Aragorn und Legolas folgten der Menge durch die Stadt. Irgendwann setzten sie sich ab und betrachteten einige riesige Gebäude.
"Was ist das?" fragte Aragorn leise und sah ehrfürchtig zu dem gewaltigen Bauwerk hinauf.
"Ein Ausbildungsplatz, ein Waffenlager, eine riesige Schmiede, oder aber auch..."
"Ein Gefängnis!" riefen beide wie aus einem Mund.
Aragorn wies auf die von der Stadt abgewandte Seite.
"Wir sollten uns hier ein wenig umsehen..."

"Legolas? Ein Opfer? DER Legolas? Da verstehe ich nicht!" Pippin schüttelte ungläubig den Kopf. Langsam ließ er den Kettenring in die Tasche zurück gleiten. "Sie hätte ihn nie umgebracht!"
Merry antwortete nicht. Viel wusste er nicht über Heiligelben, aber es reichte um zu befürchten, dass sein Freund vielleicht auch irgendwann auf einem kleinen Stück Metall verewigt sein könnte.
Er schluckte als er daran dachte.
Gimlis Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
"Elben! Wo hat man mich bloß hingebracht! Verdammtes, Legolas vergib mir, ELBENVOLK!"
Auf einmal stürmten drei Wächter in die Gefängniszelle.
"Los, mitkommen." Sie legten den vier Gefangenen schwere Ketten an und führten sie in den dunklen Gang hinaus.
"Was machen die mit uns?" flüsterte Merry Mergon zu.
"Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube gehört zu haben, dass sie irgendetwas von "Schatten" und "Stadt verlassen" erzählt haben"
"Ruhe da vorne!" Eine Peitsche rast auf Mergon zu und streifte seinen Rücken. Doch er biss die Zähne zusammen und erwartete das Ende des langen Ganges.

Eine Reihe von Wachen blockierte den Durchgang und Aragorn und Legolas konnten nur einige flüchtige Blicke auf die herauslaufenden Gefangenen werfen.
Legolas sah sich kurz um und machte Aragorn danach ein Zeichen ihm zu folgen. Er führte ihn an eine so gut wie nicht bewachte Stelle des Weges, von der aus sie das Geschehen gut beobachten konnten.
"Legolas, da hinten sind die Hobbits. Dort ist Merry, siehst du? Und da hinter ist Gimli!"
Merry bemerkte die beiden und drängte sich so gut er konnte zwischen den Armen und Beinen hindurch auf sie zu.
"Holt uns hier raus!"
"Ganz ruhig!" antwortete Aragorn. "Wie geht es den anderen?"
"Gut, glaube ich... Gimli und Pippin sind da hinten."
Legolas kam einen Schritt näher.
"Und wo ist Aysha? Habt ihr sie gesehen?"
"Gesehen? Wir haben gesehen, wie sie von uns gegangen ist. Sie ist tot..."
Doch die letzten Worte gingen unter und der Hobbit wurde weiter gestoßen.
Legolas sah ihm fassungslos nach.
"Nein, das darf nicht sein..."
Sie konnte nicht tot sein! Das wofür er eigentlich in diese Lande gereist war, sollte von ihm gegangen sein? Warum? Warum zu dieser Zeit? Doch jetzt war alles verloren. Nun war alles vorüber...

Vor Daynic lag ein weißer Saal. Nachdem seine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, ging er tiefer in den Raum hinein. Langsam trat er auf einen breiten Tisch zu. Daynic lächelte...

Ein langer Fußmarsch stand den Gefangenen bevor. Sie machten keine Rast und niemand sagte ihnen, wohin sie geführt wurden. Legolas und Aragorn hatten sie schon lange wieder aus den Augen verloren.
Manchmal stolperte vor oder hinter ihnen einer der Gefangenen. Niemand half ihnen auf. Sie wurden einfach liegen gelassen. Pippin und Merry zwangen sich geradeaus zu sehen...

Aragorn und Legolas verfolgten den Trupp in sicherem Abstand. Mit der einen Hand hielt der Elb die Zügel seines Pferdes, mit der anderen Ayshas Tasche, die auf seinen Knien ruhte.
Aragorn musste es ebenso gehen wie Legolas.
"Ich habe geschworen sie zu beschützen..." murmelte er sich selbst zu. "Wieso konnte ich mein Versprechen nicht halten?"
Als die Gefangenen schließlich doch eine Rast einlegten ließen auch Aragorn und Legolas sich nieder. Es war schon dunkel und anscheinend dachte niemand daran nachts weiter zu ziehen.
Sie entfachten weder ein Feuer noch breiteten sie Decken aus. Legolas führte nur ihre Pferde ein Stück von ihnen fort. Sie wollten ihre Anwesenheit auf keinen Fall preisgeben.
Der Elb ließ die Gefangenen keine Sekunde aus den Augen. Doch irgendwann hob er seinen Blick und sah zu den Sternen hinauf. Einer funkelte heller als der Andere. Legolas vergaß die Welt um sich herum. In seinem Kopf hallten Ayshas Worte wider:
"Hast du genug Mut, um zu kämpfen? Genug Stärke um zu siegen? Und genug Willenskraft um all das zu bewältigen?"
Der Elb sah zum Mond hinauf. Und fast glaubte er ihr Gesicht erkennen zu können.
"Hast du genug Zeit um alles wieder zu vergessen...vergessen...vergessen..."
Ayshas Stimme wurde immer leiser bis sie schließlich verstummte und der Mond hinter einer Wolke verschwand.