zum letzten Schlag aus.

Plötzlich stach ein Pfeil in die Brust des Elben und er fiel zu Boden. Gimli stand auf und sah zu Aragorn, der sich mit dem Anführer den schwersten Gegner ausgesucht hatte. Doch er drängte ihn so weit zurück, dass Gimli ihm einen endgültigen Schlag in den Rücken versetzen konnte. Und somit sank der letzte der Reiter zu Boden.

Aysha zog noch einen ihrer Pfeile und schlug ihn in seine andere Schulter. Das Schwert des Kriegers stockte nur wenige Zentimeter vor Ayshas Gesicht und der Mann brach zusammen.
Laute Rufe drangen zu Aysha hinab. Plötzlich wurde sie von einer Pfeilspitze an ihrer Hand getroffen. Sie zuckte zusammen und betrachtete den Pfeil, der ihren Handrücken durchbohrt hatte.
Unter Schmerzen zog sie ihn langsam heraus. Dann drehte sie sich um und sah, die der Schütze sein Schwert zog und auf sie zukam.

"Und nun?" fragte Gimli, nachdem er seine Wunde verbunden hatte. Aragorn zog einen der Reiter auf die Beine und nahm ihm seinen Mantel ab, den er sich dann selbst um die Schultern warf.
"So gelangen wir in die Stadt..." sagte er. "Hier!"
Er warf Legolas einen weiteren Mantel zu.
"Und wir?" fragten Gimli und die Hobbits gleichzeitig. "Glaubt ihr, dass die da in der Stadt so dämlich sind und uns glauben, dass wir Heiligelben sind?" sagte der Zwerg und sah zu den Hobbits.
Aragorn warf den dreien einen Strick zu.
"Ihr seid unsere Gefangenen!"
Die drei sahen sich an. Gimli und Merry protestierten:
"Uns kann man doch nicht einfach an einem Seil hinter sich her ziehen!" "So verzweifelt sind wir noch nicht! Am Ende werden wir von irgendwem mitgenommen und dürfen seinen Hof fegen! Nein, danke!"
Nur Pippin war schon dabei sich in das Seil ein zu wickeln, denn wer wusste schon, ob er Aysha nicht vielleicht auf diesem Weg begegnen würde...

Aysha hatte gehofft es nicht tun zu müssen, aber ihr blieb keine andere Möglichkeit mehr. Wie aus dem Nichts zog sie ein langes, schimmerndes Schwert aus der Luft um sie herum.
Die Rufe der Zuschauer verstummten.
Aysha lief es kalt den Rücken herunter, als sie die Klinge zu sich zog und sich ihr Gesicht in dem glänzenden Metall spiegelte.
Hinter und neben sich hörte sie Aufschreie der noch übrig gebliebenen Gefangenen.
Plötzlich kam einer der Krieger von hinten auf sie zu, schlug mit dem Schwert nach ihr und drückte sie zu Boden. Sie konnte seine Klinge zur Seite schlagen, doch er war schneller. Die Schwerter knallten gegeneinander und diesmal waren sie nur wenige Zentimeter von Ayshas Gesicht entfernt.

Gimli und Merry sahen es schließlich doch ein und ließen sich verschnüren. Legolas und Aragorn trugen nun die Kleidung der Reiter und deren Schwerter.
"Was machen wir mit unseren Waffen?" fragte Gimli und beäugte seine Axt.
"Wir befestigen sie an den Pferden." meinte Aragorn und nahm Gimli, Merry und Pippin ihre Waffen ab.
"Wenn sie kaputt geht, will ich eine neue!" rief der Zwerg schnell.
"Ich passe schon auf...Leider darf ich mein Schwert auch nicht mit mir führen..." Aragorn schnallte sein Schwert zu Gimlis Axt.
Legolas war sehr froh darüber seinen Bogen behalten zu dürfen, denn er war für ihn nun wichtiger als alles, was er je besessen hatte. Fast alles...

Das Schwert näherte sich immer weiter. Langsam konnten Ayshas Hände keine Kraft mehr aufbringen. Sie würde an ihrer eigenen Klinge sterben müssen.
Die Heiligelbe sah sich ein letztes Mal, wie sie dachte um. Und plötzlich entdeckte sie ihn auf den Zuschauerbänken. Daynic!
Er starrte zu ihr hinab. Im Bruchteil einer Sekunde spielte sich alles vor Ayshas Augen ein zweites Mal ab.
Haus...Daynic...Kampf...Narben...verlassen...Bruchtal...Wille...Legolas!
Sicher suchte er nach ihr. Sie durfte nicht sterben!

Den größten Teil des Weges ritten Gimli, Pippin und Merry auf den Rücken der Pferde. Bevor sie die Stadtmauern erreichten, mussten sie jedoch zu Fuß weiter gehen.
Alle Leute, die sie auf ihrem Weg trafen schienen sie gar nicht wahrzunehmen.
"Das funktioniert ja tatsächlich..." grummelte Gimli und trottete weiter. Da zog Legolas kurz an Gimlis Fesseln.
"Weiter!"
"Haha...Sehr witzig, Herr Elb. Das kriegst du noch zurück!"

Daynic zitterte. Neben ihm saß ein Vorgesetzter seines Ordens und beobachtete den Kampf.
"Die Frau scheint sehr geschickt zu sein, meint ihr nicht?"
"Wie? Ja...ja..."
Nach außen hin war Daynic ruhig. Doch in seinem Inneren tobte die Unruhe. Warum hatte er Aysha das angetan?
Sie liebte ihn doch! Oder nicht? Nein!
Daynic kehrte zu sich zurück und feuerte einen der Krieger an...

Mir jeder Sekunde gaben Ayshas Arme mehr nach. Doch der Gedanke an ihre Freunde stärkte sie.
Mit einem Schrei der Verzweiflung stieß sie ihren Gegner von sich und streckte ihn mit einigen Schlägen nieder.
Dann rannte sie auf die nächsten zu uns tötete auch diese.
Den Zuschauern stockte der Atem.
Der sonst so zierlichen Heiligelbe liefen Blut, Schweiß und Dreck über das Gesicht. Da bemerkte sie, dass keiner der Gefangenen noch am Leben war.
Sie war allein. Und niemand konnte ihr zur Seite stehen. Niemand...

Die fünf waren bis an die Stadtmauern vorgedrungen und folgten dem Weg bis zu einem großen Tor, das in die Stadt führte.
Vor dem Eingang wurden sie angehalten.
"Wo wollt ihr hin?" fragte ein prächtig gekleideter Mann und sah zu Legolas und Aragorn hinauf.
"Wir kommen aus dem Westen." begann der Elb. "Wir sollen diese drei Gefangenen ausliefern."
"Genehmigung?"
Aragorn sah zu Legolas hinüber.
""Wir...wir wurden überfallen. Man hat uns alle unsere Wertschätze genommen. Man ist nie sicher in diesen Wäldern, versteht ihr? Es kann sein, dass diese Betrüger bald hier auftauchen. Vier waren es. Merkwürdige Leute..."
"Hört sich glaubwürdig an. Wir werden jetzt noch ein wenig mehr Acht auf Reisende geben. Ich danke euch. Ihr könnt passieren."
Der Wächter zog etwas aus seiner Manteltasche und gab es Aragorn.
"Ohne Genehmigung wird man euch nirgends einlassen. Nehmt es mit euch. Es wir ein Ersatz für die fehlenden Papiere sein."
"Eine Kugel an einem Band? Ist es überhaupt sicher so etwas herzustellen und zu verteilen? Es muss doch sehr einfach sein es nach zu machen, oder nicht?"
"Es gibt nur etwa 30 Stück davon. Und so leicht sind sie nicht nach zu machen. Seht ihr das Wappen auf der Kugel? Schwer zu fälschen. Aber ich will euch nicht weiter aufhalten und meine Arbeit tut sich leider auch nicht von allein. Kommt doch hier vorbei, wenn euer Auftrag erfüllt ist, vielleicht haben wir dann ein wenig mehr Zeit."
"Wir werden es versuchen..." sagte Aragorn zum Schluss. "Auf Wiedersehen."